Spontis Wochenschau #01/2015

Das Wave-Gotik-Treffen hat eine neue Internetseite! Gerade wollte ich mich darüber auslassen, dass es allerhöchste Zeit wurde und mehr als überfällig war die virtuelle Präsenz zu überholen. Da fiel mir ein, dass Spontis selbst ja seit 2008 mit dem selben Design langweilt, die HTML5 Wende gründlich verschlafen hat und immer noch so Pflegeleicht ist wie, stark haarende Langhaar-Katzen wenn sie rollig sind. Also lieber mal vor der eigenen Haustüre kehren, die Fusselrolle schwingen und endlich an einer neuen Präsenz feilen. Die häufigen Katzen-Metaphern bitte ich an dieser Stelle zu entschuldigen, liegt wohl daran, dass hier ständig Katzen Chaos anrichten um Aufmerksamkeit buhlen. Ich habe also ein neues Theme besorgt und damit begonnen, es komplett auseinanderzubauen um es in anderer Form wieder zusammensetzen. Frei nach dem Motto: Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Stichwort WGT. Hatte ich schon erwähnt, dass auch dieses Jahr wieder ein Spontis-Treffen stattfinden wird? Alles wird gut, die Ankündigung kommt bald. Ich suche aber schon mal vorab jemanden, der Lust hätte ein Spontis-Button zu designen mit dem dann zum WGT einige Menschen ihr Äußeres schmücken können, um so ihre Zugehörigkeit zu demonstrieren. Kommt aber auch demnächst als Aufruf bei FB, ohne das soziale Netzwerk wird man ja heutzutage überhaupt nicht mehr wahrgenommen. Aber das ist Thema für eine schauriges Tagebuch. Hier die Wochenschau:

  • Erstes Steampunk-Festival in Bochum | Der Westen
    Am vergangenen Wochenende weihten die Steampunks in ein neues Festival ein. Der historische Jahrmarkt in der Jahrhunderthalle in Bochum schien der ideale Rahmen für das erste Steampunk-Festival zu sein. Der Westen schreibt dazu: „Wie sähe unsere Welt heute aus, wenn sich nicht die Elektrizität, sondern die Dampfkraft durchgesetzt hätte? „Diesen Gedanken leben und lieben wir. Wir sind gelebter Retro-Futurismus“, sagen Simone Gerigk (Szene-Name: Fox Glove) und Verena Partisch (Dusty Steampott), die das bislang größte deutsche Steampunk-Festival mit vorbereitet haben. Die Resonanz übertraf alle Erwartungen. 2500 abenteuerlich gewandete Steampunk-Anhänger aus ganz Deutschland, Benelux, Österreich und England traten am Samstag die Zeitreise in der Jahrhunderthalle an. Die seriös dahinschreitenden Herren mit Zylinder, Flieger- und Schweißerbrille, die anmutigen Damen in opulenter, mitunter höchst freizügiger Garderobe im Stil des viktorianischen Zeitalters: Die Steampunks verstehen sich als Gegenbewegung zur Moderne.“ Bösen Zungen behaupten unterdessen, auf dem Jahrmarkt wären die Steampunks prima aufgehoben.
  • Kommunikation für ein Gothic-Festival | Pressesprecher.com
    Sehr schön auch die Kategorie: „Randgruppe-PR“. Ob sich Cornelius Brach, der seit 8 Jahren Pressesprecher des Wave-Gotik-Treffens in Leipzig ist, auf eine solche Stellenanzeige beworben hat? Das Interview, um das es im Link geht, erstickt leider schon nach den ersten Zeilen in völliger Belanglosigkeit. Wer weiß, vielleicht habe ich auch zuviel erwartet. Brach berichtet stolz: „Mittlerweile wird das Treffen in Leipzig als Bereicherung des kulturellen Lebens angesehen, auch das Stadtmarketing bezieht es ein. 2014 haben wir von Leipzig Tourismus und Marketing sogar den Tourismuspreis verliehen bekommen. Das ist eine tolle Bestätigung für uns.“ Au weia. Klingt schrecklich, oder? Immerhin wissen wir inzwischen: Es gibt das WGT, das WGT und ein WGT. Das persönliche WGT wird meist so, wie man es sich selbst zurechtlegt.
  • No Future! Als der Punk Wellen schlug | ARTE
    Punk war nicht nur gegen alles, sonder auch für sich. So entstanden im Zuge der neuen Jugendbewegung unzählige Ausdrucksformen für kreatives Potential. Punk war die Befreiung von der Mittelmäßigkeit, denn alles war gut, solange es selbstgemacht war. ARTE hat dazu eine gute Dokumentation zusammengetragen und zeigt sich noch ein paar Tage in ihrer Mediathek. „Heute ist der Punk längst Geschichte, doch die Helden dieser exzentrischen Rebellion, gesellschaftliche Aussteiger und nachtaktive Dandys, hinterließen nicht nur ein ganz bestimmtes Lebensgefühl, sondern auch ein kulturelles Vermächtnis. Anhand von Archivbildern und Interviews mit Zeitzeugen veranschaulicht der Film den politischen Kontext und die ökonomische Krise, aus der die Underground-Bewegung entstand.
  • Punk-Rock vs. Scharia | VICE
    Wo wir schon beim Punk sind. Manchmal fragt man sich, wogegen deutsche Punks rebellieren und ob Rebellion überhaupt noch notwendig ist? Aus der Jugendbewegung ist ein internationale und sehr politische Form des Protestes geworden. Indonesien ist eines der islamischsten Länder überhaupt, nimmst du hier als Jugendlicher nicht den Weg, den man für dich vorgesehen hat, wirst du bestraft. Der Bericht bei VICE erzählt von der ständigen Angst der dortigen Punks vor der Scharia-Polizei, die ständig auf der Jagd nach den „Andersdenkenden“ sind. „Die Punkszene in Indonesien ist eine der größten und lebendigsten überhaupt. Sie ermöglicht es der unterdrückten Jugend, gegen vorherrschende Korruption, soziale Konventionen und ihre strengen Familien zu rebellieren. In der größten islamischen Nation der Welt wird diese rebellische Jugendbewegung jedoch von politischen Obrigkeiten und religiösen Fundamentalisten verfolgt.
  • Der Tod setzt eine neue Ordnung in Kraft | NZZ
    Christiane Frohmann hat sich mit dem Tod und dem Sterben beschäftigt. In ihrem E-Book „Tausend Tode schreiben“ versammelt sie unzählige Texte und Gedankenfragmente zum Thema Tod um ein Bild von unserer Gesellschaft und ihrem Umgang mit dieser Thematik abzubilden. NZZ führte mit der Autorin ein Interview in dem sie Frohmann, die sich nach eigenen Angaben auch in Gothic-Jugendkultur bewegt hat, über ihre Meinung zur Wahrnehmung des Todes: „Einerseits werden das Sterben und der Tod aus unserem Alltag verbannt. Früher dauerte zum Beispiel die Trauerzeit ein Jahr. Mittlerweile haben wir oft Mühe, zu begreifen, wenn jemand nach dem Tod eines Angehörigen lange Zeit einfach abtaucht. Andererseits können sich heute schon Kinder ohne Probleme Videos von Hinrichtungen auf Youtube ansehen. Es ist also keinesfalls so, dass der Tod nicht gegenwärtig ist. Da gibt es ein merkwürdiges Missverhältnis.
  • Was berühmten Leichen so passiert | Einestages
    Trommelwirbel hallten durch die Nacht. In perfekter Choreografie schlugen acht japanische Musiker mit Stöcken auf ihre Instrumente. Trotz der lautstarken Aufführung blickten die meisten Gäste an diesem Abend allerdings nicht auf die Bühne. Die Augen der mehr als 200 Anwesenden auf der Owl Farm im US-Bundesstaat Colorado waren an diesem 20. August 2005 auf ein Objekt in fast 50 Meter Höhe gerichtet. Dort oben ruhte auf einer riesigen Säule eine gewaltige Faust. Mit ihren zwei Daumen umschloss sie einen Peyote-Kaktus, für seine halluzinogene Wirkung bekannt.“ Müsst ihr euch unbedingt mal reinziehen, wer heute nur verbrannt werden möchte beraubt seine Nachwelt um prägende Ereignisse. Echt jetzt.
  • Varney – Der vergessene Vampir | The Gothic Imagination (Englisch)
    Varney Vampire
    Varney der Vampir | AnonymousUnknown author, Varney the Vampire or the Feast of Blood, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

    Ein Relikt aus der Vergangenheit der Vampire und völlig überstrahlt vom Erfolg des anderen Vampirs von Bram Stoker. James Malcom Rymer veröffentlichte das Werk erstmals 1847 und vermischt auf rund 900 (!) Seiten Horror, Magie und Sexualität. Die Fortsetzungsgeschichte „Das Blutfest“ erschient 1853 als Schauerroman in wöchentlichen Folgen aufgeteilt und umfasst rund 220 Kapitel. Wer sich für Vampire hinter dem Horizont der populären Werke interessiert landet irgendwann bei Varney, meint auch Lauren Owen von der Durham University: „Varney makes a fascinating study to anyone interested in the development of the fictional vampire.“ Auch deutsche Seiten beschäftigen sich bereits mit Varney, so schreibt satanshimmel: „Jahrelang hielt man die Geschichte „Varney, der Vampir“ für eine reine Erfindung. Neuere Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass sie vielleicht auf einem Fall von geisterhaftem Vampirismus beruht, der sich in den letzten Jahren der Regentschaft von Königin Anne ereignete.“ Wer möchte, findet an dieser Stelle den Einstieg in eine faszinierende Welt der viktorianischen Schauer-Literatur.

  • Das Herz ist voller Teekrümel | Das ganz normale Chaos
    Bei allen den Szene-Analysen und Büchern die ich in den letzten Jahren konsumiert habe frage ich mich, wo sie eigentlich sind, diese Gothics. Solche, wie ich sie mir vorstelle – solche, die nicht laut oder leise sind, auffällig oder unauffällig erscheinen sondern einfach nur „da“ sind. Vorausgesetzt sie entziehen sich nicht der öffentlichen Wahrnehmung findet man sie meist zwischen den Zeilen, im Unterton des täglichen Nachrichten-WirrWarrs meines Feeds. Tiia ist so ein Charakter der mehr zu bieten hat und dem nicht unbedingt „Gothic“ als Stigmata auf die Stirn gebrannt wurde. Der knapp 30-jährige Anröchterin (ja, diesen Ort gibts gleich neben Soest) folge ich nun schon ein paar Jahre und obwohl ich die meisten ihrer Artikel nur beiläufig wahrnehme, sind es immer wieder diese Zwischentöne, die mich wecken:  „Die ersten Töne von “Comptine d’un autre été, l’après-midi” starten. Ich sitze hier, habe meine geräuschdämmenden Kopfhörer auf, die alles dämmen, außer dem Lied. Nach nur zehn Sekunden läuft mir die erste Träne über das Gesicht. Nach zehn weiteren Sekunden ist mein komplettes Gesicht nass. Es ist nicht so, dass ich vorher traurig gewesen wäre. Es ist eher so, dass mich die Töne des Lieds so bewegt haben, dass ich nicht mehr an mich halten konnte.
  • Tod den Hippies, es lebe der Punk | Kino
    Ende März in den Kinos: Tom Schilling auf der Suche nach dem Lebenssinn. Guter Film? Anspruchsvolle Kost? Keine Ahnung! Der Soundtrack klingt ziemlich super, die 80er finde ich immer noch klasse und Punk war damals DIE Jugendkultur. (Außer die Gothics, die waren immer schon cooler) Das reicht :-)
  • Aya Sato | YouTube
    Vergesst den Pogo der frühen Punks, den Totengräbertanz der 80er und auch den „Industrial-Dance“ der Cyber – Gruftis von heute gehen mit der Zeit und mit der Mode. Reikon DeVore forderte Izzie Adams an seiner Facebook-Pinnwand dazu auf, das für das WGT einzustudieren um so diesen Trend aus Japan nach Europa zu holen. Ich bin ja skeptisch. Dieses Gewackel mit den angedeuteten Ohren erinnert mich dann doch zu sehr an Mangas auf Speed.
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Animus
Animus (@guest_50361)
Vor 9 Jahre

Was für ein Tanz… Zum Glück kann ich mir Bewegungsabläufe schlecht bis gar nicht merken, von mir seht ihr das net! :D

Dodo
Dodo (@guest_50362)
Vor 9 Jahre

Da käme ich glatt in die Versuchung, mir eine Karte zu holen. Es sei denn, man möchte im Dorf tanzen und Federweißer trinken.
Ich bin gespannt. :-)

Tiia klingt übrigens in dieser kurzen „Vorschau“ schon recht sympathisch.

Saturin
Saturin (@guest_50366)
Vor 9 Jahre

Zwei Anmerkungen:
1) Ich finde es auch schrecklich, dass man ohne FB nicht mehr wahrgenommen wird.
2) Den Diss gegen Cornelius Brach finde ich ein bisschen unfair. Zugegeben, er erzählt seit 8 Jahren immer das Gleiche und lobt zunehmend die Aufnahme in den „traditionellen“ Kanon der Stadt. Aber das ist sein Job! Und den macht er – der kein Profi ist – doch wirklich recht gut.
Bin selber hauptberuflicher Journalist und war vor ein paar Jahren einmal als akkreditierter Berichterstatter dabei (was ich nie wieder tun würde – tötet jeden Spaß an der Sache!) und habe Brach als als sehr zuvorkommenden und hilfreichen Partner erlebt.
Ich denke, dass wir als Besucher andere Parameter haben als die Veranstalter. Solange die sich aber ums WGT bemühen, ist uns ein schönes Pfingst-Wochenende gesichert – und darauf kommt’s doch an, oder?

Saturin
Saturin (@guest_50406)
Vor 9 Jahre

@Robert: Der „Diss“ war von mir auch nur ironisch gemeint. Wir gehen allerdings konform in unserer Ansicht, die PR-Strategie des WGT ein bisschen anrüchig zu finden. Ich will es auch nicht, dass das WGT Teil einer Stadt-Marketing-Aktion wird. Aber das ist es ja eigentlich längst. Das mag man bedauern – mir ist das allerdings lieber, als wenn wirklich der (regelmäßig angekündigte) Agra-Abriss das WGT-Ende in der jetzigen Form bedeutete.

Lahoma Lunt
Lahoma Lunt (@guest_54483)
Vor 7 Jahre

Hat Spaß gemacht zu lesen, viele Gruesse!

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