Gruft-Orakel August 2024: Geht ein Wiedergänger nach oder in Paris?

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Quelqu’un m’a dit…“ (Jemand hat mir gesagt,) der Wiedergänger solle nach Paris gehen, um mich dort im Stabhochsprung zu versuchen. Obwohl er ja ein „Gänger“ ist, kein Springer und vor allem kein Läufer, denn das muss man ja vor dem Absprung bekanntlich machen. Ich nehme es vorweg. Der Wiedergänger ist nicht gegangen und guckte sich gestern die 20km im olympischen Gehen im Fernsehen an. „Das ist sowieso der heimliche Knaller bei Olympia„, brabbelte er währenddessen, immer noch ein bisschen sauer, dass er laut Alana Abendroth unbedingt über eine Latte springen sollte. „Gehen ist unmenschlich hart!„, schreit er den Fernseher an. Er meint dieses Gehen, dass so gar nicht so simpelsten menschlichen Fortbewegung zu passen scheint. „Gehen ist Kunffffffssst!“ – Popcorn fliegt aus seinem überfüllten Mund gegen die Mattscheibe, während ein Ecuadorianer die verdiente Goldmedaille gewinnt. Gut gegangen!

 

 

 

 

 

Wochenschau: Klatsch und Tratsch stärken den Zusammenhalt

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Einfachste Erkenntnisse dominieren meinen persönlichen Rückblick auf die vergangenen Wochen. Corona ist noch nicht weg. Nach den Jahren der Pandemie, den Impfungen und Vorsichtmaßnahmen hat sich schnell wieder das „als-sei-nichts-gewesen“ Gefühl eingeschlichen. Doch Corona ist noch nicht weg. Zunächst habe ich mich von einem 2 Monate abgelaufenen Test an der Nase herumführen lassen, ein frischer Test brachte dann aber am nächsten Tag die 2-streifige Gewissheit, inklusiver ausgeprägter Symptome. In den Augen von Ehegrufti Orphi habe ich mich zwar angestellt, trotzdem hat man sich liebevoll um mich gesorgt. Ihr seid derweil sicher. Tastatur und Bildschirm übertragen keine Erreger und auch die nun folgende Wochenschau ist desinfiziert.

Goodbye Horses: The Many Lives of Q Lazzarus

Die in diesem Beitrag angekündigte Dokumentation scheint auf die Zielgerade eingebogen zu sein, denn das Kickstarter-Projekt war erfolgreich und der Trailer ist vielversprechend. „Q and I became extremely close during the making of the documentary, and Q narrated her entire life to me through stories that were dramatic, funny and moving, and at times even heartbreaking or shocking. We went through her entire music archive which had lain untouched for over 25 years, and digitized and copyrighted dozens of her songs.

Mera Luna 2024 – Ausverkaufte treffen sich beim NDR

Die Festivalsaison ist in vollem Gange und viele (vor allen Dingen große) Veranstaltungen profitieren davon, dass sich die Geldbörsen wieder langsam etwas voller anfühlen. Auch das Mera Luna, dass neben dem WGT in Leipzig zu den größten Festivals der schwarzen Szene zählt, ist ausverkauft. Anders als beim Treffen in Leipzig begeistern hier aber hauptsächlich bekannte und etablierte Bands das Publikum. Limitierte Tagestickets für 95€ pro Tag (!!!) sind noch zu haben, allerdings ohne Zeltplatz. Wer nicht kann oder will, kann wieder einige Konzerte beim NDR anschauen. Junge Erwachsene profitieren auch noch vom „Festival Pass“ des Bundes, dessen Budget zwar halbiert wurde, aber immer noch verfügbar ist.

Klatsch, Tratsch, Streitigkeiten und Gerüchte – Nur für den Zusammenhalt?

Woran es wohl liegt, dass man gerne dabei zuguckt, wenn Menschen sich streiten? Sensationslust? Schaulustigkeit? Nach einer Studie der britischen Dartmouth-Universität erfüllt Klatsch und Tratsch wichtige Aufgaben im Zusammenhalt von Gesellschaften. „Klatsch kann nützlich sein, weil er den Menschen hilft, durch die Erfahrungen anderer zu lernen, und ihnen dabei ermöglicht, einander näher zu kommen. Indem man Informationen mit anderen austauscht, ist Klatsch eine Möglichkeit, Beziehungen aufzubauen. Er beinhaltet Vertrauen und ermöglicht eine soziale Bindung, die durch weitere Kommunikation verstärkt wird.“ (Mehr Informationen beim SWR)

„Viele von uns sind Außenseiter“ – Amphi Festival 2024

Zum 18. mal hat das Amphi-Festival Fans der Szene nach Köln gelockt. Die meisten Besucher zeigte sich erfreut über die Veranstaltung am Kölner Tanzbrunnen, auf das schlechte Wetter, das für Samstag angekündigt war, sind viel gut vorbereitet gewesen. „Wettertechnisch gut vorbereitet hat sich auch Marco aus Wetzlar, er trägt einen Schlangenkopf-Schädel, der aus Schaumstoff nachgebaut und mit Klarlack versiegelt ist. Ein guter Schutz gegen den Regen. Und ein Zeichen seiner Zugehörigkeit zur „Wasteland-Szene“, erklärt er, während er die wuchtige Kopfbedeckung abnimmt und sein Gesicht zeigt. „Wir verwenden für die Kostüme nur das, was nach einem Atomkrieg übrigbleiben würde.“ Beispielsweise Knochen oder Münzen. Auf den Festivals suche er für solche Outfits immer wieder passende Kleinigkeiten zur Verzierung.“ Der Kölner Stadtanzeiger offenbart auf noch andere Geschichten.

Kanadischer 6000$ Gothic Traumgarten

Chloe Hurst hat mit der Verbreitung ihrer Garten-Ambitionen bei TikTok ein Stück vom Sommerloch schließen können, und es damit in zahlreiche Portale geschafft. Und weil die Welt dann doch ein riesiger Haufen schlechter Nachrichten bereithält, erfrischen diese kleinen Lichtblicke das Gemüt. Übrigens. Wer meint, 6000$ wären viel Geld für einen Garten, der sollte sich keinen Kleingarten anschaffen. (Sommerlochnews bei Fötus.de)

Gothic ist Geschichte – Piranha Bytes wird abgewickelt

Die Gerüchte halten sich schon länger, jetzt ist es amtlich: Piranha Bytes, das Spiele-Studio dass Anfang der 2000er dafür sorgte, dass „Gothic“ nicht nur die Bezeichnung für eine Musikrichtung war, sondern ein Rollenspiel, wird dichtgemacht.  „Die Büroräume sind leer, die Mitarbeiter:innen entlassen und wichtige ehemalige Köpfe von Piranha Bytes gehen eigene Wege und gründen ein neues Studio. Gothic 5 wird es damit wohl nie mehr geben, da die Markenrechte bei Embracer, beziehungsweise THQ Nordic bleiben, zu denen Piranha Bytes am Ende gehörte. Und ob diese Studios ein Interesse daran haben, die Reihe noch einmal aufleben zu lassen, ist fraglich.“ (Quelle: t3n) Ich glaube, legendär wurde Gothic allein durch den Auftritt von In Extreme im ersten Teil:

Keyboarder und Gittarist Andreas Catjar-Danielsson (Covenant) gestorben

Das ist eines der schwierigsten Dinge, die ich je schreiben musste. Der Tod als Konzept ist eine Sache, der Verlust eines geliebten Menschen ist etwas ganz anderes. Unser geliebter Freund und Kollege Andreas Catjar-Danielsson verließ diese Welt am frühen Morgen des 29. Juli 2024. Wir wussten, dass er seinen epischen Kampf gegen den Krebs verlieren würde, aber keiner von uns war auf den Schock vorbereitet, in dem wir uns gerade befinden.“ (Link zum ganzen Statement)

Joy Division Reimagined: 10 neue Videos zum Jubiläum des Albums „Unknown Pleasures“

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Heute würde Ian Curtis seinen 68. Geburtstag feiern. Der unter Epilepsie und Depressionen erkrankte Sänger der Band Joy Division nahm sich im Mai 1980 das Leben. Damals sprach man nicht über solche Dinge, sie wurden nicht diskutiert und Betroffene erhielten kaum Unterstützung. Stattdessen hat sich Curtis in seiner Musik vergraben und womöglich genau aus diesem Grund einer Verbindung zum ein oder anderen Hörer aufgebaut, die es sonst nicht gegeben hätte.

Zum 40. Jubiläum des Album „Unknown Pleasures“, das man 2019 feierte, hat man zu 9 Titeln des Albums ein neues Musikvideo gedreht. Unter dem Motto Joy Division Reimagined („neu gedacht“), versuchen eine Reihe namhafter Regisseure, dem Inhalt der Stücke eine eigene Bedeutung zu verleihen. Das Debütalbum der britischen Band, das im Juni 1979 erschien, zählt zu den wichtigsten Alben des Genres Post-Punk und markiert neben einigen anderen Alben einflussreicher Bands, die Geburtsstunde des Gothic-Rocks. Jetzt hatte das Album über 40 Jahre lang Zeit, Menschen nachhaltig zu beeinflussen und zu inspirieren. Mittlerweile spricht man über Depressionen und andere psychische Krankheiten viel offener. Ob sich das auch in den Videos zeigt?

Ich habe mir alle 10 Videos angesehen und sie mit meiner eigenen Interpretation verglichen. Natürlich habe ich dann auch jeweils meinen Senf dazugegeben. Logisch, ich hätte auch einfach meine Klappe halten können. Damit hätte ich mich wenigstens nicht in die Gefahr gebracht, mit Eurer Interpretation zu den einzelnen Songs zu kollidieren. Immerhin habe ich mich kurz gefasst und die Angriffsfläche minimiert. Fühlt Euch frei, mir zu widersprechen, beizupflichten oder was auch immer.

1 – Disorder

Leute, ich habe keine Ahnung, was die junge Dame, die sich da so lasziv im Pulsar CP1919 räkelt, für eine Mission verfolgt. Auf jeden Fall geht das voll an meiner Interpretation des Songs vorbei, der für mich von Ian Curtis Epilepsie handelt, der „Störung“ unter der junge Brite seit seiner Jugend litt. Ob es das Wort „Feeling“ ist, das den Regisseur dieses Stückes dazu inspiriert hat?

2 – Day of the Lords

Der staunende Kerl, der da mit engelsähnlicher Rückenbepflanzung durch Berlin wandert, wird offenbar mit zunehmender Strecke immer saurer und endet dann als Selbstdarsteller auf der Improbühne. Ich habe zwar nicht wirklich eine Idee davon, was Ian mit diesem Song meinte, ich weiß aber, dass dieses Video schick aussieht, aber am Song irgendwie völlig vorbeigeht.

3 – Candidate

Das Video beginnt wie eine Shampoo-Werbung. Die hübsche Rothaarige, die sich da losgelöst im Kreis dreht, hüpft, springt, tritt und boxt hat mit Sicherheit eine Interpretationsaufgabe bekommen, nur geht sie völlig am Gefühl des Songs vorbei, wie ich finde. Denn da wirkt Ian Curtis eigentlich sehr niedergeschlagen und kraftlos, von seinen Umständen und sich selbst erdrückt, anstatt kämpferisch und aufbegehrend. Also ich weiß nicht wirklich.

4 – Insight

Ein Lichtblick! Nicht nur, dass mir das Video künstlerisch sehr gefällt, auch komme ich gut mit seiner Botschaft klar, auch wenn die offensichtliche Bildsprache nicht zu passen scheint. Curtis soll mal gesagt haben, dass er sehr glücklich war, in einer Fabrik zu arbeiten, weil er so den ganzen Tag Zeit für seine Tagträume gehabt hat. „Insight“ passt dazu prima. Und das nicht nur, weil es in einer Fabrik beginnt.

5 – New Dawn Fades

Abgesehen vom Video ist der Song ein Höhepunkt auf dem Album „Unknown Pleasures“! Das Video hat eine schöne Bildsprache und passt für mich zu meiner Bedeutung des Songs, in dem es um die Gefühle nach einer Trennung zu gehen scheint. Curtis blickt zurück und merkt, wie falsch sich alles anfühlt. Er scheint darin zu erkennen, wie man aus Liebe die Unterschiede zu seinem Partner ignoriert und wie sie einen wieder einholen, wenn die Liebe langsam schwindet.

6 – She’s Lost Control

Gänsehaut Song! Tolles Video, irgendwie. Allerdings passt der Schauplatz so gar nicht zu meiner Erwartungshaltung eines britischen, kleinbürgerlichen Vororts. Der weitläufige Blick über die Skyline einer eindeutig amerikanische Stadt trübt mein Empfinden dann doch ein wenig. Anyway. She’s Lost Control handelt meiner Meinung nach von einem epileptischen Anfall und das Video passt irgendwie zum Song, auch wenn es nicht offensichtlich zur Thematik harmoniert. Es drückt jedenfalls gut aus, was Kontrollverlust bedeutet.

7 – Shadowplay

Schattenspiele? Ich habe mich immer schon gefragt, ob es genau das bedeutet. Nun ja, das Video geht für mich völlig an dem subjektiven Gefühl vorbei, das ich für den Song hege. Entfremdung, Hilflosigkeit und das Gefühl, etwas erreichen zu wollen, es aber nicht zu können. Vielleicht erzählt das Video davon, wie er nicht aus seiner Haut kann, sich anders zu fühlen, wie der Rest der Leute, die ihn umgibt. Das Video? Lief völlig an mir vorbei. Ein DJ und eine tanzende Menge? Also bitte. Ganz kurz, fast am Ende des Videos, könnte man von Entfremdung sprechen.

8 – Wilderness

Ja, hier greift die Bildsprache zunächst. Ein junger Mann spaziert durch verschiedene „Wildnisse“. Sie beginnt im Wald und endet auf einem regnerischen Rummelplatz. Das kann schon ganz schön wild sein. Dennoch bleibt es auch hier dem Song überlassen, mich zu packen, das Video schafft es nicht, auf gleichem Niveau zu rangieren.

9 – Interzone

Ein Kommentar zu dem Video bei Youtube bringt es auf den Punkt: „Das Video ist für die Leute, die sich ein Unknown Pleasures T-Shirt kaufen ohne eine Ahnung zu haben, wer Joy Division ist.“ Was haben wir da? Eine Superheldin (Wonderwoman?), Hollywood, andere Superhelden, Streit und Zank. Passt höchstens von der Schnittfolge zum Song und oberflächlich zum Text. Paranoia, Rebellion, Fremdsteuerung. Das kommt mir in den Sinn. Irgendwer schrieb, das sei eine Anlehnung an William S. Burroughs. Das ist mir aber zu intellektuell.

10 – I Remember Nothing

Ja tatsächlich fühle ich mich nach 9 Videos genau so. Ich kann mich an nichts erinnern, die Bilder der Videos verblassen einfach zum Gefühl der Musik. Das Video, in wunderschöner isländischer Kulisse, schießt Raketenartig am Song selbst vorbei. Möglicherweise dachte man bei „Violent“ daran, dass sich zwei Männer auf die Mappe kloppen und dann – mal in schwarz, mal in weiß – fast schon wieder zärtlich zueinander sind. Muss am Bart liegen. Am Song liegt es jedenfalls nicht. Ian Curtis lebte in seiner eigenen Welt, in seinen Tagträumen und verbrachte die Woche damit, der Welt zu entfliehen. Zwei Seelen in einem Körper, die jetzt wieder vereint werden sollten. Okay, wenn das mit bärtigen Ringern auf Island ausdrücken möchte, bitteschön.

 

Formel Goth – Rue Oberkampf, IAMX, Nino Sable, Clan of Xymox

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In „Fußball ist unser Leben“ parodiert das Sataninchen in dieser Ausgabe der „Formel Goth“ die aktuelle Europameisterschaft, obwohl der Traum – zumindest für die deutsche Mannschaft – ausgeträumt ist. Flexible Fußballfans sind bereits auf alternative Mannschaften umgeschwenkt, um noch bis zum Finale weiter fiebern zu können. Ich wurde „genötigt“ bei so einem Tippspiel mitzumachen, was ich allerdings nur gemacht habe, um zu beweisen, dass das wenig mit Wissen und viel mit Glück zu tun hat. So rangiere ich in der Rangliste mit rund 200 Arbeitskollegen aller europäischer Niederlassungen unserer Firma auf einem stabilen 39. Platz. Und ich habe keinen blassen Schimmer! Deswegen schnell wieder zurück zur Musik, da kenne ich mich ein bisschen besser aus. Oder doch nicht? Urteilt selbst.

Rue Oberkampf – Caméra

Die französisch klingende Band aus Bayern sind seit 2016 gemeinsam unterwegs. Julia de Jouy, Oliver Maier und Damien De-Vir waren zuvor als DJs tätig und habe sich glücklicherweise entschlossen, gute Musik zu machen. Was sie mit dem Tuchfabrikanten und Textildrucker Oberkampf und der nach ihm benannten Straße in Paris gemeinsam haben, bleibt allerdings nebulös. Der Name passt allerdings hervorragend, auf die elektronische und vom Cold-Wave inspirierte Musik, die mit ihren hypnotischen und oft mehrsprachigen Texten direkt in die Beine geht.

Nino Sable & Dos Asmund – Träum mit mir

Nino Sable schreibt seine Mails noch mit dem C64 – behauptet er zumindestens – und kommt aus Essen. Nach seiner durchaus fruchtbaren Zusammenarbeit mit Din-Tah Aeon, aus der die Band „Aeon Sable“ entstand, hat sich Nino jetzt andere musikalische Pfade eingeschlagen und ist jetzt deutlich elektronischer unterwegs. Tanzbar und eingängig präsentiert sich die Zusammenarbeit, textlich fühle ich mich an „Grauzone – Träume mit mir“ erinnert, allerdings ist bei Nino textlich noch Luft nach oben, wie ich finde. Für sein Video ist es durch seine Heimat, den Ruhrpott, gedüst und hat einige Impressionen gesammelt, was durchaus zum Song zu passen scheint. Die EP „The Deutsch“ hat durchaus noch einige Stücke mit Potenzial zu bieten. Einfach mal reinhören.

Sidewalks And Skeletons x Dollcore x CASHFORGOLD – Morphine

Eine Gemeinschaftsproduktion von gleich 3 Bands in einem Song – da frage ich mich immer, wie man eine solche Arbeit aufteilt. Das Endergebnis überzeugt allerdings meine Skepsis und schmuggelt sich in meine monatliche Playlist. CASHFORGOLD, eine amerikanische Singer/Songwriterin, steuerte offensichtlich den gehauchten Gesang bei, was „Dollcore“ letztendlich beigetragen hat, konnte ich nicht herausfinden – die klingen nämlich Solo genauso wie Sidewalks And Skeletons. Wenn einer mehr weiß, gerne in den Kommentaren davon erzählen.

IAMX – Neurosymphony

IAMX alias Chris Corner hat mit dem Video zu seinem Song „Neurosymphony“ wieder einmal ein Kunstwerk kreiert. Der Song stammt vom kommenden Album „‚Fault Lines²“, das am 30. August 2024 erscheinen soll. Das Video hat Corner selbst gedreht, gemischt und produziert. Er nutzt dabei KI-generierte Bilder und eine ganz gehörige Portion Kreativität und Talent, die neben seiner tollen Performance auch für abstrakte und fast hypnotische Bilder sorgen, die „Neurosymphony“ eine visuelle Tiefe geben, die wieder einmal einzigartig ist. Großartig! Allerdings ist mir die Obsession mit dem Butt-Plug dann doch ein wenig zu künstlerisch.

Clan Of Xymox – X-Odus

Der Clan Of Xymox hat nicht nur ein neues Album veröffentlicht, sondern auch gleich die Singleauskopplung „X-Odus“ mit entsprechendem Video. Das neue Album ist bereits das 18. Album der Band und liest sich in der Ankündigung blumiger, als es bei mir persönlich ankommt. „Wenn es keinen Ort mehr gibt, an den man sich wenden kann, wenn alle Hoffnung verloren zu sein scheint und die Welt uns mit einer weiteren bösen Nachricht biblischen Ausmaßes überschüttet, bleibt manchmal nur noch, der Musik zu erliegen. Zu diesem düsteren, faszinierenden Exodus in Richtung Katharsis.“ Nicht mein Fall, der neue Song.

The Frozen Autumn – Autosuggestion

Das Video ist zwar schon ein Jahr alt, ist mir aber trotzdem erst jüngst ins Auge gesprungen. „The Frozen Autumn“ sind seit 1993 ein Garant für Synthiepop mit dunklem Einschlag und haben sich 6 Jahre nach dem Album „The Fellow Traveller“ 2023 mit „The Shape of Things to Come“ eindrucksvoll zurückgemeldet und ihr 30-jähriges Bandjubiläum gefeiert. Seit 30 Jahren ein eindrucksvolles Beispiel für musikalische Kontinuität und Beständigkeit. Das kann auch in der Musikbranche für etwas Gutes stehen.

Sataninchen – Fußball ist unser Leben

Das teuflische Hoppeltier hat sich der kommenden Europameisterschaft, die am 14.06.2024 startete, thematisch angenommen und daraus ein Song gebastelt, die ich nicht unerwähnt lassen möchte, auch wenn „Metal“ eher im Feuilleton des Genre „Gothic“ stattfindet (Obacht! Hier könnte Satire versteckt sein), könnte man der ironischen Betrachtungsweise eines „Gute-Laune-Events“ durchaus eine gruftige Attitüde abgewinnen. Sataninchen schreibt dazu: „Songs mit dem eindeutigen Bezug zu Fußball sind thematisch eher profan und gerade in Zeiten kommerzieller Balla-Balla-Top-Events scheint ein Fußball-Metal-Song für die Metal-Szene ohnehin eine Provokation zu sein. Somit ist klar, dass sich der Meister des konzeptionellen Trashs dieser provokativen Herausforderung stellt.

Mode: Balenciaga und der typische Pikes-Walk

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Nobelmarke Balenciaga hat vor ein paar Tagen seine neue Herbstkollektion 2024 vorgestellt, über deren Präsentation ich gestolpert bin, ja stolpern musste. Dies ist übrigens eine modetypischer Beitrag. Oberflächlich. Subjektiv. Trivial. Wer sich lieber tiefgründigen und gruftigen Gedanken hingeben möchte, ist mit vielen anderen Beiträge besser beraten.

Ich stolperte also, allerdings nur subjektiv, denn in den ersten Augenblicken des Videos fesselten mich natürlich die modischen Karikaturen auf zwei Beinen, die da durch die Gegend schlurften. Und da war dann auch der Knackpunkt. Ich habe den Gang der Models erkannt, den typischen „Pikes-Walk“. Ihr kennt das. Mit superflachen und übertrieben spitzen Schuhen geht man so ein bisschen wie auf Eiern, vor allem, wenn die Spitze nicht ein bisschen nach oben angewinkelt sind. Sonst bleibt man mit der wertvollen Spitze irgendwo hängen und ruiniert sich die Pikes auf ewig. Auf genau solchen spitzen Schuhen laufen die Models, jedenfalls die männlichen. Dabei weiß ich gar nicht, ob das Pikes sind, denn übertrieben lange Hosen – die irgendwann mal in den 90ern modern waren – verdecken die uneingeschränkte Sicht. Den weiblichen Models hat man noch ultrahohe Absätzen drunter geschraubt, mit denen man sowieso wie auf Eiern geht.

Balenciaga, die extrem teure Klamotten und Schuhe in beachtlich großen Stückzahlen unter die Leute bringen, ist ja bekannt dafür, „gegen den Strom zu schwimmen“ und gerade unter einigen angesagten Influencern mit reichlich Kohle ist die französische Marke sehr beliebt. Dass Gothic – oder überhaupt Subkulturen – auf den Laufstegen der Welt immer wieder aufgegriffen wird, ist kein Geheimnis und mit Sicherheit auch keine Neuigkeit.

Aber es macht einen Heidenspaß dabei zuzusehen, in welche grotesken Formen wir bekannte Stilelemente aus 40 Jahren Gothic-Geschichte wiederfinden. „Alles nur geklaut“ würden die Prinzen singen, während das Publikum auf dieser Modenschau suggeriert bekommt, es sei der letzte Schrei, der da an ihnen vorbeistolziert. Vielleicht ist es auch der letzte Schrei, ich schreie jedenfalls nur, wenn ich die Preise der Klamotten sehe. Ich habe nämlich nach den Pikes gesucht, nicht weil ich sie mir kaufen wollte, sondern weil ich wissen wollte, wie die im Ganzen aussehen. Hab sie leider nicht gefunden. Dafür Turnschuhe in Clownsgröße für über 1000€. Wenn man mal nicht mehr weiß, wohin mit seiner Kohle.

„Klauen“ scheint bei der Nobelmarke jedenfalls zur Normalität zu gehören, wenn man diesem Artikel über einer Berliner Fashion-Studentin glaubt. Kulturelle Aneignung, die dem Konzern auch vorgeworfen wurde, halte ich persönlich für Unsinn. Macht doch „Mode“ genau das aus. Das Aufgreifen kultureller oder auch subkultureller Bekleidungsstile, um sie auf Laufstegen als Fashion zu verkaufen. Wie auch immer.

Jetzt genießen wir diese absurde Fashion-Show, machen uns über die „Designs“ lustig und lästern über sehr dünne Models, die Kleidung auf ihren fast schon surrealen Körpern präsentieren und dabei möglichst böse, gleichgültig und unbeteiligt gucken. Übrigens, die Hüte waren garantiert mal Lampenschirme bei IKEA!

Ehemaliger „Ratinger Hof“ in Düsseldorf schon wieder geschlossen

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Der Ratinger Hof, die Keimzelle des deutschen Punks, ist wieder einmal geschlossen. Eines der geschichtsträchtigsten Lokale der Düsseldorfer Altstadt hat sich zur Problem-Immobilie entwickelt, die nicht zur Ruhe zu kommen scheint. In einer aktuellen Ausgabe der Zeitung „Express“ fordert Punk-Veteran Rudi Esch, aus dem „Hof“ ein Punk-Museum zu machen.

Ende der 70er Jahren nutzen die Toten Hosen, die damals noch unter dem Namen „ZK“ auftraten, den Bierkeller des Ratinger Hofs, um zu proben und konnten sich auf der Bühne ihre ersten Sporen verdienen. Bands wie Mittagspause, Male, Din A Testbild und Fehlfarben inspirierten viele Besucher zum Gründen eigener Bands. So entstanden im Umfeld des Hofs Bands wie DAF (Deutsch-Amerikanische Freundschaft), Östro 430, Mania D oder auch der KFC (Kriminalität-Förderungs-Club). Die Nähe zur Düsseldorfer Kunstakademie sorgte für atemberaubende Symbiosen. So trafen sich die Bandmitglieder von „Kraftwerk“ auf ein Altbier mit Joseph Beuys oder Jörg Immendorff.

1989 endete die Ära des Ratinger Hofs unter der Macht einer Abrissbirne, die aus dem Geburtshaus des Düsseldorfer Punks ein Haufen Schutt macht. An selber Stelle entstand ein neues Gebäude mit einem neuen Club, das in der Nachfolge unterschiedliche Discotheken beherbergte, auch ein Technoclub wurde hier eine Zeit lang geführt. Das „Stone“, das 2003 die Räumlichkeiten übernahm, griff zwar die Idee der Livekonzerte wieder auf, wurde von den Fans nie als legitimes Erbe des Ratinger Hofs wahrgenommen.

2020 übernahm die Genossenschaft „Kulturbanausen“ den Club zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Mitten in der Pandemie versuchte man, den Laden wieder auf Vordermann zu bringen und dem „Hof“ wieder zurück zur Punk-Tradition zu führen. Knapp drei Jahre später war der Traum ausgeträumt, die Genossenschaft meldet im April 2023 Insolvenz an.

Bereits im August 2023 übernahm dann Stanislava Balueva die Räumlichkeiten und nannte ihren Club schlicht und ergreifend „Hof“ und möchte mit ihrem Konzept „Zurück zu den Wurzeln“. Den Punk wieder zurück auf die Ratinger Straße bringen. Die Ruhrbarone berichten:

Stanislava Balueva will an diese Zeiten anknüpfen, ohne sie zu imitieren: „Was den Ratinger Hof ausmachte, war ja nicht der Punk, sondern dass er ein Zentrum war, in dem Kreative zusammenkamen, Bands gründeten und Netzwerke knüpften.“ Wie früher können heute Musiker wieder im Hof proben.

Vor ein paar Tagen endet allerdings auch die einjährige Reminiszenz unglücklich. Am 30. Juni 2024 schließt der Hof erneut. Der Besitzerin wurde der Untermietvertrag gekündigt und obwohl man bis zuletzt gehofft hat, den Hauptmietvertrag zu übernehmen, ist nun wieder einmal Schluss. Zum fünften mal. Wie es weitergehen wird, so ist in einem Statement auf der Homepage zu lesen, weiß man nicht genau. Man hofft allerdings, „dass der Geist und die Inspiration des Ortes weiterleben wird„.

In der aktuellen Ausgabe des Düsseldorfer „Express“ fordert nun Rudi Esch: „Macht aus dem Ratinger Hof das Deutsche Punkrock-Museum“, denn sowas gäbe es in Deutschland noch nicht. Der Düsseldorfer Express schreibt:

Natürlich müsste man hier die Düsseldorfer Punkmusik präsentieren – ohne »Die Toten Hosen« etwa geht das natürlich nicht. Aber es gibt auch etliche andere Bands aus dieser  Zeit, die unbedingt gezeigt werden müssten. Und es sollte ja ein deutsches Punkrock-Museum werden, deshalb müsste man natürlich auch Bands aus der ganzen Republik zeigen. Zu den »Ärzten« beispielsweise habe ich beste Beziehungen.“ Auch die Geschichte vor und nach dem Punk sollte ihren Platz finden: „Ganz früher war es eine Spießer-Kneipe, dann ein HippieTreffpunkt, bevor der Punk kam. Und danach ist sogar mal eine Techno-Disco daraus geworden. […] Eines steht für Esch aber auch fest: „Natürlich müsste es auch wieder Gastronomie geben – und eine kleine Bühne für Livemusik.“ Ein solches Museum gibt es in Deutschland nicht.

Hier noch eine Doku aus dem Jahr 2016 – Ob der Ratinger Hof das Potenzial zum Museum hat?

Gruft-Orakel Juli 2024: Pflöckchen soll endlich Wurzeln schlagen

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Der Pflock hasst es. „Na, mein Pflöckchen, hast du auch genug zu essen?“ Doch in stoischer Manier erträgt er die Verniedlichung seiner Mutter. „Ja, Mama.“ Er hat selbst probiert sich durch das Leben zu pflocken, ist aber immer wieder kläglich an sich gescheitert. Wo möglich, dass ihm Alana Abendroth durch das Orakel dazu geraten hat, seine Mutter wieder ins Spiel zu bringen. „Du siehst so abgemagert und trocken aus!“ – „Ja, Mama.“ Und weil er seine Mutter schon eine Weile kennt, weiß er genau, was jetzt als Nächstes kommt, denn sie war noch nie davon begeistert, dass ihr Pflock in einer Orakel-WG wohnt: „Willst du nicht auch mal langsam eigene Wurzeln schlagen?“ Seit er erfahren hat, dass er im Sterbewald als Baum Asche von Toten vor die Wurzeln geschüttet bekommt, findet er den Gedanken gar nicht mehr so abwegig.

Gruft-Orakel Juli 2024 - Alana Abendroth

 

 

 

 

Video: Gothics sind die besseren Liebhaber (2003)

Schon vor 20 Jahren wusste man, Gothics sind die besseren Liebhaber. Der britische Sender Channel 4 hat 2003 die Sendung „Goths Make Better Lovers“ ausgestrahlt, in dem britische Paare aus der Szene feststellen, was wir alle schon immer gewusst haben: „Goths sind immer in Paaren, Goths haben immer eine Freundin oder einen Freund. Das ist die verstörende Wahrheit.

Alles beginnt beim Zahnarzt. Eine tatsächlich gruselige Vorstellung. Den Arzt „Archangel Clinic“ gibt es wirklich und lädt ein, in perfektem Gothic-Ambiente darauf zu warten, dass man Oral gequält wird. Nicht überliefert ist allerdings, ob die Vampirzähne inszeniert wurden. Die Dame, die sich dort quälen lässt, ist Arlene Russo, Herausgeberin des „Bite Me Magazines„, die sich bekanntlich gerne selbst quält, denn so bezeichnet sie die Idee, ihr Hobby zum Beruf zu machen.

Secretia und Darren sind dann auch gleich der Beweis, dass es nicht gleich wieder vorbei sein muss mit dem Partner von der dunklen Seite, postete sie 10 Jahre nach den Aufnahmen doch folgenden Kommentar: „Kennengelernt 2001, verheiratet seit 2011, Tochter 2014 geboren. Immer noch ein Paar.“ Ja, so romantisch kann das sein, wenn man erst den Partner gefunden hat, der zu allen eigenen Facetten irgendwie passt.

Das mag daran liegen, dass Goths „emotionaler und sensibler“ sind, oder auch typisch „weiblichen Interessen“ wie Shoppen oder die Leidenschaft für Make-Up und Styling miteinander teilen. So jedenfalls das nächste Paar.

Ja, es ist auch einfacher sich kennenzulernen, vor allem an Plätzen, an denen sich Goths gerne herumtreiben, wie zum Beispiel Clubs oder Konzerte. Eine gemeinsame Basis hat man dadurch ja automatisch. Das gilt allerdings für eine Vielzahl anderen Subkulturen auch, die sich zumindest durch einen Kleidungsstil gegenüber identifizieren können. Da wird man doch gleich lockerer, wenn das Gegenüber genauso aussieht wie du selbst, oder?

Und natürlich. Auch im Bett geht es fantasievoller um, so die befragten Paare. Während „Licht aus!“ eher ein Leitfaden bei Mainstream-Sex sind, so ein männlicher Goth, bevorzugen Gothic-Frauen die Tatsache, gesehen zu werden. „Sie stehen doch nicht stundenlang vor dem Spiegel, um sich zu schminken und zu stylen, um dann beim Sex das Licht auszumachen!

Wie ist Eure Meinung – und prügelt jetzt nicht auf veraltete Rollenbilder ein – sind Gothics die besseren Liebhaber?

NNDW: 10 aufstrebende Bands surfen die „Neue Neue Deutsche Welle“

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Die Geschichte um NNDW beginnt eigentlich extrem unkreativ. Weil das Genre „Neue Deutsche Welle“ Anfang der 80er-Jahre als deutschsprachiger Ableger von „New Wave“ verstanden wurde und aktuelle Musik, von jungen Bands im Sound der 80er und mit deutschsprachigen Texten irgendwie daran erinnerten, nannte man diese Art dann „Neue Neue Deutsche Welle“. Wow! Spannenderweise bleibt es nicht bei musikalischen Anleihen an die 80er, denn auch die meisten Bandnamen, der aktuelle angesagten NNDW Musiker*Innen erinnern stark an die damalige Zeit. Wie gesagt, auf den ersten Blick alles sehr unkreativ. Jedenfalls auf den ersten Blick. Außer die Genre-Bezeichnung. Die ist wirklich doof.

NNDW – Vielschichtig und tiefgründig, genau wie damals

Versucht mal einen Augenblick, die populären Acts der NDW, die auf so ziemlich jedem „Fetenhits-Sampler“ vertreten sind, zu vergessen. „Ich will Spaß, ich geb Gas“ war nicht vielschichtig und „Da, da, da“ mit Sicherheit nicht tiefgründig. Allerdings gab es auch schon damals unzählige Künstler*Innen, die man damals dem Genre zuordnete, die mehr zu bieten hatten. Da fand man Haltung, eine klare Meinung, einen politischen Anknüpfungspunkt oder auch einfach nur eine eigene, nicht glattgebügelte Sicht auf die Dinge. Gerne könnt ihr Beiträge zu dem Thema, in diesem Artikel oder auch in diesem Artikel hier im Blog finde. „Ideal – Erschiessen“ ist für mich ein Paradebeispiel.

Und den Wunsch nach „mehr Haltung in der Unterhaltung„, wie es auch hier gefordert wird, scheinen eben diesen jungen Bands Rechnung zu tragen. Diese Attitüde fehlt meine Ansicht nach in etablierten Musikrichtungen, auch „Gothic“ bekleckert sich diesbezüglich nicht mit Ruhm. Vielleicht ist es allerdings auch mein persönlicher Geschmack, den die neuen Bands treffen, ich bilde mir jedenfalls ein, dass einige der Songs und einige der Künstler, die ich nachfolgend zusammengetragen habe, ganz gut zu „uns“ passen würden. Wie seht ihr das?

Die Verlierer

Die Band setzt sich aus Lorenz O’Tool, Oska Wald und Jiles von der Garage-Gruppe Chuckamuck, sowie Hannes Berwing und Jonas Häussermann der Punk-Kombo Maske zusammen. Kennt ihr nicht? Ich auch nicht. Trotzdem klingt das Resultat mit dem schmissigen Namen „Die Verlierer“ sehr nach dem guten alten Sound von Bands wie beispielsweise „Fehlfarben“. Ich glaube an dieser Stelle wird klar, warum man mit NNDW ein neues Genre kreiert hat. So richtig einordnen kann man solche Bands nicht. Allerdings klingen sie umso besser und texten eine Dystopie des Jetzt, in der sich jeder Grufti wohlfühlen dürfte.

Absteige

Eins haben Bands und Künstler:Innen, die man der NNDW zuordnet gemeinsam – ein zielsicheres Gespür für Bandnamen, die man nur zur gerne auf einem T-Shirt sehen möchte. Absteige aus Darmstadt ist da keine Ausnahme, allerdings steht hier eher der spannende Song im Vordergrund, der textlich dann überhaupt nicht mehr griffig erscheint. „Tanz‘ mit mir in der tiefsten Nacht; Ich will dich an mir spüren; bis dein Brustkorb kracht; Ich will uns dicht an dicht; Bis in die Ohnmacht; Ich will dich hassen; Das hast du mir so beigebracht.

Tränen

Hinter den salzig schmeckenden Tropfen aus Chemnitz steckt die Songwriterin Gwen Dolyn und Steffen Israel, der auch bei „Kraftklub“ die Gitarre bedient. Aus einer spontanen Zusammenarbeit entstand dann unerwartet ein ganzes Album und ein fast schon grandioser Erfolg, wenn man von Edwin Rosen einmal absieht. Das dürfte wohl auch daran liegen, dass Steffen Israel mit seiner viel bekannteren Band den ein- oder anderen Support-Platz auf der Bühne freiräumt. Musikalisch müssen sich die Tränen allerdings nicht verstecken, auch wenn der Song „Stures Dummes Herz“ so ein bisschen nach „Katharine, Katherine“ von Steinwolke klingt. Womit wir dann wieder bei der NDW wären.

Edwin Rosen

Edwin Rosen ist – meines Wissens nach – der erfolgreichste Vertreter dieses Genre, denn er hat den Begriff NNDW geprägt, deshalb muss jede ernsthafte Aufzählung von Bands aus diesem Bereich mit dem jungen Musiker aus Stuttgart beginnen. Der meint allerdings gegenüber des Magazins Diffus: „Ich glaube der Begriff wird ernster genommen, als ich ursprünglich gedacht hatte. Ich habe das in einem YouTube-Kommentar unter einem meiner Songs gelesen und den Begriff in meine Spotify-Bio gepackt. Die Band Lyschko hat ihn, soweit ich weiss, vorher auch schon mal benutzt, aber fairerweise wusste ich das damals noch nicht. Ich habe das als lustige Referenz empfunden, weil ich dachte, das trifft meine Einflüsse irgendwie.“

Lyschko

Greifen wir auf, was Edwin Rosen in seinem Interview gesagt hat und machen mit Lyschko weiter. Die Band aus Solingen, die nach einer Figur aus dem Jugendbuch „Krabat“ von Otfried Preussler benannt sind, ist rockiger und vor allem von Sängerin und Gitarristin Lina Holzrichter geprägt. Der Pressetext sagt: „Lyschko sind drei Menschen aus einer mittleren Großstadt in NRW, deren Frust sich in geballter musikalischer Wucht entlädt. Brutale Pop-Musik gerissen aus dem finsteren Herzen jugendlicher Furcht angesichts des Zustandes der Welt; zugleich aber auch Musik, die die Verhältnisse als gemacht und wandelbar erkennt und utopisch zu überwinden sucht; Musik schließlich, die aus der eigenen Verunsicherung große Träume schöpft.

Betterov

Eigentlich ist Betterov großer Fan von Bruce Springsteen, von dem man in seiner Musik allerdings weniger findet, dafür um so mehr Vielschichtigkeit. Manuel Bittorf hat seine Ausbildung zum Industriemechaniker abgebrochen. Hätte ich das auch mal gemacht, wäre ich jetzt auch berühmt :-) Wie auch immer, die ersten Töne von „Dussmann“ erinnern an welchen Song? (Antworten bitte in den Kommentaren) Auf jeden Fall werden die Einflüsse seiner Musik deutlich, die definitiv nicht bei Bruce Springsteen liegen.

Modular

Wenn Selena Hamers nicht gerade im Düsseldorfer Laden „Pick Up“ arbeitet, macht sie unter dem Namen „Modular“ Musik, nachdem sie bereits in der Band Sanescere gespielt hat. Dass sie dabei auf der Gischt der Neuen Deutschen Welle reitet, macht Selena mit ihrem Cover vom „Goldenen Reiter“ klar. Allerdings hat Modular mehr zu bieten als eigenwillige Cover, nämlich eine glasklare Vision von dem, was sie musikalisch ausdrücken möchte. Ihr Sound, so sagt sie selber, „Klingt wie Düsseldorfer Schule nur in ängstlich und auf deutsch.“

Nils Keppel

Bei seinem Live-Auftritt im Westbad musste sich Nils Keppel kurz über das Publikum wundern, denn normalerweise – so seine Ansage – spiele er vor jüngeren Leuten. Wir nehmen es ihm nicht übel. Der Wahl-Leipziger kann sich allerdings nicht so richtig der Genre-Bezeichnung NNDW unterordnen, wie er gegenüber dem Leipziger Magazin „Kreuzer“ zu Protokoll gibt: „Für mich war die Neue Neue Deutsche Welle immer eine Bubble von Leuten, die aus Stuttgart kamen, die in gleichen Venues herumlungerten. Alle kennen sich untereinander, es fühlt sich wie ein großer Freundeskreis an. Mit dem vermeintlichen Genrebegriff gab es dann plötzlich Licht auf ein paar Künstlerinnen und Künstler, die mit diesem Sound angefangen haben – ich finde aber, dass die Musikerinnen und Musiker alle sehr unterschiedlich klingen. Bei mir gibt es auch Shoegaze-Lieder, poppigere wie auch punkigere Songs.“ Mit seinem Cover vom IDEAL Klassiker „Erschießen“ macht er allerdings klar, wo die Einflüsse seiner Musik liegen.

GbR

Ja, es gibt auch die Idee, aus einer Band eine GbR zu machen. Könnt ihr hier nachlesen. „Das Synthpop-Duo GbR wurde 1997 im Großraumbüro eines internationalen Telefonanbieters von den Mitarbeitern Joshua Pfeiffer und Xaver Held gegründet. Mit Einflüssen aus NDW, New Wave und Hypnagogic Pop schreiben GbR Lieder, die es eigentlich hätte geben müssen, es aber nie gab.“ Hypnagogic Pop – Auf den Begriff musst du erstmal kommen. „Popmusik, gebrochen durch die Erinnerung an eine Erinnerung“

Temmis

Aus dem Gewinn eines Bandwettbewerbs entstand die erste EP „Wenn du da bist“ und von da an machte Band eine spannende Reise aus Tübingen nach Hamburg. Mittlerweile sind bei Warner unter Vertrag und verbreiten ihren tanzbaren und poppigen Sound mit tiefschwarzen Texten. „Stich mir die Klinge in die Brust; Gib mir einen letzten Kuss; Wirf mich vor den nächsten Zug; Tu einfach, was du tun musst.“

Doku: I’m Taking A Ride With My Best Friends – 1988 > 2023

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Das Depeche Mode Konzert in Ost-Berlin, das am 7. März 1988 in der Werner-Seelenbinder-Halle stattfand, war für die meisten Besucher ein unvergessliches und surreales Erlebnis. Für 5 Freunde, die damals das Konzert besucht haben, sollte 35 Jahre später noch ein weiteres Erlebnis dazukommen. Ein Roadtrip in die USA, um einige Konzerte der Memento Mori Tour 2023 zu besuchen.

Ende November 2023 flogen Andreas, Thomas, Ronald, Uwe und Joel in die USA, um vier Konzerte der Band zu sehen. Für sie sind Depeche Mode eine Band, die sie schon ihr Leben lang zusammenschweißt, die sie geprägt hat. Die Reise beginnt in Las Vegas und von dort mit einem gemieteten Van nach San Francisco, San Diego und Los Angeles. Ihr Erlebnisse und Begegnungen halten sie in einem überraschend eindrucksvollen und bildstarkem Film fest.

Vom falschen Koffer am Flughafen, über einen Auto-Einbruch, bei dem Kamera-Equipment gestohlen wird, durch die zerklüftete Landschaft des Death Valley, bis in die Schneebedeckten Wälder des Yosemite National Parks. Ja, da kann man beim Zuschauen schon neidisch werden, vor allem weil die Reise nicht nur dokumentarisch großartig aufgearbeitet ist, sondern auch mit eindrucksvollen Fotos festgehalten wird. So eine Reise durch die USA fänd ich auch enorm spannend – übrigens genau auf derselben Route.

Allerdings für mich ohne die große Anzahl von Konzerten, denn als ausgesprochener Soziophob scheue ich derartige Menschenaufläufe über einen längeren Zeitraum. Dann schon lieber Wüste, Schnee und eindrucksvolle Städte.

Wird ein Roadtrip eigentlich durch den Trip legendär oder die Erinnerung daran? Ich bin der Meinung, dass so ein schönes Video den Legendenstatus einer Reise pauschal auf über 70% hebt, weil es einfach nur die Augenblicke aneinanderreiht, an die wir uns gerne erinnern oder über die wir im Nachhinein schmunzeln. Ich glaube, ich schreibe das auf meine Bucketlist, direkt neben dem Eintrag der USA-Reise. Eine anständige Video-Dokumentation daraus zaubern. Oder so ähnlich.