EBMler: Militärisch angehauchte Pazifisten mit Brikettfrisuren

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EBM steht für Electronic Body Music und wird vornehmlich von der als Techno-Grufties benannten Spezies bevorzugt, die wir nachfolgend einfach als EBMler betiteln. Die Musik entstand 1980 mit Aufkommen der ersten bezahlbaren Synthesizern, wie dem Korg MS-20. Frisurentechnisch recht unspektakulär, tragen Brikettfrisur, auch Flattop genannt und häufig rasierte Schädel. Sehen alle ein bisschen aus wie der junge Dave Gahan bei der Bundeswehr, obwohl der nie gedient hat und deren Musik höchstens Einstiegsdroge ist.

Aus anfänglichem Pogo entwickelte sich der marschierende Zweischritttanz der ihn auf der Tanzfläche charakterisiert, wo er ja eigentlich gar nicht gesehen werden will, denn sein Lieblingsmuster ist Camouflage. Vorschlaghammer und Maschinenteile als Aufdruck auf seinem T-Shirt lässt keine Rückschlüsse auf die Berufswahl des EBMler zu. Obwohl diese Spezies wegen ihrer Erscheinung oft mit brauner Soße verwechselt wird, hat der EBMler damit rein gar nichts zu tun. Der EBMler hörte DAF, Front 242 und Nitzer Ebb, hört jetzt Spetsnaz und Dupont.

So gesehen ist EBM kein Musikgenre das aus irgendetwas entstand sondern beschreibt eher eine Vielzahl von Musikrichtungen und ist daher als Oberbegriff anzusehen, der elektronisch erzeugte und tanzbare Musik umfasst. Von manchen Kritikern auch Aggrepo betitelt, weil der Musik eine gewissen Agressivität zugrunde liegt, wobei hier von einer kreativen Form die Rede ist. Klar und tief gesprochene Texte, die mitunter gegrölt werden vermischen sich häufig mit Samples die aus düsterer Vergangenheit stammen. Aufgrund dieser Tatsache und ihres Kleidungs- und Frisurenstil, wird der EBMler fälschlicherweise der rechten Szene zugeordnet.

Das Stück Body to Body von Front 242 wird gerne als Initialzündung der Bewegung betrachtet, ich persönlich halte aber das Umfeld um die Deutsch amerikanische Freundschaft (DAF) für ausschlaggebender die mit Ihrem Album Die kleinen und die Bösen etwa 1980 einschlugen. Das Stück „Verschwende deine Jugend“ ist stilprägend. Ein harter und schneller Beat, der von einem Synthieteppich getragen wird gepaart mit Sprechgesang und kontroversen Texten. Die parallel entstandene Industrial Bewegung, die sich zu dieser Zeit in Bands wie Throbbing Gristle manifestiert spendet ebenso Einflüsse und Songs bei.

Somit konzentriert EBM meiner Meinung nach tanzbares aus vielen anderen elektronischen Musikrichtungen. Massentauglichere und Sinnfreiere Spielarten der Electronic Body Music mündeten dann im Techno und später in der Rave Musik, die aber mit den Ursprüngen nichts mehr zu tun haben.

Ob zuerst die Musik oder das Outfit war, bleibt ungeklärt. Meiner Meinung nach die Musik, die mit ihrer militärischen Ader die Wahl der Kleidung beeinflusst hat. Anspielungen auf Militär und Krieg, sowie die Vergangenheit in Form von eingespielten Samples sind musikalisch provokante Mittel, die auch in Form von Frakturschriften, Bomberjacken und Doc Martens Verwendung finden. Mit den Idealen oder politischen Interessen der EBMler hat das nichts zu tun, sondern ist lediglich Ausdruck von Protest und Abgrenzung von der Norm der Gesellschaft.

Der Trekkie in mir – Startrek XI

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Coming Out ist ja bekanntlich eine Modeerscheinung, oder vielmehr ein Modewort, das eigentlich der gleichgeschlechtlichen Liebe vorbehalten ist und zwar dann, wenn man sein Umfeld mit der Tatsache vertraut macht. Ich leih mir diesen Begriff einfach mal aus und bekenne: Ich bin ein Trekkie, ein Startrek Fan der zweiten Stunde, denn leider bin ich zu jung gewesen, um die erste Staffel (Eingeweihte nennen sie auch TOS) bei Ihrer Erstaustrahlung gesehen oder bewusst wahrgenommen zu haben. Jahre später habe ich das natürlich nachgeholt.

Jetzt ist es soweit, im Mai 2009 soll der neueste Startrek-Streich die Kinoleinwände fluten, ich bin jetzt schon höllisch aufgeregt, wenn auch ein wenig skeptisch, denn es fühlt sich so an als würde Hollywood wieder einmal zum altbewährten wie alles begann zurückkehren. Zeitlich soll der Film zwischen den ersten Staffel der Serie in den 60ern und der zweiten Staffel die Mitte der 80er ausgestrahlt wurde liegen. Eine neue unverbrauchte Besetzung soll den bewährten Reiz ausmachen, lediglich die Nebenrollen sind prominent besetzt. Uiuiui, bin ich gespannt.

Bis auf die versehentlichen Ausrutscher wie beispielsweise Deep Space 9 bin ich ein treuer Anhänger und kenne alle 10 Filme, die aus den Serien entstanden sind auswendig. Rückblick für Erinnerungswillige und Schnelldurchlauf für die Nichteingeweihten und ungläubigen:

  1. Star Trek: Der Film (1979)
  2. Star Trek II: Der Zorn des Khan (1982)
  3. Star Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock (1984)
  4. Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart (1986)
  5. Star Trek V: Am Rande des Universums (1989)
  6. Star Trek VI: Das unentdeckte Land (1991)
  7. Star Trek: Treffen der Generationen (1994)
  8. Star Trek: Der erste Kontakt (1996)
  9. Star Trek: Der Aufstand (1998)
  10. Star Trek: Nemesis (2002)

Bis es so weit ist, müsst ihr euch unbedingt den Trailer zum Film ansehen. Meine Kehle ist jetzt noch ganz trocken und vor lauter Aufregung habe ich fast die Zeit vergessen. Robert Basic meint, es könne der beste Film der Reihe werden, ich selbst bin und bleibe skeptisch. Und bekanntlich ist die Freude umso größer, wenn man seine Erwartungen klein hält.

Video: Agents of SORP – Emothirst

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Grundsätzlich bin ich gegen die Diskriminierung von Randgruppen, wirklich. Gut, das ein EMO zu keiner Randgruppe gehört, schließlich sind diese in der gefühlten Übermacht und besiedeln rudelartig Plätze und Treppen an öffentlichen Plätzen und haben mittlerweile auch Klamottenlabels wie H&M, Pimkie und New Yorker infiltriert. Dies ist nur mit einer einzigen Sache zu bekämpfen, mit Humor und der unverblümten Lust am Leben.

Außerdem gehört die Selbstironie und das Können über sich selbst zu lachen zu den großartigsten Fähigkeiten hoffentlich jeder Randgruppe. Meine Devise: Nicht gleich heulen, sondern auch mal lachen, nebeneinander tanzen, statt stehen zu bleiben, einfach mal genießen ohne zu denken. Deshalb nehme es mit Humor und kommentiere das ganze mit deiner Botschaft oder Videoschnipsel, statt mit Vorurteilen zu hausieren, solltet ihr sie einfach mal weglachen, nähert euch einander statt sich von ihnen zu distanzieren.

Schön das heute Freitag ist und damit der Start in das Wochenende eröffnet wurde. Leider ich habe versprochen heute mit nach IKEA zu fahren, eigentlich habe ich gar keine Lust dazu, aber versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen. Nach einem Kaffee im Restaurant kommt dann immer die schlimmste Abteilung, der Kleinkram Markt, an dem man sich besser schon mal einen Einkaufswagen nimmt, gute Vorsätze wie eine Tasche reicht sind sowieso haltlos.

Die Nacht ist nicht allein zum schlafen da

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Rein körperlich gesehen ist sie es, denn mit Einbruch der Dunkelheit wird mehr Melatonin in das Blut abgegeben, das schläfrig macht. Nachtarbeit ist die Geißel unserer modernen Zivilisation und Folge gewohnter Verfügbarkeit von Produkten und Dienstleistungen. Die Nacht hat aber auch schon seit Jahrhunderten mystische Bedeutung, denn die Dunkelheit und der damit verbundene Verlust der Sehkraft macht Angst und verunsichert den Menschen, seine Unfähigkeit Nachts zu sehen lähmt den Verstand und weckt unsere Instinkte.

In den meisten Spielarten der schwarzen Subkultur, spielt Dunkelheit eine große Rolle, macht sie uns doch auch empfänglicher für Gefühle und Emotionen und ist Quell für die meisten Legenden und Mythen. Schließlich zerfallen Vampire ja bei Sonnenlicht zu Staub und in Horrorfilmen ist es fast immer dunkel. In unzähligen Liedern der unterschiedlichsten Jahrhunderte wird die Nacht besungen, so dichtet Beispielsweise Otto Ernst Hesse 1938 in seinem Lied:

Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da, die Nacht ist da, daß was gescheh‘.
Ein Schiff ist nicht nur für den Hafen da es muß hinaus, hinaus auf hohe See.
Berauscht euch Freunde trinkt und liebt und lacht und lebt den schönsten Augenblick.
Die Nacht, die man in einem Rausch verbracht, bedeutet Seligkeit und Glück.

Die Nazis verboten den Liedtext wegen seiner Revolutionären Zeilen, trotzdem entwickelte sich das Lied zu einem gefragten Stück und wurde mit seinem Originalen Text von zahlreichen Künstlern interpretiert. Hier noch einige Titel, die sich auf ihre ganz eigene schöne Weise mit dem Thema Nacht beschäftigen und die euch einmal an Herz legen möchte. Kommentiert doch mal, welche Lieder für Euch die Nacht am besten Symbolisieren.

Für mich hat die Nacht ihren ganz eigenen Reiz, denn hier rücken andere Sinne in den Vordergrund. Dem Grufti wird ja immer nachgesagt, er würde in der Nacht die Friedhöfe unsicher machen, das habe ich aber irgendwie nie gemacht, da gucke ich mir die Friedhöfe lieber bei Tag an, so wie den Highgate Cemetery in London. Ursprünglich wollte ich einfach nur auf die wunderschöne Sammlung von 60 Nachtaufnahmen des Smashing Magazine hinweisen, denn die stehen stellvertretend für das, was mir die Dunkelheit bedeutet.

11. November: Vom Hoppeditz und anderen Traditionen

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Der 11. November ist ein ereignisreicher und sehr rheinischer Tag. Es gibt kaum einen Tag an dem so viele Traditionen und Gebräuche, Wörter und Begriffe benutzt werden wie an diesem Tag. Übrigens erschien am 11. November 1954 der zweite Teil der Herr der Ringe Trilogie von Tolkien und die ehemaligen Alliierten feiern den Veterans Day, Wikipedia ist schon ganz schön informativ.

Der Hoppeditz, wird jedes Jahr mit dem Beginn der Karnevalssession, dem 11. November um 11:11 zum Leben erweckt. Vom Pferd des Reiterstandbildes von Jan Wellem auf dem Düsseldorfer Marktplatz hält er seine lustige und bissige Eröffnungsrede und läutet damit die neue Karnevalssession ein. Der Erzschelm war verwandt mit Till Eulenspiegel und Nachfahre des Hofnarren. Auf jeden Fall war er vorher schon in der rheinischen Fastnacht bekannt als Hanswurst. Er genoß in Düsseldorf so hohes Ansehen, daß ihm 1841 auf dem Karlplatz sogar ein Denkmal gesetzt wurde, dort blieb es allerdings nur bis 1860.

Hoppeditz-DenkmalKarneval. In dieser Zeit mutiert man vom Bröckchen der Subkultur zum anerkannten Mitglied der Gesellschaft weil viele Mitmenschen den Gruftie oder den Punk als Träger eines Kostümes sehen. „Guck mal, der hat sich als Punker verkleidet!“ Doch bevor sich der gemeine Bürger ans Austreiben des Winters begibt, muss dieser erstmal beginnen und der Brei aus christlichen Feiertagen und Absatzorientierter Gewinnerzielung durchlaufen werden, der nicht etwa in einem besinnlichen Weihnachtsfest endet, sondern viel zu oft in einem Kosumrausch. Kinder warten auf den Weihnachtsmann nicht auf´s Christkind.

Konsumrausch. Am 11. November ist auch noch der Martinstag, Feiertag eben jenes Martin von Tours der mit dem Bettler seinen Mantel teilte und im Alter von 81(!) Jahren starb, was zu dieser Zeit wohl Rekordverdächtig gewesen sein dürfte. Ein Fest an dem die Kinder mit selbstgebastelten Laternen durch die Straßen ziehen, Lieder singen und jedes Jahr auf´s neue die Geschichte spielend erleben und ein knisterndes Martinsfeuer die Gemüter der anwesenden erhellt. Die ollen Gänse, die Sterben müssen weil sie Herrn von Tours im Stall verraten haben tun mir ja fast ein bisschen leid, dass sie für die Fehler ihrer Vorfahren vor 1600 Jahren immer noch geradestehen müssen.

Natürlich ist selbermachen, nicht verkleiden, singen und Ehrenamt Gift für den Umsatz, deshalb haben die führenden Industrien sich zusammengeschlossen und kurzerhand Halloween bei uns eingeführt. Der ist in den USA ja schon durch eine umfangreiche Produktpalette erschlossen, bietet sich geradezu an und wer hat´s erfunden?  Die Idee dazu habe die Iren nach Amerika gebracht.

Jetzt ziehen bei uns seit dem 5. November täglich Martinsumzüge und Kinder singen mit gebastelten Laternen ihre Lieder. Erstaunlicherweise kennen Kinder ja keine Integrationsprobleme oder Berührungsängste und war ich um so erstaunt, das die türkischen Kinder der Gruppe vor meiner Tür textsicher und lautstark in Erinnerung geblieben sind. Kinder an die Macht!

Kristallnacht – Die Reichsprogromnacht in Deutschland vor 70 Jahren

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Millionen von Glassplittern zerstörter Schaufensterscheiben, in denen sich der Feuerschein der brennenden Synagogen und Geschäfte funkelte, gaben angeblich dem Tag ihren Namen, Kristallnacht. In der sogenannten „Reichspogromnacht“ vom 9. auf den 10. November 1938 hatten Nazis in ganz Deutschland Geschäfte und jüdische Gotteshäuser in Brand gesetzt, Wohnungen jüdischer Bürger demoliert und ihre Bewohner misshandelt und ermordet. In der offiziellen Nazibilanz des Terrors waren 91 Tote, 267 zerstörte Gotteshäuser sowie 7500 verwüstete Geschäfte verzeichnet. Die Wahrheit liegt aber weit über diesen Zahlen, denn viele Juden wurden in dieser Nacht hingerichtet oder in den Tod getrieben und nahezu alle jüdischen Synagogen und Friedhöfe wurden zerstört.

Der Begriff „Kristallnacht“ wird seit einigen Jahren nicht mehr verwendet, weil er verharmlosend klingt und sein Zusammenhang mit der Reichsprogromnacht nicht ausreichend belegt wurde. In einem Artikel der Nachrichten heißt es: „Der Holocaust-Überlebende Meier Schwarz fasste es so zusammen: „Der Ausdruck verschleiert jene Gräueltaten, die an jüdischen Mitbürgern verübt wurden, und sollte deshalb durch den Begriff Pogromnacht oder Novemberpogrom ersetzt werden.

Doch wie auch immer ein solcher Tag genannt wird. Er darf nie in Vergessenheit geraten und nicht totgeschwiegen werden. Mittlerweile sind 70 Jahre vergangen, die heutigen Generationen können nichts mehr daran ändern was ihre Vorfahren angerichtet haben, sollten aber offen damit umgehen und rechtes Gedankengut im Keim ersticken. Mittlerweile halte ich Europa für weitsichtiger als die Deutschen selbst, denn uns ist es immer noch am unangenehmsten sich damit auseinanderzusetzen.

Ausgebrannte Synagoge
Bundesarchiv, Bild 146-1970-041-46 / Unknown / CC-BY-SA 3.0, Bundesarchiv Bild 146-1970-041-46, München, zerstörte Ohel-Jakob-Synagoge, CC BY-SA 3.0 DE

Fremde Literatur wurde damals verbrannt, heute wird sie verboten oder wie man angenehmer sagen kann, vom Vertrieb und von der Reproduktion ausgeschlossen. Hakenkreuzsymbole die auf viel ältere Kulturen zurückzuführen sind, lösen heute Empörung aus ohne das man wirklich den Blick hinter die Kulissen wagt. Wie die Zeit berichtete, darf Hitlers „Mein Kampf“ nicht vertrieben und gedruckt werden, obwohl der Inhalt nur die Gedanken eines Mannes zeigen, der die Grenze vom Genie zum Wahnsinn hinter sich gelassen hat. 2015 läuft das Urheberrecht des Freistaates Bayern aus, dann kann auch damit hemmungslos Geld verdient werden.

Warum gibt es keine kommentierte, aufklärende Auflage des Buches, dessen Erlös einer Stiftung gegen Rechtsradikalismus zu gute kommt? Aufklärung und unzensierte Informationen sind die einzigen Möglichkeiten mündigen Bürger eine eigenständige Meinung zu ermöglichen.

Die Welt der Gothics: Spielräume düster konnotierter Transzendenz

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Wann immer die Wissenschaft versucht gesellschaftliche Phänomene zu erklären wird es theoretisch wenn es um Subkulturen und Jugendszenen geht, wird es abstrakt. Es gibt unzählige todbringende Krankheiten, versteckte Winkel unserer Erde und die unendlichen Weiten des Weltraumes, so dass ich mich frage, ob es keine spannenderen Dinge gibt. Das menschliche Gehirn beispielsweise ist immer noch nicht richtig erforscht, aber man versucht trotzdem seine Verhaltensweisen zu erklären, die vielleicht so gar nicht erklärt werden können. Aber gut, hätten sich beispielsweise Otto Lilienthal an Konventionen gehalten würden wir heute vielleicht nicht fliegen können.

Axel Schmidt, Klaus Neumann-Braun und Judith Platz starteten 2004 den 336 Seiten starken Versuch, Die Welt der Gothics zu analysieren und zu erforschen. Dank Googles Buchsuche gibt es nun einige Einblicke in das Werk, die ihr unbedingt sichten solltet, denn von lesen kann in meinem Fall nicht die Rede sein, jedenfalls nicht ohne Fremdwörterlexikon, da bin ich ganz ehrlich. Manchmal vermute ich, die schreibenden verstecken sich hinter Worten deren Bedeutung keine klare Stellungnahme zulässt sondern eher den Versuch eine Situation möglichst sachlich zu umschreiben ohne Stellung zu beziehen. Streng wissenschaftlich also, obwohl es sich ja bei der beschriebenen Subkultur um ein Stellungnahme an sich handelt.

Entwickeln sich Jugendkulturen nicht gerade zu dem Zweck aus dem erklärbaren und gesellschaftlich Anerkannten auszubrechen? Während der Erwachsene Goth versucht eher individuell, nachdenklich und besonders zu sein, geht es dem Jugendlichen doch primär darum auszubrechen um sich so einer Erklärung durch die Erwachsenen zu entziehen. Dabei ist es grundsätzlich egal um welche Art von Subkultur es sich handelt, das bestimmt in erster Linie das freundschaftliche Umfeld.

Obwohl auch ich einen starken Drang habe alles zu erfahren und mich selbst als Informationsjunkie bezeichne, weiß ich doch, dass Dinge nicht erklärt werden können die nicht erklärt werden wollen. Deshalb sollte sich der Interessierte lieber Lektüre besorgen, die kontrovers und polarisierend mit der Thematik umgeht um einen selbst anzuregen nachzudenken und sich seine eigene Meinung zu bilden. Teipels Verschwende deine Jugend ist ein solch dokumentarisch gehaltenes Buch der eher beschreibend als erklärend ist und obwohl nicht direkt die Gothics behandelnd von der Thematik in die selbe Richtung geht. Aber das ist nur eine, meine Meinung.

Was ich haben will das krieg ich nicht, und was ich kriegen kann, das gefällt mir nicht. (Fehlfarben – Paul ist tot)

Farin Urlaub und Markus Kavka: New Wave aus der Sicht als Zeitzeuge

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New Wave war nicht nur ein Musikgenre sondern vielmehr der Beginn eines Stückes Musikgeschichte und einer Subkultur. Markus Kavka und Farin Urlaub sind zwei Zeitzeugen dieser Ära, denn beiden steckten zu dieser Zeit mitten in Ihrer Pubertät.

Während der eine körperlich und musikalisch wuchs, wuchs der andere nicht und ist jetzt Moderator bei MTV und dafür verantwortlich, dass sich die beiden zusammengesetzt haben und eine ganze Weile sehr interessant über die Wave Musik der 80er sprechen. Gewürzt wird das ganze durch Musikvideos, die eindeutig für Herrn Urlaubs Musikgeschmack sprechen. Unzählige Anekdoten der Beiden lassen das ganze nicht zu einem Expertengeschwafel verkommen, sondern bieten eine sehr unterhaltsame Reise in die 80er und das Leben der Gruftszene. So hatte Farin eine englische deutsch-brasilianische Freundin, die in einem Londoner Squat lebte, was zu dieser Zeit so ziemlich das coolste war, was man haben konnte. Dagegen wirkt der wegen seiner Trichterfrisur und dem auf die Schläfe aufgemalten Einschussloch vor der Tür der Dorfdisko abgewiesene Markus Kavka schon fast bieder.

  • Depeche Mode – Strangelove
  • New Order – Blue Monday
  • The Cure – In Between Days
  • The Cult – She sells Sanctuary
  • The Smiths – There Is A Light That Never Goes Out
  • Editors – All Sparks

An Depeche Mode und The Cure geht natürlich zu dieser Zeit nichts vorbei. Die aus der Asche von Joy Division auferstandenen Jungs von New Order leben das Erbe von Ian Curtis und symbolisieren mit Blue Monday die Wave Musik der 80er. The Cult schufen mit She sells Sanctuary ein Stück Indie Geschichte, die Schlaumeier Popper The Smiths präsentieren ihren schönes melancholisches There is a Light that Never goes out.

Alle Teile des Interviews findet ihr auf der Internetseite www.farin-urlaub.de (6 Teile). Die Spur Eigenvermarktung für sein neues Album lassen wir an dieser Stelle mal durchgehen, für diesen schönen Einblick in die 80er.

New Romantics: Narzismus als Flucht vor der Realität der frühen 80er

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Die New Romantics gelten als Gegenbewegung zum Punk. Denn während die Punks die Zustände in ihrem Land anprangerten und in zerstörerischer Form mit ihren Gedanken und Outfits umgingen, schufen sich die New Romantics eine eigene Realität, die völlig entgegengesetzt zum Zeitgeist der damaligen Jugend funktionierte. Man gab sich dekadent und elitär und stellte das Outfit vor jeder politische und gesellschaftskritische Haltung. Als Begründer des Stils gilt Steve Strange, Kunststudent und Sänger der Band Visage, der sich in London 1978 einen Namen mit exzentrischen Bowie-Partys machte, in die nur Gäste mit möglichst ausgefallenen und extremen Outfits Einlass hatten. Die New Romantics hörten Human League und Spandau Ballet und hören nun Goethes Erben, Nick Cave und Lacrimosa.

Ich empfinde New Romantics als wichtigen Einfluss für die spätere Gothicszene, da hier die Grundsteine für die spätere Selbstinszenierung der Gothics gelegt wurde. Musikalisch pflegte man kein eigenes Genre, obowhl viel Anhänger der Bewegung musikalisch aktiv waren. Man verschrieb sich dem New Wave und machte hauptsächlich elektronische Musik. Die Bands Visage, Sigue Sigue Sputnik, Adam Ant oder auch Boy George gingen aus dieser Bewegung hervor. Später rechnete man auch Spandau Ballet oder Duran Duran dieser Bewegung zu, weil sie sich in ihren Outfits an dieser Subkultur orientierten.

Obwohl sie als Gegenbewegung zum Punk galten, habe die New Romantics die Ablehnung des System und das Brechen von Konventionen gemeinsam. Lediglich die politische Attitüde ist leiser und aus der Unterkonventionierung der Kleidung wurde eine Überkonventionierung, also übertrieben Chic. Im gegensatz zu den Punks wirkte der Romantiker attraktiver, luxeriöser, schöner und narzisstischer. Designer aus dieser Zeit, wie Vivienne Westwood, Colin Swift und Stevie Stewart griffen Modekonzepte aus vergangenen Zeit auf und formten durch die Überzeichnung einzelner Stilelemente einen neuen Look. So ist der Piratenlook zu dieser Zeit schwer angesagt. Malcom McLaren formt daraus die Band Adam & The Ants, lehnt den ursprünglichen Sänger aber ab. Der sichert sich jedoch die Namensrechte und wird im Anschluss mit Outfit und Musik erfolgreich

Die Zeit der Renaissance, das Mittelalter und die frühe 30er Jahre entliehen der New Romanticszene Stilelemente.Uniformen werden zu Kostümen, Stilbruch zur Revolution. Makeup für Männer wird zum Element eines neuen Lebensgefühls. Gestorben ist dieses Bewegung nie, sondern sie lebt in vielen einzelnen kleinen Ablegern weiter. So richtig modern und schwer angesagt war die Bewegung bis etwa 1983. Die Japaner haben daraus ihre ganz eigene Bewegung gemacht Visual Kei.

Die New Romantics polarisierten nicht nur die Presse, die zwar mit der Attitüde der Punks umgehen konnte, aber den rein visuell fixierten Jugendlichen nichts abgewinnen konnten, sondern auch andere Bands. So gingen Yazoo, Depeche Mode, The Cure und andere angesagte Acts dieser Zeit auf Distanz zu den dekadenten Stilreitern.

Synthetics – Get the Bombs of Life

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Genau so breit gefächert wie die dunkle Musik ist die Auswahl an dunklen Magazinen. Und da ich neugierig bin und alles ausprobieren muss hab ich mir gleich mal das neulich entdeckte Synthetics kommen lassen. Der Fokus liegt, wie der Name schon sagt, auf dem Synthie Bereich der schwarzen Musik. Synthie Pop, EBM, Wave, Independent, Gothic und Elektro sind in dem seit Dezember 1998 erscheinenden Magazin zu finden. Für den Preis von 2,90€ erhält man außerdem ein CD mit ausgewählten Musikstücken und ein paar Programmen für den Computer. In manchen Clubs soll es sogar kostenlos zur Verfügung stehen, gesehen hab ich es dort aber noch nicht.

Beim betrachten des Heftes fällt gleich das hochwertige Erscheinungsbild ins Auge und die sehr professionelle Aufmachung. Die Seiten zeigen sich sehr abwechslungsreich und wirklich gut gestaltet. Werbung hält sich sehr angenehm im Hintergrund und wirkt ohne zu stören. Die Zeitschrift teilt sich in 2 Bereiche, den Musikalischen Bereich und den Entertainment Bereich. Was für ein Bereich? Und in der Tat wird beim umdrehen des Heftes die zweite Hälfte sichtbar, die über Computersoftware, Filme und Bücher berichtet. Das umdrehen des Heftes und die strikte Aufteilung empfinde ich persönlich als sehr lästig. Nicht alles was neu und innovativ erscheint muss auch gut sein. Außerdem kann ich nicht nachvollziehen was Softwaretests und Filmtest in einem Musikmagazin zu suchen haben. Ist aber Geschmackssache.

Die Interviews und Geschichten über Bands wie Beispielsweise Illuminate, ASP, Peter Heppner, Depeche Mode und Gothminister heben sich für meinen Geschmack nicht allzu deutlich vom Konsenz der übrigen Musikmagazine ab, sind aber sachlich und einwandfrei strukturiert, schön finde ich jedoch die Fragen und die Betrachtungen der Internetseiten der Künstler, denn genau hier liegt die Zukunft.

Die teils kurzen Zwischenansichten über verschiedenen Neuerscheinungen auf dem Musikmarkt, sind jedoch sehr gut gelungen. Kurz und knackig wird hier über alles was Rang und Namen hat, oder auch verdient hat, berichtet. Überhaupt ist das Magazin sehr abwechslungsreich, manchmal wirkt es dadurch etwas überladen. Der Schreibstil ist durch gut, leider fehlt mir wie so oft auch hier der Biss. Es wird versucht objektiv über eine Sache zu berichten, die man nicht objektiv bewerten kann. Musik einer Band oder eines Künstlers findet man gut, oder eben nicht.

Die mitgelieferte CD finde ich jedoch echt klasse. Da sind ein paar echte Ohrwürmer drauf, wie Beispielsweise Mind Diode von The Dark Unspoken, die das Zeug zu mehr haben und ein paar Stücke das Bewusstsein und den persönlichen Blick zu erweitern! Auch mal anspielen sollte man Burncityburn von Psycho Candy. Beides schöne Synthiesongs mit viel Potential die Lust auf mehr machen.

(Bildquelle: Synthetics)