Zählen will gelernt sein. Nachdem ich mit der Nummerierung der letzten Wochenschau völlig daneben lag (danke an Rosa Chalybeia für die Information), habe ich diesen Beitrag pflichtbewusst kontrolliert, durchgezählt und protokolliert. Und das schon bei 4! Das Jahr fängt ja gut an. Ganz ähnlich ergeht es dem Resümee für den letzten Gothic Friday, den sicherlich einige nicht erwarten können. Wie angekündigt sollte ASRianerin, die den Gewinnervorschlag gemacht hat, ein Resümee vorbereiten. Leider steckt die mitten im Prüfungsstress und ist momentan ein wenig ausgebucht, daher lässt die Zusammenfassung auf sich warten. Es gibt Dinge im Leben, die einfach wichtiger sind und das ist auch völlig richtig so. Nichtsdestotrotz werde ich in den nächsten Tagen einen persönlichen Rückblick dazu nutzen, Euch über den Stand der Dinge zu informieren. Natürlich völlig subjektiv. Bis dahin werdet ihr hoffentlich an der nun richtig nummerierten Wochenschau Freude haben und euch durch die fein säuberlich selektierten Links klicken.
- Kein Hobby, sondern Lebenseinstellung | Wochenblatt
Im Straubinger Lokalteil des Wochenblatts hat man sich Tinga (20) ins Studio geholt, um mit ihr ein paar heiße Gothic-Aufnahmen zu machen, die zeigen sollen, „wie sexy dieser Style sein kann.“ Alles beim alten. Möglichst viel Haut, enge Lackteile, Netzstrümpfe und hochhackige Schuhe. So definiert das Wochenblatt den Style der Gothic-Szene und reiht sich damit nahtlos in die gewohnte Berichterstattung ein. Das wäre an sich unspektakulär, doch Tinga erklärt dem Wochenblatt dann in einem wirklich prägnanten Satz, warum Gothic für sie eine Lebenseinstellung ist: „Wir wollen von Tinga wissen, wie sie anderen Gothic erklärt: „Für mich ist das einfach eine Lebenseinstellung fernab der gängigen Konventionen. Ich mache das, worauf ich Lust habe, auch wenn ich dafür schief angeschaut werde. Und wenn ich mal Lust habe, zehn Hamburger zu futtern, dann mach ich das auch.“„ - 666 Torture Garden | events.at
Wer gar nicht mehr weiß, wo vorne und hinten ist und sowieso nicht mehr sicher ist wo man hinschauen soll, der wird in Wien fündig. Die Veranstalter des 666 Torture Garden werfen so ziemlich alles das in den Topf, was sowieso noch nie Teil der Szene war, rühren kräftig um und machen daraus eine Party: „Viel mehr als nur eine Kick Off Party für das legendäre Blut:Rot im April und Wiens extremstes St. Patricks Day Fest. Erstmals macht der legendäre Torture Garden, der weltgrößte Burlesque und Fetish Club, in Wien Station und wird mit dem 666 zusammen eine wilde Mischung aus 666 & Torture Garden … aus Alternative & Fetish … aus Gothic & Burlesque … aus Horror & Underground präsentieren. Das Ganze auf 3 Floors mit Live Bands, Burlesque Performances, Freak Shows, Pole Dancers, Sex Magic Horror Visuals, Ausstellung u.v.m. … Musikalisch geht’s von Neo Swing, Burlesque, Dark Cabaret über Electro, EBM, Industrial bis zu Mittelalter und Steampunk.“ Böse Zungen behaupten, das könnte ein Vorgeschmack auf das sein, was uns auf dem WGT 2012 erwartet. Aber nur ganz böse Zungen. - Hexenverfolgung nimmt zu | Telepolis
Weniger witzig als knapp bekleidete Gothic-Damen ist die Tatsache, dass auch heute noch Menschen wegen angeblicher Hexereien wie Unwetterverursachung, Seelenraub oder der Verwandlung von Menschen in Afrika vor Gericht gestellt werden. Viel häufiger sind jedoch Lynchmorde und die sind nicht nur ein afrikanisches Problem: „Häufiger als die offizielle Verfolgung durch Behörden oder Gerichte sind jedoch Lynchmorde: So verbrannte man beispielsweise in Kenia vor vier Jahren elf Menschen, die der Hexerei beschuldigt wurden. Teilweise wird Hexenverfolgung von afrikanischen Auswanderern auch auf anderen Kontinenten gepflegt: In Großbritannien kam vor zwölf Jahren erstmals ein Fall ans Licht, bei dem ein achtjähriges Mädchen aus Westafrika von ihren Pflegeeltern, die glaubten, es sei von einem Dämon besessen, zu Tode gefoltert wurde. Seitdem nahmen solche Vorfälle nach Erkenntnissen des britischen Sonderausschusses für Bildung und Erziehung nicht etwa ab, sondern zu. „ - Von Gothic zu Schlager | Gedankendeponie
Mit erscheinen des Albums „Große Freiheit“ spaltete sich die Fangemeinde der Band Unheilig endgültig. Man ließ nichts unversucht, die Verkaufszahlen des Albums zu erhöhen. Doch einige hart gesottene Anhänger der Band zeigten sich unerschütterlich, Konna von der Gedankendeponie zeigte sich Meinungsstark, hielt dem Grafen die Treue und titelte in einem Artikel: „Der Fall Unheilig – ein Paradebeispiel für engstirniges Szenedenken“. Doch der Graf hörte offenbar diesen Ruf des treuen Fans und war gewillt auch ihn noch loszuwerden, was er mit der jüngst angekündigten Neuerscheinung auch schaffte: „Dieser nicht einmal eine Minute lange Ausschnitt bestätigte leider meine schlimmsten Befürchtungen. Der Track klingt nach übelstem Schlager. (…) Nun wurden weitere Details zum neuen Album »Lichter der Stadt« bekannt, die nicht nur mein Interesse an dem Album, sondern auch meine Meinung zu Unheilig allgemein völlig ins Negative verdrehen. Das 16 Tracks umfassende Album wird einen Song enthalten, auf dem Mr. Weltschmerz und Scheinheiligkeit himself, Xavier Naidoo, als Gastsänger auftritt. Damit ist nun auch argumentativ für mich eine Nachvollziehbarkeit der Abkehr von der Band entstanden, denn hier geht es um die Musik. Und musikalisch kann nichts und niemand Xavier Naidoo unterbieten. Außer vielleicht Rosenstolz.„ - Gothic – was ist das eigentlich? | Otranto-Archive
Eben noch feierten die Otranto-Archive ihren zweiten Geburtstag und jetzt erklärt uns Karnstein noch mal schnell, was Gothic eigentlich ist: „Natürlich muss ich euch nicht erklären wie die Szene aussieht in der sich mit einiger Wahrscheinlichkeit ohnehin mindestens 90% meiner Leser bewegen, und wie wir alle wissen waren sämtliche Versuche einem (ohnehin nur mäßig interessierten) außenstehenden Publikum die Szene zu erklären ohnehin von vornherein zum Scheitern verurteilt. Nein, was ich an dieser Stelle tun möchte ist ein Projekt präsentieren das ich tatsächlich begonnen habe als die Archive noch ganz ganz frisch waren und ich mich im Rahmen meines literaturwissenschaftlichen Studiums auf sehr ernsthafte und akademische Art und Weise noch etwas genauer mit meinem Lieblingsthema habe befassen dürfen. Denn egal wie sehr die Menschen Gothic leben – ich habe doch schon oft festgestellt dass der Begriff “Gothic” und all seine Facetten und Bedeutungen dennoch für den großen Teil der Szenegänger das eine oder andere spannende Geheimnis birgt (ging mir natürlich kein bisschen anders).“ Großartig!
- Robert Smith in meiner Kneipe | Schatten
Last but not least ein Linktipp von Schatten, der in gewisser Weise an den Linktipp von Orphi aus der letzten Wochenschau anknüpft
Faszinierend! Aus dem „Geld-aus-dem-Ärmel-schüttel“-Tanz wurde hierzulande der „5-Mark-Stück-aufhebe“-Tanz (hieß wirklich so!), auch Staubsaugertanz gennant. Das nenne ich doch mal eine logische Entwicklung.
In Batcave-Kreisen wird heute teilweise immer noch so getanzt. Mal nach Gothic-Pogo-Party-Videos suchen.
Btw: Eine mit Tingas Äußerung vergleichbare Aussage hatte ich letztens auch in einem Interview mit Jesus on Extasy gehört. Ich frage mich dann immer, ob sich diese Leute eigentlich noch selbst ernst nehmen können, ob sie diesen Unsinn wirklich glauben, den sie da faseln. Das sind doch nun weiß Gott keine 10-jährigen mehr.
In der Tat, eine logische Entwicklung :) Ich selbst bin noch nicht wirklich mit dieser „Ur-Form“ des Staubsaugertanzes in Berührung gekommen, werde aber die nächste Party mit der entsprechenden Musik zum Anlass nehmen, eine Choreographie auszuarbeiten. Im Prinzip schließt der doch die Lücke in der Bandbreite schwarzer Musikstile. Ich habe immer schon nach neuen Ausdrucksformen für schnellere und weniger „tragende“ Stücke gesucht.
Im Moment wird viel Unsinn von den sogenannten Szenekünstlern produziert, die in Interviews immer wieder versuchen ihre Jagd nach Erfolg in irgendeiner Art und Weise mit der Szene in Verbindung zu bringen. Und hier -da gebe ich Dir vollkommen recht – kann ich wirklich niemanden ernst nehmen. Möglichst absurde Hintergründe und Verbindungen zu kreieren, nur um sich ins Gespräch zu bringen. So kommt es mir stellenweise vor.
„Für mich ist das ganze Jahr Fasching.“ – Was soll man dazu noch sagen? Mir fehlen jedenfalls gerade etwas die Worte…
Danke für das Tanztag-anno-1984-Video. Ich musste gleich einmal alte „The (Southern Death) Cult“-Scheiben hervorholen. Der sich im Spiegel bewundernde Tänzer hat zusätzlich Erinnerungen geweckt. Gab es solche „Spiegeltänzer“ doch auch bei uns.
@Marcus: Ich sollte ganz unbedingt einen Artikel über die Entwicklung der Tanzstile verfassen :) „Spiegeltänzer“ sind allgegenwärtig, sofern eine Discothek ihre Spiegel noch pflegt. Ich kenne das aus dem LaLic in Köln oder dem Slimelight in London beispielsweise, wobei es heutzutage dort eine ganz verworrene Mischung aus Tanzstile der letzten 3 Dekaden zu sehen gibt.