Wochenschau: Das legendäre „3 Haselnüsse für Aschenbrödel Gefühl“

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In diesem Jahr ist der Wunsch nach Besinnlichkeit bei mir gewachsen, der sich zum bevorstehenden Weihnachtsfest endlich manifestieren soll. Die Welt ist so gruselig geworden, dass ich mich ein wenig einkuscheln möchte und immer stärker die Flucht in eine parallele Realität suche. „Gothic ist eigentlich mein Safe Space um dem oft unschönen Alltag zu entfliehen.“ schrieb mir eine Leserin im August und daran habe ich mich versucht zu halten, denn Anlass waren einige Themen und vor allem Diskussionen in diesem Blog. Ich musste einräumen, dass es mir genauso ging und daher habe ich versucht – und werde auch weiter dabei bleiben – durch eine gezielte Themenauswahl „gruftige Zerstreuung“ zu bieten. Ich glaube, es ist immer wichtiger geworden, sich inhaltliche Rückzugsräume zu schaffen, um nicht von der Wirklichkeit erdrückt zu werden. Es ist so ein wenig wie dieses „3 Haselnüsse für Aschenbrödel Gefühl“, das sich einstellt, wenn man die ersten Minuten dieses Weihnachtsklassikers anschaut. Hier ist der Schnee allerdings schwarz, die Kleider aus schwarzer Spitze und der Schuh, der seine Besitzerin sucht, ein Pike mit Totenkopfschnallen.

In eigener Sache: Die Magazine sind im Druck!

An dieser Stelle noch mal kurz der Hinweis, dass es ein ausführliches Update zum Spontis-Magazin 2023 gibt, dass man im ursprünglichen Artikel nachlesen kann. Kurzform: Die Magazine sind unterwegs in die Zentrale, der Versand an Euch beginnt voraussichtlich nächste Woche! Ich möchte an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen, dass mir noch einige Adressen von Leuten fehlen, die nur via Paypal eine Unterstützung dagelassen haben. Katja V., Jennifer U., Marcel K., Ulrike K., Annika S., Ann-Krisitin K., Mandy K. – Wenn Du Dich angesprochen fühlst und noch ein Magazin willst, gib bitte unbedingt deine Adresse im Formular an!

Macht Social Media süchtig? | Washington Post

41 US-Bundesstaaten haben Klage gegen Meta und Facebook eingereicht und werfen ihnen vor, süchtig machende Designentscheidungen zu treffen, die Teenagern schaden. In einem neuen Beitrag untersucht Jean Twenge nicht weniger als 13 alternative Erklärungen für die rasante Zunahme von psychischen Problemen bei Jugendlichen und kommt dennoch zu dem Schluss: Ja, es liegt an den Handys und den sozialen Medien. (via Good Internet)

Podcast: Grenzgänger – Die Geschichte des Berlin-Sound | ARD Mediathek

Ein wirklich spannender Podcast über Berlin als musikalischer Schmelztiegel, der mittlerweile seit 40 Jahren in vielen Bereichen den Ton angibt. „Herbst 1978: Der junge Engländer Mark Reeder landet per Anhalter nachts in Westberlin. Mark Reeder hat keine Kontakte, keinen Schlafplatz, er spricht kaum Deutsch. Eigentlich will er nur ein paar Tage bleiben. Zu diesem Zeitpunkt weiß er noch nicht, welche Rolle er in den nächsten Jahren für Berlins Musikunderground spielen wird – auf beiden Seiten der Mauer. Dieser Podcast erzählt die waghalsige und einzigartige Geschichte eines Musiknerds, der vor über 40 Jahren zufällig in Berlin strandet und zu einer Ikone der Musikszene wird. Reeder und seine vielen Wegbegleiter:innen haben maßgeblich den Sound Berlins und den Ruf als „Stadt der Subkulturen“ mitgeprägt. Journalistin Sophia Wetzke taucht gemeinsam mit Mark Reeder in vier Jahrzehnte Musikgeschichte ein, lässt prominente Namen und bisher ungehörte Stimmen zu Wort kommen. Eine Stadt- und Lebensgeschichte, atmosphärisch erzählt mit dem passenden Soundtrack. Welchen Einfluss hatte die besondere Situation der Mauerstadt auf die alternativen Musikszenen und ihren Sound? Waren die 80er und 90er wirklich nur großartig? Was ist von den Berliner Szenezeiten heute noch übrig?

Killing Joke: Geordie Walker mit 64 Jahren verstorben | Instagram

Killing Joke gab am Sonntag, 26. November, auf Instagram bekannt, dass Gitarrist Geordie Walker im Alter von 64 Jahren an einem Schlaganfall gestorben ist. „Mit großer Trauer bestätigen wir, dass der legendäre Gitarrist von Killing Joke, Kevin ‚Geordie‘ Walker, am 26. November 2023 um 6:30 Uhr morgens in Prag im Kreise seiner Familie an einem Schlaganfall verstorben ist“, schreibt die britische Post-Punk-Rockband. Wir sind am Boden zerstört. Ruhe in Frieden, Bruder.“ Geordie Walker, eigentlich Kevin Walker, war ein britischer Musiker und Gitarrist, der vor allem als Gründungsmitglied der Post-Punk-Band „Killing Joke“ bekannt ist. Er wurde am 15. Oktober 1958 in Notting Hill, London, geboren. Walker ist für seinen einzigartigen Gitarrenstil und seinen experimentellen Sound bekannt und hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung des Industrial Rock und Alternative Rock gehabt. Neben seiner Arbeit mit Killing Joke hat er auch an zahlreichen anderen Musikprojekten und Bands mitgewirkt.

Die VIVA-Story – Zu geil für diese Welt | ARD Mediathek

Am 1. Dezember 1993 ging der deutsche Musiksender VIVA auf Sendung. Die deutschsprachige Konkurrenz zum damaligen Platzhirsch MTV stieg in Rekordgeschwindigkeit zum wichtigsten Medium einer ganzen Generation Jugendlicher auf. Ehemalige Moderatoren des Musiksenders erzählen in drei Folgen vom kometenhaften Aufstieg und tiefen Falls des einstigen Aushängeschilds. „Am 1. Dezember 2023 hätte VIVA seinen 30. Geburtstag gefeiert. Doch 2018 war Schluss für den Musiksender, der seit 1993 wie kein anderer das Lebensgefühl einer ganzen Generation prägte und zum Sprungbrett für zahlreiche Stars wurde. Die Dokumentation erzählt in drei Teilen – Aufstieg, Triumph und Fall – die Schlüsselmomente der Sendergeschichte. – Die ehemaligen VIVA-Moderatoren Nilz Bokelberg (l) und Markus Kavka (M) sowie VIVA-Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes führen als Hosts durch je eine Folge und bereichern die Doku durch persönliche Anekdoten.

Thumbnail der Sendung VIVA-Story
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Giving Myself an 80s Goth Makeover | YouTube

Die polnische YouTuberin Karolina Żebrowska beschäftigt sich eingehend mit längst vergangenen Epochen, vor allem styletechnisch. Bekannt geworden ist sie mit Videos über den Stil von Frauen zwischen 1900 und 1940. Nun hat sie einen Zeitsprung gewagt und sich dem „Goth-Style“ genähert. Herausgekommen ist ein aufwendig recherchiertes und akribisch umgesetztes „Make-Over“, das sich angenehm den sonst üblichen Videos dieser Art abgrenzt. Von der Bibliothekarin aus den 40er-Jahren zum Goth-Girl der 80er-Jahren in 25 Minuten. (Danke Caro!)

Doppelpunkt vor Ort: Zoff, Punks und heile Welten | YouTube

Als wäre die Zeit eingefroren. Wie war das denn nach der Wende für die Jugendlichen? Zeitdokumente wie dieses geben einen Einblick in die Lebenswelten kurz nach der Wende. Wer neugierig ist, was aus einigen der Protagonisten von damals geworden ist, wird wieder beim ZDF fündig.

ARTE Doku: Die wilde Karriere des Shane MacGowan

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Shane MacGowan, Sänger der legendären Band „The Pogues“, starb am 30. November 2023 im Alter von 65. Seine Ehefrau Victoria Mary Clarke teilte bei Instagram: „Shane wird immer das Licht sein, das ich vor mir halte, und das Maß meiner Träume und die Liebe meines Lebens.“ Zusammen mit den Pogues gründete er Anfang der 80er-Jahre den irischen Folk-Punk und verknüpfte den volkstümlichen Sound mit der Rohheit des Punks. In poetisch-lyrischen Texten brachte seinen Texten thematisierte er schonungslos die gesellschaftlichen Missstände. Gleichzeitig schuf er mit dem Song „Fairytale Of New York“ das meistgehörte Weihnachtslied der Briten im 21. Jahrhundert.

ARTE hat zu seinem Tod den 2020er-Dokumentarfilm „Mein Leben mit den Pogues – Die wilde Karriere des ShaneMacGowan“ ins Programm genommen:

Der Regisseur und Wegbegleiter des Punk, Julien Temple, hat Shane mit seinem Dokumentarfilm ein Denkmal gesetzt: ein Feuerwerk aus intimen Aufnahmen der britischen Punk-Kultur u.a. aus Temples eigenen Archiven. Temple beschwört in seinem Film Aufstieg und Niedergang eines rotzigen Genies, der sich selbst mit seinen Exzessen aus der eigenen Band katapultierte und bis in den Rollstuhl brachte.

Selbstzerstörung als Lebensmaxime war nie mein Weg, aber wohlmöglich war es genau das, was seinen „Legenden-Status“ besiegelte. Die Lieder, die zwischen 1984 und 1987 auf drei Alben veröffentlicht wurden, waren absolut atemberaubend. Aus dem Milieu aus Kneipen, Drogen, Geisteskrankheit und Armut entstanden Songs, die ihre Zuhörer in einen merkwürdigen Bann zogen. Selten hat es jemand gewagt, über die Ausgestoßenen und Abgehängten so authentisch zu singen wie Shane MacGowan. Mit Empathie und einer gewissen Zärtlichkeit beschrieb er die Abgründe, in denen er sich selbst bewegte.

Letztendlich überholten ihn seine eigenen Lieder. Er schaufelte alles in sich hinein, was Geist, Kreativität und Kunst tötet und hatte letztendlich „Erfolg“. In Würde zu altern, war nicht sein Ding. Auch bei einer späteren Reunion der Band, war Shane allenfalls das nuschelnde Aushängeschild einer ikonischen Vergangenheit.

So ist es Schicksal, dass sein berühmtestes Stück „Fairytale Of New York“ von einem Paar handelt, dessen Hoffnungen von Alkohol und Drogen zerstört wurden. RIP.

Gruft-Orakel Dezember 2023: Fangzahn redet

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Der Fangzahn ist diesen Monat wie ein Hörspiel. Seine angebliche Super-Power ist die Kommunikation und seine Freunde aus dem Bannkreis des Bösen nutzen diese Fähigkeit schamlos aus, um wohlverdiente Ruhe zu bekommen. So lädt man den Fangzahn schon wieder zu einem seiner geliebten Vorträge über Zahnstein ein und lässt ihn reden, während der gesamte Saal in einen tiefen Schlaf verfällt. Natürlich lässt man den Fangzahn im Glauben, das Publikum würde aufmerksam folgen, denn die Scheinwerfer, die auf die Bühne gerichtet sind, leuchten so hell, dass er sein Publikum kaum erkennen kann. Klar, dass keiner der Anwesenden schlafen wollte, aber auch nicht dagegen ankämpft, es nicht zu tun. Und so wird aus Alana Abendroths Prophezeiung dann doch noch eine runde Sache. Euch einen schönen ersten Advent!

Gruft-Orakel Dezember 2023 - Alana Abendroth

Spontis zu Gast im Podcast: Memento Macabre – Kinder der Nacht

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Über die Ausstellung „Tod und Teufel“, die noch bis 21. Januar 2024 im Kunstpalast Düsseldorf zu sehen ist, haben wir bereits in diesem Beitrag berichtet. Der Leipziger Herrenausstatter Mey&Edlich, der die Ausstellung als Partner unterstützt, hat dazu auch eine Podcast-Reihe mit dem Namen „Memento Macabre“ begonnen, in der ich in der aktuellen Folge „Kinder der Nacht“ Fragen zur Szene beantwortet habe.

In insgesamt 12 Folgen entführen Kultur- und Literaturwissenschaftlerin Dr. Rahel Schmitz und Jamie Ellrich aus dem Mey & Edlich-Team in die unwiderstehliche Welt des Horrors. Was macht die Figur des Teufels eigentlich so faszinierend, dass sie inzwischen ein Teil der Popkultur ist? Mit welchen Symbolen wird der Tod in der Kunst dargestellt? Und was zur Hölle hat das eigentlich mit dem Thema Männermode zu tun?

Die beiden Moderatoren der Sendung versuchen herauszufinden, was die Gothic-Szene, die in der Ausstellung in einer ganzen Abteilung thematisiert wird, mit „Tod und Teufel“ zu tun hat. Vor ein paar Wochen wurde ich dann von Jamie Ellrich angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, ein paar Fragen im Podcast zu beantworten. Nachdem ich ein paar Ängste abgelegt und mir ein neues Mikrofon zugelegt hatte, habe ich zugesagt.

Eine ganze Stunde lang sinnieren die beiden mal treffend, mal weniger treffend über unsere Subkultur. Gleich bei Minute 2:12 mussten wir eine Pause der Aufregung einlegen, denn das erwähnte „Viktorianische Picknick“ ist für die meisten Menschen in der Szene ein Kostümball, der mit der Szene nichts zu tun hat. Das geht ja gut los!

Es wird im Verlauf des Gesprächs zwischen den beiden deutlich besser, soviel kann ich spoilern, sodass ich mit der Platzierung meiner Wortbeiträge nicht unglücklich bin – im Gegenteil. Tatsächlich sind hier und da ein paar spannende Ansichten zu hören, die stellenweise die Betrachtung der eigenen Subkultur beeinflussen können. Es kommt ja nicht häufig vor, dass sich szenefremde Menschen eine ganze Stunde lang damit beschäftigen, was „Gothic“ nun ist, und woher unsere Nähe zu „Tod & Teufel“ kommt.

Auch die andere 8 Episoden der Podcast-Reihe beschäftigen sich mit „düsteren Theme“, ohne dass man das Gefühl bekommt einer Werbeveranstaltung zu besuchen, denn vom Herrenausstatter, der als Unterstützer der Ausstellung auftritt, wird kaum geredet. Sehr angenehm.

Vielleicht ist das ein bisschen Futter für die zahlreichen Podcast-Fans unter unseren Leser und meine Generalprobe, in Zukunft öfter das Mikrofon in den Vordergrund zu zerren, um beispielsweise das Spontis-Radio damit zu beglücken. Ihr könnt ja mal kommentieren, ob ihr das gut finden würdet.

 

This is England – Die authentische 80er Serie jetzt komplett bei ARTE

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Die britische Film- und Miniserienreihe „This is England“ ist eine umwerfende Darstellung des Großbritanniens der 80er-Jahre und zeigt an einer Gruppe von Jugendlichen die sozialen und politischen Änderungen dieser Zeit. Bei ARTE gibt es jetzt die komplette Reihe, die von Shane Meadows geschrieben wurde, als Zeitreise in das England der Thatcher-Ära, die auch durch eine tolle Musikauswahl untermalt wird.

Neben dem Pilotfilm gibt es drei weitere Staffeln, die jeweils eine andere Zeitspanne aufgreifen. Sie zeigen die sozialen und politischen Herausforderungen in Großbritannien, die von Rassismus, Klassenschranken, persönliche Identität und die Suche nach Zugehörigkeit geprägt sind. Die Charaktere reflektieren den damaligen Zeitgeist und greifen jeweils unterschiedliche Aspekte auf. Die Serie bietet auch einen Einblick in die Veränderungen in der britischen Gesellschaft und Jugendkultur während dieser turbulenten Zeit. Da alle Filme mit relativ großem Abstand gedreht wurden (zwischen 2006 und 2015) durchlaufen auch die Schauspieler eine entsprechende Entwicklung, was die Charaktere in vielen Bereichen besonders glaubwürdig macht.

ARTE zeigt die Filme und die Serie allerdings im englischen Originalton mit deutschen Untertiteln, in deutscher Synchronisation findet man die Serie zurzeit nur als DVD/Blu-ray oder vereinzelt auch bei Streaming-Anbietern. Darüber hinaus gibt es noch eine Einschränkung: Ohne Anmeldung und Altersnachweis kann man die Serie erst nach 22 Uhr anschauen, da ARTE den Inhalt für „empfindsame“ Zuschauer nicht geeignet hält.

This is England (Pilotfilm 2006)


Der Pilotfilm zieht uns in das Großbritannien 1983. Der 12-jährige Shaun lebt zusammen mit seiner Mutter, nachdem sein Vater beim Falklandkrieg 1982 ums Leben gekommen ist. Der Außenseiter, der in der Schule oft wegen seiner ärmlichen Kleidung oft gehänselt wird, freundet sich mit einer Gruppe Skinheads an, die den Jungen in ihre Gruppe integrieren. Im späteren Verlauf des Films spaltet sich die Gruppe durch die Vereinnahmung durch nationalistische Einflüsse. Der Film thematisiert den zunehmenden Rechtsruck in der englischen Gesellschaft, weil man Ausländern die Schuld an der zunehmenden Arbeitslosigkeit und der sich ausbreitenden Armut gibt. Über den Film habe ich übrigens an dieser Stelle schon mal berichtet.

This is England ’86 (1. Staffel – 2009)

this is england 86 screenshot

 

Shaun ist mittlerweile 15 Jahre alt und steht kurz davor, die Schule zu beenden. Welchen Platz er auf dieser Welt finden wird, ist völlig ungewiss. In Mexiko läuft währenddessen die Fußball-Weltmeisterschaft, Chris de Burgh ist in den Charts auf dem ersten Platz und im von Margaret Thatcher regierten Großbritannien gibt es zu dieser Zeit 3,4 Millionen Arbeitslose. Shauns Freunde, Woody, Lol, Smell, Gadget und Meggie suchen derweil nach Liebe, Unterhaltung und vor allem Arbeit. Combo kommt möglicherweise wieder zurück, das Schicksal von Milky soll sich aufklären und die bevorstehende Hochzeit zwischen Woody und Lol wird abgesagt.

### Hier geht es direkt zu Folge 1 der ersten Staffel in der ARTE-Mediathek ###

This is England ’88 (2. Staffel – 2011)

Screenshot aus der Serie This is England 88Weihnachten 1988. In der festlichen Atmosphäre stehen die Bedeutung von Familie, Zusammenhalt und der Wunsch nach einem Neuanfang im Vordergrund. Für die Charaktere ist dieser Abschnitt geprägt von tiefgreifenden Entwicklungen. Die Serie nimmt sich sensibel und authentisch Themen wie Drogenabhängigkeit, familiäre Konflikte, Liebe und Verlust an. Die Charaktere werden in ihrer menschlichen Komplexität und Verletzlichkeit dargestellt, und wir erleben mit ihnen ihre Höhen und Tiefen. Woody startet voller Tatendrang eines neues Leben, das allerdings so gar nicht zu ihm passt, Lol kämpft mit ihren Dämonen und Shaun manövriert seine Beziehung mit Smell an den Abgrund.

### Hier geht es direkt zu Folge 1 der zweiten Staffel in der ARTE-Mediathek ###

This is England ’90 (3. Staffel – 2015)

Screenshot aus der Serie this is england 90Shaun ist mittlerweile 19. Smell hat sich von ihm getrennt und er scheint immer noch verloren nach seinem Platz in der Welt zu suchen. Nach den dramatischen Ereignissen von „This is England ’88“ versuchen Lol und Woody eine stabile Beziehung aufzubauen. Die Beziehungen zwischen den anderen Hauptfiguren werden vertieft, und die Dynamik der Gruppe wird auf die Probe gestellt. Die Serie fängt die Stimmung der 1990er Jahre ein, insbesondere die aufkommende Rave-Kultur, und thematisiert die sozialen und politischen Veränderungen dieser Ära. Ohne zu viel vorwegzunehmen, endet „This is England ’90“ mit einer bewegenden Mischung aus emotionalen Höhepunkten und Herausforderungen für die Charaktere. Aufgeteilt in 4 Jahreszeiten führt die Serie Jugendkultur, Jugendliche und ein ganzes Land aus den 80er-Jahren in ein neues Jahrzehnt.

### Hier geht es direkt zu Folge 1 der dritten Staffel in der ARTE-Mediathek ###

This is England – Fazit

Honestly? Falsches Land, meine Zeit. Ich finde so viele Anknüpfungspunkte an meine eigene Jugend, dass sich alles irgendwie vertraut und doch irgendwie fremd anfühlt. Ich habe bei Weitem nicht so viel erlebt und auch mit Sicherheit nicht so viel Mist gebaut wie die Charaktere, kann aber den Zeitgeist, die Stimmung und natürlich auch den Style total nachvollziehen. Allerdings in einem anderen Land.

Für mich die authentischste Serie über diese Zeit. Passendere Schauspieler hätte man nicht finden können und das Drehbuch von Shane Meadows sprüht vor Erfahrungen. Auch musikalisch eine Entdeckungsreise fernab von dem, was man sonst so gehört hat. Natürlich sind Charaktere und Erlebnisse überspitzt und komprimiert, aber so bleibt es wenigstens spannend.

Für Fans der Serie: Ja, ich habe alle Folgen zum 5. mal geguckt. Und ich bin so traurig, dass Smell und Shaun es nicht geschafft haben, dass ich die Wände hochgehen könnte! Das der sich mit dem Mädchen aus dem Schauspielkurs eingelassen hat. Disgusting!

 

Linie 1 – Musical, Film und Sozialstudie der 80er-Jahre

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Eins vorweg: Musicals sind nicht meins. So überhaupt nicht, denn das Gesinge und Gehopse zwischen den Theaterpassagen darin nervt mich ungemein. Da Ausnahmen aber die Regel bestimmen, gibt es tatsächlich ein Musical, das ich richtig gut finde, sowohl auf der Bühne als auch in der Verfilmung, um die es hier geht. „Linie 1“ ist zum einen 80er-Jahre-Nostalgie pur und liefert zum anderen auf humorvolle Art etliche Sozialstudien. Und es kommen einige coole bis szenige Looks darin vor!

Die U-Bahn-Linie 1, die mittlerweile eine zum Teil veränderte Streckenführung hat, durchfuhr etliche Westberliner Kieze mit völlig unterschiedlichem Sozialstrukturen. Vom mondänen Wilmersdorf über den stark frequentierten und kriminalitätsbelasteten Bahnhof Zoo – bekannt auch durch Christiane F. – bis zum schmuddelig-anarchischen Kreuzberg mit hohem Migrantenanteil.

Linie 1 – Die Geschichte

Sunny, eine naive Teenagerin aus der Provinz, ist von zu Hause abgehauen und auf der Suche nach dem Rockstar Johnny. Der hat sie bei einem Auftritt rumgekriegt und ihr die große Liebe geschworen. Nun ist sie von ihm schwanger und folgt seiner Aufforderung, zu ihm nach Berlin zu kommen, wenn sie es zu Hause nicht mehr aushält.

Am Bahnhof Zoo (der einzige Fernbahnhof des damaligen Westberlins) angekommen, fragt sich durch, um zu Johnnys Adresse nach Kreuzberg zu kommen. Wie es für Berlin typisch ist, sind die meisten Passagiere in Hektik oder zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um zu helfen. Die wenigen Leute, die sie beachten, sind zumeist fragwürdige Gestalten.

Sunny begibt sich mit der legendären U-Bahn-Linie 1 Richtung Kreuzberg, wo sie an der Endhaltestelle auf Bambi trifft, der auch nicht ganz „sauber“ zu sein scheint, ihr aber zu helfen verspricht. Solange Bambi sich auf die Suche nach Johnny macht – die angegebene Adresse existiert laut seiner Aussage nicht – reist Sunny auf sein Geheiß zurück zum Bahnhof Zoo, um dort auf ihn zu warten.

Während der Rückfahrt und dem Aufenthalt am Bahnhof begegnet sie weiteren schrägen, zwielichtigen und traurigen Gestalten, muss vor einem Zuhälter und einem mysteriösen Verfolger flüchten und landet erneut in der U-Bahn Linie 1. Hier macht sie weitere Bekanntschaften und Beobachtungen, quer durch alle Gesellschaftsschichten und soziale Gefüge. Wer öfter in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, wird hier einige wohlvertraute Szenen finden, die zuweilen mit den Augen rollen oder schmunzeln lassen – oder betroffen und nachdenklich machen.

Ob Sunny ihren Schwarm Johnny wiederfindet und wie die Geschichte ausgeht, werde ich natürlich nicht verraten.

Linie 1 – Vom Theater auf die Leinwand

Ich habe kurz nach der Jahrtausendwende einmal das Theaterstück Linie 1 gesehen, was ich auch sehr gelungen fand (den Film habe ich erst viel später kennengelernt). Es ist seit 1986 eine feste Größe im Berliner Grips-Theater Programm, immer wieder leicht abgewandelt und mit aktuellen politischen und sozialen Themen, die verarbeitet werden.

Der Film, 1988 gedreht, ist trotz deutlicher 80er-Jahre-Couleur absolut zeitlos. Es gibt Gruftis, Punks, Rocker, Zuhälter, Obdachlose, Alkies, Familien, Schüler und mehr oder weniger normale Normalos. Sie passen gut zur Rahmenhandlung und die Rollen sind sehr gut besetzt. Übrigens spielen einige Schauspieler gleich mehrere Rollen, bei manchen erkennt man es, bei anderen hingegen kaum. Die Handlung spielt komplett in Bahnhöfen und U-Bahn-Zügen. Die vielen, wenn auch zum Teil überzeichneten Charaktere, machen den Charme aus. Die Gesangseinlagen sind meist witzig-bissig, aber zum Teil auch gesellschaftskritisch oder sogar traurig.

Als Kind, in den 80ern und zu Mauerzeiten, bin ich nicht selbst mit dieser Linie gefahren, weil ich ganz am nördlichen Stadtrand wohnte und wir, wenn wir mal in die City fuhren, das Auto nahmen. Aber seit Anfang der 90er, wo ich wieder in Berlin lebte und mit Freunden das Nachtleben unsicher machte, war ich hier gelegentlich unterwegs. Eine ehemalige Freundin lebte in Spandau und wir fuhren von dort oft nach Ruhleben und dann die komplette Strecke bis zum Bahnhof Schlesischen Tor (und weiter nach Treptow zu Veranstaltungen auf der Insel der Jugend). Und wenn ich zu Veranstaltungen im ehemaligen „Kato“ direkt im Bahnhof Schlesisches Tor fuhr, war natürlich auch die U1 unumgänglich. Aber darüber hinaus war und bin ich nicht häufig auf dieser Linie unterwegs. Kreuzberg ist immer noch multikulti, aber auch massig gentrifiziert und hip geworden, der Kurfürstendamm wie die gesamte City West eher auf dem absteigenden Ast, daher dürften sich die Fahrgäste auf den einzelnen Abschnitten nicht mehr so deutlich unterscheiden wie damals.

Arbeitsgruppe Lobotomie: Nachjustierung meines Blickwinkels und eine legendäre Liveshow

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Über die Münchener Band „Arbeitsgruppe Lobotomie“ habe ich bereits im Jahr 2021
einen Artikel verfasst, und die mir damals gänzlich unbekannte Truppe sehr eindeutig nach meinen persönlichen Maßstäben als aktives Mitglied der schwarzen Szene bewertet. Sehr eindeutig deshalb, da meine Ansichten niemals neutral und objektiv waren und sind, ganz im Gegenteil. Ich vertrete eine Haltung, die im Jahr 2023 innerhalb unserer Subkultur nicht allzu weitverbreitet zu sein scheint, nämlich die kompromisslose Abgrenzung nach Rechtsaußen.

Für mich ist der Mythos des „unpolitischen Gruftis“ spätestens seit den Corona-Jahren hinfällig, unzählige Statements verschiedener namhafter Künstler (wie zum Beispiel von Dero Goi (ehemals Oomph!), Steve Naghavi (And One) und vieler anderer Schwurbelköpfe) kann man nur noch durch aktives Wegschauen oder hirnlosen Konsum ignorieren.

Was hat mich überhaupt zu einer weiteren Betrachtung der Arbeitsgruppe Lobotomie geführt?

Schon vor Längerem habe ich eher zufällig den Frontmann der Band, Bakunin Eisner, persönlich kennengelernt, und ich würde lügen, würde ich behaupten, dass die Sympathie hier nicht instant da war. Zudem war ihm bei den Ersten unserer Begegnungen nicht sofort klar, dass ich der Verfasser eines Artikels auf Spontis über seine Band war, was mich in die komfortable Lage versetzte, ihm ganz grundsätzlich mal etwas auf den Zahn zu fühlen bezüglich seiner Band, den weiteren Plänen, seiner eigenen Einstellung gegenüber verschiedenster Entwicklungen sowohl innerhalb der Szene als auch generell in der Gesellschaft.

Es stellte sich dabei als positiv heraus, dass sowohl Bakunin als auch die anderen Bandmitglieder weiter vom politisch rechten Spektrum entfernt sind als Nachtmahr von guter Musik, und dass die Arbeitsgruppe Lobotomie innerhalb kürzester Zeit eine aus meiner Sicht bemerkenswerte Weiterentwicklung durchlaufen hat.

Ganz generell kann ich feststellen, dass die optische Aufmachung ihrer digitalen Präsenz immer noch voll umfassend in einem Sepia-Farbton gehalten ist, das muss man nicht mögen, aber so präsentiert die Band sich in einem einheitlichen Image, das mittlerweile auch nicht mehr von Uniformen geprägt ist. Des Weiteren wurden auf ihrem Youtubekanal knapp 30 Videos veröffentlicht, 6 davon sind Videoauskoppelungen aus ihrem aktuellen Album „Unerhört“, und hier steige ich etwas tiefer ein.

Ich wurde in den letzten Jahren (und werde es vermutlich auch nie) kein Freund der „neuen deutschen Härte“ und den sämtlichen daraus abgeleiteten Spielarten dieses Genres, aber eines kann ich ganz klipp und klar beim bloßen Anhören der Songs aus den 6 neueren Videos feststellen:

Die musikalische Qualität hat hier mehrere Sprünge nach vorn gemacht und bewegt sich mittlerweile auf einem wirklich gut produzierten Niveau, von „mittelmäßig“ gibt es hier kein Fünkchen mehr zu hören. Die Instrumentalisierung klingt wie aus einem Guss, die Gitarren klar und knackig, der Gesang sowohl von Bakunin Eisner als auch von Luna Tick fügen sich perfekt in das musikalische Gesamtbild ein. Und auch textlich bemerke ich eine Entwicklung weg von allzu zweideutigen Versen, hin zu intelligenter, klar verständlicher und berechtigter Gesellschaftskritik.

Den größten Pluspunkt kann die Arbeitsgruppe Lobotomie bei der visuellen Umsetzung ihrer neueren Werke verbuchen. Die Videos sind durchgängig
hochwertig, abgedreht und gut anzusehen, stecken teilweise voller absurder (aber nie peinlicher) Ideen und werden auch nicht langweilig, die Band hat in jedem Clip sehr viel Liebe ins Detail gesteckt. Mein persönliches Highlight ist eine Sequenz aus „lebendiges Ersatzteillager“, in der der Frontmann gewaltsam zu einer Art Schlachtbank geführt wird und währenddessen ein Madonna-Shirt trägt, wie geil ist das bitte?!

Abseits der offiziellen Veröffentlichungen war ich als fleißiger Konzertbesucher natürlich sehr auf eine Liveshow der Band gespannt und dazu wurde ich auch eingeladen. Im Vorfeld war mir klar, dass die Band hier die größte Hürde nehmen muss und ich es auch ehrlich hier berichten würde, sollte das Konzert ein Reinfall werden. Da bisher keine Liveaufnahmen existieren, wusste ich null, was mich erwartet, dementsprechend groß war die Neugierde. Und was soll ich sagen: Der Liveauftritt der Arbeitsgruppe Lobotomie in München war, mit einem Wort beschrieben – OUTSTANDING.

Vielleicht fragt sich hier ein Leser, der auch meinen ersten Artikel kennt, ob ich wohl bezahlt wurde, oder an meiner eigenen Lobhudelei ersticke, aber beides ist nicht der Fall. Ohne jede Übertreibung und nach bestem Wissen und Gewissen kann ich sagen, ich habe selten so eine dermaßen geniale Liveshow gesehen und erlebt. Was hier geboten wurde, lässt sich eigentlich kaum wiedergeben. Die Band trat live zu viert auf, mit einem Gitarristen, einem Sänger und einer Sängerin, und einer Tänzerin, die das gesamte Set quasi begleitet. Wenn ich mich richtig erinnere, hat Bakunin Eisner als Frontmann vor jedem Song in sekundenschnelle das Outfit gewechselt, es gab choreografierte Tanzeinlagen, schwarze Luftballons mit einer Message, und einen „Nazi-Offizier“ in Männer-Reizunterwäsche. Die Jungs und Mädels könnten das eigentlich nur noch toppen, indem sie direkt den Saal in die Luft sprengen, das war wirklich ganz großes Kino, professionell vorgetragen und absolut mitreißend.

In diesem Sinne schaut euch das selber an und lasst euch überraschen!

Nachjustierung des eigenen Blickwinkels

Manchmal wird man eben überrascht, wenn man nicht blind und taub, im Tunnelblick, auf der ewig gleichen Schiene fährt. Dinge ändern sich, Menschen ändern sich, Zeiten ändern sich, alles ist im Wandel. Gerade im Internet werden teils jahrzehntealte Vorwürfe gegen namhafte schwarze Bands reproduziert, die 20 Jahre später einfach lächerlich wirken. Ein Künstler, der in den 90ern in einem Interview für ein XY-Untergrund-Fanzine mal etwas politisch unkorrektes gesagt hat, vielleicht mal eine grenzüberschreitende Bühnenshow, oder Lyrics, Artworks, etc. ablieferte, möglicherweise „aus jugendlichem Leichtsinn“ oder plumper Provokation, darf heute nicht mehr darauf reduziert werden.

Andersherum dagegen verhält es sich ganz ähnlich, wir alle sollten Künstler und Bands, die HEUTE, JETZT, gezielt und in vollem Bewusstsein Lügen und Fakes verbreiten, die hetzen (wogegen auch immer), die irgendeinen pseudospirituellen Müll von sich geben, ganz genau dafür kritisieren. Ein „Starstatus“ darf in der schwarzen Szene kein Freibrief für Fischen im braunen Gewässer sein, auch wenn es mit einem schwarzen Mäntelchen getarnt ist.

Ich halte meinen ersten Artikel zur Arbeitsgruppe Lobotomie genauso für richtig wie meinen jetzigen, die Dinge liegen heute eben anders, und es ist keine Schande seine eigene Meinung zu reflektieren und zu revidieren, und das passende Schlusswort klaue ich hier mal bei einer ehemals sehr populären und kontroversen Gruppe:

Use your brain and think about it

Geheimnis Kölner Melaten – Die Stadt der Toten und sein gruftigster Bewohner

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Der Kölner Melatenfriedhof zählt zu den bekanntesten Friedhöfen in Deutschland, auf dem bereits seit 1810 die Kölner Prominenz begraben liegt. Auch Grufti-Legende Michael Kämpfer, der im letzten Jahr überraschend verstorben ist, hat auf Melaten seine letzte Ruhestätte gefunden. Sein Grab wurde jüngst vom Kölner Stadtanzeiger anlässlich von Allerheiligen präsentiert. Der WDR widmete kurz vor dem Feiertag dem Friedhof, seinen Prominenten und seinen Geschichten eine interessante Dokumentation.

Erstes Grufti-Grab auf Kölner Melaten-Friedhof

Ich hätte nichts anderes erwartet, das Grab von Michael Kämpfer, Grufti-Legende und Betreiber des „Art Of Dark“, hier zu finden. Hier gehört es einfach hin. Hier geht ER einfach hin. Ich war vor knapp einem Jahr erschüttert, von seinem Tod zu lesen.

Der im Dezember 2022 überraschend an einem Hirnaneurysma gestorbene Kämpfer, der mit seiner Frau Jana im Kwartier Latäng wohnte, konnte im Grunde nur hier begraben werden.

Michael Kämpfers Witwe Jana und seine Mutter Gabriele Brohl erzählen, dass die Grabgestaltung ein „echtes Gemeinschaftswerk“ der Grufti-Szene ist: „Die Grabplatte wurde von der Firma Grabmalkunst Fuchs in Dellbrück angefertigt. Ein Unikat. Die Idee dazu kam aus dem engsten Freundes- und Familienkreis. Das Porträt hat ein guter Freund und gnadenlos talentierter Tätowierer und Künstler – Tommy Lee Wendtner aus Siegburg – angefertigt. Die Fledermäuse auf dem Stein sind von Michael zu Lebzeiten gezeichnet worden. Sein Markenzeichen.“

„Knochlutscher“ Kämpfer besuchte den Friedhof bereits 1998 für einen Werbeclip seines Ladens „Art Of Dark“, der inzwischen auch schon legendär sein dürfte, genau wie die kurze Dokumentation des Privatsenders RTL, die 1996 ausgestrahlt wurde. Genau über diesen Beitrag habe ich mit Kämpfer 2016 auch ein Interview geführt, das ihr hier nachlesen könnt.

WDR: Geheimnis Kölner Melaten – Stadt der Toten

Wer noch weitere Gründe sucht, den Kölner Melatenfriedhof zu besuchen, findet in einer aktuellen Sendung des WDR genug spannende Geschichten. In der Serie „Heimatflimmern“ widmet man sich prominenten Gräbern, arbeitet die Geschichte des Friedhofs auf und erzählt, was es hier sonst noch alles zu entdecken gibt. In der Programmbeschreibung ist zu lesen:

Was der berühmte Père Lachaise für Paris ist, ist der Melaten-Friedhof für Köln. Unter alten Linden wacht der Sensenmann über die Gräber einiger der berühmtesten Bürger der Stadt. Hier ruhen zum Beispiel Prominente wie Dirk Bach, Alfred Biolek oder Willy Millowitsch. An der sogenannten „Millionenallee“ finden sich die imposanten Grabstätten der Familien Dumont bis Stollwerk. Der Film zeigt die Schönheit und Einzigartigkeit eines Friedhofs, der nicht nur historische Bedeutung hat, sondern längst auch eine Touristenattraktion ist.

Da ich das Video hier nicht einbinden kann, landet ihr mit einem Klick auf das folgende Bild direkt in der WDR-Mediathek.

Screenshot aus der WDR-Dokumentation über den Kölner Melatenfriedhof
Screenshot aus der WDR-Dokumentation über den Kölner Melatenfriedhof

Bevor ich es vergesse: Ihr könnt natürlich auch in unserer Galerie die zahlreichen Bilder unserer Leser bewundern

Sie sind unter uns! Wie sich die Londoner Gothic-Kultur aus dem Grab erhebt

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Im Londoner „Timeout“ Magazin wird in der aktuellen Ausgabe gerade darüber berichtet, wie sich Gothics der Hauptstadt aus den Gräbern erheben. Autorin Alice Saville hat sich allerdings eingehender mit dem Thema beschäftigt, als ich zunächst gedacht hatte und er ist einfach zu gut, um ihn in einer Wochenschau zwischen anderen Links zu verstecken. „Gothic ist immer ein Symptom für schwierige Zeiten. Zunehmender Nationalismus, die Lebenshaltungskostenkrise, die Pandemie… die Jugendkultur ist wieder im Kommen, weil es Rebellion ist, Freude und Schönheit in der Dunkelheit zu finden.“ Zeit für einen Reaktions-Artikel.

London galt in den frühen 80er-Jahren als Brutstätte der „Goth Culture“, weil sich nahezu alle stilprägenden Bands hier herumtrieben oder gründeten und das Batcave, einen legendären Nachtclub im Stadtteil Soho, als ihr Wohnzimmer betrachteten. Von hier schwappte die Subkultur letztendlich auf das europäische Festland und zog auch hier Jugendliche in ihren Bann. Lange Zeit war es still um Londons Gothics, jetzt widmet man ihnen einen Artikel.

Die Autorin stellt zunächst fest, dass dieses Jahr eine ganze Reihe von Büchern veröffentlicht wurden, die der „Goth-Kultur“ ein Denkmal setzen. John Robbs „The Art of Darkness“ oder Lol Tolhursts Werk „Goth“ buhlen um die Gunst der Leserschaft, während Wednesday Addams in Netflix Remake einen viralen „Goth-Tanz“ zeigt, der bei jungen TikTokern eine ganze Welle von Nachahmungen auslöste. „Tausende von TikTokern ahmten ihren Todesblick und ihre wild fuchtelnden Gliedmaßen nach, in einem ironischen, aber herzlichen Akt der Meuterei gegen eine zunehmend sterile Kulturlandschaft.“ Ich bin mir fast sicher, dass weder Jenna Ortega noch Lol Tolhurst oder John Robb etwas mit Rebellion gegen eine sterile Kulturlandschaft meutern, aber zumindest haben sie das Thema „Goth“ wieder in die Medien gebracht haben. Allerdings hat die gruselige und verstaubte Vergangenheit für die Londoner Goths der Neuzeit, wie Parma Ham und Dahc Dermut VIII einer weniger wichtige Bedeutung:

Kann Gothic im Jahr 2023 wirklich wiedergeboren werden, schaurig wie eh und je? Londons Gruftis glauben das auf jeden Fall, denn sie finden neue Wege, um eine 50 Jahre alte Subkultur aus dem Grab auferstehen zu lassen.

Das Lebensgefühl

Sie wollen nicht die Politik verändern, sondern sehnen sich offenbar nach Wertschätzung für das Ausleben der eigenen Kreativität. Das fühlt sich für die beiden nach einer Rebellion gegen eine Gesellschaft an, die versucht, jeden Funken von Kreativität in vorherbestimmt Bahnen zu leiten. Diese Weisheiten unterscheiden sich allerdings nicht von der vermeintlich verstaubten Vergangenheit, sondern sind die im Grunde die Fortführung ebendieses Lebensgefühls, wie ich finde.

Jedenfalls sind sie sich sicher, dass es in ihrer gemeinsamen Wohnung im Stadtteil Soho, in dem auch einst das Batcave zu finden war, spukt. Hier arbeiten sie an verstörenden Skulpturen, die sie aus Haushaltsgegenständen fertigen und machen sich für gemeinsame Ausflüge in das Londoner Nachtleben zurecht.

Einst strömten die Goths nach Camden wie die Aasgeier zu einer Leiche: Heute ist die Szene zersplittert, aufgeteilt in einmalige Nächte im angesagten East Londoner Club FOLD, in der Colour Factory oder im Electrowerkz, das seit 1987 dunkle Nächte veranstaltet. Dermur scherzt: „Wir kommen immer und überall zu spät, weil es offensichtlich sehr, sehr lange dauert, bis wir uns fertig gemacht haben – am Ende teilen wir uns immer Make-up und Kleidung. Ihre aufwendigen Kostüme aus monochromer Gesichtsbemalung, Lederriemen, Netzstrümpfen, Nieten und hochgesteckten Haaren (Ham muss sich oft auf den Boden eines Taxis legen, um ihre Hochsteckfrisur zu schützen) haben etwas nackt-theatralisches an sich. Aber Dermur besteht darauf, dass Gothic nicht nur ein Kostüm ist, sondern eine Lebenseinstellung.

Er kleidet sich rund um die Uhr als „Goth“ – isst, atmet und lebt diesen Lebensstil, bis die Authentizität aus allen Poren dringt. Für den 57-jährigen Grufti, der ursprünglich aus Illinois stammt, ist es eine Abrechnung mit der eigenen Vergangenheit, wie er betont. Ihm geht es darum, seine eigene Stimme zu finden und seine eigene Wahrheit zu leben.

London bleibt meiner Ansicht nach ein Fluchtort. Niemand nimmt explodierende Miet- und Lebenskosten in der britischen Hauptstadt in Kauf, weil London ein besonders lebenswerter Ort ist. Im Gegenteil. London ist ein kultureller Schmelztiegel, der viel Inspiration und möglicherweise auch Selbsterkenntnis bietet, während er dir mit seinen Lebensumständen jede Energie aus den Gliedern saugt. Du gehst nach London, weil du was erreichen willst oder etwas suchst und bleibst dort hängen, wenn du es nicht schaffst oder nicht fündig wirst. Böse gesprochen.

Verwesende Klänge

Früher konnte man den Soundtrack eines Gothic-Clubs vorhersagen, lange bevor man seine Türen öffnete: Bauhaus, Siouxsie, Killing Joke, die unglücklich benannten Sex Gang Children… und vielleicht eine Prise Marilyn Manson Flamboyanz in den 00er Jahren. Aber die aktuelle Generation der Goths erweitert ihren klanglichen Horizont.“

Tatsächlich wird der Gothic-Sound stets erweitert. Ebenso wie, es die Cosmic Caz im Artikel beschreibt, wird der Sound technoider und experimenteller. „Dark Techno“ der den eher gruseligen Teil der 90er-Hardcore und Trance-Szene wiederbelebt, ist ebenso eine Spielart wie „Nu-Goth„, der vor allem über TikTok und Instagram Verbreitung fand. Allerdings bleibt das nicht ohne Reibungspunkte.

Die Leute schützen die Musik, mit der sie aufgewachsen sind, und wollen Gothic oft als einen bestimmten Sound definieren“, sagt Ham, „aber Gothic ist nicht rebellisch, wenn man dieselbe Musik hört, die schon die Eltern hörten. Wir müssen uns weiterentwickeln und neue Sounds kreieren, und das sollte bedeuten, dass man die Älteren verärgert.

Dark Roots

Die Goth-Kultur kämpft derzeit mit einem schwerwiegenden Paradoxon. Das Internet erleichtert es heute mehr denn je, auf die dunkle Seite zu wechseln und über Nacht zu Experten für deren Klänge und Ästhetik zu werden. Gleichzeitig gibt es aber immer weniger Orte, an denen man sich in die einladende Düsternis des Gothic einhüllen kann.

Die Szene ist raus aus der Pubertät, ist nicht nur erwachsen geworden, sondern mittlerweile überaltert. Außerdem kämpft das, was John Robb in seinem Nostalgie-Schinken „The Art of Darkness“ beschreibt, gegen den Zeitgeist an. Es wird nie mehr so werden wie früher. Keine geheimen Grufti-Treffpunkte, kein Verlangen mehr sich wöchentlich in dunkle Höhlen zu begegnen. Auch die Musik ist nur einen Klick entfernt und das Internet bestimmt, was unter dem Label „Goth“ zu finden ist. „Entdeckungen“ sind den Algorithmen der Streaming-Dienste unterworfen.

Freya Beer, die in auf „Islington Radio“ eine ganz eigene Interpretation einer „Gothic-Disco“ zusammenmixt, schert sich nicht um Konvention und mischt sich eine ganz eigene Version von „Gothic“ zusammen. Leider führt das, was dort zu hören ist, weit weg von einer Stimmung, die Musik aus und für die Szene einfach haben sollte. Oder ist das jetzt schon wieder ein zu „alte“ Sichtweise?

Stichwort alte Sichtweise, es gibt weitere – wenn auch wenige – Passagen des Textes, denen ich überhaupt nicht beipflichten kann:

In den 1980er Jahren gab es in London unzählige Subkulturen in feuchten besetzten Häusern, in denen junge Leute von der Sozialhilfe leben und ihr ganzes Leben einer Szene widmen konnten: Heute bedeutet eine veränderte wirtschaftliche Landschaft, dass Subkulturen an den Rand gedrängt werden. Dennoch findet Robb Hoffnung in der globalen Renaissance des Gothic, denn „in Großbritannien neigen wir dazu, all diese brillanten Kulturen zu schaffen und sie dann zu vergessen, während der Rest der Welt sie sich zu eigen macht“.

Tatsache ist doch, dass junge Londoner immer in feuchten (wenn auch nicht besetzten) Wohnungen leben, weil sich die Mieten der Hauptstadt nicht leisten können und sich darüber hinaus mit verschiedenen Jobs über Wasser halten müssen, weil ihnen kaum noch Sozialhilfe zusteht und der Brexit für ein wirtschaftliches Vakuum sorgt. Dahin gehend hat sich also nicht viel geändert. Oder irre ich mich? Ja, da hat John Robb vielleicht recht. Die Briten haben ein Talent dafür, Dinge, die sie mit den Händen aufgebaut haben, mit dem Hintern wieder einzureißen.

Die Gegenwehr des Mainstreams

Dennoch gibt es einige Hindernisse, die dem Gothic-Stil im Weg stehen, während er die Welt mit einer Flutwelle aus schwarzer Spitze und verschwitztem Kunstleder überschwemmt. Der weltweit zunehmende soziale Konservatismus, der die Gothic-Bewegung so attraktiv macht, bedeutet auch, dass die Machthaber ihr Bestes tun, um Inhalte, die sie als grenzüberschreitend betrachten, zu unterbinden. Jenna Ortegas „Mittwochstanz“ mag auf TikTok zum viralen Hit geworden sein […] Aber die Moderatoren der Plattform entfernen in der Regel Videos, in denen Wörter wie „Tod“ oder „töten“ vorkommen […] Auf Instagram werden Beiträge, die Nacktheit, Blut oder beängstigende Bilder enthalten, mit großer Wahrscheinlichkeit gebannt und die Axt fällt nicht gleichmäßig. Wenn du queer bist, oder POC, oder anderweitig an den Rand gedrängt wirst, ist es wahrscheinlicher, dass der Algorithmus dich versteckt,“ sagt Caz. Man verschwindet einfach.

Wow. Dieses Thema ist spannend und könnte wohl stundenlang diskutiert werden. Ich versuche es in aller Kürze.

Der Kampf gegen die Regulierungen, die im Internet für den besagten Konservatismus sorgen, ist meiner Ansicht nach der Kampf gegen die sprichwörtlichen Geister, die man gerufen hat. Das Internet macht die Dinge, die sonst in Nachtclubs und Ausstellungen stattfanden, einer großen Öffentlichkeit zugänglich. Während eine künstlerische Fetisch-Show in den 80er-Jahren in einem von Türstehern bewachten Club stattfand und höchstens von Fotografen festgehalten wurden, die später in der Dunkelkammer ihre Bilder entwickeln mussten, finden Dinge, die man heutzutage bei Instagram inszeniert, auf dem – überspitzt gesagt – Kinderspielplatz statt. Jeder kann sie sehen. Es ist klar, dass das zu Regulierungen führt. Die schießen allerdings meist über das Ziel hinaus und folgen den gesellschaftlichen Moralvorstellungen, gegen die die Subkultur natürlich rebellieren will.

Die Online-Welt wird immer mehr zensiert“, sagt Ham, der sich auf Instagram eine große Fangemeinde aufgebaut hat, obwohl seine Beiträge regelmäßig gesperrt werden. Wir beschränken so viel von der menschlichen Erfahrung auf das, was für einen 12-Jährigen geeignet ist, obwohl wir alle erwachsen sind. Als Subkultur ist die Gothic-Szene in dieser Hinsicht ziemlich am Arsch.

Im Internet kollidieren Moralvorstellung und Kunst. Möglicherweise ist Instagram eben keine Ausstellungsfläche, die einen Schutzraum für den Auszustellenden bietet.

Darüber hinaus sind in den letzten 30 Jahren auch die künstlerischen Grenzen der ästhetischen Rebellion stets nach oben verschoben worden. Logisch, schließlich wächst auch gleichzeitig die gesellschaftliche Akzeptanz. Ein Superhelden-Film der 2023 für Kinder aber 12 Jahren ist, wäre damals gnadenlos zensiert worden.

Endlose Evolution

Ich schließe mich dem versöhnlichen Ende dieses großartigen Artikels an. Es ist schön zu sehen, welche Probleme, Entwicklung und Geschichte man herausarbeiten kann, wenn sich nicht im ewig gleichen Sing-Sang über den vermeintlichen „Untergang“ der Szene echauffiert. Wenn man das eigene subkulturelle Endlichkeitsgefühl darauf schiebt, die Szene sei tot.

Anstatt den Gothic als aus dem Grab auferstanden zu sehen, sollten wir ihn vielleicht als eine weitere der regelmäßigen Entwicklungen betrachten, die den Kern seiner fünf Jahrzehnte währenden Geschichte ausmachen. Goth überlebt, weil er sich immer wieder wandelt“, sagt Dermur. Ich finde es toll zu sehen, wie die Kids die Szene aufmischen und ihr eine neue Richtung geben, und wie Teenager neben 50-, 60- und sogar 70-Jährigen feiern. Ham stimmt dem zu. Gothic ist so tief in der Vergangenheit verwurzelt, aber genau das treibt mich an, ihn neu zu erfinden, ihn wieder interessant zu machen.

Gruft-Orakel November 2023: Der Knoblauchzopf sucht die große Liebe

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Der Knoblauchzopf sollte eigentlich in Glückseligkeit schwimmen. Selten war er so ordentlich geflochten, noch nie hat er so frisch gerochen und seine äußere Schale war noch nie so weiß. Aber er weiß genau, irgendetwas stimmt nicht. Es muss irgendwas nicht stimmen. Das hat Opa schon damals gesagt. Also will der Knoblauchzopf unbedingt das Haar in der Suppe suchen. Allerdings hat Alana Abendroth sich dazu entschlossen, ihn mit einer überdimensionalen Lupe nach einem Pferdefuß suchen zu lassen. Wohlweislich, dass man damit nur Gegenstände in der direkten Umgebung sehen kann. So kann sich der Knoblauchzopf die Suche nach der großen Liebe, die ihn möglicherweise auf den rechten Pfad der Selbstakzeptanz geführt hätte, abschminken. Ein Teufelskreis. Aber so ist das Gruft-Orakel eben.