Nietengürtel oder eine Niete als Gürtel (3)

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Jetzt ist es genau eine Woche her, da habe ich eine E-Mail an einige der größten Shopbetreiber geschickt um herauszufinden, ob das Problem mit minderwertigen Nietengürteln bekannt ist und ob es in diesem unseren Land noch entsprechendes gibt. Insgesamt schrieb ich an 9 Shops und habe 4 Antworten erhalten, das sind immerhin 44%.  The Clash waren die schnellsten uns schickten bereits 1 Stunde nach dem Versand der E-Mail eine Antwort, Dark Fashion Shop schrieb mir weitere 3 Stunden später eine Antwort. Das hätte ich bis dahin nicht erwartet! Dark Ages schickte am nächsten Tag (Donnerstag) eine Nachricht und Unlicht einen weiteren Tag später (Freitag).

Die anderen Adressaten X-Tra-x, Nix-Gut, Voodoomaniacs, Dunkelwelt-Laden und der t4cstore antworteten bis jetzt nicht. Positiv ist, das alles Shops von denen ich eine Antwort insgeheim erwartet habe auch antworteten, die Geschwindigkeit war jedoch auch für mich sehr überraschend. Zum eigentlich Problem äußerten sich die angeschriebenen wie folgt:

Hallo Robert,wir haben Echtledergürtel 3 Reihigen Pyramidennieten (Artikelnummer im Shop :B09) zu 23,00€ im Angebot. Bis jetzt hatten wir noch keine Probleme mit diesen Gürteln,daher gehe ich davon aus, das die Qualität den Ansprüchen gerecht wird. Die Nieten sind an der Innenseite mit einem Kunstlederstreifen abgeklebt. (The Clash)

The Clash bietet mir einen Gürtel aus „100% Leder“ an, der auf der Rückseite sogar noch mit einem Kunstlederstreifen davor schützt, das sich die Biegelaschen der Pyramidenieten allzu schnell öffnen und dann für unangenehmen Überraschungen beim einfädeln sorgen. Klingt gut! Die schnelle Antwortzeit formt meinen eh schon positiven Eindruck und macht den Laden zu einer sehr interessanten Adresse.

Sehr geehrter Herr F.,

wir können Ihnen derzeit keinen Pyramidennietengürtel anbieten.
Wenn sie allerdings einen qualitativ hochwertigen Ledergürtel suchen haben wir einen, den ich persönlich empfehlen kann, da ich dieses Modell schon seid Monaten und das täglich in Gebrauch habe.

Hier der Link dazu. Durch die Lochnieten ist dieser Gürtel natürlich noch mit diversen Ziernieten bestückbar. Nachfolgend ein Link.

Jörg Wernicke vom Dark-Fashion-Shop kann mir leider keinen Gürtel anbieten, hat aber einen sehr kreativen Vorschlag. Ein dreireihiger Lochnietengürtel zu 14,66€ den ich selbst mit entsprechenden Nieten verzieren kann. Der Gürtel mach rein optisch einen vielversprechenden Eindruck. Pyramidennieten gehen damit natürlich nicht, da diese mit Biegelaschen halten und nicht durch die Löcher geschraubt werden können. Für ein Gedankenspiel habe ich aber mal einfache flache Spitznieten zu 0,66€ das Stück gewählt. Ich schätze es gilt rund 39 Löcher zu bestücken, demnach kommen nocheinmal 25,74€ für 39 Nieten zu 0,66€ das Stück hinzu. Kostet also ein ganzer Gürtel rund 40€, Hoppla!

Hi Robert,

vielen Dank für deine Mail. Das Problem mit den Nietengürteln aus „Plastik“, die bei leichter Beanspruchung schon auseinander fallen, ist mir längst nicht mehr unbekannt, seitdem es bei Pimkie, H&M und anderen großen Bekleidungsketten auch diese Art von Gürteln zu kaufen gibt. Regelmäßig habe ich Kunden, die mir ihre kaputten, zerfledderten Gürtel zeigen und sich freuen, dass es bei uns noch Qualität zu kaufen gibt. Unsere Nietenwaren sind erschwinglich und von guter Qualität. Sie sind aus echtem Leder und top verarbeitet, was ich daran messe, dass ich mich, in fünf Jahren hier im Betrieb, nicht an eine einzige Reklamation erinnern kann.

Ich hoffe, dass du bei uns fündig wirst und verweise dich auf unsere
Kategorie „Accessoires -> Nietenzeugs -> ni0044

GLG Sarah

Ganz liebe Grüße Sarah von Darkages spricht genau die Dinge an, die ich mit meiner Nachricht auch zum Ausdruck gebracht habe und spricht mir damit aus der Seele. Ich möchte nur noch ergänzen, das es umso trauriger ist, das viele „Szeneshops“ auf den Zug von H&M und Co. aufspringen und Billigkram anbieten, so war es mir auf diversen Festivals des Jahres 2008 nicht möglich entsprechendes Material zu sichten. Schön wenn Dark Ages das kennt und offen damit umgeht. Den Gürtel auf den Sarah verweist, gibt es für 15,90€

Hallo,
das Problem ist mit bekannt. Leider ist es auch kaum zu lösen, denn vor allem bei den Pyramidennietengürteln, bekommt man fast nur gepreßten pakistanischen Plastikmüll bei den Großhändlern und Produzenten! Andere Nietengürtel gibt es schon mal aus Leder, aber auch da meist nur billigste Qualität. Ich hatte schon des öfteren auch gute Gürtel im Angebot, aber leider sind sie in letzter Zeit immer seltener lieferbar. Sobald mir mal wieder welche unter die Finger kommen schlage ich sofort zu. Ich melde mich dann umgehend, allerdings kann ich keine Angaben dazu machen, wie lange es dauert.

Wünsche noch ein schönes Wochenende und viele Grüße
Peter, Unlicht

Peter von Unlicht aus Düsseldorf spricht von pakistanischem Plastikmüll und trifft damit den Kern der Dinge noch eine Spur deutlicher als Sarah. Leider kann er mir keinen entsprechenden Ersatz anbieten, was das Problem mit meinem ortsansässigen Händler verdeutlicht, denn auch dieser hatte Lieferschwierigkeiten, ist aber wie Eingangs erwähnt einen anderen Weg gegangen und bietet nun besagten Plastikmüll an. So kann man Kunden zwar bedienen und kurzfristig für Umsatz sorgen, ich gehe aber davon aus, das viele Kunden dann nicht wiederkommen. Unlicht steht auch schon länger auf meinem Besuchsprogramm, wenn ich mal wieder nach Düsseldorf fahre. Peter ist mir jedenfalls schon jetzt sehr symphatisch.

Alle 4 Läden hinterlassen einen positiven Eindruck, die Preise schwanken dabei von 15.90€ bis 40€. Die Idee vom Dark-Fashion-Shop finde ich interessant, leider ist mir das im Endeffekt zu kostspielig. Bleiben also nur noch 23€ von The Clash und 15.90€ von Darkages. Schauen wir schnell nochmal nach den Versandmodalitäten: 5€ Versandkosten und 30€ Mindestbestellwert bei Darkages und 4,90€ für den Versand und 25€ Mindestbestellmenge bei The Clash, also nahezu gleich.

Leider hindert mich der Mindestbestellwert daran, bei beiden zu bestellen. Deswegen gebe ich jetzt Sarah den Zuschlag und decke mich mal mit entsprechenden Gürteln ein. Es gibt natürlich einen 4. und letzten Teil, wenn der Gürtel dann endlich meine zarten Hüften schmückt.

Blutige Schuhe – Die „Blood Red Shoes“ aus England

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Ich habe ich eine für mich neue Band aus England gehört, deren Song „I wish I was Someone Better“ es glatt auf meinen MP3-Player geschafft hat, Grund genug einen genaueren Blick zu riskieren. Die Blood Red Shoes aus Brighton, England klingen very british und beschreiben sich selbst als verkappte Popband und finden Indie-Rock zum kotzen. Laura-Mary Carter aus London und Steven Ansell aus Sussex gründeten im November 2004 die Blood Red Shoes,  deren Namen aus einer Ginger Rogers Legende hervorging. Die hat angeblich für einen Stepptanz Film eine Szene so oft wiederholen müssen, das sich ihre weißen Tanzschuhe blutrot färbten.  Obwohl sie keine gebürtigen Engländer und das auch noch zugeben, klingen sie zwischenzeitlich sehr britisch und stoßen damit in das Horn der neusten Punk-Rock Welle die aus England zu uns rüberschwappt.

Die beiden fleißigen Engländer spielten sich durch unzählige Live-Auftritte in die Gehörgänge der Fans und schlossen sich im April 2007 dem Indie Label V2 an und veröffentlichten ihre EP „I´ll be Your Eyes„. Auftritte auf vielen Festivals formten aus den beiden eine gehörig guten Live-Act.  2008 wagten die beiden den Schritt zu Universal und veröffentlichten ihre Debüt LPBox of Secrets„.

Deutlich hört man Laura-Mary´s Leidenschaft für Gitarren, ist sie doch das dominierende Instrument und neben den beiden frechen und lauten Stimmen für den typische Punk Sound zuständig. Obwohl sehr gitarrenlastig klingt die diese doch nie langweilig und sehr abwechslungsreich und sorgt für einige musikalische Überraschungen. Steven Ansell spielt die Drums schnell und hart, eben sehr punkig. Klingt gut, passt prima und rundet die Sache ab, man merkt deutlich den professionellen Charakter des Major Labels.

Die Stücke „I wish I was Someone Better„, „Take the Weight“ und „Doesn´t Matter much“ charakterisieren die Band eigentlich am besten und bieten für mich den besten Überblick, den nicht wirklich alle Songs vermögen Akzente zu setzen. Auch wenn die Stücke abwechslungsreich gespielt sind, fehlt etwas mehr konzeptionelle Unterscheidung und musikalische Bandbreite. Feuer im Arsch und Talent ist da, doch um sich unter den vielen anderen guten Punk-Rock Bands aus England zu etablieren fehlt noch ein wenig Entwicklungsarbeit.

Martyn Poliakoff: Das Periodensystem der Elemente

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Es gibt wohl keine Tabelle auf diesem Planeten mit so vielen Eigenschaften. Langweilig, meistgehasst und elementar sind nur 3 Eigenschaften mit denen sich zwangsläufig viele Schüler und Studenten herumschlagen müssen. Nur wenige Menschen beschäftigen sich freiwillig mit den Elementen aus denen unser Universum besteht. Das Team um Professor Martyn Poliakoff von der Universität Nottingham und der Videojournalist Brady Haran sind solche Menschen, Engländer natürlich denn nur die verfügen über den passenden Humor. Auf jeden Fall haben diese Menschen die Internetseite The Periodic Table of Videos kreiert, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Periodensystem der Elemente in Bild und Ton umzusetzen. Es raucht und kracht, knallt und blitzt wenn zum Beispiel Wasserstoff entzündet wird oder Natrium mit Wasser reagiert.

Professor Poliakoff der wie eine Parodie auf Einstein wirkt, würzt die Experimente und Videos mit wissenschaftlichem Hintergrund und persönlichen Anekdoten und schafft es doch tatsächlich einen ernsthaften Hintergrund zu vermitteln. Es macht schon eine ganze Menge Spaß das Periodensystem auf diese unterhaltsame Art und Weise zu erforschen.

Transmission – Awake in the Greylight

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Nachdem ich schon vor längerer Zeit über einen Verweis zum Transmission Magazin gestolpert bin , habe ich erst vor ein paar Tagen Zeit und Muße gefunden im kürzlich bestellten Heft zu stöbern. Das in schwarz gehaltene Heft erinnerte mich bei den ersten Berührungen an das Vereinsheftchen meines damaligen Schwimmvereins, kommt es doch im handlichen halben Din A4 Format daher, liegt gut in der Hand und ist seit 2 Wochen treuer Begleiter meiner morgendlichen Sitzung.

Das Innere präsentiert sich äußert ansprechend, professionell und doch liebevoll gestaltet und unterscheidet sich damit grundlegend von der damaligen Vereinszeitung.  Es ist übersichtlich und systematisch aufgebaut, das klassische Schwarz-Weiss-Graue Layout passt zur Thematik und ist sehr gut lesbar. Gleich zu Beginn konnte ich mir einen Überblick im Inhaltsverzeichnis verschaffen und freute mich auf eine Mischung aus Interviews mit Bands und Künstlern sowie Berichte über Festivals, Konzerte, Touren, Reisen und Plattenlabels. Außerdem bietet Transmission noch reichlich Tonträger Rezensionen. Das Magazin kann mit CD geordert werden, die einen echten Mehrwert bietet und unbedingt parallel zum lesen des Magazines gehört werden sollte, denn damit schließt sich dann der Kreis der im Magazin vorgestellten Bands. Bei vielen Interviews und Berichte wird deutlich, dass die meisten der Autoren auch selbst musikalisch aktiv sind, so wirken manche Dialoge wie ein Gespräch unter Musikern, was der Qualität aber nicht schadet.

Monozid nennt sich die combo der Herausgeber über die ein Bericht zu ihrer Tour abgedruckt ist, der mir sehr viel Freude und geteiltes Leid zum gestohlenen Equipment bescherte. Auf einigen Seiten finden sich auch Kritiken und Rezensionen über Tonträger der internationalen und nationalen dunklen Undergroundszene. Es macht Spaß die kurzen Artikel zu lesen, heben sie sich doch vom Einheitsbrei der üblichen Texte einschlägiger Magazine durch Einfachheit und Lesbarkeit ab, so das man die Einschätzungen der Autoren durchaus teilen kann.

Die Tonträger sind sauber präsentiert und bieten oftmals einen entsprechenden Verweis, die größtenteils noch erreichbar sind auch wenn viele Bands zwischenzeitlich Neuveröffentlichungen präsentiert haben. Auch wagt das Transmission Magazin den Blick über den Tellerrand und wirft einen Blick auf andere interessante Magazine.

CD-HülleDer Preis für das Magazin ist 2,50€ und ist damit unschlagbar günstig und kann allenfalls die Kosten für die Herstellung decken. Für 1€ mehr bekommt man den Sampler auf einer passenden CD gleich mitgeliefert. Einleger für eine CD-Hülle sind auch dabei. Da die Musik frei verfügbar ist, kann sie auch auf der Homepage des Magazins kostenlos heruntergeladen werden. Der Versand erfolgt schnell und kostengünstig per Post.

Fazit: Das Transmission Magazin hat mir sehr gut gefallen und mir einige interessante Einblicke und Hörerlebnisse beschert, einige der vorgestellten Stücke sind auch auf meiner Playlist gelandet und erfreuen sich größter Beliebtheit. Die Orientierung geht deutlich in Richtung Rock und Punk abseits des Mainstream mit wenig elektronisch-wavigen Einflüssen, erweitert aber der Horizont gerade mit manch eingestreuten Abstrusitäten Ein Blick lohnt sich in jedem Fall, das Preis/Leistungsverhältnis ist überdurchschnittlich hoch, ich persönlich weder mir sicher einen zweiten und dritten Blick gönnen.

(Bildquellen: transmission)

Nietengürtel oder eine Niete als Gürtel (2)

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Wie versprochen habe ich mich heute hingesetzt und einen offenen Brief (auf das Bild klicken) an die 12 größten und im Internet vertretenen Shopbetreiber gesendet, damit ich endlich wieder mal einen qualitativ hochwertgien Pyramidennietengürtel mein eigen nennen kann. Ich bin genauso gespannt wie Tears, ob und wann ich Antworten bekomme.  Ich hoffe natürlich, dass er sich irrt und es engagierte Mitarbeiter gibt, die sich Zeit für eine Antwort nehmen.

Durchschnittlich liegt die Beantwortungszeit in Deutschland laut einer Studie bei 3-4 Werktage, viele Internationale Unternehmen schneiden da besser ab und erreichen im Mittel 24 Stunden (!) Einzelfälle schlagen bei uns in Deutschland eher in negative, so brauchte meine Anfrage an die T-Com satte 2 Monate um kompetent beantwortet zu werden. Automatische Antworten, die Schnelligkeit suggerieren  sollen wirken bei mir kontraproduktiv und vergraulen mich eher, ebenso die aus Textbausteinen zusammengeschusterten Standardantworten auf meine liebevoll ausgearbeiteten Nachrichten. Einzelfälle?

Ich bin neugierig wie sich die Betreiber der kleiner Shops verhalten und nebst regem Umsatz auch noch an zufriedenen Kunden interesse haben. Ich bin jedenfalls ein Wiederholungtäter und gebe lieber 5€ mehr aus und fühle mich ernst genommen anstatt auch noch den letzten Cent herausholen zu wollen.  Ende der Woche werde ich euch dann mein Ergebnis präsentieren und eine entsprechende Bestellung auslösen um die Geschichte des Nietengürtels auch irgendwann abschliessen zu können.

Die schlechte Qualiät von manchen Nietengürtel oder auch: Eine Niete als Gürtel

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Die Grundausstattung für jeden Anhänger der schwarzen Szene sind Nietengürtel in allen möglichen Variationen. Sei es Killernieten, Pyramidennieten, Spikenieten, Spitznieten und Säbelnieten [Bilder]. Wohlmöglich könnte man diese Liste noch weiter fortsetzen das Angebot scheint unerschöpflich. Woher diese Gürtel nun kommen bleibt wohl ungeklärt. Angefangen hat es wohl mitte der 70er als klassischer Lochnietengürtel und wurden dann erst in der Punkszene und dann in den daraus resultierenden Subkulturen adaptiert.

Auf jeden Fall ist er neben dem ausgeprägten Ringfetisch mein liebstes Accessoire. Das Problematische an der Sache ist, das ich keine gescheiten Nietengürtel mehr finde, die nicht nach 10 mal tragen auseinanderfallen. Grundsätzlich unterscheide ich dabei 2 Sorten von Gürteln: Die echten Ledergürtel und die unechten Ledergürtel. Leider ist meine Quelle für die echten Ledergürtel versiegt und jetzt tue ich mich schwer, irgendwo einen Gürtel zu bestellen, der dann wohlmöglich die selbe schlechte Qualität hat wie meine anderen Modelle. Bahnhof? Kein Problem.

Der echte Ledergürtel

Dieser Gürtel ist ein Qualitätsprodukt (siehe Bild oben). Hier hat der Hersteller für jede Niete entsprechende Löcher in den echten Lederriemen eingearbeitet. Die Nieten sind fest verschraubt oder zusammengepresst, was ihnen ein lange Haltbarkeit beschert. Rechts ein Bild von meinem echten Ledergürtel. War nicht der billigste (20 €) hat sicher aber meines Erachtens gelohnt. Der Laden hatte auch mal Pyramidennietengürtel in der entsprechenden Qualität, leider jetzt nicht mehr. „Dem Kunden war das alte Modell zu teuer…“ – Mir nicht, bin hald ein wenig dekadent. Made in England steht drauf, sagt mir jetzt aber nicht viel, die Quelle ist mir nicht bekannt.

Anfangsstadium

anfangsstadium

Der unechte Ledergürtel besteht aus 3 Lagen. Die erste Lage ist Kunstleder, glänzend und gummiartig. Die letzte Lage ist ebenfalls aus Kunstleder, sieht aber beim flüchtigen Hinsehen aus wie Leder. Dazwischen befindet sich ein undefinierbare Masse irgendetwas, könnten eingefärbte Haare eines nordschwedischen, schwangeren Elchweibchens sein, was weiß ich. Jedenfalls beginnt es damit, das sich die oberste Schicht löst und das Schliessen der Gürtels somit erschwert wird. Der Gürtel rechts ist im Anfangsstadium, bei H&M für 5,90€ gekauft. Wenn ich den noch 2 Monate weiter nutze tritt unweigerlich das Endstadium ein.

Endstadium

endstadium

Ja, ein wahrlich trauriger Zustand. Sieht etwas aus wie ein verliebter Teddy, dem ein Auge fehlt. Leider hat er bei weitem nicht solange treue Dienste geleistet, sondern befindet nach einem Jahr in diesem bedauerlichen Zustand. Die oberste Lage hat sich gelöst und die darunter liegende Schicht schutzlos der Benutzung ausgesetzt. Die verabschiedete sich dann in krümelnden Brocken auf diversen Fußböden. Gekauft habe ihn beim großen bunten Versandhaus für 6,85€ (inkl. Versand). Ich hätte dieses Häufchen Elend schon lang entsorgt, leider habe ich noch keinen adäquaten Ersatz gefunden.

Wer also weiß, woher ich den echten Ledergürtel mit Pyramidennieten in 2 oder 3 Reihen herbekomme, möge es mir doch höflicherweise in den Kommentaren mitteilen. Mein ewiger Dank sei euch gewiß…

Jürgen Teipel: Verschwende deine Jugend – Als der Punk Deutsch wurde

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Wer schon immer wissen wollte, wer oder was für die deutschen Szenen des Punk, New Wave oder NDW verantwortlich ist, sollte sich Jürgen Teipels Buch „Verschwende deine Jugend“ einmal genauer ansehen. Teipel hat innerhalb von 3 Jahren alle für ihn wichtigen Protagonisten der 1977 erstmals aufflammenden Punk Bewegung interviewt und diese in chronologisch sortierter Form in ein Buch gebracht. Das Buch liest sich daher wie eine Dokumentation, ohne den Versuch Fakten zu schaffen.

Interessanterweise gibt es in vielen Interviewausschnitten Überschneidungen mit den Darstellungen anderer, so das sich innerhalb dieser dokumentarischen Ansicht viele kleine Geschichten und Anekdoten herauskristallisieren. Teipel verknüpft die Geschichten geschickt und stellt so unterschiedliche Ansichten der gleichen Begebenheit dar. Die Natürlichkeit der Sprache hilft dabei, authentisch zu sein ohne ein einziges Mal als allgemeingültig oder gesamtdeutsch zu erscheinen. Fakten spielen eine untergeordnete Rolle, die Geschichte und Anekdoten stehen im Vordergrund.

Vereinzelt gestreute Fotos aus jener Zeit versuchen der Geschichte zu einem Bild zu verhelfen, werden diesem Anspruch aber nicht gerecht und verkommen so zu einem netten Mitbringsel. Das Buch versucht nicht Punk oder Jugendkulturen zu erklären, sondern bietet einen sehr authentischen Rückblick in die Blütezeit des deutschen Punk. Über 100 Gesprächspartner und ein penibel geführter zeitlicher Verlauf machen das Buch zu einer Wissensgrundlage, die in keinem Bücherregal fehlen sollte.

Trotzdem habe ich da eine volle Bierdose an den Kopf gekriegt. Und zwar von der Schlagzeugerin von X-mal Deutschland […] Das war nicht nur die Quittung dafür, dass ich New Wave gemacht habe und weniger grölig war als Punk. (Thomas Fehlmann von Palais Schaumburg)

Erschienen ist es bei Suhrkamp, Neupreis des Buches ist übrigens 12,50€. Bei Amazon habe ich es als Mängelexemplar für 5 Euro bekommen. Auf Jürgen Teipel Internetseite Gesellschaftsinseln gibt neben Leseproben auch viele andere interessante Informationen und wer möchte kann sich den (sehr guten) passenden Soundtrack auf CD gleich mitbesorgen.

Buchcover
Punk und New Wave in Deutschland 1977-83 – Verschwende Deine Jugend

Ein Winklepicker ist keine Angelrute

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Was in den frühern 80ern zur Grundausstattung gehörte, ist heute leider etwas in Vergessenheit geraten. Ein Winklepicker (oder auch Pikes oder Pickers genannt) ist ein langer klassischer Halbschuh, der vorne spitz zuläuft. In den frühen 60ern entstanden erlebte er komischerweise schon Ende der 70er sein Comeback und wurde beliebter modischer hingucker bei vielen der zu dieser Zeit aufkommenden Jugendbewegungen wie den Rockabillies, Punks, Mods und Teds. Die Gothicszene entdeckte den Schuh für sich Anfang der 80er, wurden aber Pikes getauft und stilisierten sich dann über Schnallen im Fledermaus, Totenkopf oder Sargdesign. Der eingebrachte Reißverschluss entstand dann im Zusammenhang mit den im Punk verbreiteten Zippern die zur Verzierung auf Hosen aufgenäht wurden.  Angeboten wurde sie zunächst auf Londons großen Märkten wie dem Kensington Market und dem Chelsea Great Gear Market wo sich im Laufe der Zeit verschiedene Modelle für die jeweilige Szene durchsetzen konnte.

Genug der Rückblende. Vor einer ganzen Weile interessierte ich mich dann wieder mal für was schönes neues für meine Füsse, so kam mir dann die Lust auf ein paar anständige Winklepicker. Leider stellte sich heraus, daß es sich bei dem von mir favorisierten Modell oben rechts um einen Frauenschuh handelte und in meiner Größe nicht verfügbar ist. Joy Winyard von Pennangalan Shoes war so freundlich mir das mal zu erklären. In Schuhen hatte ich immer schon eine sehr weibliche Ausrichtung, komisch. Der deutsche Markt präsentiert sich in Sachen Winklepickers sehr dünn, lediglich im Kölner Studio 59 kann man ein paar Modelle über Ebay bekommen. Mehr Auswahl hat man da schon auf dem englischen Markt, auf dem der Schuh im Moment sein drittes Comeback erlebt. Beim deutschen Wikipedia findet man lediglich eine Erklärung als Angelrute, man sollte sich da doch mehr auf die englische Erklärung verlassen. Entscheiden werde ich mich dann wohl für das Modell rechts, es sei denn ihr könnt mir noch andere Modelle empfehlen.

Aktion Kinder in Gefahr – Stoppt die BRAVO!

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Skandal oder Wahrheit? In seinem Blog schreibt Robert Basic über die Aktion Kinder in Gefahr und der Petition die Bravo zu stoppen. Was zunächst unglaublich erschien, entpuppte sich dann aber als bittere Wahrheit. Die Deutsche Vereinigung für eine Christliche Kultur findet die Pornographischen und erotischen Inhalte der BRAVO als Kindergefährdend. Ist das wirklich so? In der Tat finden sich in der BRAVO immer wieder Bilder von nackten Jugendlichen und die letzte Foto-Love Story endete im Bett. Tokio Hotel hat mal über den Sex mit Fans gesprochen. Interessant finde ich das auch nicht, Pornographie definiere ich jetzt anders, aber jeder hat da wohl eine andere Meinung.

Mein Arbeitskollege zum Beispiel, mit dem ich gleich darüber diskutieren musste. Der sieht das genauso und führt zu Recht an, das ich selbst noch keine Kinder habe um das überhaupt zu beurteilen. Ich denke es liegt an den Eltern dafür zu sorgen, das solche Inhalte nicht auf offene Ohren stoßen, sondern auf Informierte. Wenn Kinder die Eltern auf solche Sachen ansprechen sollte darüber offen gesprochen werden, Verbote haben noch nie funktioniert und erhöhen nur den Reiz. Aber das bleibt eben Ansichtssache.

Viel übler ist der restliche Inhalt der Internetseite des DVCK, was da nicht alles als schlecht und verboten angesehen wird, sprengt die Fesseln des guten Geschmacks. Es gibt Linksradikale und Rechtsradikale, gibt es auch Christradikale?

Deswegen fordere ich für meinen Teil: Stoppt den DVCK! Nein zur Meinungsmache gegen Homosexuelle, verbietet die Publikationen über Gotteslästerung und den Wunsch nach Zensur im Internet. Schützt unsere Kinder vor den christlichen Ansichten aus dem Mittelalter.

Xmal Deutschland – 5 Frauen aus Hamburg definieren den Grufti-Sound

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1980, der Punk explodiert auch endlich in Deutschland. In Hamburg gründen 5 Mädchen die Band „Xmal Deutschland“, um der musikalischen Bewegung ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Wie es sich für echte Punks gehört – ohne musikalische Erfahrung. Anja Huwe (Gesang), Manuela Rickers (Gitarre), Fiona Sangster (Keyboard), Rita Simon (Bass) und Caro May (Schlagzeug) sind damit wohl die erste deutsche Girl Band einer keimenden Gothic-Bewegung, benannt nach diesem Buch von Rudolf Walter Leonhardt über das Deutschland der 50er.

Auch heute noch bekommen Gruftis leuchtende Augen, wenn die ersten Takte von „Incubus Succubus“ durch den dichten Nebel auf der Tanzfläche dringen. 1982 wird der Song ein Hit in Clubs, in denen sich auch Gothics herumtrieben. Ihre große Beliebtheit bei den Goths gründet wahrscheinlich in der energiegelandenen, ungestümen und doch melancholischen Musik. Laute Gitarren, ein typischer New Wave Beat und der unterkühlte Gesang von Anja Huwe bohren sich in den Schädel. Mit dem Einsatz des Synthesizers ist es dann um den gemeinen Grufti geschehen. Eine bedrückende Atmosphäre voller Leidenschaft, Verzweiflung und Hingabe, der einen Text trägt, der gruftiger nicht sein könnte. Zeilen wie „Gefoltert auf der Streckbank der Zeit“ begeistern allerdings nur ein paar depressive Tanzflächer-Schlurfer, nicht die deutsche Fachpresse.

In stumpfer alter Rocktradition „ihr Ding bringen“ wollen Xmal Deutschland; und dann halten sie nicht mal was von Sexy-Images [..] Das einzige, was ich ihnen abnehme, ist, dass sie als kleine Amateur-Garagen-Depressorocker zu viel schlechte Bücher gelesen haben und ansonsten auf Pfefferminzschokolade, Hamburger, Ami-Cabrios vor 1960 und deutsche Horrorstummfilme stehen. (Kid P. in „Die Wahrheit über Hamburg“ Sounds 5/82).

Von der deutschen Musiklandschaft zunächst ignoriert, spielten die Band einige Konzerte mit Palais Schaumburg und Wirtschaftswunder. Thomas Fehlmann von Palais Schaumburg, wusste, gleich woran er ist, als er von Caro May eine volle Bierdose an die Rübe gepfeffert bekommen hat. Rita Simon (Bass) verließ die Band und wurde von Wolfgang Ellerbrock ersetzt. Die Single „Schwarze Welt – Großstadtindianer“ erregte in England großes Aufsehen und erntete durchweg positive Kritiken. Das Stück „Incubus Succubus“, (Männlicher und weiblicher Dämon), das ein Jahr später erschien, sollte zum Undergroundhit avancieren und ist heute noch Hymne der Gothic Bewegung. Beide Singles sind auf Alfred „Los, wir machen ne´ Platte“ Hilsbergers ZickZack Records erschienen.

Xmal Deutschland erobern Großbritannien

Der legendäre Radio-DJ John Peel schnuppert deutsche Luft und lud die Band am 25.11.1982 zu der ersten von vier berühmten Peel-Sessions nach England ein, was Xmal Deutschland einen weiteren Bekanntheitsschub verlieh. Caro May (Schlagzeug) verließ die Band und wurde durch Manuela Zwingman ersetzt. So langsam witterten dann auch die Major Labels der aufkommenden Neuen deutschen Welle das Potenzial der Band. Zu spät, denn die Band hatte ihre eigenen Pläne und lehnte die Angebote ab. Durch eine Tour mit den Cocteau Twins wurde das bekannte 4AD Label aufmerksam und so kam es, dass Xmal Deutschland die erste und letzte Band des englischen Labels wurde.

Xmal, you came just about the right time…we were getting all silly, rolling about in the grass. We might replace the old with the new…this is only the tip of the iceberg. […] I have to thank Mick Mercer for bringing this German blend of atmosphere and noise to my lugholes. (ZIGZAG Magazin, Oktober 1983)

Anfang 1983 erschien dann auch ihre erste LP „Fetisch„. Technisch mitgewirkt haben daran Ivo Watts (This Mortal Coil) und John Fryer (NIN, Depeche Mode), die dem Album einen eigenen frischen Sound bescherten, das in England für überschwängliche Kritiken sorgte. Dass die Texte größtenteils auf Deutsch sind, hat die Engländer nicht gestört, passte die stimmliche Umsetztung von Anja Huwe doch ausgezeichnet in das musikalische Konzept. Das Album klingt sehr rau und zeigt deutlich die Experimentierfreude durch einige klangliche und musikalische, dunkle Perlen. Es ist wie eine Reise durch die Dunkle Szene Anfang der 80er Jahre. Persönliche Highlights sind „Boomerang“ und „Danthem“. Das Album erreichte Platz 3 in den britischen Independent Charts, direkt hinter New Order und Aztec Camera. Nach einer Tour durch England erschien 1983 die 12 inch „Qual„, auf der sehr tanzbare, schlagzeuglastige Remixe vertreten sind.

Deine Qual ist meine Lust, meine Liebe ist dein Tod, nachts wenn du schläfst bin ich lebendig, mein Tag ist deine Dämmerung, meine Wiege ist dein Grab, deine Qual ist meine Lust, meine Liebe ist dein Tod, I’ll murder you… (Qual – Xmal Deutschland)

Nachdem Manuela Zwingman die Band verließ wurde sie von Peter Bellendir ersetzt, im Juni 1984 holten sie gemeinsam mit 4AD zu einem weiteren Geniestreich aus. „Tocsin“ gehört für mich zu den besten Alben der Band, es verbindet schöne Synthieklänge mit treibenden Drums und sehr dunklen Bassverläufen. Das Gitarrenspiel rückt hier abermals in der Vordergrund und glänzt durch scharfe und klare Riffs. Auch Anja Huwe hat sich weiterentwickelt, ihr Gesang ist nun nicht mehr so hysterisch schrill, sondern eher melodischer auch wenn sie dabei nichts von Ihrem Reiz einbüßt. Höhepunkte des Album sind „Mondlicht“ und „Eiland“ die längst meine persönliche Definition von Gothic sind.

Dem Album folgte eine ausgedehnte Tour durch Europa und Amerika. Während sich Xmal Deutschland in England schon etabliert hatten, reagierte die Deutsche Musiklandschaft hochnäsig und Eitel. Warf man der Band doch vor, nur eine Kopie der englischen Szene zu sein und nicht in die aktuelle Phase der Neuen Deutschen Welle zu passen. Vergleiche mit Siouxie an the Banshees, Killing Joke und Depeche Mode (!) wurden gezogen, vielleicht eine späte beleidigte Reaktion auf die Ablehnung der Band sich einige Jahre zuvor einem Major Label anzuschliessen? In einem Interview des Melody Makers 1982 heißt es:

So do they treat you with disdain (mißachtung)? […] When we started the said – Oh my God, five Girls – they look alright but the can´t play. The say – „Oh it´s an English copy“, but over here they say, „Oh you´re different“! (Melody Maker Interview 1982)

Die Band verließ 4AD und gründete ihr eigenes Label eXile und brachte die EP „Sequenz“ heraus. Das darauf vertretene „Autumn“ war der erste rein englischsprachige Text der Hamburger. Die Musik klang jetzt deutlich mehr nach Pop, die Sounds waren waviger und deutlich einprägender, was sich in dem Stück „Polarlicht“ deutlich herauskristallisiert. 1986 schlossen X-Mal Deutschland einen Vertrag mit Phonogram ab und brachten die 12inch „Matador“ heraus, die von Hugh Cornwell, dem Sänger der Stranglers produziert wurde und sogar in die Charts klettern konnte. Daraufhin spielte die Band im Vorprogramme der Stranglers im Wembley Stadion, bei dem Anja Huwe einem Gedränge von sichtlich unbeeindruckten Fans der Stranglers entgegenschrie „Ein bisschen mehr Respekt!!“, wobei die Ausrufezeichen später im Melody Maker als vergiftete Dolche gedeutet wurden.

Die dritte LP „Viva“ wird 1987 in Hamburg aufgenommen, Single Auskopplung ist „Sickle Moon“. Der hohe Anteil englischsprachiger Songs, unter anderem einer Vertonung eines Gedichtes von Emiliy Dickinson. Die Songs wirken deutlich erwachsener und heller. Statt die morbide und depressive Stimmung fortzuführen, entschieden sich Xmal Deutschland für die Melancholie. Die Stücke klingen poppiger und sind nun vollends im New Wave angekommen. Schöne und einprägsame Melodien werden vom deutlich gefühlvolleren Gesang getragen und manifestieren sich in den Stücken „Eisengrau“ und „Illusion“. Ein schönes und gelungenes Album, ohne nennenswerte neue Akzente. Nach der anschließenden Europa-Tour zerbrach die Band. Manuela Rickers, Fiona Sangster und Peter Bellendir verließen die Formation.

Wir haben die Trennung kommen gesehen. Wie es scheint wachsen einige Bands durch ihre Erfahrungen zusammen oder leben sich auseinander. Ursprünglich war es unser gemeinsames Interesse in Literatur und Musik das unsere Freundschaft zusammenhielt. Mit der Zeit begannen wir uns zu verändern und wuchsen immer weiter auseinander. (Anja Huwe und Peter Ellerbrock)

Aus der ursprünglich 5-köpfigen Mädchenband blieben jetzt nur noch Anja Huwe und Peter Ellerbrock, die sich aber entschieden, weiterzumachen. 1988 begannen die zwei wieder mit Arbeiten an neuem Material. Joe Clis (vormals Human League) und Frank Z (vormals Abwärts) unterstützten die Band. Das aus dieser Zusammenarbeit resultierende Album „Devils“ erschien 1989 bei Polygram. Die Entwicklung erste deutsche Texte mit dem englischen zu mischen endet hier nun auf rein englischen Texten mit gelegentlichen deutschen Einflüssen. Das Album klingt nun gar nicht mehr nach Xmal Deutschland, sondern wie weichgespülter Endachtziger Pop. Zu viele neue Einflüsse veränderten den Sound komplett. Keine Ecken und Kanten, nichts Neues und außergewöhnliches machen deutlich, dass eine Band nicht nur aus der Frontfrau bestehen kann. Setzt man die beiden Stücke „Dreamhouse“ von dieser Scheibe und „Mondlicht“ von Tocsin gegenüber, wird der Unterschied mehr als deutlich.

Die Platte floppte und ist in England nie erschienen, obwohl der Fokus ja auf dem englischsprachigen Publikum lag. Xmal Deutschland war damit endgültig Geschichte. Ein schönes Finale aus der Schlussphase der Band ist die B-Seite der letzten Single „The girl in the Iron Mask“ von Billy Bragg. Mit dem Fall der Mauer fiel auch Xmal Deutschland. Schade und doch unvermeidlich, sie waren die richtige Band in der richtigen Zeit und haben ein ganzes Genre geprägt. „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist…“ hätte nach Viva das Fazit sein müssen, in England hat Xmal Deutschland heute noch Kultstatus und gehört fest in die Playlisten der englischen Underground-DJ´s.

Was wurde aus den Bandmitgliedern von Xmal Deutschland?

Anja Huwe (Gesang von 1980-1989) war danach neben Lou Richter in der NDR Sendung „Musiq“ zu sehen und betätigte sich 1990 als Produzentin der Sendung „Housefrau TV“ auf VIVA. 2000 legte sie Ihren Fokus auf die Malerei und eröffnete am 10.3.2005 ihre erste Ausstellung in New York unter dem Titel „X-mal“. Sie lebt immer noch in New York und Hamburg. Mic von Unruhr hatte die Gelegenheit 2005 eines schönes Interview mit Frau Huwe zu führen.

Manuela Rickers (Gitarre von 1980-1987), schloss sich 1992 dem Rossburger Report an und blieb ihrer Gitarre treu und probierte sich mit dieser experimentellen Musik neu aus, 1994 endete das Projekt. 2003 startete sie zusammen mit Olaf Bloquist das Projekt Mispelheim, das aber nie einen Tonträger veröffentlicht hat, dennoch trennten sich die Wege der Beiden nicht, so das Manuela auf der 2007 erschienen CD Hundert Kronen an der Gitarre zu hören ist. Ein ausführliches Interview mit Olaf Bloquist hat Mic von Unruhr geführt, dem auch diese Ergänzung zu verdanken habe.

Peter Bellendir (Schlagzeug 1982-1987), war ebenfalls 1992 am Rossburger Report beteiligt, dem er genau wie Manuela Rickers bis 1994 treu blieb. Auf YouTube gibt es übrigens ein sehr… anderes Musikvideo von einem Auftritt der Band, in der nachfolgenden Jahren beschäftigte sich Bellendir als Musiklehrer, bevor er 2013 überraschend verstarb.

Manuela Zwingmann (Schlagzeug 1982-1983) spielte noch für den Song „D for Desire“ ein kurzes Gastspiel bei All about Eve.

Was aus den folgenden Mitgliedern der Band geworden ist ließ sich leider nicht herausfinden, schade. Caro May (Schlagzeug 1980-1982), Fiona Sangster (Keyboards 1980-1987),  Rita Simon (Bass 1980) und Wolfgang Ellerbrock (1980-1989)