Unten am Fluss: Ist dieser Zeichentrickfilm traumatisierend oder lehrreich?

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Der Zeichentrickfilm „Unten am Fluss“, der 1978 in Großbritannien unter dem Namen „Watership down“ erschien, gehört auch heute noch zu den kontroversesten Kinderfilmen, die bislang mit einer „FSK 0“ Einstufung zu sehen waren. Kritiker nennen den Film eine „Einbahnstraße zur posttraumatischen Belastungsstörung„, weil darin Kaninchen auf vielfältige Art und Weise ums Leben kommen. Für andere ist der Film ein realitätsnahes und moralformendes Drama, das zeigt, dass in der Natur nicht immer alles „Friede-Freude-Eierkuchen“ ist.

Unten am Fluss – Eigentlich ganz schön idyllisch

In einem Bau auf dem idyllischen englischen Land lebt der junge Rammler namens Hazel zusammen mit vielen Artgenossen. Ihr Leben scheint sorglos zu sein, bis Hazels schmächtiger Bruder Fiver Visionen von einer drohenden Katastrophe hat. Er drängt Hazel, die Heimat so schnell wie möglich zu verlassen. Obwohl Hazel zunächst zögert, beschließt er schließlich zusammen mit Fiver und einigen anderen Kaninchen gegen den Willen ihres Anführers aufzubrechen. Bald darauf wird ihr Bau von Menschen ausgeräuchert und zerstört. Die meisten zurückgebliebenen Kaninchen werden durch den giftigen Rauch, den die Menschen in den Bau geleitet haben, getötet…

Bereits hier bröckelt die heile Welt der Kaninchenwelt erheblich, bevor sie im weiteren Verlauf des Umzugs in einen neuen Bau vollständig zusammenbricht.

Als der Film 1978 zum ersten Mal in die Kinos kam, bestand der Regisseur des Films, Martin Rosen, darauf, dass das Bild auf dem Werbeplakat die Zuschauer davor warnen sollte, dass es sich nicht um einen niedlichen Zeichentrickfilm über ein paar Hasen handelte. In einem Interview sagte er dazu:

Ich dachte, eine Mutter, die ein Kaninchen in der Schlinge sieht, dem Blut aus dem Maul kommt, würde ihrem sensiblen Kind einen solchen Film nicht zumuten und denken: ‚Das ist vielleicht nichts für Charlie – das ist ein bisschen zu hart‘

Dennoch vergaben die britischen Aufsichtsbehörden eine „U“ Kennzeichnung, die hierzulande mit der „FSK 0“ Einstufung gleichzusetzen ist und darauf hinweist, dass der Film selbst für kleinste Kinder geeignet ist. Was folgte ist eine ganze Generation von Kindern, die bei der sanften Melodie von Art Garfunkels vorgetragenem Titelsong „Bright Eyes“ für immer Schreckensvisionen von blutrünstigen Schoßtieren vor Augen hatten.

Jetzt, 45 Jahre später, hat das „British Board of Film Classification“ (BBFC) seine Meinung über den Film geändert, der nach einer Wiedervorlage als „Einbahnstraße zur posttraumatischen Belastungsstörungbezeichnet wurde.

Immer wenn ein Verleiher den Film erneut herausbringt oder veröffentlicht, überprüft ihn die BBFC nach ihren aktuellen Richtlinien. Das kann zur Folge haben, dass ein Film mit einer höheren oder niedrigeren Einstufung zu kennzeichnen ist. Der aktuelle Bericht der Kommission räumt ein, dass Teile des Films „beunruhigend“ sein können. Er warnt vor sichtbarer Gewalt, Blut und Schrecken:

Ein Kaninchen ist in einer Schlinge gefangen und beginnt zu ersticken, wobei Blut aus seinem Maul schäumt. Man sieht, wie Kaninchen mit Zähnen und Krallen gekratzt und zerrissen werden, und es gibt eine Szene, in der ein Hund einen Kaninchenbau angreift, wobei kurz Blut und Verletzungsdetails zu sehen sind. […] Es gibt beängstigende Szenen und Momente der Bedrohung, darunter Kaninchen, die von Raubtieren gejagt werden. Ein Kaninchen hat eine beängstigende Vision von blutüberströmten Feldern, und in einer Sequenz, in der die Zerstörung eines Bauwerks durch menschliche Bauarbeiter gezeigt wird, werden mehrere Kaninchen in Tunneln eingeschlossen und sterben.

Nach den aktuellen Richtlinien der Behörde erhält der Film nun eine „PG“ Einstufung, die besagt, dass solche Filme nur unter elterlicher Aufsicht zu sehen sein sollen, was in Deutschland einer „FSK 6“ Einstufung gleichkommt.

Gegenüber dem Guardian verteidigt die Behörde ihre damalige Einstufung: „Wir waren der Meinung, dass der Film Kinder zwar während der Laufzeit emotional berühren kann, sie aber nicht ernsthaft beunruhigen kann, wenn der Bann der Geschichte gebrochen ist.

Zuletzt zeigt „Channel 5“ den Film „Unten am Fluss“ 2016 im Nachmittagsprogramm des Oster-Sonntags und löste damit einen Shitstorm bei Twitter (X) aus: „Who the hell thought it a good idea to put Watership Down on Easter Sunday? ‘Hey kids let’s watch dead Easter bunnies!

Unten am Fluss – Dramatische Realität zur Prägung eines Weltbilds?

Es gibt allerdings nicht nur negative Meinungen zu diesem Film, sondern auch viele Stimmen, die in dem Film die bittere Realität abgebildet sehen. Es ist der Mensch – sinnbildlich dargestellt durch den Bauunternehmer – der den Lebensraum der Kaninchen einschränkt, allerdings gibt es in der Natur selbst eine schonungslose Brutalität, die so gar nicht in die kindgerechte, und hauptsächlich von Disney dargestellte Welt, passen mag.

Die grausame Darstellung der Natur ist die schonungslose Ehrlichkeit dieses Ökosystems, in der es gilt zu fressen und gefressen zu werden. Doch auch darüber hinaus gibt es in dem Film einige positive Dinge zu entdecken. Die Gerissenheit von Hazel, der Mut von Bigwig  und der dramatische Kampf für ein friedliches Dasein kann kindliche Phantasie durchaus beflügeln.

Neben dem Realismus gibt es auch übernatürlich Andeutungen einer Kaninchengottheit, sowie amüsante Fabelanspielungen auf die Kaninchenmythologie. Diese Mischung aus der dreidimensionalen Welt und der Verheißung von etwas Jenseitigem hat mich immer tief bewegt.

Die ganze Welt wird dein Feind sein, Fürst mit tausendfachen Feinden, und wann immer sie dich fangen, werden sie dich töten. Aber zuerst müssen sie dich fangen, Gräber, Lauscher, Läufer, Fürst der schnellen Warnung. Sei schlau und voller Listen, und dein Volk wird niemals vernichtet werden.

Der Zeichentrickfilm „Unten am Fluss“ ist vor allem eins. Traurig und wunderschön. Auch wenn klassischer Trickfilm ein wenig in die Jahre gekommen zu sein scheint, so verströmt er dennoch einen ganz eigenen Charme und hat mich „positiv traumatisiert“.

Welche Zeichentrickfilme habe Euch geschockt oder nachhaltig beeinflusst? Haltet ihr es für sinnvoll, solche Film im Alter einzuschränken und überhaupt, habt ihr den Film überhaupt schon gesehen?

Nachruf: Tommi Stumpff – Niemals mehr (*1958 – †2023)

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Am vergangenen Freitag, 28. Juli 2023 starb der Düsseldorfer Elektro-Pionier Tommi Stumpff nach langer Krankheit im Alter von 65 Jahren. Seine Stücke, „Massaker“ und „Lobotomie„, die 1989 auf seinem dritten Album „Ultra“ erschienen, sind seine einflussreichsten Songs, die mit harten EBM-Beats und mit intelligenten, aber zynischen Texten die Tanzflächen der Gothic-Tempel der 90er-Jahre füllten.

1978 gründete Tommi Stumpff (Thomas Peters) zusammen mit Trini Trimpop die Düsseldorfer Punkband „KFC„, die neben vielen anderen Bands aus dem Düsseldorfer Umfeld den Ratinger Hof zu einer Keimzelle des deutschen Punk machten. 1982 fährt musikalisch als Solo-Künstler fort und entwickelt sich vom Punk zum EBM-Pionier, der auch nicht vor der NDW nicht zurückschreckte und zusammen mit der Sängerin Silvia Nemanic bereits im Januar 1982 die Solo-Künstlerin „Silvia“ erschuf. Mit dem Stück „Zuerst Ich“ baute er eine musikalische Brücke zum Minimalismus der Neuen Deutschen Welle, während das Stück „Sauf und Stirb“ Stumpffs späteren musikalischen Werdegang vorzeichnete.

Seine Entwicklung, die mit Debütalbum „Zu spät ihr Scheißer. Hier ist: Tommi Stumpff“ (1982) beginnt und sich mit „Terror II“ (1988) fortführt, mündet schließlich mit „Ultra“ (1989), das man als sein bestes Werk bezeichnen könnte. Nach zwei weiteren Alben beendet Stumpff zunächst seine musikalische Karriere und arbeitet in der IT-Branche. 2007 beginnt er allerdings wieder mit zaghaften Proben, die schließlich mit Gründung der Band „Stumpff“ einen neuen Namen bekommen. Er absolviert einige Live-Auftritte (unter anderem auf dem WGT 2015) und wiederveröffentlicht seine 80er-Jahre Alben zwischen 2016 und 2019 bei Danse Macabre und „Kirsten Vuillot Promotion“. 2021 erscheint das Debütalbum der neuen Band mit dem klingenden Namen: „Alles Idioten“.

Das Label Danse Macabre, beschreibt ihn in seinem Nachruf so, wie er für die meisten in Erinnerung bleiben wird: „Nach einer Phase der Zurückgezogenheit hatte Stumpf gerade erst wieder künstlerisch Fuß gefasst und knüpfte mit seinem jüngsten Album an seine früheren Erfolge an. Trotz seiner manchmal streitbaren, provokanten und konservativen Seite, die ihn gelegentlich anecken ließ, war Stumpf im Kern ein Romantiker und ein Tierfreund, der seine Idealismus nie verlor.

Vor 10 Jahren habe ich Tommi Stumpff musikalisch für mich entdeckt und in der Recherche in seinen alten Songs diesen Song gefunden, der mich bis heute ganz besonders beeindruckt, da es bereits 1988 einen so vielschichtigen und düsteren Sound präsentiert, den ich für diese Zeit außergewöhnlich finde:

Für die, die jetzt neugierig geworden sind:

Am Mittwoch, dem 2. August sendet Ecki Stieg in seiner Sendung „Grenzwellen“ zwischen 21:00 und 0:00 Uhr einen einstündigen Nachruf auf Tommi Stumpff, inklusive des kompletten „Festival Of Darkness“ Konzert von 1991. Hier der Screenshot aus Facebook:

Spontis-Family auf Tour: Vegan Fantasy Fair 2023 – Nicht giftig, nur vegan

Anfang Mai bekam ich eine Anfrage, ob ich nicht ein Festival mit dem Namen „Vegan Fantasy Fair“ bewerben wolle. Neben musikalischen Darbietung von Qntal oder auf Ignis Fatuu, sollten auch Vorträge und Lesungen stattfinden, die von einem ausgiebigen veganen Nahrungsangebot untermalt werden würden. Wäre das kleine Festival, das am 15. Juli 2023 zum ersten Mal stattfand, nicht im Saarland gewesen, hätte ich tatsächlich mal vorbeigeschaut, einfach um der Umsetzung dieser Namensgebung auf den Grund zu gehen.

Was für eine Fügung des Schicksals, dass ich auf dem Spontis-Treffen 2023 Ende Mai auf Fred traf, der nicht nur in Leipzig Theaterwissenschaft studiert, sondern auch demnächst ins Saarland zieht und dort – genau zur Zeit des kleinen Festivals – schonmal wegen Vorproben am Theater in Saarbrücken ist. Er erklärte sich spontan bereit, zusammen mit seiner Mutter Claudia für Spontis auf dem kleinen Festival vorbeizuschauen und einen Bericht für „Spontis-Family auf Tour“ schreiben.

Spontis-Family auf Tour beim VEGAN FANTASY FESTIVAL

Es ist ein bewölkter Tag, ab und zu schauert es, aber zwischendrin scheint die Sonne. Wir verlassen Saarbrücken Richtung Völklingen auf der A620. Der kleine Ort Geislautern ist unscheinbar und nur einmal zeigt uns ein Plakat mit Pfeil, dass wir auf dem richtigen Weg zur „Vegan Fantasy Fair“ sind. Ein Parkplatz ist schnell gefunden und dann sehen wir auch schon die beiden Zelte am Eingang, an denen man Tickets erwerben kann oder in unserem Fall, dank Pressetickets, gleich seinen Stempel bekommt.

Übrigens: Es gibt die Möglichkeit Soli-Tickets zu kaufen, zusätzlich zu den Eigenen, um noch mehr Fantasy- und veganen Fans den Eintritt zu ermöglichen:) Auch die übrigen Preise sind sehr erschwinglich – und Schüler- und Student*innen Rabatt gab es ebenso!

Das Festivalgelände ist sehr grün. Zwischen den Bäumen wandelt man anfangs umher, was die verzauberte Atmosphäre noch mehr verstärkt und damit sich niemand verläuft, gibt es Wegweiser und auch einen Festivalplan. Von Ferne hört man auch bereits die Band auf der Hauptbühne spielen. Es ist „Tibetréa“, die mit Gitarre, Gesang und teils Mundorgel das Publikum begeistern.

Vegan Fantasy Fair 2023

Bevor wir zur Hauptbühne gehen, schauen wir uns aber erstmal auf dem restlichen Gelände um. Es gibt die „Funkelgasse“ und den „Zwergenwinkel“ (für die kleinen Gäste) mit verschiedenen Ständen – natürlich ebenfalls (wenn möglich) vegan. 3D-gedruckter- und Holzschmuck, getöpferte Blumenvasen und Glücksscherben, Honig aus eigener Herstellung. Es gibt ein Zelt mit verschiedenen Künstler*innen, die Gezeichnetes, selbstgemachte Schmuckstücke und Creature-Zeichnungen für Pen&Paper anbieten und auch „Wahrsagen für Jedermann“ ist möglich. Man kann – von den Sponsoren zusammengestellte – Schatztruhen gewinnen, die am Abend an die Gewinner verteilt werden.

„Tibetréa“ spielen neben Klassikern auch neueste Lieder – unter anderem ein Lied über eine rumänische Fruchtbarkeitsgöttin Pararuda und ein Stück, in dem Thor gebeten wird, die verstorbenen Seelen nach Walhalla zu geleiten. Wir haben uns inzwischen, wie viele der Besucher, an eine der langen Schlangen vor den Foodtrucks gestellt.

Tante Emmas Veganeria“ bietet Pizza, eine CurryVrikadelle und den Schwenker Sandwich – der offenbar zu den beliebtesten Speisen beim Publikum zählt. „La Göz“ verkaufen türkisches Streetfood, hier gibt es dann auch Gözleme mit Kartoffeln, Käse oder Nussnougatcreme und Sigara Börek mit Schafskäse. Es stellt sich dann doch die Frage, wie Schafskäse vegan sein kann – aber da die vielen Schilder am Wagen betonen, dass alles vegan ist, wird es sich hierbei vermutlich wie auch bei den anderen Ständen um eine vegane Alternative handeln. Geschmacklich ist jedenfalls kein Unterschied zu bemerken.

Vegan Fantasy Fair 2023
„Bumblebee“ versorgt die Besucher mit eigenem Eis, Waffeln und verschiedenen Kaffeespezialitäten – mit Preisen, die für ein Festival sehr erschwinglich sind. Die Waffeln waren so schmackhaft, dass sie noch vor dem obligatorischen Foto verputzt waren!

Vegablum. Die fleißigen Blümchen“ bietet eine Reihe von „Wonigen“ – veganem Honig – an, hergestellt aus Rohrzucker und reinen Pflanzenextrakten. Ob man Honig und die Arbeit von Imkern tatsächlich ersetzen muss und ob diese als vegan oder nicht vegan zählen, ist eine andere Frage, die ja auch innerhalb der veganen Community diskutiert wird. Der Met-Ersatz (Vet) schmeckt auf jeden Fall überzeugend süß und wird in einem Ton-Becher mit dem Logo des Festivals serviert. Für 6€ kann man den sogar mitnehmen.

Vegan Fantasy Fair 2023
Übrigens: auf den Taschen aus recycelter Baumwolle, die es auch zu kaufen gibt, ist das Logo auch nochmal drauf, so dass alle Einkäufe auch nochmal besonders schön (und nachhaltig) eingepackt sind.
Vegan Fantasy Fair 2023
Veganes Grillen – geht das? Das geht. Unter dem Motto „grilling without killing – vegan grilling“ gibt es bei den „Vegabunden“ Batzen und Würstchen (Vürstchen) im Brötchen mit selbstgemachten Dips – eingefärbt mit roter Beete.

Ein Wermutstropfen: man wartet sehr lange in den Schlangen für das Streetfood. Eventuell wurde hier die Zuschauerzahl etwas unterschätzt, aber das ist ja etwas, was sich im Laufe der Zeit einspielt. Dass aber schlechte Laune in der Schlange aufkam, davon kann nicht die Rede sein, denn auf beiden Bühnen kann man während der Wartezeiten die Bands bewundern.

„Tibetréa“ verabschieden sich und „GANAIM“ beginnen mit ihrer Einrichtung. Die Bremer Band, die vorrangig Celtic Folk Music macht, hat schnell neugieriges Publikum um sich gescharrt. Als dann kurz darauf die Regentropfen, die bisher immer wieder unregelmäßig gefallen sind, zu einem dichten Schauer werden, wird die Zuschauermenge deshalb auch nicht kleiner. Regenschirme in allen Farben werden aufgespannt und dann tanzt man eben so weiter zur Musik.

Damit man gut mitsingen kann, muss die Kehle natürlich auch geölt werden. Das geht bei „The Flickering Fairy“, die neben dem bereits erwähnte Vet auch Bier und Bionade verkaufen.

Vegan Fantasy Fair 2023

Nachhaltigkeit – was bedeutet das eigentlich für jeden von uns? Das wollen die Betreiber von „Vegans for Future“ mit einer Umfrage herausfinden. Am Stand des „Bündnis für Tierrechte“ wird man über verschiedene Wege, im Alltag nachhaltig und vegan zu leben, informiert. Sie veranstalteten übrigens auch Workshops zu „vegan verhüten“.

Vegan Fantasy Fair 2023

Auf dem Gelände der „Schlossparkschule Geislautern“ gibt es nicht nur sehr saubere Toiletten (Oh-Ton der Kamerafrau!) – im Foyer findet sich auch eine kleine Ausstellung zu spannenden Apparaten sowie Infomaterial für ein LARP-Internat. Außerdem gibt es vor der Schule die Möglichkeit, sich bei „Tribe.Art Tatau“ direkt vor Ort ein Tattoo stechen zu lassen. Ein Kärtchen hab’ ich mir mitgenommen – der Mut für ein so spontanes Tattoo war dann doch nicht da. Interesse allerdings schon :D

Das Publikum selbst war so bunt durchmischt, wie man es sich nur wünschen kann – von Elfen und Fairies, über Cosplayer und „Stinos“. Fast fühlt man sich wie auf der Leipziger Buchmesse. Auch die Atmosphäre ist ähnlich – nur ist es hier viel familiärer. Fantasy ist (auf der Buchebene) ohnehin „mein Genre“, also fühle ich mich sehr wohl. Alle sind da und haben Spaß, genießen das Essen und die Musik und stöbern zwischen den Schätzen, die man als Erinnerung mitnehmen kann.

Neben den erwähnten Programmpunkten gab es übrigens noch mehr: Verschiedene Pen&Paper Rollenspielgruppen, einen Zauberer und Lesungen. Es können professionelle Fotos vom Kostüm oder Cosplay gemacht und an einer Reihe von Vorträgen teilgenommen werden, die sich mit Themen von Inklusion und Immersion im LARP über Schreib- und Essenstipps befassen.

Vegan Fantasy Fair 2023: Mein Fazit

(Noch) Klein, aber fein! So lässt sich die „Vegan Fantasy Fair“ in einem Satz beschreiben. Das Herzblut, das in die Organisation gesteckt wurde und die Begeisterung, mit der alle dabei sind – Zuschauer und Beteiligte gleichermaßen, sind deutlich spürbar. Für jeden Geschmack findet sich Essen und Trinken – auch für Nicht-Veganer, wie meine Mutter und mich und wenn ich so lecker kochen könnte, würde ich vielleicht öfter mal die vegane Alternative ausprobieren. Es gibt Plätze zum Sitzen und Ausruhen, die Bands haben Spaß an ihren Auftritten, dank Wegweisern findet man sich gut zurecht und außerdem habe ich bei der Verlosung eine*r der Künstler*innen den Hauptpreis gewonnen. Für mich ein rundrum gelungener Tag!

Vegan Fantasy Fair 2023

Vegan Fantasy Fair 2023

Depeche Mode: Dynamic Pricing treibt Ticketpreise für 2024 erneut in die Höhe

Am Montag, dem 17. Juli 2023, beginnt der reguläre Vorverkauf für die Depeche Mode Tournee 2024. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die Tickets zeitnah ausverkauft sein werden, denn bereits völlig überteuerte Karten beim amerikanischen Anbieter Ticketmaster, deren Vorverkauf am 14. Juli startete, sind zurzeit sehr nachgefragt. Angesichts von Preisen jenseits der 300€, die dort für die Konzerte aufgerufen werden, drängt sich der Verdacht auf, dass es den meisten Konzertbesuchern völlig egal ist, zu welchem Preis sie die Band sehen können.

Obwohl der offizielle Vorverkauf über die Plattform Eventim erst am Montag beginnt, ist die Aufregung um die Ticketpreise in den sozialen Netzwerken jetzt schon groß. Grund sind Vorverkäufe durch das amerikanische Unternehmen Ticketmaster, bei denen Tickets bereits jetzt zu atemberaubenden Preisen gekauft werden konnten.

Screenshot - Depech Mode Hamburg Screenshot

Dynamic Pricing ist der amerikanische Trend zur Gewinnmaximierung

Nach und nach versucht Ticketmaster, amerikanische Verkaufspraktiken auch in Deutschland durchzusetzen. SWR-Kultur schreibt dazu: „Dazu gehören Praktiken wie das Dynamic Pricing, bei dem es nicht mehr nur „den einen“ Ticketpreis für ein Konzert gibt. Die Preise sind, wie der Name suggeriert, dynamisch und orientieren sich nach Angebot und Nachfrage, „wie bei Flügen und Hotels„, so Ticketmaster.“ Sind die Tickets stark nachgefragt, so wie aktuell bei Depeche Mode, steigt auch der Preis. Das sorgt seit dem Vorverkauf der kommenden Deutschland-Konzerte für großflächigen Unmut. Beim Musikexpress wird ein Eintrag bei Facebook zitiert:

Um 10 Uhr gestern Unterrang Tickets für 154 Euro, um 12 Uhr kosteten sie schon 249 Euro und nannten sich Platin Tickets und heute sogar 329 Euro!

Trotz massiver Beschwerden gegen dieses System ist es vielen Fans erschreckend egal, wie hoch die Preise sind: „Mir war das egal, Hauptsache ich habe Karten bekommen. Ob die hundert Euro mehr oder weniger kosten ist doch letztlich egal, Depeche Mode live zu sehen ist mir jeder Preis recht.

Allerdings verkauft Ticketmaster auch über Eventim Tickets für die Depeche Mode Konzerte und das zum normalen Preis, offensichtlich erkennt man Eventims Monopol-Stellung in Deutschland an, wir der SWR berichtet: „LiveNation, die Firma hinter dem Ticket-Tool Ticketmaster, erkennt die Vormachtstellung von Eventim an und bietet längst zahlreiche Tickets auch via Eventim an: Zu groß wären die Verluste, wenn man die Käuferschichten dort nicht anspräche.

Zwar könnte man bei Eventim Tickets für Plätze im Unterrang für etwa 80€ bekommen, doch es ist davon auszugehen, dass diese günstigen Tickets kaum verfügbar sein werden, wenn jetzt schon Fans Preise von über 300€ zahlen. Für mich ist es auch nur eine Frage der Zeit, bis der deutsche Anbieter sich zu „amerikanischen Verhältnissen“ hinreißen lässt, denn bereits in der Vergangenheit hat Eventim einen fragwürdigen Kurs eingeschlagen, wie man in diesem Artikel lesen konnte. Wie sich ja zeigt, bezahlen Fans auch diese astronomischen Preise.

Dynamic Pricing? Ich will Kultur um jeden Preis!

Zugegeben, ich hatte nie ein Fan-Gen, war also nie jemand, der eine Band oder einen Künstler bis zur Selbstaufgabe angehimmelt hat, auch als Jugendlicher nicht. Ich habe versucht, meine Perspektive zu wechseln, doch es mangelt mir nach wie vor an Nachvollziehbarkeit. Es wäre daher spannend zu erfahren, warum man so viel Geld für einen vergänglichen Moment, den man eingepfercht zwischen tausenden von Leuten erlebt, auszugeben bereit ist.

Abgesehen davon, ob man Depeche Mode – oder Konzerte im Allgemeinen – nun als „kulturelles Gut“ betrachtet, wird offensichtlich, dass in der musikalischen Kulturbranche eine gravierende Schere klafft. Zwischen den wenigen Cent, den man für einen Stream seines Lieblingsalbums ausgibt, bis zu den Live-Auftritten, die sich einige für mehrere hundert Euro leisten wollen.

Der Protest des Einzelnen oder das Solidarisieren von Fangruppen gegen eine Abzocke an der Konzertkasse zerschellt an stets ausverkauften Tourneen der Weltstars. Woran liegt das? Ist das ein klassisches Gefälle zwischen „Arm“ und „Reich“ oder eine freie Auslegung eigener Prioritäten?

Künstler hätten es in der Hand

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Künstler es selbst in der Hand hätten, an diesen Verhältnissen etwas zu ändern. Die Band „Pearl Jam“ untersagte Ticketmaster jüngst, das „Dynamic Pricing“ auf ihre Tickets anzuwenden. Der Godfather of Goth, Robert Smith hatte bereits im März dieses Jahres einen ähnlichen Eklat ausgerufen, wie ich an dieser Stelle berichtet habe. Er untersagte ebenfalls die dynamische Preisgestaltung und gilt als prominentester Vertreter einer „Gegenbewegung“. Das ZDF schreibt dazu:

Laut Ticketmaster wird von den Veranstaltern gemeinsam mit den Managements der Künstler*innen bestimmt, ob und wie viele Tickets über Dynamic Pricing verkauft werden. Auch legen diese die Festpreise sowie die Unter- und Obergrenzen für das Dynamic Pricing fest. Stars wie Taylor Swift haben also auch einen Einfluss darauf, wie viel Geld ihre Fans für die Konzerte ausgeben müssen.

Ein „Fürsorgepflicht“ haben die Künstler freilich nicht, aber es spricht schon Bände, wenn populäre Bands stillschweigend hinnehmen, ihre Fans auf diese Art und Weise schröpfen zu lassen. Während der Löwenanteil der Musiker und Bands um Fans und Konzertbesucher kämpfen müssen, greifen die „Superpopulären“ 10% dieser Branche vermutlich den Großteil des Kunst-Budgets der Besucher ab.

München Alter Südfriedhof (1563)

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Der Alte Südfriedhof in München wurde 1563 als Pestfriedhof vor den Toren der Stadt auf Veranlassung von Herzog Albrecht angelegt. Er liegt einige hundert Meter südlich des Sendlinger Tors. Die Flächenausdehnung beträgt knapp zehn Hektar. Er war von 1788 bis 1868 die einzige und allgemeine Begräbnisstätte für die Toten aus dem gesamten Stadtgebiet, weshalb hier die Gräber einer ganzen Reihe prominenter Münchner zu finden sind.

 

König Ludwig I. erteilte 1840 dem Friedrich von Gärtner den Auftrag zur Erweiterung des bis dahin Zentralfriedhof genannten Alten Südlichen Friedhofs. Friedrich von Gärtner plante die Erweiterung in Form eines Campo Santo, wie im Friedhof Certosa in Bologna, mit 175 umlaufenden Rundbogenarkaden.

Der Alte Südliche Friedhof blieb Zentralfriedhof bis zur Eröffnung des Alten Nördlichen Friedhofs an der Arcisstraße in der Maxvorstadt im Jahre 1868. 1898 beschloss der Magistrat, den Alten Südlichen Friedhof nach einem gestaffelten Zeitplan aufzulassen. Zum 1. Januar 1944 wurden die Bestattungen am Südfriedhof eingestellt. Aufgrund der zahlreichen Bestattungen in über 300 Jahren war der Boden im alten Teil mit Knochen und anderen sterblichen Überresten übersättigt und nicht mehr für Beisetzungen geeignet. Im Bombenkrieg der Jahre 1944/45 trug das Gelände schwere Schäden davon. 1954/55 wurde der Friedhof nach Plänen von Hans Döllgast umgestaltet. Heute steht das gesamte Areal unter Denkmalschutz.

Während der Pest des Jahres 1563 reichten die in München vorhandenen Gottesäcker nicht mehr aus. „Man mußte deshalb vor dem Sendlinger Tor einen neuen Friedhof – wegen seiner Lage außerhalb der Stadt, der Fertere, der Äußere Freidhof genannt – anlegen.“[1]

Als 1632 die Schweden anrückten, wurde das 1576 erbaute hölzerne Salvatorkirchlein abgerissen und die Friedhofsmauer geschleift, um diesen keine Möglichkeit zu geben sich zu verschanzen. 1674 wurde als Ersatz für das Kirchlein die Stephanskirche geweiht. Auf dem Friedhof wurden 1705/06 in mehreren Massengräbern 682 Leichen von Opfern der Sendlinger Mordweihnacht begraben.

Bereits 1818 regte der Mundartforscher Johann Schmeller erstmals an, auf dem Südfriedhof ein Denkmal zur Erinnerung an die Opfer des Bauernaufstandes, der Sendlinger Mordweihnacht von 1705 zu errichten. Nahe der südlichen Umfassungsmauer befand sich ein großer, ungepflegter Grabhügel ohne Stein oder Kreuz, unter dem der Überlieferung nach mehr als 500 Tote der Bauernschlacht begraben sein sollen, dieser wurde als Standort für das Denkmal gewählt. 1818 wurde beschlossen, ein Denkmal für die gefallenen Oberländer zu errichten. Von Leeb entwarf dazu einen verwundeten Löwen, dieser Entwurf von 1825 wurde nicht verwirklicht. Ein späterer Entwurf stammte von Franz Xaver Schwanthaler und wurde von Friedrich von Gärtner überarbeitet. König Ludwig I. spendete der Stadt für den Guss eine 234 kg schwere Kanone, welche eingeschmolzen und zu einer schlankfüßigen Brunnenwanne mit 16 Ecken umgearbeitet wurde. „Das Denkmal wurde unter großem Andrang der Bevölkerung am 1. November 1831, dem Allerheiligentag, feierlich enthüllt. Das Denkmal aus Erz mag als Brunnen empfunden werden, als Weihwasser- oder Taufbecken. Friedrich von Gärtner hat über die gotischen Formen (mit Spitzbögen, krappenbesetzten Wimpergen und Maßwerk) ein Kreuz gesetzt. Es gilt als Münchens erstes Kunstwerk im Stil der Neugotik[3] und befindet sich heute noch im Originalzustand. Das Denkmal steht im Gräberfeld 6.

Finanzprobleme: Dark Flower Leipzig schließt Ende Juli 2023

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Die legendäre Leipziger Club „Dark Flower“ schließt Ende Juli 2023 für immer seine Pforten. Betreiber Marko Meyer muss die „Notbremse“ ziehen, wie es in der LVZ heißt, damit er nicht in eine Insolvenz gerät. Die Pandemie hatte bereits Spuren hinterlassen – Inflation, Wegbrechen von Sponsoren und die Erhöhung der GEMA-Gebühren sorgen offenbar jetzt für den Todesstoß.

Kirchengestühl um Tische aus Särgen, Spinnweben, Schädel und Gebein an den Wänden, an der Bar Grabsteine.“ schreibt die LVZ bei der Eröffnung im September 2000. Als die Szene-Kneipe „Dark Flower“ auf der Ritterstraße in Leipzig seine Pforten öffnet, wird es als dunkler Stern am Szene-Himmel gefeiert. Und tatsächlich entwickelt sich Location schnell zu einem Stern, dessen Schweif über die Stadtgrenzen hinaus sichtbar war. 2005 zieht der Club dann auf die Hainstraße in bester Innenstadt-Lage. Release Parties zu neuen Alben locken zahlreiche große Namen hinter das Mischpult des Clubs, doch jetzt scheint der Stern aber verglüht zu sein, denn Ende Juli 2023 finden dort die letzten Veranstaltungen statt.

Gegenüber der LVZ führt Marko Meyer die Gründe für die Schließung näher aus:

Ins Kontor schlagen eine Erhöhung der Gema-Gebühren, das Wegbrechen von Sponsoren sowie die Preisentwicklung. „Ware und Anlieferung haben sich massiv verteuert, ich habe Personal eingebüßt und muss höheren Mindestlohn zahlen“, so Meyer. […] Hinzu kam eine Mieterhöhung, „die aber trotzdem günstig für die Innenstadtlage ist“, betont Meyer.

Um Ausgaben zu reduzieren, strich er den Donnerstag als Öffnungstag und schloss den Club in der Hainstraße nur noch freitags und samstags auf. Doch auch an diesen Tagen läuft es nicht wie früher. „Wegen der zwangsläufig höheren Getränkepreise müssen viele Gäste sehr aufs Geld achten und konsumieren weniger“, berichtet Sabrina Theile, die seit fünf Jahren an der Bar arbeitet. Inzwischen sei der Club mit seinen zwei Floors wegen der gesunkenen Besucherzahl auch zu groß.

Nach der Schließung der Absintherie Sixtina 2019, die sich mit einem Thekenwagen jetzt auf Festivals eingestellt haben, bleibt nun nicht mehr viel übrig von Leipzigs schwarzer Nachtszene. Die gesamtgesellschaftlichen Veränderung hinsichtlich sozialen Kontakten und Feierkultur sind spürbar. Alle Ereignisse der letzten 4 Jahre unterstrichen das Clubsterben mehrfach und das Dark Flower wird sicherlich nicht der letzte Club sein, der sein Pforten schließen muss.

Es wird meiner Ansicht nach nicht an Events mangeln, allerdings bleiben die unverbindlich und örtlich austauschbar. Die Szene scheint zu schrumpfen und gleichzeitig immer globaler zu werden, was dazu führt, dass es „lokale Cliquen“ kaum noch gibt und sich entsprechend örtlich fest verankerte Szene-Treffpunkte nicht mehr etablieren können.

Einen Wermutstropfen Lichtblick scheint es jedoch zu geben, denn Betreiber Marko Meyer sucht bereits nach einem neuen, kleinen Standort im Innenstadt-Bereich, denn er und seine Angestellten möchten weitermachen: „Etwas Anderes als hier zu arbeiten, möchte ich mir nicht vorstellen.“

Dark Flower Leipzig
Das Dark Flower in Leipzig. Ende Juli 2023 schließt er für immer seine Pforten.

(Danke@Reinhard)

Doku: Clubkultur nach Corona – Andere Szene, gleiche Probleme

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Eine Dokumentation von Arte TRACKS machte mich neugierig, obwohl sie auf den ersten Blick mit „unserer“ Szene gar nichts zu tun hatte. Das 15-minütige Video „Wie der Lockdown die Szene verändert hat“ dreht sich in erster Linie um Techno und die angeschlossene Subkultur, die sich durch die Wahrnehmung ihrer Szene in TikTok-Videos und der allgemeinen Veränderung nach Corona ihrer Werte und Vorstellungen beraubt sieht. Das kommt mir doch thematisch sehr bekannt vor, oder?

Wir erinnern uns an den Beitrag von Voltaire: „Gothic zwischen Killstar-Fashion, Subkultur und Mainstream„, der sich auch in den Kommentaren mit dem „Ausverkauf“ der Szene an eine breite Masse beschäftigt. Das bruchstückhafte Wahrnehmen ein Subkultur, die man selbst über Jahre mit Wertvorstellungen und Inhalten gefüllt hat, die von den „Neulingen“ überhaupt nicht wahrgenommen werden.

Wir sind allerdings nicht die Einzigen, die dieses Gefühl beschleicht, denn auch die Techno-Szene, die sich auch seit Jahren im tiefsten Untergrund bewegt, hat unter diesem Phänomen zu leiden. Und so beschleichen mich beim Anschauen des Videos erstaunlichen Parallelen zu den Sichtweisen, die „wir“ im Allgemeinen dazu äußern. Macht den Selbstversuch:

Ich erfahre trotz musikalischer Inkompatibilität doch eine eingehende Selbstreflexion. Was ist es, das uns glauben macht, wir hätten die inhaltliche Hoheit über die Szene, in der wir uns bewegen? Unsere Szene-Wohnzimmer bleibt ein offener Raum, bei dem wir befürchten, dass das Schutzgefühl durch seine neuen Bewohner gestört wird.

Dieser [geschützte] Raum findet sich in der Techno-Szene. Natürlich ist es gefährlich, je kommerzieller der Techno wird, desto mehr verdrängt es ja den geschützten Raum. Aber auf der anderen Seite können dabei – im Hinblick auf die neue Szene – Dinge mitnehmen und es ist total wichtig, dass diese Werte weiter vermittelt werden.

Andere Szene, gleiche Probleme. Macht den Selbstversuch und findet möglicherweise auch Eure Sichtweise in den 15 Minuten dieses Videos. Irgendwie hätte man Lust, aus seinem eigenen Wohnzimmer zu flüchten, wenn auch keine wirklichen Alternativen zu finden sind. Macht man sich dann seine winzig kleine Privatszene und verzichtet auf neue Einflüsse, die spannend, witzig oder absurd sind? Ich bin dagegen!

Gruft-Orakel Juli 2023: Der Pflock geht auseinander

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Der Pflock hat sich für diesen Monat vorgenommen, auf die Ratschläge, die Alana Abendroth immer in ihr Gruft-Orakel packt, zu hören. So ist er gleich losmarschiert, hat sich eine Badehose und einen Bademantel ohne Ärmel besorgt und wandelt schon seit Stunden vom lauwarmen Kinderbecken zum eiskalten Sportlerbecken, um die Kraft der Wechselbäder in den Fasern zu spüren. Allerdings ist nicht viel passiert, außer dass die Badehose enger geworden ist, nachdem der Pflock durch das Wasser auseinandergegangen ist wie ein Hefekuchen. Viel Schlimmer waren allerdings die Hänseleien der Kinder am Beckenrand, die sich darüber lustig machten, dass der Pflock nicht tauchen kann. Wenn die Sonne ihn getrocknet hat, so nimmt er sich vor, jedes der Kids heimzusuchen. Der Wiedergänger macht bestimmt auch mit.

 

 

Spontis-Radio: Neue Motivation und ein frischer Stand der Dinge

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Liebe Leser, werdet auch Hörer! Nachdem wir Euch schon zum Wave-Gotik-Treffen unseren Radio-Sender bei „laut.fm“ eröffnet haben, kam durchaus zahlreiches und positives Feedback. Wir fassen das als Motivation auf, weiterzumachen. Chris „Gruftwurm“ hat sich ins Zeug gelegt und neben neuen Playlists auch einige Kooperationen auf den Plan gerufen, über die er uns in Zukunft informieren wird. Außerdem gibt es unter der Rubrik „Musik > Spontis-Radio“ nun auch eine extra Seite für unser Streaming-Angebot, auf der wir alle relevanten Informationen zusammengetragen haben.

Neue Playlist: Frisch & Schwarz

Freut Euch mit uns über eine neue Sendung im Radio – FRISCH & SCHWARZ! Die Playlist bietet Euren dunklen Seelen und fleißigen Lauscher fast alle aktuellen Neuheiten aus dem schwarzen Markt und weiteren musikalischen Fundus, die es noch nicht in das Radio geschafft haben. Frisch & Schwarz ist benannt nach der gleichnamigen Kategorie im Blog und arbeitet stets zusammen mit dem „musikalischen Briefkasten“ in dem wir in unregelmäßigen Abständen ein Ohr auf die Einsendungen legen, die im Laufe der Zeit bei uns eintrudeln.

So könnt ihr die aktuellen Vorstellungen aus dem Briefkasten auch unterwegs im Radio hören. Die Sendung wird stets immer wieder frisch aktualisiert und sollte mal deine beliebte Neuheit nicht dabei sein, dann freuen wir uns auch über aktuelle Vorschläge.

Zeitplan:

Für Morgenmuffel:
Montag, Mittwoch, Freitag, Sonntag
Uhrzeit: 8 Uhr – 9 Uhr

Für Nachteulen:
Montag, Mittwoch, Freitag, Sonntag
Uhrzeit: 19 Uhr – 20 Uhr

Stand der Dinge

Und weil ich gerade keinen anderen Kanal dafür habe: Der Blog ist nicht eingeschlafen, sondern arbeitet gerade fieberhaft an der Implementierung des neuen Veranstaltungskalenders, der aktuell in der Beta-Phase ist und sich in eindrucksvoller Geschwindigkeit mit Terminen füllt. Wer möchte, kann ja mal dort vorbeischauen und sich ein Bild machen oder selbst nach einer Anmeldung ein paar Termine eintragen.

Ihr könntet ja währenddessen ein Ohr in unsere neue Playlisten legen, die Chris „Gruftwurm“ in liebevoller Arbeit zusammengetragen und eingepflegt hat.

Doku: Wie Monopolist Eventim mit Fantasiegebühren reich wird

Ich hatte in der Vergangenheit schon häufiger über die horrenden Ticketpreise für Konzerte und Festivals berichtet, gegen die sich jüngst sogar Robert Smith bei seiner Nordamerikatour auflehnte. In Deutschland beherrscht Quasi-Monopolist „CTS Eventim“ den Ticketmarkt und ist nicht erst seit gestern wegen seiner undurchschaubaren und meiner Meinung nach überzogenen Gebühren in der Diskussion. Jetzt haben die Sendereihe des Bayerischen Rundfunks „Dirty Little Secrets“ und das „ZDF Magazin Royale“ die Thematik nochmals anschaulich aufbereitet. Ich finde das schon heftig, deswegen muss ich die Suppe noch mal aufwärmen.

Dirty Little Secrets: Die verschwundene Konkurrenz

Im Grunde fasst der Beitrag „Dirty Little Secrets“ des öffentlich-rechtlichen Fernsehens schon alles zusammen. Ich breche es noch einmal herunter. Eventim hat überall seine Finger im Spiel. Ich meine, wer hat noch nie ein Ticket dort bestellt? M’era Luna und Amphi, die beiden deutschen Gothic-Festivals neben dem Wave-Gotik-Treffen sind, wen würde es an dieser Stelle überraschen, auch ein Teil von Eventim. Ein besonders krasser Fall ist der „Diebstahl“ der Konzertagentur der Fantastischen 4, nachdem das Bundeskartellamt die Übernahme durch Eventim untersagt hatte:

ZDF Magazin Royale: Mit Fantasiegebühren zum Eventimperium

Obwohl ich Jan Böhmermann mitunter ambivalent sehe, darf man nicht die Redaktion hinter dem „ZDF Magazin Royale“ unterschätzen, die maßgeblich für den Erfolg der Comedy-Sendung verantwortlich ist. Schon irgendwie lustig, dass ein Comedy-Format sich als investigatives Recherchemagazin etabliert hat.

In „Der Ticketpate von Bremen“ bleibt einem das Lachen im Halse stecken, wenn dort anschaulich zusammengetragen wird, welche „Fantasiegebühren“ fällig werden und wie Eventim mit dem „Fansale“ am langen Ende 3-mal verdient.

Fazit: nichts Neues, keine Frage. Für mich wird allerdings klar, dass ich endlich den neuen Spontis-Veranstaltungskalender, der schon einer Weile in den Entwürfen schlummert, vorantreiben werde. Festivals und Konzerte, die von unabhängigen Veranstaltern oder auch nur einfach leidenschaftlichen Menschen veranstaltet werden, müsse eine Verbreitungsplattform bekommen, die auch außerhalb von sozialen Netzwerken funktioniert. Ich kanalisiere, wenn man so möchte, meine Aufregung über diese maßlose Abzocke in etwas Sinnvolles. Hoffentlich klappts.

Übrigens bräuchte ich an dieser Stelle ein paar Leute, die bereits sind in der Beta-Phase des Kalenders schon einige Festivals oder Party-Termine einzutragen. Einfach mal melden oder beitragen, wenn der Kalender demnächst Online geht.