Messe Dortmund, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2018. Dies sind die Abenteuer des Gruftis Robert, der mit seiner Orphi 2 Tage unterwegs ist, um fremde Galaxien zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Destination Star Trek.
Liebes Tagebuch, du wirst es mir nicht glauben. Trotz einer ausgeprägten Leidenschaft für Star Trek, einer starken Attitüde für alles, wo Science Fiction draufsteht und einem heimlichen Bekenntnis zum Nerd in mir, war ich noch nie auf einer Star Trek Convention, obwohl die bereits seit den frühen 70er Jahren (!) rund um den Globus veranstaltet werden. Jetzt habe ich es dank der Initiative von Orphi geschafft, meine Bedenken zu überwinden und mich auf das Abenteuer eingelassen. Und was soll ich sagen? Selten habe ich mich so wohl gefühlt, wie dort. Daraus resultiert die logische Frage: Grufti oder Nerd? Oder doch vielleicht ein Grufti-Nerd?
Die Destination Star Trek gastierte neulich in Dortmund, was uns aber nur durch windige Kanäle zu Ohren gekommen war, weil „Europas offizielle Star Trek Convention“ ausgesprochen wenig Werbung gemacht hat und uns beinahe ein Ereignis diesen Ausmaßes durch die Lappen gegangen wäre. Wir prüften die Gästeliste im Vorfeld eingehend und waren ziemlich aus dem Häuschen. Namen wie William Shatner (Captain Kirk), Nichelle Nichols (Lt. Uhura), Walter Koenig (Pavel Chekov) zu lesen, die mittlerweile die 70 Lebensjahre weit hinter sich gelassen haben und immer noch unermüdlich durch die Welt reisen, hat uns schwer beeindruckt. Anlässlich des 25 jährigen Jubiläums des „Star Trek: Deep Space Nine“ Ablegers, waren auch Nana Visitor (Major Kira Nerys), Rene Auberjonois (Odo), Alexander Siddig (Dr. Julian Bashir), Terry Farrell (Lt. Commander Jadzia Dax), Cirroc Lofton (Jake Cisco) und Aron Eisenberg (Sohn von Ferengi Rom) und viele andere Prominente aus der Serie mit von der Partie.
Wobei man von Prominent ja nur in einem beschränkten Umfang sprechen kann, denn ich denke, dass vielen Leuten diese Namen überhaupt nichts sagen werden und Schauspieler wie Terry Farrell oder Aron Eisenberg sicher nicht von Paparazzi belagert werden, weil sie dafür wahrscheinlich viel zu unbekannt sind. Vor allem ohne die teilweise völlig entstellende Masken.
Schon im Vorfeld wurde mir klar, dass so eine Convention ein kostspieliges Vergnügen werden kann, denn bislang waren mir die Abläufe einer solchen Veranstaltung ja völlig fremd. Für das 3-Tages Ticket wurden 60€ fällig, aber das berechtigt lediglich zum Besuch der Veranstaltung, auf der so ziemlich alles andere Geld kostet. Bilder mit den Stars, Autogramme von den Stars, Gesprächsrunden, Bilder auf der Brücke, während man von Chehov und Uhura flankiert wird. Jäger und Sammler können so schnell einige hundert Euro dafür ausgeben, ihre Kollektionen auszubauen oder zu vervollständigen.
Aber darum soll es nicht gehen, liebes Tagebuch. Hobbies und Leidenschaften sind nun mal kostspielig. Und seien wir ehrlich, auch die Gruftis sind nahezu vollständig vom Kommerz assimiliert worden.
Wie die Objektivität vor der Tür wartete
Ich möchte Dir lieber von Atmosphäre erzählen, diesem subjektiven Gefühl, das manchmal jede Objektivität mit innerer Zufriedenheit überströmt. Objektiv gesehen hättest du nach 2 Stunden wieder nach Hause gehen können, denn spätestens dann hättest du jeden Stand abgecheckt, jede kleine Ausstellung bestaunt, wärst an den Tischen der Stars vorbeigeschlendert und hättest auch vielleicht einem der öffentlichen Panels gelauscht. Draußen noch einen veganen Wrap zwischen die Kiemen geschoben und dann wieder nach Hause. Objektiv gesehen war die Convention überschaubar und kurzweilig. Kein Vergleich zum WGT, das an unzähligen Locations über den Tag verteilt etwas bietet. Aber wie es nun mal bei Hobbies und Leidenschaften so ist, bleiben Rationalität und Objektivität vor der Tür stehen und warten, dass die Kohlenstoffwesen wiederkommen.
Subjektiv war es aber einfach nur großartig. Die Menschen, die so eine Convention besuchen, sind dann doch schon irgendwie ganz besonders. Freaks. Durchgeknallte. Fangirls und Fanboys. Überall funkeln die Augen, wenn man sich über seine neuesten Errungenschaften unterhält oder sich konzentriert darüber austauscht, wer denn der beste medizinische Offizier aller Star Trek Serien ist. Überschwänglich berichtet man von der Begegnung mit seinem Lieblingsstar oder präsentiert seinen Freunden eine Widmung von Odo dem Formwandler. Ein Funkeln, das ich in der breiten Gesellschaft kaum noch finden kann und das auch unter den Gruftis immer schwächer zu werden scheint.
Was mir aber noch viel wichtiger und spannender erscheint, ist die Loslösung von jeglicher Körperlichkeit und einer gewissen Uniformität, wie sind in den letzten Jahren in der Gothic-Szene immer wichtiger zu werden scheint. Wie jemand aussieht, herumläuft, sich geschminkt hat oder was er trägt, spielt hier in Nerdistan eine völlig untergeordnete Rolle. Steht mir die medizinische Uniform? Unwichtig. Kann man genug nackte Haut und meine Tattoos sehen? Nebensache. Bin ich sexy genug? Völlig irrelevant. Als Kontrast zur mittlerweile sehr ästhetisch fixierte Gothic-Szene eine richtige Wohltat. Möglicherweise aber auch nur, weil ich mich nie zu den äußerlich Beeindruckenden zählte konnte und wollte.
Wir stöbern, wir entdecken, wir staunen und wir lauschen. Da läuft gerade eine völlig verrückte Auktion, bei der Hardcore-Sammler für ein Original signiertes Bild von Leonard Nimoy über 300€ auf den Tresen legt, oder bei der jede noch so unwichtig erscheinende Requisite 120€ zu bringen scheint. Wie zum Beispiel eine Seite aus dem Drehbuch, an die William Shattner ein paar Anmerkungen kritzelte. Manche Sammler, da bin ich mir sicher, haben zu Hause sicherlich einen Schrein, einen Tempel mit all den Errungenschaften. Kleine Star Trek Museen, in dem sie jedes Stück nicht nur persönlich kennen, sondern auch die Geschichten dazu originalgetreu wiedergeben können.
Wir beschließen, Sonntags noch einmal wiederzukommen. Nicht nur, weil wir die falschen Größen unserer Spock T-Shirts umtauschen wollen oder weil ich am Samstag in einer Hektik Karten für ein Panel gekauft habe, das erst Sonntags stattfindet, sondern weil wir immer noch nicht genug haben. Na gut, so ein bisschen auch wegen der 21€ für die Panel-Karten und weil wir ja auch eine Eintritts-Karte für alle Tage hatten.
Ein lohnenswerter Entschluss. Wieder eintauchen in das Meer der Freaks und Spinner. Wieder stellt sich dieses wohlig-warme Gefühl des Ankommens ein. Aufgeregt warten wir auf den Beginn des Panels, der in einem abgesperrten Bereich der Halle stattfindet. Falls du es nicht weißt, liebes Tagebuch, so ein Panel ist nichts anderes als der Auftritt eines oder mehrerer Stars der Serie, die sich den Fragen des Publikums stellen und hintergründige Geschichten zum besten geben.
Wir haben uns für das Deep Space Nine Panel entschieden, bei dem alle anwesenden Schauspieler der Serie in einer Reihe sitzen und sich den Fragen der Nerds stellen. Ich bin fasziniert wie sich die schüchternen Seelen für ihre Leidenschaft motivieren, vor einem Mikro zu stehen und seinem Star eine Frage zu stellen. Gespannt lauschen wir den Fragen und vor allem den Antworten. Wer die unbequemste Maske tragen musste, wird gefragt. Die Ferengi beschweren sich über ihren schweren Ohren, die nach einigen Stunden sehr schwer geworden sind, während Odo der Formwandler einwirft, dass es unter seine Maske ständig gejuckt hätte – gemeinsam lachen dann alle über die Bajoranerin, die sich wegen ihrem aufgeklebten Stück Nasenrücken echauffieren möchte. Mein Sitznachbar fragt mich derweil, wer das da neben Terry Farrell ist, ich kläre ihn auf, dass das der Sohn von Commander Sisko ist, der natürlich nun erwachsen geworden ist.
Viel zu schnell ist es dann auch wieder vorbei mit dem Panel. Trotzdem schlendern wir beeindruckt noch einmal durch die Halle. Gucken uns Star-Trek Bademäntel aus Fleece an (hey EMP, macht die Dinger doch aus Baumwolle, damit man sie auch als Bademantel benutzen kann!), gönnen uns ein weiteres T-Shirt und machen uns auf dem Heimweg. Wir holen unser Crewmitglied Caya ab, das auf Außenmission im Pfotenhof verweilte, machen uns auf dem Weg in unsere Sternenbasis, bestellen Pizza und haben unstillbare Lust die DS9 Serie wieder vor Anfang an zu sehen.
Grufti oder Nerd?
Liebes Tagebuch. Wie soll ich mich denn nun rechtfertigen? Vor dem Traualtar der Szenezugehörigkeit habe ich Treue gelobt und ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich nun fremdgegangen bin. Ich rede mir ein, beides zu können, schließlich hat meine subkulturelle Vermählung nichts mit der Tatsache zu tun, dass ich mich als Nerd betrachte. Ich glaube, das wurde mir in die Windeln gelegt. Batman und Spiderman mochte ich schon mit 5, den ersten Heimcomputer hatte ich noch vor der ersten Freundin und sowieso begleiteten mich TOS durch meine früheste Kindheit und TNG durch prägende Phasen meiner Jugend. Geboren mit Nerdsynapsen. Ich bin eben empfänglich für solche Dinge. Das Grufti-Sein war dann die erste bewusste Entscheidung für sowas wie eine Subkultur. Man sprach damals natürlich nicht von Szene und schon gar nicht von Subkultur, aber dabei zu sein war ein gutes Gefühl. Es stand aber nie in Konkurrenz zum Nerd-Sein. Grufti mit Brille, Aktenkoffer und einer 1 im Unterrichtsfach Informatik.
Heute bin dann sowas wie ein Grufti-Nerd. Ein Multicharakter (die sind schwerer zu Leveln!) der sich in den Fesseln nur einer Leidenschaft unfrei fühlt. Innerhalb der Gothic-Szene tummeln sich viele solche Charaktere. Das schöne ist: ich bin nicht allein. Meine Orphi ist ebenfalls eine Nerdin und mit der bin ich immer noch am allerliebsten verheiratet. Unsere nächste Convention ist bereits beschlossene Sache und findet – wenn die Finanzen es zulassen – in Birmingham statt.
Leider wurde Star Trek schon vor Jahren erfolgreich zu Grabe getragen. :-(
Hhhmmm… Ob es Seth McFarlane schaffen wird mit seiner kleinen Orville einen ähnlichen Kult auszulösen?
Klasse. Ich glaub ich muss auch mal zu so einer Con.
Das war mir jetzt wirklich eine besondere Freude zu lesen, besonders weil mich da vieles jetzt an meine eigenen Erfahrungen auf der FedCon, vor kurzem, erinnert hatte … in vielen Dingen ist die Nerd-Gemeinde einfach wirklich entspannter und mir wars auch eine große Wohltat das mal zu erleben. Bei manchen Aussagen dachte ich fast shcon, Du hättest bei meinem noch nicht ganz fertigen Beitrag irgendwie abschreiben können :D
Ich gehe auch erst seit der ersten TimeLash vor drei Jahren auf Cons, und da wars auch erstmal nur die eine im Jahr, aber ich werds in Zukunft öfter tun – einfach weil ich auch sehr viel für mich von der Stimmung mitnehmen konnte – die Leichtigkeit, ja das „Glänzen in den Augen“ und wenn man ins Philosophieren kommt, über die Lieblingsserie, so hat man schnell eine geniale Diskussion am Start ohne das abfällige Gesicht (das wohl jeder Nerd kennt, der in Zeiten vor der „Modeerscheinung“ schon einer war, kennt) vom Gegenüber zu ernten.
Sind Grufti und Nerd vereinbar?
Die Frage stell ich mir auch schon seit einiger Zeit und finde – absolut ja!
Schau Dir die frühen Sound-Bastler aus dem Wave-Umfeld an, fast alles Nerds die sich für die Technik interessiert haben, und ganz oft SciFi Fans die das in der Musik irgendwie eingebaut haben, ich könnte einige Musikstücke aufzählen aus den frühen 80ern, die irgendwie auf „Doctor Who“ Bezug nehmen oder andere SciFi-Sachen – bis hin zu ganzen Band-Namen a la „Dalek I love you“. Oder Künstler die sich als verrückte Wissenschaftler aus B-Movies selbst-inszeniert haben .. irgendwie haben grad die Nerds viel in Sachen experimental-elektronischer Klang-Experimente da gebastelt. Man schaue sich auch Kraftwerk an, mit deren Roboter-Image …
Also in dem Sinne sehe ich keine Probleme, sich in beiden Welten irgendwie heimisch zu fühlen – ich tu es jedenfalls voll und ganz und sehe eigentlich auf Cons viele Alternativlinge aus der mehr oder weniger eindeutig schwarzen Ecke rumrennen. Tatsächlich auch viele die Cosplay betreiben … ich hätte auch nie gedacht daß ich selbst sowas mal machen werde (ich fand es sehr lange sogar mächtig bescheuert :D ), letztenendes aber bringt das so ein bisschen Spieltrieb und Leichtigkeit in mein ganz privates Leben, merke da auch wie die Komponente mir immer irgendwie gefehlt hat.
In diesem Sinne – ein Hoch auf uns Nerd-Grufties!
Ich bin noch ganz hin und weg von dieser Liebeserklärung :-)
Ich stimme absolut zu, dass diese komplette Abwesenheit von Eitelkeiten, Posing und Styling sehr sehr erholsam ist. Hier meine ich nicht das Stylen als Vulkanier oder Andorianer, sondern das „toll/erotisch aussehen wollen“, das „unbedingt als trve bewundert werden“ und das „möglichst viele Bilder mit Duckface machen“. In dieser Umgebung habe ich sogar meine Brille getragen und mich nicht gescheut, im Partnerlook mit Robert eine alberne (?) Star-Trek-Jacke zu tragen, wenn auch erst am zweiten Tag.
Oder vielleicht noch anders: In der Luft liegt Leidenschaft für die Sache und nicht für sich selbst, ein Image, ein Standing in der Gruppe oder eine Anzahl an Followern und Likes in den sozialen Medien. Es gibt auch keine Vorbehalte, miteinander zu sprechen. Leute hören, was man gerade mit dem Nebenmann über die Con, die Stars, die Serien redet, und stimmen begeistert ein, machen Scherze, geben Tipps und wirken einfach frei. Kein Vergleich mit dem WGT.
Es ist übrigens supermutig, bei einem solchen Panel aufzustehen, ans Mikro zu gehen und -wohlgemerkt auf Englisch – Fragen an die Stars zu stellen – vor dem ganzen Publikum, also Hunderten von Leuten. Mein größter Respekt. Ich würde mich das vermutlich nicht trauen. Ich freue mich riesig auf die nächste Con und quietschende Tribbles!
Ich habe bereits in sehr frühen Jahren (ich war, glaube ich, so etwa 6 oder 7 Jahre alt), die originale Serie gesehen und später dann (ab 1989) die Next Generation, die damals noch im Vorabend-Programm beim ZDF lief. Beide Serien war wohl für mich der Auslöser für meine andauernde Trek-Liebe. Derartig geprägt musste ich natürlich dann auch alle weiteren Filme und Serien geradezu religiös verfolgen. Allerdings war ich nie an den Cons oder dem anderen Fan-Drumherum interessiert, so gesehen bin ich mehr ein passiver Fan. Eventuell muss ich meine Ansicht dazu aber nach diesem Artikel noch einmal revidieren. :)
Aber um mal Roberts Frage aus dem Artikel aus meiner Sicht zu beantworten: Ich glaube, dass Grufti-Sein und Nerd-Sein sich nicht ausschließen oder auch nur irgendwie ansatzweise unvereinbar sind. Im Gegenteil: ich habe derartig viele Nerds in der Schwarzen Szene getroffen, dass ich sogar vermute, dass das Nerd-Sein oft einen direkten Einfluß auf die Grufti-Werdung hat. Dass beides quasi vom selben Gen oder derselben Anlage verursacht wird. Ich meine zu erkennen, dass beides durch viele Gemeinsamkeiten verbunden ist: die Offenheit für alternative Realitäten und fantastische Möglichkeiten, der Wille, sich auf die damit verbundene Außenseiterstellung einzulassen und das Nichtakzeptieren von gesellschaftlich erwünschten Einschränkungen und Konventionen.
Hallo,
ein schöner Artikel, Star Trek ist nicht das einzigste was im Tv lief. Kennt noch wer Flash Gordon oder Raumschiff Orion ? Das waren so die ersten Scifi-Serien die ich damals noch auf einem kleinen schwarz/weiß Tv geschaut hatte. Erst als ich einen Farbfernseher bekommen hatte hab ich die TOS geschaut und später mit Freunden die TNG.
Allerdings kenne ich noch viel mehr an Serien. Meine blasse Hautfarbe kommt ja nicht von ungefähr. *zwinker* Daher finde ich das schwarze Szene und Scifi sich nicht ausschließen. Denn was in früheren Jahunderten von Spielleuten an Geschichten weitergegeben wurde, wird heute von Fernsehen übernommen, siehe da sogar mit Effekten und in Farbe mit unterschiedlichen Stimmen. Von Serien finde ich, kann eine Menge gelernt werden. Besonders in der Jugend.
Noch ne Info, momentan wird Buffy wiederholt auf Tele 5, Samstags. ;-)
Mit dunklem Gruß, Lox
@Aristides Steele: Mittlerweile habe ich auch Deinen Bericht zur Fedcon in Bonn gelesen, der mich sehr aus den Socken gehauen hat. Natürlich nicht nur, weil wir wohl in unseren Ansichten einige Parallelen aufzuweisen haben, sondern auch, weil du es tatsächlich geschafft hast, Dir so wahnsinnig viele Dinge einzuprägen und wiederzugeben. Mir ist auch aufgefallen, dass es gerade in der Cosplay-Ecke, im LARP-Bereich und ähnlichen Leidenschaftlich-Visuellen Subkulturen viele Gruftis gibt. Allerdings meine ich im Augenblick mehr Substanz in diesen Subkulturen wahrzunehmen, als ich in der Grufti-Szene zu finden vermag. Möglicherweise kompensieren wir ja nur den mittlerweile fehlenden Inhalt mit einem ausweichen in inhaltlichen stärkeren Subkulturen. Mir jedenfalls sind auf dem WGT 2018 keine Gespräche in Erinnerung geblieben, die auch nur annähernd vergleichbar wären. Kann man das vergleichen?
Orphi: Gerngeschehen ;) Ich teile im übrigen Deine Ansicht und Du hast das wirklich sehr treffend beschrieben mit dem „Frei“ sein. Vielleicht ist es ja das, was wir so schmerzlich vermissen und genau das, was unserer Szene abhanden gekommen ist. Der Vorbehaltlose Umgang miteinander. So ein bisschen wie bei der GPP, erinnerst du Dich?
@Victor: Ich glaube, das hat auch ein wenig mit dem Jahrgang zu tun. „Nerds“ gibt es ja sogesehen erst seit dein frühen 80er (vielleicht auch noch späten 70ern) als Computer, Elektronik und Technik für jedermann verfügbar und erschwinglich waren, als sich Spiele-Industrien entwickelten und Home-Computer zum Kult-Objekt wurden. (Wobei ich zwar erstmal die Comic-Nerds außen vor lasse) Durch das „erleben“ genau dieser Zeit haben wir einen starken Hang zum Nerd-Sein, jedenfalls viel mehr, als heutige Generationen, die Computer nicht als Entwicklung und Errungenschaft verstehen, sondern als Haushaltsgegenstand. Und das Grufti-Sein stammt ja aus der gleichen Zeit und wenn man möchte, hatte gerade die damalige Jugend (also wir) viele Berührungspunkte mit beiden Szenen oder Leidenschaften.
Und übrigens:
Ist eine tolle Zusammenfassung ;)
@Lox: Das war dann doch ein bisschen zu früh für meine Wahrnehmung. Ich habe jedoch im Zuge späterer Sucht beide Serien entdeckt, konnte dem abstrakten und teilweise überzeichneten nicht viel abgewinnen (ähnlich wie bei TOS). Ich bin tatsächlich ein Liebhaber von Picard & Co. (TNG), die liegen meinem Verständnis von Science Fiction deutlich näher als die von Dir erwähnten Serien. Als Mittelding habe ich immer Kampfstern Galactica empfunden, die dann doch ein wenig mitgewirkt haben, den Geist von Flash Gordon und Orion zu transportieren ohne lächerlich zu wirken und haben Science Fiction im Serienformat erfolgreich an die 80er übergeben. Hier darf natürlich auch nicht Krieg der Sterne vergessen werden, die für viele Jahre einfach mal einen Meilenstein gesetzt haben, an dem dann viele gescheitert sind.
Dabei habe ich schon viele Anektödchen weggelassen :D – Danke Dir! Vier Tage sind einfach wirklich voll von Erlebnissen, da kommt schon was zusammen.
Hmm, kann man da Vergleiche ziehen .. anfangs dachte ich ja auch – eher nicht, weil beide Veranstaltungen ja doch was verschiedenes sind – thematisch wie vom gesamten Konzept, aber jetzt bin ich mir da nicht mehr sicher. Ich habe die FedCon in erster Linie auch als ein großes Familientreffen empfunden, und noch dazu eins mit einer so wunderschönen Offenheit, da stand Fan-Geblödel und jede Menge Unfug neben den ganz großen, tollen, tiefen Gesprächen über das Leben, das Universum und den ganzen Rest, und ich kann versichern daß ich keine Sekunde übertrieben habe, wenn ich mich mehrfach drüber geäussert hatte, wie überwältigt mich die FedCon und damit natürlich die Leute da und ihre ganze Art, tatsächlich hat.
Ich hab das nie so bewusst wahrgenommen, aber abgesehen von den alten Freunden aus dem gruftösen Umfeld sind solche Begegnungen in der Szene wirklich nach und nach verschwunden. Sogar einige solcher alten Freunde – mit denen man seit 10 Jahren so viel voneinander geteilt hat – entgleiten einem und das hat mir vor kurzem erst zugegeben ordentlich wehgetan.
Ziemlich sicher füllt da die Nerd-Familie die Lücke aus, in jeder Hinsicht. Und natürlich sehr allgemein da wo man diese wundervollen, neuen Begegnungen in der schwarzen Szene nur noch spärlich findet. Grade Star Trek ist ja ein wundervolles Vorbild, mit seiner humanistische Philosophie die Gleichheit propagiert und Offenheit gegenüber Vielfalt und Unterschieden. Probleme sollte man immer mit Hirn und Herz lösen statt mit Gewalt und ich denke auch das genau das in der aktuellen Zeit grade wichtiger denn je ist, die Haltung in sein ganz alltägliches Leben weiterzutragen. Soviel zum „abgedrifteten Nerd“ – ganz viele setzen sich auch ziemlich aktiv dafür ein, da hab ich auch einige interessante Individuen kennengelernt, bis hin zu einer Gruppe die auf Basis solcher humanistischen Werte eine Partei gegründet haben. Klingt auf den ersten Blick bekloppt, aber beim näheren Hinsehen finde ichs positiv erstaunlich welche Hingabe da drinsteckt.
@Lox:Ich *liebe* Orion :D – und eine ganze Menge echt alter Sachen, schätze mal ich bin eh einer der wenigen Leute für die TOS die Lieblings-Star Trek-Serie ist (auch wenn TNG nur richtig knapp dahinter ist).
Was mich an den richtig alten Schinken interessiert ist zum großen teil daß SciFi eben immer ein Spiegel der Zeit ist in der sie enstanden ist. Und so weit vor den technisch aufpolierten Special Effects die wir heute haben, find ich einfach die Methoden die man damals angewand hat unglaublich spannend und kreativ – da ist doch das Bügeleisen von Orion ein absolut geniales Beispiel dafür :D
So, ich schieb mir nun DS9 rein, weiter mit dem großen Star Trek-Nochmalgucken …
Ich machs kurz. Schön mal wieder zu lesen, dass jemand Deep Space Nine mag. Dieser Teil der StarTrek Reihe war besser, als ihr Ruf. Und ich selber finde The Orville eine StarTrek noch übertrumpfende Serie, die bestimmt Fans finden wird. Und zu guter Letzt, schön mal wieder zu lesen, dass mit dem Grufti sein nunmal nicht Anfang und Schluß ist mit dem eigenen Charakter.
DS9. Eigentlich eine grandiose Serie… Wäre sie irgendwie stringender – oder auf neudeutsch „horizontaler“ – erzählt. Man merkt da halt noch sehr das strikte Korsett der damaligen TV-Landschaft.
Umso mehr kann man garnicht genug herausheben wie absolut genial und innovativ Babylon 5 damals war. Da wurden von anfang an Charaktere entwickelt, auf Rückblicke wurde größtenteils verzichtet. In der vierten Staffel wurden Fäden aus der zweiten wieder aufgenommen und und und. Tatsächlich macht Babylon 5 im meisten Spaß, wenn Du es zum zweiten mal schaust. Wenn Du entdeckst, dass G’Kar schon in den ersten Folgen einen klaren Hinweis auf die Schatten gibt, obwohl diese erst sehr viel später in der Geschichte auftauchen. Wenn man entdeckt, dass Charaktere wie Ivanova schon in den ersten Folgen logisch zu späteren Wendungen agieren, usw. Das macht diese Serie auch heute noch so intensiv und lebendig. Ich würde sagen, dass Babylon 5 rein vom Storytelling auch vielen heutigen Serien noch einiges voraus hat. Wie in dieser Serie ohne künstliche Cliffhanger Spannung aufgebaut wurde, war schon sensationell.
Kurz nach Babylon 5 wäre dann noch Farscape. Ebenfalls eine Serie mit fantastischen Charakteren. Aber nicht nur das. Es war damals die erste Serie, die mir die Immersion gegeben hat, dass da wirklich Außerirdische dargestellt werden. Da hat die Jim Henson Company ganze Arbeit geleistet. Und zusammen mit einem wundervollen Ben Browder entdeckt man dieses reichhaltige Universum…
TNG dagegen… Kann ich heute ganz ehrlich nur noch schwer schauen. Einfach weil diese Charaktere so unglaublich glatt und perfekt sind. Und vergleichsweise sehr humorlos. Da gucke ich dann lieber nochmal alte TOS Folgen.
Eine Serie, die hier nicht unerwähnt bleiben sollte, auch wenn sie viel zu kurz war, ist Firefly. Meiner Meinung nach eine der wenigen (und vermutlich auch die erste) Serie, die Sci-Fi erfolgreich mit Humor verband, ohne albern zu werden oder an Tiefe zu verlieren, und noch dazu Sci-Fi nicht als Selbstzweck („Schiffe! Aliens! Weltraumpolitik!“) betrieb, sondern nur als Hintergrund, um die Geschichte von Außenseitern in einem feindlichen Universum/einer unfreundlichen Gesellschaft zu erzählen (was ja auch Parallelen zur Szene enthält, wie mir gerade auffällt.). Wobei der Humor dabei oft dazu diente, die Charaktere menschlicher und nachvollziehbarer zu machen, statt übermenschliche Helden aufzubauen.
Meine SciFi-Serien-Erfahrungen sind sehr dürftig… in den 80ern hab ich als Kind Captain Future und „Die Dreibeinigen Herrscher“ geschaut. Ansonsten hat mich das Genre und der ganze Kult darum die ganzen Jahre über nicht weiter interessiert. Was ich allerdings sehr unterhaltsam finde – weil hier auch das Thema Humor in SciFi angesprochen wurde – ist die Serie „Ijon Tichy Raumpilot“. Das grenzt zwar schon an Klamauk, aber die Figuren sind so herrlich schräg und aus teilweise wirklich abgedrehten Requisiten zusammengebastelt.
@Victor: Dann hast Du Farscape tatsächlich nie gesehen. Die Serie war schon sehr leicht und humorig, ohne aber in die Blödelei abzudriften. Und Tiefe hatte Farscape auch, etwa wenn es um das ganze Heimweh-Thema ging. Aber vor allem hatte es gerade in den ersten beiden Staffeln wunderschöne Sense of Wonder Momente. Und Sense of Wonder ist das, was ich mir beispielsweise sehr von guter SciFi wünsche. Dass da etwas geschaffen wird, was so unglaublich ist. Wo die Charaktere einfach nur staunen und das dann nicht mit Technobabble zerstören.
Und wenn wir bei Humor sind: Auch Babylon 5 hatte sehr viel davon. Sei es die wunderbaren und intelligenten Dispute zwischen Londo und G’Kar (unvergessen beispielsweise die Folge, wo beide in einem Lift steckenbleiben). Oder das normale Alltagsleben auf der Station. Besonders Ivanova und Marcus waren immer für sehr witzige Szenen gut.
Und dann wäre noch der vierte Doktor (Tom Baker) zwischen 1974 und 1981 in Dr. Who zu nennen. Neben dem ersten Doktor, der so herrlich schrullig daherkam, meine Lieblingsreinkarnation des Doktors. Eben auch weil er so einen tollen Witz besaß. Der britische Humor ist ja allgemein ein wenig verschrobener und der kommt in diesen Folgen so wundervoll zur Geltung.
Und selbst die gute alte Orion hatte teilweise einen herrlichen, jedoch auch sehr deutschen, Humor. Allen voran natürlich Wolfgang Völz, aber auch die Dietmar Schönherr konnte mit einigen witzigen Szenen glänzen. Auch hier ohne allzu sehr in die Blödelei abzudriften, auch wenn es bei DiMontis Frauenbild schon an der Grenze war. Aber er hat ja da auch immer die Quittung zur Freude der Anderen bekommen.
Firefly ist mir beispielsweise, genauso wie Star Wars, zu… ich weiß nicht. Zu gewöhnlich? Zu mittelmäßig? Also ich kann den Hype darum halt nicht nachvollziehen.
Axel Doch, habe ich, und fand es auch ganz ok. Aber zeitweise ist es mir dann doch zu sehr in diese „Muppets im All“-Richtung abgedriftet…
denke es passt schon zusammen. wobei ich selbst weniger mit Star Trek anfangen kann, sondern wesentlich mehr mit den X-Files. Immerhin habe ich im Zusammenhang mit der Kill Switch Episode den Begriff Cybergoth gehört. Lang bevor die Neonfarben den Begriff übertünchten…
Hallo,
(bin ein wenig „hinterher“ mit dem Blog).
Aber da muss doch die EBM-/Synth-Pop-Band Star Pilot on Channel K (Abkürzung S.P.O.C.K erwähnt werden!
Mit Titeln wie Never trust a Klingon oder Dr McCoy.
Und das ist aus den frühen Neunzigern!
Mein Votum in der Discovery vs. Orville-Debatte: Natürlich Orville!
Warum ist im Star-Trak-Universum das Konzept der Beleuchtung plötzlich aufgegeben worden? TOS: Brücke hell. Discovery: alles dunkel!
Eine Suche auf der WGT-Seite (Vergangenes) ergibt: Die haben auch schon auf dem WGT gespielt: 2000,2001,2002,2008,2010,2017