Schon bemerkt? Im Dunkeltanz, dem schwarzen Tanzpalastführer (ob das jetzt besser klingt als Clubguide?) ist ordentlich was los. Bei der jüngsten Aktualisierung habe ich 12 Clubs entfernt, die nun geschlossen sind oder ein anderes Musikprogramm bevorzugen. Ob es sich dabei um Großraum-Diskos handelt, von deren Sterben „Die Welt“ berichtet, will ich nicht beurteilen, doch die im Artikel angesprochene Ausgehmüdigkeit kann ich nachvollziehen. Nicht nur bei mir selbst, sondern auch in meinem Umfeld. Wir verbringen mehr Zeit mit der Arbeit, beschäftigen uns mit dem Computer, Fernseher oder Spielekonsolen und treffen ganz nebenbei den gesamten Freundeskreis in sozialen Netzwerken. „Warum sollte man auch zum Musik hören in eine Disco gehen? Da spielen die sowieso nicht die Musik die ich hören will.“ Während man in den Kulttempeln der Jugend Musik neugierig entdeckte, penetriert man heute den DJ mit seinen Wünschen. Der beste DJ heißt heute Spotify oder Youtube. Doch es gibt auch positives zu vermelden: Denn entgegen jeder düsteren Vision und vermeintlicher Ausgehmüdigkeit entstehen im Moment vielen neue (und alte) Partys im Ruhrgebiet mit ambitioniertem Programm in deutlich kleineren Clubs. Gebt denen, die nicht aufgeben wollen echte DJs zu sein, eine Chance. Es lohnt sich für alle, denn die Szene ist ein Kind dieser Discotheken. Hier trifft sich die lokale Szene, macht sich zurecht und tauscht sich aus, während Musik, die man nicht unbedingt kennt, für Inspiration sorgt. Lasst es uns versuchen.
- Polizei öffnet Sarg in Zirndorf: „Leiche“ war quicklebendig | Nordbayern.de
Neben dem PKW steht ein Anhänger, auf ihm liegt ein Sarg! Es ist 7:30 und der Mann, der mit seinem Hund spazieren geht, gefriert das Blut in den Adern. Völlig panisch, aber geistesgegenwärtig verständigt er die Polizei. Als die Beamten aus Zirndorf in der Kneippallee eintreffen, nehmen sie all ihren Mut zusammen und öffnen den Sarg. Sie trauen ihren Augen nicht, denn tatsächlich liegt ein Grufti im Sarg. Seine Augen sind geschlossen, ist er tot? Doch was ist das? Er atmet! Und noch bevor die Polizisten darüber nachdenken können, wie ihnen geschieht, erwacht der junge Mann. Wahnsinn! Sie stellen den jungen, schwarzgekleideten Mann angsterfüllt zur Rede. Aus nostalgischen Gründen hätte der 26-jährige sich den Sarg vor einiger Zeit gekauft und zum schlafen hergerichtet. Noch während die Beamten im Gespräch verwickelt sind, erwacht die 35-jährigen Freundin des Mannes, die im mit schwarzen Tüchern verhängten PKW genächtigt hatte. Es stellte sich heraus, auch sie ist ein Grufti! Er verspricht nicht wieder in der Öffentlichkeit so zu schlafen und wird wieder auf freien Fuß gesetzt. Doch „nordbayern.de“ lässt nicht locker und geht der Meldung auf den Grund und enthüllt ein paar Tage später:
Metzger Patrick ist der Grufti aus dem Reisesarg (!) (Das Ausrufezeichen wurde als Stilmittel hinzugefügt)
Ganz Deutschland – so der Autor des Artikels – „runzelt die Stirn“ über den jungen Mann, der im Sarg geschlafen hat. Patrick war Hufschmied und Totengräber bevor er Metzger wurde, ob die Berufswahl mit seiner Passion zu tun hat, lässt der Artikel jedoch offen. Auch durch die Tatsache, dass Patricks Bruder bei einem Familiendrama erschossen wurde verleitet den Autor nicht zu Spekulationen. 9 Särge hat er im Keller, einen zehnter Sarg steht in seinem Schlafzimmer. „Schwarzes Hemd, schwarze Nietenhose, umgedrehtes Kreuz an der Halskette: Kein Wunder, dass alle den schlanken Hünen (1,95 Meter) nur „Dracula“ oder „Vlad“ rufen.“ Verrückt, oder? Da macht ein junger Mann einfach was er will! Schläft in Särgen, hat Vampirzähne und trägt schwarze Kleidung. Ich bin gespannt, wie es weitergeht mit dem Patrick aus Erlangen. - Schwarz, aber herzlich | Migros Magazin
Auch in der Schweiz sucht man dem Sinn des schwarzen Daseins und porträtiert verschiedene Charaktere, darunter Zwillinge die Besoffene nicht hübsch finden, einen Unternehmer, der ohne Gothic nicht so erfolgreich wäre, die Fotografin Annie Bertram die Gegensätze und Perfektion liebt, ein Szene-Paar mit Fledermaus-Schlüsselbrett und eine Designerin, die sich im Kulturzentrum „Kiff“ mit dem schwarzen Virus infizierte. Die ausstehende Erklärung überlässt man aber gekonnt den Profis: „Wie kommt es zu diesen morbiden Vorlieben? «Gruftis kultivieren eine Anti-Smalltalk-Kultur. Sie suchen Tiefgang und hinterfragen Tabus», sagt Regisseurin Mitra Devi (51), die sich im Rahmen ihres Dokumentarfilms «Gothic» (2014) mit der Schwarzen Szene auseinandergesetzt hat. Auch Janosch Tröhler (24), Redaktionsleiter des Online-Szenemagazins «negativewhite.ch», erkennt im Hang zu Schwarz und Schwere eine Protestreaktion zur gängigen Oberflächlichkeit, gleichzeitig aber auch eine Aufforderung, das Leben zu geniessen: «Indem man sich stets bewusst ist, dass das Leben endlich ist,erlebt man den Moment intensiver.» Gleichzeitig würde sich die Szene dem Konsum und Kommerz verschliessen und ihre Erfüllung eher im inneren Reichtum suchen.„ - Pavel Kondratiev | Demonit
Zusammen mit Valeriia besucht Fotograf Pavel das WGT in Leipzig. Während sie ihre Eindrücke niederschreibt, versucht Pavel die Faszination mit seiner Kamera festzuhalten. „Ich fühlte mich wie ein fremder heller Fleck in einer langen Schlange der Trauer und stellte mich an, um Tickets in Armbänder umzutauschen, wobei mir Bange wurde, dass ich schräge Blicke ernten würde. Aber vollkommen umsonst. Schnell ging dieses Gefühl in eine leichte Verärgerung über: Mensch, hätte ich doch aus Moskau einige Vinylkleider mitgebracht. Auch ich möchte so schön sein! Um mich herum waren so viele ungewohnte Leute, die einander nicht ähnlich sahen, in Make-up, in Latex, in Leder, in Samt, in Spitze mit verschiedenen selbst gemachten Mechanismen, mit riesigen Irokesen, mit erfinderischen Accessoires, angenehme Männer in Strümpfen und Korsetts, vollschlanke, halbnackte Frauen à la „Bodypositiv“, riesige Menge an Menschen, die sich nicht schämten zu fantasieren, sodass man in einiger Zeit aufhört in Kategorien wie gut/schlecht oder schön/hässlich zu denken.„ - Teufelsanbeter stellen Satans-Statue auf | N24
Und während wir hier in Europa gegen satanistische Einordnungen kämpfen, stellen die Mitglieder vom „The Satanic Temple of Detroit“ ganz dreist eine Baphomet-Statue zur Schau. Ziegenkopf, Hörner, menschlicher Körper und Flügel auf dem Rücken, die Hände zeigen angeblich eine satanische Geste. Angeblich, weil die Enthüllung der 2,74m großen Statue dann doch nicht stattfand. Auf ihrer Internetseite macht die nicht-göttliche Religionsgemeinschaft auf eine bevorstehende, sehr exklusive Enthüllung aufmerksam. Mit dabei, „Sadist“ eine Dark Punk Band aus Boston und ein William Morrison, der mal irgendwas mit Skinny Puppy gemacht haben soll. „Never before seen in public, The Satanic Temple Baphomet monument is already the most controversial and politically charged contemporary work of art in the world. Weighing one ton and towering at nearly nine feet tall, the bronze statue is not only an unparalleled artistic triumph, but stands as a testament to plurality and the power of collective action. „ - Wir haben Goths im Amazonasgebiet gefunden | Vice
Manaus ist die Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Amazonas und liegt Stilecht an der Mündung des Rio Negros. Einige der 1,8 Millionen Einwohner sind sogar Gothics, wie Reporter für Vice herausfanden: „Die Goth-Szene von Manaus wird, genau wie ähnliche Szenen auf der ganzen Welt, von manchen mit Satanismus, Schwarzmagie, Drogen und Mord in Verbindung gebracht.“ Und ja, Goths nahe des Amazonas haben besondere Probleme, die wir nicht kennen. Das Klima. Bei 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 86% hält keine Frisur und lange wallende Kleider werden zur unerträglichen Last. Und doch, es gibt sie, die schwarzen Seelen im Regenwald. „Ich würde gerne mit einem Zitat von Lupicíno Rodriguez enden“, sagte Lúcio am Schluss des Interviews. „‚Es gibt Menschen, die verlassen den Himmel, weil er dunkel ist, und so suchen sie das Licht in der Hölle.‘ Das Zitat ist sehr Goth, dabei stammt es aus einem Samba-Song aus den 1950ern. Es kommt immer darauf an, welche Interpretation der Kunst wir alle wählen.“ (Quelle: Flederflausch) - Belfast City Hall had no tours on a Saturday… because officials feared Goths would invade | Belfast Telegraph
Also dieses Iren! Weil sich in Belfast die ortsansässige Jugend in Schwarz, in Fachkreisen auch „Goths“ genannt, am Samstag immer vor der dem Rathaus trifft, hat man nun beschlossen, Führungen und Besichtigungen für diesen Tag auszusetzen. Man hat wohl Angst davor, dass die Goths das Rathaus übernehmen und die Stadtherrschaft an sich reißen. „The veteran gay rights campaigner said the doors had been shut over fears of anti-social behaviour by young people who gather in numbers in the grounds of City Hall at weekends. „I discovered that because of a fear of an invasion of Goths, they had closed the front door on a Saturday for the last 15 years,“ he expained.“ - How to survive summer as a Goth | Dazed
Das lasse ich einfach mal so stehen. Da gibt das Magazin „Dazed“ doch tatsächlich Tipps, wie man als Gothic im Sommer „True“ bleibt, also möglichst krank, gefährlich und mysteriös aussieht. Kurzform: Schminkt eure Augen rot, tragt Springerstiefel und kaputte Klamotten. Da fällt Dir nichts mehr ein. „Channel Alexander McQueen’s suitably gothic AW98 show by swapping out your favourite black kohl for a swipe of red eyeliner. “It’s way lighter than a face full of powder and you’ll still look super scary,” the duo explains. Bonus: you can pass for your favourite pallid-looking vampire. It’s “the easiest way to look sick during summer.”„ - The Cremator – Chinesen lassen sich im Freizeitpark von einer simulierten Einäscherung beeindrucken | Daily Mail
Ach ja, die Chinesen spinnen auch. Da gibt es doch tatsächlich einen Freizeitpark, in dem es eine Art Verbrennungstour gibt. Das „Erlebnis“ beginnt in einer ausstaffierten Leichenhalle, in dem sich die Gäste in einen Sarg legen. Auf einem Förderband geht es dann zur Verbrennung, die mit Lichteffekten und heißer Luft simuliert wird. Danach stehen sie schweißgebadet wieder auf. Einige der Gäste, so berichtet die Daily Mail, würden schwören „nie wieder zurück zu kommen.“ Blöd nur, dass es vermutlich irgendwann ein Wiedersehen geben könnte. Dann aber mit echten Flammen. - The Pilippines‘ Cemetery Slums | VICE
Ach ja wo sind nur die Zeiten hin ,wo wir als Gothics über den Gottesacker zum Jugend Keller gelaufen sind ?Und die ruhigen Abende vor dem Keller auf der Bank ,vor der Kirche ,im Schein der Grabkerze ?
Ich auf jeden Fall hätte sie gern wieder.
Vorbei. Und weil es nur noch so wenige Gruftis gibt und diese auch meist dazu noch sehr weit entfernt voneinander wohnen, sitzen Sie halt bei Grabkerzenschein jeder auf seiner Couch zu Hause und beschäftigen sich mit Internet, Chats, TV, Lesen oder sonstwie und heulen den alten Zeiten nach. :-)
@Hexenstern: Wohl möglich sind diese Dinge mit unserer Jugend verschwunden. Die heutige Jugend hat andere Nervenkitzel und Herausforderungen.
@Mone: Nicht unbedingt. Ich finde, man sollte das Internet für sich nutzen. So viele schlechte Seiten es auch hat, so viel gute hat es auch. Eigentlich so, wie du es jetzt schon machst. Die Leute auffordern sich zu treffen, sich zu verabreden, etwas zusammen unternehmen. Was vielleicht nicht für ganz Deutschland funktioniert, klappt im Ruhrgebiet meiner Ansicht nach immer besser. Ich glaube, die vielen einsamen Seelen mit ihren flackernden Grablichtern sehnen sich nach Gleichgesinnten die man treffen kann. „Vorbei“ kommt mir aus deinem Mund schon ein bisschen merkwürdig vor. Wenige Gruftis? Ich glaube nur äußerlich ;)
@ Robert
In meinem Kommentar (unabhängig von Äußerlichkeiten) ging es nicht um irgendwelche Treffen, Unternehmungen, Friedhofbesichtigungen oder Partys sondern er bezog sich explizit auf:
„Und die ruhigen Abende vor dem Keller auf der Bank ,vor der Kirche ,im Schein der Grabkerze ?“
Ich kenne unter meinen vielen neuen und alten „Bekannten“ gerade mal EINE (in Zahlen: 1) Dame, die so etwas (noch/regelmäßig) macht. Also quasi melancholisch auf dem Friedhof abhängen. Der Rest sitzt lieber auf der Couch. Wie oben beschrieben.
@Mone: Ja, okay – das ist vielleicht dem aktuellen Lebensstandard geschuldet, dass man sich mittlerweile in anderen Umgebungen trifft. Aber warum eigentlich nicht? Wie würde denn ein Domplatten-Treffen heutzutage aussehen? Wäre das nicht eine interessante Erfahrung? Wie wäre es denn, mal wieder zu versuchen melancholisch auf dem Friedhof abzuhängen? Für mich sind übrigens Lagerfeuer-Abende mit schwarzen Freunden gleichbedeutend. ;-)