Spontis Wochenschau #10/2013

Früher war alles besser!“ – Ich habe die Nase voll und meine Fingerspitzen sind blutig getippt. Was war denn nun besser? Also früher? Okay. Zugegeben, früher hat man wirklich noch mehr selbst gemacht um sein Outfit zu kreieren und mitunter alle Register gezogen um an Szenetypische Accessoires zu kommen. Die Modeketten hatten „Gothic“ noch nicht als gewinnbringende Produktpalette entdeckt, es gab noch kein Internet und auch Szene-Shops oder große Festivals für die schwarze Szene waren eher mit Seltenheitswert zu bertrachten. Ich haben den Eindruck, dass die Veteranen, die dem Nachwuchs heute erzählen, dass es „früher“ ganz anders, viel toller und schöner war einfach der Zeit hinterhertrauern, in der sie jung waren. Heute sind sie fest eingeschlossen in die Blase des Alltags, beruflich und familiär verpflichtet. Ausbrechen aus dem Alltag? Sich äußerlich abgrenzen? Für viele Erwachsene nicht mehr ganz so einfach. Umso schöner, dass Gothmum, auf die mich Shan Dark aufmerksam machte, über ihre Vergangenheit schreibt. Natürlich und authentisch. Vielleicht bekommt man so einen Eindruck, wie es wirklich war. Das alles und noch viel mehr – in der Wochenschau:

  • Was dein bedauernswertes Szene-Tattoo über dich aussagt | VICE
    Kennst du diese coolen internationalen Stempel im Reisepass, die beweisen, dass du schon eine Menge spannender Länder bereist hast? Nun, deine Szene-Tattoos sind im Prinzip das Gleiche. Obwohl, eigentlich sind sie das genaue Gegenteil. Sie erzählen eine wesentlich traurigere Geschichte, nämlich die Geschichte, wie du in den vergangenen Jahren durch die vielen beschämenden musikalischen Landschaften gereist bist und die grauenhaften Souvenirs jetzt für immer behalten musst. Du glaubst zwar, deine Tattoos seien wahnsinnig einzigartig, aber die meisten von ihnen lassen sich in eine eher geringe Anzahl von Kategorien einordnen.“ Ganz unrecht hat der Autor nicht, obwohl er reichlich überspitzt. Aber Tätowierungen folgen ebenso einer Mode wie Klamotten. Problematisch ist nur, dass man später hier nichts in die Altkleidersammlung geben kann.
  • QR-Codes auf dem Grabstein | friedhofskerze.de
    Reich verzierte Gräber, prunkvolle Statuen, meisterhafte Steinmetzarbeiten, aufwendige Bepflanzungen und ausgefeilte Symbolik. Das ist alles Schnee von Gestern, denn heute schließt man das Leben mit einem QR-Code ab. Der Code, der auf dem Grabstein prangert, kann mit nahezu jedem Smartphone eingelesen werden und führt auf eine eigens eingerichtete „Trauerseite“, die über den Verstorbenen erzählt und die Möglichkeit zur Anteilnahme offenbart. Natürlich nur solange der Dienst gebucht ist. Sonst wird auch digital gestorben. Für rund 150€ auch noch ein Schnäppchen. Ob dann in 200 Jahren die Menschen über den Friedhof laufen und versuchen die komplexe Symbolik zu entschlüsseln?
  • Auge in Auge mit den Wesen der Nacht | Schemenkabinett
    Wenn die Abenddämmerung hereinbricht und sich die tagaktiven Tiere zur Ruhe legen, erwachen die Tiere der Nacht. Um nach Sonnenuntergang auf Nahrungs- oder Partnersuche gehen zu können, besitzen sie spezifische Anpassungen an ein Leben in der Dunkelheit. Viele Nachttiere haben riesige Augen, um auch im schwachen Licht von Mond und Sternen gut sehen zu können, und oft sind der Hör- und Geruchssinn bei diesen Tieren besonders ausgeprägt.“ Mein Lieblingsforscher haben sich im Frankfurter Zoo mit „gruseligen“ Tieren beschäftigt. Lust auf eine geführte Exkursion?
  • Hassu Harlack dabei? | Confessions of a Gothmum
    Es ranken sich unzählige Gerüchte über die Zeit, in der Gothic etwas Neues und Frisches war. Wie das damals denn so war, als Gruftie. Die einen fanden es tausendmal doller, die andern wollen nicht daran erinnert werden und ganz andere haben diesen Lebensabschnitt schon aus ihrem Gedächtnis gestrichen. Glücklicherweise gibt es Gothmum, die in einem beherzten 3-teiligen Roman davon erzählt, wie das damals war. Ungekürzt und ungeschnitten. Eine fantastische Sammlung von Erinnerungen! „Es war ein schöner Samstagabend, als ich diese Frage das erste Mal vernahm. Irgendein Sommerwochenende in den 80ern und die Ampel war gerade rot. Ich saß hinten im Auto, vor mir eine Freundin, die knapp zwei Jährchen älter war als ich und gerade ihren Führerschein gemacht hatte, daneben ihr Freund. Im Kassettenrekorder dröhnte „Shake Dog Shake“ vom Album „Concert – The Cure live“. Wir waren auf dem Weg nach Meckenheim, um einen Bekannten abzuholen, danach wollten wir in unsere Stammkneipe. Es war, wie gesagt, Sommer und dementsprechend heiß. Die Fenster hatten wir heruntergekurbelt, aber nur ein Stückchen, damit der Fahrtwind unsere mühevoll zerzausten Haargebilde nicht zerstörte. Trotzdem pustete es auf der Schnellstraße ganz ordentlich. Ich ging hinter dem Fahrersitz in Deckung – es war ohnehin schwierig genug gewesen, die aufgetürmte Frise heil ins Auto zu bekommen und jetzt auch noch dieser blöde Wind… Meine Freundin kurbelte beinahe schon panisch die Fenster wieder hoch. „Hassu Haarlack dabei?“ kiekste sie hysterisch. Hektisches Gezuppel an weiß-schwarz-lila gefärbten Strubbelhaaren ihrerseits, hektisches Gewühle in der Tasche meinerseits. Haarlack hatte man damals selbstverständlich immer dabei.“
  • Vienna Goth clubs, bars, shopphing! | La Carmina
    Meine „Lieblingsbloggerin“ La Carmina hat einen großen Vorteil, sie wird für das bezahlt, was sie tut. Und damit meine ich nicht gut aussehen und für die Kamera posen, sondern durch die Weltgeschichte zu reisen. Den Rest vergessen wir schnell wieder. Klamotten, merkwürdige Gestalten und haufenweise komische Fotos. Ganz ehrlich? Wien hat unendlich gruftigere Seiten als Klamottengeschäfte und Bars. Dann schaut doch lieber beim Reiseführer Nummer 1, dem  schwarzen Planeten vorbei. Shan Dark hat Wien genauer unter die Lupe genommen.
  • Bist du ein Cyberpunk? Die 90er verraten es Dir! | weblogit
    Ein Poster aus den 90er verrät es, bist du (oder warst du) ein Cyberpunk? Erstaunlich ist dabei, dass die Hälfte der Dinge, die auf dem Poster zu sehen sind, locker in ein aktuelles Smartphone passen. Time ist ticking away.  Weblogit erklärt das Phänomen: „Der Begriff Cyberpunk als literarisches Genre lässt sich bis in die 60er Jahre zurückverfolgen, das Thema wird in SciFi-Büchern wie Neuromancer (1984) oder Do Androids Dream of Electric Sheep (1968) und in Filmen wie Blade Runner (1982) behandelt. Blade Runner basiert übrigens frei auf letzterem Buch. Der eigentliche Wortlaut wurde in einer gleichlautenden Kurzgeschichte von Bruce Bethke begründet.“
  • Die große Lust am Mittelalter | Westfälische Nachrichten
    Hört, hört! Anne Koslowski über Menschen, die sich für das Mittelalter begeistern und Entschleunigung vom Alltag suchen: „Männer in 25 Kilogramm schweren Ritterrüstungen, Tempelrittergewandung und schottischer Clankleidung strecken die Arme in die Luft, drohen mit grauen Schaumstoff-Knüppeln in Richtung einer Schar Kinder und brüllen. Ihr in Strumpfhosen und Tunika gekleideter Anführer Frank Misic alias Animatius ruft: „Das können wir auch.“ Gelächter auf der anderen Seite. Animatius bringt die Kinder dazu, sich umzudrehen und mit den Hintern zu wackeln. Die Erwachsenen tun es ihnen gleich. Der Schotte streckt ihnen sogar sein nacktes Hinterteil entgegen. Jetzt ist genug der Provokation. Die Kinderschlacht ist eröffnet, die Gegner fallen mit ihren Polsterwaffen übereinander her. Am Ende triumphieren die Kleinen über die Großen – wie es sich für ein mittelalterliches Schlossfest, das vor allem für Familien ausgerichtet ist, gehört.“
  • What happend to Goth? | Huffpost Live
    Die Huffington Post geht in ihrem Webformat „Huffpost Live“ der Sache mit den Goths auf die Spur. Sie wollen herausfinden, was mit Goth passiert ist und wo es hingeht. Dazu haben sie sich einige „Experten“ eingeladen, die Live oder via Stream in ein illustre Runde zusammengeschaltet werden. 30 Jahre in 20 Minuten.
  • The Lady ParaNorma | Vincent Marcone
    Eine schaurig schöne Animation von Vincent Marcone, der Peter Murphy seine Stimmer verlieh.
    www.youtube.com/watch?v=9UFjqwRj76o
  • California Institute of Abnormal Arts
    Da soll noch einer sagen, heute würde es keine Freaks mehr geben. In den USA wohnen ganz viele davon. Einige davon hat Carl Crew in seinem Institut versammelt und Sachen. Viele Sachen. Sollte man mal vorbeischauen, wenn man schon mal in Californien ist. Wenn.
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Shan Dark
Shan Dark (@guest_48199)
Vor 11 Jahre

Soso, Sideshows überleben in einem Haus namens „CIA“ – wundert mich, dass da noch niemand vom Geheimdienst was dagegen hatte. Aber die USA sind eben das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Jedenfalls DANKE für den Freaks-Tipp – WENN ich mal da bin, schaue ich definitiv dort vorbei – spannend! „It can’t be too creepy!“ Genau!!

Wir waren dieses Jahr auch noch mal in Wien und haben uns den Nexus Gothic Shop angesehen und waren auch in dem Rockabilly Laden (sind alle in der selben Straße). Hat alles den Touch von „Kindergothic“ (sorry!), denn in der Nähe befand sich ein wirklich schwarzer Laden mit Knochen und Schädeln in der Auslage (aus eigener Schlachtung ^^ wie es aussah). Darüber werde ich demnächst auf dem Planeten berichten, wird aber erst im Oktober. Über die Gothic Clubs in Wien, u.a. Fledermaus, gibt es auch noch einen Beitrag: https://der-schwarze-planet.de/gothic-clubs-in-wien/
Danke Dir fürs Aufnehmen in die Wochenschau.

What happened to Goth? hätte ich mir gern angesehen, aber funst nicht. „Ooops, Communication problem!“ Da hat die Videodatei recht ;)

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