Mögt ihr auch den Geruch von neuen Büchern, Zeitschriften und Zeitungen? Was eigentlich ein lebenslanges Geheimnis bleiben sollte, wird nun offenbart. Ich bin leidenschaftlicher Schnüffler. Jetzt ist es raus. Erst neulich konnte ich meiner Sucht nachgehen und zwar beim nagelneuen Pfingstgeflüster zum WGT 2013, das vor einigen Tagen in meinem Briefkasten lag. Da wurde der Umschlag hastig aufgerissen und noch bevor ich eine einzige Zeile las, habe ich die Zeitschrift aufgeklappt und meine Nase tief in die Falz zwischen Seite 46 und 47 versenkt. Einatmen. Halten. Ausatmen. Herrlich! Obwohl ich zugeben muss, dass es andere Druckerzeugnisse gibt, die besser riechen.
Zwei Artikel habe ich gleich übersprungen, denn die habe ich selbst geschrieben und nach unzähligen Korrekturen und Verbesserungen muss ich die echt nicht nochmal haben. Viel lieber habe ich die Texte der anderen gelesen – ich war schon total neugierig darauf, womit Marcus Rietzsch diesmal die Seiten gefüllt hat. Meine Erwartungen wurden wieder einmal übertroffen. Nicht nur die Texte von Gitane Demone, Guldhan, Lisa Morgenstern, Ursula Oehme, Edith Oxenbauer und Theda Schröder sind gelungen, sondern auch die Bilder sind wieder einmal großartig. Wieder einmal hat es das Pfingstgeflüster geschafft, alt und neu so nebeneinander zu stellen, dass daraus schwarzer Strauß Szenemitglieder und Künstler wird, die individueller kaum sein könnten und sich doch im Rahmen des Magazins angenehm homogen anfühlen.
Das Pfingstgeflüster 2013 ist wieder einmal Pflichtlektüre. Wer wissen will, wie die Szene aussieht, wie sie sich anfühlt, was sie zu sagen hat und wofür sie sich interessiert, ist hier bestens aufgehoben. Und das würde ich auch behaupten, wenn ich nicht dafür geschrieben hätte. Ganz ehrlich? Für 8,90€ ist das Magazin geschenkt! Ich glaube wir können gar nicht ermessen, wie viel Arbeit und Leidenschaft da drin steckt. Um etwas über die Szene zu erfahren, müsst ihr hier bestellen, die anderen monatlich erscheinenden „schwarzen“ Magazine könnt ihr dafür allesamt im Regal stehen lassen. Obwohl die mitunter besser riechen :)
- Bachs Knochen (Gitane Demone)
„Sex Gang Children folgten nach unserem Konzert. Eine Darbietung, welche an die Magie des Theaters erinnerte und wunderbare Klänge entfachte. Für mich glich es einem Wunder, dass wir hier immer noch gemeinsam auf der Bühne sind. Heute, in der Gegenwart, strahlen wir noch immer. Die Vergangenheit hat uns mitgenommen. Uns und das Publikum. Es spielt keine Rolle, wer auf der Bühne steht. Wir teilen uns diese, wir teilen uns das Publikum. Wir tragen einen Geist, einen Zauber in uns.“ - Völkerschlacht – Das Sterben vor der Stadt (Guldhan)
1813 wurde der Boden bei Leipzig mit Blut getränkt. Es war die Befreiungsschlacht, mit der man Napoleon zum Rückzug zwang. Zum Gedenken an das Ereignis wurde das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig errichtet. Guldhan taucht für das Pfingstgeflüster in eine Zeit, in der ein Menschenleben nicht viel Wert gewesen sein muss: „Euphorie fand man bei denen, die noch nicht lange im Dienste standen. Bei den Jungen. Den Unerfahrenen. Bei jenen, die als Milchgesichter gemustert wurden. Denen man einzig noch ins Maul schaute. Kontrolliert ob die Zähne gut waren. Und alles andere gleichgültig abwinkte. Bei denen sich der Drill noch nicht gefestigt hatte. Die nichts wissen. Vom Fortgang der Schlacht. Nichts ahnen. Davon, dass ihr Sieg oder ihre Niederlage nichts entscheidet.“ - Szenebetrachtungen – Aufmarsch der Kontrahenten (Robert Forst)
Der Selbstversuch zeigte: Es muss schon mindestens ein Iro sein um fotografiert zu werden, alles andere ist nicht auffällig genug. Mehr als genug Gründe, um mich mit den Fotografen und den Fotografierten zu beschäftigen. „Die Fronten sind klar gesteckt, vor der Moritzbastei und dem Agra-Gelände lauert die versammelte fotografische Infanterie in kaskadierten Schützenreihen. Mit ihren Klein- und Großkalibergeräten lauern sie hungrig auf Opfer und selektieren genau, wann sich ein Abschuss lohnt und wann die Objektive gesenkt bleiben können. Haben sie ein potientielles Opfer ausgemacht, bringt man die Kamera in Stellung, um es im Sucher anzuvisieren. Viele der Flanierenden können sich kaum wehren und stehen den blitzschnellen Automatik-Funktionen und sündhaft teuren Objektive wehrlos gegenüber.“ - Vanitas – Tod im Buch (Edith Oxenbauer)
Zur Ausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums mit dem klingenden Namen „Vanitas – Tod im Buch“ hat sich Edith ausführlich zur einem Text über den Tod und seine Wahrnehmung hinreißen lassen: „Schon seit jeher beschäftigen sich die Menschen mit dem des irdischen Lebens. Maler, Zeichner und Dichter setzten sich mit der Angst vor dem Tod aber auch mit der Todessehnsucht auseinander. Bücher, Grafiken, Exlibris und kulturgeschichtliche Gegenstände offenbaren recht ungewöhnliche und sehr unterschiedliche Darstellungen vom Tod. Zumindestens aus heutiger Sicht. - Glosse – Neulich im getöpferten Heinzelmann (Christian von Aster)
„Es war nicht mein erster Besuch bei der Selbsthilfegruppe unverschuldet dem Schwarz verfallener Individuen ohne relevanten religiösen oder politischen Hintergrund. Und es war ehrlich gesagt auch nicht meine erste Grufti-Selbsthilfegruppe. Die ganze Sache mit dem Schwarz kann ja auch zur Sucht werden. Man fängt halt irgendwie an, hat erst ein paar schmucke schwarze Oberhemden, etwas später kann man seine Socken nicht mehr unterscheiden und dann blickt man plötzlich, wenn man seinen Kleiderschrank öffnet, in ein schwarzes Loch. Und das gleiche passier dabei ja auch im Kopf. Erst läßt man im Sommer mal ’nen Tag lang die Jalousien unten und eh man sich’s versieht, vernagelt man seine Fenster und verfällt holterdipolter den hohen Idealen der Finsternis.„ - Rocky Horror Show – Geht’s noch schräger? (Theda Schröder)
„Als ich klein war, liebte ich Achilles, Captain Kirk, Han Solo, Winnetou und Old Shatterhand. Oft träumte ich davon, alle gleichzeitig zu sein. Ich konnte mich mit Göttern messen, beamen, durchs Universum reisen, reiten wie ein Indianer, lügen wie der beste Schmuggler des Weltalls, mit dem Laserschwert umgehen wie ein Yedi, sah toll aus wie die schönste Frau im Universum und wurde zudem von allen meinen geliebten Helden begehrt wie sonst keine Frau. […] Und dann kam die Rocky Horror Picture Show, ich weiß nicht, wie oft ich diesen Film sah. Meine Freundin Tanja und ich verbrachten viele Stunden mit unzähligen Zigaretten, billigem Sekt und schummrigem Licht, sowohl in der Wohnung vor dem Fernseher, als auch in vielen Kinovorstellungen.“ - Lesungen – Die Macht der Worte (Edith Oxenbauer)
Mit Texten der Autoren Bianca Stücker, Marion Alexa Müller, Bettina Bormann, Klaus Märkert und Thomas Manegold. „Ihr Mann war korpulent, untersetzt, irgendwie kastenförmig, selbst das Gesicht, aus dem die Nase ragte wie der Ein- und Ausschaltknopf zu einem Gerät das niemand brauchte. Dazu trug er eine Frisur, die an das in die Jahre gekommene Fußballfeld eines Kreisligisten erinnerte: mittig der kahle Platz und an den Rändern noch ein Rest Rasen.„ - Die Besucher – Zwischen Schein und Sein? (Robert Forst)
„Das WGT ist vorbei. Ich sitze an meinem Schreibtisch, höre Musik und reise in meinen Erinnerungen. Ich denke an Momente – wie der Strom der schwarzen Masse durch die Stadt zog oder wie die Tram unzählige kuriose Gestalten an die Haltestellen entließ. Die Möglichkeit, Menschen wiederzusehen, zu denen sich der Kontakt sonst auf Buchstaben beschränkte, neue „Gothics“ mit den gleichen Leidenschaften und Interessen kennenzulernen. Ich werde ein wenig melancholisch. Sicher ist das die Sehnsucht nach einem Platz, an dem man in seiner Andersartigkeit nicht allein war. Ein fünftägiger Erholungsurlaub im schwarzen Meer.“ - Sichtweise – Liebe „Damals“-Sager! (Lisa Morgenstern)
„So. Jetzt kommt hier diese junge Göre daher und soll auch so einen Szenebeitrag schreiben. Die hat das ja alles gar nicht miterlebt, wie das damals war – als es noch DIE echten Grufties gab. Damals, als alles besser war. Ihr „Damals“-Sager habt euch daran erfreut, wie die Omas über euch geschimpft haben. Jetzt zählt ihr selbst zu den schimpfenden Omas.“
Obwohl an allen Enden und Ecken ziemlich oft und ziemlich viel über das WGT gelästert wird gehen irgendwie jedes Jahr alle hin und nachher sind alle froh das sie da waren. Ich war noch nie da und mir stellt sich die Frage : Was macht das WGT trotz der Fotografen ,der doofen Cyber in ihren albernen Kostümchen und trotz der halbnackten Kamera-Junkies zu einem so beliebten und so besonderen Ereignis macht das man locker über 100 € bezahlt um hinzukönnen?
@Shanti:
Nun, ich denke, die Gründe, zum WGT zu fahren, sind recht individuell. Für mich z. B. steht ganz klar die Musik im Vordergrund – ich kann meine Lieblingskünstler sehen, die Bands, die ich immer schon mal auf einem Konzert erleben wollte oder auch Neues entdecken. Selbst, wenn man nur das macht, ist das WGT schon gar nicht mehr (so) teuer, es ist allerdings schon viel Geld auf einmal…
Außerdem ist es natürlich auch schön, mit (mehr oder minder) Gleichgesinnten von (fast) überall auf der Welt ins Gespräch zu kommen oder einfach nur über die ganze Stadt verteilt so viel Schwarzvolk auf einem Haufen zu erblicken – mal Diskussionen über die tatsächliche innere Schwärze des einen oder der anderen außen vor gelassen ;-) Für andere Leute stehen sicherlich diese Aspekte im Vordergrund – es heißt ja schließlich auch „Treffen“.
Die negativen Aspekte kann man meines Erachtens ganz gut ausblenden. Das WGT findet weit verteilt statt, wohingegen sich die „nervigen“ Leute glücklicherweise auf wenige Stellen konzentrieren ;-) Und gegen Fotografen hilft natürlich schon relativ unauffällige Kleidung, wenn man das so will. Dann muss man nur noch das Vorhandensein der Leute selbst ignorieren können… Cybers waren dieses Jahr gar nicht so viele da, wie ich fand (Vergleichswerte habe ich leider nicht).
Zum Thema:
Klingt ja hochinteressant, das Pfingstgeflüster. Werde ich mir wohl mal genehmigen und bei akutem Erinnerungsbedarf durchlesen ;-)
@Shanti:
Die Frage stelle ich mir auch, besonders weil es in der Zeit auch genügend Alternativen in Leizig zum eigentlichen WGT gibt. Eben Veranstaltungen die abseits des offiziellen WGTs stattfinden. Wieso bezahlen die Leute allein über 100€ für den Eintritt? Verpflegung, Übernachtung usw. kommt dann ja nochmal hinzu. Das was da drauf geht kann schonmal ein halber Monatsgehalt sein.
Auf mich wirkt das WGT allein schon aufgrund der extrem vielen Menschen abstoßend. Mal ein Tag dort hin reicht mir für gewöhnlich. Ich bin da wahrscheinlich wohl zu misantrophisch für solche Massenveranstaltungen. Über das Schaulaufen selbst braucht man nix sagen. Dem kann man in der Tat gut aus dem Weg gehen. Und mit nem gepflegten optical understatement macht man sich dann auch für Fotografen und andere nahezu unsichtbar.
Ich frage mich viel mehr wieso man sich so sehr auf dieses WGT konzentriert. Kleinere Treffen übers Jahr verteilt wären doch irgendwie hübscher. Das WGT ist nun auch wahrlich kein Treffen. Höchstens vielleicht ein Treffen der Geschäftskrokodile…
Im Risiko mich zum 3253246ten mal zu wiederholen das WGT ist in dem Sinne für mich das Festival weil es eben hier die Bands gibt die es bei den Anderen aus Platz / Zeit Gründen oder einfach den üblichen 08/15 Bookings „einmal den SPV Backkatalog von 2006 bis 12 bitte und Zillorkusseducer to go“ einfach nicht gibt. Man kann einfach viel neues entdecken … Sleeping Dogs Wake kannte ich vorher nicht und das Konzert war Hammer. Lässt sich beliebig fortsetzen.
Runtergerechnet auf die Bands die ich gesehen habe ist der Ticketpreis ein Witz + das man den ÖPNV nutzen kann.
Und wenn man zur richtigen Zeit mit den richtigen Leuten zusammen ist (Spontis Treffen !!!) kommt da für mich für mehr Feeling aus als irgendwo in nem Käfig seis ein Flughafen, ein Brunnen am Messegelände etc pp.
Locationmäßig finde nur noch Sachen wie Castle Party genial. Mal sehen wie nächstes Jahr das ALT-Fest in UK wird. Lineupmäßig schonmal der Hammer.
@NorthernNephilim
Wollte hier niemanden kritisieren,auch wenns vielleicht so rüberkam. Ich wollte nur wissen was das WGT so besonders macht ( abgesehen davon das es das populärste und größte Festival seiner Art ist ). Und ich versteh deinen lezten Satz nicht. Was ist mit Käfig gemeint und was hat das mit nem Flughafen oder nem Brunnen am Messegelände zu tun ?!
Das dürfte meinen, dass man bei Mera und Amphi auf einem abgezirkelten Festivalgeläde quasi eingesperrt ist.
Zum WGT: Ich fahr gerne hin, weil es mir (unter anderem) ermöglichst wird, auf dem Zeltplatz fünf Tage lang mit meinen liebsten Freunden zu verbringen, die ich wegen Fortzugs nur noch selten sehe. Viele andere Menschen aus ganz Deutschland trifft man man dort garantiert auch meist wieder. Und nur fünf Minuten Hallo-Sagen können befriedigend sein!
Dazu kommt die Möglichkeit, viele kleinere Bands zu sehen, die sonst unter den Radar fielen. Außerdem maximale Bewegungsfreiheit, da kein Festivalareal (siehe oben). Auch mehr Angebote, als nur die ewig gleichen Bands (hey, Mono.Inc waren dieses Jahr nicht da, hatten die nen Autounfall…?)
Letzlich sind die (von vielen zu Unrecht bemängelten) knapp 100 Euro ein Witz für das, was man an fünf Tagen dafür erleben kann …
Axel: Na, ich sagte doch bereits, warum das eigentlich gar nicht so teuer ist, jedenfalls dann, wenn man vernünftig gegenrechnet, was man dafür geboten bekommt. Dazu kommt natürlich noch, dass auch auf dem WGT (man mag’s kaum glauben) Bands aus Nischen der Nische spielen. Wie z. B. Arktau Eos, die ich wohl auch so bald nicht mehr in einigermaßen erreichbarer Nähe sehen werde. Natürlich ist das einiges an Geld auf einmal, aber dafür kann man ja sparen.
Und da man bei Konzerten nun mal zwangsweise nicht allein ist, hat sich auch meine misanthropische Ader damit abgefunden ;) Zumal einem die Massen ja eh nur bei Konzerten bekannter Gruppen oder eben an den üblichen Stellen begegnen. Die man auch gänzlich meiden kann, wenn man will.
Das WGT deckt als große Veranstaltung nun mal auch eine gewisse Bandbreite ab, die es innerhalb des „schwarzen“ Musikspektrums mittlerweile gibt. Da ist für jeden was dabei, kleinere Veranstaltungen sind da doch meines Erachtens deutlich spezialisierter.
@Shanti: Um NorthernNephilim mal vorzugreifen: Mit Käfig meint er ein üblicherweise bei Festivals vorzufindendes abgezäuntes Gelände, das je nach Lage in der niedersächsischen Provinz oder in ner Stadt südlich von Düsseldorf eben nun mal ein Flugplatz oder in der Nähe des Messegeländes sein kann (oder ganz ohne Anspielungen: M’era Luna und Amphi)
Und genau das ist doch viel schöner. :-) Schade, dass es nicht mehr so viele spezialisierte Veranstaltungen gibt. Von 2000 bis 2003 gab es beispielsweise die Herbstnächte auf der Burg Rabenstein bei Brandenburg. Das war richtig klasse gewesen! Ich kann mich noch erinnern als 2002 Paul Roland dort sein musikalisches Comeback gegeben hat. Das war magisch, das war richtig gut! Gut, die Veranstaltungen selbst waren im Line Up schon recht mainstreamig, aber es war lange nicht so groß und irgendwie kuschlig und familär.
Ich würde mir ja mal richtig auf underground spezialisierte Festivals wünschen. Aber das wird sich wohl nicht rechnen. Aber das wäre mal was, was mich reizen würde. Wenn ich jetzt sehe, dass Molllust gerade mal 20 Minuten auf dem M’era spielen dürfen, dann frage ich mich warum die überhaupt so nen Newcomer Contest veranstalten. Mit 20 Minuten wird man doch nicht warm. Gerade auch weil Molllust ja recht spezielle Musik spielen wo man sich erstmal reinhören muss.
Da gibt es auf dem WGT wirklich gute Veranstaltungen wie die Konzerte in der Sixtina oder im Helheim. Aber die gehören ja nicht zum ofiziellen WGT. Gerade vom WGT sollte man erwarten, dass die auch mal unbekannte Bands und Musiker reinnehmen – und das ohne, dass man sich dort einkaufen muss!
Du willst richtig underground @ Axel dann wäre ja das Sacrosanct im September in UK genau das richtige: Organisiert von Vendemmian (!)
Saturday 28th September 2013
The Eden House
The Last Cry
Berlin Black
Archway Towers
Silent Scream
Sunday 29th September 2013
Red Lorry Yellow Lorry
Vendemmian
The House of Usher
The Eternal Fall
Dead Eyes Opened
Leider ist die Anreise immer so teuer und Unterkunft in UK auch. Wird zeit das ich den Eurojackpot Abräume :p
oder die nächste Veranstaltung von den Golden Apes: https://www.facebook.com/events/153552584833306/
Axel:
Das Eine schließt das Andere doch nicht aus. Wenn ich allerdings von mir ausgehe: Ich müsste schon viele kleinere Veranstaltungen in der ganzen Republik besuchen, um alle Menschen, die ich sonst nur beim WGT sehe, treffen zu können. Was zeitlich und finanziell ein schweres Unterfangen darstellt.
Für Dich mag es vielleicht kein Treffen sein, für Andere sehr wohl. Aber Deine Ansichten zum WGT sind mir ja bekannt. Vielmehr würde mich Deine Meinung zum Pfingstgeflüster interessieren. Kritisierst Du doch auch – durchaus zu Recht wie ich finde – die Blutleere und die Abhängigkeiten der regelmäßig erscheinenden Print-Magazine.
@NorthernNephilim:
Ich rede ja von Deutschland. ;-) In anderen Ländern ist die Lage ja nicht ganz so krass, wie eben in England oder auch Spanien, Italien, die skandinavischen Länder…
Wir haben ja auch ne große Musikszene, die aber im Gegensatz zu besagte Ländern kaum abgebildet wird. Viele Musiker die ich so kenne und auch ewig dabei sind treten mittlerweile mehr in Spanien oder sonst wo auf, da die dort eher eingeladen werden.
@Marcus: Naja, braucht es überteuerte Festivals um seine Freunde zu sehen? ;-)
Man kann ja so mal alle Menschen zusammentrommeln. :-) So entstand ja mal das WGT un war auch mal der Ursprungsgedanke. Man trifft sich einfach irgendwo, campt miteinander und hat Spaß – ohne irgendwelchen Geschäftchen nachzugehen. :-)
Zu Pfingsgeflüster selbst kann ich wenig sagen, da ich es nicht gelesen habe. Die Themen scheinen ja recht interessant zu sein. Gibt es eine PDF-Version oder sowas? Ich bin mittlerweile ziemlich von physischen Erzeugnissen abgekommen, da ich sowas irgendwann eh wegschmeiße und es dafür zu schade ist.
Nein, natürlich nicht. Für eine gemeinsame Diskussionsgrundlage sollten wir aber bitte das Wort „überteuert“ streichen. Schließlich sprach ich von diversen kleineren Veranstaltungen, die Du hoffentlich nicht alle pauschal als überteuert ansiehst. Und ja, ein gemeinsamer Museums-, Konzert- oder was auch immer Besuch kann in gewisser Weise der I-Punkt auf ein Treffen mit Freunden sein. Insbesondere wenn die Anreise mehrere Hundert Kilometer beträgt.
Die Welt ist durch das Internet „kleiner“ geworden. Die Entfernungen zwischen so manchen befreundeten Menschen aber größer. Keine Ahnung, wie Du Dir hier ein „Zusammentrommeln“ vorstellst.
Nein, es gibt das Pfingstgeflüster bisher in keiner digitalen Version. Als PDF sind nur die kurzen Einblicke in die entsprechenden Ausgaben (jeweils etwa 10 Seiten) erhältlich.
Du lässt Dir also lieber die eine oder andere gute Publikation entgehen, weil es diese nicht digital gibt und es zu schade wäre, sie irgendwann wegzuwerfen. Wobei ich die Sache mit dem Wegwerfen nicht so ganz verstehe. Warum wirft man etwas, das Qualität besitzt, weg?
Meine Motivation für das WGT ist nicht das WGT als solches. Denn dieses unterscheidet sich kaum von den Unterhaltungsballungsbieten wie beispielsweise das Amphi oder das M´era Luna.
Betrachtet man das WGT allerdings weniger losgelöst, sondern innerhalb seiner Stellung in Leipzig, so müsste man nicht mehr viel erklären. Das Festivalgelände besitzt faktisch keine Eingrenzung. Man lungert nicht hinter einem Bauzaunwall auf abgesteckem und vermessenem Territorium herum, sondern sieht sich allerhöchstens durch die fließende Stadtgrenze eingeschränkt.
Und Leipzig ist nicht gerade die unangenehmste Stadt. Ehrlich gesagt ist Leipzig etwas, das nicht einmal durch Köln Konkurrenz fürchten muss. Zumindest dahingehend.
Wen es nicht fasziniert, neben den dutzend Veranstaltungsorten in sämtlichen Parks oder Randgebieten herumlungern zu können. Oder sich einfach frei in einem Stadtkern zu bewegen und dabei dennoch auf Festivalsgelände zu stehen, nun, der wird wohl auf die Frage nach der Besonderheit keine Antwort finden.
Zudem, das WGT ist nicht teuer. So preisgünstig war dort noch nicht einmal der Sozialismus. Schon alleine die Tatsache, dass man Freitag bis Dienstag für ein Grinsen und ein Bändchenzeig sämtliches im Nahverkehr nutzen kann. Beim Tageskartenkostenpunkt von 5,50€ ist das ein netter Zug. Zudem kann man in diverse Veranstaltungen, die im Grunde rein gar nichts mit dem WGT zuhaben haben müssten. Museen, Ausstellungen, alles akzeptiert das Bändchen als Eintritt. Clubs, die nebenher laufen. Und eben das WGT-Interne Zeug.
Natürlich machen die das alles nicht aus bloßer Barmherzigkeit heraus, sondern auch mit einer gehörigen Portion Kalkül. Doch ganz ehrlich, mir fällt es schwer, bei dem Angebot von teuer zu sprechen. Wenn man bedenkt, dass Wacken beispielsweise für seinen Acker und das bisschen Dorf drum herum über 200€ haben will. Oder sonstige Tages- oder Wochenendfestivals kaum noch unter 80€ fallen.
Natürlich muss man die 100€ +/- erstmal haben. Ich tue mich dahingehend auch schwer. Aber als beispielsweise Normalverdiener, irgendwo im Toleranzbereich der Mittelschicht, bei dem Angebot… da ist »teuer« anders definiert.
Weil ich keinen Patz habe irgendwelche Dinge zu sammeln. Das trifft auch auf CDs, DVDs, usw. zu. Mit ner 38m² Wohnung muss man da einfach ein wenig haushalten, was den verfügbaren Platz betrifft. Zudem bin ich mittlerweile zu der Ansicht gekommen, dass sich physische Medien einfach überlebt haben. Ich finde es mittlerweile viel angenehmer alles auf externe Festplatten zu speichern und so einzulagern. Beispielsweise Musik – das ist eine extreme Platzersparnis. Des Wegen sage ich zu den Bands auch: „Schickt mir keine CDs“. Wenn ich das auf Festplatten speichere, dann ist das übersichtlicher und man findet schneller etwas. Es ist auch bequemer da man die Dateien so schnell auf die benötigten Endgeräte kopieren kann. Genauso ist es mit PDFs und epubs. Seit ich von ner Freundin nen E-Book-Reader geschenkt bekommen habe, sehe ich für mich persönlich keine Notwendigkeit für Bücher. Vorher war ich auch extrem skeptisch, aber das Lesegefühl ist echt sehr angenehm. Und für PDFs reicht mir auch ein PC-Bildschirm.
Allein des wegen finde ich physische Medien nicht mehr angenehm. Irgendwann sammelt sich soviel an, dass da kein Platz mehr ist und dann schmeißt man es weg. Ich bin da nicht der einzige, der so denkt. Daher finde ich es schwierig ausschlielich auf physische Medien zu setzen: Es ist teuer in der Herstellung und man verschwendet Umweltressourcen. Daher verstehe ich nicht wie man Publikationen nicht digital verfügbar machen sollte. Das Archiv der Jugendkulturen z.B. geht dazu über die Publikationen nach und nach einzuscannen und digital zu speichern.
Und auch für Publikationen wie das Pfingstgeflüster wäre es sinnvoll eine kostengünstigere digitale Variante anzubieten. Allein damit man eine Wahl hat und Leute wie ich dafür eher angesprochen werden können. :-)
Eben so wie es beim WGT funktioniert: man macht sich einen bestimmten Termin und einen bestimmten Treffpunkt aus. :-)
Die Veranstalter vom WGT sind da natürlich fuchsig: Deren Marketing baut unterchwellig zum Teil auch auf dem Motto „bei uns trefft ihr all eure Freunde“ auf. Da werden natürlich menschlich nachvollziehbare Sehnsüchte geweckt. Dabei hat das jeder selbst in der Hand dahingehend etwas zu organisieren, da braucht es kein WGT für. Natürlich kann man auch mit den ganzen Bands usw. argumentieren, aber viele sagen ja: „Beim WGT geht es mir vor allem darum die Leute zu treffen, die ich übers ganze Jahr nicht sehe“. Und eben dies verstehe ich nicht so ganz, wozu es dafür ein Festival braucht. Man braucht keine Veranstaltungen um Menschen zu treffen! Wenn ich jemanden treffe, dann ist mir die jeweilige Person wichtig. Da gebe ich mich auch schon mit ner Wiese und ner Decke zufrieden. :-) Man muss sich da auch mal wieder die Zeit für die Menschen nehmen, die einen wichtig sind. Dabei geht es uns in Deutschland ja noch vergleichsweise gut was die Geografie betrifft, da Deutschland ein vergleichsweise kleines Land ist. Da ist es ein leichtes sich in die Bahn zu setzen und ein paar Stunden später ist man am anderen Ort. Oder man sucht sich ne Fahrgemeinschaft…
Von kleinen Veranstaltungen sprach ich nicht. Diese sins immer unterstützenswert. Aber da gehe ich dann hin um Livemusik zu hören und zu tanzen, nicht um Freunde zu treffen – denn da fehlt dann die Zeit und Ruhe für tiefgründige Gespräche.
Wacken ist natürlich auch ein schönes Beispiel, welches einen wunderbar aufzeigt wie reflektionslos die Menschen nur noch konsumieren. Auch hier wird ein gewisses „Lebensgefühl“ angesprochen im Marketing – durch die Historie des Festivals usw. Dass das Wacken von heute aber mit dem Wacken von vor, sagen wir mal, 15 Jahren nichts mehr zu tun hat, wird da seitens der Besucher kaum reflektiert. Da heißt es häufig nur „Boah! Wacken! Geilo!“ und die rennen dahin. So funktioniert jedes Großfestival. Mir ist das – mit Verlaub – zu sehr Massenabfertigung. Dahingehend tut sich das WGT wirklich abgrenzen. Das war es dann aber auch schon. Dass man dort in Leipzig dann ÖPNV mit nutzen kann ist ja nett, aber wie Du schon sagtest: das passiert nicht aus Menschenliebe. Sondern die Leute kommen in die Stadt und lassen viel, sehr viel Geld da. Da geht es ausschließlich um knallharte wirtschaftliche Interessen.
Ich hab noch nicht ganz verstanden, was denn nun so schlimm daran ist, dass Veranstalter mit der Umsetzung eines riesigen Festivals Geld verdienen. Und ich hab auch nicht verstanden, was daran verkehrt ist, für den Besuch eines riesigen Festivals Geld auszugeben.
Nachtrag: Und das Pfingstgeflüster ist ein so hochwertiges Produkt, das auch durch die Haptik, das hochwertige Papier und den tollen Druck überzeugt, dass es eine Schande wäre, daraus ein pdf zu machen. Kann mir doch keiner erzählen, dass für ein Magazin kein Platz mehr in der Wohnung ist.
Axel: Ich stimme soweit zu, dass elektronische Formate von Büchern und Musik Alternativen darstellen können. Für manche zählt jedoch immer noch das haptische Gefühl und endlose Regale mit Zeitschriften, Büchern und Musik. Ich kann das durchaus nachvollziehen und bewege mich auf beiden Seiten. Natürlich hat die elektronische Form auch Nachteile, das darfst du nicht vergessen: ohne ständiges aktuelles Backup kann in Sekundenbruchteilen alles weg sein, externe Festplatten habe eine vergleichsweise kurze Lebensdauer.
Ich stimme auch Marcus in soweit zu, dass das Pfingstgeflüster für mich keine Zeitschrift ist, die ich elektronisch lesen würde, weil es für mich dadurch an „Qualität“ verliert.
Und mit der Verschwendung von Umweltressourcen ist das so eine Sache :) Festplatten wachsen auch nicht auf Bäumen, lassen sich schwer recyclen und sind mit Giftstoffen vollgepackt.
Hä? Selten so einen Quatsch gelesen. Warum bleibe ich dann nicht beim WGT oder bei Leipzig? Ist doch schon alles organisiert und kann auch gar nichts kosten. Ganz nebenbei, ist das WGT vom Preis her nahezu geschenkt. Wenn Du das gleiche organisieren würdest, würde es dann günstiger sein?
Und überhaupt, rein Marketingtechnisch ist das WGT eine Katastrophe :) Von Sehnsüchten die da geweckt werden, kann ich nichts erkennen. Jedenfalls keine die meinen Geldbeutel zusätzlich belasten würden.
Deine ganze Argumentation bezüglich des WGT hat weder Hand noch Fuss. Natürlich spült das WGT Geld in die Kassen, wie jedes Festival, jeden Veranstaltung und sogar auch wenn du dich mit ein paar Freunden in Buxtehude triffst. Leipzig könnte ja auch die Fahrpreise für die Tram auf die Besucher abwälzen und selbst nochmal x € für ein WE-Ticket verlangen. Machen sie aber nicht. Und das freut sogar die, die so gut wie keinen Cent in der Stadt lassen.
Du warst nicht beim WGT, weil du es Dir vielleicht nicht leisten konntest. Das ist sehr schade. Vielleicht gibst du dem WGT aber mal eine Chance? Vielleicht pauschalisierst dich nicht immer alles, was nicht Deinem Bild entspricht, als „schlecht“ oder „böse“? Ich glaube, du baust Dir deine aktuelle Weltanschauung um Deine momentane Lebenssituation herum auf, gerade so, wie es Dir passt. Ist aber nur meine Sichtweise.
Kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Da digitale Medien für mich nur unpersönlichen Nutzen bilden und keinerlei Ästhetik. Information ohne Seele, ohne Charakter. Die sind für mich ebenso imaginär, ebenso irreal wie die Summen auf Konten. Alles Geld, das zeitgleich in Gold gemessen wird, wird seinen Wert behalten, alles andere wird verpuffen und zu dem werden, was es jemals war: etwas nie Existentes, nie Dagewesenes. Der einzige Vorteil des digitalen Mediums liegt in der Interaktivität, damit hört es aber auch schon auf.
Ich möchte über diese Information verfügen. Der Musik frönen und von dem Film unterhalten werden… Warum besitze ich dann nicht die Freundlichkeit, dieses als Gegenzug bewusst in mein Leben zu lassen. Räume diesem einen Platz in meinem Umfeld ein. Als greifbarer Gegenstand und nicht nur als Binärcode.
Meine Bücherwand nimmt auch die längste Seite des Raumes ein, mit den CD-Regalen sogar komplett. Wobei um die 500 CDs gerade einmal eine Länge von 60cm benötigen würden. Aber dieses ist keine Wand oder Mauer, vor der ich jeden Morgen mit Abriss drohe. Dieses besitzt Klasse, Prestige und ist mehr als ein Blickfänger. Es ist ein Abbild meiner Interessen, meines Wissens und Gesinnung, welches auf den ersten Blick erfassbar bleibt. Dieses ist greifbarer Wert. Und damit sind die Bücher schneller zu finden und schneller aufgeschlagen, als wenn ich mich nach dem Hochfahren erst durch die Ordnerstruktur wühlen muss.
Und seit wann ist eine CD nicht mehr als die Summe ihrer Titel? Limitierte Boxen, Digi-Packs, allesamt versehen mit aufwendigen Artworks, Covern, stellenweise signiert. Wollte ich derartiges einzig als schnöde jpeg-Datei auf dem Rechner haben? Mit Sicherheit nicht. Das sind Gesamtkunstwerke, die ohne ihre haptische Gestalt einfach nur stumpfe Musik darstellen.
Bei DVDs ebenso. Steelboxen, Doppel-DVDs. Zudem hätte ich keinen Bock, dieses ständig nur über einen Rechner anschauen zu müssen. Am besten noch unbeholfen auf Qualität gerippt und damit sämtliches vom Menü oder den zusätzlichen Tonspuren extrahiert. Wenn man nur Film haben wollte, dann hätte man dahingehend auch gleich im VHS-Zeitalter bleiben können; einmal überspitzt gesagt, denn ich bin mir des qualitativen Unterschiedes durchaus bewusst.
Zudem ist mir die Lagerung zu unsicher. Gepressten CDs gibt man mittlerweile eine Lebenserwartung von 100 Jahren. Plus, Minus. Den gebrannten Vertretern weit weniger und einer Festplatte gesteht man ca. 30 Jahre zu. Es sei denn, es gibt eine kurz wie spontane Überspannungsreaktion, Verschleiß, Defekt, ein verirrtes Magnetfeld vielleicht, zu viel Hitze, zu viel mechanische Einwirkung oder zu viel Wasser. Gleich mal gut und gerne ein paar Giga- bzw. Terabyte an Daten im Arsch. Am besten unwiederbringlich, da das letzte Backup ein paar Wochen her gewesen war.
Dem Papier ist das egal. Ich habe Bücher aus Antiquariaten im Schrank stehen, die höhnen über derartige Kurzlebigkeit. Oder anders gesagt: Exemplare der Gutenbergbibel existieren noch heute. Doch man zeige mir noch eine lesbare Festplatte aus der Zeit des Siegeszugs der Heimcomputer… und das ist keine 600 Jahre her.
Ein Buch lebt. Es altert mit mir. Zeigt mir mein Leben anhand seiner Gebrauchsspuren, anhand der Art meiner Unterstreichungen, meiner Notizen. Es wird ein Stück Persönlichkeit. Alte Bücher erzählen Geschichten. Flecken, Knicke, Risse sind wie Jahresringe. Kritzeleien der Vorbesitzer. Gesetzt in gebrochener Schrift oder durchzogen von Sütterlin. Alte Klasse alter Zeiten.
Ein e-Book hingegen… in schmuckloser Systemschrift verfasst. Am besten noch in der Arial. Oder in einer pixeligen Antiqua, da der Bildschirm gerade einmal 1/30 der Auflösung besitzt, die im Buchdruck mindestens möglich ist. Dargeboten in einem Alptraum für die Augen, da man gezwungener Maßen in eine permanente Lichtquelle starrt. Ebenso könnte man nebenher unentwegt in die Schreibtischlampe glotzen. Die Netzhaut wird sich bedanken.
Die Priorität des Digitalen ist einfach nur ein Resultat der Bequemlichkeit unserer heutigen Zeit. Des Überflusses. Der selbstgewählten Abhängigkeit vom diesem Medium. In der man lieber selber vorrechnen lässt, anstatt selber zu denken. Und auch wenn das jetzt reaktionär klingt. Aber dem Ganzen zu huldigen zeugt nicht von einem Gespür für das Detail, von Begeisterungsfähigkeit für ein Werk in seiner Form, seiner Haptik, seiner Gesamtheit. Sondern nur von der Herabstufung zum alleinigen Nutzen. Aber das ist der Zeitgeist, das sehe ich ja an meinen Mädels und Jungs.
Jedoch ist das Argument des Umweltschutzes recht relativ. Ein Buch, ein Magazin wird einmal gedruckt und einmal gekauft, ab dann ist dessen Nutzung tagsüber völlig kostenfrei. Ein e-book-Reader beispielsweise will geladen werden und wird mit derartig viel Elektronik bespickt, dagegen ist der Herstellungs- und Recyclingaufwand von papieren Medien ein Segen für die Ökobilanz.
Auf Orphis und Roberts Beiträge gehe ich demnächst mal noch mit ein. Jetzt kommt erstmal Guldhan dran. Denn das Thema brennt mir grad heftigst auf der Seele:
Guldhan, das was Du sagst ist einfach falsch und für mich schon fast ne unverschämtheit. Digitale Medien bieten keine Seele? Dann schau Dir mal die letzten 3 Jahre Dark Feather an. Also quasi die komplette PDF-Ära. Weißt du, wieviele unendliche Stunden da drin stecken? Also nicht nur Recherche und solche Dinge, nein, allein das Design, die Mühe den ganzen Kram überhaupt ins PDF-Format übertragen zu haben. Da sind viele hunderte Stunden drauf gegangen, die streckenweise sehr entbehrlich waren. Für ein Hobbyprojekt definitiv zu viel und der Grund warum es bis uaf weiteres keine DF mehr geben wird hängt eng damit zusammen. Doch was da entstanden ist, ist der Beweis, dass man digitale Medien mit Seele und Herzblut füllen kann. Fast schon zuviel Herzblut…
Was ist mit Netlabels? Wie Zorch Factory aus Frankreich. Seventh Crow, ebenfalls aus Frankreich. Oder Sombrati Records aus Lateinamerika. Die bringen zum großen Teil die Musik nicht nur kostenlos unter die Leute, sondern auch mit viel, viel Liebe! Die stehen hinter der Musik, die sie vertreiben. Wenn ich gerade Zorch Factory anschaue, was da für ein Aufwand hinter steckt, da bin ich immer wieder baff!
Schau Dir Deviantart an. Ja, da gibt es auch viel Müll. Aber auch viel Glanz und Gloria! Hier nur mal ein Beispiel: https://www.deviantart.com/serenaverdeart?rnrd=109012 – die Plattform ist voll von solchen Künstlerinnen und Künstlern! Manchmal stöbere ich auf der Plattform und ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus!
Was ist mit Musikern, die ihre Musik nur per Download vertreiben? Beispielsweise Antichrisis oder die Band The Trail? Eine tolle New Wave Band, die es seit den 80ern gibt und ihre Alben kostenlos zum Download anbieten. Oder hör Dir mal Silentport an, das Projekt vom ehemaligen Endraum-Musiker Roman Rütten: https://soundcloud.com/silentport-silentport. Was der Typ dort veröffentlicht auf Soundcloud ist der Wahnsinn. Das sind Stücke so voller Schönheit, Anmut und Seele. Davon gibt es keine CDs. Denn CDs sind teuer. Die Herstellung lohnt sich einfach nicht mehr. Das Internet gibt den Musikern die Möglichkeit ihre Musik ganz bequem mit anderen zu teilen. Soundcloud und Bandcamp sind an sich grandiose Portale wo man so massig viel geiles Zeug entdecken kann.
Ich habe hier für mich ne Liste mit über 150 Bands und Projekte, die ich in den letzten Jahren durch meinen Streifzügen durchs Netz entdeckte und mit denen ich in Zukunft nochmal auf irgendne Weise zusammenarbeiten will. Allein Musiker und Bands hier aus dem deutschsprachigen Raum. Kleinste Projekte, die aber musikalisch richtig gut sind. Von ausländischen Projekten spreche ich garnicht erst. Oder von Fotografen, Malern, Grafikern, Zeichnern, etc.
Ist das denn alles irreal, nur weil es diese Dinge zum 90% nicht in physischer Form gibt? Ich verstehe nicht, wie man in der Tat so denken kann! Ist das was Du geschrieben hast und was ich jetzt schreibe… – Gedanken, Überlegungen und Emotionen – sind diese nicht existent, weil man sie in einer Cloud reinschreibt und nicht auf ein Stück Papier? Sind diese denn nicht existent, weil man sie allgemein nicht fassen kann? Wo ist beim Gefühl und den Gedanken die Haptik?
Wenn Du sagst, dass diese Kreativität nie dagewesen ist, nie existiert hat, dann ist das einfach – so hart muss ich es sagen – verdammt ignorant! Da werde ich an dieser Stelle irgendwo auch wütend: Denn Du trittst die Kreativität vieler Menschen mit dieser Ignoranz in den Boden! Indem Du sagst
sprichst Du allen Musikern ihre Existenzberechtigung ab. Musiker die seit Jahren musizieren, seit Jahren an ihren künstlerischen Visionen arbeiten und die das Internet nutzen diese sichtbar, hörbar; ja, erlebbar zu machen!
Wo wir gestern bei Leipzig waren. Auf der Seite altes-leipzig.de entsteht gerade ein Kunstprojekt wo die Innenstadt um das Jahr 1892 digital nachgebaut wird und man ich dort bewegen und umschauen kann. Das verspricht, wenn es fertig wird, ein richtig tolles Ding zu werden! Das ist auch ein Beispiel für digitale Kunst. Wo extrem viel Arbeit hinter steckt. Extrem viel Recherche und solche Dinge. Alles null und nichtig weil es davon keine Kopie auf ner DVD-Rom gibt?
Indem Du Musik bereits hörst, einen Film siehst, lässt Du die in Dein Leben! Es ist kein Unterschied ob die Datei vo der Festplatte oder ner CD abgespielt wird. Die Instrumente bleiben doch ie gleichen! Die Schauspieler spielen dieselben Rollen.
Wenn Musik es braucht, dass es aufwendige Bildchen zu sehen gibt, dann lässt Du Dich zu sehr von solcherlei Dinge blenden! Stumpfe Musik bleibt auch dann stumpfe Musik wenn sie für 200€ in Plastik verkauft wird. Gute Musik dagegen funktioniert auch ohne alles! Denndie Musik selbst ist das Gesamtkunstwerk. Mit Artworks, Cover usw. haben doch viele Bands nichts mehr zu tun. Das wird vom Label in Auftrag gegeben.
Letztlich hat das Sid von Antichrisis mal extrem geil zusammengefasst, das mag ich an dieser Stelle zitieren:
Bitte einen Link einfügen oder per E-Mail senden, dann füge ich einen Link ein
Das was Sid hier zusammenfasst bringt es letztlich auch auf den Punkt. Es gibt extrem viel Musik und da lohnt sich das Veröffentlichen von CDs kaum noch. Es ist teuer und viele Bans sind grade mal froh sich gutes Equipment geleistet zu haben um überhaupt erstmal hörbare Songs produzieren zu können! Labels dagegen haben diesen finanziellen Spielraum irgendwelche Collectors Editions rauszuschmeißen für Preise Jenseits von Gut und Böse. Beispiel: The Clash Sound System, VÖ am 6. September. 13 CDs, nen paar Demoaufnahmen und Liveaufnahmen sowie Plastiknippes wie Sticker und nen Pastik-Kassettenrekordernachbau sind da enthalten. Kostenpunkt: 160 fucking euros!!! Der ganze Kram kostet in der Herstellung nicht mal 20€ und die wollen acht mal so viel? Wo ist da denn bitteschön die Verhältnismäßigkeit? Da ist das WGT wirklich noch günstig gegen solche Abzocke.
Wo besteht bei solchen Dingern denn der Mehrwert gegenüber Musikern, die nichtmal die Möglichkeiten haben selbst ne Billig-CD in Produktion zu geben weil es nen Verlustgeschäft ist?
Und genau DAS ist Unsinn³! Du willst Dir also das Recht herausnehmen zu sagen, dass jeder, der die Priorität auf Digitalität legt, unfähig ist zu denken? Soll ich Dir was sagen? Du hast Dich mit den Chancen die das alles bietet wohl noch nie auseinander gesetzt. Alles was ich mittlerweile an Musik höre hätte ich ohne digitale Informationsmöglichkeiten nie und nimmer kennengelernt! Es ist so einfach tolle neue Musik zu entdecken. Auf richtig Entdeckungsreise zu gehen, Kunst zu erleben die Dir neue Ansichten bieten, wenn man sich drauf einlässt. Der Gegenteil zu Deinr Ausführung ist der Fall: die Digitalität sorgt dafür, dass Kunst wirklich richtig lebt und man es sich ganz independent selbst erforschen kann ohne darauf angewiesen zu sein, was irgendwelche PR-Leute von Labels verkaufen. Für mich ist das Internet DIE Kunstrevolution der letzten 100 Jahre schlechthin. Klar bingt es auch Gefahren mit sich, aber eben auch viele Chancen.
Schlussendlich muss festgehalten werden: es gibt so viele Möglichkeiten die Menschen im Netz zu erreichen. Dieser Blog hier ist ebenso digital. Ist das, was hier steht demzufolge weniger wert?
Darüber sollte man sich mal Gedanken machen, wenn man wieder fordert „etwas in der Hand zu halten“. Gedanken sind frei und lassen sich nicht fassen. Wohl aber kann man sie ins Herz lassen und dann werden sie zum Teil des eigenen Lebens und genau das gilt für Kunst: Musik, Film, Fotografie, Malerei, Literatur, Videospiele und was es da nicht noch alles gibt…
Axel würde bei mir das Weite suchen. Meine Musiksammlung bewegt sich schon seit den 90ern im 4-stelligen Bereich.
Derzeit schweigt man sich besser darüber aus, dass man mehrere tausend Tonträger und kartonweise Musik- und Kulturzeitschriften besitzt… Damals dafür bewundert, heute von der Allgemeinheit für verrückt erklärt. Ist wirklich so. Aber Alben in Zahnradform bringen die Kids immer noch zum Staunen. ;)
Dennoch ist das ein Thema, bei dem ich beiden Seiten etwas abgewinnen kann. So kann ich auch Axels Sichtweise problemlos nachvollziehen. Letztlich sind das doch alles nur materielle Dinge, an denen wir uns erfreuen. Einen künstlerischen Wert gibt’s nur bei Unikaten. CDs, Schallplatten etc. sind in der Regel Produkte der Massenfertigung, Kopien eines Unikats, in den meisten Fällen problemlos austauschbar, ohne wirklichen, persönlichen Wert. Wie ein Haushaltsgerät. Selbst Limitierungen von hundert Kopien. Das sind immer noch 99 zu viel, es sei denn, sie wurden handgefertigt, wie es im Industrial- oder Neofolk-Bereich durchaus vorkommt.
Ich habe z.B. den Celtic Circle Sampler Part 5 im Schrank stehen. Hier verhält es sich dann schon ein bisschen anders. Von dem Ding existieren vielleicht 10 Kopien weltweit. Vielleicht auch weniger als 5 und ich darf mich als Besitzer glücklich schätzen (genaue Angaben dazu gibt es nicht, weil die Plattenfirma kurz darauf den Arsch hochmachte). Auf die meisten Tonträger trifft das aber eben nicht zu.
Hier kann ich nur teilweise zustimmen. Ich habe über die Jahre festgestellt, dass das Artwork oft nicht mit der Musik harmoniert. Diskussionswürdig wäre sicher auch, ob Musik nicht auch ohne Artwork funktionieren sollte (und muss).
Beispiel Clock DVA-Box auf Hyperium/Hypnobeat („Collective“). Pissgelb das Ding, gepaart mit Schweinchen-Rosa (vielleicht soll’s auch rot sein) und auch sonst nicht sonderlich schmuckhaft. Ich hab sie eigentlich nur wegen der reichlich exklusiven Titel.
Oder die Dive-Box auf Out of Line. Nicht nur, dass ich das Label nicht leiden kann… dieses Artwork ist einfach nicht Dive. Dive ist kalt und monochrom. Da sind solche bunten, glatt polierten Bildchen einfach deplaziert. Die Box ist in dieser Form verzichtbar und wird auch garantiert nicht den Weg in meine Sammlung finden.
Neuere Alben mag ich schon gar nicht mehr kaufen, weil dieser Digital-Art-Schrott, wie er seit einigen Jahren im Trend liegt, einfach nur lächerlich wirkt. Gerade im Elektro-Bereich.
Was die Lagerung anbelangt: Auch das ist ein zweischneidiges Schwert, denn nichts ist wirklich sicher. Beispiel Häuserbrände: Festplatten hat man in wenigen Minuten in Sicherheit geschafft, die Inhalte lassen sich zudem problemlos kopieren, sodass sie auch in 100 Jahren noch lesbar sind.
Bei der geliebten Sammlung fühlt man sich hingegen hilflos wie ein William von Baskerville bei der Rettung mittelalterlicher und antiker Schriften. Dazu braucht man mehr Arme als Mahishasura Mardini.
ich beziehe meine gekaufte Musik meistens von den Bands direkt, seis beim Merchandise aufn Konzert (mit reeller Chance auf Signierung) oder über Onlineplattform seis Pledge, Musicraiser oder Bandcamp. Da hat man neben dem physikalischen für den Sammelfimmel auch noch den Download wo meistens auch noch das direkte Studiomaster in 24 Bit angeboten wird. Das ist ein Angebot wo für mich der Download Kauf lohnt. Bei Sachen wie amazon weiß ich nicht wie gut oder schlecht die MP3 encodiert sind …..
Im Gegenteil! Ich finde sowas an sich richtig geil und ich würde da extrem gerne stöbern. ;-)
Wenn man das Geld, die Ausdauer und letztlich den Platz dazu hat, ist das doch richtig gut.
Aber jeder Mensch ist eben auch verschieden, hat verschiedene Lebensphasen, Ansprüche usw. Da macht die digitale Gesellschaft in der Tat vieles einfacher. Und es ist einfach mies zu sagen, dass diejeniegen, die wenig wert auf physische Datenträger legen, gleich dumm sind. Das ist so eine elitäre Haltung, die den ganzen Diskurs nicht weiterbringt.
Genau das ist der Punkt. Bleiben wir mal bei Zeitschriften, Webzines und den Kram – beziehungsweise einer Vielahl der Leute (zum Glück nicht alle) die das machen. Von etlichen weiß ich, dass die das nur machen weil es kostenlos CDs und sowas gibt. Die nehmen digitales Promomaterial erst garnicht an und das finde ich ne Frechheit sondersgleichen, da man so von vornherein eine große Gruppe Künstler ausschließt, die nicht die Mittel für aufwendig produzierte Promos in physischer Form haben. Davon lassen sich so manche „Rezensenten“ auch sehr gern beeinflussen. Es wäre durchaus fraglich, ob so manche Szenegröße die jährliche Lobhudelei ohne solche Promos bekommt. Wenn man einfach nur eine MP3 hätte und höchsten den Bandnamen dazu. Aber dann müsste man sich mit dem was man hört ja auseinandersetzen und einfach mal zuhören.
Das wird ja nicht mehr gemacht – aus persönlichen Gesprächen weiß ich, dass die meisten pro Song grade mal 40 sek. reinhören und sich daraufhin ne Meinung bilden. Da helfen dann solche riesen Promos überhaupt was zu schreiben, auch wenns im Endefekt nur von der Presseinfo abgeschrieben ist.
Würde man aber Artwork, Presseinfos usw. von vornherein weglassen und nur die nackte Musik haben, dann müssten sich die Leute auch wieder mehr mit der Musik selbst auseinandersetzen und nicht mit der Verpackung selbiger, die von den Musikern selbst in den wenigsten Fällen gemacht wurde. Dann würde es auch dazu kommen, dass sich allein die qualitativ guten Bands duchsetzen.
Digitale Promos haben auch folgenden Vorteil: oft kommt es vor, dass mir Musik, die man mir schickt, nicht gefällt. Dadurch, dass es digital ist entsteht dann auch kein Schaden. Der Musiker hat nichts für die Herstellung der Promo bezahlt und auch Porto gespart. Ich kann die Daten wieder löschen, wenns mir nicht gefällt und hätte keine CD nun in der Hand mit der ich nix anangen kann.
Es ist auch einfach schöner, wenn ich ne neue Band entdecke, mit denen ein Interview machen willl und sagen kann: „Schick mir mal eben das Album“ und 10 Minuten später ist es hier im Media Player. Das ist viel effiienter als noch Tage zu warten bis der Kram mit der Post kommt. Schlussendlich kann man digitale Promos aber nicht bei Ebay einstellen und ich enke auch deswegen mag mancherlei Kollege diese Form von Promo nicht. Aber da frage ich mich, wieso man dann sowas überhaupt macht wenn man keine Leidenschaft für die Sache an sich hat.
Gute Musik funktioniert ohne Artwork. Denn gute Musik sorgt dafür, dass das Artwork dazu in deinem Kopf und vor geistigem Auge entsteht…
An sich nicht sooo schlecht. Aber gerade MP3s von Amazon sind Tracking verseucht. Da nutze ich lieber Portale wie CDbaby.com und ähnliches.
Für mich lohnt sich ein Kauf bei Bandcamp & Co. allein aus folgenden Grund: ich habe die jeweilige Band etwas zurückgegeben. Und wenn es eben nur wenige Euro sind, weil ich nicht mehr habe. Aber da freut man sich als Musiker ebenso.
Möchte kurz auf den Anfang von Lisa´s Beitrag zu sprechen kommen. Habe den ersten Absatz nicht als passenden Einstieg in die angegebene Thematik empfunden. Provokation als Einstieg ist schön und gut, wenn es ein Scherz sein sollte, dann fand ich es nicht lustig.
Wie heißt es immer so schön? Wo ist denn die Toleranz? ^^
@ Axel: In einer schwarz-weiß gemalten Welt findet man sich leicht zurecht und es ist Dein Recht, in Schubladen zu denken. Der Nabel der Welt ist subjektiv betrachtet dort, wo eigene Erfahrungswerte liegen. Label sind Abzocker, Künstler arme Schweine, Urstein-Grufties verbohrt Gestrige, Interviews und Reviews standardisiert langweilig. Ich vergaß: Papier nimmt Platz weg und braucht kein Mensch.
Aber: Nur durch Zweifel gelangt man zur Gewissheit. Diese kommen in Deiner zusammen geschusterten Welt nicht vor. Du beschränkst Dein Engagement auf Deine Opferschubladen (die armen, missverstandenen, ignorierten Künstler) und fütterst diese, um am Ende eigene Bestätigung zu finden. Wirklich interessant wäre es doch, wenn Du Dich jenen widmetest, die Du anklagst. Oder liege ich falsch?
Mal kurz mein Kommentar zu physische vs. digitale Medien:
Musik in (rein) digitaler Form ohne physischen Datenträger kaufe ich nur äußerst selten. Schon gar nicht von Seiten wie Amazon oder iTunes – denn wenn überhaupt, dann sollte die Musik schon Vorteile gegenüber einer CD haben, zum Beispiel durch eine bessere Qualität. Das ist schließlich ohne Weiteres möglich. Amazon komprimiert aber lieber als MP3, und das noch nicht mal bei 320 kbit/s. Bäh. Und ich will gar nicht die Diskussion darüber anfangen, ob man den Unterschied überhaupt hört ;-)
Ich habe gerne was in den Händen, außerdem macht es sich schick im Regal. Ich verstehe auch ehrlich gesagt nicht, wie du, Axel, darauf kommst, CDs pressen zu lassen lohne sich „nicht mehr“. Das hieße ja, das wäre früher, ohne Werbemöglichkeiten wie dem Internet, irgendwie einfacher oder billiger gewesen. Das nehme ich dir ohne Quelle dafür nicht ab.
Selbstverständlich habe ich aber meine sämtliche Musik auch auf Festplatte, schon, weil ich sie häufig davon abspiele. Das eine schließt das andere ja nicht aus (zumindest, wenn man sich die physische Version zulegt ;-)). Und was Sondereditionen angeht: Ja meine Güte, das ist doch auch mal ganz nett, sich so etwas zuzulegen. Ich bin ja nicht der Ansicht, dass prinzipiell alle Label oder alle mit mehr als fünf Bands, die maximal je zehn Leute kennen, böse sind. Von daher ist es für mich auch okay, wenn ein Label, das schon ein Qualitätssiegel darstellt (wie etwa Prophecy Productions), auch seinen Teil an Sondereditionen abbekommt. Ich freue mich jedenfalls auf die Tenhi-Diskografie in Vinylform, die ich jüngst als Geburtstagswunsch an interessierte Freunde und Bekannte richtete…
Letztendlich geht es natürlich um die Musik an sich, das ist richtig. Aber das ist eine Binsenweisheit, denn von schlechter Musik lege ich mir sicherlich keine Superluxusausgaben zu.
Primär ja. Aber sekundär will man ja auch den Künstler repräsentieren. Das fängt beim Bandfoto und -Logo an. Denn eine Band oder ein Künstler ist eine Art Unternehmer. Und jedes Unternehmen benötigt ein Corporate-Design, einen Wiedererkennungswert. Sowie auch jeder Tonträger ein optisches Erscheinungsbild haben muss. Gehe ich in den Plattenladen, fällt es mir wesentlich einfacher, das Album „Unknown Pleasures“ anhand seines Covers zu erkennen, was auch dazu führt, dass dieses Album noch nicht einmal den Bandnamen noch seinen Titel zieren. Das mag für den ein oder anderen kompliziert in der Suche sein, verhält es sich dabei aber nach Lernmustern. „Autobahn“ von Kraftwerk beispielsweise hat ein ebenso simples wie geniales Cover, das die Thematik von alleine erklärt. Natürlich wird es dann bescheuert, wenn man ein Artwork vorgesetzt bekommt, in dem es nur um Poser-Fotos der Künstler geht. Darauf kann ich persönlich gut verzichten. Dann kann man es sich gleich als Poster an die Wand nageln. Aber gewitzte Artworks mit Metaphern und versteckten „Ostereiern“ finde ich persönlich spannend und als netten Augenschmaus zusätzlich zur Musik, wenn sie mir gefällt.
@Kathrin:
Ja, denn so sehr schwarz wei denke ich nun überhaupt nicht! Wirklich nicht!
Major Labels schon. Aber es gibt ja auch noch ne Reihe Indielabels wie Kalinkaland, Syborg, af Music usw. die ja ne gute Arbeit machen und nicht wirklich abzocken. Über die rege ich mich auch nicht auf, sondern nur über wenige große!
Ist leider so. Gesellschaftlich wird es so gewollt. Auch Musiker bei Majaors verdienen nicht so viel, dass sie in Luxus schwimmen.
Wann habe ich das gesagt?
Interviews: wenn man nur Copy & Paste Standartfragen nimmt, dann ja. (Ich habe vor einiger Zeit mal nen Fragebogen von nem größeren Webzine durch ne befreundete Band bekommen. Da hieß es dann: „Fragen die auf deine Band nicht zutreffen, bitte streichen“ …)
Reviews: Wenn man nur von der Presseinfo abschreibt, dann ja. Denn die Presseinfos kann man sich auch auf den bandhomepages durchlesen. Dazu braucht es kein Review.
Ansonsten: würe ich ich mir ja ins eigene Fleisch schneiden, würde ich so nen Käse behaupten, den Du mir hier in den Mund legen willst!
Im Rahmen meiner Möglichkeiten tu ich dies. Aber Du vergisst, vieles ist im Detail nicht für die Öffentlichkeit betimmt. Etwa wenn ich mit nem Musiker X zusammensitze bei ner Veranstaltung une er mir von miesen Verträgen erzählt, kann ich das nicht einfach so veröffentlichen. Ich muss schauen, dass ich Leute finde die öffentlich über solche Dinge reden wollen wie letztens die Nina Cording, die offen über ihr altes Label gequatscht hat. Das ist sehr interessant:
Aber solche Leute, die bereit sind das öffentlich zu machen, findet man eher selten und somit muss ich in meiner Kritik leider allgemein bleiben. Des wegen nenne ich auch nie direkte Namen oder Begebenheiten; auer sie sind durch öffentliche Nachweise achzuvollziehen. Aber ich kann Dir sagen in den letzten 3 Jahren soviel Einblick bekommen zu haben, dass diese von mir kritisierten Dinge keine schwarz-weiß Malerei ist.
@Irmin:
Nö, aber damals konnte man eben noch mehr CDs verkaufen. Damals konnte man auch als Szenemusiker durchaus vom CD-Verkauf leben und die Miete bezahlen. Heute ist es nur ein drauflegen und die Kosten kommen nicht im geringsten wieder rein. Allein das meine ich mit „lohnt sich nicht mehr“.
Internet ist eben nicht nur Werbemöglichkeit, sondern eben auch schnell bei der Sache die Musik illegal zu kopieren.
Axel: Zum Thema „Musiker sind arme Schweine“ und Deinem Kommentar: „Ist leider so. Gesellschaftlich wird es so gewollt. Auch Musiker bei Majaors verdienen nicht so viel, dass sie in Luxus schwimmen.“
Gesellschaftlich wird es so gewollt? Das erklär´ mir bitte mal. Versteh ich nicht.
Wenn man die Medaille mal umdreht, darf man auch nicht unvergessen lassen, dass Webzines, Magazine, Labels, Radios und weiß der Geier, wer noch, mit mp3´s zugeschüttet werden, weil ja scheinbar jeder (ich pauschalisiere) Wohnzimmerprotagonist meint, Musiker sein zu wollen und unreflektiert einfach mal jedes Postfach zumüllt, dass als Sprungschanze auf die Bretter, die die Welt bedeuten, dienen könnte. Aber das nur am Rande. Was ich damit sagen möchte, ist lediglich, dass es der Sache nicht gerecht wird, betrachtet man alles nur von dem eigenen Standpunkt aus und das tust Du, oder jedenfalls kommt es so bei mir an.
Dass Du „Urstein-Grufties sind verbohrt Gestrige“ so nicht gesagt hast, ist zutreffend. Zu dem Schluss, dass du jenen Standpunkt jedenfalls im Ansatz trotzdem vertrittst, komme ich aber unweigerlich, wenn Du gebetsmühlenartig Offenheit für Neues und Andersartiges propagierst. Ich sag Dir was: Ich liebe Sisters-Klone. Ne Platte ist für mich genau dann großartig, wenn ich zu den Klängen vor meinem geistigen Auge auftoupiert-blasse Gruftis im Einheitsschritt vor sich hinwanken sehe. Einfältig, oder? Aber so ist es nun mal. Und da kannst Du mir noch 1000mal was von Bands erzählen, die bewusst Klischees brechen oder sonst wie innovativ und großartig sind, es wird mich nicht interessieren. Ich liebe meine Klischee-Mucke. Spreche ich damit irgendjemandem das Recht ab, andere Musik zu machen oder zu hören? Nein.
Zu Deinem Kommentar: „Aber solche Leute, die bereit sind das öffentlich zu machen, findet man eher selten und somit muss ich in meiner Kritik leider allgemein bleiben.“
Wieso sollte man sich als Musiker auch berufen fühlen, die Hand, die einen füttert zu beschmutzen? Frag halt bei Labels oder Magazinen an, wenn Dich deren Motivationen tatsächlich interessieren. Ein Interview mit den dort Verantwortlichen wäre sicher einer Aufklärung sachdienlich und würde auch Dir helfen, Dinge differenzierter zu betrachten.
Und die Chance auf ehrliche Antworten steht bei wieviel Promill?
Und: ich bin bei weitem nicht der Einzige, der solche Dinge kritisiert.
Wann habe ich DIR denn was drüber erzählt? Ich will Dir Deine Klischee-Mucke doch garnicht wegnehmen. Im Gegenteil: ich mag ja selber klischeehafte Wave-Bands. Aber dennoch ist es mir wichtig auch Musik zu haben, die mit Klischees bricht. So aus Vielfältigkeitsgründen und sowas. Das ist dann aber auch nur meine Meinung, die ich weiß Gott nun nicht als allgemeingültig hingestellt wissen will. Wie alles was ich irgendwo kommentiere. Dabei handelt es sich immer nur um meine eigene ganz bescheidene Meinung.
Das schon eher. Denn ich betrachte durchaus die Dinge aus mehreren Blickwinkeln. Komme aber dennoch auf die Meinung, die ich vertrete. Aber wer mich kennt, weiß auch, dass man mich mit guten Argumenten durchaus zum nach- und ggf. zum umdenken animieren kann.
Na wenns anders wäre, wäre es ja auch anders, oder? Es ist einfach so ein gefühl von mir, dass viele bspw. garnicht wissen was da für Jahrelange Mühe hintersteckt. Andernfalls würden die meisten musik nicht illegal runterladen.
Wie definierst du denn „ehrliche“ Antworten? Wenn die Antwort zu deinem Vorurteil passt?
Also gibt es keine Chance, dass du vom Gegenteil überzeugt werden kannst: Entweder, sie bestätigen dich, oder sie widersprechen dir, was aber auch eine Bestätigung ist, weil das ja nicht ehrlich gemeint sein kann. Ah ja.
Diese Art der Argumentationsführung kenne ich allerdings aus anderen Bereichen, von daher ist das nichts Neues für mich ;-)
Darüber braucht man jetzt nicht zu quatschen. Ein Claus Müller wird mir kleines Lichtlein kaum kritische Fragen mit Thema „Zusammenhang zwischen Werbung und Berichterstattung im Orkus“ beantworten. Das ist müßig das jetzt hier zu thematisieren. Und damit hat sich das.
Aber Vorurteile sind es dennoch nicht. Man muss die Dinger nur mal rückwärts lesen. Und: dieses Thema kritisieren eine Vielzahl von Musikern schon eher öffentlich (bisher hatte ich insgesamt 7 oder 8 Interviews wo diese Kritik direkt und indirekt bestätigt wurde). Das sind dann natürlich die, die nicht (mehr) da drin stattfinden. Aber man kann es trotzdem schön verwenden.
Vergleich: RTL strahlt streckenweise arg menschenverachtendes Zeug aus. Wenn Du zu einer Anke Schäferkordt gehst, wird sie das dennoch schön mit blumigen Worten umschreiben und jeder kritischen Frage geleckt aus dem Wege gehen.
Ich glaube nicht, dass es die Wertigkeit von digitaler Musik geht, sondern um Quantität und Qualität. Die „digitale Revolution“, wie Axel sie nennt, ist ein zweischneidiges Schwert. Ja, selbstverständlich bietet sie Musikern viel einfacher die Möglichkeit an Popularität zu gelangen, auf der anderen Seite überschwemmt uns die digitale Revolution, so wie Guldhan sagt, mit einer Unmenge an „Musik“, die einfach unterirdisch schlecht ist. Die Revolution braucht kompetente Leute, die angeln können. Die digitale Revolution macht es leichter, gute Musik zu veröffentlichen und schwieriger, welche zu finden.
Axel: Durch deine Pauschalisierungen musst du immer alles doppelt und dreifach erklären, vielleicht solltest du gleich von Beginn an differenzieren. Beispiel: Zunächst sprachst du davon, dass physische Medien sich überlebt hätte, ihre Herstellung wäre Umweltverschmutzung. Ein paar Zeilen tiefer findest du eine umfangreiche Sammlung „geil“ und schreibst: „Wenn man das Geld, die Ausdauer und letztlich den Platz dazu hat, ist das doch richtig gut.“ Das macht es für mich klarer und ist in einer Diskussion (wie dieser) zielführender, als mit jedem Pamphlet ein neues Thema aufzureissen.
Wenn man mit einem Interview etwas kritisch hinterfragen möchte, muss man allen Beteiligten die Möglichkeit geben, sich zu äußern. Es hilft nicht, Fragen nicht zu stellen, weil man angeblich keine „richtigen“ Antworten bekommt, sondern aus den möglicherweise „blumigen“ Antworten die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Außerdem kann man Fragestellungen recherchieren und so stellen, dass eine allgemeine Antwort nicht hilft. „Ein Claus Müller wird…“ hast du es schon versucht? Dann könnte es in einem Artikel heißen: „Leider habe ich von Claus Müller bis heute keine Antworten auf meine Fragen bekommen.“ Dann musst du Schlussfolgerungen ziehen. Je dicker der Fisch, umso geschickter müssen die Fragen sein. Nicht, dass der Eindruck entsteht, ICH könnte das. Davon bin ich weit entfernt :) Glücklicherweise habe ich eine Journalistin in unmittelbarer Nähe, die ich um Rat fragen kann und die mir regelmäßig meiner Fragestellungen um die Ohren haut ;)
Zum Thema Pamphlets:
Ich gebs ja zu – in meiner Argumentationsweise fällt es mir wahnsinnig schwer zu differenzieren. Was auch an meiner Sozialisation liegt: ich bin in einer Famlie großgeworden wo man nur wahrgenommen wurde, wenn man laut und polemisch war. Wo au diese Weise „Stärke“ emonstriert wurde. Das hat mich natürlich extremst geprägt und ich bin überhaupt erst seit gut 4 Jahren dabei diese Prägung nach und nach abzustreifen. Da habe ich mich schon extrem gebessert, wenn man mal schaut wie aufbrausend ich beispielsweise noch vor 3 Jahren zugange war.
Ich weiß, dass ich dahingehend an mir arbeiten muss und dies tu ich ja auch. Aber so ne Erziehung, wie ich sie hatte, streift man nicht eben mal über Nacht ab. ;-)
Digitale Medien:
Natürlich gibt es auch viel, viel Müll. Und was denkst Du wie demotivierend das manchmal sein kann, gerade wenn man hobbymäßig „angelt“, wie Du es beschreibst. Auf eine gute Band kommen 20 austauschbare und nicht so interessante Acts. Gerade wenn man im Webzine-Bereich tätig ist bekommt man so verdammt viele Anfragen und Einsendungen. Sakona ist grade mal nen Monat online und schon hatte ich 5 unaufgeorderte Downloadlinks im E-Mail-Postfach und mittlerweile 2 unaufgeorderte Promo-Sendungen. Dabei ist die Page noch überhaupt nicht bekannt und es schaudert mir ehrlich gesagt, wenn das Zine dann mal irgendwann etabliert ist. Holger hat mir von nen paar Monaten schonmal „viel Spaß“ gewünscht, jetzt bekomme ich ne Idee was er meint (Hintergrund: das Dark Feather wurde damals wohl vollbambartiert mit Anfragen, unaufgeorderten Sendungen, etc.). Mal schauen wie sich das bei mir hier entwickelt.
Aber das geht jetzt zu sehr OT
Zurück zum Pfingstgeflüster…
Moment. Nicht missverstehen. Mit »seelenlos« beschrieb ich das Medium, nicht den Inhalt. Das ist ein Unterschied. Deshalb auch die Beispiele.
Der Inhalt bildet ein separates Kriterium. Und etwas, das durch den Druck wohl nicht aufgewertet werden kann. Alleine ausgezeichnet. Denn wenn ich mir manches von dem, was die Druckmaschinen verlassen hat, so anschaue, dann hätte eine pauschal-pdf durchaus auch genügt.
Sie sind eine Simulation. Einer Interpretation. Und wenn es hier den Strom oder den Server wegknallt, dann sind dieses weg. Kann mit einem Stück Papier gegenüber den Naturgewalten natürlich auch passieren. Aber ein Stück Papier besitzt Persönlichkeit, trägt die Handschrift. Dieser Blog trägt einen Font, der uns einzig über die Wortwahl unterscheidbar macht. Aber sonst keinen Charakterzug aufweist. Es wird auf ewig der sterile Zeichensatz im klinisch reinen Netz sein.
Imaginär und irreal ist grundlegend nicht gleichbedeutend mit nichtexistent. Und deine Wut war verschwendet, denn der Vorwurf ist nicht der Inhalt meiner Worte. Wie gesagt ging es mir um das digitale Medium in seiner Allgemeinheit und nicht um damit transportieren Inhalt. Anderseits besagte das Gleichnis, dass es sehr wohl einen Wert gibt. Die Zahlen auf dem Konto.
Zu glaube ich spräche einem Künstler sein Schaffen ab, ist Blödsinn. Aber ich kann dieses nur in der digitalen Welt nutzen. Einen Goldbarren besitze ich in der realen Welt. Eine CD ebenso. Eine Geldmenge ohne Gegenwert vermag keiner haptische Absicherung, ich kann dieses nicht aus dem Netz holen und damit ist dieser Zahlenwert jedem Systemfehler ausgeliefert.
Ich hatte schon mehr als einmal einen Festplatten-Exitus. Egal wie sorgsam ich mit Backups gewesen bin. Irgendwas blieb immer auf der Strecke. Es verpuffte im Nichts. Bei den Alben im Regal wäre es nur eine Frage der Zeit, bis diese wieder digitalisiert worden wären. Ich weiß, dass dieses Argument nicht hammerfest ist. Denn schon alleine das Durchsetzen reiner mp3-Alben zeigt, dass es sich rentiert. Aber jene Rentabilität steht für mich noch immer konträr zum Wesen. Entgegen meinem Empfinden, das es für sinnlicher erachtet, den Blick über ein CD-Regal schweifen zu lassen, als durch eine Datenbank zu scrollen.
Faszinierend. Derartige Idee hatte ich auch schon vor einer halben Ewigkeit. Nämlich als virtueller Stadtführer. Da mich bei Altstädten immer besonders die Frage interessiert: »Wie sah das wohl damals (500, 1500, wann auch immer) aus?«
Null und Nichtig..? Das ist ein ganz anderer Sachverhalt. Wenn es danach ginge, so wäre jeder Besuch von Museen und jeder Clubabend Null und Nichtig, wenn ich nicht eben jenes Erlebnis auf Silberling gebannt hätte. Das ist so nicht richtig. Wenn es davon eine DVD gäbe und jemand meinte »Mir egal. Brauche ich nicht. Ich will das nur auf Platte haben.«, dann würde ich wieder wie oben zu lesen argumentieren.
Ich hatte die anderen Kommentare schon mal grob überflogen und muss auch sagen: Natürlich funktioniert Musik auch völlig eigenständig. Das war von mir doch schneller getippt als wirklich durchdacht. Allerdings: blenden? Blenden ist hierbei wohl eindeutig nicht das Wort der Wahl, oder?
Man wird von Reklame geblendet, ja. Aber von Covern? Im negativem Kontext?
Natürlich gebe ich Death Disco Recht und werde meine Hand nicht für jedes Coverdesign ins Feuer legen. Aber ich habe hier einige Kaliber im Regal stehen, die natürlich Blender sind. Aber nicht aus deinem gemeinten negativen Sinne heraus, sondern weil das, was die CD umgibt, einfach schon als Kunst durchgeht.
Und, da es mir gerade ins Blickfeld fällt, wenn ich mir die Alben von Janus so ansehe oder die Neuauflagen von dem alten Samsas Traum- / bzw. das Weena Morloch-Zeug, diese hatten wohl Einfluss auf eine Gestaltung, die ich nicht missen wollte. Oder Die Form, welche die Cover von ihren Photografien zieren lassen.
Oder wenn ich so erlebe, was für eine Gestalt die Neuauflagen der Calva Y Nada –Alben so bekommen. Dann frage ich mich persönlich, ob ich mir die ganze Sammlung nicht noch einmal zulegen wollte. Natürlich würde mich dann mancheiner der Kommerzgefolgschaft bezichtigen. Und, zugegeben, was will man mit zwei identischen Alben. Aber darum geht es nicht. Es geht um die bildhafte Interpretation. Nicht nur um das Bild, das die Musik zeichnet, sondern um das, welches daraus als Illustration entstand. Zumal Breñal dahingehend auch mit in die Gestaltung eingebunden worden war. Künstler sind nicht immer nur Dienstleister ohne Rechte.
Man muss der Musik nicht die Kooperation mit anderen Kunstrichtungen entsagen. Musik im Einklang mit der Illustration, der Typografie, der Haptik der Gestaltung. Das ist Konzeptkunst, die mir beim Auspacken ein breiteres Grinsen ins Gesicht schneidet, als die Downloadberechtigung von einer Internetseite.
Zusammenfassend möchte ich etwas auf den Punkt bringen: Wenn eine Band sich entscheidet, ihre Musik nur über das Internet zu verbreiten, dann darf es diese gerne tun. Und dann werde ich das Angebot freilich auch nutzen. Es bedauerlich finden, aber deshalb die Band nicht abwerten. Dann ist es ebenso.
Aber wenn eine Band ein gepresstes Album herausbringt. Dann will ich dieses Album kaufen und in das Regal stellen. Und nicht nur die Dateien horten. Denn gegenüber der CD ist die Datei seelenlos. Ich habe das Gefühl, dass beide unterschiedliche Sachverhalten hier in einen Topf geworfen worden.
In der Tat, das Recht nehme ich mir heraus. Ich kann auch sagen warum: Datenbanken. Die digitale Archivierung. Alphabetische Ordnung. Katalogisierung. Suchoptionen für Titel, Interpreten, ect.
Jedem, dem es gelingt den Interpreten halbwegs erkennbar einzutippen, wird gleich sämtliche Information ausgespuckt. Das ist natürlich sehr angenehm. Alles wird einem vorgerechnet. Die Anzahl der Alben, Die Anzahl der Titel. Man muss dahingehend keinen Gedanken mehr verschwenden.
Das CD-Regal will geordnet werden, per Hand sortiert. Die Erinnerung, wo welcher Interpret steht. Welches Lied war nun auf welchem Album. Erscheinungsjahr. Zusammenarbeiten. Daten, Fakten, Eckpunkte. Hatte man früher im Kopf oder durfte es suchen. Der Lerneffekt war größer und damit das Wissen im Kopf.
Heute liegt das Hirn in der Datenbank und gibt sich somit dem Vergessen hin. Und nichtgebrauchtes Wissen wird vergessen, das ist Fakt. Das ist nur eines der Beispiele, in dem der Luxus digitaler Spielzeuge uns träge und denkfaul werden lässt. Oder soll ich Geschichten von Schülern erzählen, die 6*7 in den Mac-Rechner eintippen? Unterrichtsbegleitpräsentationen mit dem Smartphone abfotografieren, anstatt den Stift in die Hand zu nehmen und damit den Kopf anzustrengen. Wieviele Telefonnummern hat denn jeder von uns noch im Kopf? Wieviele Passwörter…
Früher wurde nachgedacht, heute wird gegoogelt. Einmal redikal gesagt.
Das waren auch meine letzten Worte dazu. Driftet sonst zu unhöfflich vom Thema ab. Und damit zurück zum Pfingstgeflüster:
In seiner Gestalt würde dieser als PDF auch gar nicht funktionieren. Schon alleine deshalb, weil der Hintergrund über den Monitor eine komplett andere Ausstrahlung, Ästhetik, Wirkung besitzen würde. Da es in gewissen Farbspektren einen Unterschied macht, ob dieses in RGB dargestellt oder in CMYK gedruckt wird und da perlweiße Antiqua-Schrift am Monitor auf Dauer einfach nur nervt.
Es müsste somit, wenn man es richtig machen wollte, eine für den Monitor konzipierte, bzw. optimierte »Kompromis-Version« erstellt werden. Davon einmal abgesehen werden mich nun dessen Blessuren lange daran erinnern, dass ich damit die Zeit in der Tram verkürzte und das Heft somit seine einmalig Gestalt bekommt.
Deshalb kaufen, bestellen, holen, lesen. Es ist wieder eine interessante und vielschichtige Ausgabe geworden. Zumal ich mich die ganze Entstehungszeit gefragt hatte, welcher Aspekt wohl den Schwerpunkt bei dem Wagner-Artikel einnehmen werden wird. Und ich wurde nicht überrascht oder irgendwie enttäuscht.
Zugegeben, die Lesungen hatte ich anfangs nur überflogen, aber jene beiden von Klaus Märkert fand ich einfach nur goldig. Ich mag solche surreale Ideenakrobatik. Da bin ich wirklich Fan von. Zudem sollte ich mir endlich mal das Bundesverwaltungsgericht anschauen.
Und diese liebgemeinte »Kampfansage« von Lisa Morgenstern oder der Fotofrontbericht des Overlords, da steckt viel Wahrheit in den Worten. Somit wirklich eine runde Sache, die ich innerhalb weniger Stunden durch hatte. Abgesehen von dem Völkerschlachtbericht. Denn die Artikel von dem Typen lese ich aus Prinzip nicht.
Ich gehöre noch der Generation an die Magazine noch auf Papier lesen. Weiß nicht warum aber das Lesen auf nen Ebook Reader mag ich nicht. Bei hochwertigen Prints wie eben Pfingstgeflüster gehört das Geräusch des Papiers und dessen Geruch dazu. Auch andere Magazine lese ich lieber in der Printausgabe als die Ebook Ausgabe.
Zu „Musik funktioniert auch ohne Artwork“ stimmt, wobei das nur auch wenig wirklich gute Releases zutrifft – Elizium von FOTN zum Beispiel. Aber trotzdem behaupte ich das Album ist so wie es ist – also inclusive dem kompletten Artwork (von Sheer Faith – also Carl himself) – ein ganzes ist.
„Musik funktioniert auch ohne Artwork“ – auch im Clubbereich. Da ist es der tanzenden Meute egal was für ein Cover die Platte hat, höchsten der DJ brauch die Cover um die Platten in der Kiste zu unterscheiden. Da so ein Entscheidungprozess beim Raussuchen aus der Plattenkiste beim Auflegen manchmal in Sekundenbruchteilen stattfinden muss erkennt der DJ am Cover schneller das ist X von Y als sich mühsam durch ne Trackliste zu lesen.
Bei der Konzeptionierung des Pfingstgeflüsters spielen eigene Ansprüche selbstverständlich eine Rolle. Ich bin der Meinung, dass gerade Fotografien und Bilder in gedruckter Form eine andere Wirkung entfalten und eine höhere Wertigkeit bekommen. In den meisten Fällen ziehe ich das Gedruckte dem Digitalen vor. Allerdings würde ich aufgrund dieser Vorliebe keine Publikationsform kategorisch ablehnen. Wenn ein gutes Werk nur als PDF zu haben ist, würde ich mich dem nicht verschließen.
Ich versuche zusammenzufassen: Es gibt kein „besseres“ Medium für Publikationen, sondern nur ein „passendes“ und das ist eine subjektive Wahrnehmung von Wertigkeit und Qualität.
Es ist nicht sinnvoll zu diskutieren, ob das eine oder das andere „Medium“ tot ist, denn beide können und werden koexistieren und weiterhin ihre Kundschaft anlocken. Sicher bleibt abzusehen, dass E-Book Reader und E-Books als solche einen höheren Stellenwert einnehmen werden, das Buch, die Zeitung oder das Magazin werden sie jedoch nicht „vernichten“. Das ist aber nur meine Meinung, wer weiß, wie es in 50 Jahren aussieht. Es gibt Medien, die sich nie durchsetzen konnten und wieder in der Versenkung verschwanden, das wird aber sicher nicht für das gedruckte Worte gelten.
Ich finde es sogar konsequent, etwas nur auf dem einen oder dem anderen Medium zu veröffentlichen. Vor allem dann, wenn die Medien sich ausreizen. PDF mit anklickbaren Links, Inhaltsverzeichnis mit Sprungmarken, vergrößerbaren Bildern und Querverweise sind großartig. Die in einem E-Book-Reader zu lesen ist ein Genuss. Magazine mit hochwertigem Druck, ausgesuchtem Inhalt, liebervoller Aufmachung und künstlerischen Bildern sind faszinierend. Das Pfingstgeflüster als PDF? Nicht für mich! Das gilt aber nicht Pauschal ;)
Aber auch sehr, sehr teuer in der Produktion und das muss man erstmal verkaufen. Das heißt: schon unterbewusst sucht man die Themen nach der „Vermarktbarkeit“ aus. ;-)
Das digitale Medium dagegen verspricht mir freier zu agieren. Entweder es interessiert jemanden oder nicht. :D
Axel: Nein, sehe ich nicht so. Das Pfingstgeflüster kostet 8,90€ – ein fairer Preis meiner Meinung nach und es erfüllt aller Kriterien – jedenfalls nach meinem Gusto. Und die Themen haben mit „Vermarktbarkeit“ nicht viel zu tun. Du musst nur die entsprechende Zielgruppe mit deinem Produkt ansprechen. Finde ich jedenfalls. Auch ein digitales Medium schützt nicht gegen das von Dir genannte Prinzip, wenn ein PDF oder E-Book kostet, kann es das gleiche sein. Ebenso jeder Blog, wenn man dann damit Geld verdienen will ;)
Das Pfingstgeflüster hat aber den Vorteil 20.000 WGT-Besucher anzusprechen und demzufolge kann man da natürlich ganz anders planen. Sonst ist es aber eher schwierig ohne großartige Sponsoren…
Beim digitalen Vertrieb fallen zumindest schonmal die Druckkosten weg. Und die sind bei kleine Auflagen nicht ohne. ;-)
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole. Was genau ist falsch daran, wenn ein hochwertiges Printprodukt mit schönen Texten, hinter dem viel Arbeit und Herzblut steckt, Geld kostet? Und Axel… Du gehst mir mit Deiner Kommerzialisierungsphobie auf die Nerven. Nur weil irgendwo irgendwer Geld gibt, heißt das nicht, dass das Produkt schlechter wird. Ohne Werbekunden oder Sponsoren wären kulturelle Projekte jeglicher Art nicht möglich. Kein Künstler dieser Welt – auch nicht die 2 Millionen, die du täglich interviewst und die Dir unter dem Mantel der Verschwiegenheit die intimsten (Geld-) Sorgen anvertrauen, treten für Nüsse auf. Und wenn sie dann das Geld der Sponsoren auf einem Festival erhalten, heißt das nicht, dass sie auf der Bühne nur noch Werbeslogans spielen. So what? Dass Du dir weder Festivals noch Pfingstgeflüster leisten kannst, haben wir verstanden. Und das tut uns auch allen furchtbar leid. Aber deswegen ist die Welt außerhalb deiner Möglichkeiten trotzdem nicht schlecht, nur damit Du dich besser fühlst. Sorry, aber das nervt echt.
Eines kann ich Dir versichern: Du wirst in den acht bisher erschienenen Ausgaben kein einziges Thema finden, welches nach irgendeiner Vermarktbarkeit ausgesucht wurde – ganz sicher auch nicht „unterbewusst“.
Deiner Argumentation folgend könnte man dann auch behaupten, dass sich jemand „unterbewusst“ weniger Mühe bei der Erstellung gibt. Entschuldige bitte, aber sollte man sich eine Veröffentlichung nicht vorurteilsfrei ansehen – ganz unabhängig von dem Medium, auf dem es publiziert wird?