Man kann in seinen Befindlichkeiten ertrinken, oder die Tage in Leipzig so gestalten, dass das WGT zum schönen Erlebnis wird. Mir geht der Chor der Nörgeler auf die Nerven. Alles ist Kommerz, alles ist scheiße, nichts ist mehr Szene, heiß, kalt, Pippi, Aua, Durst, zu voll, zu doof, zu bunt, zu teuer. Wie verwöhnt muss man sein? Liegt das an dem Einfluss der WGT-Gruppe bei Facebook, die schon weit vor dem Festival zum gemeinschaftlichen Selbstmitleid aufruft, weil das WGT mit 250 Bands, unzähligen Nebenveranstaltungen und 21 000 Besuchern aus aller Welt ja wirklich NUR Karnevalisten anzieht und ein Scheiß-Programm bietet? Merkt keiner, wie absurd das Geheule ist?
Wir reden von einem stadtweiten Festival, das jedes Jahr nicht nur unzähligen Nachwuchsbands der Szene die Möglichkeit gibt, sich einem Publikum vorzustellen. Gleichzeitig werden auch Bands präsentiert, die diese Szene direkt oder indirekt geprägt haben. Wer seine Karte gegen das Bändchen tauscht, erhält einen riesengroßen vierseitigen Plan mit Veranstaltungen über Veranstaltungen – sogar die Straßenbahn-Haltestellen sind angegeben, damit man auch bequem hinfindet. Die Straßenbahn ist kostenlos nutzbar! Zum WGT kommen Gothics aus aller Welt. Die Stadt hat viele Parks für Treffen. Was braucht man noch, um sich ein paar schöne Tage zu machen?
Soll der Veranstalter einem noch den Rucksack tragen und etwas Luft zufächeln, weil die böse Sonne scheint? Oder soll er mit einem Laken neben einem herlaufen, um es panisch als Sichtschutz hochzureißen, wenn ein Latexpferd vorbeihoppelt? Idioten kann man ja wohl ignorieren und die Szene wollte sich der Außenwelt noch nie wirklich erklären. Sollen die szenefremden Medien doch szenefremde Karnevalisten interviewen. Was haben wir damit zu tun?
Wer sich Headliner auf den Plan schreibt, der muss damit rechnen, dass es eng wird oder dass zu viele Leute reinwollen. Wer unbekannte Bands entdecken will, hat einen entspannten Tag. Oder anders: Wer nicht die ewig gleichen Bands auf einem Festival sehen möchte, kommt beim WGT garantiert auf seine Kosten. Dass das Heidnische Dorf in diesem Jahr aus allen Nähten geplatzt ist, wundert bei Tageskarten, Familientag und Headlinern wie In Extremo und Schandmaul nicht. Ganz ehrlich: Wer dort hingeht, muss mit szenefremden Menschenmassen und einer überfüllten Location rechnen. Es ist ja nicht so, dass das der einzige Veranstaltungsort ist. WGT ist, was DU draus machst.
Ich gebe zu, dass ich mich auch oft über unschöne Details des WGT aufgeregt habe und mit dem rechten Verkaufsstand in der Agra und einigen Kartenmotiven der Vergangenheit komme ich noch immer nicht klar, aber bei den allermeisten Kritikpunkten kommt es wirklich auf den Standpunkt an. Und den kann man bekanntlich einfach mal ändern, um einen anderen Blick auf die Dinge zu haben und nicht im Sumpf des Negativismus zu versacken.
Robert: Guten Abend, liebe Nörgler und Kritiker des WGT. Unter diesem Artikel darf jeder kommentieren. Man muss aber damit rechnen, mit Optimismus und Wohlwollen überschüttet zu werden, weil ich das WGT großartig finde. Kleine Veranstaltungen sind toll, reizvoll und bedienen Nischen, sind lokal und unkommerziell, während große Zeltplatz-Events mit großen Headlinern punkten und die Idolsucht der Besucher stillen. Das WGT kann das alles auch, wenn ihr möchtet. Ich lasse jede Kritik am WGT gelten, wenn die Alternative lautet, zu Hause zu bleiben. Wenn es aber darum geht, die Szene in seiner ganze Fülle zu erleben, völlig unbekannte Bands zu entdecken oder alten Legenden zu huldigen und ALLES kennenzulernen, was die Szene neben der Musik ausmacht, gibt es keine Alternative.
Und so war unser WGT
Orphi: Ich gehe diesmal nicht chronologisch vor, sondern schreibe einfach über unsere Highlights in diesem Jahr. Wir waren wieder mit dem Rabenhorst in einer Höhle. Ich kann es nur empfehlen, sich auf dem WGT mit Freunden irgendwo einzuquartieren. Allein das gemeinsame Frühstück und das gemeinsame Aufhübschen bringen schon ein Festival-Feeling.
In diesem Jahr gab es bei uns eine Besonderheit. Der Rabenhorst (Mone und Ralf) hatte – im Gegensatz zu uns – keine Bändchen. Ich nehme es mal vorweg: Es hat dem gemeinsamen WGT nicht geschadet. Tagsüber sind wir seit eh und je getrennte Wege gegangen, weil wir einfach unterschiedliche Musik mögen. Die Abende verbringen wir meistens auf der Gothic Pogo Party, die nicht zum WGT gehört und ein eigenes „Bändchen“ hat. Anschließend gibt es kalte Ravioli aus der Dose und gegenseitige Berichte vom Tag. Wir haben uns bewusst fürs Bändchen entschieden und es tagsüber auch ausgiebig „genutzt“.
Robert: Unsere WG war auch dieses Jahr über jeden Zweifel erhaben. Wir haben gelacht, gegessen, geredet, gelästert und uns die Haare gemacht, wobei ich eher einen passiven Teil bekleidete habe, weil ich das leider nicht kann. Wie Orphi schrieb, haben wir uns dieses Jahr bewusster denn je für Bändchen entschieden, in unserem Freundeskreis wurde das Thema ja eingehend diskutiert. Ich finde das Bändchen wichtig, denn wenn sich irgendwann alle gegen ein Bändchen entscheiden, überlassen wir das WGT denen, die es zum Karnevals-Event machen. Der Kommerz findet sicherlich statt, doch meiner Ansicht nach mehr um das Festival herum, als im Festival selbst. 130 € für dieses Gesamtpaket sind immer noch geschenkt, das steht für mich außer Frage. KEIN anderes Event bietet auch nur annähernd das gleiche Preis-Leistungsverhältnis. Das WGT, das bald 30-jähriges Jubiläum feiert, ist das wichtigste Event „unserer“ Welt, weil sich dort eben alles trifft, was zur Szene gehört, gehören möchte oder meint, es gehört dazu. Auf diesen Blick über den Tellerrand der eigenen „Szene“ möchte ich nie verzichten.
Grillabend mit Freunden
Orphi: Das WGT begann für uns in diesem Jahr ein wenig später, weil ich mir – als mein eigener Chef – leider keinen Urlaub für den Mittwochmorgen geben konnte. Wir fuhren also erst am späten Nachmittag los und waren gegen Mitternacht in Leipzig. DICKE EMPFEHLUNG! So schnell waren wir noch nie. Wir fahren jetzt immer nachts. Vielleicht kommen wir dann einfach Dienstagnacht und fahren auch einen Tag später nachts zurück. Eine entspannte Hin- und Rückreise ist es uns wert.
Unser erster Weg führt uns eigentlich am Mittwochabend immer zu Ronny Rabe, aber das ging ja diesmal nicht. Der Rabenhorst musste unseren Lieblingsleipziger allein nerven. Unsere erste WGT-Schandtat war der Grillabend bei Freunden. Ein ganz wundervoller Einstieg ins Festival. Es wird wegen der internationalen Gäste dort fast nur Englisch gesprochen. Man merkt sofort, dass man auf dem einzigen Festival der Schwarzen Szene ist, bei dem man wirklich aus aller Welt anreist. Wir hatten viele gute Gespräche in gemütlicher Runde – teils mit Händen und Füßen. Leute, die wir im letzten Jahr dort zum ersten Mal getroffen hatten, fühlten sich in diesem Jahr schon fast wie gute Freunde an. So geht WGT! Danke Jen, danke Holger <3
Robert: Der Abend bei Jen war wieder umwerfend. Mindblowing würde man wohl sagen, denn mein Sprachzentrum war stellenweise überfordert, sprach es doch schon länger nicht mehr in ganzen Sätzen Englisch. Tolle Geschichten, tolle Leute und unheimlich viel „Macher-Geist“ liegen in diesem Hinterhofgarten versteckt. Es zeigt, dass nur das WGT soviel Anziehungskraft besitzt, Menschen aus Norwegen, Kanada, England, Amerika und Frankreich zusammenzubringen um die eigenen Grenzen im Kopf zu überwinden. Danke Jen, danke Holger! Hoffentlich sehen wir uns nächstes Jahr wieder.
Das Ich in der AGRA-Halle
Orphi: Ich wollte auf jeden Fall an einem Tag auf die Agra-Meile. Für mich gehört das irgendwie dazu. Den Markt besuchen, was trinken, Leute sehen. Allerdings sind mir am Samstag und Sonntag zu viele „Touristen“ dort. Blieb also der Freitag und das traf sich ganz gut, weil „Das Ich“ dort spielten. Die Band findet man nicht in meinem digitalen Musikregal, aber ich mag Ackermann und Kramm live sehr. Der Auftritt war herrlich düster und energiegeladen, so dass ich nach einigen Songs auch musikalisch in WGT-Stimmung war. Seit 30 Jahren geben „Das Ich“ ihre Songs jetzt schon in der Schwarzen Szene zum Besten. Ich war gerührt, als Bruno Kramm sich bei seiner „Schwarzen Familie“ für die Jahre bedankte und Stefan Ackermann sagte, dass er auch durch und für seine Fans seine schwere Krankheit überwinden konnte. Für die Nörgler: Es war nicht zu voll und nicht zu warm.
Auf dem Markt in der Agra-Halle schafften wir nur zwei Reihen, weil wir immer wieder Leute trafen und die Zeit im Gespräch vergaßen. So viel zum Thema „Kommerz“. Wir wollten ja, hatten aber keine Zeit dafür. Mein Gesamteindruck war, dass es erstaunlich wenige Poser auf der Flaniermeile gab. Das Bild war schlicht schwarz. Das kann natürlich auch am Tag gelegen haben. Es war jedenfalls angenehm.
Robert: Das Ich gehen musikalisch völlig an mir vorbei. Dennoch wurde mir beim Auftritt der beiden Urgesteine wieder einmal klar, wie wichtig es ist, den eigenen Horizont zu verlassen. Die Leidenschaft des Auftritts stellt nahezu alle anderen Acts, die ich auf dem WGT sah, in den Schatten. Wenn es eine Band gibt, die stil- und inhaltsstiftend für die 90er-Jahre-Wiedergeburt steht, dann Das Ich. Und so verrückt es klingt, ich habe den Auftritt sehr genossen, obwohl ich ihre Musik nicht wirklich mag.
Murder At The Registry im Täubchenthal
Orphi: Auch das Täubchenthal gehört zu unserem festen WGT-Programm. Es ist am Wochenende weit genug von der überfüllten Innenstadt entfernt, man kann draußen sitzen, trinken, essen und Bands hören. All das taten wir dann auch. Leider bekamen wir aber musikalisch nur einen Teil von Murder at the Registry mit. Sehr gut! Den Rest der Zeit wollten wir rumsitzen, chillen und mit Freunden reden. Und wir hatten am Samstag die Fehlfarben auf dem Programm und mussten deshalb früh weiter. Zum Glück rechneten wir mit einem großen Ansturm auf die alten Punks aus Düsseldorf. Wir fuhren früher zum Haus Leipzig – viel früher… und erlebten deshalb ganz ungeplant den schönsten musikalischen Tag dieses Jahres. „Zwei Bands früher kommen“, damit man noch reinkommt, kann also durchaus seine Vorteile haben.
Robert: Das Täubchenthal mit Stehplatz und Sicht auf die Bühne. Eigentlich dachte ich seit letztem Jahr, das wäre gar nicht mehr möglich. Geht aber. Die Band war klasse, der Auftritt aufgrund unserer Verspätung zu kurz, die Gespräche unter dem Himmelszelt großartig.
Karies, Die Nerven und Fehlfarben im Haus Leipzig
Orphi: Ich bin ja musikalisch ein Kind des Punk und Post-Punk. Leider sind mir – aus welchen Gründen auch immer – in den letzten Jahren nur noch wenige Bands dieser Richtung aufgefallen. Vielleicht habe ich auch gar nicht danach gesucht. Möglicherweise hatte ich sogar vergessen, dass es genau diese Musik ist, die mich wirklich erreicht. Die Szene bringt ja immer neue Töne hervor und manchmal verliert man sich etwas. Einen kleinen Vorgeschmack aufs „alte Gefühl“ hatte ich neulich mit Peter Hook & The Light auf dem New Waves Day in Oberhausen. Und nun stand da im Haus Leipzig eine Band namens Karies auf der Bühne. Kannte ich nicht.
Die überwiegend lokal bekannte Band wäre mir auch wahrscheinlich nie aufgefallen, denn die Jungs kommen aus Stuttgart, was nicht gerade um die Ecke liegt. Gleicher Schlagzeuger, ähnliche Musik: Die Nerven. Ebenso aus Stuttgart und ebenso großartig. Sie spielten direkt danach. Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß auf einem Konzert. Da waren mir die Fehlfarben, die anschließend dran waren, fast schon ein bisschen egal. „Die Nerven“ hätte ich gerne noch länger gesehen und gehört.
Es versteht sich von selbst, dass die „Fehlfarben“ trotzdem ein Erlebnis waren. Peter Hein kann zwar noch immer nicht singen, aber das muss er ja als Alt-Punk auch nicht. Er merkte schnell, dass er – entgegen seiner eigenen Vermutung – keine Fehlbuchung auf dem WGT war. Die Menge feierte die Band und einige ließen sich sogar zum pogen hinreißen, sogar Schwarzgewandete. Immerhin hatte sich Peter Hein auch extra ein knallbuntes Hemd angezogen, mit dem er „immer auf den Friedhof geht“. Fehlfarben waren super. „Paul ist tot“ ist noch immer der beste Song.
Wer übrigens mal sehen will, wie ein Konzert ohne Hunderte von Handy-Displays vor der Nase aussieht, sollte zu den alten Bands mit Publikum im fortgeschrittenen Alter gehen. Sehr erholsam!
Robert: Monarchie und Alltag an einem Stück. „45 Minuten Ohrorgasmus“ brüllte Peter Hein von Fehlfarben ins Mikro. Den Godfather des deutschen Punk fast in Geruchsreichweite, auch wenn ich darauf keinen Wert lege, ist immer ein tolles Erlebnis. Was für ein Auftritt! Das Haus Leipzig war die dekadente Umgebung für diese Form der Musik. Ein krasser Kontrast zur Musik auf der Bühne. Da wir viel zu früh waren, kam ich auch in den Genuss von „Die Nerven“, die ich völlig unterschätzt habe und die in meiner persönlichen Rangliste nur hinter den Fehlfarben liegen, weil der Hein mit seiner Truppe Nostalgie-Bonus bekommt. Das Haus Leipzig war gut besucht, aber zu keinem Zeitpunkt brechend voll und nicht zu warm.
New Model Army in der AGRA-Halle
Orphi: Nach den Fehlfarben am Samstag waren wir in Musik-Stimmung. Eigentlich hatten wir die Tendenz zum Schlapp-Machen, aber New Model Army waren schon verlockend. Erstaunlicherweise war trotz des Bekanntheitsgrads der Band Platz für uns in der Agra-Halle – und das, obwohl wir viel zu spät da waren. Und …nein… es war nicht zu warm. New Model Army hatten schon angefangen. So richtig packen konnten die mich aber nicht mehr und deshalb gingen wir nach drei bis vier Songs zur Party.
Robert: Also mich haben sie gepackt. Musikalisch. Ich liebe New Model Army ja seit meiner Jugend und kann viele der Songs einfach auswendig. Sie auf der Bühne zu sehen, war schon ein tolles Gefühl, wenngleich aber auch ein merkwürdiges. NMA sind bei mir immer mit Einsamkeit verbunden. Ich liebe ihre melancholische, kritische und kraftvolle Musik am liebsten für mich allein. Mit tausenden von anderen Menschen fällt mir das tatsächlich ein wenig schwer. Und Justin Sullivan von weitem zu bewundern ist verzichtbar. Dafür habe ich heute den ganzen Tag alte Alben von der Band gehört.
Klaus Märkert in der Heilandskirche
Der Sonntag begann für uns spät… sehr spät. Wir verpassten sämtliche Vorträge unserer Freunde, die wir fest auf dem Plan hatten, und erfuhren deshalb nichts über „Tiere als Mittler zwischen der Welt der Lebenden und der Toten“ und wir erfuhren nichts über „Dark Wave im Ostblock“. Aber wir schafften es gerade so zu Klaus Märkert, der in der Heilandskirche mit den Eerie Glam Girls auftrat. Er trug in bester Ruhrpott-Manier Geschichten aus dem alten Zwischenfall in Bochum vor und gab Einblick in sein neues Buch, das gerade in Arbeit ist. Die Eerie Glam Girls waren zwar musikalisch nicht unser Ding, aber sie machten ihre Sache sehr gut und man sah die Liebe zum Detail. Für jeden Song gab es ein neues Outfit.
Es sei erwähnt, dass es sogar vor der Kirche Food-Stände und Toiletten gab. Wir waren schon auf Festivals, auf denen gar nichts zu essen angeboten wurde.
Robert: Märkert ist ein Rebell, ein stiller, intelligenter und humorvoller. Damit unterscheidet er sich von den anderen Rebellen, die ihren Meinung auf Transparente schreiben oder in Mikros brüllen. Die Geschichte von Bernie, die eingehend beschreibt, wie jemandem in der Disko beim Stuhlgang das Toilettenpapier ausgeht, in einer Kirche zu hören, ist für mich gelebte Grufti-Rebellion. Was habe ich im Haus Gottes über den Fäkalhumor des Ruhrpott-Autoren gelacht. Ich habe immer noch Bauchschmerzen.
Spontis Treffen im Park
Orphi: Nach einer sehr langen Nacht auf der Gothic Pogo Party waren wir am Montag sowas von müde. Und das an Roberts Geburtstag! Wir zogen uns in Windeseile an, schnappten uns die Hefte und Buttons fürs Spontis Treffen und zogen los. Der Rabenhorst hielt uns wie immer den Rücken frei, überließ uns Bad und Spiegel und räumte hinterher unseren Kram weg. Danke sehr, ihr Lieben (Bösen!).
Das Spontis-Treffen erhält – wie jedes Jahr – einen eigenen Artikel. Deshalb nur ein kurzes Fazit: UNFASSBAR, wie viele Leute gekommen sind. Und jedes Jahr sind auch neue Gesichter dabei. Das war Roberts schönstes Geburtstagsgeschenk. Und auch, wenn er sich immer so ziert: Er fand es toll, dass Ihr für ihn gesungen habt. Ihr seid die Besten! Und vielen Dank für die wunderschöne selbstgebastelte Karte, Ines.
Nach einer Geburtstagspizza und einem Geburtstagseis ging es dann in unser Leipziger WGT-Zuhause, zur Gothic Pogo Party. Ein letztes Mal für dieses Jahr. Ein letzter Tanz, ein letztes Treffen mit Freunden, eine letzte Verabschiedung. Bis nächstes Jahr. Danke WGT, danke Gothic Pogo Party!
Robert: Auch ich habe zu danken. Und zwar soviel, dass es für das Spontis-Family-Treffen einen eigenen Artikel gibt. Ein WGT, das mich wieder überrascht hat. Erstaunt hat. Umgeworfen hat. Danke. Auch ein Danke an das GPF das zeigte, dass man mit Lackhosen zwar 2 Stunden am Stück tanzen kann, dann aber in seinem eigenen Schweiß steht. Danke an alle, die ich wiedersehen durfte und kennengelernt habe. Ich vermisse Euch jetzt schon.
Und jetzt istves noch ein bisschen schlimmer dass ich wieder nicht mit konnte… Aber euer Foto hat mir sehr den Montag versüßt! 💜
Schöner Bericht, habe nichts zu nörgeln.
Allerdings: Raviolis gehören aufgewärmt! ;-)
Wie immer ein sehr schöner Bericht von euch beiden.
Für mich liest es sich gerade, wie nörgeln an Nörglern :) Davon ab, man kann nörgeln und trotzdem Spaß haben.
Es war unsere 5´te Leipzig Tour, und bei den letzten vieren war es leider so, dass viele Locations leider zu klein, oder zu gut besucht waren. Von der Belüftung der meisten Gebäude ganz zu schweigen. Wir haben uns dieses Jahr für einen Besuch ohne WGT Bändchen entschieden, da wir gerade vom letzten Jahr so enttäuscht waren, das waren mehre hundert Meter lange Warteschlangen die uns erwarteten. Auch bei kleineren Bands. Viele verließen die Lokalitäten erst gar nicht, aus Angst danach nicht mehr rein zu kommen. Verständlich wenn plötzlich 2 Veranstaltungsorte gleichzeitig fehlen. Da auch meist die Soundqualität recht miserabel war, vor allem in der Agra,…. 2017 bei Skinny Puppy hätte ich heulen können, wegen dem miserablen Sound. Daher schauen wir uns Bands auch meist auf den Einzelkonzerten in geeigneteren Locations an.
Merciful Nuns 2018 im Täubchenthal haben wir von außen auf dem Balkon gelauscht, es war noch genug Platz drinnen vorhanden, aber die Luft dort drin zum schneiden, zusätzlich schwitzte dort die Decke.. Über den Ticket Preis braucht man nicht diskutieren, das ist meiner Meinung nach für diese Angebotsvielfalt noch recht günstig angesetzt. Wir haben diesmal nur die GPP gebucht und natürlich auch die WG mit euch, welche wir auch hoffentlich die nächsten Jahre weiter bilden werden. Da wir ja ein bissel öfter unterwegs sind Festival oder Einzel Konzert, brauchen wir auch keine straffe WGT Agenda planen. Das was mir wichtig war/ist hab ich auf dem New Waves Day gesehen und kommt noch auf dem NCN/Deutzen und dem Autumn Moon. Headliner wie die letzten Jahre, Klinik, Frontline, Skinny Puppy und diverse andere hatten wir zusätzlich gesehen. Ich muss ehrlich sagen, ich habe das WGT nicht vermisst, und konnte meinen Urlaub auf der GPP genießen, mit euch <3 ,Freunden und anderen FB Bekannten. Sicher kann man dem Karnevalsrummel während des Treffens aus dem Weg gehen, aber schade finde ich es doch, wie es dazu verkommen ist. Ich bin ein Mensch, der lieber mit nur 300 – 3000 echten Menschen feiert als mit 20000, von denen die Hälfte Karneval feiern oder nur mal ihr inneres für 6 Tage im Jahr nach außen kehren wollen. Also hätte ich nichts gegen eine Rückkehr zum alten Wave Gothic Grundgedanken, mit eventuell einem kleinen Rahmenprogramm und nicht über das ganze Stadtzentrum verteilt. Man brauuch ja in diversen FB Gruppen nur etwas dagegen sagen, dann wird man von den Stinos noch angeranzt, man solle doch was eigenes schaffen, wofür, wenn es dann auch wieder von denen irgendwann überrannt wird, die "schwarze Szene" ist ja schließlich so schön "tolerant". Ähhh, Nein! Ende
Hab euch auch lieb, euer Rabe
Sehr schöner Artikel!
Ich finde ja auch, dass zu viel gemeckert wird, wobei das ja zu einem gewissen Grad dazu gehört ;)
(Die Luft im Felsenkeller zum Beispiel ist und bleibt jenseits von gut und böse – ich habe es dort trotzdem für zwei Bands ausgehalten, von denen ich die eine auch nur angeschaut habe, weil ich halt schonmal da war)
Mir hat dieses Jahr so ein bisschen der Treffencharakter gefehlt, was nun aber wirklich nicht an der/den Veranstaltung/en lag, sondern eine Sache des Zufalls war. So habe ich dieses Jahr, gerade auch abseits des Spontis-Treffens, bedauernswert wenig Leute getroffen, die ich kenne. Die wenigen die ich getroffen habe waren dafür nur umso gerner gesehen!
Dem Rahmenprogramm habe ich auch mal wieder mehr Aufmerksamkeit zu kommen lassen, so habe ich fast den gesamten Samstag im Grassi-Museum verbracht.
Locations zu früh aufsuchen, um auf Nummer Sicher zu gehen, kann ich nur uneingeschränkt empfehlen, dadurch habe ich dieses Jahr gleich vier Bands gesehen, die ich nicht in meinem ursprünglichen Plan hatte und davon habe ich keine einzige bereut, ja drei sogar genossen. An den meisten Orten sind die Line-Ups ja auch tagesweise ähnlich ausgerichtet, weswegen man das auch mal auf gut Glück machen kann.
Ich möchte das WGT auf keinen Fall missen, man kann dort so gut neue Bands und Leute entdecken und auch Urgesteine findet man immer wieder, die man sonst kaum wo anders zu Gesicht kriegt, deswegen würde ich wahrscheinlich selbst dann hin fahren wenn mal ein Jahr keine ganz großen Bands die mich ziehen dabei wären.
Also ich war ja dieses Jahr das erste Mal ohne Bändchen. Und ich habe nix zu nörgeln, und das will schon was heißen ;-)
Auch das viktorianischen Picknick hab ich diesmal ausgelassen, obwohl ich die Veranstaltung gerne besucht habe. Aber die letzten Jahre war es schon nicht mehr so toll Und wenn man dann die Berichte aus den Medien sieht, war ich echt ganz froh daran nicht mehr teilzunehmen.
Auf alle Fälle war es am schönsten , wieder auf viele Freunde und Bekannte getroffen zu haben die man sonst das Jahr über nur selten zu Gesicht bekommt. Es heißt ja auch nicht ohne Grund Treffen🧛🏻♂️🦇
Mein Highlighte war aber ein sehr intimes Konzert von Adam Usi im Werk 2 .
Und Dank Robert ( aber Sabrinas Idee ;-) , habe ich ja für meine Sammlung auch eine Karte bekommen🖤
Im großen und ganzen habe ich nix vermisst , auch nicht bei meinem 25 . WGT .
Nörgler? Pff, es steht jedem frei, nicht zu kommen.
Für uns war es mit einigen bekannten und unbekannten Bands, einem ungeplant mit ein paar Hotelbekanntschaften völlig verquatschten Nachmittag (Zeitpläne sind schließlich dazu da, über den Haufen geworfen zu werden), zweimaligem Überfressen im Fra Diavolo und ansonsten wunderbaren Abenden mit lieben Freunden mal wieder ein höchst erfolgreiches WGT. Bis nächstes Jahr, Leipzig :-)
Ein toller und leider notwendiger Artikel: Im großen Facebook-Kanal gibt es so viel Genörgel und mimimi und auch in unserem Freundeskreis leider ein immer wieder und vermehrt auftretendes Gemurre über angeblich schlechte Bandauswahl oder ‚falsche‘ Locations. Ist es denn zu viel verlangt, mal die WGT-App herunterzuladen und sich einige Male vor dem WGT gemütlich mit einem geistigen Getränk auf den Balkon oder die Terrasse oder wohin auch immer zurückzuziehen, um dann in jede unbekannte Band mal reinzuhören? Wer auch nur einen Funken allgemeines Musikinteresse aufbringen kann, sollte so eine Entdeckungsreise lieben und wird sicher neue Sachen entdecken. Und dann kommen die Zeitgenossen um die Ecke, die zwar diese kleine Hürde meistern, sich aber hernach darüber echauffieren, dass sie nun nicht alle neu entdeckten Bands sehen können, da vieles parallel läuft. Das Jammern liegt einigen Menschen wohl im Blut, sie können nicht ohne. Empathische Menschen müssen nur aufpassen, sich von solchen Miesepetern nicht anstecken zu lassen. Mir ist das jetzt wurscht, ich gebe mich wieder meinem WGT-Blues hin und höre mich durch die neuen CDs durch (aktuell Sally Dige)… und freue mich schon jetzt aufs nächste Treffen.
Mein WGT hat auch wieder viel Spaß gemacht, auch wenn es – natürlich – auch anstrengend war. Ich bin halt keine 20 mehr und vier lange Tage und zum Teil auch Nächte hinterlassen Spuren. Meine Konzertbesuche hatte ich zwar generalstabsmäßg geplant und vor Ort tatsächlich auch genauso umsetzen können, aber darüber hinaus blieb zum Großteil auch genug „Luft“ für Spontanitäten und etwas Regeneration. Ich kann nur unterstreichen, dass eine gemeinsam mit Freunden angemietete, geräumige (!) Unterkunft ideal für das WGT ist. Wir verbrachten dabei so etliche Zeit gemütlich quatschend und schmausend auf dem zu unserer Unterkunft gehörenden Balkon. Gemeinsames Stylen/Zurechtmachen gehörte ebenso dazu und hat Spaß gemacht.
Einzig der Freitag artete bei mir etwas in Stress aus, da mein Bus Verspätung hatte, weitere Verzögerungen folgten und dann letztlich in der Unterkunft nur eine Stunde blieb zum nebenan einkaufen und Aufhübschen, bevor das erste Konzert anstand. Ich hielt mich von Anfang bis fast zum Schluß im Stadtbad auf, und bis auf Automelodi, die statt Minimal/Synthwave mit soft-melodischem Singsang einen ziemlich krachigen Elektro mit martialischem Gebrüll ablieferten, gefielen mir auch alle Auftritte gut. Bis auf Automelodi, die etwas deplatziert wirkten, stand der ganze Abend unter dem Zeichen stimmgewaltiger Sängerinnen. Die Pleasure Symbols (aus Australien!) gefielen mir sehr gut, aber die Sängerin quatschte mir zu viel dazwischen (vor allem das ständige Erwähnen des Merch-Standes nervte). Void Vision war schon recht technoid, aber gesanglich auch sehr ansprechend. Die Tempers lieferten erwartungsgemäß ein mitreißendes Set ab. Hante. ließ ich dann aus (erst kürzlich gesehen) und wechselte rüberzur Moritzbastei, um La Scaltra zu sehen. Die waren auch sehr gut, mein Highlight an diesem Abend. Anschließend klappte es dann leider nicht mehr so richtig mit Party machen. Die Heilandskirche war überfüllt, nach ein paar Irrfahrten zum Täubchenthal waren wir dann zu müde, brachen an dieser Stelle den Abend ab.
Den Samstag ließ ich erstmal SEHR entspannt angehen, bin erst am Nachmittag los zu zwei Auftritten im Stadtbad (Sally Dige und Double Echo). Erstere fand ich richtig gut, sie war auch nicht wie angekündigt allein auf der Bühne, sondern konnte sich dafür ihrer Performance widmen. Double Echo waren auch passabel, zumindest die Parts, die der Leadsänger übernahm – der zweite Sänger mit der hellen Stimme und die Sängerin waren etwas anstrengend.
Anschließend war ich nur noch in der Sixtina bei Leding, dessen emotionaler Gesang mir sehr gefiel und bin anschließend zur Party im relativ neuen mjut-Club. Die Party war toll, mit zwei Floors (einer elektronisch, einer gitarrenlastig) und ich habe viel getanzt, musste aber leider dann zeitig abbrechen, weil die Luft immer schlimmer wurde. Zunehmend wurde geraucht, was mich sehr geärgert hat, zumal die von mir freundlich darauf angesprochenen Leute sich absolut uneinsichtig und rücksichtslos verhielten. Da kippte meine Stimmung und ich bin gegangen. Sehr, sehr schade, denn sonst hab ich beim WGT in den letzten drei Jahren die erfreuliche Erfahrung gemacht, dass die Besucher den Nichtraucherschutz respektieren. Hoffentlich wird das zukünftig auch im mjut-Club umgesetzt.
Am Sonntag stand nach dem Besuch zweier Austellungen (Symbolismus in der Kunst / Jugendkulturen im Visier der Stasi) wieder einiges an Konzerten an. Allesamt im Volkspalast, obwohl ich auch gerne Tamaryn und Still Corners gesehen hätte, die woanders spielten. Schade, der Samstag war recht dünn an interessanten Bands für mich, dafür der Freitag, Sonntag und Montag extrem vollgepackt. Aber das kann man dem Veranstalter schlecht anlasten, die Geschmäcker sind ja sehr verschieden. Manche Band-Kombinationen waren allerdings etwas schräg, ob das so gewollt war, dass sich das Publikum dann komplett austauscht, wenn die Genres z.T. sehr variieren?
Im Volkspalast hab ich mir dann Creux Lies angeschaut (musikalisch herrlich wavig, der Sänger war allerdings ein bisschen überdreht, wenn auch trotzdem sympatisch wirkend in seiner überschwänglichen Freude), Cold Showers (hatte mich drauf gefreut, aber der Funke sprang nicht so recht über, lag wohl an der Präsenz des Sängers), Kaelan Mikla (sehr magisch-abgedreht, live besser als aus der Konserve) und In2TheSound (eines meiner absoluten WGT-Highlights, geniale Performance und Stimme des Sängers, der Adrian Borlands verwaiste Stelle einnahm).
Nach einer Essenspause gings’s dann rüber ins Werk II zur Shockwave-Party. Der angekündigte Regen blieb zum Glück nahezu aus, so dass sich nicht wie befürchtet die Massen ausschließlich drinnen drängten. Da in der zweiten Halle aber die letzte Band erst sehr spät zu spielen begann (0.30 Uhr), wurde leider noch der volle Eintrittspreis verlangt und ich kam dann später auch nicht mehr in die zweite Halle. Obwohl die Musik gut war, habe ich recht wenig getanzt, die Energie war nicht so recht vorhanden und ich hatte leider auch einen Stimmungsknick, weil einige Leute fehlten, die ich treffen wollte, weshalb ich auch um 2.30 Uhr schon wieder gegangen bin. Überhaupt hab ich das ganze WGT über nur wenige bekannte Gesichter gesehen, das waren dann auch hauptsächlich ebenfalls Berliner. Erst beim Spontis-Treffen änderte sich das.
Ja, das Spontis-Treffen. Eine Menge Leute, viele kannte ich zwar vom Sehen, aber wir waren dann diesmal doch ein etwas kleineres Grüppchen, das sich dauerhaft zusammen fand, neue Leute habe ich dagegen kaum kennen gelernt. So ist das wohl, dass sich lauter kleinere Grüppchen bilden und vermehrt unter sich bleiben, wenn eine Veranstaltung unübersichtlicher wird. Wenn es weniger sind, oder man ganz zu Anfang erscheint und sich dann mit den nach und nach Dazukommenden vertraut machen kann, ergibt sich irgendwie mehr an neuen Kontakten, finde ich. Aber auch so war natürlich viel Gesprächsstoff da, zumal ich einige Leute immer nur beim WGT treffe. Ein paar nette, unregelmäßge schriftliche Kontakte aus den beiden Vorjahren bestehen allerdings auch noch :-)
Roberts Geburtstag wurde natürlich auch zelebriert, ob er wollte oder nicht, da musste er durch und hat sich wacker geschlagen. Dafür bekamen dann die anderen Geschenke in Form von Spontis-Magazinen plus ein paar Gimmicks für die Crowdfounder :-)
Anschließend folgte ein wahrer Konzert-Marathon für mich im Haus Leipzig – vom Einlass bis zum Ende! Auf Geometric Vision hatte ich mich sehr gefreut, aber sie waren vor allem zu Beginn sehr enttäuschend. Der Sänger schrie fast nur (später kriegte er sich dann doch noch wieder ein) und auch die Auswahl der Stücke war anfangs eher krachig. Als dann doch ein paar ihrer melancholisch-wavigen Songs gespielt wurden, besserte sich meine Stimmung etwas, aber der Gesamteindruck war sehr getrübt. Ich höre sie mir doch lieber auf Platte an.
A Slice of Life waren auch noch ein bisschen holprig, durchwachsen, aber schonmal mit Tendenz nach oben. Richtig gut geflielen mir Human Tetris, die schönen Gitarrenwave spielten und auch gesanglich überzeugten. Meine beiden Highlights waren jedoch The Foreign Resort (unheimlich intensives Konzert, der Sound brandete nur so über uns hinweg und der Sänger war großartig) und Sad Lovers & Giants, die einfach eine Legende sind, zurecht. Einziger Wehmutstropfen: der mittlerweile natürlich in dei Jahre gekommene Sänger erinnerte mich optisch extrem an meinen verstorbenen Vater, was für mich eine sehr strange Erfahrung war, dieses komische Gefühl musste ich erstmal wieder loswerden. Das klappte dann zum Glück mit der Zeit und ich konnte das tolle Konzert dann richtig genießen.
Im Anschluss war unser kleines Grüppchen dann recht hungrig und wir machten uns auf den Weg, etwas zu finden, was am Montag spätabends noch geöffner hat, landeten dann schließlich im Cafe Puschkin und danach wurde der „Heimweg“ angetreten, weil langer Tag und voller Bauch eine ziemiche Bettschwere hervorriefen.
Tja, das WGT war wieder übervoll von Eindrücken akustischer und visueller Art. Ich habe mich gefreut, wieder etliche Vertreter des Oldschool-Looks zu sehen, einige Outfits waren wunderbar retro und ich fühlte eine ziemliche Nostalgie-Welle über mich hinwegrollen, was durch manche schön „alt“ klingende Bands auch noch untermalt wurde. Ich habe wieder etliche tolle neue Künstler für mich entdeckt, von denen ich vermutlich sonst kaum etwas gehört hätte, und auch einen Stapel an CDs erstanden. Da ich mich nicht einmal in die Nähe der AGRA oder der stark frequentierten Kostüm-Picknicks begeben habe, geriet ich auch nicht in den Bereich des Schaulaufens und der allzu aufgetakelten Kostümierten. In der Innenstadt, auf den Konzerten und Parties sah ich vor allem „normale“ Schwarze und wie gesagt darunter auch sehr viele Leute mit Pikes und toupierten Haaren (auch Jüngere!). Wäre das blöde Stadtfest nicht zeitlich mit dem WGT zusammen gelegt worden, wäre der Eindruck noch positiver gewesen. Aber so war in der Stadt und in den Bahnen noch mehr Gedränge als üblich und ich hielt mich nicht länger als unbedingt nötig in der City auf.
Moin Orphi und Robert,
ein ganz toller Bericht, ich kann euch nur zustimmen. Nörgler gibt es immer und überall, dass wird sich nicht ändern. Wichtig ist nur, dass man sich davon nicht mitreisen lässt und man es sich einfach schön macht. Meine Highlights waren auch Das Ich (vor 25 Jahren das erste Mal gesehen und es macht immer wieder Spaß mit Bruno und Stefan) und NMA ( Justin Sullivan ist ein alter und nicht besonders attraktiver Mann, aber ich liebe ihn, sein Charisma, seine Stimme, seine Ausstrahlung). Die meisten unserer Freunde haben wir tatsächlich erst wieder zuhause getroffen, zu unterschiedlich waren Pläne und Musikgeschmack, dafür gab es tolle Zufallsbekannschaften, neue Gesichter, inspirierende Gespräche und sehr viel Spaß bis in die Nacht hinein. Ich freue mich schon sehr auf Pfingsten 2020!
Mein WGT (das elfte) war diesmal ganz anders – dachte ich. Es begann mit persönlichen Wirren, mit dem Schrecken „Oh Goth, ich muss jetzt den Zug buchen, ich habe ja ein Zimmer“ und der Überraschung, dass die Vorverkaufsfrist fürs Bändchen längst vorüber war. Ich hatte schon Jahre überlegt, ob ich es mal ohne versuche (VAWS und Kartenmotive …), und so nahm ich es als Wink des Fliegenden Spaghettimonsters.
Erstaunlicherweise war es gar nicht so anders: Ohne Zeitmaschine ist ein WGT völlig absurd, Bändchen oder nicht, nur die Schwerpunkte verschieben sich. Keine „großen“ Konzerte, Pogo statt Romantik (in mancher Hinsicht ähnlicher als es scheint), anstelle des Schauspielhauses nun Lesungen, für die ich zuvor keine Zeit gefunden habe (jetzt weiß ich mehr über Tentacle-Porn als ich jemals zu hoffen wagte, aber die Interpretation der von Thema ebenfalls überraschten Autorin war wunderbar!). Und immer noch nicht genug Zeit für die vielen lieben Leute, die ich nur einmal im Jahr sehe … Insbesondere auf den Blauen Stunden und dem Familientreffen, den ewigen Höhepunkten mit zu wenig Zeit …
Kontrastprogramm waren das „Viktorianische Picknick“, über das ich alle paar Jahre spazieren muss, um zu wissen, warum ich es all die Zeit vermieden habe, und das leider geographisch unvermeidbare Stadtfest. Dieses zeigte mir wieder einmal, dass Buntvolk und Goth(ic)s definitiv unterschiedliche Spezies sein müssen. DIE sind gruselig, nicht wir!
Nächstes Jahr habe ich hoffentlich meine Tardis wiedergefunden, habe genug Zeit fǘr Euch, für dieses wunderbar unmögliche Fest, für alle Konzerte mit und ohne Bändchen, und altere damit über Pfingsten um Monate … Als ob der Festival-Jetlag nicht so schon schlimm genug wäre …
Gruftzuckerl : Das, wo ich meine Frau beißen will?
Mone vom Rabenhorst : Allerdings, kalte Ravioli sind ein Verbrechen an diesem liebevoll gefertigten Qualitätsprodukt!
Ralf vom Rabenhorst : „Nörgeln an den Nörglern“ Irgendwie schon, stimmt :) Natürlich ist es ärgerlich, wenn Veranstaltungsorte wegen Überfüllung geschlossen sind oder einfach schlecht betont werden. Ich habe mich auch letztes Jahr geärgert. Dafür habe ich mich dieses Jahr wieder gefreut, weil eben weniger los war an den Veranstaltungsorten und die Konzerte besser aufgeteilt waren. Das ist jedes Jahr wieder überraschend. Mal ist es voller, mal leerer. Deswegen dem WGT den Rücken zu kehren, kam aber für mich nie in Frage. Ich würde es auch schön finden, wenn alles etwas „kleiner“ und „intimer“ wäre, keine Frage. Das ist aber leider nicht mehr drin, weil das WGT natürlich das wichtigste Festival ist und der ganzen „Szene“ ein zu Hause bietet. Ich finde es schön, alle Einflüsse wahrzunehmen, die Veränderungen zu sehen, das Angebot der Händler zu checken und Gäste und Freunde aus aller Welt zu treffen oder kennenzulernen. Das passiert bei kleineren Festivals leider nicht.
Schatten ; Ja, die Szene ist sehr im Wandel. „Alte Leute“ orientieren sich neu, entwickeln andere Interessen oder haben einfach keine Lust mehr. Wenn ich so vergleiche, wenn ich in während der ersten Treffen traf und wen ich jetzt getroffen habe, da fehlen eine ganze Menge Leute :( Dafür und da gebe ich Dir recht, trifft man aber immer wieder neue Freunde.
Ronny Rabe : Ich glaube ich hätte mir an Deiner Stelle trotzdem eine Karte gekauft. Wenn du schon 25 mal dabei war, ist das WGT auch ein Teil deines Lebens geworden, irgendwie. Findest du nicht? Ich finde es schade, das aufzugeben, weil einem das eine oder das andere nicht passt. Das Festival ist ja im großen und ganzen so geblieben, wie es war. Klar, das Publikum ändert sich, aber war das nicht auch schon immer so? Bei meinem ersten WGT waren so viel Cyber anwesend, dass ich dachte, das WGT müsste WCT heißen. :) Karnevalisten, so meine Meinung, gab es immer schon. Auch in den 80ern.
Fantôme noir : Ja, die Quatscherei :) Das geht mir auch jedesmal so. Deshalb fahr ich auch zum WGT, um eben die Leute zu treffen, die ich sonst nicht sehe, auch aus dem europäischen Ausland. Und die kommen leider nicht zu einem kleinere Festival.
@Karl Klammer: Ich bin völlig bei Dir. Die Bandauswahl war immer großartig, auch wenn bei der schieren Menge an Bands auch welche dabei waren, die mir fremd gewesen sind und auch bleiben. Metal ist einfach nicht mein Ding. Trotzdem wird das WGT dem Anspruch gerecht, wirklich ALLE Facette der Szene abzubilden, ob es uns passt oder nicht. Ich finde das gut, so kann ich mich entscheiden, was ich nicht will und mein WGT danach gestalten, was mir passt. Ich kann mich natürlich über „falsche“ Bands aufregen, doch wenn ich ehrlich bin, kommt man damit auch nicht in Berührung, wenn man nicht will.
Tanzfledermaus : Wow! Du warst ja fleißig :) Und du redest ernsthaft davon, dass Du alt wirst? Ehrlich, so ein Programm hätte ich jetzt nicht erwartet. Meinen Respekt! Beim Spontis-Treffen bilden sich immer Grüppchen, es fällt uns manchmal schwer, alle Leute ins Gespräch zu bringen und feste Konstellationen „aufzubrechen“ um den Horizont zu erweitern. Ich weiß aber auch im Augenblick noch nicht, was man dagegen tun könnte oder ob man was dagegen tun sollte. Ich glaube es geht im Grunde darum, alle Leute, die man sonst so liest, mal in Live zu sehen. Dich sehe ich ja quasi nur zum Treffen :) Aber keine Panik, ich werde nächstes Jahr keinen Kennen-Lern Spiel veranstalten :) Wenn du aber Vorschläge hast, wie man ein solches Treffen verbessern könnte und auch den Zusammenhalt untereinander stärkt, würde ich mich sehr über eine Antwort freuen.
Thekla : Lustig, wir haben einige Freunde von zu Hause erst auf dem WGT getroffen :) Verrückte Welt. Heike und Lothar (die Freunde) wohnen nur 10 Autominuten weg und trotzdem habe ich sie nur auf dem WGT gesehen. Irgendwie peinlich.
Dennis Merbach : Dennis, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. die beiden Kritikpunkte (VAWS und Kartenmotive) muss ich gelten lassen. Das finde ich auch immer noch scheiße, das die Spinner mit ihrem rechten Verlag auch dem WGT eine Plattform bekommen. Wie gesagt, ich bin bei Dir. Ich überlege sogar ernsthaft mal zum Picknick zu gehen und zu sehen, warum ich dort nicht hingehe. Schließlich war ich dort noch nie. Und Kritik über etwas zu äußern, das ich selber nie besucht habe, ist irgendwie falsch. Das Stadtfest ist nach meiner Wahrnehmung völlig unterbesucht gewesen, oder täusche ich mich. Ich habe jedenfalls zu keinem Zeitpunkt – weder aus dem Auto heraus, noch aus der Tram oder auch zu Fuß – Menschenmassen gesehen. Oder?
@Robert Nein, das vom Treffen zusammen mit Mirko und Andrea.
Robert
Man muss auch mal seine „Gewohnheiten“ ändern. Klar sind 25. Jahre eine lange Zeit und ich habe ja trotzdem teilgenommen , nur eben mal anders – und ich habe nix vermisst .
Konzerte haben mich zum WGT noch nie wirklich interessiert . Wenn ich die letzten Jahre , auf 3 -4 Konzerten war , dann war das schon viel .
Mir stand / steht im Vordergrund immer mehr das treffen mit Freunden und Bekannten und die Party´s in der Nacht.
Klar verändert sich so einiges in den Jahren , d.h. aber nicht dass ich das für gut heißen muss.
Zum VikPik – sage ich nur eins . Ich war die letzten Jahre immer da , habe aber für mich festgestellt – dass das was das Pik war , mittlerweile in eine Art Karnevalsveranstaltung ausgeartet ist . Es hat vor ein paar Jahren in einem kleinen Kreis angefangen ( hinter der Agra) dann ist es in den Clara Park umgesiedelt und von Jahr zu Jahr , ist es grösser und bunter geworden. Vielleicht bin ich da auch etwas einstirnig , aber ich kann mich damit nicht mehr identifizieren.
Gruftzuckerl : Ups, DAS Foto :) Sorry hab es völlig verpeilt :)
Ronny Rabe : Stimmt, man sollte seine Gewohnheiten auf die Probe stellen. Ich fürchtete, du bist unglücklich mit deinem Plan gewesen, nicht teilgenommen zu haben. Wäre das Victorian-Village nichts für Dich gewesen?
Sehr gut geschrieben, stimme voll zu! :)