Schland! Deutschland ist einen Fahnenmeer: Vorgärten, Balkone, Autos und Menschen sind über und über mit Devotionalien behangen. Schwarz-Rot-Gold (das eigentlich Gelb ist) sind die Trendfarben des Sommers. Die Biergärten mit TV-Anschluss platzen aus allen Nähten, während der Fußballspiele ist überall Volksfeststimmung und selbst nach dem Unentschieden gegen die USA gab es Autokorsos. Für ein paar Wochen im Jahr sind wir stolz darauf (je nach Ergebnis) deutsche Staatsbürger zu sein, freuen uns zusammen mit der Bundeskanzlerin und den Leuten beim Public Viewing. Sonst ja eher nicht so, ihr wisst schon, wegen der ganzen Vergangenheit und diesem unangenehmen Geruch nach „Rechts“. Die Ereignisse rund um die Machenschaften der FIFA sind zwar bekannt, aber sie interessieren uns genauso wenig wie das bei dem Putin und seinen homophoben olympischen Spielen. Da kommt man als „alternativer“ und „andersdenkender“ Mensch schon mal in Bedrängnis. Darf ich jetzt Fußball gucken? Darf ich mit der deutschen Mannschaft fiebern und mich freuen, wir die ein Tor schießen? Ob ihr es glaubt oder nicht, wir haben diese Frage in kleinem Kreis ausdiskutiert und sind zu dem Ergebnis gekommen: Aber ja doch! Informieren, nachdenken, hinterfragen, abwägen. Dann kann man auch fern von gruppendynamischen Prozessen (machen ja alle so) Fußball gucken und gemeinsam mit Freunden jubeln. Wissen was man tut und warum man es tut. Das System von innen heraus bekämpfen, auch nach dem Finale gegen die Niederlande :-). Für alle Totalverweigerer gibt es jetzt die Wochenschau, garantiert ohne Fußball.
- Das Königreich der Jammerlappen | Cryptic Trails
„Wenn man die Interessengruppen in Sozialen Netzwerken wie Facebook durchforstet, könnte man auf die Idee kommen, daß die sogenannte „schwarze Szene“ ein Sammelsurium an selbsternannten Szenekönigen und ungekrönten Jammerlappen ist. Eigentlich stellen diese Menschen nur eine verschwindend kleine Minderheit dar, aber wie das nun mal im Internet so ist, schreit die Minderheit so laut, daß man denken könnte, sie wären stellvertretend für die anderen 90% die einfach die Backen halten und ihren Way of Life leben, ohne es an die große „hab-mich-doch-endlich-lieb-weil-ich-so-ein-tolles-individuum-bin“ Glocke zu hängen. Oft geben sich die Vertreter der von mir angesprochenen Gruppierung Namen wie „DarkPrincess666“ oder „LordHell“. Namen also, die den meisten von uns mit 14 schon peinlich aufgestoßen wären. Doch man kann den ganzen Jammerlappen und Bildzeitungsgothics da draußen keinen Vorwurf machen, daß sie geistig eher auf dem Niveau von Vorpubetierenden agieren (obwohl die meisten schon die 40 locker geknackt haben), denn sie wurden nie subkulturell sozialisiert und kennen den Kern der von ihnen so hochgehaltenen Szene nicht und ernähren sich selber nur von den Klischees, welche sie selber der „bunten“ Gesellschaft vorwerfen. Ein Oxymoron, das weh tut!“ (Danke an Mone vom Rabenhorst) - Hoaxmaster Alexander Waschkau im Gespräch | XTalkCast
X-Was? XTalkCast ist ein noch recht junger Podcast für die schwarze Szene, in der sich Helmut Haberl alias „KillaB“ interessante Gesprächspartner aus der Szene sucht, um diesen auf den (schwarzen) Zahn zu fühlen. In Ausgabe 9 ist Alexander Waschkau, Hoaxmaster bei Hoaxilla, an der Reihe etwas über sich, die schwarze Szene und die damit verbundenen Themen zu erzählen. Kommerzialisierung in der Szene – gut oder böse? Satanismus, BDSM, Fetischismus, Okkultismus und Aberglaube – in dem wirklich gut gemacht Podcast wird ausreichend Raum gelassen, so dass sich Alexander in aller Breite äußern kann. Ob ihr den Ausführungen zustimmt oder die Inhalte eher ablehnt überlasse ich euch – ich finde persönliche Einblicke „hinter“ virtuelle Gestalten immer interessant. (Danke an Sophia Intolerantia) - So schlau wie Fabeltiere | Schemenkabinett
Das Kabinett meiner Lieblingsmorbidianer beschäftigt sich im Juni mit den Krähen, die laut einer Fabel höchst intelligente Tiere sind. Das es sich dabei nicht immer auch um ein Märchen handelt, beschreiben die Beiden in einem sehr informativen Artikel: „Einst fand eine durstige Krähe einen Krug mit Regenwasser. Sie schaffte es aber nicht, den Inhalt zu erreichen, da der Wasserstand in dem Gefäß zu niedrig war. Die Krähe dachte nach, nahm dann mit dem Schnabel einen kleinen Stein auf und lies ihn in den Krug fallen. Der Wasserstand stieg durch die Verdrängung ein Stück an. Daraufhin warf sie weitere Steine in den Krug, bis sie das Wasser schließlich erreichen und ihren Durst löschen konnte.Dies ist die Fabel von der Krähe und dem Wasserkrug des griechischen Dichters Äsop (um 600 v. Chr.). Heute weiß man, dass diese antike Fabel keine rein erfundene Geschichte sein muss. Verschiedene Rabenvögel, darunter Geradschnabelkrähen (Corvus moneduloides) aus Neukaledonien, sind bei einem ähnlichen Versuchsaufbau nämlich dazu in der Lage, den Wasserstand in einem Gefäß mit Steinen gezielt zu erhöhen, genauso wie die kluge Krähe aus der Fabel. „ - Gothic gegen Kinderarmut – Ein Lügengerüst kollabiert | Dark-News – Weltenfinsternis.de
Ich habe nie verstanden, warum eine Subkultur karitative Projekte gründen muss um Menschen zu helfen. Es gibt unzählige etablierte Organisationen, die sich sicherlich über ehrenamtliche Hilfe oder auch Spenden freuen würden. Außerdem ist so die Gefahr ein wenig geringer, potentiellen Scharlatanen auf den Leim zu gehen, wie der jüngste Fall von „Gothic gegen Kinderarmut“ eindrucksvoll belegt. Weltenfinsternis.de berichtet: „Wir wurden durch einen guten Freund auf die Veranstaltung Gothic gegen Kinderarmut aufmerksam gemacht. Da wir sehr daran interessiert sind, Kinder etwas Gutes zu tun und ihnen eine Stimme zu verleihen, dachten wir uns, schauen wir mal genauer auf diese Veranstaltung. Heute möchte ich versuchen aufzuschlüsseln was im Zusammenhang mit Gothic gegen Kinderarmut und den sogenannten Veranstaltern Heinz G. M. (auch unter dem Nickname Graf Aslan von Askaban unterwegs) und seiner Lebensgefährtin Vicky H. (auch unter dem Nickname Victoria Black unterwegs) an fast unglaublichen Machenschaften herausgekommen ist. Viele dieser Machenschaften, durch M. begangen, gehen schon in die Kriminalität herein.“ Dark-News, die ein Interview mit dem Beschuldigten führten und es bei YouTube veröffentlichten, ergänzen: „Wir werden heute unser Youtube Interview zu dem Benefiz Gothic gegen Kinderarmut entfernen, da wir Herrn M. damit keine weitere Werbefläche bieten möchten, speziell in der Verbindung von Benefiz, Gothic, Kinderarmut und Herrn M.!„ - Mein Leben als „Grufti“ | MDR
Beate Kaminski schildert in ihrem Erfahrungsbericht wie das als Grufti so war, damals in der DDR. „1987 besaß ich genau eine schwarze Hose. Und ich hütete sie wie ein Heiligtum, zwischen den Kunstfaser-Pullis und Cord-Hosen. Dieses Stück Stoff war für mich nicht nur ein in der DDR schwer zu ergatternder Modeartikel – es war ein Zeichen! Es war Protest und Anderssein. Es war schwarz. Und das allein war schon Protest genug. Ja, ich war in den 80er-Jahren das, was man als Grufti bezeichnet hat. Stasi-Chef Erich Mielke hat das in Ermangelung von Englischkenntnissen irgendwie falsch verstanden und nannte uns „Guffits“. Aber eigentlich hat uns auch sonst niemand verstanden. Und ich mich selbst am allerwenigsten. Ich wusste nur: Ich wollte anders sein.“ Ich weiß nicht woran es liegt, aber ich lese solche Artikel immer sehr gerne, zeigen sie doch oftmals einen kleinen Einblick in die Zeit, die heute in legendärer Verklärtheit und grenzenlosen Verdrängen nur den Schluss zulassen dürften, „Früher war alles besser“ – War es aber nicht, es war nur anders. - Treffenverwöhnt: Shan Darks WGT 2014 | Der schwarze Planet
Wie erklärt die hübsche Rothaarige einem Alien aus dem All das WGT? In einer gelungenen Mischung aus Geschichte und Rückblick wirft Shan Dark einen Blick auf ihr WGT. Wie erklärt sie denn nun dem Alien das WGT?: „Ich wähle die Kurzfassung, doch schon nach zwei Stunden fühle ich mich innerlich und äußerlich von der Hitze ausgedörrt. Es lauscht cool aber ohne sichtbare Reaktion meinen Ausführungen. Kurz erwäge ich, dem Alien zum Schluss drei Fragen über mein Szenepalaver zu stellen, um seine Aufnahmefähigkeit zu prüfen. Doch es ist schneller: “Und was feiert ihr dann jedes Jahr hier?” – “Öhm… uns, unsere Subkultur” antworte ich, “und unseren guten Geschmack. Wir frönen und schwelgen in guter Musik und treffen uns mit Gleichgesinnten. Ist das eventuell Dein erster Besuch auf der Erde?” – “Ja, schon. Und was ist D-A-S da für ein Ding?” – “Mein Fä…” blitzschnell greift es nach meinem Fächer. Eher ungeschickt versucht es sich damit Luft zuzuwedeln. Ich mache eine zögerliche Handbewegung nach vorn: “Gib doch wieder her…” Alien betrachtet fasziniert den Fächer und murmelt: “Nein, ich will auch guten Geschmack haben.” Dann schiebt es mich plump zur Seite und geht weiter – kein Danke, kein Abschied, kein Überlebensfächer mehr. „ - „Gothic“ – Dokumentarfilm | Mitra Devi & Bea Huwiler
Die schweizer Buchautorin und Filmemacherin Mitra Devi hat sich mit der Kamerafrau Bea Huwiler zusammengeschlossen, um mit dem am 31. August 2014 erscheinenden Film „Gothic“ eine ganz eigene und „schweizerische“ Sicht auf das Phänomen Gothic zu werfen: „Die Protagonisten: Ein Fotograf, der abgründige Fotos schiesst, ein Liebespaar, das nach Leipzig ans Wave-Gotik-Treffen reist, eine Autorin, die an einem Dark Roman schreibt, eine Domina, die farbenfrohe Bilder malt, und ein Musiker, der mit seinen Songs den Nerv trifft. Diese und andere Gothics erzählen über ihren Alltag, über Sinnsuche, Licht und Schatten. Ein bildgewaltiger, temporeicher Film über die Schweizer Gothic-Szene. Tiefgründig und humorvoll, morbid und herzerwärmend. Mit der unvergleichlichen Musik von „The Beauty of Gemina“.“ Zum Glück gibt es im fertigen Film deutsche Untertitel :-)
- Umstyling zum Gothic | Irgendeine Sendung im Privatfernsehen
Und damit niemand zweifelt: Es gibt sie noch, die simplen Sichtweisen für die breite Masse: „Mit über 40 zum Gothic. Eine Mutter und ein Vater wagen das Experiment und starten einen Ausflug in die Welt der schwarzen Klamotten und gruseligen Motive.“ Hier zum aufregen, abschwören und kopfschütteln:
Wozu diese Umstyling-Sendungen? *grübel*
Ach verdammt, ich kann nicht anders: „Wir“ (;)) haben gegen die USA 1:0 gewonnen. Du meinst sicher das unentschiedene 2:2 gegen Ghana *duck*
„Informieren, nachdenken, hinterfragen, abwägen“
So sehe ich das auch. Allerdings ist genau das der Punkt, der bei vielen scheinbar ausbleibt. Wenn da über die staatlichen und gesellschaftlichen Zustände um solche Events herum nachgedacht wird, dann nur kurz und oberflächlich und mit dem kurzlebigen medialen Aufschrei verschwindet das Thema dann wieder aus den Köpfen der meisten Menschen. Ganz abgesehen davon finden die meisten Missstände (die nicht selten durch „unsere“ westliche Lebensweise gefördert werden bzw. die frühere und heute westliche Regierungen maßgeblich gefördert haben / immer noch fördern) ja nicht mal den Eingang in die allgemeine Wahrnehmung.
Um den vorpreschenden Moralapostel jetzt gleich mal wieder einzufangen:
Warum man mit seiner Szenezugehörigkeit für soziale Projekte werben muss, war, ist und bleibt mir ein Rätsel.
Der Beitrag von Cryptic Trails manifestiert dafür, was ich nicht selten denke, daher danke für den Link, der hat eben definitiv zu meiner Erheiterung beigetragen.
Umstyling grusel pur, jetzt gehen Normalos so gekleidet inne Kneipe weils Geil is? NEE abgelehnt! Und der Film aus der Schweiz hmmmmmm früher hätte ich es super gefunden endlich mal…heute denke ich och nee wozu das? Wollen Gothics denn unbedingt geliebt,verstanden und schick gefunden werden? Ich nicht, ich mag es wenn es jemand nicht versteht und will und werde nix erklären und auch keinem erklären wie Gothics auszusehen haben. Ich will das mich die Leute seltsam finden und mir aus dem Weg gehen so! ;)
Wo wir beim Thema „Fußball“ sind. Diese „Mann spricht Deutsch“-Ausgabe vom Sonic Seducer bzw. die Kritik von Stephan Urbach hat auf Facebook zu einer wilden Diskussion geführt…
Spätestens bei „Leitmedium der schwarzen Szene“ habe ich das Lesen beendet :p