Tomorrowland Belgien – Dagegen ist das WGT ein Schnäppchen

Während der Kartenverkauf für das Wave-Gotik-Treffen 2022 läuft, entbrennt in den sozialen Medien die alljährliche Diskussion um die Ticket-Preise des Festivals. Öl ins Feuer dieser Debatte goss jüngst der Veranstalter, der kurz vor dem Start des Vorverkaufs, am 17. April, verkündete, dass er die Preise um 40 Euro erhöhen müsse, um den gestiegenen Kosten Rechnung zu tragen. Dass es sich dabei allerdings immer noch um ein Schnäppchen handelt, zeigt das ZDF in einer Dokumentation über das Tomorrowland, das weltweit größte Techno-Festival, das in Belgien stattfindet.

Und jährlich grüßt das Murmeltier

Nach zwei Jahren Durststrecke findet das WGT 2022 wie gewohnt in Leipzig statt. Eigentlich hatte ich angenommen, man wäre froh, endlich wieder Künstler und Veranstalter mit seinem Eintrittspreis aus der finanziellen Talsohle zu holen, allerdings wurde gleich nach Ankündigung der Preiserhöhung wieder über die Ticketpreise diskutiert. „Zu teuer, zu wenig geboten und dazu noch überfüllte Veranstaltungsstätten?“ Bevor sich aber jemand genau davon angesprochen fühlt, möchte ich eine Doku des ZDF in den Raum werfen, die eigentlich klarmachen dürfte, in welcher privilegierten Blase sich der WGT-Besucher befindet, auch hinsichtlich der Preise innerhalb des Treffens.

Techno, Kult und Kommerz – Die Dokumentation

Tomorrowland in Belgien ist das weltweit größte Festival für elektronische Musik. Im Jahr 2005 begann das Festival mit 10.000 Besucher, 2019 feierten etwa 400.000 Menschen ein rauschendes Techno-Fest. Das bereits ausverkaufte Festival 2022 soll sogar rund 600.000 Menschen anlocken.

Tomorrowland - Screenshot aus der Dokumentation
Ein Klick auf das Bild führt direkt zur Dokumentation in der ZDF Mediathek.

Auch, wenn die Doku mit Aufnahmen aus den Jahren 2018 und 2019 arbeitet, verfehlt sie nicht ihre Wirkung. Krass, wie junge Menschen auf einem Festival ausgenommen werden.

Etwa 300 Euro kostet hier die Basisversion des 3-Tages-Tickets, mit der man allerdings nicht in den Genuss aller Bühnen kommt. Da muss dann der rund 500 Euro teure „Full Madness Comfort Pass“ her. Möchte man gerne auf dem 45 Minuten entfernten Zeltplatz „Dreamville“ nächtigen, werden 80 Euro extra fällig. Nach oben gibt es preislich – ihr könnt es Euch denken – KEINE Grenzen.

Bezahlt wird auf dem Festival mit „Pearls“, eine eigenen Währung im „Tomorrowland“, die man überall mittels Armband aufladen und ausgeben kann. Ein perfektes Instrument, um den Bezug zum realen Geld auzuhebeln. Da ein Pearl mehr wert ist als ein Euro, erscheinen alle Getränke, Nahrungsmittel und Dienstleistung günstiger als sie eigentlich sind.

Das Festival, das zufällig von Marketing-Experten veranstaltet wird, erscheint wie eine Gelddruckmaschine. Allerdings nur für die Veranstalter. Bewohner des Ortes Boom in Belgien, bei denen das Festival stattfindet, dürfen keinerlei Gewinn mit den Menschen, die durch ihren Ort ziehen, machen. Kein Getränkeverkauf, keine Andenken oder Dienstleistungen und auch kein Platz im Vorgarten für das Zelt zum Übernachten. Allerdings laden die Veranstalter alle Anwohner zu einem kostenlosen Besuch in Tomorrowland ein, das dann nur für die Menschen der beiden angrenzenden Gemeinden geöffnet ist.

Da soll noch mal jemand behaupten, das WGT sei kommerzialisiert. Denn das Treffen ist schließlich ein schwarzes Magnet für Leipzig, von dem nicht nur die Einwohner und unabhängigen Geschäftsleute profitieren, sondern auch zahlreiche weitere Veranstaltungen, wie das Gothic-Pogo-Festival oder die Glitter + Trauma Party, die ohne die Popularität des WGT wohl nicht in dieser Form existieren dürften.

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John Doe
John Doe(@arno-siess)
Vor 2 Jahre

Ich bin bezüglich der Argumentation etwas hin- und hergerissen. Aber ich denke, daß die Veranstalter Fingerspitzengefühl bei der Preisgestaltung walten lassen sollten. Gerade angesichts der aktuell durch die Decke gehenden Preise, speziell für Energie, aber auch für einiges mehr, ist das „Spass-Budget“ für viele Menschen nicht mehr so üppig bestückt. Der Schuss könnte sonst leicht nach hinten losgehen.
Ich habe darüber hinaus den Eindruck, daß die Ticketpreise für Konzerte und Events schon vor Corona nicht gerade Schnäppchen waren, zumindest wenn das Line-Up entsprechend war. Mir fehlt der Einblick in diese Branche, keine Ahnung, ob das gerechtfertigt ist oder nicht.
Das ist jetzt eine rein subjektive Impression von mir.
Klar, schlimmer geht immer und daß die Veranstalter von Tomorrowland anscheinend noch heftiger „austesten“, wie weit sie gehen können, macht es meiner Ansicht nach nicht unbedingt besser….😉

Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Antwort an  John Doe
Vor 2 Jahre

Die Energie-Mehrkosten betreffen ja nicht nur die Verbraucher/Besucher, sondern auch die Veranstalter müssen mit deutlich mehr Kosten rechnen. Da kommt ja einiges zusammen an Beleuchtung, Belüftung usw., Benzinkosten für An- und Ablieferung usw.

Ich will damit nicht sagen, dass ich es okay finde, dass alles teurer wird, aber ich kann es ein Stückweit nachvollziehen.

Im Endeffekt sind Freizeitaktivitäten und Reisen ja nichts weiter als Luxus, was über’s Lebensnotwendige hinaus geht. Da hat man früher lange für sparen müssen und dann war nicht immer all das drin, was man gerne machen würde. Insofern sind wir wirklich lange verwöhnt gewesen, uns hat es an nichts gemangelt und es herrschte Überfluss. Jetzt, wo das am Bröckeln ist, muss man sich wieder vermehrt fragen, wo die eigenen Prioritäten sind. Wenn man sich anschaut, wie schnell es passieren kann, dass einem alles genommen wird… Da denke ich, dass es uns immer noch verdammt gut geht, solange niemand hungern muss, viele sich Urlaube und Konzerte leisten können.

Allerdings sehe ich auch, dass die Schere zwischen arm und reich leider immer weiter aufklappt, und da sollte eher angesetzt werden, um Ausgleich zu schaffen.

Victor von Void
Victor von Void(@vivovo)
Vor 2 Jahre

 Robert Gibt es von der Ankündigung der Preisherhöhung auch einen Link, der nicht zu Facebook geht?

Grundsätzlich sehe ich es aber genauso wie die meisten hier: Das WGT ist immer noch verhältnismäßig günstig, vor allem verglichen mit Einzelkonzerten der Künstler. Natürlich kann man nicht immer alles sehen und eine Location mag auch mal überfüllt sein, aber allein das Nebenprogramm (die ganzen Nicht-Konzert-Veranstaltungen, Museen, der ÖPNV usw. usw.), das man mit dem Ticket quasi kostenlos dazubekommt, ist oft schon allein den Ticketpreis wert.

Letzte Bearbeitung Vor 2 Jahre von Victor von Void
Victor von Void
Victor von Void(@vivovo)
Antwort an  Robert
Vor 2 Jahre

 Robert Danke! Ja, ich habe keinen Zugang zu FB (mehr), deshalb sind Links zu FB-Posts immer problematisch.

Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Antwort an  Robert
Vor 2 Jahre

Das ist prima, ich habe nämlich auch kein Facebook und sehr viele Leute die ich kenne ebenfalls nicht.

Norma Normal
Norma Normal(@normanormal)
Antwort an  Robert
Vor 2 Jahre

Super! Ich gehöre auch zu den Leuten die kein FB nutzen.

Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Vor 2 Jahre

Gerade im RBB gelesen: das diesjährige Rolling Stones-Konzert – bereits ausverkauft – kostet in der billigsten (!) Kartenversion 200 Euro. Plätze vor der Bühne 560 Euro. Dagegen ist das WGT echt ein Schnäppchen…
https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2022/08/rolling-stones-berlin-waldbuehne-konzert-ticketpreise.html

Letzte Bearbeitung Vor 2 Jahre von Tanzfledermaus

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