26. April 1986: Ein Geburtstag ohne Feier

Jede Generation schafft sich ihre Katastrophen, das ist eine Tradition der Menschheit. Am 26. April 1986 explodiert der Kernreaktor des Kraftwerks in Tschernobyl, nahe der ukrainischen Stadt Prypjat. Tage später erreicht die radioaktive Wolke auch Deutschland.

Ich bin 11 Jahre alt und verstehe nicht, warum die Bauern in den Nachrichten ihre Salate unterpflügen und meine Mutter lieber Konserven öffnet, als Gemüse zuzubereiten. Die allabendliche Tagesschau wird schweigend ertragen, anschließend schalten wir den Fernseher ab.

Was man in den Nachrichten nicht sieht, findet nicht statt. Was heute durch die Welt zuckt, ist morgen nur ein Vermerk in einem Archiv.

Alles das, was Fukushima für die heutige Generation verkörpert, hatte in meiner Jugend längst eine schreckliche Gestalt. Ereignisse wecken Erinnerung, auch an die Zeit nach den Nachrichten. Heute ist einer der Tage, an dem ich ganz neu erklären kann, warum ich schwarz trage. Ich verfluche den Tag, an dem Tschernobyl geboren wurde, soll diese widerliche Kind der Energiepolitik endlich verrecken.

Der niederländische Fotograf Robert Knoth (Greenpeace) hat zwischen 1999 und 2005 die vier stark radioaktiv verseuchten Regionen rund um Tschernobyl besucht und dabei Bilder von Menschen gemacht, die der Strahlung ein bizarres und schreckliches Gesicht verleihen.

Alexandra Prokopenko war zum Zeitpunkt dieser Aufnahme 9 Jahre alt. Ihr Vater Vitaly ist der einzige, der noch stark genug ist, Alexandra zum Essen aufzusetzen.

Tschernobyl 2016 - Kindergarten

Annya Pesenko. An ihrem Gehirntumor wird sie wohl sterben. Unfähig sich noch zu bewegen liegt sie in ihrem Bett, die Injektionen der Medikamente bereiten ihr höllische Schmerzen.

Der 33-jährige Ardak leidet unter einer seltenen Knochenkrankheit, die seinen Körper schrumpfen lässt. Er stirbt. Die Ärzte sind ratlos.

Übermorgen von 25 Jahren erfuhr ich, das Atomkraft keine saubere Energie ist. Ich erlebte, was es bedeutet, wenn etwas, was man nicht sehen, schmecken, fühlen oder riechen kann, denn Alltag bestimmt. Wie Angst vor etwas, was man nicht versteht, sich ausbreitet und wie schnell man vergessen kann, wenn man nicht daran denken möchte.

Ähnliche Artikel

Kommentare

Kommentare abonnieren?
Benachrichtigung
guest
11 Kommentare
älteste
neuste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
orphi
orphi(@orphi)
Editor
Vor 13 Jahre

Ich war 15 als die Katastrophe in Tschernobyl passierte und dieses Unglück hat sicher nicht nur mich damals fürs Leben geprägt. Noch heute schießen mir Tränen in die Augen, wenn ich an die Bilder denke und die Angst, die einen großen Teil meiner Jugend begleitet hat, kommt hoch. Zumal das eine Zeit war, in der sich die beiden Großmächte im kalten Krieg offen mit Atombomben bedrohten. Auch diese Nachrichten haben wir damals gesehen.

http://www.youtube.com/watch?v=4VQhiQCcedA

Das Thema ist nach 25 Jahren noch immer aktuell, ungeachtet der Folgen des Unglücks, die man unter anderem auf den Bildern in diesem Artikel sieht. Ich frage mich, wie oft das noch passieren muss, bis die Politiker und auch einige Bürger endlich zugeben, dass ihre vermeintlichen Argumente für die Atomkraft unverantwortliches Geschwätz im Schatten einer Energie-Lobby sind.

So furchtbar die Katastrophe in Fukushima ist: Gut, dass die Bürger durch das Unglück aufgewacht sind, sich wieder vehement engagieren und den Energieriesen und der Politik zeigen, dass sie zumindest durch den Wechsel zu einem Anbieter alternativer Energien die Macht haben, ihren Willen durchzusetzen. Selbst wenn auch diese Anbieter nicht immer ganz glaubwürdig sind, ist das doch ein deutliches Zeichen gegen diesen Atomkraft-Wahnsinn.

Es gibt auf der ganzen Welt nicht ein einziges sicheres Endlager für den Atommüll, der täglich produziert wird. Die radioaktiven Abfälle werden noch in einer Million Jahre strahlen und für Tiere und Pflanzen und Menschen gefährlich sein. Mit jedem Tag Atomkraft produzieren wir mehr von dem Zeug.

Hier ein Beitrag von Quarks und Co zu dem Thema

https://www.quarks.de/quarks-im-fernsehen/

Hoffentlich ist das Ganze bis zur nächsten Bundestagswahl nicht wieder vergessen. Sorry, ich wollte keine Vorträge halten, aber das Thema regt mich nach 25 Jahren noch immer furchtbar auf und das wird sich auch niemals ändern.

ASRianerin
ASRianerin (@guest_15025)
Vor 13 Jahre

Leider ist dies nicht das einzige traurige Ereignis, welches heute Jahrestag hat.

Schatten
Schatten (@guest_15026)
Vor 13 Jahre

Ich hab das ganze ja gott sei dank nicht miterlebt und so lässt sich das für mich nur schwer nachvollziehen wie das damals war.
Meiner Meinung nach liegt das „Problem“ bei Fukushima der Entfernung, die einizigen die da irgendwie drauf reagieren sind die Ãœblichen Atomkraftgegner und ein paar Paranoide. Viele andere juckt das einfach nicht, die denken sich: Ach das ist ja alles so weit weg, das betrifft mich gar nicht. Selbstverständlich ist es für uns eine gute Sache, dass das so weit weg ist, aber andererseits fehlt so die unmittelbare Bedrohung von damals, die die Leute wachrüttelt.

 ElisaDay
Da gibt es einige, aber wahrscheinlich beziehst du dich auf den Amoklauf von Erfurt.

shan_dark
shan_dark (@guest_15027)
Vor 13 Jahre

Wir leben im Atomzeitalter und es ist nicht so unwahrscheinlich, dass dies das letzte Zeitalter des Menschen sein wird.

Vorgestern einen Artikel gelesen: Ostseefisch ist stärker radioaktiv belastet als Nordseefisch. Ich weiß gar nicht, wie viel ich davon schon gegessen habe. Aber natürlich ist das alles völlig unbedenklich für den Menschen. Diese Verharmlosung von geldgierigen Konzernen und Industrien ist dabei für mich das Schlimmste und einfach unverantwortlich. Bereits jeder Vierte stirbt in Deutschland an Krebs – das kommt nicht von ungefähr.

Robert ich gebe Dir recht, auch wenn ich schwarz nicht aus diesem Grund trage: im Gedenken und aus Protest eine sehr passende, aktuelle Farbe.

Madame Mel
Madame Mel (@guest_15030)
Vor 13 Jahre

@Schatten
Die Ukraine war damals auch „weit weg“ – und Fukushima wird auch einen Weg zu uns finden – irgendwie. Es gibt schließlich nur eine Mutter Erde.

Das schlimme Ereignis macht mich unendlich traurig und vor allem furchtbar wütend. Es ist schrecklich, dass heute immer noch – und mehr denn je – mißgebildete Kinder an den Folgen von Tschernobyl, durch beschädigtes Erbgut, auf die Welt kommen. Durch den riesigen Sarkophag, der damals um den verfluchten Reaktor errichtet wurde, bläst jetzt buchstäblich der Wind, der die Radioaktivität zunächst für das Auge unsichtbar und unbemerkt durch die Lande trägt. WAS soll denn noch alles passieren, um die Menschen zum Umdenken zu bewegen? Die damaligen Proteste haben überhaupt nichts gebracht, es wurden Jahre und Jahrzehnte immer stiller – bis Fukushima kam. Können die neuen Proteste ENDLICH etwas bewegen – und zwar WELTWEIT? Ich bin da ziemlich pessimistisch, solange bei uns der ökologische Strom – wie Windkraft – wegen nicht vorhandener Ressourcen einfach unverbraucht verpufft. Ich lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen. Auch wenn der Ökostrom etwas teurer ist, sind wir schon lange – noch vor Fukushima, darauf umgestiegen – das soll es einem wert sein.

An den SuperGAU von damals kann ich mich noch sehr gut erinnern, verknüpfe ich selbst ein trauriges Ereignis damit. Ich war so alt wie Robert. Es war ein schöner sonniger Tag und wir feierten fröhlich die Hochzeit meiner Tante. Am Nachmittag verdunkelte sich plötzlich der Himmel und ich sehe noch heute diese ungewöhnliche große schwarz-gelbe Wolkenformation, die sich vor uns auftürmte und kurz vor dem „Platzen“ war. Mein Vater – der als naturverbundener Mensch eine gewisse Vorahnung hatte – schickte uns Kinder noch rechtzeitig zurück in die Gaststube, bevor der verseuchte Platzregen kam. Er blieb draußen. Nachdem er die „volle Ladung“ abbekommen hatte, klagte er tagelang über starke Kopfschmerzen; ihm war schwindelig und schlecht (das war für ihn völlig unüblich). Erst später erfuhren wir, dass sich die radioaktive Wolke aus der Ukraine besonders bei uns in Süddeutschland (an der bayerischen Grenze) sehr heftig niederließ. Kopfschmerzen, Schwindel, Ãœbelkeit – Anzeichen einer Verstrahlung. Mein Vater starb mit nur 56 Jahren an einer sehr aggresiven Krebsart – die Ärzte schlossen bei ihm Spätfolgen von Tschernobyl nicht aus. Die Wissenschaftler streiten zwar, ob eine geringe Strahlendosis genügt, um Gesundheitsschäden auszulösen, aber wie Shan Dark schon schrieb, die Zahl der Krebstoten ist so hoch wie noch nie. Das kommt nicht von Nichts.

shan_dark
shan_dark (@guest_15031)
Vor 13 Jahre

OMG! Mel, ich krieg Gänsehaut wenn ich das von Deinem Papa lese und mehr als das. Das ist alles so schlimm. Und Du hast die Wolke richtig gesehen! Man kann wirklich nur hoffen, dass die Politiker zum Umdenken gezwungen werden und endlich etwas tun. Das Problem ist, dass die Atomlobby zu stark ist und bei 1 Mio. EUR Umsatz PRO TAG durch Atomkraft (Zahlen von RWE, Kraftwerk Biblis) kein Konzern freiwillig darauf verzichten wird. Klar, dass die Folgen und Risiken heruntergespielt werden. Vermutlich würden bei einer Stillegung noch Ausgleichzahlungen an die AKW-Betreiber fließen… so wie das immer ist. Dass wir als Verbraucher hier durch Stromsparen usw. etwas tun können halte ich für eine Illusion. Das einzige ist Druck auf die Politik auszuüben, so dass die Angst der Parteien vor dem Wähler/Stimmenverlust größer ist als die Angst vor Verhandlungen mit den AKW-Betreibern.

Madame Mel
Madame Mel (@guest_15032)
Vor 13 Jahre

Danke, Shan. Mir hallen die Worte meines Papas immer noch nach, als er sagte, dass ihm die schwarz-gelbe Wolke überhaupt nicht gefällt. Die sehe ich heute noch vor meinem geistige Auge. Es gibt Dinge, die sich auf ewig einprägen – egal, wie jung man war.

Tja, ich fürchte, dass du Recht hast – Wählerstimmen sind kostbar, kostbarer als die Gesundheit des Wählers. Der kann nach dem Kreuzchen setzen (wählen) ruhig abkratzen. Trotz Tschernobyl und Fukushima werden weiterhin fleißig AKWs geplant; in der Türkei, in China – und in Russland sogar 20 neue AKWs! Was interessieren sich diese Länder für unsere Proteste? Nur dann, wenn´s wieder kracht, sitzen wir alle in einem Boot. Von wegen, die Sicherheitsmaßnahmen werden erhöht – nach 20 Jahren sind die noch am Netz und die Technik wieder veraltet. Ein weltweiter Ausstieg aus der Atomenergie halte ich in der Tat für eine Illusion.

Und apropo herunterspielen: Ich bin sicher, dass sich so manch feiner Wissenschaftler oder Arzt einen kleinen Obolus in die Tasche steckt, um gewisse Dinge harmloser erscheinen zu lassen, als sie es tatsächlich sind! Kommt immer darauf an, auf welcher „Seite“ sie stehen!

Guldhan
Guldhan(@guldhan)
Vor 13 Jahre

Man muss zugeben, dass diesem Jahrestag eine gewisse Ironie innewohnt. Dieser vielleicht sogar eine gewisse Gleichmäßigkeit bis zur ökologischen Endlösung mit sich trägt.

Seitdem der Mensch die Natur als sein Zugpferd verstand und diese ihm nur noch den Karren aus dem Dreck ziehen darf, galoppiert er auf ihr in sein Verderben. Und tut dabei so, als könnte er sie nach der Abnutzung in der nächsten Freibank entsorgen.
Doch das nicht erst seit der Urbanisierung, nicht erst mit der Erfindung der Dampfmaschine oder der Atomspaltung, sondern schon in frühester Zeit. Zumindest meine ich mich zu erinnern, dass nur einige unserer Wüsten natürlich entstanden…und ich glaube nicht, dass die Feuerameisen für die anderen verantwortlich waren.

Der Mensch wird nichts ändern. Weder verstehen, noch in die Wege leiten. Wenn es in seinem Sinn gewesen wäre, so hätte er es schon längst getan.
Dann hätte es nach den eingebrannten Schatten in den Trümmermauerwerken von Hiroschima und Nagasaki keine Atomtests geben. Da man bei dieser Macht hätte skeptisch werden können.
Doch noch heute ist der Amerikaner stolz drauf. Vielleicht könnte man hierzulande die Amis (und ich glaube auch Engländer) wegen unterlassener Hilfeleistung verklagen. Denn hätte damals nicht die Logistik schlappgemacht, so wäre durchaus auch ein solches Bömbchen auf Berlin oder Dresden geplumpst und hätte uns zumindest schon einmal an die Strahlung gewöhnt. So wie den Japaner. In Planung gewesen war es ja…

Wollte der Mensch lernen, so wäre nach Tschernobyl Ruhe im Schacht gewesen. Denn wenn man schon von dem Ausmaß einer Atombombe unbeeindruckt geblieben ist, so hätte zumindest der geschmolzene Eisenträger in einem AKW und das Zittern der Luft für dauerhaften Argwohn sorgen müssen.

Doch wo ein AKW in der Erinnerung verglüht, dort erlöschen auch noch andere. Und ich behaupte einmal, dass auch Fukushima in kurzer Zeit nicht mehr als ein Datum sein wird. Wen interessiert das denn auch? Uns etwa?

Mit dem Abflachen der Medienflut verging auch das Interesse. Vor wenigen Wochen konnte man nicht genug hören. Ãœberall leuchtete das Radioaktiv-Zeichen, sodass die Cyber schon glauben, ihre Kultur wäre medienwirksam geworden. Ãœberall drängten sich die Zahlenwerte und Hochrechnungen um die Gunst der Angst…und nun?

Nachdem die Politik mit dem Thema in ihren Wahlkampf rumblökte und Versprechungen wie hohle Phrasen zum Stimmenfang ausspukte, interessiert es keinen mehr. Wie damals in Tschernobyl. Die Nachrichten flauen ab. Könighäuser und DSDS werden wieder populärer und die Angst schwindet.
Zwar bleiben die Flächen weiterhin kontaminiert, doch dann ist es eben so. Beispiel: Wer denkt heute noch an die Bohrinsel, die damals knallte und ein wenig zu lecken begann.
Wie Robert so treffend sagte […]Was man in den Nachrichten nicht sieht, findet nicht statt. Was heute durch die Welt zuckt, ist morgen nur ein Vermerk in einem Archiv.[…]
Stattdessen verklagte nun BP den Inselverpächter. Das ist die wahre Mentalität des Menschen. Die Natur ist egal. Der Verlust von Profit macht Angst. Der Natur kann man ausweichen, der Planet ist ja groß genug, aber das Defizit im Konto ist allgegenwärtig.

Nun stellt sich die Politik hin und erörtert in teilnahmslosem Ton, dass man doch auch einmal vernünftig sein müsse. Das Umstellen koste doch Geld und kann auch erst 2020…oder 2030 oder weiß der Geier –wahrscheinlich will man nur warten, bis der letzte Aktivist der Fukushima –Generation an Alterschwäche starb- verwirklicht werden.
Ist doch alles sicher und wir ja weder Russland noch Japan und überhaupt und sowieso und generell. Was nicht mit der Medienebbe verschwindet, wird solange todgeredet, bis der letzte gelangweilt umschaltet oder umblättert.
Das ist nicht einmal das, was mich anhebt, da mein Weltbild ohnehin dunkel genug ist, um darüber müde zu grinsen.

Doch es macht einen diese Verarsche pampig. Man merkt, dass die innerpolitischen Debatten nur dem Wahlkampf dienten, doch niemand dieser Gestalten hat genug Arsch in der Hose, um das zuzugeben. Die leben von unseren Stimmen und machen nichts anderes als uns zu verarschen, zu bevormunden und als Last zu definieren. Um einmal im Stammtischniveau zu argumentieren.

Jedenfalls ist derartiges für die Leitfiguren des Weltgeschehens nur Kollateralschaden und würden es nicht ein paar übereifrige Journalisten um die Welt tragen, so müsste sich die Politik gar nicht erst darum kümmern. Nur dadurch bringt man ja die ausländischen Staaten in solche Verlegenheit. Oder hatte man schon erlebt, dass sich für etwas stark gemacht worden war, bevor es die Medien zur Öffentlichkeitsempörung brachten? Ich wüsste nicht, zumindest außerhalb von Lobbyarbeit.

Rosa Chalybeia
Rosa Chalybeia (@guest_15038)
Vor 13 Jahre

Nein., der Mensch an sich lernt nichts

Es macht mich immer noch fuchtig wenn ich ernsthaft drüber nachdenke. Kernkraft ist kein Spielzeug, aber so scheint es behandelt zu werden, denn man hat sich auf diese Art der Energieerzeugung eingelassen ohne sie soweit zu verstehen daß praktikable Entsorgungsmethoden parat sind.

Technik kann immer versagen, Mensch genauso. Darauf zu pochen daß eine Technik die so gewaltige Risiken birgt sicher ist, ist lächerlich. Dummgeschwafel von Typen die keinen Plan von Physik oder Ingenieurerei haben. Da kann man nicht einfach ein paar Sicherheiten einberechnen, denn wenn was schief geht, dann richtig. In dem Fall ist die Stochastik ein A***loch, weils schietegal ist wie wahrscheinlich ein SuperGAU ist – wenn er da ist betrifft er uns alle. Egal wie weit Tschernobyl oder Fukushima weg sein mögen. Die Globalisierung begünstigt ja durch Import auch daß auch wir was von abbekommen, und die Informationspolitik ist damals wie heute unter aller Sau.
Die Gefahren sind sicher weit schlimmer als das was den Leuten gesagt wird.
Und noch beschissener ist das wir eigentlich garnicht so richtig aussteigen können. Es klingt super, Atomkraftwerke vom Netz zu nehmen,, aber wer denkt dann weiter und räumt den Müll weg der noch Jahre im AKW abkühlen muss und dabei hochradioaktiv ist – auch ein abgeschaltetes Kraftwerk ist ein Brennpunkt. Von Asse 2 ganz zu schweigen. Wie kan man nur so blöd sein eine Energie zu nutzen ohne Lösungen dafür zu haben was mit dem Müll dann geschehen soll. Besonders weil es sich da nicht um ein paar blöde Plastiktüten handelt, sondern um richtig gefährliches Zeug.
Ich bin auch für Abschalten, aber das löst das Problem das die Menschheit sich mit der Atomkraft eingebrockt hat nicht vollständig.

Ich war 6 Jahre alt beim Tschernobyl-Vorfall. Zu jung um das bewusst zu begreifen, aber auch bei mir haben sich einige Bilder eingeprägt. Mein Onkel, der mit Geigerzähler durch unseren Garten lief (Süddeutschland nahe der tschechischen Grenze). Ich stehe im Garten auf dem Rasen, es ist ein sonniger Tag aber kalt, und lange darf ich nicht draussen bleiben. Meine Oma sammelt im Wald keine Schwammerln mehr obwohl ich die so gerne mag … und die wildwachsenden Heidelbeeren darf ich nicht mal mehr anfassen.

Das ist alles harmlos im gegensatz zu Madame Mels Geschichte.

Mensch glaubt mit einer Kraft fertig zu werden die er eigentlich nicht versteht. Würde er, dann gäbe es akzeptable Lösungen im Störungsfall oder bei der Müllbeseitigung.

Guldhan
Guldhan(@guldhan)
Vor 13 Jahre

[…]Es klingt super, Atomkraftwerke vom Netz zu nehmen„ aber wer denkt dann weiter und räumt den Müll weg der noch Jahre im AKW abkühlen muss und dabei hochradioaktiv ist […]

Dahingehend finde ich diesen Spontanaktivismus süß. Ich behaupte auch ganz dreist, dass es einen solchen Jahrestag nicht gegeben hätte, zumindest nicht in dem Ausmaß, wenn nicht der japanische Meiler nun derart aus der Rolle gefallen wäre.

Die meisten hier haben Tschernobyl im Fernsehen gesehen. Ich wahrscheinlich auch, doch ich bezweifle, dass die deutschen demokratischen Nachrichten an den Tagen wirklich zuverlässig gewesen waren. Doch wie stark war das Bewusstsein Tschernobyls all die 25 Jahre in den Köpfen.
Ich gebe es zu, wenn ich nicht S.T.A.L.K.E.R. zocken und Japan nun rumpesten würde…gar nicht. Und so geht es vielen. Wohl den meisten. Selbst denen, die nun auf der Straße stehen und den ewigen Gegner markieren. Man war nicht ewig dagegen. Wird es nie sein. Man verfällt allerhöchstens in Portionspanik. Erhebt den Saisonschreck zur Tugend. Doch allzu gehässig gesagt, ist dieses recht scheinheilig.

Ich möchte mich dahingehend nicht auf die Seite der Atomlobby schlagen. Aber Rosa hat völlig Recht. Man kann sehr schön für das Abschalten und gegen Atomstrom wettern, das fordern und hinbekommen. Doch was dann…
Das ist nicht wie ein Kohlekraftwerk, dass man abschaltet und gut ist. Bis die Dinger wirklich abgeklungen sind, bis die wirklich demontiert werden können und man sagen kann »Vorbei« ist Fukus¬hima längst Geschichte und die Tschernobyl-Generation auf dem Weg ins Altersheim oder auf der Krebsstation (umgeben von einem Urköstler, der feixend meint es komme von der Ernährung). Somit hat man als jetzige Generation herzlich wenig davon. Jahre des Restrisikos bleiben noch immer bestehen.

Natürlich würde man so den Anfang machen. Und laut wiki wird weltweit »nur« 13% des Energiebedarfs durch Atomstrom gedeckt; mit gerade einmal 210 Kraftwerken. Das klingt im Grunde recht wenig. Aber wird definitiv ausreichen, um bei einer globalen Abschaltung den Verbraucher bei der jetzigen Situation gehörig an den Karren zu fahren. Zum einen aus wirklich ökonomischer Notwendigkeit, aber definitiv auch aus Pampigkeit der Lobbyisten heraus.

Man kann die Differenz nicht schlagartig durch erneuerbare Energie abfangen. Dafür war man in der dahingehenden Entwicklung und Moral die letzten Jahrzehnte zu träge. Und ich möchte die energischen Atomgegner einmal sehen, wenn dann plötzlich der Preis in die Höhe schießt oder ihm Energierationen auferlegt werden, die so gar nicht zu der gewöhnten Bequemlichkeit und Allgegenwärtigkeit von Energie passen. Jede Aktion zieht eine Reaktion nach sich. Das sollte man sich schon im Kleinen bewusst sein, wenn man es von den Großen erwartet.

Und wie schon gesagt, muss der ganze Dreck auch entsorgt werden. Die einige Möglichkeit das zu bewerkstelligen, ohne dass es erneute Aufschreie gebe, wäre wohl das alles in die Sonne zu schießen. Und selbst da wäre ich mir nicht so sicher. Von daher. Wir züchteten uns ein Vieh, das man nun nicht so schnell ins Heim abschieben kann. Und jeder wollte es streicheln. Auch mit dem Wissen, dass einen dieses in die Hand beißen kann.

[…]Mensch glaubt mit einer Kraft fertig zu werden die er eigentlich nicht versteht.[…]

Ich glaube schon, dass der Mensch diese Kraft versteht. Er ist nur überheblich genug, um zu glauben, dass er sie kontrollieren kann. Das ist das Problem. Der Mensch meint alles kontrollieren zu müssen.
Der Sieg für David gegen Goliath ist nur im Buche existent. Derartiges Unterfangen endet entweder im Pyrrhussieg oder in der Zerquetschung von David. Dieses aber ignoriert der Mensch. Ist er doch der Zenit und demnach hat sich alles unterzuordnen.

Post scriptum: Wer dahingehend noch einmal schlauen Menschen zuhören möchte:

Magazin 2024

Spontis-Magazin 2024

Jetzt mithelfen, uns unterstützen und kostenloses Magazin sichern!

Diskussion

Entdecken

Friedhöfe

Umfangreiche Galerien historischer Ruhestätten aus aller Welt

Dunkeltanz

Schwarze Clubs und Gothic-Partys nach Postleitzahlen sortiert

Gothic Friday

Leser schrieben 2011 und 2016 in jedem Monat zu einem anderen Thema