Bereits seit 2015 ist das WGT-Programm im VEID eine gern besuchte und gemeinnützige Veranstaltung, um dem „Verein Verwaister Eltern und trauernder Geschwister in Deutschland e.V.“ ein wenig Aufmerksamkeit und auch Spendengelder zu bescheren. Luci van Org, die bislang Schirmfrau der Veranstaltung war, teilte nun überraschend mit, dass der Vorstand des Vereins die Unterstützung für die bereits geplante Veranstaltung abgesagt hat und diese damit unmöglich macht. In einem emotionalen Statement bei Facebook äußerte sich Luci van Org dazu.
„Wie ich gestern erfahren habe, ist der jetzige Vereinsvorstand nämlich der Meinung, dass die […] Veranstaltung, die seit einem Dreivierteljahr einmal mehr mit unendlich viel Liebe, Engagement und Zeitaufwand von allen Beteiligten vorbereitet wird, aufgrund ihrer Inhalte nicht dem Vereinszweck entspricht.„
Im letzten Jahr fanden dort unter anderem Auftritte von Christian von Aster, Oswald Henke, DTORN, David Gray und Lydia Benecke statt, die ohne Gage und auf eigene Kosten einen Teil beitrugen und auch durch Sachspenden Geld für den Verein sammelten. Ein musikalisches und inhaltliches Programm, das zu „1000%“ genau den Zwecken des Vereins entsprach, wie van Org schreibt. Es geht dabei unter anderem um die Aufarbeitung von Trauer und den gesellschaftlichen Umgang mit Trauerarbeit. „Enttabuisierung“ nennt es der Verein in seiner Satzung. Alles Inhalte, die fest mit der Szene verbunden sind und als Teil der Subkultur schon seit Jahren gelebt werden. Die Verarbeitung von Trauer, der offene Umgang mit Verlust und Tod ist für viele Gruftis ein wichtiger Grund überhaupt in der Szene zu sein. Das zeigte sich auch in den letzten Jahren der Veranstaltung immer wieder:
„Während der Veranstaltung gab es nicht nur zahlreiche, immer wieder sehr bewegende Kontakte mit Betroffenen – innerhalb wie außerhalb der Szene – sondern auch unzählige Menschen, die nach dem Besuch des VEID e.V. damit begonnen haben, sich selbst für den Verein zu engagieren. Die den VEID e.V. weiterempfohlen und bekannter gemacht haben, die in den Verein eingetreten sind, die anfingen, in ihrem eigenen Umfeld Spenden für den VEID e.V. zu sammeln oder sogar selbst Benefizveranstaltungen zugunsten des Vereins organisiert haben.“
Teile des Vorstands entschieden sich allerdings anders, die Gründe bleiben unklar. Luci van Org möchte über diese Entscheidung nicht urteilen, doch ihre Enttäuschung darüber ist aber in jeder Zeile des Statements zu lesen. So deutlich, dass sie ihr Amt als Schirmfrau nach 17 Jahren niedergelegt hat und zeitnah aus dem Verein austreten will. Sie macht allerdings klar, dass sie die Arbeit für verwaiste Eltern und trauernde Geschwister für „unabdingbar wichtig“ hält.
Das vollständige Statement von Luci van Org könnt ihr unten bei Facebook nachlesen oder in diesem Screenshot anschauen.
https://www.facebook.com/LuciVanOrg/posts/pfbid037SWpeqVXntJWnAATkzquu8qaHwCRrpRtuYs9zsqYpmGrFquuDZ4h8YqLUBUDQPSel
Die Ankündigung im offiziellen Programmheft des WGT konnte glücklicherweise in letzter Minute noch rückgängig gemacht werden. Wir empfinden es als sehr schade, dass jahrelanges, aufopferndes Engagement so enden muss. Und dennoch:
Ganz unabhängig davon halte ich die Arbeit für verwaiste Eltern und trauernde Geschwister nach wie vor für unabdingbar wichtig. Allen Menschen, die an dieser Arbeit beteiligt sind, wünsche ich jede Menge Rückenwind und Kraft, zu jeder Zeit immer genau das Richtige und Notwendige zu tun.
Stellungnahme vom VEID auf Facebook
Am 9. April 2023 hat der Verein auf Facebook dann doch eine Stellungnahme veröffentlicht, in der die Vorstände Dieter Jantz, Kerstin Gleißberg, Rudi Wonsack und Karin Grabenhorst sowie Geschäftsführerin Kathrin Schreier die Situation aufklären möchten und sich bei allen Beteiligten entschuldigen. Das ganze Statement des Vereins findet ihr weiter unten oder als Screenshot, der sich hinter diesem Link verbirgt. Die Beteiligten schreiben:
„Was ist nun geschehen? In unserer seit vergangenem Jahr neuen Vorstandsstruktur hat sich die Arbeitsweise des Vorstandes verändert. Frischer Wind und neue Ideen sind wichtig, Respekt, Achtsamkeit, vor allem Wertschätzung und Dankbarkeit dem bis hierhin Entstandenen gegenüber dürfen jedoch nicht in den Hintergrund geraten. Aber genau das ist uns in unserem Vorstand passiert. Wenn mit dem Hinterfragen mangelndes Vertrauen bekundet wird, läuft etwas schief. Dass Luci das „WGT im VEID e.V.“ nicht für uns durchführen kann, wenn sie sich nicht des bedingungslosen Rückhaltes sicher ist, liegt auf der Hand. Dass das Ergebnis jetzt die schmerzhafte Absage des „WGT im VEID e.V.“ ist, tut uns sehr sehr leid. […] Wir gehen jetzt unsere Hausaufgaben machen und versuchen danach, die Chance zu bekommen, aus diesem Scherbenhaufen etwas Neues entstehen zu lassen.“
Es ist sehr zu begrüßen, dass der Verein seine Sichtweise und die damit verbundene Entschuldigung an Luci van Org so öffentlich darstellt. Das ist richtig und wichtig, denn nur so kann transparente Kommunikationskultur gelebt werden. Wir sind natürlich hoffnungsvoll, ob aus dem „Scherbenhaufen“ etwas Neues entstehen kann und obwohl wir als Szene gern eine pessimistische Weltanschauung pflegen, könnte hier möglicherweise ein bisschen Optimismus angebracht sein. Spontis hält Euch auf dem Laufenden.
https://www.facebook.com/VerwaisteEltern/posts/pfbid02bt91ji4SeKoHz5fZo67kabwcBHo8Ly6cRu9A5trZ68WGAufvJYdLQCw5ngbANfvel
Was soll man dazu schreiben, auser, sehr schade.
wirklich sehr schade, auch für die betroffenen, aber was will man machen.
Liebe Leser, der Verein „Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland e.V. – VEID“ hat auf Facebook eine Stellungnahme veröffentlicht, die ich in den Artikel eingepflegt habe. Wie und in welcher Form etwas „Neues“ stattfinden kann, wie im Artikel erwähnt, wird sich zeigen. Wir halten Euch auf dem Laufenden.