Nahrungsaufnahme ist ein notwendiges Ritual zur Aufrechterhaltung wichtiger Körperfunktionen und kommt gleich nach Trinken auf Platz 2 unverzichtbarer Angewohnheiten. Um jedoch Nahrung vorrätig zu haben, bedarf es des „Einkaufens“, einer lästigen, verstörenden und äußerst grotesken Form möglicher Tätigkeiten. Warum ich unbedingt immer bis Samstag warten muss, um den leeren Kühlschrank mit frischen Einkäufen zu bestücken, bleibt mir jedoch rätselhaft. Gelegenheit hatte ich schon vorher, ich habe es jedoch vorgezogen, diese lästige Pflicht solange nach hinten zu schieben, bis das Licht aus dem Kühlschrank beim Öffnen blendet. Und so tummelt man sich zwischen unzähligen Jägern und Sammlern, die auf der Suche nach den besten Produkten der Natur schon mal die Arme ausfahren um sich die schönste Gurke, die besten Paprika und die am wenigsten verdötschten Tomaten herauszusuchen. Andere testen ausgiebig das vorhandene Angebot an Weintrauben. Sie essen den halben Fruchtstamm leer um festzustellen, dass es sich um gute Qualität handelt, um sich dann eine frische Ladung in die Tüte zu stecken. Die Angebissenen legen sie freilich wieder zurück, wer will sowas schon kaufen? Während ich noch kopfschüttelnd das Weite suche und zum meinem Einkaufswagen gehe, fällt mir auf, dass die Mangos fehlen, die ich mir kurz vorher hineingelegt hatte. Offensichtlich hat jemand die passende Auslage nicht gefunden. Ich helfe doch gern. Auch beim suchen von Links, hier die aktuellen Wochenschau:
- Aokigahara – der Selbstmordwald in Japan | Heul Nicht
Japan ist eine der schnelllebigsten Gesellschaften der Erde, wer nichts leistet, wird aussortiert, wer nicht Schritt hält, wird überrollt. Das schlägt sich auch in der Zahl der Selbstmorde nieder. Legendär ist Aokigahara, ein Wald zum Leben nehmen. Einen mit gruseligen Bilder garnierter Artikel zum legendären Selbstmordwald in Japan: „Ein Waldspaziergang ist an sich etwas Entspannendes. Die frische Luft, der gute Geruch, Bäume, Natur und Tiere tragen zur Erholung der Großstadtseele erheblich bei. Etwas anders aussehen dürfte die Sache allerdings in Aokigahara, einem Wald in Japan. […] Aokigahara erfreut sich nämlich seit Jahrzehnten großer Beliebtheit unter Selbstmördern. […] „Ein perfekter Platz zum Sterben“, so beschreibt der Autor Wataru Tsurumi in seinem Buch „The Complete Manual Of Suicide“ den Wald Aokigahara – und offenbar hört man auf seinen Ratschlag, denn bei nicht wenigen geborgenen Selbstmördern wurde eine Ausgabe dieses Buches gefunden.“ Das amerikanische Magazin VICE hat dazu noch eine kleine Dokumentation:
- Der Sarg-Discount – zum Selbstabholen für Angehörige und Bestatter | Bestatterweblog
Särge können eine teure Angelegenheit werden, die Grenze nach oben ist offen. In einem Sarg-Discount gibt es einfache Modelle schon ab 99 Euro. Undertaker Tom mit seiner Sicht auch den Laden, der auch schon beim griechischem Imbiss nebenan Unmut erregt hat: „Ich persönlich finde Sargdiscount-Läden doof. Die Menschen wollen einfach nicht so augenfällig an die eigene Vergänglichkeit erinnert werden und ihr Tabu aufrecht erhalten. Da sollen die Bestatter mal schön fein zurückhalten sein, meinen die meisten. Außerdem werden Bestatter, darüber habe ich ja häufig schon geschrieben, oft gar nicht großartig wahrgenommen, man läuft wie mit Scheuklappen an den Läden vorbei. Erst wenn man selbst von einem Sterbefall in der Familie betroffen ist, sieht man diese Läden auf einmal und dann kann es durchaus als störend empfunden werden, wenn der Bestatter nicht mit der sorgsamen Fürsorge für die Toten und Lebenden wirbt, sondern mit Discountpreisen und Waren zum Selbstabholen.“ Für die nächsten paar Tage kann man sich auch die Lokalzeit aus Bonn zu Gemüte führen, um ein paar bewegende Eindrücke zu bekommen. Für mich ein klassischer Fall, wegschicken, ausblenden, weggucken. Bloß kein Tabu brechen. Guckt die Lokalzeit bis zum Schluss, dann wird klarer was ich meine. - „Nett“ ist die Schwester von YPS | Nilzenburger
Es ist soweit, nach Jahren der Entbehrung liegt ein neues YPS-Heft an den Kiosken. Während einige Fans frohlocken: “ Ohne Zweifel kann man Ausgabe 1258 als das beste je vom Ehapa-Verlag produzierte YPS bezeichnen. […] Man merkt dem Heft aber an, dass hier YPS-Fans am Werk waren und auch, dass der Rat von zahlreichen YPS-perten eingeholt wurde.“ (YPSfanpage) sind andere, wie beispielsweise Herr Nilzenburger, nicht so begeistert: „Stattdessen ist es ein Heft über die 80er Jahre, mit ein bisschen Comic-Promotion von Ehapa für einen, schon auf 4 Test-Seiten zum einschlafen lähmenden, Zombie-Comic. Werde Spion, werde Zauberer, werde Dinosaurierforscher. Die Seiten ballern einen zu mit Testosteron. Dazu noch ein paar superlustige Comicstrips, bei denen einer nur aus einem Panel eines Ausschnitts einer Kellnerin besteht (”Höh Höh Höh!”), Zaubertricks mit Bierflaschen und Zigaretten und einer Bilderstrecke mit Autos von damals und heute. Ey, boah, ey“ Wer sich selbst ein Bild machen möchte, sollte sich ranhalten, das YPS-Heft ist vielerorts ausverkauft und wird mittlerweile für 40€ bei Ebay versteigert (Ladenpreis 5,90€) - Ask Lovecraft | Das ganz normale Chaos
„Ask Lovecraft ist eine Reihe von dem Schauspieler Leeman Kessler. Er hat Lovecraft bereits einige Male auf der Bühne gespielt und schafft es diese Rolle perfekt einzunehmen. Zumindest soweit wie wir uns Lovecraft vorstellen würden. In einem Video behandelt er das Thema Katzen, da der Fragesteller wissen wollte, wie man eine dicke Katze zum Abnehmen bringen könnte. Die Antwort darauf ist herrlich lovecratesque.“ Die Videos seien dem Leser ans Herz gelegt, Kessler schafft es tatsächlich meinem Bild eines Lovecraft sehr nahe zu kommen. (Wer nicht warten kann, hier geht es zum YouTube-Kanal von Leeman Kessler.) - Vergangen, vergessen, verlassen: Katholischer Friedhof Charlottenburg bei Staaken | Gedankensplitter hinter Glas
Wieder einmal hat Marcus einen verlassenen Friedhof erforscht. Bewaffnet mit Kamera und der Leidenschaft für das morbide macht er sich auf eine bebilderte Erkundungstour: „Erst auf den zweiten Blick entdecke ich unweit der ehemaligen Grenze, die Berlin mehrere Jahrzehnte in Ost und West teilte, in einem kleinen Waldstück vereinzelt graue Steine. Ziemlich unscheinbar liegt der ehemalige Katholische Friedhof Charlottenburg direkt neben der zweispurigen B5. Die meisten Autofahrer rasen an dem aufgelassenen Gottesacker vorbei, ohne diesen zu beachten. Ich hingegen bin neugierig und steuere die Ausfahrt an. Kein Zaun beschützt diesen kleinen Rest der „Letzten Ruhe“. Einzig ein Gedenkkreuz und einige Namenstafeln weisen den Vorbeieilenden auf den ehemaligen Nutzungszweck dieses Ortes hin.“ - Miesięcznik Egzorcysta – Das erstes Magazin für Exorzisten | Schlecky Silberstein
Marktlücken gibt es immer wieder. Dass deutsche Verleger diese noch nicht für sich entdeckt haben, grenzt an ein Wunder. Womit wir dann auch schon bei der Kirche sind: „“Print ist tot” liest man immer wieder. Nicht in Polen. Dort flattert jetzt das erste Magazin für Hobby-Exorzisten in die Kioske. Ein findiger Verleger tat sich mit einigen katholischen Priestern zusammen, um dem aktuellen Exorzismus-Boom Polens ein Leitmedium zu geben. In der ersten Ausgabe des Miesięcznik Egzorcysta (The Monthly Exorcist) geht es unter anderem über Verhandlungstaktiken mit Satan. Wer da zu blauäugig reingeht, der wird nämlich über den Tisch gezogen, dass es nur so kracht.„ - Über das Plattencover von Joy Divisions „Unknown Pleasures“ | KFMW
Man sieht es auf Postern, Plakaten, T-Shirt und Taschen, die legendäre Wellenform des Joy Division Albums „Unknown Pleasures“. Einige Leser erinnern sich, es handelt sich um den Pulsar CP 1919. Doch wie kam es dazu? „Verantwortlich für die Gestaltung des Covers war damals der Grafiker Peter Saville. In diesem Video spricht er über genau diese Arbeit und erklärt, was es mit der auf sich hatte.„
- Luther liest: Ludwig Tieck – Melancholie | Mondbote
Wer gerne ein bisschen Lyrik oder Poesie mit dunklem Charakter im Ohr hat, dem sei die Serie „Luther liest“ empfohlen. Auf seinem Blog „Mondbote“ widmet er sich unter anderem dem vorlesen dunkler Werke. Mir ist es mitunter kalt den Rücken runtergelaufen, was in unseren Kreise wohl ein Zeichen für etwas gutes sein muss.
Ganz phantastische Wochenschau!!
Ich habe mir die 20min-Doku über den Selbstmörderwald komplett angesehen – das ist wirklich gruselig teilweise, eine sehr eigene, traurige Stimmung. „Man muss nur dem Tape folgen – am seinem Ende findet man eigentlich immer etwas.“
Aber ich konnte nicht herausfinden (vllt. war ich beim Videosehen da auch kurz mal nicht aufmerksam), WARUM nun dieser Wald so perfekt geeignet ist für Selbstmorde.
DANKE!! für „Ask Lovecraft“ – meine Güte, dieser Leeman Kessler. Ich bin so froh, ihn kennengelernt zu haben. Ein echter Schatz. „The Cold“ fand ich auch sehr lustig…
Die Sargdiscount-Läden-Aufregerei ist aus meiner Sicht sehr spießbürgerlich. Und irgendwie auch ziemlich deutsch. In anderen Ländern gäbs vielleicht schon längst einen Katalog als Postwurfsendung – außer in Polen :)
Ich finde an den Sargdiscount Lade auch nix schlimmes. Und ich finde es einfach ziemlich mies sich da so drüber aufzuregen. Regen sich denn dieselben Leute über Discountpreise bei Fleisch und allgemein Lebensmittel auf? Wohl eher nicht. Warum dann ausgerechnet bei einem – salopp gesagt – Stück Holz?
Uiii, danke Robert, dass du mich mit meinen Hörspielen erwähnst :-) Das ist eine riesige Ehre für mich^^
lg Ian