Ich wollte meine Oma immer nach dem Krieg fragen. Ich habe es als junge Erwachsene ein paar Mal versucht, aber sie wich mir stets aus. Die Fragen, die mich immer umtrieben: Habt ihr wirklich nichts gewusst von dem, was da geschehen ist? Ihr müsst es doch bemerkt haben. Was hast du damals gedacht, als deine Nachbarn fortgebracht wurden? Hast du dich gewehrt? Konntest du dich nicht wehren? Meine Oma war eine herzensgute Frau und das Thema schien ihr weh zu tun. Also bohrte ich nicht nach. Nun ist sie schon lange tot und mit ihr die Erinnerungen.
Heute bin ich auf ein Portal im Internet gestoßen, das ich ganz großartig finde. Es sammelt die Erinnerungen älterer Menschen. Zeugen einer vergangenen Zeit. Es geht nicht nur um Kriegserlebnisse, sondern auch um Reisen, um Berufe, um Moral und viele kleine und große Erlebnisse. Eine wundervolle Idee, denn hier sprechen keine – oder zumindest nicht nur – Promis, sondern einfache Leute, die ihre Geschichten für die Nachwelt aufzeichnen.
Sicher auch eine Fundgrube für Buchautoren. Mitunter muss man ein wenig Geduld haben, weil die Erinnerungen nicht publikumswirksam und actionreich aufgearbeitet sind. Man muss zuhören und vielleicht auch zuschauen.
Das Portal heißt MEMORO – Die Bank der Erinnerungen.
Passend zu Weihnachten und den prall gefüllten Süßigkeiten-Regalen hier vielleicht als Kontrastprogramm der Link zur Geschichte von Frau Neumann, die von Schmandbonbons zu Weihnachten erzählt. So war das damals. Ist noch nicht so furchtbar lange her.
Ebenfalls passend zu Weihnachten der erfrischende und anschauliche Bericht von Herrn Schauerte, der von Spielzeug und Kreativität erzählt. Großartig!
Ich werde das MEMORO Project auf jeden Fall öfter besuchen.
Danke für die PR!
Wir laden jeden interessierten Leser ein, die eigenen Eltern/Großeltern ab 60 Jahren aufwärts zu interviewen, Cliplänge um die 5 min und bitte nur eigene, persönliche Erinnerungen der Erzähler. Nach einer Registrierung lassen sich die Clips dann wie bei Youtube hochladen und werden nach Prüfung freigeschaltet. Möglichst bitte im MP4 oder flv Format.
Somit gibt es auch die Möglichkeit, diese publikumswirksamer und actionreicher aufzubereiten. Auf der italienischen Gründerseite, siehe Länderübersicht, http://www.memoro.org, sind über 300 Clips von „Usern“ erstellt worden, kleine Kunstwerke zum Teil.
Bei Fragen bitte eine kurze Mail an nikolai.schulz@memoro.org oder telefonisch 089-95455453. Danke und ein frohes Fest!
Vielen Dank für die Ergänzung, Nikolai. Ich finde übrigens ganz natürliche Berichte ohne Action mitunter sehr angenehm. Das war keinesfalls negativ gemeint. Die Idee, die Erzählungen mit Original-Fotos, Musik und Filmausschnitten zu unterlegen, hat jedoch auch ihren Reiz. Die Berichte werden dadurch anschaulicher und so entstehen tatsächlich kleine Kunstwerke.
Auf Prominente wie Rainer Langhans kann ich persönlich allerdings verzichten. Mir liegen da eher die am Herzen, die frei vom Publicity-Gedanken einfach ihre Erinnerungen teilen. Ich schließe mich dem Aufruf also an: Schnappt euch die Kamera und zeichnet die Geschichten eurer Lieben auf!
Noch ein Hinweis: Memoro ist ein Nonprofit-Projekt mit ehrenamtlichen Mitarbeitern, das sich durch Spenden finanziert. Könnte man ja mal unterstützen, oder?
http://www.memoro.org