Es konnte ja keiner ahnen, dass das alles so scheiß lange dauert! Halten wir fest. Eine Szene, die dank einer Pandemie fast vollständig aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden ist, findet auch nicht statt. Deswegen hat es jetzt eine gefühlte Ewigkeit bis zur aktuellen Wochenschau gedauert, die ja aufgreifen soll, was über die Szene und ihre Protagonisten berichtet wird und was sonst relevant erscheint. Ohne Veranstaltungen und Festivals ist es still um die Szene geworden, die Gruftis sind wieder im Untergrund verschwunden. Jedenfalls für die öffentliche Wahrnehmung. Im Netz toben sich die Gruftis dann aus und bevölkern Facebook und Instagram in nie dagewesener Intensität. Allerdings scheint sich auch hier eine Art von Müdigkeit einzuschleichen, weil man es wohl satt hat, sich nur virtuell auszuleben. Auch wenn ich hoffe, dass die Pandemie bald vorbei ist, wäre es doch spannend zu sehen, was ein noch längerer Verzicht auf soziale Interaktion mit den Subkulturen macht. Letzten Endes sind dann auch die Gruftis, die ja angeblich lieber in Ruhe gelassen werden wollen, Herdentiere und wollen wieder zusammen auf der schwarzen Wiese grasen.
Battle of the Bands – Sonic Seducer Newcomer Contest 2020
Beim Sonic Seducer läuft zur Zeit die Abstimmungsphase zum „Newcomer Contest 2020“. Die gewinnende Band erhält neben Promotion und Hilfe bei der Suche einer Plattenfirma auch Sachpreise. Von der Band „Mängelexemplar“ aus Düsseldorf wurden wir durch überschwängliche Freundlichkeit dazu gezwungen, eben diese Band „Mängelexemplar“ zu unterstützen und unsere Leser dazu zu bringen, mir gleichzutun. Doch auch abseits davon sind „Mängelexemplar“ eine minimalelektronische Perle aus Düsseldorf, die es einfach mal verdient hätten, auch über den Tellerrand einer kleinen, eingeschworenen Ruhrgebiets-Clique wahrgenommen zu werden.
Und natürlich: Auch die anderen 29 Bands haben etwas zu bieten und der Sonic-Seducer hat mit dieser Aktion wieder einmal eine feine Idee gehabt, die es zu unterstützen gilt. Also teilnehmen und bis zum 31.01.2021 abstimmen!
Tim Burton Bringing The Addams Family Back to TV | Consequence of Sound
Jetzt kommt zusammen, was zusammen gehört. Tim Burton, Großmeister gruftiger Filme, möchte die Addams Family in einer neuen TV-Serie zum Leben erwecken. „The Addams Family will soon welcome a very fitting guest: Tim Burton. According to Deadline, the veteran Gothic filmmaker is heading to television for the first time ever for a new live-action adaptation of America’s spookiest family.“ Wir hoffen, das alles so gelingt, wie er sich das vorgestellt hat.
The wurst is over: why Germany now loves to go vegetarian | The Guardian
Wie die englische Zeitung mit einer herrlichen Schlagzeile berichtet, ist der Fleischkonsum in Deutschland, dem Land der „tausend Würstchen-Variationen“ rückläufig: „Carried out by teams of researchers from Berlin, Bath and Franche-Comté in eastern France, it found that out-and-proud omnivores, those who eat meat without any restrictions, are for the first time a minority in Germany. Around 42% of those questioned said they were deliberately reducing their consumption of meat in some form, by keeping to a diet that was either vegetarian, vegan, pescatarian or “flexitarian”, meaning centred around plant food with the occasional piece of meat on the side.“ Spannend, wie die ausländische Presse die Vegetarier und Veganer hierzulande wahrnimmt.
„Spotlight“ vs. „Zeitgeist Vol. 13“: Hier ist was los | unter.ton
Daniel von unter.ton gibt es zwei frische Sampler auf den musikalischen Weg, die uns Gothic 2020 wieder ein bisschen näher bringen könnten. Schließlich fühlt es sich dank Pandemie ein bisschen so an, als hätte man den Faden und den Anschluss verloren: „Seit einigen Jahren präsentieren M’era Luna, Amphi und Konsorten ein musikalisch durchaus vielschichtiges Programm, allerdings ohne den großen Überraschungseffekt. Alles geht seine geregelten Bahnen; man setzt auf bewährte Gassenhauer, die aber selbst schon über den Gothic-Tellerrand blicken und gar nicht mehr so repräsentativ sind für die eigentlichen subkulturellen Vorgänge. Denn da hat sich seit einigen Jahren eine feste Post-Punk- und Cold-Wave-Szene etabliert, die es zu entdecken gilt.“
„Once a goth, always a goth“: Grace Dent über ihr Liebe zu Schwarz | The Guardian
Wo wir gerade in „The Guardian“ stöberten, stolperte ich über das Lippenbekenntnis von einer gewissen Grace Dent, die zwar nun einen äußerlich anderen Lifestyle prägt, im Herzen aber immer Goth geblieben ist: „By the age of 13, I’d begun ruining my mother’s best saucepans while dyeing things black with 001 Dylon. I loved Patricia Morrison, who played bass guitar with the Sisters Of Mercy, and Grace Jones as May Day in A View To A Kill. I loved Winona Ryder in Heathers and Brix Smith from the Fall. My wardrobe grew more crypt-like. Shopping in Chelsea Girl and MK One I’d head towards the pleasingly muted rails of black ruched skirts, black Spandex trousers and black-lace Stevie Nicks dresses.“ Schöner Artikel.
Verzweifelte Metalheads und Punks auf der Suche nach der großen Liebe | The Guardian
Es ist ein herzerweichender Artikel. In den Frühzeiten der Subkulturen gab es noch keine sozialen Netzwerke und Dating-Seiten, die einem den subkulturellen Partner fürs Leben offenbarten. Daher gab es bis in die späten 90er die Rubrik „Einsame Herzen“ in zahlreichen Musik-Magazinen, mit denen sich subkulturelle Einsame auf die Suche nach ihrem Gegenstück machen konnten. Der Guardian zeigt einige Anzeigen von damals und suchte die Leute von damals um zu sehen, wie es ihnen heute geht. Toller Artikel! (Danke Carmen)
„Me and my mates were all heavy metallers, punks and skinheads, going to the youth club, trying to get off with girls, and going to Dublin to buy records when we could afford them. I used to make money painting band logos on the back of leather jackets. For a laugh, I took a photo of myself in a Woolworths photo machine and wrote that stupid ad. I got bags of letters from all over the world. I’m still in touch with a couple. There was a Scottish girl who came over to stay with us in 1983 and ended up just hanging out with my sisters.“
Arecibo Observatorium eingestürzt | Heise
Erinnert ihr Euch noch an SETI@Home? 1999 Kam die Universität von Berkley mit der Idee um die Ecke, die Rechenleistung vieler Home-Computer zu nutzen, um bei der Suche nach außerirdischer Intelligenz schneller voranzukommen. Dabei wurden die riesigen Datenmengen des Radioteleskops Arecibo in kleine Stücke zerteilt, die sich ein Client herunterlud, um sie dann während der Zeiten, in denen der Home-Computer zwar lief aber nichts weiter machte, nach Mustern zu suchen. Die erbrachte Rechenleistung war enorm und zeigte eindrucksvoll, wie effektiv verteiltes Rechnen sein konnte. Nachdem das Projekt im März 2020 eingestellt wurde, zeichnet jetzt der Einsturz des zweitgrößten Observatoriums der Welt einen weiteren dunklen Punkt im Bestreben der Menschheit, den Weltraum zu erforschen. Wenn Wissenschaft nicht im Dienst der Industrie steht, so mein Eindruck, ist sie nicht von Interesse.
Augenzucker: Mit dem Fixie durch New York | KFMW
Rücksichtlos und sehr gefährlich! Aber auch irgendwie schön anzusehen, New York auf diese Art und Weise zu entdecken. Nicht nachmachen! (Ein Fixie ist übrigens ein Rad ohne Gangschaltung, Freilauf oder Bremsen – eigentlich gemacht für die Rundstrecke, um dort Rennen zu gewinnen.)
Augenzucker: Fastest Moving Tornado | Pecos Hank
Ich finde Naturgewalten erschreckend eindrucksvoll. Machen sie uns doch deutlich, wie unwichtig und klein wir sind und wie wichtig es ist, mit der Natur im Einklang zu leben. Tornados verströmen eine ungewollte Faszination auf mich aus und Pecos Hank, ein YouTuber aus den USA, ist ein Sturmjäger der diese Ereignisse in umwerfenden Bildern einfängt. Dazu kommen noch jeder Mengen Informationen und musikalische Untermalung. Augenzucker, die Zweite.
In eigener Sache
Auch wenn die Wochenschau 2021 möglicherweise wieder mehr Input erhält, möchte ich die Inhalte ein wenig anpassen. Deshalb schreibt mal gerne in die Kommentare, was ihr von einer Wochenschau erwarten würdet. Mehr Videovorstellungen von Vloggern? Mehr oder weniger internationale Links? Mehr Klatsch und Tratsch? Die Themen der Wochenschau lieber als einzelne Artikel? Ich freue mich über konstruktives Feedback.
Hi Robert, ich würde mich in der Wochenschau an Deiner Stelle nicht nach „unseren Wünschen“ richten. Es ist DEIN Blog und er repräsentiert vor allem das, was DICH bewegt und interessiert. Und ich denke, die bisherige bunte Mischung dürfte für jeden Geschmack was bieten.
Da Du aber explizit nach fragst, schreib ich mal trotzdem meine Meinung ;-)
Auch wenn ich persönlich fremdsprachige Artikel meist auslasse, weil ich mich da immer ewig durchquälen muss (Übersetzungsprogramme taugen nur zum Teil was), so haben andere Leser vermutlich Freude daran, über den nationalen Tellerrand zu gucken.
V-Logs finde ich selbst oft anstrengend, vor allem wenn immer nur dieselbe Person in derselben Einstellung zu sehen ist, die erzählt. Das ist nicht so meine Welt, aber ich bin die letzte, die sagen würde, bitte weniger solcher Videos verlinken.
Insgesamt hab ich aber nur noch wenig Lust, mich durch Seiten zu arbeiten, wo man immer erst ewig wegen der Cookie-Einstellungen gucken muss, was man da jetzt wegklicken kann/sollte und was nicht. Dafür kannst Du nichts, aber seitdem es diese nervigen Cookie-Popups auf nahezu jeder Webseite gibt, halte ich mich nur noch auf einer sehr begrenzten Anzahl Webseiten auf. Wenn ich erst 20 Optionen durchgucken und auswählen muss, um einen Artikel lesen zu können, ohne dass ich auf -zig Werbe- und Tracking-Listen lande, vergeht mir einfach die Lust… noch schlimmer ist es, wenn man erst Werbevideos ertragen muss, bevor man einen Artikel oder ein Video sehen kann. Da werde ich dann bockig und klicke gleich auf „Seite schließen“.
Das sind aber sehr viele Befindlichkeiten, die dich da so in der heutigen Zeit quälen. Da bleibt ja nicht mehr viel über.
Danke für Deine Meinung. Natürlich ist es „MEIN“ Blog, in dem ich Themen präsentiere und zeige, was mich interessiert. Allerdings möchte ich natürlich auch ein Gefühl dafür bekommen, was „EUCH“ von diesen Dingen besonders interessiert und was auf weniger Interesse stößt, damit ich mehr Zeit in die spannenden Sachen investiere als in Dinge, die keiner liest. Verstehst du was ich meine? Ich habe gefühlt 1000 Interessen und stolpere über hunderte spannende Artikel und Links
Nehmen wir als Beispiel die englischen Artikel, die du auslässt. Wäre die Mehrzahl der Leser beispielsweise der selben Meinung, könnte ich mir den Blick über den nationalen Tellerrand sparen und mehr in „heimischen“ Gefilden suchen, um spannende Sache auszugraben.
Deswegen ist es einfach schön, einfach mal nachzufragen, was man verbessern könnte. Nur so entwickeln wir uns aller weiter ;)
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„Alles geht seine geregelten Bahnen; man setzt auf bewährte Gassenhauer, die aber selbst schon über den Gothic-Tellerrand blicken und gar nicht mehr so repräsentativ sind für die eigentlichen subkulturellen Vorgänge.“
Also lieber nicht über den Gothic-Tellerrand blicken, darf ich dem wohl entnehmen? Das lässt wiederum mich tief blicken auf eine Zeit, in der wir anscheinend nur noch die Wahl haben zwischen ewig gleichem Kommerzgedöns („bewährte Gassenhauer“) und ewig gleichem Retrogedudel („eigentliche subkulturelle Vorgänge“).
Ich glaube, da hast du den Autor falsch verstanden, oder? Das bezog sich auf die großen Festivals, die uns mit den immer gleichen „Gassenhauern“ anlocken wollen, anstatt mehr Raum für Neues zu schaffen. Daniel meint – so verstehe ich ihn – dass eben diese Musik nicht mehr die Szene repräsentiert sondern vielmehr die Musik, die abseits der großen Festivals angeboten wird.
Oder stehe ich jetzt auf dem Schlauch?
Es geht darum, dass die meisten „Headliner“ auf den Festivals den Begriff Gothic stark kommerzialisiert und auch ausgedünnt haben, während die eigentlichen Strömungen außer Acht gelassen werden. Denn so schön beispielsweise VNV Nation, Saltatio Mortis, ASP oder Deine Lakaien (einfach nur ein paar prominente Beispiele) sind, repräsentieren sie die Szene nicht mehr, sondern sind, überspitzt ausgedrückt, zu „Superstars“ innerhalb dieser geworden. Das bedeutet nicht, dass sie keine Daseinsberechtigung haben, im Gegenteil. Ich denke nur, dass große Festivals da immer gerne auf Nummer sicher gehen und eben die Zugpferde holen, die auch volles Haus garantieren.Bands wie Hante, Kaelan Mikla, She Past Away, Principe Valiente oder ähnliche werden diesen Effekt nicht erzielen, obgleich ich ihre Musik momentan für szenrepräsentativer halte. Aber das ist nur meine bescheidene Meinung.
P.S. Danke Robert, dass Du meinen Artikel erwähnt hast.
Also meinetwegen kann die Wochenschau genauso bleiben wie sie ist. Ich finde es eine schöne Mischung aus Themen. Mal mehr, mal weniger gruftig, aber man merkt das du bei der Auswahl im Hinterkopf hast was uns noch so abgesehen von explizit gruftigen Themen interessieren könnte.
Auch die Balance zw. deutschsprachig und international finde ich sehr gut. Das erweitert den Horizont. Alles in allem vielen Dank das du uns mit deiner Vorauswahl viel Zeit und Mühe erspart. So zusagen ein „Reader’s Digest“ für Gruftis!
Klingt doch auch gut. Vielen Dank für Dein Feedback!
Ich kann mich deiner Meinung nur anschließen.^^