„Eine Frau hat zwei Lebensfragen: Was soll ich anziehen und was soll ich kochen?“ Das war die Rolle der Frau vor etwa 50 Jahren, Hausfrau sein, Kinder Haus und Herd hüten. Das war etwas selbstverständliches und formte die Meinung der Gesellschaft. Werbung ist ein Spiegel der Zeit, er zeigt für was man sich begeistert oder begeistern sollte und so wundert es nicht, das Dr. Oetker den Zeitgeist für sich aufgreift und in einem Werbespot das nachzeichnet, was man damals als perfekten Haushalt symbolisierte. Ende der 50er war Deutschland eine heile Welt. Die Schrecken des Krieges hatte man verdrängt, unterdrückt oder totgeschwiegen, niemand wollte mehr an die dunkle Vergangenheit erinnert werden. Man erfreute sich an der Tatsache des Wirtschaftswunders und baute sich seine eigene perfekte Familie.
Ein alter Werbespot für das Backtriebmittel Backin (Backpulver) zeigt überraschend witzig und eindrucksvoll wie man sich das damals so vorstellte mit der perfekten Familie. Heute, ja heute ist alles anders – nur das Backpulver ist seit 1893 unverändert.
Wizard of Goth – sanft, diplomatisch, optimistisch! Der perfekte Moderator. Außerdem großer “Depeche Mode”-Fan und überzeugter Pikes-Träger. Beschäftigt sich eigentlich mit allen Facetten der schwarzen Szene, mögen sie auch noch so absurd erscheinen. Er interessiert sich für allen Formen von Jugend- und Subkultur. Heiße Eisen sind seine Leidenschaft und als Ideen-Finder hat er immer neue Sachen im Kopf.
ach, der werbefilm ist alt? ;)
Der Werbespot der Ehrhard-Ära. Zumindest für den Teil, der vom Wirtschaftswunder eingebettet wurde. Die Seite, der dann später vom »Antifaschistischen Schutzwall« vorgeschwärmt wurde und der selbst nach Jahrzehnten noch vom großen roten Bruder sämtliche Technik deportiert wurde, kannte derartiges nur vom Hörensagen oder dem »Schwarzen Kanal«.
Denn dort war die Frau nicht nur Heimchen und Haushaltsangestellte, sondern, so wurde propagiert, neben dem Mann ebenfalls Werktätige zum Aufbau des Sozialismus. Und zu allem Übel wurden die wenigen Hausfrauen in der Zone dazu verdammt, ohne Dr.Oetker backen zu müssen ;)
Aber aus heutiger Sicht wirklich schön zu sehen, wie naiv-idyllisch damals das perfekte Eheglück funktionierte. Vor allem die Botschaft für die Frau, welche so ähnlich lautet wie: »Sei froh, überhaupt den Mann abbekommen zu haben und nun bediene ihn täglich, damit er es sich nicht anders überlegt« Alice Schwarzer hätte an einer solchen Werbebotschaft zur heutigen Zeit ihr helle Freude dran.
Wobei ich es immer wieder belustigend wie erschreckend finde, wie viele »Herren der Schöpfung« sich derartiges wieder wünschen. Und damit meine ich nicht nur die volksdeutschen Querdenker, denen beim Gedanken an die althergebrachte Frauenrolle eine Träne der Rührung emporsteigt. So las ich vor einiger Zeit in einem Blog diverse Artikel zu heutigen Werbebotschaften, die sich erdreisteten die Frau als höchst selbstbewusst darzustellen und in überspitzter Form sogar dem Manne überzuordnen. Und so echauffierte sich der Blogbetreiber darüber, dass in den Werbespots das Gottesgeschenk, der Abkömmling Adams, zum Schoßhündchen und Spielball der Frau degradiert wurde. Über 400 Jahre fortwährende Aufklärung und manche denken immer noch im Sinne des »Defectus Naturae«…
Ich persönlich halte nichts von einer Geschlechterrolle. Und erachte das Gedankengut des Chauvinismus als primitives Egomanengeschwätz. Wohlgemerkt der männliche wie weibliche Chauvinismus. Denn auch letzteres kann ebenso schmalgeistige Charakterzüge annehmen, dass sollte man einmal der Gerechtigkeit halber erwähnen. Einzig beim anatomischen/biologischen Unterschied bin ich Gegner der Gleichmacherei, da diese all zu oft wie eine »Auf-Teufel-komm-raus-Aktion« wirkt.
Noch einmal kurz zur Werbebotschaft:
»[…]Männer, die gern Süßes essen haben einen guten Charakter[…]«
Der polnische Serienmörder Leszek Pękalski ließ sich für seine Geständnisse mit Schokolade bezahlen. Und was Hitler die letzten Tage in seinem Bunker verstärkt zu essen pflegte wird bestimmt auch heute noch als Dr.Oetker Backmischung angeboten. Aber das nur am Rande.
Eine interessante Überleitung in deinem ersten Absatz, für mich etwas absurd, aber unterhaltsam auch wenn du thematisch die Sache in gewohnter Weise triffst.
Aus heutiger Sicht… lässt mich die Sache auch in anderer Weise interpretieren. Kindheit war zu dieser Zeit vielleicht schöner als es die Rolle der Frau suggeriert. Heute werden schon Säuglinge und Kleinkinder in Tagesstätten verfrachtet, damit Sie oder Er möglichst schnell wieder dem Berufsleben beiwohnen konnte. Früher war der Luxus einer Hausfrau noch möglich, ohne die Rolle der Frau zu dieser Zeit gutheißen zu wollen.
Wie Du halte ich nichts von klassischen Geschlechterrollen und finde liebe selbst heraus, welche Seiten an mir besonders männlich und welche doch eher weiblich sind. In der Regel bin ich sowieso im Haushalt aktiver, weil die bessere Hälfte beruflich länger aktiv ist. Aber Geschlechterrollen brechen auf, nichts mehr scheint so wie zu der Zeit der Werbefilms, die Frau ist emanzipiert und der Mann in einer Zeit der Verwandlung.
Man kann es, abgesehen von der im Werbespot thematisierten Degradierung, als harmonisches Ideal ansehen. Ein Bild, in dem die Familie noch nicht durch beidseitigen Leistungsdruck zermürbt wurde. Und Schlüsselkinder um Aufmerksamkeit betteln mussten.
Aber ich glaube, dass die Hausfrau heutzutage immer seltener wird. Denn zum einen ist der Übergang in diese Tätigkeit bei den meisten Paaren ohnehin sinnlos. Da man sich heute verstärkt zu der Nachwuchsverweigerung aus Karrieregründen bekennt. Und zum anderen wird es mit nur einem Gehalt etwas schwierig. In den 50´ern mag das anders gewesen sein. Das kann ich momentan nicht beurteilen. Aber es würde nicht gerade zu meinem Traum gehören, wenn man zu zweit nur von einem Standardgehalt leben würde. Außer natürlich es werden über 5.000€ monatlich herangekarrt…aber wer kann das schon von sich sagen.
Unter biologischen Aspekten vertrete ich die klassische Geschlechterrolle und übertrage es auch auf so manche Berufe. Natürlich ist es noch immer ein Armutszeugnis, dass Frauen in den gleichen Berufen, bei gleicher Arbeitsleistung weniger verdienen. Oder wenn Frauen auf Arbeit das Gleiche leisten müssen wie ihre testosteronangereicherten Kollegen, obwohl sich diese nach Feierabend nicht noch um den Haushalt kümmern (wollen oder müssen). Aber ebenso vermesse ist die Debatte, dass Frauen nun pauschal in allen Berufen rumspuken sollen und ich als Arbeitgeber Angst haben muss „Nein“ zu sagen. Jetzt einmal überspitzt gesagt. Aber wenn mir eine Gießerei, ein Stahlwerk oder ein Gerüstbauunternehmen gehören würde, ich würde weiblichen Bewerberinnen absagen. Zudem glaube ich nicht, dass die Frauen, welche für gleiche Chancen bei der Berufswahl demonstrieren, freiwillig in einer Umzugsfirma oder im Bergwerk arbeiten würden.
Genauso wird man ja schon als Chauvinist abgestempelt, wenn man offenkundig fragt, was die Mädels wohl geritten hat, die freiwillig zur Truppe der Erdkröten wollen. Nun gut, Karriere hinter dem Schreibtisch machen. Das wäre ja noch zu verstehen. Aber ich kann mir kein Mädel als Panzergrenadier oder Gebirgsjäger vorstellen. Schon allein aus Gründen des Körperbaues wegen. Denn trotz aller sozialer und gesellschaftlicher Gleichbehandlung, die noch zu wenig in so manchen Köpfen vorhanden ist, sollte man aber nicht vergessen, dass die Biologie sehr wohl zwischen Mann und Frau trennte. Und jene Unterschiede sehr wohl ihre Berechtigung haben. Oder ich irre mich und die Natur wird bald wegen Sexismus und Nötigung vor Gericht gestellt…aber dann wandere ich aus.
Das sehe ich genauso. Es gibt eben Berufe, die sind nur für Männer geeignet und Berufe, die von Frauen besser bewältigt werden können. Ausnahmen bestätigen die Regel. Auch ich arbeite in einem körperlich orientierten Beruf und sehe nur sehr wenige Frauen, was die Tätigkeit in körperlicher Hinsicht schon mit sich bringt, wie du schon sagst. Ich finde das Emanzipationsgehabe der Frau in alle Berufe vordringen zu können wenn man nur will, ist polemisch und nicht zweckmäßig. Wer weiß, vielleicht kämpft der Mann einst um seine Emanzipation.
Qualifikation für einen Beruf ist eben nicht nur die Ausbildung und das Wissen, sondern auch Talent und körperlich Eignung. Finde ich jedenfalls.
Karriere ist aber nur ein temporäres Phänomen, irgendwann (so glaube ich jedenfalls) bekommt jeder den Wunsch, Spuren zu hinterlassen. Vielleicht aber auch nicht, ich erlaube mir da kein abschließendes Urteil. Ich denke schon das man mit einem Gehalt auskommen kann, nur eine Frage des Konsums. Dafür gibt es genug Beispiele, natürlich auch andersherum für deine Ansicht. Double-Income-No-Kids ist eine feine Sache, nur wie lange?
@Robert
Und ich behaupte, dass man NICHT mit einem Gehalt auskommen kann. Zumindest dann nicht, wenn man – wie Guldhan schrieb – ein normales Durchschnittsgehalt hat. Auch nicht, wenn man dem Konsum auf ein Minimum beschränkt. Schon gar nicht, wenn man ein Kind hat. Du brauchst eine ausreichend große Wohnung in einem einigermaßen guten Wohnumfeld. Auch wenn du dir selber wenig gönnst, willst du deinem Kind zumindest nicht die wichtigsten Sachen verweigern, wie Klamotten in passender Größe, ordentliche Ernährung, kleine Wünsche, kleine Unternehmungen (vielleicht sogar mal das Meer zeigen?) usw. Hinzu kommen tausend andere Sachen, die du nicht bedenken/bezahlen musst, wenn du alleine bist. Vor der Umstellung auf den Euro erschien es – meinem Empfinden nach – noch einigermaßen möglich, mit einem Gehalt auszukommen. Heute ist das schier unmöglich – und es wird mit jedem Tag schlimmer/teurer.
Ich kann es absolut verstehen, wenn Paare aus finanziellen Gründen keine Kinder haben wollen. Mal abgesehen davon ist die „Karriere“ der Frau danach sowieso im Eimer, wenn sie nicht zufällig einen unbefristeten Arbeitsvertrag und einen toleranten Arbeitgeber hat (beides wird immer unwahrscheinlicher). Ja, es gibt Ausnahmen, aber trotz aller Illusionen tritt meist der Regelfall ein.
Ich persönlich würde es sehr begrüßen, wenn wir zumindest dann zu den alten Rollenverteilungen zurückkehren KÖNNTEN, wenn wir es wollten. Den Kindern würde das gut tun. Sie brauchen die Mutter, wenn sie klein sind mehr als den Vater – auch das ist von der Natur so vorgegeben und davon weiche ich auch nicht ab. Später ändert sich das und der Vater wird ebenso wichtig – zeitweise sogar wichtiger. Aber Kleinkinder gehören zur Mutter. Und die ist nicht da, weil sie arbeiten MUSS.
Ob die Umstellung auf den Euro damit zu tun hat möchte ich bezweifeln, wohl eher noch die rasant gestiegenen Bedürfnisse und Lebenshaltungskosten.
Ob man jetzt mit einem Gehalt auskommen kann oder nicht, lässt sich sicher nicht pauschalisieren. Auch das andere Extrem ist kein allgemeiner Zustand. Beide Zustände sind jedoch existent und während man sich über die Reizüberfluteten Kinder ärgert, geht die Sicht auf das andere Extrem verloren.
Auch richtig: Ich kann nur bedingt meine Meinung dazu äußern, denn ich bin noch nicht in der selben Situation und werde mir wohl erst dann eine abschließende Sicht der Dinge aneignen können.