Wie würdet Ihr Schülern das Thema Toleranz erklären?

Stellt euch vor, ihr müsstet einer 9. Klasse das Thema Toleranz aus Sicht eines Gothics erklären. Ihr wollt vermitteln, dass man Menschen nicht nach ihrem Aussehen beurteilen soll. Eine schwierige Aufgabe? Die angehende Lehrerin Diana, 22 Jahre alt, studiert an der Uni Potsdam Russisch und Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde (LER) und möchte genau diese Aufgabe lösen. Oder es zu mindestens versuchen. Da sie selber eher eine bunte Sicht der Dinge hat, ist sie im Zuge ihrer Unterrichtsvorbereitung ist sie über Spontis gestolpert und hat sich informiert, wie sie mit den Schülern das Thema Toleranz aus Sicht unserer Subkultur erörtern kann.

Für mich war erstmal neu, dass es ein Fach namens „LER“ gibt und so habe ich gleich nachgefragt, ob es sich dabei um den „Religionsunterricht 2.0“ handeln würde. Offensichtlich hatte ich jedoch ein paar Jahre schulischer Entwicklung verpennt und wurde von Diana aufgeklärt: „LER ist ein Fach, das man nicht mit Religion verwechseln darf. Wir unterrichten unser Fach bekenntnisfrei. Es ist eher eine religiöse „Aufklärung“, damit man weiß, was es überhaupt gibt. Der L-Bereich beschäftigt sich vor allem mit der Lebenswelt der Schüler, die wir verstehen wollen und denen wir eine Stütze sein wollen. Der E-Bereich sensibilisiert die Schüler hinsichtlich ethischen Fragen. Er fördert das Moral-Verständnis und ist relativ Werte-orientiert.

Die Sache mit der Toleranz

Diana, so verriet sie mir, verbrachte ihre eigene Jugend als Punk mit Bands wie Ton Steine Scherben, Vorkriegsjugend und Knochenfabrik und hatte ständig Stress wegen ihres Äußeren. Mit 16 wollte sie dann die Welt verändern und wünschte sich, „das alle Menschen tolerant wären und nicht voreingenommen durchs Leben gehen.“ Doch anstatt einem jugendlichen Traum sehnsüchtig hinterherzulaufen, macht sie nun Nägel mit Köpfen und will versuchen „den Schülern beizubringen „ihre Mitmenschen „zu verstehen“ und verstehen zu wollen, statt zu urteilen.“ Der Gedanke, das anhand einer äußerlich auffallenden und sich abgrenzenden Subkultur zu vermitteln liegt nahe, gibt es doch gerade bei den Gothics immer wieder Reibungspunkte, sei es im Alltag, im Beruf oder auch im persönlichen Umfeld.

  • Erzählt von spannende Erfahrungen und Geschichten, wo man euch mit extrem viel oder extrem wenig Toleranz begegnet.
  • Gibt es hinsichtlich der Einstellung oder dem Denken der Gothics vielleicht ein paar Dinge, die ihr den Schülern mitteilen wollt, um euch besser zu verstehen?
Diana
Diana (22) will als angehende Lehrerin versuchen, ihren Schülern die Vorurteile gegen Andersartigkeit zu nehmen.
Bild: (c) Ana Cressida Doe

Wir würden uns freuen (ich nämlich auch), wenn ihr die Kommentare dazu nutzt, von euren Erlebnissen zu erzählen und das loszuwerden, was ihr Schülern schon immer mal mit auf den Weg geben wolltet. Meinen Senf werde ich auch entsprechend hinterlassen. Ich bin mir sicher, dass Diana nach ihrer Unterrichtsstunde auch ein kleines Feedback hinterlässt, wie ihr Bemühungen angekommen sind.

Bevor ich euch aber in die Kommentare entlasse, möchte ich einen Teil unseres „Gespräches“ hier veröffentlichen, weil ich Diana für das was sie versucht, sehr bewundere und mir sehr wünsche, dass Sie irgendwann die Früchte ihrer Bemühungen ernten kann.

Ich werde Lehrerin und muss viel Verantwortung tragen. Ein friedliches Zusammenleben steht für mich an erster Stelle. Keiner soll sich wie ich (und andere) damals fühlen. In jedem Lebensbereich ist ein friedliches miteinander wichtig, aber für mich ganz besonders in der Schule. Jeder soll im Klassenraum er/sie selbst sein dürfen. Das funktioniert nur, wenn man versucht keine Vorurteile zu haben. Wenn man bei euch Goths nachhakt, warum ihr euch so kleidet, merkt man schnell, dass das einen Grund hat. Man fängt an zu Verstehen. Ganz genau darum geht es mir. Die Schüler sollen lernen ihre Mitmenschen „zu verstehen“ und verstehen zu wollen, statt zu Urteilen. Selbst wenn sie es an manchen Stellen nicht wirklich verstehen, sollen sie zumindest akzeptieren!“

 

Ähnliche Artikel

Kommentare

Kommentare abonnieren?
Benachrichtigung
guest
24 Kommentare
älteste
neuste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Guldhan
Guldhan(@guldhan)
Vor 9 Jahre

Gegen Ende des Schuljahres wurde ich gefragt, ob ich nicht unseren Sozialkundeunterricht im nächsten Jahr übernehmen wollte. Da diesen ein dahingehend fachlich unstudierter Lehrer nur ein Jahr als Vertretung abhalten kann. Nebenher eine Logik, die ich am Schulsystem nicht verstehe. Ich sagte sofort zu und braute mir augenblicklich im Kopf einen Leitfaden zusammen. Wollte ich doch auf Jugendkulturen eingehen, das verschwimmen der heutigen Identität mit der digitalen Vernetzung, die Ethik einer Industrienation… Zeug eben, bei dem ich mir sicher war, dass es die »alternden Gestalten« in den Lehrplänen gerne mal übersehen. Zu meiner Freude kam dann das bürokratische Veto. Es sei Lehrenden nicht gestattet, die heiligen Staatsschulfächer zu betatschen, sofern diese nicht dem Staatsexamen gehuldigt haben. Unterrichtserfahrung hin oder her. Ein Punkt, den ich ebenso wenig verstand. Ergo, man kann nur dann an den Schulen Revolution üben, wenn man sich in den engen Bahnen der Reglementierung bewegt. Und ob man dann wirklich noch Platz zum Bewegen und tiefen Atmen hat, das möchte ich fast bezweifeln.

Aber zum Thema.

Bei Themen, die mit der Jugend in Einklang gebracht werden sollen, machte ich die Erfahrung, dass diese zum produktiven Selbstläufer werden, wenn die Schüler merken, dass man auf ihrer Ebene ist. Und nicht der studierte Lehrer, der in seinem Elfenbeinturm sitzt, bzw. in seinem Neuwagen auf dem Privatparkplatz und der das nur des Lehrplanes wegen abhandelt. Dabei gewissenhaft und nach Lehrbuch die Argumentationsketten bewertet, doch im Grunde keine Ahnung von der Materie hat, da sein Lebenslauf dem völlig entgegensteht.

Wenn ich gelegentlich mit den Schülern ins Plaudern komme, dann erfolgt genau das, dass ich auf den Lehrerknicke schei**e. Ich fluche im Unterricht. Verbreite Sarkasmus. Unterhalte mich mit denen über Mangas, Filme, Musik. Halte nicht mit meiner Meinung hinterm Berg und gebe blöde Sprüche, wenn irgendwer blöde Dinge macht. Ergo, ich kann mich auf einem Grad bewegen, der Hemmschwellen bei den Schülern abbaut. Das heißt, bei solchen Themen wird frei gesprochen, ohne ein Blatt vor dem Mund.

Und in Sachen Toleranz würde ich als Redner anfangen. Definitiv Aspekte aus meinem Leben erzählen, die so nicht gedacht werden worden wären. Die Schüler kennen mich mit Iro. Kennen mich außerhalb meiner regulären Dienstzeit in »Zivilklamotten« und ich glaube, diese Authentizität ist es, die den Einstieg bildet. Die Schüler, die mich haben, wissen dass ich Lehrer bin. Das wäre das Positiv in Sachen Toleranz. Denn die Schulleitung könnte auch ein »So nicht! Mäßigen Sie sich gefälligst.« in den Raum werfen. Einige Klassen wussten auch, dass diverse Einträge in meinem Röntgenpass nicht vom Sport kamen, das wäre dann ein Negativ in Sachen Toleranz.

Aber so finde ich immer einen Einstieg, ich beziehe ein Thema auf mich. Argumentiere mit dem Radikal meiner Erfahrung und zeige den Schülern, dass ich durchaus weiß wovon ich rede. Zudem könnte man sie fragen, was ihnen denn bei den anderen der Klasse gegen den Strich geht, was sie jedoch erdulden. Damit hätte man einen guten Bezug zum Toleranzpegel des einzelnen. Dann könnte man darauf zu sprechen kommen, was nicht mehr toleriert wird und dieses zeitnah mit einem »Und Warum?« zur Debatte bringen. Die Frage nach Qualität und Quantität der eigentlich masselosen Toleranz. Und mit viel Glück erübrigt sich dann der Rest…

Thilo
Thilo (@guest_50552)
Vor 9 Jahre

Ich würde gerne helfen, aber leider stelle ich fest, dass mir wieder der Toleranzbegriff in die Quere kommt.

Als Gothic bin ich tolerant gegenüber (den meisten) Subkulturen, solange ich nicht mit Ihnen z.B. auf einem Festival sein muss (Ich hasse „gemischte“ Festivals, die Vorstellung neben einem HipHoper in Baggypants zu feiern, geht mir nicht in den Kopf). Das ist der Toleranzbegriff der landläufig verwendet wird und diesen kann ich, aus meiner Sicht, nur für Dinge und Eigenschaften anwenden, die änderbar sind. D.h., ob ich Grufti, Punk oder Skin bin, suche ich mir aus.

In LER sollte es m.E.n. jedoch nicht um den landläufige Toleranzbegriff gehen, denn Toleranz in diesem Sinne würde ja auch Toleranz z.B. gegen Nazis bedeuten und in diesem Punkt lehne ich jedes Entgegenkommen strikt ab. Es würde ja verwirren, wenn ich einerseits Toleranz gegenüber Oi!- oder RASH-Skins zeige, Nazisskins aber vehement ablehne.

Ich glaube, was LER vielmehr lehren sollte ist Akzeptanz und zwar gegenüber Gruppen, deren verbindende Merkmale eben nicht änderbar sind, also z.B. Homosexuelle, PoC oder Menschen mit Behinderung.

Mit anderen Worten: Ja, mensch kann den Begriff Toleranz am Beispiel einer Subkultur erklären, aber ich denke LER sollte weiter gehen und Akzeptanz lehren.

Guldhan
Guldhan(@guldhan)
Vor 9 Jahre

Man kann auch ganz gut den Begriff Toleranz lehren. Vor allem anhand dieser Spätgoten innerhalb der Szene. Oder jene, die sich dafür halten. Besonders was die inflationäre bis inkonsequente Nutzung des Begriffes angeht. Schon alleine mit dem Paradoxen »Ich bin so tolerant, toleriere jedoch nicht, warum du mich nicht tolerierst« welches man bei dutzenden Schwarzteenies hört bzw. liest, könnte man schon ein Quartal Unterricht füllen.
Auch mit der Frage, ob der Mensch überhaupt zur konsequenten Toleranz fähig ist, ob er überhaupt tolerieren muss -oder nicht nur sein Umgang mit seiner Intoleranz das Problem darstellt- und ob nicht Vorurteile der Grund dafür sind, weswegen unsere Ahnen nicht mit Schädelbruch im Staube vertrockneten, sondern wir bis zu unserer Generation überlebten. Vieles, was wir heute als unschicklich definieren, war einst wertvoll. Nur ging die Zivilisation bedauerlicher Weise schneller als die mentale Evolution.

Diana
Diana (@guest_50555)
Vor 9 Jahre

Hallo ihr Lieben,

erst einmal: Vielen Dank für eure Beiträge.

Nun zum eigentlichen… Um es vielleicht etwas klarer zu machen: Ja ich möchte, dass die Schüler „toleranter“ bzw. „respektvoller“ werden (was nicht heißen soll, dass sie es nicht sind) … Nur ist es so, dass ich sie gar nicht sooo direkt mit dem Toleranzbegriff konfrontieren werde. Es wird eher so sein, dass wir Themen bearbeiten werden, die quasi „unterbewusst“ das Potential mitbringen, dass die Schüler über sich selbst und dieses Thema nachdenken. Daher dachte ich, habt ihr vielleicht ein Paar spannende Geschichten, wo man euch mit viel/bzw. wenig Toleranz (Akzeptanz, Respekt) begegnet ist ? (Im Beruf? Privat?)
So können die Schüler Beispiele für solche Situationen kennen lernen und vielleicht auch ein Paar Wege, wie man selbst mit so etwas umgeht… und stellen vll. fest, dass sie auch schon eine ähnliche Erfahrung gemacht haben.
Im Anschluss soll es dann (muss ich mir aber noch genau ausdenken/formulieren) eine kleine schriftliche Aufgabe für die Schüler geben, in der Sie abschließend evtl. zu einer fiktiven Situation (z.B. Eine Situation in der ein Goth diskriminiert wird –> Aufgabe: Wie reagierst du. Begründe) eine eigene Position entwickeln sollen, die sie auch begründen können (weil sie ja schon genug Input von mir/ bzw. von Euch haben). So kann ich am Ende sehen, ob die Schüler das Wissen schon anwenden können.

Ich hoffe ihr könnt nun mehr damit anfangen :)

Die Diskussion bewegt sich sonst in eine andere Richtung.

PS: Danke, dass du mir zuvor gekommen bist Robert. Habe das erst jetzt gelesen ;)

Liebe Grüße
Diana

Guldhan
Guldhan(@guldhan)
Vor 9 Jahre

@Robert: Du nennst es Grundsatzdiskussion, ich nenne es »Brainstorming«. Jedenfalls verweise ich auf meine letzten Sätze der ersten Wortmeldung. Von der Toleranz des einzelnen, zur Toleranz der Masse und damit zur Toleranz gegenüber einer Masse. Mit viel Glück wird sich der eine oder andere dabei seiner eigenlichen Toleranz ganz unbewusst bewusst.

@Diana: Bei konkreten Beispielen muss ich passen. Weil ich kein Goth-Abbild bilde. Als ich angepöbelt oder mir vor die Füße gespuckt wurde -auch von Mitmenschen mit Migrationshintergrund-, dann wurde dabei meist irgendwas mit »Scheiß Nazi« genuschelt. Und die letzte Schlägerei durfte ich damals erleben, als eine Horde Neo-Kiddie-Nazis wissen wollte, ob ich Punk sei oder was ich darzustellen gedachte. Und diese Gestalten argumentiere ja verstärkt mit den Händen… War übrigens in einem Bahnhof mit noch vorhandenem Passantenverkehr, aber niemand hat was gesehen, logischer Weise.
Und da unsereins auch innerhalb des Gotentums gerne mit Vorurteil und Intoleranz begegnet wird, denke ich mir nur meinen Teil und halte mich bedeckt.

Als Positiv kann ich zumindest sagen, dass meine Schule zu mir steht. Egal ob Piercings, Tattoos, 16-Loch, Armyhosen, Uralt-Bandshirts oder nassrasiertem Haarschnitt. Sie wissen wie ich den Unterricht halte, wie ich auf die Schüler wirkt und das zählt. Habe ich doch bei Arbeitsplätzen mit Öffentlichkeitsarbeit auch anderes gesehen. Letztlich wohl eine Win-Win-Situation. Ich muss die Dienstkleidung nicht zu sehr abbiedern und sie können damit punkten, dass es auch mal freilaufende Lehrer ohne Fönfrisur und Pullunder gibt, die sogar gefüttert werden können.

Auch finde ich es putzig, wenn man mich kennenlernt und als nicht szenekundige so gar nicht einschätzen kann. Die meisten kennen Goths, Neonazis und Punks. Aber wenn einer irgendwie nach allem und doch nichts aussieht, so entstehen zumeist die immer gleichen unbeholfen niedlichen Fragen. Gepaart mir der ewig gleichen Pointe: »Als ich dich gesehen habe dachte ich nie, dass du so bist, wie du bist.«.

Doch etwas wäre in Bezug auf die Schwarzkittel vielleicht interessant, zumindest wenn es nicht den Rahmen sprengt. Die Frage, ob es hierbei noch immer einen Unterschied zwischen Ost und West gibt. Ich habe zumindest das Gefühl, dass es in östlicher Himmelsphäre rauer zugeht.

orphi
orphi(@orphi)
Editor
Vor 9 Jahre

Eine Anekdote kann ich beisteuern. Es ist schon sehr lange her, deshalb darf ich es sicher erzählen. Eines Tages nahmen mich die – sonst eigentlich recht freundlichen – Kindergärtnerinnen meines Sohns im Doppelpack mit ernster Miene zur Seite. Sie fragten mich, ob ich es mir erklären könne, warum mein Sohn sich die Hände rot angemalt hat und mit wildem Blick hinter den anderen Kindern hergerannt ist. Dabei musterten sie mich und mein schwarzes Outfit mit vorwurfsvollem, skeptisch-wissendem Blick.Ich versicherte, dass es nicht wieder vorkommen würde und sah im Geiste schon das Jugendamt in unserer Wohnung stehen. Grund für die Grusel-Aktion war übrigens kein düsteres Gothic-Ritual, sondern eine neue Kinderkassette, die mein Sohn von Oma geschenkt bekommen hatte: Der kleine Vampir.

BlackCat
BlackCat (@guest_50560)
Vor 9 Jahre

Ich glaube, es ist sehr schwierig, dieses Thema unter dem Standpunkt einer „Subkultur“ zu betrachten. Wenn ich mal von meiner eigenen Schullaufbahn ausgehe, wurde ich eher wegen Aspekten angegriffen, die zwar auch mit meinem Äußeren zu tun hatten, aber nichts mit einer „Subkultur“. Mein „Verbrechen“ in den Augen meiner Mitschüler war, dass ich übergewichtig war. Und das in einem „Umfang“ der heute quasi Alltagsanblick ist. Ich war nicht extrem fett, ich war dick. Und allein dieser Umstand machte meine gesamte Schullaufbahn zur Hölle. Und da trug ich noch der allgemeinen Mode angepasste Kleidung (stand mir nur nicht). Erst als ich begann, mich so zu kleiden, wie ich es schon immer wollte (hatte mich lang nicht getraut, aus Angst, da wird alles noch schlimmer), bekam ich unfasslicher Weise „Ruhe“! Plötzlich griff mich keiner mehr an (oder wenn, dann so platt und blöd, dass es niemanden verletzen kann). Ich kann mir selbst nicht genau erklären warum, aber nach und nach wurden die gemeinen Kommentare innerhalb der Klasse weniger und andere Schüler schienen plötzlich „respektvollen“ Abstand zu halten.
Von daher kann man meine Erfahrungen wohl als positiv bewerten…zumindest zum Thema „Gothic“.
Lange Rede, kurzer Sinn… ich glaube, wenn sich Menschen/Schüler ein „Opfer“ suchen wollen, finden sie eins- egal unter welchen Umständen. Und am ehesten werden die ausgegrenzt, die sich ihr Anderssein NICHT selbst ausgesucht haben.

Agricola Heimgang
Agricola Heimgang (@guest_50561)
Vor 9 Jahre

Thilo, Gruftiesein sucht man sich nicht aus. Man entdeckt es; es ist eine affektive Geschichte.

Ein affektives (und affirmatives) Moment wohnt meines Erachtens auch der Akzeptanz inne. Ich halte es deshalb nicht nur für nicht wünschenswert, Schüler zur Akzeptanz von (fast) allem und jedem zu erziehen (Indoktrination), sondern ein, wie Du schreibst, „lehren“ von Akzeptanz auch für völlig unrealistisch. Toleranz, die respektvolle Erduldung abgelehnter (!) Ansichten, Werte, Lebensentwürfe usw. (die freilich die bewusste Reflexion eigener Standpunkte voraussetzt), sind hingegen ein unabdingbares Erziehungsziel für ein demokratisches und freiheitliches Gemeinwesen.

Um bei Deinem Beispiel zu bleiben: Es gibt Menschen, die Homosexualität gefühlsmäßig ablehnen bzw. instinktiv abwehren. Je nach Stärke der Ausprägung einer solchen Homophobie dürfte es schwerfallen, einem so empfindenden Menschen die Wertschätzung homosexueller Handlungen lehrend zu vermitteln (es sei denn, man hält politisch korrekte Lippenbekenntnisse für ein hinreichendes Unterrichtsziel). Sehr wohl aber lässt sich im Unterricht erarbeiten, warum es sinnvoll und notwendig ist, gelebte Homosexualität zu dulden, unabhängig davon, wie man persönlich zu ihr steht. Ebenso ist es unabdingbar, zu vermitteln, dass eine persönliche Ablehnung von Homosexualität nicht zur Diskriminierung von Homosexuellen berechtigt, selbst dann nicht, wenn 99 % der Bevölkerung homophob wären.

Und noch etwas: Toleranz, die eben nicht mit Akzeptanz und Wertschätzung zu verwechseln ist, muss selbstverständlich auch den „Intoleranten“ entgegen gebracht werden, so lange deren Meinungsäußerungen und Handlungen nicht an die Grenzen des Strafrechtes stoßen – sonst ist die „Toleranz“ nämlich keine. Intoleranz führt aber letztlich in eine unfreie und unpluralistische Gesellschaft unreflektierter und manipulierbarer Individuen, deren Werte und Urteile beliebig austauschbar bleiben.

orphi
orphi(@orphi)
Editor
Vor 9 Jahre

Meine Güte, Leute! Das ist eine 9. Klasse. Es muss doch möglich sein, hier ein paar Geschichten aus dem Alltag zu sammeln statt eine Grundsatzdiskussion über Toleranz vom Zaun zu brechen. Man muss auch nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Mit „Akzeptanz lehren“ ist sicher nicht „Gleichschaltung“ gemeint. Wenn wir eine Gesellschaft wollen, die „leben lässt“, dann müssen wir wohl bei den Kindern anfangen und sie mit Themen wie Vorurteilen, Ausgrenzung, Respekt und auch Toleranz konfrontieren, damit sie selber reflektieren und hoffentlich zu einem Ergebnis kommen, das etwas differenzierter ist als „Ausgrenzen und Draufhauen“. Was bitte ist daran jetzt verkehrt? Eure Verkopftheit in allen Ehren, aber ein paar praktische Beispiele aus dem Alltag wären sinnvoller.

Elmer Fudd
Elmer Fudd (@guest_50563)
Vor 9 Jahre

Eigentlich habe ich selbst kaum jemals schlechte Erfahrungen gemacht, obwohl ich immer komplett in schwarz herumlaufe, tätowiert bin und früher auch einen Iro hatte. Ich kann mir das nur so erklären, dass ich entweder relativ blind gegenüber meiner Umwelt bin und es nicht wahrnehme, wenn ich angestarrt oder anders behandelt werde, oder dass die Leute mich nicht als bdrohlich wahrnehmen, weil ich vertikal nicht einmal den Durchschnitt erreiche.

Das einzige Erlebnis, das mir zeigt, dass Menschen (und insbesonders die, die eigentlich besonders neutral sein sollten) allein aus meinem Aussehen auf irgendwelche abgründigen Tendenzen schließen, war, dass ich mal auf dem Weg durch den Bahnhof von der wegen eines bevorstehenden Fußballspiels anwesenden Polizei als einziger der mindestens 200 anwesenden Personen einer Personenkontrolle unterzogen wurde.

Flederflausch
Flederflausch(@flederflausch)
Vor 9 Jahre

Jetzt habe ich lange in meiner Erinnerung gegraben und versucht positive und negative Erfahrungen zu rekonstruieren, aber DAS Ereignis konnte ich jetzt nicht identifizieren – werde scheinbar ziemlich vergesslich -.-
Nichtsdestotrotz eine Situation, die mir dann wieder in den Sinn kam: Muss in der 9./oder 10. Klasse gewesen sein. Ich fühlte mich eher nicht so verbunden mit meinem Mitschülern und die wohl auch nicht mit mir, wir hatten nicht viel miteinander zu tun und geklatscht wird in der Altersklasse immer und ja, da waren immer noch komische Geschichten über Schwarzkittel im Umlauf und das war so Mitte der 00er. Ein Mitschüler kam eines Tages zu mir und fragte mich, warm ich nur schwarz trage, was das für mich bedeutet, wie ich die Welt sehe etc. Hört sich das an, kommentierte, versuchte zu verstehen. Das war für mich ein Zeichen von Toleranz, er hat es nicht von vorneherein verstanden, aber erst mal als gegeben hingenommen und akzeptiert, er hat versucht zu verstehen und ein neutrales Gespräch gesucht und sich offen gezeigt gegenüber neuen Sichtweisen.
Ganz neben der Wortglauberei, die ich durchaus verstehen kann, aber auf die ich momentan verzichten möchte, finde ich das ebensolche Aspekte zu Toleranz gehören: Andersartigkeit zu akzeptieren, versuchen zu verstehen, möglicherweise auch Interesse zu zeigen etc. Und als weitergehendes auch zu verstehen wo die Grenzen der Toleranz sind, was keine Toleranz verdient, Verletzung der Menschenrecht, der Würde des Menschen, destruktive Anwandlungen, die anderen Menschen schaden zufügen etc.
Weiteres Beispiel auch: Menschen nach ihren Fähigkeiten beurteilen und diese wertschätzen: ich arbeite in der Wissenschaft, es hat noch nie jemand interessiert, was ich anhabe. Im Gegenteil, mein Chef scheint das sogar irgendwie ein bisschen cool zu finden und mein einer Kollege und ich nehmen die ganze Gruftisache von Zeit zu Zeit gerne gemeinsam humoristisch auf’s Korn.

Mone vom Rabenhorst
Vor 9 Jahre

Also ich habe mich jetzt wirklich mal ein paar Minuten echt angestrengt und versucht, irgendein sinnvolles Beispiel „von früher“ zum Thema zu finden. Aber mir fällt nichts ein. Ich bin mir nicht sicher, ob die „alte schwarze Szene/Subkultur“ zum Thema Toleranz gut gewählt ist. Denn damals wollten wir doch gar nicht toleriert werden. Uns war es lattenkackegal, was andere von uns dachten, wir wollten uns abgrenzen von der Masse, anders aussehen, fühlten vieles anders, hörten andere Musik und hatten andere Interessen. Selbst innerhalb der Szene wurden nicht mal Neulinge einfach so aufgenommen in die Gruppe sondern wurden als Möchtegerns, Pseudos oder Kindergruftis betitelt, die sich ihren Platz dann hart erkämpfen mußten (sofern sie Wert darauf legten, „dazu“ zu gehören).

Vielleicht sollte man sich eher an die „jüngere Szene“ wenden, die das Thema Toleranz in jeglicher Form auf ihre Fahne geschrieben hat, wie ja immer wieder zu lesen ist. Was ich persönlich nicht nachvollziehen kann. Aber das ist ein anderes Thema.

Shanti
Shanti (@guest_50566)
Vor 9 Jahre

Ich gehe in die 9. Klasse und muss leider sagen, dass aus euren Kommentaren wohl niemand schlau werden würde, wenn man die so im Unterricht verwenden sollte.

Schmiesemutz
Schmiesemutz (@guest_50569)
Vor 9 Jahre

Oha, da kann ich aus meiner eigenen Mittelschulzeit Sachen berichten…

Kurz erläutert: ich bin weiblich, Jahrgang 1988, daher war die Mittelschule bei mir zwischen 1998 und 2004. Die Schule befand sich in einem Dorf (5k Einwohner), war entsprechend nicht so groß. In unserer Klasse befanden sich 3 Personen, die schwarz gekleidet waren und es auch bis heute noch sind. Meine beste Freundin (nachfolgend F genannt), sehr intelligent, aber halt eben auch kritisch denkend, hinterfragend, wie das so einigen Lehr(Leer?)körpern nicht gepasst hat, und nebenbei aber auch noch dunkelhäutig. Ich vermute mal, dass das noch negativ zum Gesamtbild beigetragen hat.
Ein Kumpel (C), der immer etwas durch den Wind war, und eben ich (R).

Hauptsächlich in der achten, neuten und zehnten Klasse begegnete uns mit unter haarsträubende Intoleranz, aber traurigerweise nicht mal großartig von Seiten der Schüler, sondern eher von den Lehrern und der Direktorin ausgehend.

Da hätetn wir zum Beispiel die Tatsache, dass uns damals Springerstiefel und Nieten verboten wurden, mit der „Begründung“, wir könnten damit ja andere verletzen. Dass in der Parallelklasse eine Punkerin jeden Tag mit Springern da war, interessierte hingegen keinen. Auch als Nietengürtel bei H&M im Mode waren, konnten alle anderen mit dem Zeug rumrennen.

Aufnäher wurden uns ebenfalls verboten, da ja Bandnamen wie „Dark Funeral“ angeblich „todverherrlichend“ seien. In der Klasse unter uns gab es ein Mädel, die immer mal von Metallica einen Pullover tug, auf dem ein Kerl auf dem elekrtischen Stuhl gegrilt wird. Das war natürlich harmlos.

Eines Tages wurde meine Freundin F von der Direktorin vor dem Unterrich alleine abgefangen, offenbar hatte diese Angst, mit 2 Schülerinnen auf einmal zu reden. Dieses inkompetene, dämliche Weib herrschte F an, ließ sie nicht ausreden und ignorierte Gegenargumente vollständig. Inhalte dieses „Gespräches“ waren z.B.: dass wir unsere Aufnäher, Klamotten etc. ausschließlich aus illegalen Läden haben. (Wie auch immer man Läden in einer 80k-Einwohner-Stadt illegal betreiben kann, ohne dass sie über Jahre hinweg geschlossen werden.)
Interessanterweise hatte diese Direktorin uns nie gefragt, aus welchen Läden wir unser Zeug überhaupt hätten. Aber das war ja auch egal, es war ja eh alles illegales Zeug aus illegalen Läden.
Des Weiteren sollten wir natürlich aufhören, Klassenkameraden in irgendwelche Sekten zu ziehen. Was vollkommen aus der Luft gegriffen war, damals hatten wir nicht mal einen nennenswerten Freundeskreis, sondern waren hauptsächlich unter uns. Und wir waren auch gar nicht interessiert daran, „Stinos“ zu uns zu ziehen.

Was für mich eines der unbegreiflichsten Ereignisse war: Wir hatten in der Klasse ein Mädel, die eines Tages krank war und das auch über Wochen blieb. Irgendwann sickerte dann mal durch, dass sie sich in der Psychiatrie befand. (Mir ist aber nicht bekannt, warum genau)
Im übrigen war ich die Einzige, die damals mal bei dem Mädel vorbei geschaut hatte, um zu fragen, wie es ihr denn ginge, was im Nachhinein gesehen schon ironisch ist.
Denn das Mädel sollte ja nach einigen Monaten wieder in die Schule kommen. Deshalb tragen sich dessen Eltern mit unserer Klassenlehrerin, um zu besprechen, was es denn da zu beachten gäbe. Bei dieser Gelegenheit fragte die Lehrerin, ob die Eltern wüssten, ob iher Tochter mit mir oder F Kontakt hätte. Die Eltern wussten das nicht genau und fragten, warum. Die Antwort war: „R alleine ist ja schon gefährlich, F alleine ist sehr gefährlich, aber zusammen sind sie extrem gefährlich, gerade für jemanden, der gerade in der Psychiatrie war!“

Es gab auch ein paar Knallköpfe unter den Schülern, die waren aber eher harmlos. Einer frage uns zum Beispiel alle paar Wochen „wie das denn bei uns in der Sekte so läuft“. Die Erklärung, dass wir gar keine Sekte hätten und in unserer Freizeit auch nur spazieren gehen, Musik hören etc. hielt auch inner nur eine gewisse Zeit, ehe die „Sekten-Frage“ wieder kam.
Alles in allem hat man sich mir dem Rest der Klasse zwar nicht viel abgegeben, aber trotzdem weitestgehend normal verstanden.

Was ich daraus für heutige Schüler zum Thema Toleranz ableiten würde, ist Folgendes:
Man muss sich mit anders aussehenden nicht abgeben. Wenn man aber kein Interesse an ihenn zeigt, dann doch bitte auch nicht Gerüchte, wilde Vermutungen etc. anstellen, sondern vielleicht einfach leben und leben lassen. Getreu dem Motto „Was du nicht willst, das man dir tu…“
Wenn es einen doch interessiert: nachfragen, und auch zuhören und verinnerlichen, was derjenige/diejenigen zu sagen haben.
Ich selber erwische mich immer wieder dabei, Leute aufgrund ihres Äußeren zu beurteilen. In den Momenten mus man sich aber bewusst machen, dass man nichts sicher wissen kann, wnn man nicht nachfragt oder für den anderen offen ist. Also: trotz offensichtlicher Unterschiede gebe ich mir Mühe, mit jedem erst mal gleich neutral-freundlich umzugehen. Alles weitere erfolgt dann nach dem Motto „Wie es in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.“

Diana
Diana (@guest_50570)
Vor 9 Jahre

Ihr Lieben, ich danke euch recht herzlich.
Nun muss ich aber alles erstmal genau lesen und überlegen, was
ich sinnvoll im Unterricht einsetzen kann.

Liebe Grüße
Diana

Diana
Diana (@guest_50589)
Vor 9 Jahre

Guten Abend,

für alle die es interessiert, wie ich eure Informationen in den Unterricht mit eingebracht habe –> Also, die 2. Unterrichtsphase bestand aus einer Aufgabe die aus (anonymisierten) kurzen Zitaten aus eurem und noch einem anderen Gothic-Portal stammen, in denen User beschreiben wie sie mit ihrem Stil auf Arbeit jeweils umgehen/klarkommen (unter anderem von Guldhan). Dazu haben wir dann gemeinsam ein kleines Schema erstellt, das letztendlich darauf hinauszielte, dass der Anpassungsgrad der Kleidung zum 1. davon abhängt WO man arbeitet, also vom Arbeitsplatz und mit wem man arbeitet, also dem Chef, den Kollegen etc. (wenn man nicht sogar selbstständig ist und seine Kleiderordnung selbst festlegt). Das alles wurde mit Zitaten aus eurem und eben dem anderen Forum (beispielhaft) untermalt.
Die letzte Aufgabe bestand darin, ein Zitat, dass ich aus dem anderem Gothic-Forum habe schriftlich zu kommentieren. In dem Zitat beschrieb ein Mädchen, dass zufällig auch in die 9. Klasse ging, wie schwer sie es mit ihrem Stil manchmal hat und dass Menschen sie oft wegen ihres Äußeren meiden oder beleidigen und sie sehr traurig darüber ist. Dieses Zitat sollte als Inspiration dienen, damit sie schriftlich auf die Aufgabe antworten –> „Wo spielen Akzeptanz und Respekt auch außerhalb der Szene eine Rolle?“ Die Antworten der Schüler habe ich eingesammelt. Ganz viele der Arbeiten sind richtig toll geworden.
Zum Abschied habe ich ebenfalls aus dem anderen Forum einige Zitate ausgewählt, in denen User den SchülerInnen schöne Toleranz-Botschaften geschrieben haben, die ich dann ausgedruckt und zu kleinen Röllchen gebastelt habe und den SchülerInnen mit einem Kinderbonbon ;) als kleines Geschenk „von den Gothics – für die SchülerInnen“ überreicht habe.

LG Diana

Schmiesemutz
Schmiesemutz (@guest_50591)
Vor 9 Jahre

@Robert: Die Schule wurde im Übrigen ein Jahr nach meinem Abschluss geschlossen. Die Lehrer wurden auf andere Einrichtungen verteilt, ich hoffe mal, dass dort die Atmosphäre nicht so engstirnig und verboht war/ist. Vielleicht hat der eine oder andere doch etwas dazu gelernt. Denn eigentlich waren Einzelne dort derart unprofessionell, dass ich in den folgenden Jahren mir gedacht habe, das man damit vielleicht zum Kultusministerium o.ä. hätte gehen sollen oder können.
Nur wenn man solche Lehrer und Direktoren vor der Nase hat, erwartet man natürlich von anderen Instanzen auch nicht mehr viel.

((tim))
((tim)) (@guest_50596)
Vor 9 Jahre

Spannendes Thema! Ich finde ja, wir sind eher Parallelgesellschaft als tolerant im Sinn von offen für Einflüsse… Tolerant im Sinn von „erdulden“ sind wir aber schon, halbwegs wenigstens ;-)

Diana
Diana (@guest_50597)
Vor 9 Jahre

@Robert : Haha, das hoffe ich auch. Ich muss sagen, es war eine wertvolle Erfahrung für mich und ich habe die Materialien, die ich verwendet habe (also eure Kommentare uws.) alle schön aufgehoben, da die Klasse das auch cool fand und mir nahe gelegt hat, dass ich diese Unterrichtseinheit später auch mit meinen „richtigen“ Klassen machen soll ^^
Allerdings war das auch ganz schön aufwendig und obwohl ich noch keine „vollwertige“ Lehrerin bin, weiß ich, dass das später im Lehrer-Alltag leider nicht mehr machbar sein wird. Dennoch werde ich alles geben und mich weiterhin engagieren um den jungen Leuten ein Paar wichtige Dinge mit auf den Weg zu geben, die förderlich sind für ein friedliches Miteinander !

Vielen Dank nochmal an alle die sich beteiligt
bzw. sich für den Artikel interessiert haben !

LG Diana

Liz
Liz (@guest_50714)
Vor 9 Jahre

Eine 22jährige,die ihre „Jugend“ punkphase mit TSS&Co. verbracht hat…ich fühle mich mehr als alt

Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Vor 7 Jahre

Ich bin erst jetzt auf den Beitrag gestoßen, möchte aber auch noch die eine oder andere Jugenderfahrung in Sachen (In-)Toleranz beisteuern.

Ich trug – und trage – immer wieder mal gerne eine schwarze Schiebermütze. Einem Lehrer stieß es sauer auf, dass ich in seinem Unterricht mit einer Kopfbedeckung saß und er forderte, dass ich sie absetzen solle: man hätte beim Betreten eines Raumes den Hut abzunehmen. Dass zum einen dieses laut Knigge nicht für Frauen/Damen gilt, sondern nur für Männer, ignorierte er ebenso wie meinen Einwand, dass in der Klasse doch etliche Jungs mit Basecap saßen. Die mussten ihre Caps nämlich nicht abnehmen und das fand ich ungerecht. War es ja auch. Aber gegen Willkür eines „Übergebenen“ kann man als Schüler leider herzlich wenig ausrichten.

Im Englischunterricht, als es um Rassenhass ging, sollten wir Musikstücke mitbringen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Ich nahm „Johannesburg“ von Love Like Blood mit, ein klassischer Gothrock-Song. Einige Leute aus meiner Klasse machten dumme Sprüche über meine „Gruftimucke“, aber ein Mädchen neben mir fragte mich später, ob ich ihr mal etwas Musik leihen würde, ihr hätte das Stück nämlich sehr gut gefallen.

Während ich in der Mittelstufe an einer „Kleinstadtschule“ (ich fing mit knapp 15 an, schwarz herumzulaufen) eher ausgegrenzt und weitgehend ignoriert wurde, ergab sich in der Oberstufe, als ich nach Berlin umzig, erstaunlich viel Akzeptanz. Es gab sogar ein paar interssierte Fragen an mich, Musik wurde geteilt, ein Mädel ein paar Klassen unter mir kopierte meinen Stil. Das war die Zeit, als Grunge angesagt war und an dieser Schule im Berliner Norden gab es eine Menge alternative Leute. Während der Mittelstufe wohnte ich in einer eher schicki-micki-Gegend, da waren Trendorientiertheit, Markenklamotten und Statussymbole angesagt.
Ich denke, das macht schon eine Menge aus, wie vielseitig und offen die Menschen in einer Stadt sind. Kleinstädte sind da wohl oft spießiger (nicht zwangsläufig).

Bei mir war es nicht so, dass ich mich bewusst durch meinen Look abgrenzen wollte. Ich wollte schon so akzeptiert werden, wie ich bin und was ich mag. Es hat mich immer traurig gemacht, falschen Vorurteilen zu begegnen.

BlackCat schrieb weiter oben, dass bei ihr die Ausgrenzung nachließ, als sie ihren eigenen, schwarzen Stil fand. Ich denke das hat viel mit dem Selbstbewusstsein zu tun, das man bekommt, wenn man sich in seinem Outfit wohl fühlt. Das strahlt man dann auch aus und andere merken das.
Im Beruf hatte ich bislang zum Glück kaum Probleme mit meinem Outfit und wenig Zwang zur Anpassung, auch wenn ich da natürlich schon Kompromisse eingehe. Inzwischen ist die Schwarze Szene ja auch salonfähiger geworden, ist breiter akzeptiert. Daher braucht man sich auch nicht mehr allzu sehr verkleiden und verstecken ;-)

Magazin 2024

Spontis-Magazin 2024

Jetzt mithelfen, uns unterstützen und kostenloses Magazin sichern!

Diskussion

Entdecken

Friedhöfe

Umfangreiche Galerien historischer Ruhestätten aus aller Welt

Dunkeltanz

Schwarze Clubs und Gothic-Partys nach Postleitzahlen sortiert

Gothic Friday

Leser schrieben 2011 und 2016 in jedem Monat zu einem anderen Thema