Spontis Wochenschau #06/2013

Und obwohl ich gar nicht lamentieren will, lamentiere ich: Die Tage nach Pfingsten waren arbeitsreich und einleuchtend, deshalb war es hier etwas ruhiger als sonst. Warum? In meiner gnadenlosen Selbstüberschätzung habe ich mich auf dem WGT für einen zweiten Artikel im Pfingstgeflüster 2013 zur Verfügung gestellt. Dabei habe ich wieder völlig unterschätzt, wie viel Arbeit das Ganze macht. Es gab 43 Interviews zu lesen, auszuwerten und zusammenzufassen und Seitenweise Gedanken zu sortieren und in einen halbwegs logischen Zusammenhang zu bringen. Man möchte sich ja nicht vor einer großen Leserschaft blamieren. Glücklicherweise habe ich eine ausgebildete Redakteurin, ausgezeichnete Lektorin und attraktive Schriftstellerin an meiner Seite, die mir helfen kann. Doch das ist so eine Sache mit der Hilfe, denn hier spricht der Profi (Sie) mit einem Amateur (Ich). Ich schreibe was ich denke und schreibe auch wie ich denke. Das ist meistens durcheinander, unlogisch, subjektiv und Formulierungsverliebt.  Sie ist Vollprofi, schreiben ist Handwerk und Grammatik ihr zweiter Vorname. Zielorientiert, schnell und unschlagbar logisch nimmt sie meine Artikel auseinander und führt mir vor, was ich besser machen könnte. So habe ich geschrieben, sie hat geflucht, ich habe nochmal neu geschrieben sie schon wieder geflucht. Am Ende lagen wir uns dann doch in den Armen, denn dafür sind wir gemacht – nicht für das Zusammenarbeiten. Das Ergebnis dieses Kampfes werdet ihr bald im Pfingstgeflüster lesen können. Ich weiß schon, warum ich Blogger geworden bin, hier bin ich Mensch, hier kann ich sein – und Links posten, die mir gefallen mit Fehlern, grammatikalischen Unsinn und unsinnigen Formulierungen. Jetzt auch wieder öfter. Yeah!

  • Top 10 most evil Humas | Listverse
    Mittlerweile gibt es Top 10 Listen für jeden Einsatzzweck, eigentlich fehlt nur noch eine Top 10 Liste für die besten Top 10 Listen. Aber es gibt auch durchaus spannende, skurrile, schrecklich oder merkwürdige, also genau aus den Zutaten gestrickt, die Goth so mag. Da hätten wir beispielsweise die 10 teuflischsten Menschen. Platz 10 geht an Delphine Lalaurie (USA), Platz 9  an Ilse Koch (Deutschland), Platz 8 Shiro Ishii (Japan), Platz 7 an Ivan der Schreckliche (Russland), Platz 6 ergattert sich Oliver Cromwell (England), Platz 5 an Jian Qing (Frau von Mao-Tse-tung – China), Platz 4 wird belegt von Pol Pot (Anführer der Khmer in Kambodscha), Platz 3 geht an Heinrich Himmel (Architekt des Holocaust – Deutschland), nur Platz 2 für Adolf Hitler (Deutschland) und Platz 1 geht an Josef Stalin (Russland)- Auf dass ihr nie eure Ruhe findet. Warum diese Kreaturen die ihnen zugewiesenen Plätze bekleiden, erfahrt ihr mit einem Klick auf den Link.
  • God save the Queen | Die Welt
    Die Punks führten der Gesellschaft provokativ ihre Fehlerhaftigkeit vor und lebten das Gegenteil von dem „Idealbild“. Doch schnell wurde Punk vom Kommerz geschluckt und zur Modelinie degradiert. Vivienne Westwood, Malcolm McLaren entdeckten schnell, dass sich hier viel Geld verdienen ließ. Mittlerweile ist Punk auf den Laufstegen, in Bücher und auch in Ausstellungen zu finden. Rein auf das Äußere fixiert. „Bis heute greifen Modedesigner der exklusivsten Marken die Protest-Mode auf. Im Februar beispielsweise zeigte Donatella Versace in Mailand auf dem Laufsteg ihre Kollektion für den Herbst/Winter 2013 und nannte diese „Vunk“, zusammengesetzt aus Versace und eben Punk. „Ich glaube, dass Punk die letzte Bewegung war, die Musik, Stil und Haltung miteinander verbunden hat“, erklärte Donatella. Zahlreiche Modedesigner sympathisierten mit der Punkbewegung oder suchten zumindest deren Nähe und Inspiration.
  • World Goth Day: Going Dark | Rolling Stone
    Am 22. Mai war der 5. „World Goth Day“, der einst von Martin OldGoth und Cruel Britannia ersonnen wurde, statt. Genug Stoff für das Rolling Stone, das eine 30-jährige Subkultur in ein paar Zeilen Text kondensiert und quasi umreißt, wo Goth gelandet ist, im Mainstream. „In the 2000s, goth moved to American malls through the Hot Topic chain, as the term became a generic catch-all for any band where the guys wore eyeliner, dressed in black or sang about being alone. From emo bands and Evanescence to popular culture, „goth“ had gone mainstream. In 2003, while Evanescence was selling millions of albums with „Fallen,“ CBS debuted NCIS featuring a forensic specialist (played by Pauley Perrette) who would be mistaken for goth […] The dark culture of goth remains vibrant – you might even say bright.“ Stichwort Mainstream – Passend dazu gibt es im VICE einen neuen Modeartikel „Goth Picknick“ – Viel Spaß !?
  • Lepra, Hexen und der Tod | Der schwarze Planet
    Doppelfeature 1: Die hübsche Rothaarige zu Besuch in Köln. Gemeinsam mit Katharina und Parm geht es zum Melatenfriedhof, um seine morbide Schönheit zu erforschen. Ein wunderschöner Bericht über einen tollen Friedhof: „„Melaten“ kommt tatsächlich von „malade“ – dem französischen Begriff für „krank“. Denn ab dem 12. Jhd. lebten hier vor den Stadttoren von Köln die Aussätzigen […] nachdem die Krankheit besiegt war, dienten die Gebäude des Melatenhofes bis 1801 als „Zucht- und Arbeitshaus“ und danach kurzzeitig als Waisenhaus. Unter seiner französischen  Besatzung verbot Napoleon 1804 mit dem „Décret sur les sépultures“ die Bestattung innerorts und verwies die Toten, besonders aus hygienischen Gründen, vor die Stadttore. So kaufte die Stadt Köln den Melatenhof und das umliegende Gelände, riss die meisten Gebäude ab und funktionierte das langjährige Leprakranken-Asyl zum Zentralfriedhof und „Gottesacker der Stadt Köln“ um.
  • Schmetterling und Mohn – Tier und Pflanzensymbolik auf den Grabmalen des Melatenfriedhofs in Köln | Schemenkabinett
    Doppelfeature 2: Wie bereits erzählt, traf sich Shan Dark mit Katharina und Parm vom Schemenkabinett zum Friedhofsbesuch in Köln. Die beiden waren in forschender Mission unterwegs und erkundeten die Symbolik einiger Grabstätten. Erstaunlich, wie viele Details man auf so manchen Grabstein entdecken kann, wenn man sich die Zeit nimmt und genauer hinguckt. Ein Hochspannender Artikel! „Ein sehr häufiges Motiv auf dem Melatenfriedhof ist der Mohn, der als Mohnblüte oder als Samenkapsel Grabsteine ziert. Wegen der berauschenden und einschläfernden Wirkung der in seinem Milchsaft enthaltenen Alkaloide wurde der Mohn in der Antike zum Symbol für den Schlaf (Hypnos), den Zwillingsbruder des Todes (Thanatos). Insbesondere im Klassizismus wurde die Pflanze häufig auf Grabmalen dargestellt, wo sie einen sanften Tod symbolisiert.
  • Was ist bitte „Steampunk“? | Dark-News
    Kannte ich noch nicht, die dunklen Neuigkeiten. Mit zahlreichem Lesestoffe im Feedreader sollte sich das ändern. Da ist zum Beispiel ein Artikel über „Steampunk“, der die Schnittpunkte zwischen Gothic und dieser Subkultur an der Kleidung festmacht: „Und warum ausgerechnet die „Schwarze Szene“? In England ist Steampunk schließlich auch etwas völlig Eigenes. Ich erkläre es mir so, dass es einfach eine Menge Schnittstellen gibt. Auch in der schwarzen Szene sind Korsetts, Zylinder und viktorianisch angehauchte Gewänder beliebt. Mit seiner Tendenz, wertige Gegenstände zu schaffen anstatt billigen Plastikzeugs, übt Steampunk auch eine Gesellschaftskritik an der heutigen, oberflächlichen Wegwerfgesellschaft aus […] Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass viele aus der schwarzen Szene zunehmend auch Steampunk für sich entdecken und in beiden Szenen beheimatet sind. Häufig werden auch Stilelemente beider Richtungen kombiniert, das Eine schließt das Andere nicht aus, sondern ergänzt sich.“ Kühne Behauptung oder Tatsache?
  • Punk in Afrika | In your Face
    Bekanntlicherweise hat ja mit Punk alles angefangen. Wenn die Chronologie stimmt, kommt Goth bald auch nach Afrika, Punk ist nämlich schon angekommen, wie eine kommende Doku zeigen soll. „Um unsere Vorurteile zu widerlegen: Es gibt Punk in Africa! Die Doku „Punk in Africa“ beweist dies. Keine gelangweilten rebellischen Vorstadtkinder aus guten Haus, sondern Kampf gegen Rassismus pur in Südafrika, Mosambique und Zimbabwe mit der Gitarre in der Hand und bunten Haaren.
  • WGT 2013 im Morgenmagazin  | ZDF
    Die Schwarzen und Richard Wagner: „Und so traf Gothic auf Hochkultur. Was passiert wenn beide Seiten aufeinandertreffen?“ Vorsicht! Dieser Beitrag könnte Illusionen zerstören. Er könnte aggressiv machen und frustrieren. Merkt auf beim Zitat von Frau Thalbach: „Das ist ja kein Festival der Doofen, sondern ein Gothic-Festival.
  • Bar refused me entry for being a Goth | The Shields Gazette
    Unfassbar! Da wird jemand nicht in eine Bar gelassen, weil er wie ein Goth aussieht! Neulich in Newcastle. Kieran Martin wird an seinem 22. Geburtstag nicht mit seinen Freunden in eine Bar gelassen, weil er wie ein Goth aussieht. Zynismus beiseite. Ich würde es auch nicht toll finden, wenn Leute in bunten Hip-Hop-Hoodys einen schwarzen Tempel belagern würden. Nun lassen wir mal die Toleranzkeule zu Hause, ich muss nicht überall reingelassen werden. Wenn ich mich so kleide und mich eine Subkultur zugehörig fühle, mache ich das doch, um mich abzugrenzen, oder? Bitteschön, Martin, klappt doch super. Ertrag es wie ein Goth.
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Kommentare

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Orphi
Orphi(@orphi)
Editor
Vor 11 Jahre

… und deshalb hab ich auch die Rechtschreibfehler in dieser Wochenschau ALLE nicht korrigiert ;-)

Saturin
Saturin (@guest_46532)
Vor 11 Jahre

Also fürs Morgenmagazin-Publikum war der Wgt-meets-Wagner-Bericht doch ganz ordentlich – immerhin kommen wir ja gut drin weg.
Im Wgt-Forum wird ja teilweise schon geätzt, dass Gothics mittlerweile zu gut in den Medien wegkommen und dass das frühere Friedhofsgräber-Misstrauen angenehmer war… ;)

(kleine Schlaumeierei: war ARD; das ZDF hätte es wahrscheinlich schlechter gemacht)

Dodo
Dodo (@guest_46537)
Vor 11 Jahre

Hallo zusammen,

mir läuft es immer kalt den Rücken runter, wenn alle von dieser Fotogeilheit der Besucher und den sabbernden alten Herren vor der Agra berichten.
„Ich habe eine Szene kennengelernt, die bla bla & doch so bunt.“ – Hast du NICHT!

Selbstverständlich sind wir überwiegend nette Menschen, da wir – wie ich zumindest finde & weil es das für mich ausmacht – andere Werte pflegen, uns Gedanken machen.
Aber ein bisschen mehr von diesem unnahbaren Image wäre ja auch nicht verkehrt. ;-)

Grüße.

PS: „Ertrag es wie ein Goth“, made my day

Irgendwer
Irgendwer (@guest_46538)
Vor 11 Jahre

Die „Clique“ waren unsere Nachbarn…

Death Disco
Death Disco (@guest_46550)
Vor 11 Jahre

Wenn die Chronologie stimmt, kommt Goth bald auch nach Afrika, Punk ist nämlich schon angekommen, wie eine kommende Doku zeigen soll.

Da muss ich Dich enttäuschen. Goth war schon in den ’80s und ’90s in Afrika vertreten – wie in den meisten Ländern aber hauptsächlich in den ’80s. Aktuell hingegen eher wenig bis gar nicht. ;-)

Wie das Zeug klang? Europäisch natürlich. Nicht der kleinste Unterschied auszumachen.

Mit Punk ist es ähnlich. Punk in Afrika? Schon seit den ’70s!

Axel
Axel (@guest_46552)
Vor 11 Jahre

Afrikanischer Goth? Gibts doch schon seit Jahren:
http://www.youtube.com/watch?v=4QpwchfA_8o

The awakening ist ne südafrikanische Band.
(Und ne verdammt gute dazu) :-)

mela
mela (@guest_46556)
Vor 11 Jahre

Und in der Top 10 Liste der besten Top 10 Listen wäre die Liste selbstverständlich selbst vertreten.

Ian von Nierenstein
Ian von Nierenstein (@guest_46562)
Vor 11 Jahre

Aber ein bisschen mehr von diesem unnahbaren Image wäre ja auch nicht verkehrt. ;-)

Nein, das nicht, aber weniger dieses „Zurschaustellen“ als wären wie Zirkus-Exponate oder exotische Tiere im Zoo. Ich für meinen Teil bin in meinen Augen stinknormal, wieso sollte ich mich dann irgendwelchen Sensations-Fotografen anbiedern? Man sollte mal den Spieß umdrehen und all die Glotz-Touristen, die nur zum Leute begaffen auf Festivals rennen, fotografieren.

mela
mela (@guest_46793)
Vor 11 Jahre

Nein, das nicht, aber weniger dieses “Zurschaustellen” als wären wie Zirkus-Exponate oder exotische Tiere im Zoo.

Dazu hatte ich ein erschreckendes Erlebnis in der Tram. Unweit mir gegenüber saßen zwei Leipzigerinnen, die die gesamte Fahrt über die (OT) „Kostüme“ der Besucher kommentierten und diskutierten.
Da fielen Kommentare wie „Ach, das sieht man ja in jeder Disko. Das WGT ist nur einmal im Jahr, dann sollten die auch historische Kleider tragen. Man muss sie ja nicht gleich kaufen, leihen geht doch auch.“
Ich fand diese Unterhaltung so erschreckend, weil mir bis dahin nicht mit voller Brutalitöt bewusst war, dass die Szene von Außenstehenden nur noch als Karneval wahrgenommen wird. Ich mein, dass wir es teilweise so empfinden, kann ich ja noch nachvollziehen. Wir werden ja mit den Karnevalisten bei Veranstaltungen konfrontiert.
Aber diese Unterhaltung sprach ja wirklich jedem ein „inneres Interesse“ an der Szene ab und stempelte jeden als Profilneurotiker ab.
Da muss man sich ja fast schön schämen, wenn man sich als „Dazugehörig outet“, also zur schwarzen Szene – nicht zum Karnevalistenverein.

Ich selber bin ja auch eher stinknormal, weil bei mir Bequemlichkeit und Funktionalität Vorrang hat, mittlerweile aber verstehe ich mich auch als stumme Gegenbewegung zum „Je nackter, desto geiler“ und „Auffallen um jeden Preis“.
Tatsächlich wurde ich auf dem WGT nur einmal fotografiert … als ich mit ein paar Kilometern die Stunde zu schnell in die Stadt rollte. Teures Foto und sieht auch noch total bescheuert aus.

Für mich selber beschlossen habe ich nach dem WGT, dass ich meiner Faszination für die „guten alten Zeiten“ auch äußerlich nachgehen werde. Auch um mich noch weiter optisch von den Karnevalisten zu entfernen.

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