Wer kennt es nicht? Das Wachsfigurenkabinett in London, dass 1835 von Marie Tussaud gegründet wurde, zählt schon seit Jahrzehnten zu den Touristenattraktionen der britischen Hauptstadt. Auch das Panoptikum in Hamburg-St. Pauli, das älteste Wachsfigurenkabinett Deutschlands, erfreut sich seit 1879 über einen steten Fluss von Bewunderern. Die täuschend echte Darstellung von Körpern und vor allem Köpfen und Gesichtern faszinierten die Besucher schon im 19. Jahrhundert, lange bevor das Kino seinen Siegeszug antrat. Als Jahrmärkte nicht nur aus Karussellen, Achterbahnen und Imbissbuden bestand, waren Wanderkabinette mit meist gruseligen Arbeiten die Publikumsmagnete. Heute steht der Namen Madame Tussaud stellvertretend für die Kunst in Wachsfiguren.
Das Museum in London halte ich für eine überteuerte Touristenfalle (rund 43 Euro Eintritt pro Person!), die zwar Stars und Sternchen des aktuellen Zeitgeschehens in greifbare Nähe bringt aber mit der ursprünglichen Faszination nicht mehr viel gemeinsam haben. Heute sind es Künstler wie Sigrid Sarda, die mit den knisternd gruseligen Möglichkeiten der Wachsfiguren etwas von der Atmosphäre längst vergangener Zeiten zurückzubringen möchten.
In einer Folge des Midnight Archive gewährt sie Einblicke in ihre sympathisch abgedrehten Arbeiten. Für sie schließt das Organische des Wachses die Brücke zum Lebenszyklus, unempfindlichere Materialien wie Silikon sind ihr zu statisch, zu unlebendig. Besuchen wir sie zu Hause: