5 Songs, die Robert Smith für andere Bands geschrieben hat

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Dieses Jahr soll es soweit sein. „Songs Of A Lost World“ lautet der Titel des kommenden Album von The Cure. Allerdings schmunzeln Cure-Fans gerne bei diesen Ankündigungen, denn diese Absicht verkündet Sänger Robert Smith schon seit einigen Jahren in regelmäßigen Abständen. Der Fürst der Dunkelheit legt sich eben nicht gerne fest und speist seine wartenden Jünger erst mal mit einer Neuauflage des 1992er Albums „The Wish“ ab. Die aktuelle Tour allerdings glänzt allerdings mit einigen Stücken aus dem neuen Album und haben Fans weltweit in düstere Ekstase versetzt. Songs wie der „Endsong“ sorgen auch in meinen Adern für erhöhten Blutdruck. Bis es so weit ist, vertreiben wir uns mit Robert-Smith-Trivia ein wenig die Zeit.

5 möglicherweise ungruftige Songs, die Robert Smith für andere geschrieben hat

Untätigkeit konnte man dem Prinz der Finsternis noch nie vorwerfen, denn neben seiner eigenen Musik hat er auch schon für viele andere Bands Songs geschrieben und in deren Songs mitgewirkt. Wohlmöglich liegt sein hoher Output an der Art, wie er Songs schreibt, denn Smith träumt seine Texte, wie er in einem Interview erklärt: „Es ist ein bisschen wie mit dem Trinken“, sagt Smith. „Es ist mythologisch geworden. Ich glaube nicht, dass ich mehr träume als jeder andere – ich kann es nicht, weil ich weniger schlafe als der Durchschnittsmensch. Es ist nur so, dass ich mit der Fähigkeit gesegnet oder verflucht bin, mich an meine Träume zu erinnern.“ 

„Torment“ – Marc and the Mambas (1983)

Das musikalische Nebenprojekt von Soft Cell Sänger Marc Almond war zwischen 1982 und 1983 aktiv und so brachte 2 Alben heraus. Auf dem zweiten Album „Torment and Toreros“ glänzt er mit einigen Covern und ungewöhnlichen Zusammenarbeiten,

In der Zusammenstellung war auch das düstere Stück „Torment“, das Almond zusammen mit Robert Smith mit seinem Bandkollegen Steven Severin von „Siouxsie & The Banshees“ und „The Glove“ geschrieben hat. Smith hat neben seiner Tätigkeit als Gott der Nacht bei „The Cure“ auch zwischen 1982 und 1984 bei Siouxsie & The Banshees die Gitarre gespielt.

„All of This“ – Blink 182 (2003)

Der Sänger der Punk-Pop-Rocker Mark Hoppus ist eingeschworener Cure-Fan und scheint besonders stolz darauf zu sein, dass Robert Smit 2003 einen Song zum fünften Album der Band beigesteuert hat. „All of This“ handelt von Jerry Finn, dem verstorbenen Produzenten der Band und erzählt davon, wie dieser einst von einem Mädchen gedemütigt wurde, als der ein kleiner Junge war. Toller Song.

„Da Hype“ – Junior Jack (2003)

Der italienische Produzent Vito Lucente (Junior Jack), der schon für Whitney Houston und Moby Song geremixt hat, hat zusammen mit Smith einen sehr ungewöhnlichen Song gemacht, der so gar nicht in das Portfolio des Königs der Dunkelheit passen will. Mein Goth, soll er doch.

„Spiders, Crocodiles & Kryptonite“ – Faithless (2006)

Die Band Faithless hat nicht nur „Lullaby“ für den Song gesampelt, sondern sich auch beim Schreiben des selbigen helfen lassen. Klingt für beide musikalischen Lager recht ungewöhnlich und will nicht so ganz in mein Geschmacksspektrum passen. Es erschien auf dem fünften Album „To All New Arrivals“ der britischen Band.

„How Not To Drown“ – Chvrches (2021)

Der Song vom CHVRCHES-Album Screen Violence wird von Lauren Mayberry und Robert Smith gesungen. In den sozialen Medien erklärte Martin Doherty, die Veröffentlichung des Songs sei der „stolzeste Moment seines musikalischen Lebens“, da er mit seinem musikalischen Idol Smith zusammengearbeitet habe.

„Ich weiß nicht mehr, wo ich war, aber ich weiß noch, wie ich mich fühlte. Deprimiert, ängstlich, isoliert und wie immer mit dem Einzigen beschäftigt, was mir genug Gleichgewicht verschaffte, um den Tag zu überstehen und die Show zu spielen. Das heißt, ich versteckte mich in der entlegensten Ecke eines Veranstaltungsortes und machte Musik auf meinem Laptop“, sagte er. „An diesem Tag habe ich ein Demo namens ‚Piano Drum Ting‘ gemacht. Jetzt heißt es ‚How Not To Drown‘ und es ist eine Zusammenarbeit zwischen meiner Band und meinem absoluten Musikhelden Robert Smith.

Gruft-Orakel September 2023: Der Sarg steht auf Bodymodification

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Der Sarg ist ein Macher. Erst neulich hat in einem Anfall von „Bodymodification“ Licht in sich eingebaut, damit seine Gäste im Falle einer spontanen Wiederbelebung etwas sehen können und auch eine Brause samt Abfluss installiert, um mögliche Verwesungsprodukte schnell und effizient reinigen zu können. Allerdings sorgten Flüchtigkeitsfehler bei der Verrohrung für eine Überflutung und infolgedessen für einen satten Kurzschluss mit verheerenden Ausmaßen. Jetzt sitzt er mit angekokeltem Dach und feuchtem Unterteil frustriert vor dem Gruft-Orakel, das Alana Abendroth jüngst herausgegeben hat, und liest, dass er gleich Fachleute hätte beschäftigen sollen. Toll. Kommt vielleicht ein bisschen spät, dieser Hinweis.

Formel Goth: Die Verniedlichung des Satans ist überraschend nett

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Heute ist mal Klartext angesagt. In der Vergangenheit habe ich immer wieder intensiv darüber nachgedacht, wie man Musik am spannendsten beschreibt. Da kommen einem hochtrabende Musik-Magazine in den Sinn, die möglichst mit vielen Worten, die ich sonst nie benutzen würde – beschreiben, wie der Song dann so klingt. Allerdings weicht meistens das, was die Beschreibung in meinem Kopf hinterlässt, stark von dem ab, was meine Ohren wahrnehmen. Deshalb gibt es jetzt hier „Musikwahrnehmungsworte“ im Klartext. So, wie mir der Schnabel eben gewachsen ist und so wie sie in meinem Kopf stattfinden. Die Leserchallenge: Welche Worte hinterlassen diese Songs in Eurem Kopf?

Aesthetic Perfection – Summer Goth

Obwohl der Sommer im Augenblick einem verfrühten Herbst Platz gemacht hat, will ich euch „Summer Goth“ von Aesthetic Perfection nicht vorenthalten. Eingefleischte Fans der Band lassen sich selbstverständlich nicht vom plätschernden Sound mit Jamaica-Feeling einlullen, sondern erwarten das unvermeidliche ab 1:15 eigentlich schon viel früher. Kommt überraschend gut, dieser „Summer Goth“ Sound. Gewürzt mit einem Video, das kein Klischee unversucht lässt und auch die eigene Subkultur auf die Schippe nimmt, schwanke ich zwischen bangen und wippen.

Sataninchen – Männerschnupfen

Wie das überraschend freundliche Sataninchen in einer Mail an mich äußerte, wünschte er sich eine „Verkündung“ seines neuesten Gesamtkunstwerkes mit dem Titel „Männerschnupfen“. Obwohl ich persönlich musikalisch inkompatibel bin – das antwortete ich ihm auch – darf ich meinen persönlichen Musikgeschmack nicht über das Kunstwerk stellen, das es tatsächlich geschafft hat, meinem Anspruch an Kunst gerecht zu werden – nicht so wie zum Beispiel diese bescheuerte Sandeimerinstallation. Sataninchen macht hier ganz großes Kino. Toll! Und mit kleinstem Geldbeutel. Er schreibt mir dazu: „Die selbstgewählte Challenge war, mit einem bescheidenen Budget große artifizielle Bildwelten – ohne KI – zu erzeugen. So wurden die Aufnahmen mit einem einfachen Handy gemacht und dann in einem aufwändigen Post-Produktionsprozess komplexe 3D-Welten inszeniert.“ Ganz nebenbei erfahrt ihr im Song die Wahrheit über die schlimmste aller Krankheiten, den Männerschnupfen.

OMD – Bauhaus Staircase

Nein, hat nichts mit der Band zu tun. Also mit Bauhaus. Sondern? „“The title is derived from an Oskar Schlemmer painting.” McCluskey explains,” He taught at Bauhaus, and created the amazing futuristic costumes for The Triadic Ballet (referenced in the song).”“ Spannend, wie OMD versuchen, auch 2023 ihre 80er-Jahre Relevanz wiederzubeleben. Und tatsächlich. Der Patient lebt! Aber Obacht, OMD sind und waren nie eine typische Goth-Band mit melancholisch düsterem Sound, sie verströmen hier vielmehr die Synthie-Pop  Schwaden, die – je nach Track – immer schon von der Szene assimiliert wurden. Ich finde es einfach audio-visuell gelungen und fühlte mich verpflichtet, nach der Telefon-Zellen-Story noch eine Referenz dazulassen. Der Song haut mich jetzt nicht um, ich renne allerdings auch nicht schreiend aus den Kopfhörern.

 

Gothic ist tot, lang lebe Gothic! Gruftlord über die Entwicklung der Szene

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Ich stehe mitten in der Stadt, die wohl am stärksten mit der schwarzen Szene in Verbindung gebracht wird – Leipzig. Über einem schmalen Eingang prangt ein recht unscheinbares Schild in Weiß. Darkflower ist dort zu lesen. Durch die Glastür kann man ins Innere spähen, doch viel bekommt man nicht vor Augen. Schwarze Wände und eine Treppe, die sich in das Kellergewölbe hinabschlängelt. Die Musik spielt eine Etage tiefer. Naja, sie spielte eine Etage tiefer. Denn, was mich in diesem Moment als bittere Ahnung beschleicht, wird sich später als noch bitterere Wahrheit herausstellen. Das Darkflower hat seine Pforten geschlossen – für immer. So geht es auch vielen anderen Szenetreffs, die ihren Betrieb einstellen müssen. Aber nicht nur die Clubs schließen. Auch in den Zeitschriftenständern in den Kiosken verschwindet das schwarze Flair immer mehr. Selbst noch erscheinende Magazine wie Orkus und den Sonic Seducer findet man nur noch selten im Zeitschriftenhandel.

Dark Flower Vordereingang - 2023

Ist Gothic tot? – Gruftlord sinniert über den Fortbestand der Szene

Geht es mit der Schwarzen Szene zu Ende und das zu einer Zeit, wo Wednesday und andere düstere Serien wie Stranger Things auf dem Vormarsch sind?

Zeit für den Gruftlord ein wenig über den Fortbestand der Schwarzen Szene zu sinnieren.

Die Schwarze Szene hat sich seit ihrer Entstehung immer wieder verändert. Althergebrachtes ist verschwunden, neue Einflüsse sind hinzugekommen. Das geht jeder Szene so, die über mehrere Jahrzehnte Bestand hat. Punkmusik beispielsweise, ehemals entstanden in Amerika (Iggy Pop the Godfather of Punk) und in England von Malcolm McLaren (einem Modedesigner) mit seiner einst von ihm erschaffenen und auf Rotzigkeit gecoachten Band „Sexpistols“ weiterentwickelt, hat sich von der ersten chaotischen Rebellion über eine (besonders in England und Deutschland) politisch aufgeheizten Stimmung zu Mitgröhl-Stadionpunk bis hin zu einem poppigen Surfpunk entwickelt. In der Szene wird man vermutlich die meisten dieser Stadien noch vorfinden können. Der gemeine Grufti mag sich an der Entwicklung der eigenen Szene stören, wie sich Cypergoths mit samt ihren Plastikdreadlocks in die Szene eingeschlichen haben oder Steampunks heute auf kaum einer schwarzen Veranstaltung fehlen. Aber genau diese Einflüsse sind es (ob man das jetzt gut findet oder nicht), die die dunkelbunte Mischung unserer Szene lebendig halten.

Hedonismus als Symptom des Verfalls

Warum aber hat man derzeit das Gefühl, dass die Gruftszene zu bröckeln beginnt? Gerne möchte ich dazu eine Hypothese in den Raum werfen. Möge sie zum Nachdenken und zur Reflektion beitragen. In den letzten Jahren, und damit meine ich auch schon die Zeit vor Corona, hat sich ein dunkles Element in die Szene eingeschlichen, welches sie nicht bereichert, sondern gleich einem Vampir aussaugt und innerlich aushöhlt. Ich spreche vom puren Hedonismus. Ja, der Hedonismus war immer schon ein Bestandteil der Szene und wahrscheinlich aller Szenen. Sicherlich ist nichts dagegen einzuwenden, sich ein bisschen aufzurüschen und gerne auch ein bisschen provokativ in Erscheinung zu treten. Aber ich spreche hier von einem Hedonismus als Selbstzweck. Sich nur über Kleidung, Make-Up, Accessoires, also der bloßen äußeren Hülle zu definieren. Oder kurz gesagt, nur deshalb in der Szene aufzutauchen, weil es derzeit schick ist.

Ich selbst hatte ein Erlebnis, welches mittlerweile schon einige Jahre zurückliegt und mich doch sehr verwundert, wenn nicht bestürzt hatte. Es geschah auf dem Viktorianischen Picknick beim WGT, als ich eine junge Frau, die sehr interessant (wenn auch wenig) bekleidet war, fragte, ob ich sie fotografieren dürfte. Sie antwortete offen und freundlich mit den Worten: „Dafür bin ich ja hier.“ Die Dame fügte noch ein wenig beschämt hinzu: „… natürlich nicht nur dafür.“ Wir wussten in dem Moment beide, dass das nicht stimmte. Der Hauptzweck ihres halbnackten Auftritts diente sehr wohl des Gesehenwerdens und sicherlich wollte sie auch für das eine oder andere schwarze Magazin von professionellen Fotografen abgelichtet werden. Ist ja auch ihr gutes Recht und ihre Rechnung ging auf, denn sie wurde in dem einen oder anderen Magazin tatsächlich abgedruckt.

Gruftlord - Viktorianisches Picknick

Der ästhetische Mummenschanz – Viel Lärm um nichts!

Ich beobachte schon seit Längerem, wie sich der hedonistische Teil der Szene vergrößert und schleichend, aber unaufhaltsam die Überhand gewinnt und die Szene zu ersticken droht. So wird immer mehr nackte Haut gezeigt, wird Bekleidung als Kostüm benannt, drängen sich immer mehr Schaulustige und professionelle Fotografen, um die Freizeitmodels an den Hotspots abzuschießen. Mir drängt sich immer mehr das Bild eines schön anzuschauenden, aber inhaltsleeren Mummenschanzes auf. Schön aber belanglos.

Das alles macht viel Lärm – viel Lärm um nichts, um es mit Shakespeares Worten auszudrücken.

Um sich in der Welt spüren zu können, wollen wir wahrgenommen, gesehen werden. Wenn wir aber immer mehr Menschen haben, die gesehen werden wollen, haben wir immer weniger Menschen, die die anderen Menschen sehen. Das System von Sehen und Gesehen werden kippt. Es ist wohl die Tragik der heutigen Zeit. Einerseits sind die kurzen optischen Reizduschen sehr gefragt, geben sie uns doch das Dopamin, nach dem wir alle süchtig sind, andererseits lassen sie uns immer schneller gelangweilt zurück. Ein Teufelskreis.

Am Anfang der Schwarzen Szene (deren Zeitpunkt schwer zu bestimmen ist, denn der Reiz am Düsteren lässt sich mindestens bis Mary Shelly und Bram Stoker zurückdatieren, wenn nicht bis in die Antike oder noch weiter zurück) standen andere Aspekte als das Gesehen-werden im Vordergrund. Ich glaube, dass Melancholie, das Nachdenken über den Tod, das Überwinden von Einsamkeit, sich in der Musik verlieren, einen Sinn zwischen Buchseiten zu finden, Weltflucht, sich spüren wollen und Begegnungen mit Menschen, die ähnlich fühlen, in der Szene nicht unbekannt sind.

Begegnungen als Hoffnungsschimmer gegen die Reizüberflutung

Schauen wir uns beispielsweise den Namen des WGT genauer an, entdecken wir das Wort Treffen, welches sich hinter dem T verbirgt. Wave Gotik Treffen. Ja, alle Freunde der Schwarzen Szene sollten sich begegnen, austauschen, Musik zusammen genießen und eine ergreifende Zeit miteinander erleben. Und genau davon wünsche ich mir mehr und stelle hier die gewagte Behauptung auf, dass wir das nicht durch puren Hedonismus erreichen können. In kleinen, dunklen Clubs, wo die Gruftis ihre schwarzgewandeten Seelen über die Tanzfläche schreiten lassen wird man nicht gesehen, fällt man nicht auf. Höchstens, dass man mit riesigen Teufelshörnern auf dem Kopf dem Nachbarn in die Augen piekt. Ein Gespräch ohne eine gewisse Tiefe fällt recht kurz aus, wenn man nicht mehr zu sagen hat, als dass man ein halbes Vermögen für sein „Kostüm“ ausgegeben hat, es dafür aber das Musthave der Saison ist.

Gibt es denn noch Hoffnung in einer Welt der alltäglichen Reizüberflutung? Ich sehe da schwarz – also im positiven Sinne. Denn es gibt auch die Anderen, die Kreativen, die Rebellischen, die Leidenschaftlichen, die den Geist der guten alten Zeit hochhalten und sich trotz aller Widrigkeiten nicht unterkriegen lassen. Ein Beispiel findest du hier bei Spontis. Hier tummeln sich Menschen, die über die Welt reflektieren, die die Sinnsuche nicht aufgegeben haben und die sich mit anderen Menschen, mit Gleichgesinnten und Andersgesinnten austauschen wollen. Szene entsteht immer dort, wo es nicht (in erster Linie) um Geld geht, sondern darum eine Leidenschaft zu leben. Wir alle geben der Schwarzen Szene ein Gesicht. Je mehr wir uns einbringen, desto mehr werden wir alle davon profitieren. Teilt mir gerne eure Gedanken dazu mit. Für eine dunkelbunte Szene.

Euer Gruftlord

Friedhof Holthausen in Mülheim – Das Grab vom kleinen Prinzen Equalla Deido

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Was hat der Mülheimer Stadtteil Holthausen und ein Prinz namens Equalla Deido gemeinsam? Wer nicht genau hinsieht und sich auch nicht besonders für die Stadtgeschichte Mülheims interessiert, benutzt die kleine Parkanlage einfach nur als Abkürzung zwischen zwei Querstraßen. Und manchmal schauen dann schnell vorbei huschende Leute verdutzt, wenn interessierte Menschen in den Hecken und Büschen fotografieren oder sogar Blumen niederlegen. Es gibt auf diesem Friedhof nämlich Interessantes zu entdecken. Unter den wenigen noch existierenden Grabstellen ist auch das Grab eines echten afrikanischen Prinzen.

Ein Friedhof für Holthausen und Menden

Der Friedhof des Dorfes Holthausen, das damals noch nicht zu Mülheim a.d.Ruhr gehörte, wurde am 25. Oktober 1878 eingeweiht. Aus Platzmangel wurde der Friedhof für Beisetzungen in Reihengräber schon am 6. August 1917 wieder geschlossen. 1965 fanden die letzten Beisetzungen in Erbgräbern statt.

Equalla Deido – Der Prinz aus Kamerun

Neben Ruhestätten bekannten Mülheimer Familien gibt es auch das Grab des Kameruner Prinzen Equalla Deido, der zur Kolonialzeit nach Mülheim kam.

Equalla Deido aus Kamerun war der erstgeborene Sohn des berühmten König Deido Duala Epee Ekwalla und wurde wie viele andere männliche Jugendliche aus kamerunischen und togoischen Elitefamilien vor 1914 in Deutschland zur Schule geschickt.  Wieso der Prinz unbedingt in dem Dorf Holthausen bei dem Lehrer Heinrich de Jong und seiner Frau Anna wohnte und ausgebildet wurde, ist nicht eindeutig zu klären. Genau wie seine Todesart. Equalla Deido starb wenige Monate nach seiner Ankunft in Mülheim an der Ruhr im Mai 1891.

Bei einem Sturz beim Spielen an einer Lehmgrube verkühlte er sich so stark, dass er wohl kurz darauf an einer Lungenentzündung verstarb.

Allerdings gibt es auch immer noch eine andere Version, die besagt, dass Prinz Deido bei einem Duell starb. Er soll diskriminierend beleidigt worden sein, worauf es zu einem Duell kam und ihn ein Säbel tödlich durchbohrte. Diese Version wurde von seinem Vater verbreitet, der die Grabstätte während seines Aufenthaltes in Deutschland als Teil der Duala-Delegation 1902 besuchte.

Der restaurierte Grabstein des Prinzen Equalla Deido. Noch heute wird die Ruhestätte von Unbekannten regelmäßig gepflegt.

Der Friedhof soll weichen

Die Stadt Mülheim an der Ruhr sah sich 2019 gezwungen, die Grünanlage aus Kostengründen zu veräußern und bebauen zu lassen. Die 10.000 Euro, die für den Unterhalt der Grünfläche jährlich benötigt werden, erschien der Stadtspitze zu viel. Die Bürger von Mülheim-Holthausen waren sehr aufgebracht und gründeten eine Bürgerinitiative. Man konnte sich zum Glück einigen. Wenn jedes Jahr 10.000 Euro auf ein Spendenkonto zur Pflege der Anlage zusammenkommen, kann der Friedhof weiterbestehen. Falls nicht, wird es zu neuen Streitigkeiten um den Erhalt des Friedhofes kommen.

Ein paar Quadratmeter, die nachdenklich machen

Warum ein kulturelles Kleinod und eine grüne Lunge in der Großstadt für die läppische Summe von 10.000 Euro weichen soll, erschließt sich mir als Normalbürger nun wirklich nicht mehr. Besonders wenn man überlegt, wie viel Geld für andere Sachen zum Fenster rausgeschmissen werden. Die Gegend ist schön und Bauland kann man vermutlich teuer veräußern. Aber sollte man wirklich alles platt machen, nur weil es auf den ersten Blick keinen Nutzen für die Wirtschaft hat? Der Mensch, die Erinnerung und der Tod, die Beerdigungskultur, die Geschichte der Menschen, die hier ihre letzte Heimat fanden, was ist sie uns (noch) wert?

Hier gibt es alle Bilder des Friedhofs:

Die rote Telefonzelle, die OMD vermutlich zum Durchbruch verhalf

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Im britischen Örtchen Meols an der beschaulichen Westküste der Insel befindet sich eine rote Telefonzelle, ohne die es die Band OMD (Orchestral Manoeuvres in the Dark) möglicherweise nie in die Charts geschafft hätten. Diese typisch rote britische „Phone Box“ war den Musikern offenbar so wichtig, dass sie ihr sogar den Song „Red Frame White Light“ gewidmet haben.

632 3003 – Ich würde gerne OMD sprechen

Die unscheinbare Telefonzelle an der Kreuzung Birkenhead Road und Greenwood Road unweit des Pubs „The Railway Inn“ diente der Band in den späten 70er Jahren als provisorisches Büro. Die Bandmitglieder trafen sich hier regelmäßig, um mit ihrem Manager zu telefonieren und warteten dann stundenlang darauf, dass dieser sie mit Neuigkeiten über Auftritte und Plattenfirmen zurückrief.

Die Band verewigte das Telefon später in ihrer zweiten Single „Red Frame/White Light“, in der die Telefonnummer der Zelle, 632 3003, ein wichtiger Teil des Textes ist. Bis heute ist dies wahrscheinlich der Song mit den höchsten Charts, der sich ausschließlich um eine öffentliche Telefonzelle dreht. Der Song hielt sich 1980 für 2 Wochen in den britischen Charts und könnte den Weg für „Enola Gay“ geebnet haben, der sich ein paar Monate später ganze 15 Wochen in den Charts hielt.

Klar, dass das Telefon im Laufe der Jahr immer wieder klingelte, weil Fans hofften, ein Bandmitglied an die Strippe zu bekommen. Das klappte natürlich nicht, gelegentlich nahm zwar ein verwirrter Dorfbewohner vermutlich den Hörer ab, konnte aber sicherlich den Anrufenden nicht zufriedenstellen. Trotzdem ist die Telefonzelle zu einer Art Pilgerstätte für OMD-Fans geworden. 2005 wurde die Zelle, die durch die Jahre ziemlich heruntergekommen war, durch eine Kampagne von Fans neu angestrichen und gestaltet.

Das Entsetzen unter Fans und Ortsansässigen war groß, als die „BT Group“, die britische Telefongesellschaft, die Zelle am 18. August 2017 plötzlich entfernen ließ. Die daraufhin gegründeten „Friends of 632 3033“ schafften es tatsächlich, dass die Telefonzelle im Oktober 2017 wieder aufgestellt wurde, auch die Bandmitglieder von OMD setzten sich für den Erhalt der roten „Phone Box“ ein. Der Film einer Bürgerinitiative erzählt die spannende Geschichte von der Rettung der Telefonzelle.

Wochenschau: Gruftige Links und nachhaltige Beerdigungen im Angesichts des Klimawandels

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Es wird wieder Zeit, ein paar Links zusammenzufassen, die es (noch) nicht in einen eigenen Beitrag geschafft haben. Bitte lasst nicht nach, mich auf weitere interessante Artikel, Neuerscheinungen, Videos oder Rezensionen hinzuweisen. Im Augenblick haben wir neben den üblichen Sommeraktivitäten (wie einige gelesen haben, waren wir auch auf dem Amphi-Festvial) auch die Vorbereitung für das kommende Spontis-Magazin vor der Brust. Gruftwurm kümmert sich liebevoll und aufopfernd um das Spontis-Radio und hat jetzt zusammen mit Durante auch ein Auge auf den musikalischen Posteingang, nachdem Svartur Nott mir jüngst mitteilen musste, sich jetzt auf andere Dinge zu konzentrieren zu müssen. Aktuell liegt noch das „Pfingstgeflüster“ auf meinem Tisch, für das ich auch einen Artikel geschrieben habe, als auch die Vorstellung einer Ausstellung in Düsseldorf, bei der ich ein wenig mitgewirkt habe. Jetzt aber ohne weitere Umschweife zu den Links:

Erlebnis für Kinder: Übernachten auf dem Friedhof | WeddingWeiser

Ich kann mir nicht helfen, in meiner Kindheit wäre sowas noch undenkbar gewesen. „Übernachten auf dem Friedhof“, um etwas über Vögel und deren Gesang zu lernen. Lest Euch den fast schon liebevollen Beitrag durch, irgendwie eine schöne Idee. Oder was meint ihr? „Angeordnet in einem Stuhlkreis sitzt eine kleine Gruppe, der Kursleiter räuspert sich und stellt die Frage, die begleitet wird von besorgten Blicken der anderen Teilnehmer. Ob denn die zehnjährige Maxi (Name geändert) Bedenken habe? Die Angesprochene wirkt verwundert, versteht nicht, worauf die Erwachsenen nun schon wieder hinaus wollen. Dann antwortet sie, sie sei hier, weil der Papa sie gefragt habe, ob sie einmal auf einem Friedhof übernachten wolle. “Erst habe ich gedacht, Papa macht einen Witz.” Aber es ist kein Witz, es ist ein Abenteuer und nebenbei ein Vogel-Workshop.“ (Danke Caro)

Wird der Festival-Besuch zum Luxusgut? | RBB

Auch der RBB berichtet über die explodierenden Preise für Festivals und Konzerte, die immer häufiger abgesagt werden müssen, weil die Nachfrage nicht hoch genug ist. Ohne öffentliche Unterstützung, so der Tenor des Beitrags, werden Festivals zum Luxusgut. „Wir brauchen im Land Brandenburg eine stärkere öffentliche Förderung. Sonst wird ein Festival-Besuch zum Luxusgut.“ Es gebe bereits Gespräche mit der Politik, sagt Jacobsen weiter, er sei hoffnungsvoll. „Musik-Festivals sind mehr als Fun. Es gibt häufig Workshops und Gespräche, ganz unterschiedliche Menschen begegnen einander, ohne Diskriminierung, da geht es auch um Werte. Und in manchen Gegenden sind Festivals die einzige Möglichkeit der soziokulturellen Teilhabe.“

Oomph! Mit neuem Sänger zurück auf der Bildfläche | Sonic-Seducer

Nachdem man sich Ende 2021 vom ehemaligen Sänger „Dero“ getrennt hatte, ist die Band nun wieder mit neuem Sänger und neuem Album zurück. Dero hatte sich seinerzeit als „bekennender Christ“ dargestellt und könne sich nicht mehr vorstellen, bestimmte Lieder – die er als „okkult“ wahrnimmt – aus dem Repertoire der Band, Live zu singen. Mit Daniel Schulz (vormals Unzucht) hat man jetzt neues Material am Start. Gleich wieder mit gesellschaftskritischem Inhalt: „Der Titeltrack „Richter und Henker“ handelt davon, wie vor allem in sozialen Medien kommuniziert und miteinander umgegangen wird und wie Andersdenkende diffamiert werden. Unter dem Motto ‚Bist du nicht für mich, so bist du gegen mich – dann bist du dumm und ich hasse und beleidige dich und höre dir nicht mehr zu‘ geht die in der Demokratie so wichtige sachliche Diskussionskultur verloren.“

Das andere Achtziger-Berlin: Die letzte Generation von Goths | TAZ

Die englische Autorin Cathi Unsworth hat mit „Season of the Witch“ ein Buch über das Phänomen „Goth“ veröffentlicht. Die TAZ hat es schon gelesen und erzählt – zu unserem Erstaunen – das Unsworth Berlin zum Zentrum der 80er-Szene erklärt. „Interessant ist es schon, dass in dem Buch das sagenumwobene Mauerstadtberlin einmal nicht als Ort des New Wave oder Postpunks beschrieben wird, sondern des Goths. Natürlich lässt sich einwenden, dass Letzterer auch nur eine bestimmte Form des Postpunks war. Aber Unsworth gelingt es durchaus, dieses Phänomen als eigene Bewegung einzufangen.“ Spontis hat hier noch einen Stapel Bücher zu liegen, die gelesen werden wollen. Mich macht diese Einschätzung aber auf jeden Fall neugierig. Ich leg’ das Buch dann mal auf den Stapel.

After-dark photographs of goth ground zero | I-D (Englisch)

Jonny „Slut“ Melton, ehemaliger Keyboarder der Batcave-Haus-Band „Specimen“ hat ein Buch über selbigen Club herausgebracht. „Young Limbs Rise Again“ heißt es und hat das I-D Magazine veranlasst, ein Interview mit ihm zu führen und es mit alten Bildern zu untermalen. Über das Batcave erzählt er unter anderem: „Es gab jede Menge Dekoration und ein kleines Kino an der Seite, in dem sie schlechte Horrorfilme zeigten. Es gab einen als Zombie verkleideten Mann, der einen Sarg wie eine Trommel schlug. An den Wänden hingen Pterodactyl-ähnliche Kreaturen. Aber es war sehr freundlich und überhaupt nicht abweisend. Es war nicht so, wie ich mir einen Ort wie The Blitz vorstellte – ein bisschen exklusiv, mit Leuten, die wahrscheinlich Angst haben zu lächeln. Stattdessen haben wir uns einfach angefreundet und mit den Leuten geplaudert. Auch die Musik war fantastisch. Der DJ Hamish McDonald [von der Band Sexbeat] spielte die beste Musik, die ich je in einem Club gehört hatte, und so verbrachte ich die meiste Zeit auf der Tanzfläche. Das war der Grund, warum ich dort war. Es war eine wirklich schöne, farbenfrohe, sexy, großartige, aufregende Umgebung.

Hitze-, Umwelt- und Klima-Update Mai 2023 | Mark Benecke

Ich kann mir nicht helfen, aber Mark Benecke hat bei diesem Thema einfach mal recht. Da muss ich trotz aller Antipathie für ihn einfach mal ehrlich sein. So präsentiert – und verteidigt – man Fakten vom bevorstehenden Klimawandel.

6 Alternativen für eine nachhaltige Bestattung | Benu

Wo wir gerade im Thema Klimawandel stecken, sollten wir auf alle Aspekte des Lebens achten. Wie nachhaltig ist eigentlich so eine Bestattung? „Allein in Nordamerika werden pro Jahr 30 Millionen Pfund an Hartholz für den Bau von Särgen und Gräbern verbraucht. Die Menge des Holzes, das für die Särge benötigt wird, gleicht 4 Millionen Acres Wald (16187,42569 Quadratkilometer, eine Fläche so groß wie New Jersey) – das sind genug Bäume, um 65 Millionen Tonnen Kohlendioxid zu binden.“ (Danke, Caro!)

Die Sisters of Mercy schon wieder auf Tour | Depechemode.de

Die musikalischen Wiedergänger sind wieder auf Tournee. Der Pressetext zur Tour liest sich genauso bitter, wie es in Wirklichkeit ist: „Seit über 40 Jahren sind The Sisters of Mercy aktiv, seit mehr als 30 Jahren haben sie keine Musik mehr veröffentlicht. Bis heute ist die Band um Mastermind Andrew Eldritch die Messlatte, wenn es um Gothic Rock geht – auch wenn dem Briten selbst diese Einordnung nicht so recht behagt.“ Fraglich bleibt allerdings, wie man nach 30 Jahren ohne neue Platte noch eine Messlatte sein kann und ob Andrew Eldritch sein Mastermind möglicherweise irgendwo verloren hat.

Bios Bahnhof 1981 – DAF Als wärs das letzte mal

Damals noch blutjung, präsentieren sich DAF beim WDR einem eher konservativen Publikum. Es ist aber mehr als ein bloßer Auftritt (vermutlich Playback) sondern wird mit einer spannenden Einleitung und einem kurzen Interview garniert. Schöne Sendung damals, bei der auch Klaus Nomi zu Gast gewesen ist.

Friedhof Bredeney – Die Gräber der ungekrönten Barone (1909)

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Ruhrbarone nannte man einst die Industriellen im Ruhrgebiet. Sie besaßen durch ihre Stahlindustrie und Bergwerke mehr Geld und Macht als alle gekrönten Häupter des deutschen Kaiserreichs. Und genau so lebten sie dann auch, und genau so ließen sie sich auch beerdigen. Der städtische Friedhof Bredeney an der Westerwaldstraße beherbergt geschichtsträchtige Ruhestätten im gleichnamigen südlichen Essener Stadtteil. Das 7,07 Hektar große Areal bietet heute Platz für 5475 Grabstätten. Zudem befinden sich hier die Grabmale der Industriellenfamilie Krupp. 1909 wurde der komplett von einer Friedhofsmauer umgebene Friedhof in der seit 1902 selbständigen Bürgermeisterei Bredeney eröffnet. 1915 wurde die Bürgermeisterei Bredeney ein Stadtteil von Essen.

Friedhof Bredeney – Familiengräber Krupp

Die Gräber der Familie Krupp, die sich heute in einem abgegrenzten Bereich – quasi einem Privatfriedhof – befinden, befanden sich zuvor ab 1910 auf dem ehemaligen Kruppschen Friedhof auf dem Friedhof am Kettwiger Tor, südlich des Essener Hauptfriedhofes. Dieser Friedhofsteil war meist verschlossen und dem städtischen Friedhof angegliedert. Wegen der Erweiterung des Bahnhofsvorplatzes musste der bisherige Friedhof vor dem Kettwiger Tor 1910 an die Hohenburgstraße weichen, von dem aus die 1850 verstorbene Therese Krupp, die Witwe des Firmengründers Friedrich Krupp, an die Freiheit umgebettet werden musste. Friedrich Krupp selbst wurde im Oktober 1826 auf dem ehemaligen evangelischen Friedhof zwischen der I. und II. Weberstraße beigesetzt, der einer neuen Bauplanung weichen musste. 1955 musste der Kruppsche Friedhof an der Freiheit städtischen Baumaßnahmen weichen.

Auf der 1955 von Aloys Kalenborn erschaffenen Grabanlage auf dem Friedhof Bredeney wurden die Gräber und Grabplatten aller Angehörigen der Familie Krupp, die zuvor im Essener Stadtzentrum lagen, zusammengeführt. Unter Anwesenheit von Direktoren des Krupp-Vorstandes wurden die Grabkammern der Krupp-Gräber am Kettwiger Tor geöffnet, wobei die Arbeiten der Umbettungen genau dokumentiert wurden. Der heutige Krupp-Friedhof in Bredeney trägt der Verbundenheit der Familie Krupp zum ländlichen Bredeney unweit der Villa Hügel Rechnung.

Grabstätten der Patrizier- und Industriellenfamilie von Waldthausen

Die meisten Ruhestätten der Familie von Waldthausen befanden sich, wie einige der Familie Krupp, auf dem alten Friedhof vor dem Kettwiger Tor südlich des Essener Hauptbahnhofs, der aus städtebaulichen Gründen 1955 aufgegeben werden musste. Der Großteil der Familiengräber der Waldthausens wurde auf den Friedhof Bredeney, in einer Reihe am südlichen Rand im Feld 22 verlegt.

Das große monumentale Mausoleum wurde aus Mainsandstein und Bronzeguss errichtet und auch 1955/1956 vom alten Friedhof am Kettwiger Tor hierher überführt. Das ursprüngliche Baudatum des Grabmals wird unterschiedlich mit frühestens 1856 bis spätestens 1884 angegeben und wurde unter Denkmalschutz gestellt. Auf den beiden jüngeren Inschriftentafeln ist das Grabmal 21 verstorbenen Familienmitgliedern mit Sterbedatum von 1856 bis 2003 gewidmet.

Friedhof Bredeney – Denkmalgeschütztes Urnengrab

Das Grabmal der Familie Müller aus dem Jahr 1914 wurde für eine der ersten neuzeitlichen Urnenbeisetzungen seit vorchristlicher Zeit im heutigen Gebiet der Stadt Essen errichtet. Es wurde 1997 unter Denkmalschutz gestellt, weil es von besonderer Bedeutung für die Geschichte der Sepulkralkultur der Stadt und des Ruhrgebiets ist.

Hier die gesamte Friedhofsgalerie:

Zum 40. Todestag von Klaus Nomi – Ein außerirdischer Mensch

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Am 6. August 1983, vor genau 40 Jahren, starb Stilikone, Countertenor und Avantgarde-Legende Klaus Nomi im Alter von 39 Jahren an den Folgen einer HIV-Infektion. Er war das erste prominentere Opfer dieser damals noch völlig unbekannten Krankheit. Diese tragische Aufmerksamkeit täuscht häufig über die Errungenschaften und Erfolge hinweg, die Nomi noch zu Lebzeiten ins Rampenlicht internationaler Bühnen hievten.

Klaus Sperber, wie Nomi mit bürgerlichem Namen hieß, hatte schon als Kind starkes Interesse an Musik und entdeckte bereits als Jugendlicher sein Talent als Opernsängern. Da aber weder Klaus noch seine Familie daran glaubten, damit Geld zu verdienen, begann er eine Konditorlehre und arbeitete nebenbei an Essener Bühnen. Mitte der 60er-Jahre traute er sich nach Berlin zu gehen, wo er Gesangsunterricht nahm, aber dennoch nicht die erhoffte Anstellung an einem Theater oder gar der Oper fand. Stattdessen sang er seine Opernmelodien und Arien unter anderem im Kleist-Kasino, einem bereits den 1920er-Jahren bekannten Club für Homosexuelle.

1973 entschloss sich Nomi, nach New York zu gehen, der damaligen Hauptstadt des Avantgarde, wo die Musikszene offen für neue Ideen und außergewöhnliche Charaktere war. Hier zahlte sich auch seine Lehre aus: Er eröffnete zunächst eine kleine Konditorei und verkaufte Torten. Nebenbei feilte er weiter an seinem Gesang und perfektionierten den „Falsettgesang„, das Singen in höchsten Tonlagen.

Hier entdeckte er dann auch sein Alter Ego. Inspiriert von der Science-Fiction-Zeitschrift OMNI nannte er sich NOMI und baute seine Performance zu einer retro-futuristischen Zukunfts-Vision der 1920er-Jahre aus, die an Filme wie „Metropolis“ erinnert. Sein weiß geschminktes Gesicht (Kabuki-Maske), die schwarzen Lippen und seine kubistischen Kleidungsstücke prägten sein Auftreten. Seine roboterhaften Bewegungen und sein übertrieben deutscher Akzent wurden zu seinem Markenzeichen. Die Schlange derer, die die Klaus-Naomi-Show sehen wollten, wurde von mit diesem Image immer länger.

Ende 1978 dann der musikalische Ritterschlag. David Bowie lässt sich von Nomi inspirieren und lädt ihn zu seinem Auftritt in der äußerst populären NBC-Fernsehshow „Saturday Night Live“ ein. Er erhält daraufhin einen Plattenvertrag und wird als „singender Konditor“ zu einigen Fernsehshows eingeladen.

1982 wird bei ihm HIV diagnostiziert, eine damals noch völlig unbekannte Krankheit, die abfällig als „Schwulenkrebs“ bezeichnet wurde. Er startet dennoch zur eine ausgedehnte Europa-Tournee, die ihn unter anderem in die TV-Sendung „Na sowas!“ und zu Eberhard Schoeners Klassik-Rock-Nacht führte.

Die Europa-Tournee sollte seine Abschlusstournee werden. Er wusste, dass er nicht wieder zurückkommen würde, sein körperlicher Zustand wurde rapide schlechter. Klaus Nomi starb am 6. August 1983 im Sloan-Kettering Krebszentrum in New York.

Eine schöne unverfälschte Erinnerung an Klaus Nomi findet ihr abseits der Artikel, die zu seinem Todestag erscheinen, in einer 2022 aufgetauchten Sammlung von Dias und Urlaubsfotos (Danke an Anomaler Circus).

Für mich bleibt er ein stilprägende und schillernde Erscheinung, die viele Künstler und Subkulturen beeinflusst und der auch heute noch als Referenz in vielen weiterer Szenen gilt, die sich an ihn erinnern. Musikalisch nicht so richtig mein Fall, aber umso faszinierender, was dort auf der Bühne zu sehen ist.

Gruft-Orakel August 2023: Beim Wiedergänger geht nichts mehr

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Der Wiedergänger ist beruflich viel unterwegs. Als Geist von Verstorbenen hatte er in der Vergangenheit ein paar besonders ruhelose Kunden. Seit ein paar Wochen schmerzen die Füße daher besonders doll. Er war froh, als Alana Abendroths Gesundheitstipp im aktuellen Gruft-Orakel erschienen ist und hat auch gleich mit der vorgeschlagenen, intensiven Likör-Therapie angefangen. Nach dem zwölften Glas begannen die Schmerzen tatsächlich zu verschwinden. Neun weitere Gläser sollten die Therapie erfolgreich beenden. Allerdings bemerkte er eine unerwünschte Nebenwirkung, denn jetzt kann er gar nicht mehr gehen. Seine Beine gehorchen den Befehlen seines Gehirns nicht mehr. Bei jedem Versuch kippt er um wie ein nasser Knoblauchzopf und liegt dann schildkrötenartig auf dem Rücken. Aber es kommt noch schlimmer. Obwohl er seine Situation als furchtbar peinlich registriert, kann er nicht aufhören, unkontrolliert zu lachen. Die ganze Zeit. Aber immerhin verspürt er nun keine Alltagsroutine mehr. Ist schon prima, so ein Gruftorakel.

Gruft-Orakel August 2023 - Alana Abendroth