Spontis Wochenschau #2/2012

Als ich in der Schule war, begannen meine Augen damit, ihren eigenen Weg zu gehen. Ihnen fehlte es plötzlich an Weitsicht und nahmen ihre Umwelt sehr kurzsichtig wahr. Ein aufmerksame Lehrerin empfahl meinen Eltern, mit mir zum Optiker zu gehen, um eine Brille zu besorgen. Ich habe wohl immer die Augen gekniffen, um noch zu erkennen, was auf der Tafel steht. Die Notwendigkeit eine Brille zu tragen, ist so eine Familiensache. Meine Mutter, mein Vater und meine Schwester waren auf die Sehhilfe angewiesen, ich kenne es gar nicht anders. Meine 8 Jahre ältere Schwester entdeckte in den späten 80ern die Kontaktlinsen für sich. Ich beobachtete sie immer dabei, wie sie die harten Linsen einsetzte und herausnahm, sie akribisch reinigte und Nachts immer eine Brille auf dem Nachttisch gelegt hatte, um am frühen Morgen nicht vor irgendeine Tür zu laufen. Kontaktlinsen kamen für mich nicht in Frage, das war mir viel zu lästig und bei 1 Dioptrie auch nicht wirklich nötig. Rund 25 Jahre später trage ich selber Kontaktlinsen. Neuste Generation. Ich muss sie Nachts nicht herausnehmen, kann damit schlafen, baden und tanzen und bekomme jeden Monat ein paar frische. Anfangs habe ich morgens noch die Brille aufgesetzt und mich gewundert, warum ich damit so schlecht sehe, heute liegt auf allen Brille eine dünne Staubschicht. Brillen machen den Menschen nicht intelligenter, sondern zeigen, wie Gewohnheiten funktionieren. Erst stört es, dann gewöhnt man sich daran und irgendwann ist es ein Teil des Lebens, in dem der Verzicht auf die Brille ungewohnt erscheint. Man steht vor dem Spiegel und findet sich mit Brille intelligenter, als ohne.  Damit ihr die Weitsicht nicht verliert, hier die Wochenschau:

  • Vampir gesucht! – Dracula Schloss Bran | Der schwarze Planet
    Wieder ein sehens- und lesenswerter Reisebericht von einem anderen Planeten – Shan Dark hat Rumänien bereist und durch diverse Besuche einen beachtlichen Vorrat an Eindrücken mitgebracht, die Sie jetzt in einem Artikel zusammenfasst. „Ich möchte euch gleich zu Beginn dieses monströsen Reiseberichtes den blutbenetzten Eckzahn ziehen: Nur wegen dem Dracula-Schloss Bran solltet ihr nicht nach Transsilvanien reisen! Auch wenn Bran eine hübsche Burg ist, sie trägt einen Mantel aus Vampir-Imitat und ist umringt von Kommerz und Reisebussen. Vampire mal beiseite: Wenn ihr eine Zeitreise der anderen Art machen wollt mit Abenteuer, viel unberührter Natur und jeder Menge zugänglichen, alten Gemäuern – dann auf nach Rumänien! Transsilvanien und die Karpaten werden euch nicht mehr loslassen. Und übrigens: wenn ihr schon mal dort seid, solltet ihr auch das Dracula-Schloss besuchen.
  • From the Archives: Joy Division in their own Words | The Quietus
    Aus den Archiven des Quietus stammt ein Interview mit Joy Division, das Paul Rambali am 11. August 1979 mit der Band führte. Ähnlich wie den gezogenen Eckzahn aus Shans Reisebericht, zieht das vielleicht dem ein oder anderen den Zahn der Illusion. „The songs mean something personal to us, but that’s not the point. It’s like saying, what did Max Escher mean when he did that painting?“ He points to a giant print of one of Escher’s typical perspective puzzles that hangs on the wall of Manchester’s Central Sound Studio, where we are now located. „He might just say, ‚I was pissed‘. We don’t want to say anything. We don’t want to influence people. We don’t want people to know what we think. (…) We’re not ashamed of anything we’ve done in the past. When we started off none of us could play. But each time we go one step forward – and that draws you on. It’s like…I don’t know, it’s just a really good feeling. I think that’s why a lot of people get disillusioned, ‚cos, like, the music dries up.
  • Zehn Videos zum 65. Geburtstag von David Bowie | Musikexpress
    Herzlichen Glückwunsch, David Robert Haywood Jones. Am 8. Januar wurdest du 65 Jahre alt. Ich beneide Dich, nicht etwa wegen Deines Alters, sondern wegen deines Lebens, auf das du bestimmt mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurückblickst. Ich kenne niemanden, der die Musiklandschaft nachhaltiger geprägt hat und als Stilikone immer 2 Schritte weiter war, als alle anderen. Doch was können Worte schon sagen? Stephan Rehm stellt 10 Videos des Sängers vor, an die man sich gerne erinnernt – bis auf eines. „Mein Rock’n’Roll-Erweckungserlebnis war, als ich Davie Bowie im Juli 1972 bei ‚Top Of The Pops’ sah und er mit seiner blauen Gitarre ‚Starman’ spielte. Ich war völlig fassungslos. In dem Moment wollte ich David Bowie sein – und ich war sexuell erregt. Erstaunlicherweise stellte sich später heraus, dass ich heterosexuell bin. Aber ich kann ehrlich zugeben, dass David Bowie der erste Mann war, der mich angemacht hat.“ (Alan McGee, ehemaliger Chef von Creation Records)“
  • Geisterbilder: Fotogrüße aus dem Jenseits | einestages
    Ein toller Artikel über die Geschichte der Geisterfotografie: „Die Aufnahme von Sir Arthur Conan Doyle hätte ein hübsches Porträtfoto werden können: Sinnierend blickt der schnauzbärtige Schriftsteller in die Ferne, aus dem Revers seines Sonntagsanzuges baumelt, etwa in Bauchnabelhöhe, ein imposanter Zwicker. Nur ein wesentliches Detail macht den würdigen Anblick zunichte: Über der linken Schulter des Sherlock-Holmes-Erfinders schwebt das Konterfei einer entrückt lächelnden, seltsamen Gestalt. Körperlos, wie von Nebelschwaden umhüllt, unwirklich. Sir Arthur Conan Doyle zweifelte keine Sekunde lang: Bei der Erscheinung, die auf dem Foto erschienen war, konnte es sich nur um seinen Sohn Kingsley handeln. Aber wie war das möglich?
  • Openculture.com – Kulturgut für alle | Netzpolitik
    Hunderte Filme, eBooks und Hörbücher kostenlos? Opencultur macht es möglich und sammelt Kulturgüter, die unter Public Domain stehen. Netzpolitik berichtet: „Gerade die Auswahl an Hörbüchern begeistert: Von Science-Fiction-Klassikern wie “1984” (George Orwell) und dem “Foundation-Zyklus” (Isaac Asimov) über die unsterblichen Werke von William Shakespeare bis hin zu Charles Bukowski, dem Enfant Terrible der amerikanischen Literatur ist vieles geboten. Wer schon immer Monumentalwerke wie James Joyces “Ulysses” oder “Krieg und Frieden” von Tolstoi lesen wollte, aber wegen dem schieren Umfang der Werke nicht traute, hat nun eine Ausrede weniger.
  • Warum ich Weihnachten trotzdem knorke finde | Asrimeckert
    Ja, Weihnachten ist vorbei. Ich nutze trotzdem die Gelegenheit um Asrianerins frisch gebackenen Blog vorzustellen. Okay, frisch gebacken ist er eigentlich nicht, es liegt nur an meiner Zerstreutheit, ihn bis jetzt noch nicht vorgestellt zu haben. Deshalb auch der Weihnachtsartikel. Der Sonnenberger Vorzeige-Gruftie nimmt kein Blatt vor den Mund und erzählt von der Faszination Weihnachten: „Frohe Weihnachten Bla und Blubb. Endlich ist es wieder soweit! Der dicke, bärtige Typ, der von Coca-Cola persönlich eingekleidet wurde, schwingt seinen fetten Arsch wieder durch Kamine um dekadenten Kram unter die sinnlos gestorbenen und perfide geschmückten Bäumen zu platzieren, damit unsereins einen geplant, pseudofröhlichen Tag hat.“ Übrigens:  Einen Hauch gewählter drückt sich Asrianerin in den zahlreichen Artikeln zum Gothic Friday aus. Aber eigentlich ist mir das egal, ich wollte nur einen geschickten Link setzen.
  • Ask a Mortician, Teil 4 | Order of the Good Death
    Wie wird man eigentlich Bestatter? Hier kommt endlich die Antwort. Und ich dachte immer, man müsste etwas lernen, sich bewerben und schmerzfrei sein.
  • David Bowie again | Youtube
    Ich möchte kurz den Herrn Bowie nochmal aufgreifen. Der hat nämlich im Jahr 2003 einen Werbespot gedreht, der vor Selbstironie nur so trieft. Macht euch ein Bild:
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Rosa Chalybeia
Rosa Chalybeia (@guest_16879)
Vor 12 Jahre

Wieder eine sehr schöne Sammlung an Netzfundstücken!

Über die Geisterbilder aus den Anfängen des Photo-Zeitalters hatte ich mal eine ganz schöne Doku gesehen, ein Photograph hat das Ganze dann mit einer modernen digitalen Spiegelreflex nachgestellt, wäre interessant das auch mal zu testen – am besten bei der nächsten Urbex-Tour :D

Der David Bowie Werbespot ist wirklich großartig! Musste ziemlich grinsen – schön wenn solch eine Star-Größe auch über sich selbst lachen kann – in diesem Sinne auch von mir ein verspäteter Geburtstagsgruß an die New-Romantic Ikone schlechthin!

Zum Thema Sehhilfe: *wink* hier schreibt ebenfalls ein Blindfisch, meine Brille ist so alt, ich hab die locker schon seit den 90ern, entsprechend ist der Zustand: beide Bügel schon ausgetauscht (bei der letzten Reparatur hat mich der Optiker gefragt ob ich die tatsächlich noch reparieren lassen mag als ich ihm das lädierte, ganz nerd-like mit Klebeband einstweilen geflickte Gestell unter die Nase gehalten habe – bei knapp vor zweistelliger Dioptrienzahl war es aber durchaus recht ernst gemeint …), das Ding hängt ziemlich schief auf meiner Nase und die Kratzer auf den Gläsern machen der Mondoberfläche langsam Konkurrenz.
Eine Neue wär mehr als überfällig, andererseits hat es wieder was von durchgeknalltem Wissenschaftler *g* – da ich seit ich 15 bin auch Kontaktlinsen habe muss ich damit aber nicht auf die Straße gehen.
Bei mir gings auch in der Schule los mit der Blindfischigkeit, ebenfalls vererbt bekommen. Ich hab die Brille anfangs gehasst wie die Pest und das Ding nur in der Schule und – als es dann schlimmer wurde – zum Fernsehen aufgesetzt. Bis ich so kurz vor den 4 Dioptrien angelangt bin und das erste mal am hellichten Tag mit der neuen Brille aus dem Optikerladen gegangen bin.
Soviel zur Gewohnheit – daß man *so viel* sehen kann war in dem Augenblick fast wie das achte Weltwunder für mich *g*

Falls sich jetzt wer frägt warum ich das zusammengeschrieben hab – es ist kurz vor Mitternacht, ich sitze bis Freitag wieder in Naila fest, morgen ist Montag, ich sollte ins Bett bin aber irgendwie aufgekratzt und ergo nicht allzu müde *hmpf* – sprich, ich versuche mich hiermit davon abzulenken, vielleicht klappts ja noch mit dem müde werden … *vorsichhinbrammelnddavonschlurch*

shan_dark
shan_dark (@guest_16900)
Vor 12 Jahre

Danke, danke für die (doppelte) Erwähnung – und auch für die anderen spannenden Artikel.
Habe kürzlich schon festgestellt, dass „Eines Tages“ immer sehr interessante Stories hat – hab ich mir daher grad mal in den RSS-Feed gelegt. Klasse Bericht über die Geisterfotografien und Sir Arthur Conan Doyle.

Die David Bowie-Werbung rockt :) und ich freu mich, dass ASRianerin jetzt auch Sachen verbloggt.

Karnstein
Karnstein(@karnstein)
Vor 12 Jahre

Oh, und Danke für die Werbung für meine Buttons, das ist mir jetzt erst so richtig aufgefallen :)

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