Spontis Wochenschau #12/2013

Wer über meine frisch montierte Lichterkette meckert, den bestrafe ich mit dem Blick einer beleidigten, vegetarischen Leberwurst. So. Ich weiß, eigentlich sollte ich als Mitglied einer angeblich rebellischen Subkultur Weihnachten und alles drumherum ablehnen, verachten und abstrafen. Ernsthaft, ich habe versucht ohne den ganzen, viel zu kommerziellen Kram auszukommen. Ich bin gescheitert, zerbrochen an meinem ästhetischen Empfinden, vielleicht auch an meiner frühkindlichen Prägung. Ich meine, stellt euch doch mal Weihnachten ohne die ganzen blinkenden Sterne, Lichterketten und leuchtenden Schlitten vor. Was wäre Weihnachten ohne den Geruch nach Zimt, Gebäck und heißem Alkohol? Wo kommen wir hin, wenn im Kaufhaus plötzlich nicht mehr „Last Christmas“ gedudelt wird, während sich verzweifelte Ehemänner um die letzten Geschenke bemühen? Ein eher zufälliger Besuch des örtlichen Baumarktes am gestrigen Abend endete in der dort extra eingerichteten Lichterketten-Abteilung. Da wurde begutachtet und wieder verworfen, geschwelgt und gelästert um letztendlich doch nichts für unseren Haushalt mitzunehmen. Auf der Rückfahrt dann die Einsicht. Das Funkeln in der Augen kam nicht nur von blinkenden LEDs, sondern von dem Gefühl, etwas zu vermissen, was einem die selbst auferlegte Rebellion ausreden möchte. Jetzt fahren wir am Wochenende los, um uns gruftig-weihnachtlich auszurüsten, jedenfalls ein bisschen. Und Goth sei mir gnädig: Ich freu mich.

  • Finanzinvestor kauft Kultmarke Dr. Martens | Spiegel
    Für rund 300 Millionen Pfund hat ein Finanzinvestor die Kultmarke „Dr.Martens“ gekauft. Ob die Stiefel ihren neuen Inhaber überleben werden, ist fraglich: „Der Käufer Permira steht dagegen so gar nicht für Subkultur. Die Beteiligungsgesellschaft, in Deutschland als „Heuschrecke“ verschrien, setzt im Modebereich bisher eher auf das gehobene Segment. So gehört ihr unter anderem die Mehrheit am deutschen Label Hugo Boss. Auch die Wurzeln von Dr. Martens liegen in Deutschland. Die typische Luftpolstersohle wurde um 1945 am Starnberger See von Militärarzt Dr. Klaus Märtens erfunden […] Im vergangenen Jahr vermeldete das Unternehmen einen Umsatz von 110 Millionen Pfund und einen Vorsteuergewinn von 13,3 Millionen Pfund. Dr.-Martens-Chef David Suddens sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Familie habe aus persönlichen Gründen entschieden, die Firma zu verkaufen. Der neue Eigentümer werde dazu beitragen, die Kultur des Unternehmens zu bewahren.
  • Gothic Manchester Festival | Manchester Metropolitan University
    Großbritannien ist ein Land der Gegensätze. Während man in manchen Landesteilen für die Tatsache ein „Goth“ zu sein verfolgt werden kann, bietet ein intellektuellere Teil der Gesellschaft sogar Möglichkeiten der gruftigen Fortbildung an. Die Manchester Metropolitan University veranstaltete Ende Oktober das „Gothic Manchester Festival“, dass sich in zahlreichen Veranstaltungen ganz den Forschungen in Sachen Gothic angenommen hat. Ganz erstaunlich, was die Engländer dort für ein Programm geschnürt haben:  „There will be readings from Gothic writers, a ghost hunt at haunted Ordsall Hall, a tour of Monstrous Manchester, a zombie-themed pub-quiz, tours of architectural hotspots like the John Rylands library and the Town Hall, a lamp-lit walk through the Gothic highlights of the Manchester Art Gallery, creative writing workshops, a double-bill of horror at Cornerhouse and a series of academic papers and symposia.Manchester is teeming with gothic architecture, goth bands, gothic events and gothic experts, and has even been the setting of horror films such as The Living Dead at Manchester Morgue (Jorge Grau, 1974). Gothic Manchester will capitalise on these myriad cultural influences by bringing together a series of events dedicated to turning the city into a hub of gothic activity.“ Klingt ziemlich großartig, wie ich finde. Sollte sich 2014 eine ähnliche Gelegenheit bieten, werde ich alles daran setzen, dabei zu sein. Obwohl, war Manchester nicht die Stadt, in der man Gothic als bedrohte Lebensart einstufte? (via The blogging Goth)
  • Ich. Will. Rosa – Gender Marketing für Kinder | Sueddeutsche
    Nachtrag zu meine Artikel über das Metrosexuelle in mir. Im Prinzip ist doch alles Erziehungssachen, also das Geschlechterverhalten. Die Farben nicht. Rosa für Mädchen, blau für die Jungs, alles eine Erfindung der Industrie. So steht es jedenfalls in einem Artikel der Süddeutschen: „Spielwarengeschäfte fixen die Kinder mit Rosa an, sie sind strikt nach Jungen und Mädchen unterteilt: rechts Pirat Sharky, Autos, Bagger, links Lillifee, Barbie, Plastikpuppenhäuser in Pink, Pink, Pink […] „Rosa ist eine tolle Farbe“, sagt Stevie Meriel Schmiedel, Dozentin für Genderforschung und Vorsitzende von pinkstinks.de, einer Kampagne gegen Produkte und Marketing, die jungen Mädchen einseitige Rollenklischees zuweisen. „Wir sind nicht gegen Pink, nur dagegen, dass die Farbe nur mit Mädchen assoziiert wird und Jungs ausgrenzt. Das schafft eine künstliche Geschlechtertrennung.“ Wieso tragen wir nochmal schwarz?
  • Zum Sterben schön | Tageblatt
    Was der Joop in die Finger bekommt, wird zur Mode. Mit Stoffkreationen die Schönheit des Todes manifestieren. Ein fulminanter Modeschöpfer dieser Joop. So schreibt das Tageblatt aus Luxemburg: „Mit dem Sterben verbindet der Mensch vieles. Auf den ersten Blick ist es kaum etwas Schönes, der Tod macht Angst. Die Kunst trägt genau diesen Antagonismus in sich: Sie verbindet auf der einen Seite den Schrecken mit dem Tod und auf der anderen Seite zelebriert sie diesen. Das gilt für die Malerei und die Musik, genauso wie für den Film und das Ballett, die Fotografie und die Mode. Hier ist der Totenschädel längst nicht mehr nur mehr ein Emblem der Subkultur von Heavy Metal bis Gothic, sondern er feiert als Modeaccessoire wahre Triumphe.
  • Totensabbat | Der schwarze Planet
    Das Frankfurt nicht nur häßliche Seiten hat, musste sich auch Shan Dark eingestehen. Mittlerweile hat sie einige schöne Seiten der Stadt entdeckt. Das es sich dabei unter anderem um Friedhöfe handelt, liegt in der Sache der schwarzen Natur. „So unbefangen, wie ich Mitte November zum israelitisch-jüdischen Friedhof an der Rat-Beil-Straße in Frankfurt fuhr, bin ich nun nicht mehr. Zumindest, was die Rothschilds und die Juden betrifft. Ich hatte durch das ehemalige Eingangsportal einen Blick auf die friedhöflichen Herrlichkeiten erhascht, aber stand plötzlich vor hohen Mauern und einem breiten verschlossenen Eisentor. Es war Samstag und samstags ist der jüdische Friedhof geschlossen. Bei “Frag den Rabbi” habe ich jetzt gelernt warum: Samstag ist Sabbat. Ruhetag. *Knirsch* Auch wenn mir Frankfurt jetzt sympathischer ist – gleich zwei Mal an einem Wochenende dahin fahren? *knirsch* Ich tat es. Am Sonntag stand ich wieder vor dem Eisentor – diesmal war offen und sogar lebende Menschen drin. Keiner der Männer trug eine Kopfbedeckung. Sollte Mann aber; es muss ja nicht gleich eine Kippa sein. Ich hatte zwar auch erst im Nachhinein daran gedacht, aber Frauen dürfen sowieso ihr schnödes Haupthaar unbedeckt zu Grabe tragen – oder so ähnlich.“
  • Das meiste liegt auf dem Weg | Frankenpost
    Oberkotzau. Wer wohnt schon in Oberkotzau? Hoppla, Marcus Rietzsch, den kennen wir doch! Jetzt schreibt die Frankenpost anlässlich seines neuen Bildbandes „Schon unser Heut ein Gestern ist“ : „41 Jahre: „Mitten wir im Leben sind …“ Ist Marcus Rietzsch ein Pessimist? Das weist er, in aller Ruhe, strikt zurück; auch wenn, „je älter man wird, die Hoffnung in die Menschheit sich verringert“. Gleichwohl verfällt der Künstler keiner Depression, sondern macht klug einen „Unterschied zwischen Melancholie und Schwermut“. Für Erstere sucht und findet er die idealen Schauplätze und Ausdrucksmittel. Auf Friedhöfen fühlt er sich wohl: „Ich fotografiere gern alte, der Zeit entrückte Sachen.“ Die Bestattungskultur von einst war kostspieliger als heute, „aber auch spannender, mit detailliert ausgearbeiteten Symbolen.“ In Genua, zum Beispiel, bewunderte er opulente Grabdenkmäler: „Richtige Menschen sitzen da, in Stein verwandelt, voller Staub, mit Sprüngen im Material und Abbrüchen.“ An ihnen nagt der Zahn der Zeit. Zwischen ihnen „lernt man viel über die Menschen“.“
  • HOAXILLA – Der skeptische Podcast aus Hamburg
    Explodierte die erste Atombombe vor gut 4.000 Jahren am Indus? Was ist dran am Geheimnis um die riesige Stadt Mohenjo Daro? Wurden die tausenden von Einwohner Opfer eines Krieges zwischen antiken Hochzivilisationen? Schuf 1981 eine geheime Regierungsorganisation der USA ein Videospiel, dass schreckliche Folgen für die Spieler hatte? Und warum wurden die Videospielhöllen in Portland, Oregon von “Men in Black” besucht?“ Solchen und ähnlichen Fragen gehen die Hamburger Alexander und Alexa Waschkau in ihrem regelmäßigen Podcast auf den Grund. Sie wollen aufklären und skeptisch machen und beschäftigen sich mit Urban Legends, Medien Kultur und Wissenscahft aus der Sicht der Skeptiker-Bewegung. Sehen ja gruftig aus, die Beiden. Ob sie welche sind? Ich bleibe skeptisch.
  • Der offene Brief von Saltatio Mortis | Kleine Eule
    Nach einige merkwürdigen Neuschöpfungen der Mittelalterband Saltatio Mortis („Wachstum, Wachstum über alles“) und einem geplanten Auftritt auf dem rockXmas Festival, auf dem auch die umstrittene Band „Freiwild“ auftritt, sind einige Fans sauer. Ein offener Brief der Band sollte Klarheit schaffen. Hat er aber nicht, denn Bloggerin Kleine Eule sieht das anders: „Ihr verwendet in Eurem neuen Album die – nicht ohne Grund – verbotene erste Strophe vom Deutschlandlied, baut den Text um und veröffentlicht das Lied. Ihr promotet es, verteidigt es gegenüber aller Kritik. Schön, von mir aus. Aber nach der Nummer spielt ihr ein Konzert mit einer rechts gerichteten Band und wundert Euch dann – und seid sogar sauer, dass Ihr für rechts gehalten werdet? Also BITTE!!! Das kann doch wohl nicht Euer Ernst sein! Auch, dass Ihr die Musik der bewussten Gruppe in Eurem Post verteidigt, dazu aufruft, sie NICHT zu boykottieren, wirft nicht grade ein besseres Licht.
  • Goth Clubs after 30 – Sign of a Loser? | Jane Agni
    Eigentlich ein putziger Artikel. „SMT“ fragt, ob sie mit über 30 überhaupt noch Goth sein darf und sich in Goth Clubs herumtreiben sollte. Jane M. Agni vom Magazin „Modern Women Digest“ findet sie ist zu alt für diesen Kram: „The gothic lifestyle is a perfectly acceptable phase for teens and despondent 20-somethings to experience. Getting drunk in some filthy bar while pretending you’re a faery princess named “Ishir Nightshade” when you’re knocking on 40′s door is something altogether different and disturbing.“ Das allein wäre schon genug, doch es kommt noch besser. In den Kommentare wirft sie ihre geballtes Wissen in den Raum: „I wonder if the students at Columbine thought Eric and Dylan were only joking before they were gunned down in their own schoolyard? The Columbine Killers were largely responsible for the creation of gothic subculture. Did you know that? No, of course you didn’t. All you know of goth is the stuff you’ve seen on MTV.“ Yeah! In den USA gibt es noch echte Vorurteile! Wer darin baden möchte, dem sei der Artikel und vor allem die Kommentare ans Herz gelegt. (Danke an Alwa Petroni)
  • Moskau zum Gruseln | Russland Heute
    Bis jetzt fand Moskau als Reiseziel ziemlich ungeeignet. Schließlich hat es sich in Russland etabliert „Andersartige“ zu verfolgen. Aber Moskau hat nicht nur frustrierte Bürger, sondern ist darüber hinaus auch eine Geschichtsträchtige Stadt, in der es vor allem für Freunde morbider Ästhetik unzählige Orte zu entdecken gibt, so wie das verfallene Krankenhaus von Chowrino: „Die Stadtverwaltung kann sich bis heute nicht entscheiden, wie es damit weitergehen soll. Dafür wurde die Bauruine bald von Satanisten in Beschlag genommen. Eine Sekte wurde für das Verschwinden von Menschen und Tieren in Chowrino verantwortlich gemacht. Es heißt, die Sektenmitglieder hätten Hunde und Bettler für ihre Blutrituale gebraucht. In Moskau kursierte dann die Geschichte, dass die Polizei eine Großfahndung nach den Sektenmitgliedern ausgerufen und sie in einen Tunnel gejagt habe, wo sie die Satanisten erschossen hätten. Diese seien darüber unsäglich froh gewesen, weil sie so schnurstracks ins Reich des Teufels befördert wurden. Es heißt, man kann noch heute an dunklen Winterabenden hören, wie sie im Tunnel im Chor singen. Jedes Jahr brechen sich dort Dutzende Jugendliche, die es auf der Suche nach Abenteuern dorthin zieht, alle möglichen Knochen. Der Ort ist eine Pilgerstätte für Gothics, Punks, Emos und andere.“
  • Go Goth! | Morgan Priest
    Der kahlköpfige Franzose Morgan Priest ist ein Talent vor und hinter der Kamera und hat sich nun auf eine parodistische Art und Weise der eigenen Subkultur gewidmet: Goth. In einem Musikvideo nimmt er sich und alle existierende Klischees auf die Schippe. Wer kann, übersetzt den Text, obwohl man sich das Meiste davon denken kann.
  • Schwärzer wohnen | Mondbote
    Der Mondbote hat ein paar englische/amerikanische Einrichtungstipps für den geneigten Gruftie entdeckt. Und ja, Gothic-Interieur ist zeitlos schön. Echt jetzt.
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Axel
Axel (@guest_48674)
Vor 10 Jahre

Das mit Soltatio Mortis habe ich auch mitbekommen. Herrlich wie sie versuchen auf den Frei.Wild-Zug aufzuspringen und von dem Kuchen was abhaben wollen. Herrlich reswegen, weil es einfach nur vorhersehbar ist. Da ist eine Band die polarisiert. Die einen Bands machen Kasse draus, dass sie die Band beleidigen, die andere sie zu verteidigen. Und am Ende geht es nicht mehr um Musik, sondern nur um dreistes Marketing… Und es funktioniert auch noch! *augenroll*

Shan Dark
Shan Dark (@guest_48675)
Vor 10 Jahre

Wieder viel Interessantes dabei, vielen Dank für die Tipps, u.a. zum Planeten :)!

Damit werden wohl die Doc Martens aussterben für die Szene. Bin mal gespannt, wie sie die Stiefel für das gehobenere Segment ausstaffieren wollen. *grusel* Allerdings trage ich schon seit mind. 15 Jahren keine Docs mehr, seitdem die angefangen haben in China zu produzieren und meinem damaligen Freund nach ca. 1 Jahr die Sohle aufgerissen ist. Diesen Schwenk zu billigerem Material hat man wirklich gemerkt und ich bin dann fürs Grobe umgestiegen auf Undercover Rangers.

Das „Gothic Manchester Festival“ liest sich wirklich toll. Leider weiß man bei den Engländern nie, ob das jetzt für dieses Jahr vorbei ist oder nächstes Jahr im Okt auch wieder stattfindet? Keine Jahreszahlen.

Wie Marcus geht es mir übrigens auch – die Hoffnung in die Menschheit verringert sich zunehmend. WEnn ich jemals welche hatte.

Schön, dass Du nun auch Hoaxilla entdeckt hast. Ich höre den Podcast schon sehr lange und mag ihn sehr. Aber die beiden sind ganz gewiss nicht schwarz, höchstens fasziniert von düster-mystischen Themen als Ziel des Skeptizismus.

Die Wohnungseinrichtungen haben mich beruhigt. Leider sieht man wirkliche Goth Homes selten bzw. seltener als ich vermutet hatte. Dabei sagt man doch: „Man kennt einen Menschen erst wirklich, wenn man sein Heim gesehen hat.“

Kara Ben Nemsi
Kara Ben Nemsi (@guest_48676)
Vor 10 Jahre

das die erste Strophe des „Liedes der Deutschen“ verboten ist wäre mir neu.

Axel
Axel (@guest_48678)
Vor 10 Jahre

[Hier stand eine „politisch angefärbte“ Antwort auf Karas Posting. Da wir aber doch alle weniger politische Diskussion haben wollen, ist jetzt editiert]

Kara Ben Nemsi
Kara Ben Nemsi (@guest_48679)
Vor 10 Jahre

lieber axel, mein posting bezog sich auf den text oben. wenn du nichts zum thema beitragen kannst, lass es einfach. aussagen wie deine obige zählen für mich als spam.

Guldhan
Guldhan(@guldhan)
Vor 10 Jahre

Dass die erste Strophe, oder überhaupt das Lied der Deutschen, verboten sein soll… auch mir ist das neu. Sie ist einfach nicht mehr zeitgemäß, vor allem, wenn man sich die darin besungen Grenzen anschaut. Und irgendwelche Nationalsentimentale summen diese natürlich im Wunsche nach eben jenen alten Grenzen vor sich hin. Aber verboten ist da gar nichts. Oder darf ich jetzt diese Brüder auch gleich an den »Rechtsrock-Prager« stellen.

Somit kann und darf jene Strophe im Sinne der Kunst umgemünzt werden. Zudem verstehe ich nicht den Sinn hinter solche Debatten. Kunst darf vieles; innerhalb von Moral und Ethik. Vor allem auch einmal unangenehme Assoziationen hervorrufen. Und wenn Kunst jetzt auch den Maulkorb der political correctness bekommt… na dann guten Nacht.

Und das Thema Festival finde ich ohnehin albern. Da spielt unter anderem auch Frei.Wild, ja meine Fresse wie grausam. Hier wird seit Monaten einer kleinen Spartenband derart viel Aufmerksamkeit für nichts gewidmet. Wenn sich nicht jeder darüber aufblasen würde, dann würde es auch keinen interessieren. Mich interessiert es beispielsweise nicht. Sollen die doch trällern was die wollen.
Und soviel ich weiß, sind wir hier in Deutschland und nicht in Südtrirol, was haben uns deren Musik und Texte demnach überhaupt zu stören.
Irgendwelchen amerikanischen, norwegischen, finnischen, thailändischen oder hawaianischen Bands, die irgendwelche patriotische Phrase absondern, werfe wir ja auch keinen Rechtsdrall vor. Wahrscheinlich weil die dann nicht auf Deutsch singen. Aber wenn das wirklich das einzige Kriterium sein soll, tut mir leid, aber dann wäre es in meinen Augen ein allzu dämliches.

Zu den Docs…

Meine Trauer hält sich in Grenzen. Zwar fing ich damals mit eben jener Marke an, aber nach dem ca. dritten Paar unterließ ich es. Zum einen definierte ich jene gelbe Naht als absoluten Stilbruch, zum anderen sah die damalige Sohle so abgeschmackt gesellschaftstauglich aus.

Der Hauptgrund jedoch waren meine Füße. Ich konnte diese hässlichen Dinger vor dem tragen walken und weichtreten wie ich wollte, die Narben an den Füßen zeugen davon, dass zum einlaufen trotz allem wirklicher Wille gehörte.
Rangers oder jetzt die Undergrounds, diese sind zwei Monate steif und drücken vielleicht hier und da und dann hört es auch schon auf. Aber Docs… für mich ergibt deren Name nur in Anbetracht der Mengen Pfaster Sinn, die beim einlaufen über den Stellen klebte, über denen vor dem Kauf Haut gewesen war.

Flauers
Flauers (@guest_48681)
Vor 10 Jahre

Am Weimarer Verfassungstag des Jahres 1922, dem 11. August, wurde das Deutschlandlied vom ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert (SPD) zur Nationalhymne bestimmt. Zur Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945) wurde nur noch die erste Strophe gesungen, auf die das nationalsozialistische Horst-Wessel-Lied folgte. Nach 1945 kam es zu Diskussionen über die weitere Verwendung des Liedes, bis 1952 ein offizieller Briefwechsel zwischen Bundespräsident und Bundeskanzler dahingehend entschied, dass das Deutschlandlied Nationalhymne blieb, zu offiziellen Anlässen jedoch nur die dritte Strophe gesungen werden sollte.

(zitiert aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Lied_der_Deutschen, abgerufen am 5. Dezember, 20:30 Uhr).

Es ist nicht verboten, die erste und die zweite Strophe des Hoffmann-Haydn’schen Liedes im privaten Kreis zu singen.

(zitiert aus: http://www.rotofo.de/lied.htm, abgerufen am 5. Dezember 2013, 20:32 Uhr).

orphi
orphi(@orphi)
Editor
Vor 10 Jahre

Noch bevor ich mir die
Links dieser Wochenschau zu Gemüte führe, möchte ich eindringlich und ausdrücklich darauf hinweisen, dass sich der Glanz in MEINEN Augen angesichts der Christmas-Deko sehr in Grenzen hielt und hält. Um es anders auszudrücken: Ich mach das nur mit, weil der Wizard so ein netter Kerl ist.

Ian von Nierenstein
Ian von Nierenstein (@guest_48683)
Vor 10 Jahre

Saltatio Mortis, Eisbrecher, Mono Inc. und wie sie alle heißen, haben irgendwie derzeit nichts besseres zu tun, als mit dieser komischen Volksrock-Band Frei.Wild rumzuturteln. Mir wird da nicht unbedingt wegen der angeblichen Nazi-Kokettierung schlecht, sondern, weil mir das alles zu Schlager- und Volksmusik-lastig ist. Komisch, als ich noch jung war, war es extrem uncool, wenn irgendwelche Eltern von Freunden die ganzen Musikantenstadl-Sendungen angeschaut haben. Und heute passen die ganzen Subway To Sallys und In Extremos genauso da rein, seit Helene Fischer mit dem Grafen rumdaddelt. Ich frage mich manchmal, in was für einer komischen Szene wir uns eigentlich abgeben, die zu dem geworden ist, was sie eigentlich abgelehnt hat: Eine Spießer-Szene von Poppern und Schlagerbarden bevölkert.

Ian von Nierenstein
Ian von Nierenstein (@guest_48684)
Vor 10 Jahre

Übrigens liebe ich Weihnachten. Ja, auch wenn es vollkommen ungruftig ist :)

Grabesmond
Grabesmond (@guest_48685)
Vor 10 Jahre

Oooh diese Lichterkette…ich hoffe, du „montierst“ du dann spätestens am 06.01 wieder ab :D
Das Weihnachtsfest selbst hat für mich kaum Bedeutung, wohl aber die Dinge, die ich mit dieser Zeit verbinde: Lebkuchen, Zimt (vor allem Zimtsterne), Kerzenschein, Schnee (wenn denn mal welcher fällt und auch liegen bleibt) sowie Schneelandschaften usw.
Oh und Kekse backen und verschenken!

Irmin
Irmin (@guest_48686)
Vor 10 Jahre

Diese Lichterkette ist auch noch die schlimmste Fassung: Blinkend und bunt. Ruhig leuchtend und weiß (und zwar warmweiß, nicht diese komischen bläulich-weißen billigen LED-Lichterketten) gehören sie für mich aber auch absolut dazu. Genauso wie übriger Weihnachtsschmuck inklusive Baum und Adventskranz.

Manchster hat mich bisher eigentlich nie so richtig gereizt (da gibt es genügend andere Ecken Englands), aber das klingt doch sehr interessant. Mal sehen, wann es das wieder gibt.

Schön, dass du bei Hoaxilla auch auf den Geschmack gekommen bist. Ich höre die zwar nur ab und zu, aber das nur, weil ich mich mit Podcasts generell schwer tue. Ansonsten sind die beiden absolut hörenswert. Und ja, für den (mehr oder weniger) gruftigen Anteil der Skeptiker ist wohl mehr Herr Benecke prädestiniert, wenn man so will…

Saltatio Mortis war ja nie so meins, aber meine Güte, man kann sich auch aufregen. Ich schließe mich da Guldhan an, sollen sie doch. Macht sie für mich nicht mehr oder weniger interessant. Ian hat, was diverse ähnliche Bands angeht, aber leider auch recht. Einige der älteren Lieder von Subway to Sally und In Extremo höre ich auch immer noch gerne, aber irgendwann habe ich aufgehört, die Neuerscheinungen zu hören. Was eine sehr gute Idee war, wie ich vor einigen Monaten festgestellt habe. Da habe ich mir eines der neueren Machwerke von StS gegeben. Furchtbar.

Vielleicht ist es auch nur Nostalgie und die waren auch früher schon so, dann mag ich den alten Kram trotzdem. Jeder hat seine Schwächen ;)

Axel
Axel (@guest_48688)
Vor 10 Jahre

Nimm doch einfach was scheenes bi uns aas dem Arz’gebirsch:
Nen Schwippbogen

:-)

Nun doch nochmal zu Soltatio Mortis, wenn schon andere damit anfangen:

Wo sich die Onkelz glaubhaft musikalisch von Neonazismus distanzierten, fehlt dieser Aspekt bei Frei.Wild komplett. Waren die Onkelz in der Tat einfach nur Medienopfer (die hatten ja wirkliche Spießroutenläufe), ist das bei Frei.Wild einfach anders einzuordnen. Da muss man sich nicht wundern, dass man kritisiert wird, wenn man mit dieser Band rumkuschelt. Und wer dazu noch allen ernstes einen Text wie

Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt,
Wenn es stets zu Schutz und Trutze
Brüderlich zusammenhält,
Von der Maas bis an die Memel,
Von der Etsch bis an den Belt –
Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt!

in der heutigen Zeit zum Besten gibt. Fällt diesen Bands denn nichts besseres ein um auf sich aufmerksam zu machen? Haben die sonst nichts mehr zu sagen als Musiker?

Ich finde allgemein das Lied der Deutschen als Nationalhymne gänzlichst ungeeignet. Ohne Wertung und so – aber objektiv hatte die DDR-Hymne inhaltlich doch mehr etwas von eine neuzeitlichen Nationalhymne, gerade auch inhaltlich.

Ian von Nierenstein
Ian von Nierenstein (@guest_48689)
Vor 10 Jahre

Das mag sein, die DDR ist aber nicht die Bundesrepublik :) Eigentlich sind beide Hymnen seit 1990 veraltet und es sollte was ganz anderes her.

Dieses Onkelz- und Frei.Wild-Thema verstehe ich nicht. Das hat mit der schwarzen Szene nichts zu tun. Da könnten wir auch anfangen, über rechtsextreme Rapper oder NS-Black Metal oder solchen Kram herzuziehen, ich höre diese Art von Musik sowieso nicht, da sollen sich andere mit beschäftigen. Wozu sich dann ausgerechnet über eine stilfremde Band pikieren, die es die Mühe einfach nicht wert ist, nur weil manche proletarischen Nachwuchs-„Gossicks“ sowas anbeten?

Ian von Nierenstein
Ian von Nierenstein (@guest_48690)
Vor 10 Jahre

Ursprünglich war Rot die Farbe des Mannes, da kriegerisch und aufdringlich wie der Kriegsgott Mars. Blau als Farbe der Distanz und Jungfräulichkeit wurde einst der Frau zugeschrieben, daher werden alte Marien-Darstellungen stets in blauen Gewändern dargestellt.
Dass sich das Farbmodell um 180° gedreht hat, hat mit der Entwicklung der chemisch herstellbaren Farbproduktion zu tun, das war irgendwann Ende des 19. Jahrhunderts. Interessant zu sehen, wie festgefahren die Denkweisen innerhalb weniger Dekaden werden können.

Mone vom Rabenhorst...
Vor 10 Jahre

Also ich fand die (anfangs kommentarlos) aufgehangene bunte Lichterkette hier klasse. Als JOKE (!) unschlagbar gut!

Umso erstaunter bin ich, wie schnell doch die vegetarische Leberwurst mit bösem Blick NICHT standhaft blieb und sie wieder abnahm. ;-)

Was ich so danach (auch bei FB) lesen mußte, lässt mich doch ein wenig an meinem frühzeitlich geprägtem Grufti-Weltbild zweifeln. Erst Ringelstrümpe-Gruftis, dann die Cyber, nun Weihnachtsgruftis? Was kommt danach? ;-)

Ich mein, daß Gruftis „normale“ Menschen mit „Lastern“ sind, weiß ich ja. Hab ja selber welche… (z. B. Ponys… ;-) ) Aber Weihnachtsrummel??? Geht gar nicht!

Das einzige, was ich mit Weihnachten zu tun habe sind die Schokoladen-Adventskalender, die mir Lieferanten umsonst schicken. Die passen so schön zu meiner Diät! Jeden Tag nur 1 Stück…. ;-) Zum Glück sehen die nicht wirklich weihnachtlich aus sondern bestehen hauptsächlich aus Werbeaufdruck.

Nun denn, ich bleib meinen Prinzipien treu:
Wie immer NULL Weihnachten für mich (boykottiere seit früher Jugend) und jedem gönne ich das, was er meint, machen zu müssen. Ich muß nicht jeden auf der Welt verstehen können… ;-)

Orphi, bleib standhaft!

orphi
orphi(@orphi)
Editor
Vor 10 Jahre

@ Frau B. aus G…: Ich dreh das Ganze einfach heimlich in die gruftige Richtung. Kerzen sind natürlich ok (schwarz oder lila!), die warmen weißen Lichter, die Irmin beschrieb, finde ich auch schön (nicht nur an Weihnachten) und die Lichterketten mit den kleinen lilafarbenen Kugeln können auch gerne als Sekundärbeleuchtung in die Ecken. Ich werde auch Plätzchen backen – natürlich in Fledermaus-Form. Engelchen und Nikoläuse kommen mir nicht in die Gruft und Kreuze werden konsequent umgedreht ;-) Zimt mag ich auch nicht und Glühwein fällt aus wegen konsquenter Alkoholverweigerung!Weihnachtsbaum können wir gerne aus schwarzem Plastik in Miniaturform mit schwarzen Kugeln und schwarzem Lametta aufstellen. Geköpfte Tannen, die langsam verwesen, lehne ich ich aus unterschiedlichen Gründen ab – Freiheit für die Tanne, schmückt eure Yukka-Palmen! Oder so….

@shan dark Ich glaube auch, dass dies das Ende der Docs ist. Sehr schade, denn die begleiten mich ja nun fast mein ganzes Leben lang. Die letzten beiden Paare haben übrigens viele Jahre unversehrt überstanden. Ich konnte eigentlich keinen Qualitätsverfall feststellen. Was trag ich denn dann? Pikes sind ja nicht unbedingt alltagstauglich.

Der Wizard hat mir übrigens zu viel Tiefsinn verboten, deshalb bleib ich heute bei den Lifestyle- und Fashionthemen und schaue, wann mir das Hirn einschläft.

Kara Ben Nemsi
Kara Ben Nemsi (@guest_48693)
Vor 10 Jahre

Ian bringst auf den Punkt: das ist Prollmucke was juckt uns das.

Nebenbei, wieso müssen wir der von Italien oft gegängelten Minderheit der Südtiroler unsere aus der Geschichte her ruhende Ablehnung der eigenen Nation aufdrängeln. Wenn man sich mal mit dem Freiheitskampf der Tiroler gegen Italien oder gegen die Franzosen beschäftigt hat man vielleicht mehr Verständnis für den Patriotismus einer kleinen Volksgruppe.
Gothics träumen oft von vergangenen Zeiten, Musik, Kleidung, Wohnumfeld sind meist antimodernistisch.. unsere Hymne stammt aus der Zeit eines Grimms, Uhlands, Arndt und Chamissos, Deutschland gab es damals noch nicht, die Erinnerung an die Naopoleonische Besatzung war noch sehr präsent. In diesem Umfeld wurde das Sehnen nach einer eigenen geeinten Nation zu Papier gebracht. Ich habe mit dem Lied überhaupt kein Problem. Ja zur heutigen BRD passt es nicht mehr, das stimmt..wieso überhaupt noch ne Hymne ne Fahne usw..

Ps. Axel: die DDR Hymne..war klar

Mone vom Rabenhorst...
Vor 10 Jahre

Orphi, nach Lesen Deines 1. Absatzes bin ich doch etwas beruhigter! ;-)

Kerzen hat man ja eh immer im Haus. Unsere Lichterketten (normales Licht), die bei uns IMMER (!) hängen, hangeln vom Erdgeschoss bis in die 2. Etage um die Treppe herum hoch. Ebenso ganz oben im Wohnzimmer um die Dachbalken. Sieht schön aus.

kleine Eule
kleine Eule (@guest_48700)
Vor 10 Jahre

Hallo Robert,

was für eine Überraschung!Ich sagen „vielen Dank“ mit Knicks und nachdem sich mein rasender Pulsschlag wieder beruhigt hat freue ich mich RIESIG über die Erwähnung auf Spontis! :D

Danke & carpe noctem,

das Eulchen :)

Scyllarus
Scyllarus (@guest_48703)
Vor 10 Jahre

Ergänzend zu Hoaxilla muß ich noch zu Hoaxmistress Alexas anderen Podcast hinweisen: Black Sweet Stories. Hörenswert schwarz!

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