England, 1961 – Eine Schule. die die Wurzel allen Übels sein könnte

Wie konnte das nur passieren und wo kommt das alles überhaupt her? Diese und ähnlichen Fragen haben sich wohl viele Erziehungsberechtigten gestellt, als ihr Nachwuchs sich für eine der aufkeimenden Subkulturen in den späten 70ern interessierte. Die Antwort ist nicht wie zu erwarten in den USA zu finden, sondern im nahe gelegenen England der frühen 60er Jahre. Die Insel im Norden Europas ist nicht gerade bekannt für ihr lockeres Schulsystem oder seine tolerante und antiautoritäre Erziehungswissenschaft, sondern viel mehr für Schuluniformen, Zucht und Ordnung. Doch in der Burgess Hill School in Hertfordshire war das 1961 ganz anders, denn hier wurde das „Anderssein“ unterrichtet.

Die Pädagogen waren der Meinung, dass man dem Heranwachsenden erst den Weg zu sich selbst zeigen müsste, um dann seine Talente zu fördern und ihm das Nötige beizubringen. In dieser Schule war erlaubt, was den Kindern ihrer Meinung nach das Lernen erleichterte. „Smoking calms the Nerves…“ Sie sollte herausfinden, welche gesellschaftlichen Konventionen sie für sich als gut oder schlecht einordneten. Verbote fördern die jugendliche Revolution und Freiheit führt zur Entfaltung?

Wir wissen, wo das alles endete. Die Abgänger dieser Schule waren die ersten Punks der Gesellschaft, die alles in Frage stellten und gegen das System rebellierten. Sie färbten sich die Haare bunt, hörten laute und schnelle Musik und propagierten „No Future!“, ein paar Jahre später erkannten einige, dass nur der Tod die Erlösung bringen kann. Sie kleideten sich schwarz, schminkten sich wie Leichen und hörte düstere Musik. Viele dachten, sie würden sich umbringen und das Problem löse sich von allein, doch sie beschäftigten sich lieber mit schwarzen Messen und schliefen in Särgen und verstörten damit ihr Umfeld nachhaltig. Die Regierung ändert ihren Kurs radikal. Mit Margaret Thatcher setze die britische Regierung eine eiserne Lady an die Spitze, die dem Hedonismus der 80er ein Ende bereiten sollte. Als exekutive Gewalt nicht den gewünschten Erfolg brachte, packte man das Problem bei den Wurzeln und infiltrierte die Jugend zu Beginn der 90er mit neuen Musikrichtungen, die man Acid, Rave und Techno nannte. Endlich war die Rebellion gebannt! Allen beschäftigten sich nur noch mit sich selbst, dachten nicht mehr nach und konsumierten fleißig das, was die Industrie ihnen anbot. Raffiniert! Und an dieser Schule hat alles begonnen:

So muss es gewesen sein. Ganz bestimmt. Wer möchte, findet auch der Seite des British Pathé den ganzen Beitrag dazu mit vielen weiteren Beweisen.

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tobikult
tobikult(@tobikult)
Vor 12 Jahre

Ich hatte schon immer was für Verschwörungstheorien übrig. Wahrscheinlich habe ich in meiner späten Jugend zu viel Akte X konsumiert.

Flauers
Flauers (@guest_20545)
Vor 12 Jahre

Klingt stark nach Montessori-Pädagogik, nur falsch aufgegriffen und angewandt … :D

Death Disco
Death Disco (@guest_20732)
Vor 12 Jahre

Da hat aber jemand eine lebhafte Fantasie. ;)

Acid war richtigerweise kein Musiktrend der 90er, sondern erlebte seinen Boom zirka 1988/89, zusammen mit New Beat, EBM oder Hip House. Die Musik selbst entstand ca. 1985/86 in den Staaten (nein, nicht UK). Ebenso wurden Raves und Diskotheken seitens der Regierung nicht etwa geduldet und gefördert, wie man aufgrund des Textes vermuten könnte, sondern infolge des starken Drogenkonsums verboten bzw. reihenweise dicht gemacht. Irgendwas haut hier also nicht so recht hin. :P

Ich denke einfach, dass Tanzmusik keine großartige Message beinhaltet. Anders als Punk sind Acid House oder Techno für’s Tanzbein konzipiert worden und nicht für den Kopf. Dahinter steckt keine wirkliche Rebellion. Ob Frau That­cher dabei ihre Finger im Spiel hatte? Nein, ganz sicher nicht. Zu Beginn der 90er spielte die Dame keine Rolle mehr.

Death Disco
Death Disco (@guest_20755)
Vor 12 Jahre

Tja, ich konnt’s mir mal wieder nicht verkneifen. Musik und Musikgeschichte sind einfach Hobbies von mir. :D

„Schwarze“ Musik übrigens mal anders: Wer sich für die 80er interessiert, wird an den seltsamsten Stilmixturen kaum vorbeikommen. Hier mal eine Dokumentation zu oben erwähnter Hip House Music.

http://www.youtube.com/watch?v=X2zNvBNTnHg

Kann sich noch jemand an Technotronic erinnern? Da vermischte sich anno 1989 Hip House sogar mit klassischen EBM-Basslinien.

Solitaire
Solitaire (@guest_20764)
Vor 12 Jahre

Nee nee, mit musikalischen Jahrzehnten ist das so eine Sache: Die beginnen deutlich früher als die normalen Jahrzehnte!

Zum Beispiel die Siebziger: Das Jahrzehnt der Hippies und der experimentellen Rockmusiker.
Dieses Musikjahrzehnt erfuhr ihren ersten Höhepunkt im legendären Woodstock-Festival. Das aber fand im August 1969 statt!

Die Achtziger, das Jahrzehnt der Punks, Waver und Gothic Rocker.

Nun, die erste Single der Sex Pistols erschien im November 1976 und 1978 löste sich die Band auch schon wieder auf.

Im Januar 1978 benennt sich die Band Warsaw in Joy Division um. Im Mai 1980 (also gerade mal in den echten Achtzigern angekommen) dann der Selbstmord von Ian Curtis und damit das Ende der Band.

Und die Goth-Rocker? „Bela Lugosi’s Dead“ von Bauhaus ist von 1979, Siouxsie and the Banshees gründeten sich 1976 und hatten die erste Veröffentlichung 1978 und auch The Cure hatten 1978 schon eine Platte auf dem Markt.

Und Techno, die Musik der Neunziger? Der Begriff wurde, wenn man Wikipedia glaubt, zum ersten Mal im Jahr 1982 verwendet!

Somit kein Zweifel: Musikalische Jahrzehnte beginnen Jahre früher und so kann man Acid durchaus den Neunzigern zuordnen.

Death Disco
Death Disco (@guest_20774)
Vor 12 Jahre

Somit kein Zwei­fel: Musi­ka­li­sche Jahr­zehnte begin­nen Jahre frü­her und so kann man Acid durch­aus den Neun­zi­gern zuordnen.

Dem kann ich nur widersprechen. Acid war 80er. Und der Boom endete auch in den 80ern. Was folgte, war Techno. Der Techno der 80er hatte im Übrigen recht wenig mit dem Techno der 90er zu tun. Der Techno der 90er war ursprünglich ein House-Genre, in den ersten Jahren noch Techno House genannt, das sich dem Techno der 80er bediente (ein Riesenunterschied bezüglich der Stilistik).

Auch die Hippie-Ära ist in die Mitt-/End-60s zu verlegen. Die 70er waren geprägt von Progressive Rock, Glam Rock, Krautrock und AOR. Die ursprünglichen Hippies zupften lieber Folk-Gitarre oder frönten den Klängen des Psychedelic Rock à la The Doors und Jefferson Airplane.

Und die Goth-Rocker? »Bela Lugosi’s Dead« von Bau­haus ist von 1979, Sioux­sie and the Bans­hees grün­de­ten sich 1976 und hat­ten die erste Ver­öf­fent­li­chung 1978 und auch The Cure hat­ten 1978 schon eine Platte auf dem Markt.

Bandgründungsjahre spielen dabei keine bedeutende Rolle. Siouxsie spielte anno ’76 noch Punk, The Cure lärmten in flotter Post-Punk-Manier… da war noch nichts von Gothic Rock zu hören. Gemessen an den musikalischen Veränderungen dieser Bands und dem Auftauchen von Bauhaus ist Gothic Rock auf das Jahr 1979 zu datieren. Ganz klar, dass er seine Blüte in den frühen 80ern erlebte. ;)

Technotronic’s „Pump Up the Jam“ ist übrigens einer der wenigen Tracks, die ich in all dem grässlichen Euro-House und Euro-Dance-Gedudel einigermaßen interessant finde. Hier und da gab es einzelne Perlen, wie Adamskis „Killer“ oder „It’s a Fine Day“ von Opus III (eine Coverversion übrigens). Letzteres dürfte auf die m.E. charismatische Sängerin zurückzuführen sein, die mich stets an die elfenhafte Elizabeth Fraser von den Cocteau Twins erinnert. :D

http://www.youtube.com/watch?v=TjIPzyVlK60

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