Emos – Sind die bunt-schwarzen Sonderlinge eine Subkultur?

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Emos sind keine Kuscheltiere, die bei Berührung nach Nahrung verlangen, sondern eine Jugendkultur, die besonders zur Jahrtausendwende von sich reden gemacht hat. Emo ist die Abkürzung für Emotional Hardcore, einer Musikrichtung die ihre Entstehung in den USA der frühen 90er-Jahre feierte. Die als mehr emotionalere und gefühlvollerer Version des Hardcore Punks mit anspruchsvolleren Texten rund um Liebe und Verzweiflung gedachte Musikrichtung fand schnell viele Anhänger, gerade in der Generation der Jugendlichen. Mit den Emos selbst hat diese Musikrichtung aber nur am Rand zu tun.

Mit Titeln wie „Cemetery Drive“ oder „Roses for the Dead“ gibt sich die Musik morbide, hat aber mit Gothic nicht viel zu tun. So ziemlich jeder Emo verwechselt die eigenen hormonbegründeten Problemchen mit tiefem Weltschmerz und lebt diesen hemmungslos aus. Im abgedunkelten Zimmer sitzend werden traurige Gedichte verfasst, die größtenteils in Metrik und Semantik ebenso gruselig sind wie in der dunklen Wortwahl.

Es wird wohl 2000 gewesen sein, als sich Emo auch als Stilausprägung der jugendlichen Mode etablierte, letztendlich wird sie auch darauf von den meisten reduziert. Dabei werden viele Stilarten zu einem ganz neuen individuellen Stil gemischt. Die Szene greift Elemente aus Bewegungen wie Punk, Gothic, Metal, Rockabilly und Visual-Kei auf und kombiniert das ganze auf neue Art. Röhrenjeans, Hoodys, Vans und Chucks gehen als eindeutige Merkmale dieses Genre durch. Die Haarfarbe ist meist schwarz, kombiniert mit grünen, blauen oder lila farbenen Strähnen, der in dem Markenzeichen der Emos endet, dem langen Pony der üblicherweise ein Auge bedeckt.

Offensichtlich ist die Emo-Szene auch äußerst unbeliebt, sei es von Punks oder Gothics, die sich ihrer Stilelemente und Ideale beraubt fühlen. Diese Abgrenzung innerhalb einer existierenden Szene macht sie wiederum beliebt bei denen, die anders sein möchten als die anderen und sich von den Abgegrenzten nochmals abgrenzen möchten, eigentlich wie immer in den Jugendkulturen. Klingt jetzt komisch, ist aber so. Mittlerweile gibt es unzählige Seiten und Videos gegen Emos, man könnte von einer Anti-Emo-Welle sprechen.

Vorwürfe mache ich der Szene eigentlich nur wegen ihrer selbstzerstörerischen Tendenzen, wie das Abmagern vor allem bei Jungen, dem exzessiven Konsum von Alkohol, um der Realität zu entfliehen und mit sich selbst klarzukommen und der Degradierung des Borderline-Syndroms als Modeerscheinung (Ritzen). Das kann man allerdings nicht pauschalisieren. Sie haben von allem etwas und nichts richtig, sind unpolitisch, haben selten eine Meinung zu Gesellschaft widmen sich dem Weltschmerz und leben Ihre Ängste und Selbstzweifel aus. Witzigerweise distanzieren sich inzwischen viele der „Emo-Bands“ von diesem Trend, der von einer Musikrichtung zu einem Style-Guide in der Bravo mutiert ist.

Mir sind sie eben unsympathisch. Sie sind für mich die Trittbrettfahrer bestehender Subkulturen die sich von allem ein wenig abschneiden, ohne selbst Stellung zu beziehen. Ihr introvertiertes Verhalten, das mit einem gleichzeitig extrovertiertes Auftreten einhergeht, sowie ihr egoistisches Verhalten ist beim Abbau von Vorurteilen nicht sonderlich hilfreich. Emo ist noch lange keine Subkultur, höchstens eine Modeerscheinung die hoffentlich bald als Aufhänger in den Medien verschwunden ist.

London – Meine Rückkehr nach 15 Jahren

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Seit ich Anfang der 90er-Jahre einmal in London gewesen bin, geht mir die Stadt nicht mehr aus dem Kopf. Soviel Kultur und Leben auf einem Haufen hatte ich noch nicht gesehen und immer wieder kreisten meine Gedanken darum, noch einmal nach London zu reisen. Anfang 2008 habe ich die Gelegenheit dann am Schopfe ergriffen und bin mit meiner Freundin nach London geflogen.

Glücklicherweise hatten wir beide die üblichen  Sehenswürdigkeiten wie Wachsfigurenkabinett oder den Tower of London schon gesehen und konnte uns so auf die dunklere und aufregendere Seite Londons stürzen. Das Netz ist voll mit interessantem Inhalten über London und seine Sehenswürdigkeiten, deshalb möchte ich hier für die unbekannteren Ecken Londons Partei ergreifen oder von Orten erzählen, die mir besonders ans Herz gewachsen sind, denn London besteht nicht nur aus Big Ben und Madame Tussauds. Ich möchte mich in meinem Artikel auf persönliche Höhepunkte beschränken, den Friedhof Highgate Cemetery, den Camden Market und dem Nachtleben für dunkle Gestalten. Letztendlich gibt es noch ein paar nützliche Informationen, damit aus dem Trip kein Horror-Trip wird.

Highgate Cemetery

Als im 19. Jahrhundert die Bestattungsmöglichkeiten in London knapp wurden, stimmte das Parlament zu, sieben private Friedhöfe nahe dem damaligen Londoner Gürtel zu eröffnen. Der im Norden Londons gelegene Friedhof Highgate besteht aus einem westlichen (1839) und dem östlichen Teil (als Erweiterung 1854), die durch eine öffentliche Straße, der Swain´s Lane, voneinander getrennt sind. Highgate West  wurde 1975 aus finanziellen Gründen geschlossen, es war den Betreibern nicht mehr möglich für die Pflege der Grabstätten zu sorgen.  Der Verein Friends of Highgate Cemetery (FOHC) kaufte in den späten siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts das kunsthistorisch interessantere westliche Gräberfeld und rettete es so vor der Einebnung durch Planierraupen, 1981 befanden sich schließlich beide Teile in vollem Besitz der FOHC. Um die Erhaltung des Friedhofs zu ermöglichen, ist der Besuch kostenpflichtig.

Die Tour mit dem Führer über den westlichen Teil ist aber mehr als lohnenswert. Für 5 Pfund (etwa 6,5 €) pro Person, erhält man eine einstündige Führung über den alten Teil des Friedhofes, in der viel über die Entstehungsgeschichte und die auf dem Friedhof befindlichen Gräber erzählt wird. Die zum Teil prunkvoll verzierten Gräber und Grabstätten beherbergen neben den Gräber von Geschäftsleuten und Aristokraten auch die Gräber einiger berühmter Persönlichkeiten. So finden sich auf dem westlichen Teil die Gräber von Charles Dickens, Michael Faraday, George Wombwell und Thomas Sayers. Den östlichen Teil des Friedhofes kann man auch ohne Führer besuchen, er ist aber lange nicht so eindrucksvoll wie der westliche Teil, kann aber mit der Karte von der Führung ebenfalls besucht werden. Wie komme ich dahin? – Mit der Tube (Nothern Line) bis Archway. Dann die Highgate Hill Street und weiter auf die Highgate High Street am östlichen Teil des Friedhofes vorbei und dann Links abbiegen und durch den Park laufen.

Weiterführende Links: Highgate Cemetery im Stadtplan, Fotostrecke bei Flickr, Highgate Cemetery

Camden Market

camden-market-fassade-2Obwohl der sicherlich kein Geheimtipp ist, so lohnt sich ein intensiverer Blick und ein ausschweifender Besuch. Dort gibt es auf jeden Fall die günstigsten Dr. Martens in ganz London, obwohl die ja mittlerweile in China produziert werden. Ein Vergleich, auch bei Shops in unmittelbarer Nähe lohnt sich, so konnten wir nach suchen innerhalb des Marktes nochmals rund 10€ sparen. Camden Market besteht aus 6 Bereichen, der Camden Lock Market, mit seiner grossen Markthalle, dem Stables Market im Norden, dem Buck Street Market im Süden, dem Electric Ballroom, der Inverness Street und dem Camden Canal Market der 2008 von einem Feuer verwüstet wurde.

Direkt an der U-Bahn Station ist der Electric Ballroom, der getarnt hinter einem unscheinbaren Durchgang, viel Platz für ungefähr 60 einzelne Stände bietet. An den Wochenenden finden hier auch regelmäßig Konzerte oder Events statt, selbst U2, Oasis, The Clash und die Red Hot Chilli Peppers waren hier schon zu Gast.  Der Camden Lock Market, der direkt hinter der Brücke über den Regents Canal beginnt, ist mehr auf kleine Schmuckläden spezialisiert, davon gibt es hier aber jede Menge. Im hinteren Bereich findet man dann so was wie eine Fressbudenmeile, bei denen es allerdings viele außergewöhnliche Spezialitäten gibt.

Geht man weiter Richtung Bahndamm wird es richtig interessant. Denn hier finden sie die Second Hand und Gothic Shops wie Fairygothmother, Burleska (Korsetts), After Dark (ehemals Black Rose), Darkside, oder auch das Elizium. Kollektionsware ist hier aber meist recht teuer, deshalb macht es viel mehr Spaß in den großartigen Second Hand Läden zu stöbern.  Die einzelnen Läden sind teilweise in den Bögen unterhalb der Bahn untergebracht und sehr verwinkelt, was dem ganzen einen ganz ungewöhnlichen Charme verleiht. Man findet auch reichlich kleine Modelabels aus London, die hier ihre Sachen anbieten.

So lernten wir zum Beispiel Nicola Quilter kennen, die nicht nur wunderschöne Röcke näht, sondern auch noch Musik macht und sich an einer Schauspielkarriere versucht, außerdem ist sie immer für einen Tip innerhalb des Camden Markets zu haben, erfuhren wir doch von Ihr wo es die günstigen Dr. Martens gibt.

Wie komme ich dahin? – Mit der Tube (Nothern Line) bis Camden Town und schon bist du mittendrin! Ein unbedingtes Muss ist aber die Sicherheit, denn hier sind überdurchschnittlichen Taschendiebe, deshalb möglichst alles wichtige im Hotel lassen und keine größeren Geldbeträge mitnehmen.

Weiterführende Links: Camden Lock, Camden Guide

Ausgehen

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Leider ist neben dem umfangreichen Einkaufsbummel nicht viel Platz geblieben, um auszugehen. Eine Perle für die Anhänger der schwarzen Szene konnte ich jedoch ausmachen. Das Intrepid Fox, das in unmittelbarer Nähe zum altehrwürdigen Astoria liegt, ist eigentlich eine Neueröffnung, den das alte Fox, das am Gargoile über der Tür zu erkennen war, gibt es nicht mehr.  Das neue Lokal ist den Machern aber dennoch gut gelungen und bietet im Inneren alles was einen guten Pub ausmacht.

Das Ambiente erinnert an eine 80er Wave & Gothicparty, Totenköpfe, Skelette und flackernden Kronleuchtern. Auf 2 Etagen ein gemütliches und uriges Pub mit prima Punkmusik (und allen Unterarten wie Gothic, Wave, Post-Punk). Von den Dropkick Murphys bis hin zu Alien Sex Fiend wurde uns an diesem Abend alles geboten. Das Intrepid Fox steht in wenig Reiseführer und das ist auch gut so. Denn die Preise für die Getränke sind so wie sie sein sollen, günstig. Das Publikum ist bunt gemischt, neben Metallern finden sich Punks, Waver und Gruftis. Alle sind irgendwie einfach und unkompliziert.

Gerne hätten wir Orte wie das Slimelight oder The World´s End besucht, leider hat die Zeit nicht gereicht. Was nicht ist, kann aber noch werden, denn ein weiterer Trip nach London steht schon fest auf dem Programm.

  1. Mit dem Flugzeug kommt man am besten nach London (Stansted Airport), ein Expresszug bringt Euch nach London selbst. Das kostet jeden 30€ für Hin und Zurück und sollte zur besseren Kalkulation in den Flugpreis mit eingerechnet werden, manchmal macht es Sinn, einen teureren Flug zu buchen, um in Heathrow zu landen und so den Mehraufwand zu vermeiden.
  2. Die einzig sinnvolle Fortbewegungsmöglichkeit in London ist die U-Bahn (Tube), mit einem 3-Tages-Ticket fährt man sehr günstig. Dabei wählt man die Ticketart Off-Peak, was bedeutet, dass man die Tube erst ab 9:30 morgens benutzen kann, wer früher aufsteht, ist selber schuld. Taxis sind reine Abzocke!
  3. Bezieht den letzten Tag mit in eure Planungen ein, meist kann man das Gepäck im Hotel für 2-3€ nach dem auschecken noch aufbewahren und dann erst kurz vor der Rückreise abholen.
  4. Bei London.de kann man einige Tickets schon im Vorraus buchen, der Reiseführer dort ist aber nicht so toll. Für einen guten Überblick über mögliche Reiseführer schaut mal beim WDR vorbei. Der offizielle Shop des britischen Fremdenverkehrsamtes Visitbritainshop.com verströmt die nötige Seriösität und bietet auch einen direkten Einstieg in die restliche Englische Kultur.
  5. Wenn es dann doch auch ein wenig touristischer sein darf, bietet der London Pass eine guten Einstieg in das kulturelle Leben der britischen Hauptstadt. In Verbindung mit der Oyster-Card, die man als Option hinzubuchen kann, kann man hier kräftig Geld sparen.
  6. Fernhalten von touristischen Ballungszentren schont den Geldbeutel! Beispiel: Toilette in Kensington: kostenlos, Toilette am Picadilly Circus: 1 Pfund (!).

Adel verpflichtet, Kirche aber auch…

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Schon im Mittelalter haben Adel und Kirche oftmals unter einer Decke gesteckt um gemeinsame Ziele durchzusetzen. Jetzt haben Gloria von Thurn und Taxis und Kardinal Meisner ein Buch veröffentlicht, dass an diese Tradition anknüpfen könnte. „Die Fürstin und der Kardinal – Ein Gespräch über Glauben und Tradition“ handelt von der Freude die der Glaube bringe, so Meisner in einem Interview. Dieses Werk wäre wohl in den Tiefen der Bücherregale verstaubt, hätten Meisner und von Thurn und Taxis nicht bei Sandra Maischberger versucht, ihr Werk zu krönen. Dieser Versuch ist mal gründlich daneben gegangen, denn was die beiden da vom Stapel gelassen, sprengt jeden guten Geschmack. Heute habe ich bei brights Bericht über die Sendung vom 9.9.08 gelesen und musste mir selbstverständlich selbst ein Bild von der Sendung machen.

Erstaunlich zu sehen, wie leicht Maischberger die beiden aus der Fassung brachte, um die sie offensichtlich sehr bemüht waren, gab es doch im Vorfeld schon laute Kritik an Meisner und Thurn und Taxis. So empfiehlt sie den Homosexuellen intensives Beten als Therapie auf den rechten Pfad zurückzukehren und die Pille empfand sie als Werkzeug des Massenmords. Selbst Angela Merkel bekam ihr Fett weg, als sie die Qualifikation der Bundeskanzlerin als Familienministerin aufgrund ihrer gescheiterten Ehe in Frage stellte. Dabei ist selbst Glorias Mutter geschieden und damit von kirchlichen Sakramenten ausgeschlossen.

Der Weg in den Himmel ist steinig und eng, der in die Hölle breit und bequem… (Gloria von Thurn und Taxis)

Ich glaube diese Frau kann sich nicht vorstellen, wie schwer und steinig der Weg für einen Homosexuellen sein kann, der als solcher anerkannt werden möchte. Wenn es danach gehen würde, hätten viele schon den halben Weg hinter sich gebracht. Diese Sendung macht auch deutlich wie weit die katholische Kirche von der Realität entfernt ist und das schwindende Mitgliederzahlen nicht von ungefähr kommen. Contra naturam, gegen die Natur, so die Fürstin zur Homosexualität.

(Quellen: Gefunden bei Brights„Menschen bei Maischberger“ in der ARD-Mediathek, „Die Fürstin und der Kardinal“ bei Amazon)

Nichts – Schaut mich an, ich tanz am besten (Tango 2000)

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Wer glaubt, die Neue Deutsche Welle kurz NDW würde nur aus Nena, Hubert Kah und Markus bestehen der irrt. Als der Punk Anfang 1977 nach Deutschland schwappte und die meisten Band nur imitierten, entwickelte sich schnell ein eigener deutscher Punk, in dem auch deutsch gesungen wurde. Eine neue Form von musikalischem Selbstwertgefühl und Individualismus verbreitete sich sehr rasch, Deutsch zu singen war wieder cool geworden. In den deutschen Hochburgen des Punks Düsseldorf, Hamburg und Berlin formierten sich zwischen 1977 und 1983 unzählige Bands, die mit viel Kreativität etwas neues machten. Eingängie Melodien und simple Texte, die neue deutsche Welle war geboren.

Die aus der Düsseldorfer Punkformation KFC (Kriminalität Förderungs Club) ausscheidenden Meikel (Michael) Clauss und Tobias Brink bildeten im Frühjahr 1981 die Band Nichts mit dem Drang etwas neues zu machen. Ein ehemaliger Schulfreund von Clauss, Christopher Scarbeck stieg als Bassist ein und die Freundin und spätere Ehefrau von Brink, Andrea Mothes nahm das Mikrofon in die Hand. Im Juni 1981 erschien dann nach nur 5 Wochen ihre erste LP Made in Eile auf einem Independent Label.

Schaut mich an, ich tanz am besten. Schaut mich an, ich bin die Schönste.
(Nichts – Tango 2000)

Die Band bezeichnete ihre Stilrichtung selbst als Psychopop und wollte eigentlich mit NDW nicht in Verbindung gebracht werden. Clauss und Brink kommen ja definitiv aus dem Punk und gehörten mit ihrer vorherigen Band KFC zu einem der Headliner in der Düsseldorfer Punk Szene. Die Presse tat wie immer Ihr übriges und verglich Nichts gleich mit Ideal, den Neonbabies und anderen NDW Größen, so blieb der Band nichts anderes über, als sich ihrem Schicksal zu fügen.

Am 8. September 1981 stellten sie die Single Radio bei der WDR Sendung Bananas vor und verkauften im Handumdrehen 7000 Singles. Das sie sich dabei der WEA anschlossen, brachte nicht nur neue Freunde sondern auch viele Feinde, gerade in der Punkszene. Der Erfolg von über 20000 verkauften LP´s gab ihnen aber recht und ließ den ein oder anderen Skeptiker verstummen. Zurück zum Punk? Besten Dank!

Ob Chris Scarbeck, der 1979 Deutscher Meister im Disco-Tanz wurde der Initiator für die Tango-Disco-Hommage Tango 2000 war, bleibt wohl ewig unklar. Klar ist, dass die Band damit Ihr erfolgreichstes Stück aufnahm, das bis heute auf vielen NDW Samplern vertreten ist.

Das gleichnamige Album Tango 2000 das im März 1982 erschien zählt für mich zu den Höhepunkten der Band, obwohl sie die mit der übermächtige WEA aufgenommen haben. Der eingängige Sound beschreibt die Bewegung und den Geist der Neuen Deutschen Welle auf den Punkt. Obwohl andere Bands erfolgreicher waren, würde ich Nichts mit diesem Album als Stilprägend bezeichnen. Die guten Texte, die sich positiv vom übrigen NDW Müll abheben gepaart mit der Stimme von Andrea Mothes tun ihr übriges. Titel wie Tango 2000 oder auch Ein deutsches Lied füllen auch heute noch spielend die Tanzflächen.

 

Leider trennten sich Meikel Clauss und Chris Scarbeck im Sommer 1982 von der Band. Andrea Mothes und Tobias Brink entschieden sich, zusammen mit Steven Keusch (Bertha and Friends) und Peter Szimanneck weiterzumachen. Im Februar 1983 erschien dann auch Aus dem Jenseits dessen Wortwahl fast Schicksal war, denn die Band löste sich im März 1983 auf. Die neu zusammengesetzte Band konnte zwar an den Sound und Klang, nicht aber an den Erfolg der ursprünglichen Formation anknüpfen. Mit Clauss und Scarbeck fehlten zwei wichtige kreative Größen.

Andrea Mothes und Tobias Brink zogen sich zurück, Brink studierte und wurde Doktor der Psychiatrie, auf Heilpraktiker hatte er keinen Bock, denn Michael Clauss hat zwar noch mit Belfegore Erfolg, zog sich aber ebenfalls zurück und ist heute in Düsseldorf Heilpraktiker. Christopher Scarbeck zog nach Frankreich und wurde Schauspieler. Keusch und Szimanneck spielte noch für Nena und Extrabreit.

 

Ritterspiele auf Burg Satzvey 2008

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Die malerische Burg Satzvey in der Eifel ist einer der zentralen Brennpunkte in Sachen Mittelalter. Viele Veranstaltungen die Rittermärkte, Turniere und Lagerleben anbieten müssen sich hier, vor dieser eindrucksvollen Kulisse messen lassen. Obwohl ich schon viel von der Burg gehört hatte, war es mir erst Weihnachten 2007 vergönnt, ihr einen Besuch abzustatten. Ich war begeistert vom Ambiente das dort herrscht. Es ist zwar nicht die größte und eindrucksvollste Anlage dieser Art aber für mich die mit der bestem Gesamterscheinung.

Auch diesen Herbst finden wieder die Ritterspiele statt, die seit 1981 auf Burg Satzvey in dieser Form abgehalten werden.  An den beiden ersten Wochenenden im September (6.9. und 7.9. sowie 13.9. und 14.9.) findet Die Schlacht von Worringen mit großem mittelalterlichen Spektakel und orientalischem Markt statt.

„Berge roemrijke“, so erschallte der Schlachtruf der Bauern gegen die Ritter beim letzten Angriff des Fußvolkes gegen die schwer bewaffneten Ritter des Kölner Erzbischofs im Jahre 1288. Die blutigste Schlacht des Mittelalters wogte der Entscheidung entgegen. Mitten im Kampf standen auch Ritter der Burg Satzvey und so heißt es im Jahre 2008 – macht euch auf zur „Schlacht von Worringen“. Schon preschen schnaubende Rösser durch das hohe Holztor und in atemberaubenden Stunts wirbeln die Ritter durch die Arena. Funken sprühen von klingenden Schwertern und wie entfesselt kämpfen schwer gerüstete Fußtruppen Mann gegen Mann ums Überleben rund um den Fahnenwagen des Erzbischofs von Köln.

Gedacht waren die Ritterturniere seinerzeit als Wettkampf und Waffenübung des Adels. In den späteren Epochen des Mittelalters avancierte das ganze zum einer mittelalterlichen Olympiade, die auch das gemeine Fußvolk in seinen Bann zog. Denn viel hatten die Bürger früher nicht zu lachen und dabei zuzusehen, wie sich der Adel auf die Murmel haut, war immer schon beliebt.

Die Ritterfestspiele haben dabei einiges zu bieten, so ist dieses Jahr ein orientalischer Basar zu finden, der allerlei aus 1000 und 1 Nacht bietet. Bauchtänzerinnen und Schlangenbeschwörer sowie orientalische Live Musik seien da nur am Rande erwähnt. Ich werde mich höchstwahrscheinlich dorthin verirren und kann jedem Anhänger dieser Zeit nur gleiches empfehlen. Mittelalterliche oder entsprechende Gewandung wird empfohlen.

  • Ticketpreise zwischen 10€ (Gelände) und 19€ (Gelände und überdachte Haupttribüne) je Veranstaltungstag. Kinder, Schüler und Studenten bezahlen ermäßigten Eintritt.
  • Einen Rundgang und Lageplan über das Gelände und viele weitere Informationen findet man auf der Internetseite der Burg Satzvey, die leider etwas unübersichtlich ausgefallen ist.
  • Die Adresse für den Routenplaner lautet: Burg Satzvey, An der Burg 3, 53894 Mechernich-Satzvey

Cancer Barrack – Beischlaf mit 60kg Hackfleisch

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In der Welt der dunklen Musik gibt es viele Randerscheinungen. Eigentlich ist die ganze Musikszene dieser Spielart eine Randerscheinung. Beim durchhören meiner alter Zwischenfall-Sampler ist mir dann auch sogleich der Song Beischlaf mit 60 kg Hackfleisch von Cancer Barrack ins Ohr gesprungen, was ihm aufgrund seiner eingehenden Melodie und Tanzbarkeit auch nicht schwer fällt. Selbstverständlich spielt der Text des Liedes ebenfalls ein gewichtige Rolle. Wer kann sollte sich den Song unbedingt mal auf Youtube anhören, er ist die passende Untermalung für diesen Artikel, denn ich möchte euch die Band ein wenig näher bringen.

Als sich die „Calling Dead Red Roses“ 1986 auflösten, entstanden daraus die beiden Hamburger Bands „Cancer Barrack“ und „Girls under Glass“, die auch in den Folgejahre zusammenarbeiteten und erfolgreich gemeinsame Auftritte absolvierten. Nach ihrer ersten EP Luscious, die 1989 beim Plattenlabel Hypnobeat erschien, konnte Cancer Barrack zu Beginn der 90er einige Erfolge für sich verbuchen und hinterließen vor allem in der Independent und Darkwave Szene einen bleibenden Eindruck..

Ihr erstes Album Walking through the Cancer Barrack das bei Deathwish erschien, zählt wohl zu den besten Werken der 5 Hamburger Musiker und bietet Gothic Rock vom feinsten. In den folgenden Jahren nahmen sie dann immer mehr elektronische Elemente in ihre Musik, was auf der MCD Speichel, die 1992 erschien sehr deutlich wird.

Das Nachfolgealbum Leben, das 1993 ebenfalls auf Hyperium erschien, zählt zu den kommerziell erfolgreichsten Alben der Band, was nicht zuletzt an dem darauf enthaltenen Dancefloor Knaller Beischlaf mit 60kg Hackfleisch liegt, der in den europäische Undergroundclubs rauf und runter gespielt wurde und auf zahlreichen Sampler Einzug erhielt, unter anderem auf dem oben erwähnten Zwischenfall Samplern, der mir die Band wieder in Erinnerung gebracht hat.
Nach vielen Live Auftritten wurde es dann still um die Band, die dann 1995 ihre Auflösung bekannt gaben, was für viele Anhänger sehr traurig war, zählten sie doch zu den einflussreicheren Formationen dieser Zeit. Auf Hyperium erschien dann 1998 überraschend der Best of Sampler Das letzte Gebet, das eigentlich das Schaffen der Gruppe sehr gut zusammenfasst und in keinem Musikregal fehlen darf.

Weicher, heller Würmerhaufen, feucht und kühl dich offenbarst,
Arme Mund und Vagina, rohes Fleisch ich spüre dich,
zwei Augen meine Daumen formen, Brüste auf den Leib gespuckt,
jeder Schlag ein neues Loch, forme ich mit meiner Wucht.

Axel Ermes (Bassist) ist auch heute noch in vielen Musikproduktionen der Dunkle Szene aktiv und betreibt unter anderem ein eigenes Plattenlabel, Torsten Hammann (Gesang) ist der Bühne treu geblieben und hat eine Schauspielausbildung absolviert und ist in vielen TV und Kino Produktionen zu sehen. Seine Gesangskarriere scheint beendet, vielleicht singt er diesen Song noch für irgendjemand besonderen, wer weiß. Über die anderen Mitglieder der Band sind weniger Informationen bekannt.

Update: Ein Fehler hatte sich eingeschlichen, denn die erste EP hieß nicht Hypnobeat, sondern Luscious, Hypnobeat war das Plattenlabel auf dem die EP erschien. Ich habe den Fehler im Text bereits korrigiert. Vielen Dank an Axel Ermes für den freundlichen Hinweis.

Tellerrandreisen – Stockholm, Stadt der stilsicheren Schweden

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Schweden ist nicht gerade als Bevölkerungsreichstes Land Europas bekannt, somit ist auch nicht verwunderlich, dass die Hauptstadt nur etwa 800.000 Einwohner zählt. So war ich dann aber auch mehr als verwundert, was in Stockholm so los ist, denn die gefühlte Einwohnerzahl lag auf jeden Fall deutlich höher und so ziemlich jeder Schwede den ich mir vorstellen kann, hat sich dort aufgehalten.

Auf der Suche neben dem Mainstream gibt es auch in Schwedens Hauptstadt einiges zu entdecken, es lohnt sich aber auch durchaus ein wenig mit dem Strom zu schwimmen und die ein oder andere Sehenswürdigkeit in Augenschein zu nehmen.

Es ist durchaus möglich die einzelnen Inseln der Stadt in Themenbereiche einzusortieren. So findet man in Gamla Stan, der Altstadt von Stockholm, viele alte Gebäude. In Östermalm wohnt die High Society in IKEA gestählten Altbauten, Djurgärden ist die Vergnügungsinsel, auf der man neben einem ausgedehnten Spaziergang auch einen Freizeitpark und viele anderen Sehenswürdigkeiten findet. Södermalm ist der junge Stadtteil, der auf einer Anhöhe gelegen, eine wahre Fundgrube für Kuriositäten und Alternatives bietet. Langholmen, die alte Gefängnisinsel beherbergt ein Hotel im Gefängnis, oder besser ein Gefängnis im Hotel und bietet schwedische Gardinen für Einsteiger, leider war der Schuppen bereits ausgebucht, sodass wir auf eine andere Behausung ausweichen mussten. Hagaparken ist der Hydepark der Stockholmer und bietet viel Raum für Entspannung.

Gamla Stan – Stockholms Altstadt

Meine Leidenschaft für Vergangenheit konnte hier auf Ihre Kosten kommen, so wird man den Eindruck nicht los, Stockholm besteht nur aus alten und historischen Gebäuden, in der Altstadt Gamla Stan soll sogar kein Haus jünger als 200 Jahre sein. Erst jetzt merkt man deutlich, welche Spuren der Krieg in Deutschland hinterlassen hat. Die engen und verwinkelten Gassen erinnern an eine italienische Stadt, auch das Flair ist dementsprechend. Der Schwede liebt es im Café zu sitzen und sich das Treiben in Gassen anzuschauen.

Dabei trinkt man vornehmlich italienische Kaffeespezialitäten, einen ordinären aufgebrühten Kaffee, sowie ich in mag, findet man hier selten. Ist aber auch nicht weiter schlimm, ich bin da flexibel. Viel erstaunlicher ist die Tatsache, dass in Stockholm kein Starbucks zu finden ist, nachdem London geradezu übersät präsentierte, ich liebe Vanilla Latte with Cream on Top. Macht aber nichts, bin doch flexibel.

Schweden rennt!

Nebenbei bemerkt war das Wetter auch noch umwerfend, was uns in Spazierlaune brachte und wir mit einem Reiseführer bewaffnet die Insel Djurgarden unsicher gemacht haben. Wir hätten den kuscheligen Spaziergang durchaus genießen können, wäre da nicht die rennenden Schweden. Kein anderer Stadtteil konnte mit einer derart hohen Dichte an Joggern aufwarten, die selbst zu Mittagssonne noch den Staub unter Ihren Füßen mahlen. Wenn’s schön macht, soll es mir egal sein.

Was uns der Reiseführer allerdings erst später offenbarte, war die Tatsache, dass die dort beschriebenen Tour von 2,5 Stunden nur für die eine Hälfte des Weges reichten und weitere 2,5 Stunden nötig waren auch die andere Seite der Insel zu erkunden. So glühten uns dann am Ende dieses Tages die Füße, aber gelohnt hat es allemal, die Insel und die Tour direkt am Wasser entlang ist Schweden pur, gerade bei dem schönen Wetter, es fehlte eigentlich nur noch die Villa Kunterbunt.

Second Hand und mein Geschmack

Stockholm ist eine der bestangezogensten Städte in Europa, das ist mal sicher. Die Schweden erlauben sich keine Ausrutscher und kleiden sich eigentlich immer sehr stilsicher. Das spiegelt sich auch in der Dichte, der guten Klamottenläden wider, die es in Stockholm gibt. Leider trennt sich auch hier beim näheren Hinsehen die Spreu vom Weizen. Zu allem Überfluss ist Markenware, die nicht mit dem Schlussverkaufsslogan „REA!“ gekennzeichnet ist auch noch recht hochpreisig und in Deutschland mit Sicherheit günstiger zu erwerben, aber daneben gibt es auch viele Schnäppchen und Angebote kleiner Nischenlabels, die man Deutschland gar nicht oder nicht günstiger bekommt.

Second Hand ist jetzt mal das Stichwort, denn in den Läden von Beyond Retro kann man wieder Lust auf Sachen aus zweiter Hand bekommen, so sind hier die meisten Sachen älter als die, die sie anprobieren. Habe natürlich wieder nichts in meiner Größe bekommen, was natürlich primär an meinem entstellten außergewöhnlichen Körperbau liegt. Die meisten Sachen stammen aus Amerika, was die Suche nach der richtigen Größe entsprechend schwierig gestaltet. Merke: Wenn 16 im Hemd steht, ist es L und passt mir nicht.

Wer anders einkaufen möchte, dem sei auch die Gamla Brogatan ans Herz gelegt, eine Strasse die von der Haupteinkaufsstraße Drottninggatan abzweigt. Hier gibt es einiges an Darkwear und Boots von klassischen Martens über Underground, Mary Jane, Spikes und Creeps. Es lohnt sich diese Straße bis zum Ende zu beschreiten.

Stockholm bietet auch unzählige Sehenswürdigkeiten und bietet für jeden Geschmack etwas. Von Sehenswürdigkeiten zu erzählen ist unsinnig, dass haben die Autoren der Reiseführer schon Genüge getan. Der Schwede ist freundlich und offen und die meisten sprechen Englisch, also keine Angst bei der Kontaktaufnahme.

In der Kürze liegt die Würze

  • Günstige Flüge gibt es bei German Wings für rund 80€ pro Person. Vom Flughafen Arlanda bis zum Hauptbahnhof (Cityterminalen) in der Innenstadt fährt man am optimalsten mit den Flygbussarna (Flugbusse) bis zu Endstation Cityterminalen für rund 10€. Tickets gibt es direkt am Flughafen. Von Cityterminalen aus empfiehlt sich die Fahrt mit der U-Bahn bis zum Hotel, denn Fahrten mit dem Taxi sind recht kostspielig.
  • Für Fahrten in Stockholm empfehlen sich die Öffentlichen Verkehrsmittel. Für 18€ besorgt man sich am besten ein Pre-Paid Ticket mit 16 Slips. Damit geht zum Personal und lässt sich für eine Fahrt 2 Slips abstempeln. Ein 72h Ticket oder die Stockholmcard sind nicht nötig und zu teuer. Die Tickets bekommt man bei einer SL Geschäftsstelle und bei Seven Eleven.
  • Eine tolle und auch noch sportliche Möglichkeit, Stockholm zu erkunden ist das Fahrrad. Dazu gibt es in Stockholm ein Flächendeckendes Netz von Fahrradstationen, an denen man sich ein Fahrrad mittels einer Karte für 3 Stunden lösen kann. Nach 3 Stunden stellt man sein Fahrrad in einer der Stationen und kann sofort das nächste nehmen. Die interessanten Teile von Stockholm hat man damit in maximal 40 Minuten erreicht. Stockholm Citybikes
  • Den richtigen Reiseführer gibt es wohl nicht, jeden den ich bis jetzt gesichtet habe hat Vor- und Nachteile. So stehen in diesem die besseren Restaurants und dieser hat die besseren Touren im Programm. Auf jeden Fall ist ein Stadtplan wichtig, sonst verliert man im Gewühl der Straßen schnell die Übersicht.