Spontis Wochenschau #04/2013

Provokation ist etwas, worüber wir uns aufregen. Provokation ist darauf angelegt eine Regung zu erzeugen und Gedanken und Emotionen zu vermischen. Erst neulich provozierte ein Artikel über die Jesus-Freaks eben solche Reaktionen. Ich hatte damit nicht gerechnet und war überrascht, wie provoziert ich mich durch die vielen Kommentare fühlte. Und ich sage euch, es ist gut, dass wir uns noch provozieren lassen, dass wir unsere Meinung sagen, uns aufregen, diskutieren und streiten. Was wäre die Alternative? Schweigend alles hinnehmen, was um uns herum passiert. Kein schönes Szenario. Natürlich, Provokation bewirkt nicht nur Gutes, sie kann auch Mittel zum Zweck werden, jemanden von seiner Meinung oder Ideologie zu überzeugen. Man hat es nicht leicht. Es gibt viel zu viele Menschen, die alles falsch verstehen. Lange Rede, kurzer Sinn. Ich werde auch weiterhin schreiben, was ich denke. Ich werde weiterhin den inneren Schweinehund besiegen und zugeben, wenn ich etwas falsch gemacht habe. Und natürlich werde ich auch weiterhin provozieren. Bewusst oder unbewusst. Bis dahin gibt es erstmal die aktuelle Wochenschau:

  • Eigentlich ist die Kirche ja auch eine Sekte | diesseits.de
    Das humanistische Online-Magazin hat mit der Hexe Minerva über Schamanismus, Rituale und Paganismus gesprochen. Das anständig gemachte und ausführliche Interview gibt einen kleinen Einblick in die Szene, zu denen auch „Wicca“ gehört: „Wicca ist ja eine – in den USA mittlerweile anerkannte – Religion oder religiöse Gemeinschaft. Die ist erst in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden und schon sehr strukturiert. Rituale und auch andere Sachen sind sehr in eine Form gepresst. So bin ich nicht. Ich sehe mich dann doch eher im Schamanismus, bzw. im europäischen Schamanismus. Also sehr frei, ich lasse mich da nirgendwo reinpressen.“ Wer mehr über Wicca erfahren möchte, wird in Rosas ausführlichem Artikel fündig. Minerva erklärt abschließend, was Hexen heute sind: „Eine moderne Hexe hat nichts mit den Hexen im Mittelalter zu tun, auch nicht mit der Hexenverbrennung und sieht sich auch eher als europäische Schamanin. Es hat auch nichts mit der Frau im Fernsehen zu tun, die in die Kugel guckt oder Karten legt. Eine Hexe ist viel mehr.“
  • Survival-Tipps: Goth at Work | Der schwarze Planet
    Frau Dark, ich nenne sie mal einfach Shan, ist beruflich sehr eingebunden und nutzt die zwanghafte Inspiration für einen Artikel über den täglichen Kompromiss zwischen Beruf und Szenezugehörigkeit.  „Reduziere Deinen Stil zu Beginn auf ein Minimum, mit dem Du Dich noch wohlfühlst, aber die neuen Kollegen nicht mit dir selbst überforderst. Die meisten verstehen uns ja sowieso nicht und haben einen anderen Geschmack (oder gar keinen). Es lohnt sich daher nicht, sie mit deinem Goth-Sein oder Aussehen beeindrucken zu wollen und von deinem Können abzulenken. Du steckst schneller in einer Schublade, als du zeigen kannst, was für eine/r du bist und was du drauf hast! Pech gehabt, wenn es die falsche ist.“ Weitere nützliche Tipps aus erster Hand gibt bei Shan, die das Ganze auch noch mit schmunzelbaren persönlichen Erfahrungen würzt.
  • Karl Bartos: Die Hit-Maschine | Zeit Online
    Die Band Kraftwerk steht seit Jahrzehnten für elektronische Musik aus Deutschland, die viele Künstler inspirierte, neue Musikrichtungen schuf und den Grundstein für zahlreiche Subkulturen legte. Karl Bartos, Ex-Mitglied der Düsseldorfer Band, hat nun eine eigene Platte gemacht und spricht mit der Zeit über sein Werk. Gleich vorweg, ich habe eine Meinung zu dem Artikel und – zugegeben – keine gute. Was soll ich von einem Artikel halten, in dem sich ein Ex-Mitglied einer Band auf Kosten seiner eigenen Wurzeln eine provokative Haltung zulegt? Was soll ich von einem Artikel halten, der zeilenweise beschreibt, was der Interviewpartner trägt? „Für ein Treffen hat Karl Bartos das Café im Hamburger Literaturhaus vorgeschlagen. Ein unprätentiöser Ort, ganz ohne futuristische Attitüden. Der 60-Jährige erscheint in einem dunkelblauen Dufflecoat, darunter Rollkragenpullover, Jeans und ein paar Desertboots, alles ziemlich dunkel, alles recht unspektakulär. Man hatte ihn eher als Dandy im Stil der fünfziger Jahre in Erinnerung, so wie auf den alten handkolorierten Kraftwerk-Fotos eben. Vom Habitus her wirkt er heute deutlich lässiger und seltsamerweise fast jünger als damals.“ Ich finde: Schrecklich! Damit beraubt man mich meiner Neugier, das Album von Herrn Bartos kennenzulernen. Immerhin ist mein Fremdwörterlexikon zu neuen Ehren gekommen.
  • Postcard Punks | Chris Parker
    In den 80er arbeitete Chris Parker für eine Postkarten-Firma in London und war damit beauftragt, Punks vor die Kamera zu bringen, um sie später als Postkarten an Touristen zu verkaufen. Ein Teil der Bilder landete auch in den Werbeagenturen, die Punks als stilprägendes Merkmal der britischen Hauptstadt etablierten. Ein paar Bilder gibt es jetzt auf einer Internetseite zu sehen. Tolle Aufnahmen!
  • Liegt die Schwarze Szene im Sterben? | Negative White
    In der Schweiz sorgt man sich derweil um ein ganz akutes Problem. Offensichtlich liegt die Szene dort im Sterben, jedenfalls wenn man dem Artikel des Online-Magazins Negative White Glauben schenkt. „In letzter Zeit häuften sich die Hiobsbotschaften für die Gothic- und Wave-Kultur der Schweiz. Clubs sterben, Veranstaltungen verschwinden und Geschäfte schliessen. Sinkt die Szene wieder mehr in ins Grab?“ Im Grunde sind wir uns einig, totgesagte leben länger und so kommt auch Autor Janosch Tröhler zum einzig möglichen und sehr gut formulierten Fazit: „Die Szene wird aber ein möglicher Rückgang in allen Bereichen überleben. Genauso wie sie den Kommerzialisierungsversuchen standgehalten hat. Ein Rückzug in den Untergrund und DIY-Mentalität würde sie denn auch bereichern und neuen Aktivismus hervorrufen. Die Trägheit verleiht der Subkultur Scheuklappen, die abgelegt werden müssen, bevor Mut zum Neuen wachsen kann. Ein Problem, mit dem nicht nur die Gothic-Szene kämpft, denn überall fehlen Menschen, die bereit sind, freiwillige Arbeit zur kulturellen Vielfalt zu leisten.
  • Goth-Typographie und Grufti-Logos | Otranto-Archive
    Wo wir gleich beim Thema wären. Vielfalt, Kreativität und Ästhetik. Gehen wir gleich ans Eingemachte. Herr von Karnstein hat sich in einem sehr informativen Artikel über die typische „Goth-Typographie“ und so manches Band-Logo ausgelassen. Grund war wohl Kritik am Logo seiner Band Farblos, die er – wie ich nicht anders erwartet habe – mit seinem Artikel entkräften konnte. Denn wer Karnstein für ideenlos und unkreativ hält, ist selber doof. „Schonungslos ehrlich darauf angesprochen dass mein eigenes Farblos-Logo zu schlicht und ideenlos und vermutlich lieblos mit einer Standard-Schriftart dahingeklatscht worden sei fasste ich den Entschluss meine Intention dem geneigten Leser zu erläutern. Denn auch wenn es nach wenig aussieht: Es ist nicht zufällig entstanden. “Gotik in der Moderne” – das war quasi “in a nutshell” das Konzept. Die schmalen, hohen, aufstrebenden Formen der gotischen Architektur, die einen davor stehenden und nach oben schauenden Menschen sich so klein und unscheinbar fühlen lassen, nachgebildet in einer gleichförmigen und kalt-minimalistischen Schriftform, wie sie dem späten Jugendstil oder dem deutschen Expressionismus der 1920er entstammen könnte.
  • In Kreuzberg an der Mauer, 1985 | KFMW
    Ja liebe Jugend. Kreuzberg war mal cool und es gab tatsächlich eine Mauer, die die Hauptstadt und ein ganzes Land in zwei Hälften teilte. Blöd, dass man alle Spuren beseitigen will, aber glücklicherweise gab es Mitte der 80er begeisterte Hobby-Filmer, die was draus machten und die West-Berliner Kunst-Seite filmten. Eine kleine Zeitreise ins Berlin 1985. Manche kennen es noch so von der Klassenfahrt.

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Axel
Axel (@guest_37373)
Vor 11 Jahre

Interessant im Negative White Artikel ist folgender Absatz, weil er nämlich 100% die Wahrheit wiederspiegelt und das eigentliche Problem auf dem Punkt bringt:

Bei den Konzerten fehlt oftmals die Innovation. Das ist nicht unbedingt die Schuld des Veranstalters, sondern vielmehr liegt es an der nicht vorhandenen Dynamik der Musikszene. Der Filz zwischen Musiklabels, Veranstaltern und Musikmagazinen in Deutschland ist beängstigend. So wurde beispielsweise die Rubrik «Szene Schweiz» im Orkus gestrichen, da die Redaktion keine neuen Werbepartner einbrachte. Ebenfalls werden im selben Magazin keine Künstler des Labels Danse Macabre besprochen, da sich das Label weigert, Inserate aufzugeben. Folglich werden in den Magazinen immer und immer wieder die gleichen grossen Namen präsentiert.

Genau dieser angesprochene Filz ist das Problem. Hier wäre es eigentlich angebracht, dass sich die Szene selbst neu organisiert. Dass die Szenemitglieder sich nicht nur aufregen und am Ende doch stumm konsumieren. Sondern eben aktiv werden, Kräfte bündeln. Die Musikszene selbst muss auch offener werden. Offener in der Sicht: muss eine Gothicband unbedingt so aussehen wie aus dem neuesten XraX-Katalog entsprungen? Ich sage „nein“ – denn auf die Musik und die Inhalte kommt es an.

Beispiel: die Singer/Songwriterin Nadine Maria Schmidt aus Leipzig nimmt im September an einer Veranstaltung zum Thema „Nahtoderahrungen“ als Musikerin teil. Bei dieser Veranstaltung gibt es auch eine Lesung und eine Podiumsdiskussion. Niemand der teilnehmenden Menschen hat etwas mit der Gothic-Szene zu tun. Nadine auch eher nur so am Rande, weil ich sie in den letzten 2 Jahren immer mal wieder interviewt habe – ansonsten hat sie ja eher ein anderes Publikum. Thematisch könnte solch eine Veranstaltung aber absolut ins Gothic-Lager passen. Denn ist, bzw. war nicht das Thema „Tod“ eines der Hauptthemen in der Szene? Stattdessen sehe ich in der Szene selbst nur noch Tanzveranstaltungen. Nix gegen Tanzveranstaltungen – als Teil eines Ganzen wäre das ja klasse. Aber als nahezu alleinige Freizeitbeschäftigung in der Szene?

Was ich derzeit vermehrt feststelle, ist, dass man „schwarze Themen“ garnicht mehr in der Szene selbst findet, sondern immer häufiger außerhalb. Gibt es denn in der Szene noch freie Entfaltung als Künstler? Oder wird man nicht in ein sehr enges, nahezu luftundurchlässiges, Kossett aus Klischess und Erwartungen gesteckt und mit den Künstlern auch die sog. „Szene“ an sich?

Kann aus dieser Zudürckung der Lutzufuhr etwas lebendige entstehen? Nein. Die Menschen in der Szene müssen meiner Ansicht nach lernen nicht einfach nur zu konsumieren – sondern selbst aktiv zu werden. Denn Konsum ist etwas lähmendes.

Die Szene wird aber ein möglicher Rückgang in allen Bereichen überleben. Genauso wie sie den Kommerzialisierungsversuchen standgehalten hat. Ein Rückzug in den Untergrund und DIY-Mentalität würde sie denn auch bereichern und neuen Aktivismus hervorrufen. Die Trägheit verleiht der Subkultur Scheuklappen, die abgelegt werden müssen, bevor Mut zum Neuen wachsen kann. Ein Problem, mit dem nicht nur die Gothic-Szene kämpft, denn überall fehlen Menschen, die bereit sind, freiwillige Arbeit zur kulturellen Vielfalt zu leisten.

Besser kann man es nicht ausdrücken. Die Szene wir nur dann überleben, wenn man sich der DIY-Mentalität zurückbesinnt.

Sind wir mal ehrlich: müssen es immer Goßraumdiscos mit drei und mehr Floors sein? Gibt es denn noch richtige, kleine un kuschlige Clubs?
Warum gehen so viele Goths nicht mehr zu den kleinen Clubkonzerten?

Katrin
Katrin (@guest_37378)
Vor 11 Jahre

@ Axel: Was interessieren mich verfilzte Strukturen einer Musik- und Künstlerszene, die mit mir als Grufti aber so rein gar nichts zu tun hat? Der Rückzug in den Untergrund ist doch längst vollzogen und mir ist es ganz ehrlich vollkommen wurscht, wer sich für wieviel Geld Hochglanz ablichten läßt oder auf welchem Floor zu welchen Klängen abzappelt. Das hat mit _meiner_ Szene nämlich rein gar nichts zu tun.

Ian von Nierenstein
Ian von Nierenstein (@guest_37387)
Vor 11 Jahre

Ist doch völlig wurscht, ob eine Band aus dem XtraX-Katalog entsprungen ist, hauptsache sie machen Musik, die den Leuten gefällt. Und wenn es den Leuten gefällt, haben sie ihre Arbeit richtig gemacht. Darauf kommt es an. Wenn Musiker nur machen würden, was sie selbst gern wollen, stünden sie am Ende allein da. Und was will man als Musiker? Musik machen, die ihnen selbst gefällt und keinen interessiert oder anders herum? Das muss man halt vorher entscheiden. Ich mache auch Musik, die ich selbst gerne mag. Interessiert aber keinen, denn ich will damit kein Geld machen.

Warum Goths nicht mehr zu kleinen Clubkozerten gehen? Weil kein Veranstalter bereit ist, solche Sachen zu organisieren, weil alles Geld kostet. Und mit „Gothic“ kann man kein Geld mehr verdienen. Außer mit der Bezeichnung, die, wie wir hier alle wissen, leider Gottes mehr mit Metal und Techno zu tun hat. So ist das leider. Wir leben in einer musikalischen Provinz, wo „Smoke On The Water“ von Deep Purple als „die“ Rock-Hymne aller Zeiten bezeichnet wird oO

Axel
Axel (@guest_37390)
Vor 11 Jahre

Was interessieren mich verfilzte Strukturen einer Musik- und Künstlerszene, die mit mir als Grufti aber so rein gar nichts zu tun hat?

Natürlich hat das was mit Dir zu tun. Nämlich in dem Moment wo kleine Labels wie Kalinkaland und deren Künstler nicht mehr wahrgenommen werden. Wenn auf Festivals, Discos und überall nur dieselben großen Namen eine Rolle spielen. Es hat etwas mit Dir als Grufti zu tun, wenn in der Szene keine musikalische Vielfalt geboten wird. Diese musikalische Vielfalt wird nicht geboten, weil es entsprechende Bands nicht gäbe, sondern eben wegen solchen verfilzten Strukturen. Mit Underground und Szenenzusammenhalt hat das alles garnichts zu tun!

Ist doch völlig wurscht, ob eine Band aus dem XtraX-Katalog entsprungen ist

Sollte es aber nicht sein! Denn eine Band sollte sich nunmal selbst, nach ihrem Gusto, verwirklichen können. Und dazu gehört auch das Auftreten. Da sind solche Klischeeerwartungen nur hinterlich.

Zudem trägt das mitunter seltsame Blüten, etwa wenn bei Konzertreviews nur noch darüber geschrieben wird, welche Kleidung die Band auf der Bühne trägt. Da fühlt man sich doch echt wie im falschen Film!

Death Disco
Death Disco (@guest_37391)
Vor 11 Jahre

Inwiefern unterscheidet sich denn die Szene in der Schweiz von der in Deutschland? Ich kann mich an eine Doku auf Youtube erinnern, die schon einige Jahre alt sein dürfte. Und da sah man, dass schon damals kaum noch was von Gothic/Wave (im traditionellem Sinne) übrig war. Es lief derselbe Techno-Mumpitz à la KiEw in den Clubs.

Wenn ich das Foto von Project Pitchfork und die Bemerkung „Altmeister der Szene“ sehe, muss ich anfangen zu lachen. Die haben schon seit Mitte der ’90s nichts mehr mit Wave-Musik am Hut. Im Gegenteil, waren sie doch eine der ersten Bands, die Techno-/Crossover und Breakbeat-Elemente in ihre Musik integrierten. Hört euch doch nur mal die „Ch’i“-Maxi, das „Chakra:Red“-Album oder den Song „Timekiller“ an.

Nein, nein. Ich denke, die Schweiz ereilte dasselbe Schicksal wie Deutschland. Und das schon vor mehr als einem Jahrzehnt. Die Schweiz ist doch keine Pazifik-Insel, auf der sich alles frei von Fremdeinflüssen entwickelt.

Katrin
Katrin (@guest_37398)
Vor 11 Jahre

Natürlich hat das was mit Dir zu tun. Nämlich in dem Moment wo kleine Labels wie Kalinkaland und deren Künstler nicht mehr wahrgenommen werden. Wenn auf Festivals, Discos und überall nur dieselben großen Namen eine Rolle spielen. Es hat etwas mit Dir als Grufti zu tun, wenn in der Szene keine musikalische Vielfalt geboten wird. Diese musikalische Vielfalt wird nicht geboten, weil es entsprechende Bands nicht gäbe, sondern eben wegen solchen verfilzten Strukturen. Mit Underground und Szenenzusammenhalt hat das alles garnichts zu tun!

Oh, ich glaube durchaus nicht, dass kleine Label nicht wahrgenommen werden. Meine Erfahrungen sind da grundsätzlich andere. Sicher werden sie nicht von einer großen Masse an Käufern frequentiert, aber das kann ein Nischenlabel auch nicht erwarten und wird dies auch nicht tun. Und dass auf großen Festivals die immer gleichen Namen eine Rolle spielen, liegt eben daran, dass diese Bands keine Nischen sondern den (von mir aus auch schwarzen) Mainstream bedienen, der eben bedient werden will. Ich sehe da eine vollkommen andere Zielgruppe als mich. Weswegen es mich eben auch nicht interessiert. Ich fühle mich nicht angesprochen. Und eine musikalische Vielfalt gibt es durchaus. Live, auf Vinyl, von CD oder von mir aus auch als Download. Ich kann mich diesbezüglich nicht über mangelnde, aktuelle Großartigkeiten beschweren. Dass nun ein Zillo-, Orkus- oder Sonic-Leser von all dem nichts weiß, macht doch nichts. Ist eben ne andere Zielgruppe.

Irmin
Irmin (@guest_37400)
Vor 11 Jahre

Zunächst mal: Prinzipiell gehe ich eher selten nach dem Label, wenn ich neue Musik für mich entdecken will – was sich schon daran zeigt, dass mir Kalinkaland gar nichts sagte, ich aber tatsächlich Musik besitze, die da veröffentlicht wurde (von Ophelia’s Dream und Arcana). Manche Labels verfolge ich aber schon genauer, oder nehme die Tatsache, dass eine Band, deren Namen ich gerade entdeckt habe, da veröffentlicht, als Qualitätskriterium. Nur ist die Frage: Was ist denn ein „kleines“ Label? Die ollen Hyperium Records? Cold Meat Industry? Bei denen würde die Liste der Bands, die mir gefallen, etwas länger… Oder Prophecy Productions. Gut, die sind vermutlich auf der bösen Seite, weil sie auch Metalbands im Angebot haben :>

Gerade die beiden letztgenannten sind, sofern sie für dich, Axel, noch als „klein“ gelten, doch überaus angesehen und werden nicht nur von mir als Gütesiegel verwendet. Selbstverständlich haben Mainstream-Labels (auch im schwarzen Mainstream) mehr Zulauf, aber das ist doch eine Binsenweisheit – sonst wären es keine Mainstream-Labels.

Die letzten Konzerte in kleinen Clubs (auch da die Frage: Was ist denn noch klein?), die ich besucht habe, waren bis auf eines ziemlich gut besucht, und das eine hatte einen einigermaßen kurzfristigen Ortswechsel hinter sich.

Ansonsten halte ich es wie Katrin, deren Beitrag ich nur zustimmen kann (auch, was die Erfahrungen angeht): Was interessiert mich denn, was diverse Aggrotech-Bands so machen? Oder wer gerade das Cover der recht nutzlosen „Szene“magazine ziert? Lässt sich beides ziemlich gut ignorieren. Dagegen etwas tun? Kann man sich vornehmen, ja, aber ob das so sinnvoll ist? Ich kann ja genauso wenig den „richtigen“ Mainstream dazu bringen, vernünftige Musik zu hören. Da lasse ich dann auch den schwarzen Mainstream schwarzer Mainstream sein und höre lieber was aus meiner Nische. Da habe ich genug mit zu tun.

Axel
Axel (@guest_37401)
Vor 11 Jahre

Mir gehts garnicht mal um die Labels selbst. Aus Erfahrung kann ich Euch aber sagen, dass nicht wenige Labels – gerade aus dem schwarzen Spektrum – gerne Webzines erpressen. „Wie? Schlechtes Review? Na dann bekommt ihr kein Muster mehr“ oder „dann müssen wir wohl unsere Werbeanzeige zurückziehen“ und ähnliches. So werden sämtliche Webzines nahezu „gleichgeschaltet“. Schaut Euch doch mal die verschiedensten Homepages an. Überall dieselben Alben, dieselben Bands. Das ist doch surreal. Und deswegen werden auch Strukturen kaputt gemacht, weil man als labellose Band mittlerweile fast überhaupt nicht mehr in den Medien im Internet vorkommt.

Was interessiert mich denn, was diverse Aggrotech-Bands so machen? Oder wer gerade das Cover der recht nutzlosen “Szene”magazine ziert? Lässt sich beides ziemlich gut ignorieren. Dagegen etwas tun? Kann man sich vornehmen, ja, aber ob das so sinnvoll ist?

Ist es. Denn dieser Filz aus Magazinen, Festivals, Werbetreibenen und Labels lähmt eine ganze Subkultur. Wie ot lese ich im Internet „Die Musik heute ist nur och doof“ und wie ot entdecke ich immer wieder kreative Bands die mehr Aufmerksamkeit verient hätten? Die aber gleichzeitig auch nicht das Geld haben sich überall einzukaufen?

Deswegen ist es sinnvoll alternativen zu schaffen, sich zu vernetzen. Es eben anders zu machen.
Natürlich kann ich mich auch zurücklehnen und einfah nur meine Entdeckungen ganz für mich alleine genießen. Aber in wie fern wird sich dadurch etwas allgemein ändern?

Irmin
Irmin (@guest_37404)
Vor 11 Jahre

Schaut Euch doch mal die verschiedensten Homepages an. […] Und deswegen werden auch Strukturen kaputt gemacht, weil man als labellose Band mittlerweile fast überhaupt nicht mehr in den Medien im Internet vorkommt.

Ja gut, ich weiß aber auch nicht so ganz, was du erwartest – natürlich bekommt man als labellose Band wenig Aufmerksamkeit. Das funktioniert dann eben über ne „Graswurzelbewegung“, also Mundpropaganda. Obskure Schätze muss man eben suchen ;-)

Ich frequentiere aber auch äußerst selten irgendwelche „Medien“, die sich der Musik widmen. Hier und da mal ein Blog, aber selbst die verfolge ich nicht immer. Das meiste entdecke ich durch Empfehlungen durch Freunde und Bekannte, durch Last.fm oder ähnliche Empfehlungssysteme oder einfach durch Zufall. Das ist vielleicht nicht optimal, aber ich kann mich nicht beklagen – ich bekomme genug zu hören. Das heißt natürlich nicht, dass das jeder so machen muss, aber selbst ohne verfilzte Strukturen glaube ich nicht, dass unbekannte Bands plötzlich bekannter werden. Wenn man an den richtigen Stellen sucht, sind sie das jetzt schon. Wenn man das lieber, ähem, konsumieren und auf sich niederprasseln lassen will, gibt es doch einfach zu viel Auswahl, um wirklich alles, was gut ist, auch zu empfehlen.

Mal ein Beispiel aus einem anderen Bereich: Videospieljournalismus ist mindestens genauso schlimm wie Musikjournalismus. Also nicht der, der in der Tagespresse stattfindet, sondern der von angeblich unabhängigen Magazinen und Webseiten. 99% davon kann man vergessen, Wertungen sowieso. Es ist ziemlich offensichtlich, dass die keinesfalls unabhängig sind, sondern kräftig mit der Industrie verbunden sind. Kommt einem bekannt vor? Tja… Darum halte ich es bei Spielen noch mehr als mit Musik (da kann ich ja meist was bei YouTube hören, spielen muss man schon selbst) so, dass ich mir Erfahrungsberichte anderer Spieler durchlese. Die bringen mir viel mehr als irgendwelche PR-Stücke der „Journalisten“. Wenn man das Ganze mit dem Internet wirklich ernst nimmt, muss man das meiner Meinung nach auch so machen. Journalismus ist schließlich immer ein externer Filter. Der kann ganz nützlich sein, aber nie meine Sicht der Dinge abdecken.

Kara Ben Nemsi
Kara Ben Nemsi (@guest_37405)
Vor 11 Jahre

ich hab mir auch noch nie einen tonträger wegen einer rezension gekauft. wie irmin schön sagte: mundprogaganda,freunde und neuerdings youtube links.
man sollte sich auch im klaren sein des es diese hochglanzzeitschriften doch nur der wegen der geschalteten werbung gibt..davon leben die und nicht vom abverkauf. das war anfang der 90ziger noch anders, da war man heiß auf die kleinanzeigen im zillo und nicht auf die artikel (die meistens ja eh nix mit goth zu tun hatten) ..aber internet hat die kommunikation vollständig übernommen.
unterground braucht auch keine jubelpresse.. echter underground funktionier auch so. siehe den neofolk..totgeschwiegen aber nicht totzukriegen.
in zeiten von massenhaften musikdownloads sind die label doch die gefährdetsten/ ich kann da gut nachvollziehen das man da mit promos geizt.

Solitaire
Solitaire (@guest_37408)
Vor 11 Jahre

Die schwarzen „Mainstream“-Medien mögen ja Anfang der Neunziger wichtig gewesen sein, um auf subkulturelle Musik aufmerksam zu werden, aber heute?

Früher waren Rezensionen wichtig, weil man im Plattenladen um die Ecke meist nur Mainstream-Pop fand und die interessanten Tonträger bei einem Versand bestellen mußte, also vor dem Kauf bei neuen Bands keine Ahnung hatte worauf man sich da einlässt.

Heute hört man sich das auf der Homepage der Bands oder bei Youtube selber an.

Neofolk wird also in den „Mainstream“-Szenemagazinen totgeschwiegen? Das war mit Sicherheit nicht so, als ich diese noch gelesen habe (auch schon mindestens 8 Jahre her) und ein Blick auf die Homepages beweist, daß das auch heute nicht so ist.

Z.B. aktueller Orkus:
Spiritual Front, Wardruna

Aber wie von anderen bereits gesagt: Die wirklichen Empfehlungen bekommt man nicht bei den Magazinen, sondern von Freunden und Bekannten im Netz.

Aus gegebenen Anlaß verweise ich auf diesen schon etwas älteren Thread im WGT-Forum:
Current New Wave bands, where are they?

(Es beginnt schwerpunktmäßig mit Minimal Electro, weitet sich später aber dann auf).

Axel
Axel (@guest_37412)
Vor 11 Jahre

Wer sagt, dass Webzines bzw. Fanzines keinen Sinn haben, der täuscht sich. Gerae heutzutage wo es tausende an Bands und Musikpojekte gibt, braucht es IMO schon ein korrektiv um Perlen an die Oberfläche zu bringen.

Bei einem gut gemachten Webzine kann man Neues entdecken. Seine Horizont erweitern.

Un ihr überschätzt mir YouTube. Wie soll man eine, für sich, komplett unbekannte Band dort ausfindig machen? Das funktioniert nicht.

Death Disco
Death Disco (@guest_37414)
Vor 11 Jahre

Von Kalinkaland habe ich genau eine CD, und das ist das besagte Arcana-Album. Mich sprachen die Lightwaves-Compilations nicht sonderlich an.

Ich sehe aber gerade, dass Löwy alte Chandeen-Demos wiederveröffentlicht hat. Vielleicht sind da ein paar brauchbare Stücke dabei.

das war anfang der 90ziger noch anders, da war man heiß auf die kleinanzeigen im zillo und nicht auf die artikel (die meistens ja eh nix mit goth zu tun hatten).

Die Anzeigen fand ich immer sehr amüsant. Besonders die persönlichen Hetzereien zwischen den Lesern. True- und Untrue-Gehabe wie in der Metal-Szene. ;-)
Anhand der Anzeigen konnte man aber den aktuellen Stand des Musikgeschmacks der Szene beurteilen… Der sah ungefähr so aus: Cure, Sisters, Smiths, Joy Division, Mission UK, Nephilim… Das war noch Anfang der 90er. Von Neuer Deutscher Todeskunst keine Spur.

Zillo war gar nicht mal so ansprechend für die EBM-Fraktion, denke ich. Zumindest las ich selten was zu Front, Klinik und Co.

Neofolk wird also in den “Mainstream”-Szenemagazinen totgeschwiegen? Das war mit Sicherheit nicht so, als ich diese noch gelesen habe (auch schon mindestens 8 Jahre her) und ein Blick auf die Homepages beweist, daß das auch heute nicht so ist.

Mitte der 90er gab es sogar ein mehrteiliges Neofolk-Special von Dirk Hoffmann (war das der Dirk? Timo Hoffmann war zu der Zeit schon nicht mehr dabei, glaube ich… Der hatte mal ’ne Wave-Band namens Trinity-Mania, ist aber auch schon 20 Jahre her).

Ian von Nierenstein
Ian von Nierenstein (@guest_37416)
Vor 11 Jahre

Früher trug man Pikes, heute New Rocks. Früher trug man die Haare wild und verstrubbelt, heute glatt und kurz. Dass man früher voluminöseres Haar hatte, das ist der Zeitgeist. So waren die 80er nun mal. Wo ist da bitte der Unterschied, Axel? Nur, weil du keine Katalogklamotten magst, musst du doch nicht die Geschmäcker anderer Leute schlechtreden. Es hat nun nicht jeder das Talent oder gar die Ambition, seine Klamotten selbst zu basteln. Außerdem dürfen wir nicht von „Gothic“ auf die gesamte „schwarze“ Szene schließen, das war immer nur ein kleiner Teilbereich und wo ich Death Disco auf jeden Fall zustimme, ist, dass man das G-Wort nicht auf die komplette „Szene“ übernehmen darf. Wenn ich mal diese ganze spießige Hipster- und Hopper-Mainstreamkultur und die rotzfrechen Jugendlichen in den Straßenbahnen betrachte, weiß ich schon, wieso mir die schwarze Szene mit Abstand am Besten gefällt. Da ist nix von wegen „Mainstream“ zu sehen. Wir haben unseren eigenen Mainstream, der verflucht wird, wenn mal „Szenebands“ in das Licht der Öffentlichkeit geraten. Vielleicht bin ich aber auch blind. Ich liebe schwarz, ganz egal in welchen Facetten. Außerdem kommt es darauf an, was DU aus deiner Szene machst, statt immer über die anderen zu motzen.

Marcus
Marcus (@guest_37448)
Vor 11 Jahre

Verfilzte Strukturen bestimmen doch nicht alles. Als Gegenpol existiert ein lebendiger Untergrund, der aber eben nicht an der Oberfläche im gleißenden Sonnenlicht stattfindet. Ein Untergrund, der den Begriff „Gothic“ (oder wie man es auch immer nennen mag) anders definiert, als von großen Print-Magazinen (und von mir aus auch von abhängigen Webzines) vorgegeben bzw. propagiert. Diese Magazine sind eben nur Werbezeitschriften. Wer sich davon blenden lässt, dass für den Erwerb dieser Magazine Geld verlangt wird, ist entweder noch sehr jung bzw. unerfahren oder demjenigen ist nicht mehr zu helfen.

Aus Erfahrung kann ich Euch aber sagen, dass nicht wenige Labels — gerade aus dem schwarzen Spektrum — gerne Webzines erpressen. “Wie? Schlechtes Review? Na dann bekommt ihr kein Muster mehr” oder “dann müssen wir wohl unsere Werbeanzeige zurückziehen” und ähnliches.

Selbst schuld, wenn man sich erpressen lässt. Was interessiert es, ob man von solch einem Label Muster bekommt? Sollen sie diese doch behalten.

Zum Thema Rezensionen: Was sich hier geändert haben soll, ist mir nicht ganz klar. Auch vor 20 Jahren hat man nicht blindlings aufgrund einer guten Rezension ein Album gekauft. Da gab es Journalisten, mit denen man auf einer Wellenlänge war und eben Journalisten, die einen anderen Geschmack hatten bzw. nur Blödsinn von sich gaben. Daran hat sich doch letztendlich nichts geändert.

Stattdessen sehe ich in der Szene selbst nur noch Tanzveranstaltungen. Nix gegen Tanzveranstaltungen — als Teil eines Ganzen wäre das ja klasse. Aber als nahezu alleinige Freizeitbeschäftigung in der Szene?

Das sehe ich nicht ganz so. Spontan fällt mir da die Kreuzmühle ein. Hier gibt es nicht nur Tanz, sondern es werden beispielsweise auch Lesungen angeboten. Oder die theARTer Gallery in Berlin. Neben kleinen Konzerten finden dort ebenfalls Lesungen statt – und natürlich Ausstellungen. Ebenfalls ein Beispiel für Veranstaltungen ohne Tanz: die sehr gut besuchte Ausstellung „Boten des Todes“, die man beim letzten WGT bewundern konnte.

Ian von Nierenstein
Ian von Nierenstein (@guest_37511)
Vor 11 Jahre

Genau Marcus, man sollte einfach tun, was man will und sich nicht von den Forderungen anderer Mimosen unterbuttern lassen. Wenn man etwas aus Idealismus plant, sollte man es auch umsetzen und nicht darauf schauen, ob es sich finanziell rentiert. Wenn man in der Musikbranche ernsthaft arbeiten will um damit sein Butterbrot zu verdienen, dann nicht in der schwarzen Szene. Die halte ich für mein Hobby und mein Privatleben. Aber nicht für meinen Job. Wenn man mit Musik Geld verdienen will, dann soll man einfach Großkotz werden oder Schlager machen. Musik ist Kunst und Kunst sowie Design und alle kreativen Berufe werden subjektiv bezahlt, da gibt es keine feste Preisstaffelung, die für alle verbindlich ist, höchstens Messlatten. Daher kann ich Leute wie Thilo Wolf verstehen, die sagen, dass ihnen die ganzen „Gruftie-Kinder“ auf den Sack gehen, die nur meckern und die Hand aufhalten können statt selbst was zu machen. Aber das ist wohl das Lebensziel der Schwarzkittel. Einfach alles schwarzsehen.

Irmin
Irmin (@guest_37609)
Vor 11 Jahre

Ich denke, ich weiß, worauf Kara mit seinem Kommentar hinaus möchte – auch, wenn ich das nur nachgelesen habe. In den Anfängen des Neofolk (also Ende der 1980er bis Anfang der 1990er) wurde das Genre deutlich unkritischer aufgenommen und es gab noch keine wie politische Komponente in der Betrachtung. Death Discos erwähnter Bericht von Herrn Hoffmann erwähnt das, soweit ich weiß, gar nicht (kann mich aber auch täuschen und etwas anderes meinen). Das kam erst später hinzu, selbst bei „Sorgenkindern“ wie Death in June. Ganz „totgeschwiegen“ wurde Neofolk aber wohl nicht. Spiritual Front eigenen sich für eine solche Betrachtung aber wohl eh nicht, und Wardruna sind für mich persönlich eher nicht als Neofolk einzuordnen. Das geht eher in die Richtung Folk, kombiniert mit alter Musik. Trotzdem oder gerade deswegen sollte man sich das aber unbedingt mal anhören ;) (Wäre wunderbar, wenn die auch dieses Jahr beim WGT aufträten…)

 Axel:

Un ihr überschätzt mir YouTube. Wie soll man eine, für sich, komplett unbekannte Band dort ausfindig machen? Das funktioniert nicht.

YouTube existiert ja nicht im luftleeren Raum, sondern ist oft nur die einfachste Möglichkeit, sich mit dem Wichtigsten einer Band, der Musik, bekannt zu machen. Nur auf YouTube, also beschränkt auf die Seite, etwas Neues zu entdecken, ist in der Tat nicht ganz einfach, habe ich glaube ich aber auch schon mal gemacht. Ich gebe aber auch zu, hier und da schon mal beim ein oder anderen Webzine vorbeigeschaut zu haben (vor allem nonpop.de fällt mir da ein) ;)

Wenn ich mal diese ganze spießige Hipster- und Hopper-Mainstreamkultur und die rotzfrechen Jugendlichen in den Straßenbahnen betrachte, weiß ich schon, wieso mir die schwarze Szene mit Abstand am Besten gefällt.

Sag das so nicht, Ian. Beim Konzert von OTWATM und Rome in Berlin sind Leute rumgelaufen, die offenbar eine Kombination aus Hipster und Goth versucht haben. Grausig… Und während des Konzerts gequatscht haben sie auch noch.

Als Gegenpol existiert ein lebendiger Untergrund, der aber eben nicht an der Oberfläche im gleißenden Sonnenlicht stattfindet.

Eben. Wenn eine Szene eine bestimmte Größe erreicht, ist es für mich nicht so verwunderlich, dass die „Gesetze des Marktes“ greifen (so wenig romantisch das jetzt klingen mag) – hier wie dort passiert dann eben das, was überall passiert: Es bildet sich ein Mainstream, der üblicherweise an der Erhaltung des Status quo interessiert ist. Gleichzeitig besteht aber für den Suchenden genügend Freiraum, sich abseits davon zu bewegen.

Was sich hier geändert haben soll, ist mir nicht ganz klar. Auch vor 20 Jahren hat man nicht blindlings aufgrund einer guten Rezension ein Album gekauft. Da gab es Journalisten, mit denen man auf einer Wellenlänge war und eben Journalisten, die einen anderen Geschmack hatten bzw. nur Blödsinn von sich gaben. Daran hat sich doch letztendlich nichts geändert.

Jein. Die Menge der Rezensionen und die Quellen für Rezensionen haben sich geändert. Das kann mittlerweile jeder machen, wenn er will.

Karnstein
Karnstein(@karnstein)
Vor 11 Jahre

Ich möchte der ganzen Diskussion nur zwei kleine Punkte hinzufügen:
Ich bin selbst kleiner labelloser Musiker, habe 5 Songs online veröffentlicht.

1) In ein paar Clubs der Szene wird meine Musik dennoch gespielt und das „Gothic Magazine“ (was ja wohl zu den großen Medien zählen dürfte) ist auch auf mich aufmerksam geworden und hat mich interviewt und auf ihren Sampler gebracht. Das macht das Internet und die Mundpropaganda.
Klar verdiene ich noch kein Geld damit, aber mein Punkt ist eben:
In Teilen der Szene kennt man meine Demos auch ohne Label, und auch größere Medien lassen sich teils durchaus dazu herab jemanden wie mich vorzustellen (ohne dafür bezahlt zu werden oder darum gebeten worden zu sein).

2) Meine Recherche hat mir recht schnell gezeigt, dass es durchaus einige kleine Label gibt, die sich sogar auf junge, unbekannte Künstler spezialisiert haben. Etwa die Griechen von Fabrika, ohne die Lebanon Hanover und She Past Away vermutlich auch heute noch reiner Underground wären, oder das deutsche Electrolabel Future Fame, die zwar nach meinem Geschmack nur Mist anbieten, aber dennoch eben auf Newcomer spezialisiert sind.

Ian von Nierenstein
Ian von Nierenstein (@guest_37693)
Vor 11 Jahre

Hehe, da wo ich hingehe, wird auch Farblos gespielt :D

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