Das Resümee der Wochenschau steht noch auf der Agenda, unzählige Beiträge wollen noch noch bewertet und kategorisiert werden, während weitere Artikel darauf warten, eingepflegt zu werden. Spontis wird umstrukturiert, umgebaut, umgekrempelt. Und ich habe nichts anderes zu tun, als mich durch den Feedreader zu klicken um neue und interessante Beiträge anderer zu lesen. Verdammt! Es ärgert mich, dass ich immer noch nicht fertig bin. Ich will wieder in einer fertigen Umgebung schreiben und suche händeringend nach Zeit um all die großen Pläne umzusetzen. Auch die Frau mit den magischen Augen drängt auf die Fertigstellung, schließlich ist unsere gemeinsame Ankündigung schon wieder fast eine Woche alt. Klick! Der nächste Link. Shan Dark schreibt wieder einen faszinierenden Artikel über eine Schädelausstellung in Mannheim. Schon wieder ist eine viertel Stunde vergangen in der ich nichts weiter gemacht habe, als zu lesen. Immerhin hat es sich gelohnt. Neid ist die höchste Form der Anerkennung und zu gerne wäre ich selbst zu der Ausstellung gegangen. Klick! Selber Schuld, denke ich. Ich könnte ja endlich mal das fertig machen, was ich angefangen habe. Ach was, nur noch einen. Klick!
- Der Selbstversuch: Ein Tag im Leben von Robert Smith | Fudder
Stefanie und Lisa geben sich den Selbstversuch und beschwören den Robert-Smith-Day: „Die Idee ist einfach: Die Leute hier sehen alle langweilig aus, deswegen versuchen Lisa und ich, einen Tag besonders spannend auszusehen. Ganz in schwarz-weiß, mit viel zu viel Make-Up und hochtoupierten Haaren machen wir einen Selbstversuch. Es geht uns in erster Linie darum, aufzufallen und die Leute aufzulockern. Außerdem sind wir neugierig, wie man sich so fühlt, wenn man die ganze Zeit von allen angestarrt wird – ‚Mut zur Hässlichkeit‘ lautet die Devise.“ Mein Kommentar? Die beiden Damen, die der Spießigkeit Freiburg den Kampf angesagt haben, sind beide nicht weit davon entfernt, selbst ein Teil davon zu werden. Mit Worten wie „verkleiden“, „Mut zur Hässlichkeit“ und „Froh, die ganze Sache hinter uns zu haben“ beweisen sie doch einmal mehr, dass es nicht um Robert Smith als Person geht, sondern offenbar darum, Aufmerksamkeit zu erregen, die Blicke auf sich zu ziehen und bewusst zu provozieren. Und das, meine Damen, hat sicherlich nichts mit dem zu tun, was Robert Smith verkörpert(e). Denke ich jedenfalls. (Danke an Katrin, die mir den Link schickte.) - Rest In Peace – Ein Dokumentarfilm von Andrea Morgentahler | Gedankensplitter hinter Glas
Anstatt zu ergänzen, was schon geschrieben steht, überlasse ich Marcus Rietzsch die Erklärung: „Was geschieht nach dem Tod? Dieser oft gestellten Frage nähert sich der Film „Rest In Peace“ weniger aus religiöser oder spiritueller, als vielmehr aus einer praktischer Sichtweise. Welche unterschiedlichen Wege gehen die sterblichen Überreste? Die Antworten sind vielfältig. Im Gegensatz zu den einleitenden Bildern aus der Kapuzinergruft in Palermo lässt mich die Arbeit des New Yorker Bestatters Isaiah Owens frösteln. Watte wird unter die Augenlider gestopft. Botox in schlaffe Gesichtspartien gespritzt. Ein letztes Mal wird der Sitz der Frisur geprüft, ehe die Trauergemeinde Abschied nehmen kann. Isaiah Owens: „Ich sorge dafür, dass die Leute so aussehen, als wären sie im Himmel.“ Für die Hinterbliebenen sicherlich ein tröstlicher Anblick, mich überfällt trotzdem ein unschöner Schauer, erscheint mir das Herrichten doch irgendwie überaus befremdlich.„ - Morbides Pflichtprogramm: „Schädelkult“ – Ausstellung in Mannheim | Der schwarze Planet + Werturteilsfrei
Eigentlich hätte sie ja zusammen hingehen sollen. Die Rede ist von Shan Dark und Tobikult, die sich einen Besuch der „Schädelkult“-Ausstellung gegönnt haben. Während sich Shan den sachlich-beeindruckenden Exponaten hingibt: „Ich war wirklich fasziniert, was es alles Schädelhaftes gibt. Ich bin doch schon eine Weile skurril unterwegs, fühle mich von Beinhäusern magisch angezogen und dachte echt, ich hätte schon viel gesehen. Aber ich konnte nur staunen und ab und zu den Kopf schütteln. Wer glaubt, er sei schädelseitig durch nichts zu beeindrucken, wird im Reiss-Engelhorn-Museum sicher eines Besseren belehrt.“ widmet sich Tobikult ganz anderen Eindrücken: „Der Gruftie-Anteil der Museumsbesucher ist für diese Ausstellung sichtbar hoch. Da wundert es nicht, dass die Kuratoren am Ende der Reise um die Welt der Totenköpfe eine eigene Vitrine über diesen Teil der Zielgruppe bereitet hat. Der Schädel und die Schwarze Szene: Was für ein schönes Thema!„ - Ein Mann für den letzten Dreck | Stefan Niggemeier
Seit langem habe ich schon nicht mehr so herzlich gelacht, wie bei der Fernsehserie des NDR mit dem vielsagenden Titel „Der Tatortreiniger“, in dem Bjarne Mädel einen herzerfrischenden und sehr natürlich Gebäudereiniger spielt, dessen Aufgabe es ist, Tatorte von den Resten der Verstorbenen zu befreien. An den meisten ist die Serie jedoch vorbeigegangen. Ungesehen. Aber warum? „Der NDR hat eine wunderbare kleine Fernsehserie produzieren lassen. Das darf aber niemand erfahren. Deshalb hat der Sender sicherheitshalber nicht groß Pressearbeit gemacht für den „Tatortreiniger“. Es wäre ein Leichtes gewesen, Aufmerksamkeit für diese Serie zu generieren (…) Aber den Programmzeitschriften scheint niemand Bescheid gesagt zu haben. In der „TV Spielfilm“, die sonst zuverlässig auf Neustarts hinweist, fehlt hier das markante Textmarker-Gelb und jede weiterführende Information; die „Hörzu“ lenkt auch keine Aufmerksamkeit auf die neue Serie, die sie zudem fälschlicherweise als Krimiserie bezeichnet, was natürlich immer noch besser ist als in der „TV Movie“, wo man die Comedy für eine Doku-Soap hält.“ - This is Goth! | Documentary by Sir William Welles
Endlich! Es wurde ja auch Zeit, dass sich jemand der Subkultur einmal ernsthaft nähert. Sir William Welles nimmt sich der Gothic-Szene an und versucht zu klären und zu erklären, was es damit auf sich hat. Er plant quasi die ultimative „Gothumentary“: „The „This is Goth“ documentary aims to accomplish five main goals: 1.) To educate those within the Goth culture and lifestyle as to its origins and current global status. 2.) To educate and explain the Goth culture to those who may be curious or interested in participating in it. 3.) To educate and explain the Goth culture and lifestyle to parents, family members, co-workers, and/or friends of Goths who struggle to comprehend the meaning behind the lifestyle. 4.) To educate and inform those who are frightened of, ridicule, make fun of, mock, bully, or even physically harm those within the Goth culture simply because they are different, and to generate tolerance and acceptance. 5.) And most importantly, to help support and enhance this dynamic, yet very misunderstood, culture that stems from a unique state-of-mind and state-of-being.“ Wird aber langsam Zeit, auch mal damit fertig zu werden, schließlich ist die Ankündigung 10 Monate alt. Oder ist doch nicht alles so erklärbar wie sich das Mr. Welles vorstellt? - „Viele stecken uns in die Gothic-Ecke“ | WeltOnline
Irgendwie bringt mich das immer zum schmunzeln, wenn sich Künstler, die sich in die Ohren einer Subkultur gespielt haben, dagegen wehren, wenn man sich damit in Verbindung bringt. Bitte bloß keine Schublade! Viele habe wohl Angst, sich wie Patrick Stewart zu fühlen, dem man nachsagte nach „Enterprise“ immer Jean Luc Picard zu bleiben. Bis X-Men kam. „Ich kann es mir nur so erklären, dass es viele Menschen gibt, die nur unseren Bandnamen kennen und uns in die Mittelalter-/Gothic-Ecke stecken, ohne unsere Musik gehört zu haben. Dieses Vorurteil begegnet mir sehr oft. Manchmal komme ich irgendwohin, stelle mich vor – ‚ich bin die Anna von Schandmaul‘ -, und bekomme zu hören: ‚Du bist ja eine ganz Liebe, Nette.‘ Ja, was habt ihr denn gedacht? Dass ich das aufgestylte Gothic-Girl bin?„
Wahnsinn, das Video von Rosa!! Super geworden und voll schwarzer Energie. Bitte mach mehr davon!
„wir wollten auffallen und die Leute etwas auflockern…“ oh auflockern! Das sagt schon alles (und nichts über Robert Smith)!
Die Rest-in-Peace-Doku werde ich mir wohl auch zulegen – toller Beitrag von Marcus.
Danke für die Mühe, die du dir immer machst mit der Wochenschau – wäre schade, wenn es die nicht gäbe! Ist stets ein netter Blick über den Tellerrand.
Ich weiß jetzt echt nicht über wenn ich schockierter sein soll, auf die Freiburger oder auf diese zwei Studenten, die ihren Robert Smith Day zelebriert haben. Die sahen doch, auf den Fotos zumindestens, ganz entspannt aus. Ein wenig Alternatif aber nicht besonders Provokant oder Punkig.
Einwenig zerwusselte Haare, einbischen make up, na und? – und ich dachte immer ich sehe schon langweilig aus. In Freiburg währe ich wohl die Atraktion schlecht hin …
(verwirrt mit den Kopf schüttelnd und die Welt nicht mehr verstehend)
Pssst, ist das nicht die dritte Wochenschau und nicht die zweite? ;)
Danke ein weiteres Mal fürs Aufnehmen in diese Rubrik – zum Video muss man dazu sagen daß es eine sehr spontane Idee „bei der Arbeit“ war. Aus dem Versuch aus der Bewegung heraus interessante Einzeblilder zu bekommen, kam dann Stotcher auf die Idee das zu einem Video zusammenzufügen – es handelt sich hier nicht um „echtes“ gefilmtes Videomaterial sondern um Serienbilder :) – die künstlerische Bearbeitung geht – ganz ohne meine Einmischung darein – auf Stotchers Konto, ich hab mir nur das Lied dazu ausgewählt auf das er dann alles passend zugeschnitten hat.
Über das Ergebnis hab ich mich auch ziemlich gefreut :)
Zum „Robert Smith Day“: daß Freiburg tatsächlich so ein spießiges Pflaster ist, haben mir Bekannte die da gelebt haben (eine ist inzwischen glaub ich weg gezogen) vor längerem schonmal erzählt – und daß man schnell aneckt wenn man auch nur ein wenig „anders“ aussieht.
Mal ein wenig was dagegen zu tun ist an sich ja eine ganz witzige Idee, aber ein etwas inkonsequent sind die Damen ja schon wenn sie danach dann doch froh sind wieder ganz normal-unauffällig rumlaufen zu dürfen.
Wobei auffällig? Für mich sahen die Damen jetzt auch nicht grad großartig aufgetakelt aus ^^
„Robert Smith Double I“ wirkte sehr sympatisch auf mich, bis ich lass, dass sie sowas hässlich findet. Jedoch hoffe ich, dass es sich dabei um Einzeltäter handelt, wenn dieser Stil jetzt auch von solchen Normalas getragen werden würde, geräten jetzt auch Cure-Fans unter Verdacht, nur Modeopfer zu sein. Ist also schon gut so, dass es vielen Leuten komischerweise missfällt.
Und die Dokumentation über die Neo-Nazis? Wissen sie nicht was sie da wählen? Ich fürchte, sie tue es doch, sowas bekommt man ja nicht nur im Geschichtsunterricht mit. Auch wenn ich nie verstehen werde, wie man glauben kann, bei den niedrigen Ausländerzahlen in Gebieten mit hoher Arbeitlosigkeit, seien sie daran Schuld. Aber wer einen Sündenbook hat, brauch ja nicht mehr drüber nachzudenken.
Hab das Video jetzt nicht gesehen, aber mich erinnert dieser spruch „Mut zur Hässlichkeit“ an diesen alten Punk/Gothic-Leitmotto Glorifizierung des Hässlichen ;)
Man kann das auch sehen wie es in dem Song Hässlich von ASP dargebracht wird (für die die ihn nicht kennen:
Wenn man aber die anderen Kommentare ließt kriegt man einen guten Eindruck davon, dass die beiden Mädchen das wohl auch selbst hässlich finden.
Ausgerechnet Freiburg. Von dort kam die Mutter aller Gruftmagazine: unser heiliges Glasnost – samt Glasnost-Galerie (ein Wave-Club in der Lehener Straße) und eigener Radio-Show (auf Radio Dreyeckland), an der sich sogar die Franzosen erfreuen durften (sagt mir Ausgabe 15 vom September 1988).
Apropos fehlende Frauen in der Schwarzen Musikszene (zumindest die 80s und 90s betreffend) – man schaue auf das Video von Rosa Chalybeia. Attrition hatte ich ganz vergessen (ebenso die Invisible Limits, Metronic und Chandeen). ;-)
Attrition sind grandios – Julia Niblocks Stimme macht live nochmal mehr her als auf den Aufnahmen. Wahnsinn. Macht jede g’standene Kalkleiste im Samtfummel frösteln :D
BTW in meinen Artikel-Entwürfen gammelt noch einer zum Ethereal-Wave der frühen 90er. Wird hoffentlich die Woche online gehen. Da gibts dann auch viele Damen zu hören :)
@Rosa: Ein unverzeihlicher Fehler, den ich sofort korrigiert habe ;-) Ich schließe mich auch gerne noch einmal dem Tenor der hier kommentierenden Mehrheit an, spontane Ideen sind immer die Besten.
Freiburg war, wie Death Disco bereits erwähnte, wohl nicht immer ein spießiges Pflaster. Offenbar wird hier der Begriff „Underground“ zu neuem Leben erweckt. Das gezeichnete Bild über Freiburg, lässt sich sicherlich auf viele andere Städte übertragen (mit Ausnahmen), denn meist findet das, was nicht spießig und bieder ist nicht an der Oberfläche statt. Und die haben die beiden „Ausflügler“ sicher nie verlassen. Es reicht einfach nicht, sich zu „verkleiden“ und mit einem Schild um den Hals durch die Gegend zu laufen um das zu erkunden, was „anders“ ist. Das ist für mich nur eine andere Form des Karnevals. Außerhalb davon eignet sich vielleicht auch der Begriff „Spießertourismus“ und ist mit Bungee-Jumping und Achterbahnfahren spielend gleichzusetzen.
danke für das Lob zum Video
@Shan_dark: mal sehen wie es ich ergibt, bei dem richtigen Ausgansmaterial und entsprechender Inspiration wird auch wieder ein Clip entstehen.