Bei Facebook habe ich mindestens jede Woche ein Déjà-vu, also das Gefühl, das über die ein oder andere Meinung bereits diskutiert wurde. In genau derselben Weise und – das finde ich besonders kurios – von genau den gleichen Leuten. Aber das liegt sicher alles nur an meinem Algorithmus, den Facebook mir gnadenlos aus meinen Freunden, Interessen und „Gefällt mir“ Bekundungen köchelt. Ist also mein Gefühl eine Filterblase? Ja und Nein, der Mensch liebt Wiederholungen, er liebt es, bei seiner eingefahrenen Meinung zu bleiben und liebt den Teller, auf dem sich sein Leben abspielt, so sehr, dass er gar keine Ambitionen hegt, darüber hinauszusehen. Die Erde ist eben doch eine Scheibe. Ich bilde mir jetzt mal ein, euren Tellerrand zu erweitern, indem ich die Wochenschau herausbringe. Doch irgendwie beschleicht mich das Gefühl… Hatte ich das nicht schonmal?
Der Mauerfall – Als hätte es damals schon Instagram gegeben | tagesschau
Das Jubiläum des Mauerfalls reizt viele Medien zu neuen Idee. Ein besonders kreative hat sich die Tagesschau ausgedacht und ein fiktives Tagebuch gezaubert, indem „Nora“ die Zeit um den Mauerfall in eine Instagram-Story festhält. „Die 17 Jahre alte Nora Sommerfeld erlebt die Wende in ihrer Heimatstadt Rostock. Ihre beste Freundin ist nach den Ferien nicht aus dem Ungarn-Urlaub zurückgekehrt. Nora spürt, wie die Debatte über die politischen Ereignisse Schule und Elternhaus ergreift. Und das alles, während sie ihre erste große Liebe erlebt. Diese Welt schildert sie in ihrem digitalen Tagebuch.“ Durchaus spannend, denn die meisten Instagram-User dürfte jünger als 30 Jahre sein und den Mauerfall nur aus den Geschichtsbüchern kennen.
Goth, steampunk and the state of subculture today | The Conversation
Ein etwas älterer Artikel, der mir aber erst jetzt vor die Augen gekommen ist. Claire Nally schreibt über die Subkulturen in England. Auch sie stellt klar, dass Goth schon lange keine Jugendkultur mehr ist und sich im Wandel der Zeit ebenfalls mitentwickelt hat. Goth ist schon lange keine Subkultur mit scharfen Grenzen, sondern eher eine Symbiose aus vielen verschiedenen Subkulturen. Dabei muss das nicht zwangsläufig in deren Auflösung enden, sondern vielmehr in einer friedlichen Koexistenz: „So where are UK subcultures headed from here? The idea of synthesis between subcultures does not necessarily spell their end – indeed, ideas of what Hodkinson calls a “pick-and-mix” approach characterise contemporary debate around these identities.“ Sie bringt auch einen sehr interssanten Aspekt in ihr Fazit, den man beizeiten nochmal diskutieren müsste: „Even in the era of globalisation, it seems the idea of a localised belonging is very important.“
Robert Smiths und seine 30 Lieblingssongs aus den 80ern | Far Out Magazine
Dass der Sänger von „The Cure“ nicht nur seine eigene Musik toll fand, dürfte klar sein, nicht aber, wie breit sein Musikgeschmack offenbar aufgestellt ist. „Not only is the list a great reminder of the better side of music in the ’80s like Cocteau Twins, Joy Division and Depeche Mode. But it also allows us all to dream about the scenario in which Robert Smith, eyeliner and all, is dancing in his bedroom to Chaka Khan’s ‘I Feel For You’“ – So geht es mir auch. Robert Smith auf der Tanzfläche zu sehen, während Mel & Kim ihren Tanzflächenknaller durch die Lautsprecher drücken, ist schon irgendwie… witzig. Oder anmutig?
Verrauchte Wut, verlöschtes Leben | heise
Nie war ich einem Autor näher, als diesem Konrad Lehmann, der eine Brandrede über den Niedergang der Musik hält. Großartig. Ins Mark getroffen. Wortgewaltig. Für ihn gibt es keine Wut mehr in der Musik: „Und so viele Menschen sind tatsächlich so dumm. Sie köcheln auf ihrem Ärger faulige Ressentiments, lassen sich feige neun von zehn Brötchen wegnehmen und hetzen dann gegen den Hungernden, der vom letzten einen Krümel braucht. Wahrlich, es gibt so viel Grund für Wut. Wo ist sie also? Wo bleibt sie? Wo ist die Wut? Nicht in der Musik. Die Popmusik von heute ist kein Rock. Sie ist auch kein Punk. Sie singt nicht von Protest und Anklage. Im Gegenteil. Deutsche Popmusik ist tönendes Biedermeier; sie singt von häuslicher Harmonie und Bescheidenheit: „Lieber auf Wolke vier als wieder ganz allein.“ Träume müssen realistisch sein. „Und wenn sie tanzt, ist sie woanders“ – sonst aber immer in derselben alternativlosen Scheiße, is‘ halt so. R&B rotzt, aber nicht gegen politisches Unrecht, sondern gegen Leute, die nerven: Schaut her, ich bin eine toughe Frau, ich lasse mir nichts bieten! Musikgewordene Selbstbehauptung.“
Corp Goths: What It’s Like To Be A Grown Goth In The Workplace | Huffpost
Wie es als erwachsener Gothic so auf der Arbeit ist… Mit dieser Frage, mit der sich ein Gothic-Friday bereits 2016 auseinandersetzte, hat sich die Huffington Post beschäftigt und einige Protagonisten dazu interviewt. Sie schreiben dazu: „There are plenty of darklings at desk jobs who flourish in their careers while maintaining their personal sense of gothic identity. They’re called “corp goths” (short for corporate goths). While they may present a stark contrast to traditional standards of business casual attire, corp goths prove that their style is not just a youthful phase.“ Ich bin gespannt, wie lange dieser Effekt noch anhält, das man in unserer individualisierten Gesellschaft überhaupt noch als „anders“ wahrgenommen wird.
Polnischer Sarg-Hersteller wirbt (wieder) mit Nackt-Kalender für seine Produkte | Sat.1
Wie Medien aktuell berichten, sorgt ein polnischer Sarg-Hersteller für Aufregung unter den Bestattern. Der wirbt nämlich mit Nackt-Models in einem Kalender für das Jahr 2020 für Särge, die sich mal darin, darauf oder einfach nur mit dem Sarg ablichten lassen. Pietätlos, schimpfen die einen, erotisch finden ihn die anderen. Gerade im erzkonservativen Polen, wo man noch den Exorzismus praktiziert, sorgt der Kalender für Aufregung. Dabei ist das nicht neues, denn Fabrikant Lindner bringt den Kalender bereits seit Jahren heraus und konstatierte in einem Interview mit der Welt: „Die Särge stören unsere Nacktmodelle nicht.“ Aber mit Tabu-Brüchen macht nicht nur der Hersteller sein Auskommen, sondern auch die Boulevard-Medien, die diesen „Skandal“ jedes Jahr aufs neue aufkochen. Auch in den sozialen Medien findet man Gefallen daran, jedes Jahr darüber zu diskutieren. Schmeckt Aufgewärmtes wirklich besser?
Depeche Mode: Fans halten das neue Box-Set der Band für Abzocke | Rolling Stone
Nächstes Jahr, also 2020, feiern Depeche Mode ihr 40-jähriges Jubiläum. Dazu hat man mit „Mode“ eine Box angekündigt, die neben allen Studio-Alben auch 4 Live-Alben enthalten soll. Für geschätzte 250€ kein Schnapper aber eine Gelegenheit sich alle Alben auf einen Streich zu sichern. Viele Fans reagieren nun etwas stinkig auf die erneute Wiederveröffentlichung von Alben und hatten sich offenbar mehr erwartet. Hardcore Fans wird das sicher nicht abhalten, sich die x-te Version des gleichen Albums ins Regal zu stellen und alle anderen warten auf den angekündigten Film der Band „Spirits in the Forest„, der ebenfalls im November erscheint.
Friends With Death – Wie eine traumhafte Figur entsteht | Jim McKenzie
Das Video ist eine Stop-Motion vom Erschaffungsprozess der Grim Reaper Skulptur von Jim McKenzie. Als der begann die Skulptur zu bauen, sollte es eigentlich ein freundlicher Zeitgenosse werden, doch Ereignisse in seinem Leben beeinflussten seine Arbeit deutlich, wie das Video zeigt: „Initially, the sculpture was not meant to be of the Grim Reaper, but of a friendly skull. Within the second month of the sculpting process, McKenzie experienced a loss in his immediate family. The following month his son was born. The two events unconsciously influenced a change in the sculpture’s direction, resulting in what is seen here.“