Mit der Doku „Punk Girls“ erzählt ARTE die weibliche Geschichte des britischen Punks. Ende der 70er Jahre brechen langsam veraltete Rollenbilder auf. In Deutschland fällt die „Hausfrauen-Ehe“ und ermöglicht Frauen ohne Einverständnis ihres Ehemanns eine Arbeit aufzunehmen und in Großbritannien werden Frauen und Männer am Arbeitsplatz gleichgestellt.
Das sind allerdings nur winzige Schritte eines Weges, den Frauen bis heute noch gehen müssen. Mit dem entstehenden Musik-Genre „Punk“ wächst damals eine zugängliche Ausdrucksform, die auch viele Frauen in ihren Bann zieht und die darin eine Möglichkeit sehen, ihren Vorstellungen, Sorgen und Nöten ein Ventil zu geben. Eine gelungene Doku auf ARTE erzählt die weibliche Geschichte des britischen Punks.
Punk-Girls im ehemaligen Empire
„Zwischen Wirtschaftskrisen und silbernem Thronjubiläum braut sich in den besetzten Häusern und Kellerclubs von West London etwas zusammen: Punk! Als Musikerinnen wie Poly Styrene (X-Ray Spex), Viv Albertine (The Slits) und Gina Birch (The Raincoats) Mitte der 1970er Jahre Bands gründen, gibt es kaum weibliche Vorbilder. So wurden sie selbst welche. Eine „Herstory“ des Punk.“
Musikvideos kommen in der Zukunft von den Fans, nicht von Künstlern. Der Erfolg der Internet-Plattform TikTok basiert vor allem darauf, dass sie es Menschen ermöglicht, zu ihren Lieblingssongs mit einfachen Mitteln eigene Videos herzustellen. Die Millionen Teenager, die auf TikTok performen, stehen aber nicht nur für eine neue Form der Kreativität, sondern auch für die Demokratisierung des Musikvideos. Sie demonstrieren anschaulich, wie die Geschichte des Mediums mit dem technischen Fortschritt verbunden ist. Wir vom Nostalgie-Club Spontis bleiben allerdings bei den Werken der Künstler, die häufig viel genauer wissen, wie sie ihr Werk visualisieren wollen. Das ist zwar nicht immer Erwartungsgemäß, aber immer unterhaltsam.
Eivør – UPP ÚR ØSKUNI
Die „färöische Björk“ wird sie genannt, die dadurch heraussticht, dass sie wohl die bedeutendste Künstlerin ist, die in färöischer Sprache singt. Die Färöer, zu Erinnerung, sind ein autonomer Inselstaat zwischen Island, Norwegen uns Großbritannien, die sich durch ihre unwirkliche Landschaft und ihr raues Klima besonders unter Gruftis für die Hochzeitsreise anbieten. Aber das nur am Rand. Eivør lässt sich musikalisch nicht wirklich einordnen, hat sich aber durch Auftritte auf verschiedenen Metal- und Gothic-Festivals indirekt ein Färbung gegeben. Musik und Video zum Song UPP ÚR ØSKUNI (Aus der Asche), lassen sich auf jeden Fall gut in die atmosphärische Stimmung der Szene parken.
Rue Oberkampf – Allein
Der tanzbare und eingängige multisprachliche Mix in „Allein“ von Rue Oberkampf aus der am 1. November erscheinenden EP „Essenz“ führt den Sound der Münchener Band konsequent fort. In der heimeligen Kulissen des DDR-Bungalow fühlt sich Sängerin Julia „Allein“, was auch bitter nötig erscheint, denn nach einem Auftrittsstarken Jahr 2024 will man sicherlich auch mal ein bisschen die Stille genießen, die die Sängerin nach eigenen Angaben so schätzt. Mitte November sind sie allerdings erst noch auf dem Cold Hearted Festival in Bochum und Dresden zu sehen und zu hören. Für die Matrix in Bochum gibt es sogar noch Karten!
Daniel Knutz – No Grave Can Hold Us Down
Wer erinnert sich an die brasilianische Gothic-Hoffnung „The Knutz“, die wir bereits 2018 vorgestellt haben? Südamerika lag damals total im Trend und dennoch hat Daniel Knutz (eigentlich Daniel Abud) seine gewohnt Umgebung und seinen Bruder, mit der „The Knutz“ aufgezogen hat, verlassen. In Berlin macht er sich seit geraumer Zeit einen Namen und hat jetzt wieder einen neuen Song herausgebracht. Er ist sich seinem Stil treu geblieben. Trotzdem ein mutiger Schritt der beweist, dass ihn wirklich kein Grab stoppen kann.
Kaput – High Wire
„Vorsicht ist langweilig, wir sind wegen Blut gekommen“ – ganz schön kaput, oder? Ich bin ja auch nur wegen dem Shining-gleichen Blutbad am Ende des Videos gekommen. Kaput kommen aus Chicago und bringen mehr in einem Zitat einer Rezension mehr Bedeutung in ihren Song und das Video, als es ihm gut tut.
Das ist es also: Am 1. November ist „Songs Of A Lost World“ erschienen. Das neue Studioalbum von The Cure. Ein Großereignis – nicht nur für die schwarze Szene. Fast alle Medien berichten über die Veröffentlichung. „Das Album ist so düster und gut geworden, wie es sich viele Fans erhofft haben dürften„, urteilt beispielsweise die Rheinische Post. Stimmt das wirklich?
In einer mit Robert-Smith-Bildern dekorierten Wohnung im szenigen Belgischen Viertel Kölns werden die neuen Songs von The Cure besonders genau unter die Lupe genommen. Hier wohnt Alex, der seit vielen Jahren The Cure-Fan ist. Wobei das natürlich eine totale Untertreibung ist. Denn wer von einem regelrechten Kult spricht, dem er da verfallen ist, hat offenbar eine besonders enge Beziehung zu der Band um Robert Smith.
Am Tag der Album-Veröffentlichung haben wir es natürlich nicht gewagt, Alex zu stören. Etwas später, als sich die Aufregung um das neue Werk gelegt hatte, hat unser Autor Franky Future dann für ein Spontis-Interview vorsichtig beim Hardcore-Fan angeklopft. Und der lässt tief in sein Fan-Herz blicken.
Franky: Alex, was muss ich mir unter einem Cure-Ultra überhaupt vorstellen? Schläfst Du in Robert-Smith-Bettwäsche und schlägst Dich am Wochenende mit Depeche-Mode-Fans?
Alex: Also hier muss ich besänftigen, ich achte das Werk von Depeche Mode wirklich sehr und bin auch mit einigen ihrer Songs in Liebe verfallen. Ich denke, zwischen Depeche Mode und The Cure gibt es einige Parallelen. Sie haben zu einer ähnlichen Zeit die USA erobert, und in der DDR gaben sie Jugendlichen eine Nische und Perspektive. Beide Bands haben eine sehr treu ergebene Fanbase weltweit. Beide Bands singen über Dinge, mit denen Menschen auf der ganzen Welt connecten können. Beide haben einen eigenen modischen Stil kreiert, der viele Menschen inspiriert hat. Für viele bieten sie bis heute eine musikalische Alternative – oftmals in D-Moll. Beide Bands sind Aushängeschilder der Szene, viele kamen durch sie erst mit der Wave-Gothic-Szene in Berührung. Beide Bands leuchten und inspirieren immer noch generationsübergreifend. Beide Bands mögen sich übrigens gegenseitig sehr.
Was macht dann den entscheidenden Unterschied aus?
In meiner alternativ-musikalischen Früherziehung spielten The Cure einfach die größte Rolle. Zuerst kommen The Cure und dann kommt erst einmal lange nichts. Es war oder ist ein leichtes, sich als Fan dieser Bands identifizieren zu lassen. Der Cure-Look sprach zu mir und sagte immer: „Es ist okay anders zu sein“ und „Kultiviere Dein Outsidertum!“ Und ja, das habe ich dann auch so gemacht. The Cure sind der Soundtrack meines Lebens.
Als Cure-Ultra würde ich mich trotzdem nicht bezeichnen; der Begriff ist mir etwas zu Fußball-assoziiert. Ich würde sagen, dass ich vielleicht einem Kult verfallen bin. Früher habe ich den Raum verlassen, wenn jemand etwas Negatives über meine Band gesagt hat. Das ist zum Glück heute nicht mehr so. Ich bin in der Hinsicht etwas verträglicher geworden. Dennoch: in dieser Musik fühle ich mich zu Hause: Es gibt einen Song von The Cure für jede Stimmung in mir. Und ja, ich habe ein The Cure-Sofakissen, mehrere The Cure-Kaffeetassen und einen Robert-Smith-Badvorleger.
Was macht für Dich die Faszination dieser Band aus?
1990 spielte mir die beste Freundin meiner Schwester „Charlotte Sometimes“ vom Live-Album „Concert“ vor. Als Zwölfjähriger dachte ich zum ersten Mal in meinem Leben, es würde etwas wirklich nur zu mir singen. Ich war schon zuvor immer ein musikaffines Kind gewesen, doch es gab zwischen meinen ersten Helden Duran Duran und mir eine Diskrepanz: Sie brachten mich zwar zum Tanzen und Träumen, aber die Musik sprach nicht direkt aus mir. The Cure waren anders, diese Musik schien nur für mich konzipiert zu sein.
Im Rückblick denke ich, wurde ich mit The Cure erwachsen. Ich verließ den Schoß der Kindheit. The Cure waren der Anfang meiner Identitätsfindung. Ich machte mich mit und durch sie auf den Weg, zu erfahren, wer ich eigentlich war und sein wollte.
Welche Rolle hat dabei der Frontman der Band, Robert Smith, gespielt?
Robert Smith stand und steht durch seine Optik für keine kulturell konstruierten Vorstellungen und Gender-Stereotypen. Das war mir damals so nicht bewusst, zog mich aber sehr an. The Cure eröffneten durch ihr Image und ihre Musik für mich einen Heimathafen, einen Safe Space, in dem ich mich endlich ausleben konnte, inspiriert wurde und Orientierung fand im Prozess des Erwachsenwerdens. Die meisten männlich gelesenen Personen, die in der Öffentlichkeit standen, waren als Vorbilder ungeeignet. Robert Smith verkörperte da etwas anderes: weg vom harten Typen, hin zu jemandem, der mit Androgynität spielt und Mode und Mainstream verachtet. Für mich war das als ein junger queerer Mann 1989/1990 eine Ausnahmeerscheinung und Offenbarung.
Spielte dabei nur die typische Robert-Smith-Optik eine Rolle?
Nein. Insgesamt bin ich bis heute froh, dass Robert Smith so ein guter Typ zu sein scheint. Seien es seine politischen Äußerungen in unterschiedlichen Interviews oder der Spruch auf seiner Gitarre: „CITIZENS NOT SUBJECTS“. Smith hatte ebenfalls einen Aufkleber von der (englischen) Antifa auf seiner Gitarre. Robert Smith hat sich auch gegen dynamische Ticketgestaltung von Ticketmaster auf der letzten Amerika-Tour aufgelehnt und dieses kapitalistische System beeinflussen können. Auf Cure-Konzerten gibt es übrigens immer Merchandise, den sich jeder leisten kann. Hier gibt es für mich eine Nuancierung zu Depeche Mode.
Wie viele The-Cure-Konzerte hast Du bisher besucht und welches ist Dir besonders in Erinnerung geblieben?
Ich habe The Cure (leider) erst 48 Mal gesehen. Zu meinen liebsten Erinnerungen gehört mein allererstes Konzert 1992 in Düsseldorf während der Wish-Tour. Weitere besondere Erinnerungen sind alle Konzerte von 2022, insbesondere Basel, Köln, Berlin, München und London mit der besten Reisegruppe! Das schönste Erlebnis war das letzte Konzert in Köln, das ich mit vielen Freunden und Teilen meiner Familie erleben durfte. Unvergessen! Robert Smith und Band geben Konzerte mit knapp 45 Songs. Manchmal spielen sie ganze Alben. Live ist also immer viel zu erwarten.
Welches ist Dein Lieblingsalbum von The Cure und warum?
Oh, das ist wirklich eine komplexe Frage, aber ich denke, dass mich die Disintegration, Faith, Wish, Pornography sehr, sehr begeistern. Grundsätzlich liebe ich auch Live-Alben und Bootlegs. Die „Entreat -Live in Wembley 89“ und die „Paris – Live in Paris 92“ kann ich immer hören. Die Live-Bootlegs von der Bloodflower-Promo-Tour im Jahre 2000 finde ich auch immer sensationell, dieser Sound haut mich um.
Kommen wir zum aktuellen Werk. Dein erster Eindruck?
Ich bin wirklich mehr als zufrieden. Um ehrlich zu sein, bin ich richtig glücklich mit dem Album. Ich kannte ja schon einige der Songs als Live-Versionen, da The Cure einige der Stücke schon auf der letzten Tour gespielt haben. Gespannt war ich also auf die Studio-Aufnahmen, die mich nicht enttäuscht haben. Ich denke, jeder, der die neuen Lieder auf der Tour hörte, war sehr angetan und sofort gefesselt, weil die Songs vom Leben im Hier und Jetzt, vom Tod, dem Verlust eines geliebten Menschen und über den Verlust der Liebe und deren Konsequenzen handeln. Der Satz aus dem neuen Song Alone „And here is to love, so much love“ wirkt bis heute auf mich wie eine Ode an das Leben und die Liebe!
Welche Emotionen ruft das neue Album bei Dir hervor?
Es geht in den neuen Songs nicht um eine distanzierte jugendliche Melancholie, sondern die Songs lassen mich spüren, dass ich in einer sehr persönlichen Art diese Lieder selber singen würde. Das ist hier mehr als Metapher zu verstehen: Niemand möchte, dass ich zu ihm singe, aber ich sehe hier Parallelen zu meinen ersten The Cure-Hörerfahrungen als Heranwachsender. Das Hörerlebnis ist mal wieder sehr intim und nah. Besonders an allen The Cure-Veröffentlichungen ist, dass ich eigentlich zu jedem neuen Album im Rückblick genau sagen kann, wie ich mich zur Veröffentlichung gefühlt habe. Zum jetzigen Zeitpunkt, 16 Jahre nach der letzten Veröffentlichung, ist es das Rad der Zeit, das mich beschäftigt. Ich blicke mehr zurück, die eigene Vergänglichkeit wird konkreter. The Cure als Teil meines Memorials, im Rückblick, aber auch im Ausblick. Grundsätzlich, denke ich, ist das eines von Robert Smiths’ besten Attributen: in jedem Moment unseres Daseins, so nah wie möglich an unser Inneres heranzukommen.
Welcher Song auf dem neuen Album hat das Potenzial ein The Cure-Evergreen zu werden?
Das Potenzial haben meiner Meinung nach gleich mehrere Songs: Alone, And Nothing is Forever, All I Ever Am und Endsong.
Wie gefällt Dir das Artwork für „Songs of a lost World“?
Robert Smith hat eine Skulptur des slowenischen Künstlers Janez Pirnat aus dem Jahr 1975 ausgewählt, um das Cover zu illustrieren. Das Albumcover wurde dann von Andy Vella entworfen. Andy Vella kennt Robert Smith und The Cure seit 1981. Er hat den Großteil des Artworks für die Plattenveröffentlichungen von The Cure entworfen, entweder als eine Hälfte von Parched Art oder als Solokünstler. Er hat die Band außerdem in ihren verschiedenen Inkarnationen fotografiert.
Ich finde das Cover sehr gelungen. Es funktioniert als ein Gesamtes. Dieses Weltall-Asteroiden-Ding hat mich immer schon in den Bann gezogen. Das Layout gekoppelt an diese neuen monumentalen Songs ist eine perfekte Symbiose.
Welche Schulnote gibt der „Cure Ultra“ dem neuen Album?
Seit Beginn des Jahres existiert das Projekt „Ein Kessel Schwarzes“, für welches die Künstler Oswald Henke (Musiker Goethes Erben), Luci Van Org (Musikerin Üebermutter, Lucilectric „Mädchen“ + Autorin) und Christian Von Aster (Autor) gemeinsam auf die Bühne gehen. Gezeigt wird eine bunte Mischung aus Lesung, Gesang und Komödie. Und bei allem Spaß, den die Drei dabei verbreiten, so kommen auch die ernsteren Themen des Lebens nicht zu kurz.
Ein Kessel Schwarzes – Der Name ist Programm
Bereits im Frühjahr gaben sie mit dem Programm „Leichenschmaus“ ihr Debüt. Jetzt kamen sie für drei weitere Shows auf die Bühne zurück und hatten ihr neues Stück „Familiengericht“ im Gepäck. Ein Programmname, den man nicht hätte besser wählen können und der – so sollte es sich herausstellen – allerlei Überraschungen bereithielt. Neben Literatur und Erzählungen aus dem eigenen Leben und zum Thema Familie, gab es auch viel Informatives zu Recht, Rechtsprechung und Gerichtsbarkeit. Aber auch der Humor sollte nicht zu kurz kommen.
Was genau bekam das Leipziger Publikum geboten?
Gleich zu Beginn ging es heiter los. So nahmen die drei Künstler an einem gedeckten Tisch Platz und spielten die Geschichte des Zappel-Philipps nach. In der Rolle des Kindes war Oswald Henke, der die Lacher in dem Moment auf seiner Seite hatte, als Luci Van Org ihm kurz vor der Sturzszene einen Helm aufsetzte. Sicherheit geht vor, immerhin wird er auch noch für einige andere Termine in ganzen Stücken benötigt. Sie war es übrigens auch, die während des Stunts zur Seite stand und beim Fallen in Zeitlupe behilflich war.
Eine weitere Gruppenaufführung des Abends war Falcos Kommissar, wo sich alle Sonnenbrillen aufsetzen und im feinsten Wienerisch den Text zum Besten gaben. Bis auf Herr Von Aster, der probierte es mit Hochdeutsch und gab zum Schluss zu, mit dem Refrain etwas Probleme zu haben. Er machte aus „Dreh dich nicht um“ einfach „Dadilidum“.
Am Tisch der Wahrheit, eine Art Pult mit zwei Sanduhren, verrieten die Künstler die ein oder andere Sache aus ihrem Privatleben. So schmierte der kleine Christian Von Aster zum Beispiel bei einem Schulausflug Zahnpasta an die Türklinke, um dann zu behaupten, es wäre ein Mitschüler gewesen, der die Tube geklaut hätte. Soviel Flunkerei wäre für klein Oswald nichts gewesen. Hatte er doch als kleiner Junge seine Mutter mitten auf dem Parkplatz eines Einkaufsmarktes so lange bearbeitet, bis sie in den Laden zurückging, um einen Lutscher im Wert von etwa 10 Pfennig zu bezahlen, den sein kleiner Bruder einfach so mitgenommen hatte.
Diese lustigen Anekdoten zwischendrin brauchte es aber auch. Berichtete Luci Van Org über eher komplizierte Familienverhältnisse, in denen sie groß wurde. An dieser Stelle ziehe ich meinen Hut über soviel Offenheit. Vielmals schweigen die Menschen, die unangenehmen Dinge des Lebens, lieber tot, aber nicht sie.
Generell hatte Luci sich die härteren Themen rausgesucht. So sprach sie während ihrer Soloparts zum Beispiel über häusliche Gewalt und Mord an Frauen. Passend dazu gab sie ein Lied ihres Projektes Lucina Soteira zum Besten. Aber auch Vergewaltigung und Suizid hatte sie sich zum Thema gemacht. Zu letzteren las sie aus ihrem Buch Wir fünf und ich und die Toten vor. Und ein weiteres Mal war ich von dieser Frau beeindruckt. Gekonnt und ausdrucksstark schlüpfte sie stimmlich in die Rollen der Protagonisten und überrascht im Text mit einer Stimmengewalt, die ich so noch nicht erlebt hatte.
Aber auch Oswald Henke bekam seine Bühnenzeit. Gleich zu Beginn beleuchtete er die Folter im Mittelalter näher und gab den Text Fleischschuld wieder, welchen man auch auf dem Goethes Erben Album „Nichts bleibt wie es war“ finden kann. Ein Highlight seines Auftrittes war der Vortrag von Orangenschiffchen. Eine Art Vers, den er irgendwann mal als Dank für seine Mutter schrieb. Musikalisch wurde das Ganze von Luci untermalt, während Christian Von Aster passenderweise Orangenschiffchen im Publikum verteilte.
Christian Von Aster war vor allem der Literat auf der Bühne. Er gab viele Texte und Reime zum Besten. Unter anderem die Geschichte vom Nichtsnutz. Ein Buch, wofür er damals tatsächlich keinen Verlag fand. Welches ich aber als äußerst wertvoll empfinde, regt es einen doch an, sich selber zu hinterfragen. Inhaltlich geht es darum, ob man wirklich immer alles Materielle benötigt, was einem gerade gefällt. Aber auch ein Weihnachtsreim sollte uns nicht vorenthalten werden. In dem ging es um ein chaotisches Weihnachten zwischen Gänsebraten, Kindern, die Blödsinn machen und einem eifersüchtigen Opa im Weihnachtsmannkostüm.
Den Abschluss machte dann eine weitere musikalische Darbietung der drei. Dem vorausgegangen war das Thema Wahlfamilie, am Tisch der Wahrheit. Und wie Christian Von Aster, sinngemäß, sprach, sind wir alle Teil einer Wahlfamilie und bezog sich damit auf die Gesellschaft, in der wir leben. Und somit wurde im Lied das ganze nochmal textlich damit untermauert, dass egal welcher Religion man angehört oder welche Hautfarbe jemand hat, wir alle Teil der Gesellschaft sind und somit miteinander verbunden.
Ein Besuch der sich lohnt
Weder muss man Kenner von Christian Von Aster seiner Literatur sein, noch Fan der Gruppe Goethes Erben oder Luci Van Orgs Musik, um prächtig unterhalten zu werden. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass es ausreicht offen und neugierig zu sein und über etwas Humor zu verfügen. Ich würde jederzeit wieder eine Vorführung besuchen, wenn es zeitlich und räumlich für mich passt und kann somit wärmstens die ersten Termine für 2025 empfehlen.
Mit seinem riesigen Karton Knallkörper, den der Knoblauchzopf in einem roten Bollerwagen hinter sich herzieht, rumpelt er die Straße zum Marktplatz hinunter. Verbrannte Erde soll er hinterlassen, hat Alana Abendroth gesagt, doch jetzt bei der Ausführung seines Schicksals hadert er mit seiner Wahl der Umgebung, denn auf dem Marktplatz ist ja überhaupt keine Erde. Also biegt er rechts ab und klappert zum Stadtpark, in dem gerade der Herbstmarkt eröffnet wird. Blöd nur, dass zur Eröffnung ein großes Feuerwerk abgebrannt wird und lächerliche Kleinstmenge billig eingekaufter Knallkörper eher wie feuchter Furz wirken. Auch diesen Plan bricht der Knoblauchzopf ab und tritt entnervt und immer noch wütend die Rückreise zum Quartier an. Am kleinen Weiher, der das Ende des Stadtparks markiert, bricht allerdings das rechte Rad des Bollerwagens und die Ladung landet zwischen Enten – die sich lautstark beschweren, im Wasser. Der Wut-Zopf schreit unter dem Lärm des Eröffnungsfeuerwerks noch ein paar üble Flüche in den Abendhimmel, von denen niemand Notiz nimmt. Heute gibt es jedenfalls keine verbannte Erde mehr.
Wie einige von Euch mitbekommen haben, war ich an Allerheiligen bei der 80s80s „The Cure“ Listening Session mit dabei, um mir gemeinsam mit anderen Leuten das neue Album „Songs Of A Lost World“ vom Großmeister der Dunkelheit anzuhören. Orphi Eulenforst war Backstage dabei und hat ein kleines Video zusammengestellt, der diesen Tag in Berlin noch einmal toll zusammenfasst. Ich hatte im Anschluss an die Session auch nochmal Gelegenheit, meine Meinung zum Album ausführlicher darzustellen und mich den bohrenden Fragen meines Ehegruftis auszusetzen. Vielleicht ist das ja für den ein oder anderen interessant.
Mit einer eigenen Zusammenfassung für diesen Abend fasse ich mich kurz, den das Meiste erzähle ich bereits im Video. Es war ein sehr anstrengender, aber auch interessanter Tag in Berlin. Ich habe eine Menge spannender Leute getroffen und gesprochen und irgendwie auch ein bisschen „Radioluft“ geschnuppert. Gerne hätte ich noch mehr Leute in Berlin besucht, doch leider war unser Aufenthalt zu kurz, am Samstag haben wir uns gleich frühmorgens wieder auf den Weg gemacht.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die dabei waren. Roberto Broch, Martin Strasser, Wilco Fleischauer, Jens Knüpfer, Thomas Thyssen und Sabine Beck. Dank auch an Edda und Lina und das Team von der Technik, bei Euch fühlte man sich äußerst gut aufgehoben. Vielleicht kann man ja sowas in Zukunft nochmal wiederholen.
Mit den 4 Imaginary Boys werde ich in den nächsten Wochen nochmal ein Interview starten, die waren einfach supersympathisch und haben mich neugierig hinterlassen. Auch mit Wilco Fleischauer und Knüpfi machen wir bestimmt in Zukunft noch was. Bleibt gespannt.
Übrigens: Bei 80s80s gibt es jetzt auch ein paar ganze frische Rückblicke des Abends. (Danke Thomas)
Mittlerweile dürfte es auch in die letzte Gruft gedrungen sein, dass „The Cure“ an Allerheiligen ihr neues Album „Songs Of A Lost World“ veröffentlichen. 80s80s Radio machen am 1. November dazu eine „Listening Session“, die ab 19:00 in einem Video-Live-Stream zu sehen sein wird. Ich habe die Ehre, auch dabei zu sein und neben 5 richtigen Experten auch meinen Senf zu den einzelnen Songs beizusteuern!
80s80s Listening Session – Was ist das?
Bei so einer Listening Session sitzt man im Kreise Gleichgesinnter und hört sich alle Lieder eines Albums an, um sich nach jedem Song über das Gehörte auszutauschen. Das hat 80s80s Radio bereits 2023 beim Depeche Mode Album „Memento Mori“ vor Publikum im Meistersaal der Berliner Hansastudios gemacht und wollen das erfolgreiche Format nun mit „The Cure“ wiederholen. Diesmal allerdings in einem Studio ohne Publikum und vor laufenden Kameras. Über Social Media Kommentare könnt ihr auch Fragen stellen oder selbst eure Gedanken zu den gehörten Songs teilen. Einige Fragen werden sicherlich auch an die Experten weitergereicht und möglicherweise Live beantwortet.
80s80s Listening Session – Wer ist mit dabei?
Man hat für ein „beeindruckendes“ Aufgebot von The Cure-Experten gesorgt, wie 80s80s vollmundig behauptet und tatsächlich offenbart die Liste spannende Gäste. Martin Strasser und Roberto Broch von den Four Imaginary Boys, Deutschlands gefragtester und Europas meistgebuchter The Cure-Tributeband, Wilco Fleischauer, Veranstalter regelmäßiger The Cure Partys und Thomas Thyssen, DJ, Musiker, Musikjournalist und Konzertveranstalter in der schwarzen Szene und meine Wenigkeit, Robert Forst von spontis.de – ich bezweifle allerdings, dass ich spannend bin und überlasse das gerne den anderen ;-) Moderiert wird das Ganze von Sabine Beck.
80s80s Listening Session – Wann und Wie kann ich das sehen oder hören?
Am 1. November 2024 ab 19 Uhr könnt ihr den Video-Livestream bei 80s80s.de starten, der von Sabine moderiert wird. Um an der exklusiven Videoübertragung teilzunehmen, benötigt ihr einen 80s80s Supporter-Login (den bekommt ihr hier auf 80s80s.de oben rechts über Login). Dann könnt ihr uns beim Hören des neuen „The Cure“ Albums auch sehen. Wie genau das aussehen wird, kann ich Euch ehrlicherweise auch nicht verraten.
Wer an Allerheiligen nicht kann, weil er vor dem heimischen Altar das von Grabkerzen erhellten Antlitz von Robert Smith anbetet, kann die Sendung am 2. November 2024 ab 20 Uhr auch nochmal im Radio hören. Ich bin mir sicher, das wird es später auch nochmal als Podcast geben.
Gemeinsam reingehört – Mit Kennern der Szene
Ich bin mit Sicherheit kein Cure-Experte, das habe ich auch dem Radiosender gesagt, allerdings kann ich sicher einige Anekdoten über die Fans der Band zum Besten geben. Vielleicht hat man mich ja deshalb eingeladen :) Ich bin mir aber sicher, dass einige Gäste diese Lücken mit fundiertem Fachwissen auffüllen können.
„The Cure“ waren für mich immer eine ikonische Band, vor allem durch die Beiden Alben Pornography und Desintegration habe sie das, was für mich musikalische Melancholie ausmacht, immer definiert. „Cold“ ist beispielsweise DER Gothic Track schlechthin – das findet nicht nur Robert Smith. Ich habe allerdings auch einige Alben der Band überhaupt nicht gemocht und „Bloodflowers“ beispielsweise nie als würdigen „dritten“ im Bunde der bereits genannten Alben gesehen, ganz im Gegensatz zur Band. The Cure ist natürlich auch nicht dafür da, mir mein „Gothic-Gefühl“ über 30 Jahre zu erhalten, daher habe ich ihre „poppigen“ Ausflüge immer respektiert.
Nun schickt sich „Songs Of A Lost World“ allerdings an, eine würdige Trilogie mit den beiden gruftigsten Alben der Band zu bilden. Ich bin gespannt, ob das passiert.
Wenn ihr Live dabei sein wollt, wie ich im Radio blamiere und über den Gott der Finsternis schwärme, schaltet am Freitag gerne ein :-)
Am 21. September 2024 lud die Moritzbastei auf ihr Dach, zum Open Air mit Klez.e, The Foreign Resort und Lament. Anfänglich war ich etwas unsicher, ob ich diesen Artikel schreiben soll, habe ich es gleich mit drei Bands zu tun gehabt, deren Musik absolutes Neuland für mich ist und war. Die Zweifel, meine Worte könnten weder der Musik noch den Auftritten gerecht werden, waren groß. Nachdem aber im Artikel zu Klez.e nochmal der Vergleich mit The Cure Thema wurde, dachte ich mir, ich wage es einfach. Alleine schon um meinen persönlichen Eindruck wiederzugeben.
WGT – Festival der verpassten Gelegenheiten
Bereits zum diesjährigen WGT hätte ich die Möglichkeit gehabt, diese 3 Bands entdecken zu können. Aber ich möchte ehrlich sein, den Volkspalast empfand ich als schreckliche Location, sodass ich beim Konzertbeginn von The Foreign Resort geflüchtet bin, wodurch auch Klez.e hinfällig war. Und Lament hatte ich einfach nicht auf dem Schirm gehabt. Anscheinend war aber das Universum der Meinung, ich müsste unbedingt diese drei Bands sehen und gab mir die Möglichkeit dies nachzuholen. Und wo, wenn nicht in der Stadt des WGTs, sollte das Ganze stattfinden!?!
Bereits am frühen Nachmittag traf ich dann erneut in Leipzig ein. Nachdem ich im Hotel eingecheckt hatte, machte ich mich auf die Suche nach etwas essbaren. Mein Weg führte mich dabei an der Moritzbastei lang, wo schon fleißig der Soundcheck lief. Und natürlich nutzte ich die Gelegenheit, mir einen kleinen Vorgeschmack auf den Abend zu holen, bevor ich wieder in meinem Hotelzimmer verschwand.
Einlass sollte dann 17 Uhr sein, also ging ich rechtzeitig zur Veranstaltungslocation los. Mein Ziel pünktlich erreicht, konnte ich schon die ersten Schwarzen Gestalten erblicken, und es sollten nach Einlass noch weiß Gott mehr werden. Als die Pforte zum Dach sich öffnete, erblickte ich eine professionell hergerichtete Bühne, die nicht nur Equipment für Aufnahmen besaß, sondern auch die Bühnendeko für die erste Band.
Open Air auf der Moritzbastei
Man muss dazu sagen, dass bereits ein gutes Vierteljahr vorher die Moritzbastei schon einmal ein Open Air veranstaltet hatte, mit Nikita Curtis, Freunde der Italienischen Oper und Die Art. Damals war der komplette Aufbau noch recht schlicht gehalten, was dem Event aber keinen Abbruch tat, sondern seinen persönlichen Charme verlieh. Die Zeit schritt nun also voran und immer mehr aufgehübschte Gruftis betraten das Dach. Diese hatte ich im Juni, bei Die Art, etwas vermisst.
Klez.e – Warum immer diese Cure-Vergleiche?
Auf die Minute genau ging es dann mit den Jungs von Klez.e los, deren Bühnendeko spiegelartige Leinwände waren, die auf der Bühne verteilt standen. Ich muss gestehen eigentlich kein großer Freund von deutschsprachiger Musik zu sein, aber die Band schaffte es mich für sich zu gewinnen. Umso schade fand ich es, dass der Gesang immer wieder unter der Lautstärke der Instrumente unterging und ich somit die Texte teilweise schlecht verstand.
Ihr Set bestand neben dem Lied „Herbstherz“, vom aktuellen Album Erregung, auch aus „Flammen“, welches förmlich dazu einlud, sich dem Sound hinzugeben und selber wie eine Flamme von einer Seite zur anderen zu schwingen. Immer wieder schafften die sanften, teilweise verträumten Klänge der Stücke, dass man die Augen schloss und einfach in die Musik eintauchte.
Eine Frage begleitete mich aber den Auftritt über, und zwar die „Wieso der Vergleich mit The Cure?“ und wo nun die Parallelen liegen sollen. Vor mir stand ein Sänger, der weder optisch noch in seiner Performance mich groß an Robert Smith erinnerte. „Wild toupierte Haare haben nicht wenige.“ dachte ich mir. Die Texte von ihm gefühlvoll und melancholisch vorgetragen, während der Gesang von Smith für mich doch vielmals weinerlich klingt. Und ja, auch die Klangfarbe der Stimmen brachte wenig Übereinstimmung. Das einzige waren kleine Nuancen in der Melodie, wo man Mal kurz dachte „Das könnte Richtung The Cure gehen“. Oder das Stilmittel, die Worte auf eine bestimmte Art langzuziehen.
Aber um ehrlich zu sein, fiel das für mich nicht ins Gewicht, um zu sagen, „Ja, das ist eine 1:1 Kopie von The Cure bzw. Robert Smith“. Es scheinen tatsächlich die Feinheiten zu sein, die Klez.e doch etwas Eigenständiges geben, was ich sehr begrüße.
The Foreign Resort – Kraftvolle Band mit Haltung
Nach etwa 45 Minuten war der Gig vorbei und auf der Bühne begann ein wildes Gewussel von Künstlern und Technikern. Man bereitete den Auftritt von The Foreign Resort vor, die als Nächstes an der Reihe waren. Nachdem alles aufgebaut war und Bandmitglied Steffan liebevoll das Bandshirt über das Schlagzeug von Lament gelegt hatte, konnte es auch losgehen.
Gerade noch bei Klez.e auf sanften Tönen gebettet, stand nun wildes abtanzen auf dem Plan. Von der ersten Minute an gab es kraftvolle und dynamische Klänge, bei denen man nicht still stehen konnte. Viele der gespielten Stücke waren neue Sachen der Band. Bei einem der Lieder verriet Sänger Mikkel, der an diesem Abend eigentlich Steffan das reden überlassen wollte, weil er nach eigener Aussage beim Konzert am Vorabend zu viel geredet hatte, dass die kürzlichen Wahlen von Sachsen und Thüringen, Anregung dafür war. Das passende Statement, ein Männlein, welches ein Hakenkreuz wegschmeisst, trug er auf seinem Shirt.
Wie ich finde ein gutes und wichtiges Statement in heutiger Zeit. Für kleine Erheiterung im Publikum sorgte der regelmäßige Platz- und Instrumententausch von Mikkel und Bandkollege Steffan. Aber leider ging auch hier immer Mal wieder der Text durch die Instrumente unter.
Lament – Die perfekte Mischung
Den Abschluss an diesem Abend sollte die Leipziger Gruppe Lament machen. Durch technische Probleme der Aufnahmegeräte, verzögerte sich zwar der Konzertbeginn etwas, dafür war dieser aber umso schöner gestaltet. Die Bühne fing an sich in Nebel zu hüllen und ein sanftes, fast schon verträumtes, Intro erklang.
Schemenhaft erkannte man die Bandmitglieder, die ihre Positionen einnahmen und nach einem kurzen Moment der Stille setzte ein kraftvoller und zugleich schwermütiger Sound ein. Im Set wechselten sich Energie geladene Lieder mit gefühlvollen ab. Die perfekte Mischung, wie ich fand. Und schnell hatte ich auch Sänger Sebastian ins Herz geschlossen. Vor mir stand ein extrem sympathischer Mann. Manchmal schüchtern und leicht verlegen wirkend, erinnerte er mich an einen kleinen Jungen, der aber auch zu Schabernack aufgelegt war. Zum Beispiel als er sich bei „Last Dance Of Sumer“, hinter Gitarrist Tom stellte und mit den Fingern Hasenohren andeutete. Und immer wieder tänzelte er leicht beschwingt zum Sound des Liedes über die Bühne.
Die Besonderheit an diesem Abend war, dass der Lament Frontmann Geburtstag hatte, wie Klez.e Sänger Tobias innerhalb seines Auftrittes verriet, und so gab es aus dem Publikum sogar ein kleines Geburtstagsständchen. Auch wenn ich in einem Artikel aus dem Jahr 1999 gelesen habe, dass die Band den Vergleich mit The Cure nicht mag, muss ich zugeben, dass ich sowohl bei Performance als auch beim Klang, immer wieder mal an Robert Smith denken musste. Eine gewisse Ähnlichkeit war hier und da schon vorhanden.
Das musikalische Highlight und somit auch der Abschluss sollte dann „Hold On“ werden. Ein mehr als gefühlvolles Lied, welches im letzten Part nochmal richtig kraftvoll wird. Als würde der anfängliche Schmerz, den man fühlt, plötzlich bahnbrechen. In diesen Song hatte ich mich prompt verliebt und so lief er die Tage darauf bei mir in Dauerschleife. Toll fand ich auch diese enge Freundschaft zwischen den drei Bands, die man spürte, als Sebastian alle noch einmal auf die Bühne holte. Und wie er berichtete, schienen die Jungs von Klez.e und The Foreign Resort sofort begeistert gewesen zu sein, als er von seinem Vorhaben, dieses Konzert machen zu wollen, erzählte.
Fazit: Keine Minute bereut
Mein Fazit ist, egal ob nun bewusst oder unbewusst, Bands wie Klez.e und Lament Parallelen zu The Cure bzw. Robert Smith aufweisen, das Wichtigste ist, dass die Musik gefällt und was sie in einem auslöst. Persönlich stört mich das nicht und ich gebe auch nichts auf die Kritik, die manch einer alleine wegen der Gleichheiten äußert. Vielmals geben die Bands doch auch ihre eigene Essenz, in die Musik, dazu. Ich bin an diesem Abend auf meine Kosten gekommen und habe keine einzige Minute bereut.
Info:
Klez.E kann man am 29.10.24 mit Lyschko in der Berghain Kantine sehen, am 31.10.24 im Grend in Essen, am 01.11.24 in Reutlingen und am 2.11.24 in Wien. Guckt mal hier. The Foreign Resort sind am 2.11.24 in Hannover, am 13.12.24 in Chemnitz und am 14.12.24 in Berlin live zu sehen. Guckt mal gerne hier.
Der Besitz und Handel von Menschenschädeln ist nicht illegal, aber zumindest fragwürdig, wie eine Dokumentation des NDR Magazins Panorama zeigt, vor allem wenn es sich um Schädel aus der Kolonialzeit handelt. Schädel, die damals auch von deutschen Kolonisten geraubt und nach Deutschland gebracht wurden, um als Forschungsobjekte an anderen „Rassen“ verwendet zu werden. Mich erinnert die Sache an eine E-Mail, die ich Anfang des Jahres bekam und die im Zusammenhang jetzt nochmal neue Fragen aufwirft.
Der gestohlene Schädel von FW Murnau
Vor einem halben Jahr bekam ich eine spannende und gleichzeitig merkwürdige E-Mail von Alex, einem Filmemacher aus Berlin. Der arbeitete an einem Film über den Stummfilmer Friedrich Wilhelm Murnau (1888-1931), der den legendären Film „Nosferatu – Symphonie des Grauens“ gedreht hat, und war im Zuge seiner Recherche auf eine seltsame Geschichte gestoßen. Im Juli 2015 wurde der Schädel aus seinem Grab auf dem Stahnsdorfer Friedhof gestohlen, viele vermuten – so schrieb Alex – die Täter*innen kommen aus der Gothic-Szene. Er hat sich daraufhin gemeldet und um Mithilfe gebeten, das Rätsel zu lösen. Ich konnte ihm natürlich nicht behilflich sein und vermutete auch, dass es sich um ein Gerücht handelte, das aufgrund von Klischees befeuert wurde, die immer wieder über die Szene im Umlauf sind.
Und obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass sich überhaupt jemand an einem Grab zu schaffen macht, um sich einen echten menschlichen Schädel zu besorgen, gab es sicher in der Vergangenheit einige Spinner in der Szene, die sich mit solchen Dinge profilieren. Aber dazu später mehr.
Die Dokumentation „Makabere Sammelleidenschaft in Deutschland“
Die Dokumentation über die makabre Sammelleidenschaft hat die Erinnerung an diese E-Mail Austausch nochmal an die Oberfläche gespült und ich war fasziniert und gleichzeitig schockiert, welche bizarren Ausmaße die Leidenschaft an menschlichen Schädeln nehmen konnte. Es geht zwar in der Hauptsache um den Handel von Menschenschädeln aus der Kolonialzeit, aber zwischen diesem Extrem, wo ein Schädel schnell mehrere tausend Euro kosten kann und der ganz normalen Suche nach menschlichen Überresten aus medizinische Lagerauflösungen liegt ein offensichtlich sehr lebendiger Markt.
Guckt Euch einfach mal die Dokumentation an:
Ich finde, gestohlene Schädel aus der Kolonialzeit, in der so ziemlich jede europäische Nation so richtig viel Mist gebaut hat, sind absolut indiskutabel. Die sollten umgehend wieder dahin zurück, wo man sie einst gestohlen hat.
Ein menschlicher Schädel im Regal – Der Traum jedes Gothics?
Ich war abseits der dunklen Vergangenheit unseres Landes aber auch erstaunt, wie der Handel mit menschlichen Überresten zu blühen scheint und wie „normal“ das Publikum auf großen Märkten – wie der gezeigte in Belgien – zu sein scheint. Keine Spur von schwarz gekleideten Gruftis oder Gothics, sondern erstaunlich bunt.
Aber reden wir jetzt über menschliche Schädel im Allgemeinen. Totenköpfe, Knochen und andere morbide Devotionalien stehen in der Szene hoch im Kurs. Auch unsere Fensterbank zierte eine ganze Zeit lang ein Totenkopf, allerdings ein künstlicher. Särge, Totenköpfen und Knochen gehören zu symbolischen DNA der Szene. Sie dominieren die Ausdrucksformen der Szene in bedruckten Textilien, als Schmuck, als Tattoo oder eben auch als Einrichtungsgegenstand aus Kunststoff. Liegt da der Gedanke fern, dass ein echter menschlicher Schädel die ultimative Krönung ist?
Und um die Vergangenheit und das geschändete Grab von FW Murnau nochmal aufzugreifen. Möglicherweise gab oder gibt es auch geltungssüchtige Szene-Mitglieder oder Spinner, die meinten, sie wären Gothics, die sich auf Friedhöfen an Grabsteinen und möglicherweise auch menschlichen Überresten bedient haben. Mir ist zwar kein konkreter Fall bekannt, aber unmöglich ist das sicher nicht.
Da wie gesagt der Handel und Besitz von Schädeln nichts Illegales ist, spricht ja auch gesetzlich nichts dagegen, menschliche Überreste im Regal aufzubewahren – im Internet kann man ganz einfach welche kaufen. Aber wie sieht es moralisch aus und lassen wir bei dieser Überlegung einmal die krassen Fälle von gestohlenen Schädel, wie in der Doku zu sehen, einmal weg.
Mich würde interessieren, wie ihr das Thema seht und wer von Euch einen menschlichen Schädel sein Eigen nennt? Gehören solche Dinge als dekorative Elemente, in jeden anständigen gruftigen Haushalt? Ist der echte menschliche Schädel ein Traum?
Heute ist der Startschuss für das Spontis-Magazin 2024. Wir haben bereits einige Artikel, Beiträge und Geschichten gesammelt, um sie wieder zu einem hoffentlich fantastischen Heft zu bündeln, das wir Euch am Ende des Jahres zuschicken möchten. Dazu bedarf es Eurer Mithilfe, denn eine gedruckte Ausgabe wird erst durch Euch und Eure Unterstützung möglich. Das Magazin, das ursprünglich an die Besucher des Spontis-Family-Treffens ausgehändigt wurde, erscheint zum Jahreswechsel und wird mit der Post verschickt.
Jeder gibt, was er will!
Wir gehen wieder nach dem altbewährten Prinzip vor: Jeder gibt, was er mag, und wir machen das Beste daraus. Jeder Cent, den Ihr uns zukommen lasst, geht zu 100 Prozent in das Magazin, die Herstellung der Buttons und in die Portokosten für den Versand. Wir werden und wollen damit kein Geld verdienen, sondern Euch etwas anbieten, das ihr als Erinnerung für dieses Jahr mitnehmen könnt. Sollte Geld übrig bleiben, fließt es ins nächste Magazin oder die Weiterentwicklung dieser Internetseite.
Für die Basisversion des Magazins mit 24 Seiten in einer Auflage von 250 Stück müssen rund 1035 Euro zusammenkommen (Druck+Versand).
Kommt mehr Geld zusammen, vergrößern wir schrittweise den Umfang des Magazins.
Kommt noch mehr zusammen, machen wir noch Buttons oder sogar wieder die beliebten Stoffbeutel.
Solange der Vorrat reicht, bekommt jeder ein Magazin – unabhängig von der Höhe der Zuwendung und sogar unabhängig davon, ob er überhaupt Geld gibt. Wer im Ausland wohnt, muss aber die Versandkosten übernehmen. Genauere Infos findet ihr in den FAQ.
Besonders großzügige Leser erhalten natürlich die limitierten Extras, wie Stoffbeutel, Aufkleber oder Buttons bevorzugt, da sie auch die Leute unterstützen, die sich Magazin und Versand nicht leisten können oder wollen.
Anmerkung: Wegen eines vollen, privaten Terminkalenders wird es wahrscheinlich NICHT zu Weihnachten in Eurem Briefkasten liegen, sondern eher Anfang 2025.
Spontis-Magazin: Was erwartet Euch inhaltlich?
Dieses Jahr ist uns sehr schwergefallen, Autoren zu finden, die etwas beitragen möchten oder können. Daher werden wir in diesem Jahr wieder verstärkt auf eine Blog-Nachlese und die Aufarbeitung beliebter Themen setzen und deutlich weniger Fremdartikel platzieren können. „Back to the Roots“ könnte man es nennen. Meine Lieblings-Archäologin hat allerdings wieder ihre erfolgreiche Serie fortgesetzt und ich habe auch außerhalb des Bloggeschehens einige Geschichten gesammelt. Auch ich werde sicherlich noch einen Schwank aus meinem Leben beisteuern, da bin ich mir sicher!
Für das Cover-Design des Spontis-Magazins konnten wir mit Franziska Blinde sogar eine waschechte und super-talentierte Illustratorin gewinnen, die Vorderseite und Rückseite des Magazins gestaltet hat. Das Artikelbild gibt einen kleinen Einblick auf die fantastische Arbeit! Katharina Noire hat in diesem Jahr wieder eine tolle Grafik für den diesjährigen Button entworfen, einige Leser erinnern sich vielleicht an ihren ersten Button, den sie vor 10 Jahren (!) gezeichnet hat.
Falls doch noch Artikel bis zum Redaktionsschluss am Sonntag eintrudeln, werden diese natürlich berücksichtigt und hier nachgereicht.
Update 24.12.2024
Dieses Jahr werden es 44 Seiten werden! Bisher sind rund 1700€ an Unterstützungen eingegangen, die vollumfänglich für das Magazin und den Button verwendet werden. Vielen Dank an alle Unterstützer*Innen! Zusätzliche Stoffbeutel wird es leider nicht geben, dafür kann jeder, der möchte, noch einen Beutel aus „alten“ Beständen bekommen, ich habe dazu noch ein Feld zum Abhaken eingefügt. Für alle Leser, die die Checkbox erst nach ihrer Bestellung sehen: Schreibt eine kurze Nachricht über das Kontaktformular oder per E-Mail oder füllt das Formular einfach eben nochmal aus.
Im Augenblick arbeiten wir an der Umsetzung des Magazins, des Versand wird allerdings erst Ende Januar starten können, da es zu einigen persönlichen Verzögerungen gekommen ist – wenn ich das mal so ausdrücken darf. Wir freuen uns natürlich über jede weitere Bestellung, ob mit oder auch ohne Unterstützung. Einfach anmelden und Magazin sichern.
Spontis-Magazin FAQ – Was ihr sonst noch wissen möchtet
Solltet ihr Fragen haben, könnt ihr diese im Kommentarbereich stellen. Die häufigsten Fragen der letzten Jahre habe ich hier zusammengefasst:
Bekomme ich ein Magazin ohne finanziellen Beitrag?
Solange noch Magazine vorhanden sind, bekommst Du auch eins – völlig kostenlos. Ausnahme: Du wohnst im Ausland. Das Formular wird Dir dann einen Mindestbetrag einblenden, der zur Deckung der Versandkosten dient.
Ich wohne im Ausland. Was muss ich beachten?
Anders als bei Empfängern mit deutschem Wohnsitz können wir Dir wegen der hohen Versandkosten kein kostenloses Magazin anbieten. Du musst Dich mindestens in Höhe der Versandkosten beteiligen. Innerhalb der EU bitten wir Dich um mindestens 7 €, außerhalb der EU um mindestens 10 €.
Wann bekomme ich das Magazin?
Geplanter Versandstart ist im Dezember 2024. Deutsche Empfänger erhalten das Magazin in der Regel dann innerhalb einer Woche, ausländische Empfänger, gerade in den USA oder Südamerika, müssen bis zu 60 Tage warten.
Wofür brauchen wir das Geld?
Dein Geld wird ausschließlich für Spontis verwendet. Sämtliche Beteiligten arbeiten unentgeltlich an der Entstehung dieses Magazins mit. Von der Szene für die Szene. Das gesammelte Geld soll die Druckkosten und Versandkosten decken, die Herstellung von Buttons ermöglichen oder sogar in Stofftaschen oder Aufkleber investiert werden. Übriges Geld wird in die Erweiterung des Internetangebots gesteckt, wie zum Beispiel eine Veranstaltungskarte.
Wieviel Geld muss zusammenkommen?
Das ist flexibel. Mindestens jedoch 1035 € für ein 24-seitiges Magazin inklusive Versand bei einer Auflage von 250 Magazinen. Folgende Ziele sind darüber hinaus noch möglich:
32 Seiten – 694 € + Versand = 1116 €
40 Seiten – 813 € + Versand = 1235 €
52 Seiten – 921 € + Versand = 1334€
Zusätzlich 250 Buttons = + 140 €
100 Stofftaschen = + 391,39 €
Gibt es noch alte Magazine?
Ja! Erstmals könnt ihr im Formular auswählen, eventuelle Restbestände alter Magazine, des Samplers oder eine Stofftasche zusätzlich zu erhalten.
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Wichtig für alle Spender, die Paypal nutzen. Bitte füllt nach Eurer Unterstützung unbedingt das Formular aus, damit wir Eure Unterstützung zuordnen können und Eure Adresse für den Versand haben. Alle die NUR spenden möchten, schreiben bitte eine kurze Nachricht zu Eurer Unterstützung. Danke :-)