Montag, 10.08.2009, 08:00 – Ein riesengroßer Ameisenhaufen aus schwarz gekleideten Menschen ist damit beschäftigt Zelte abzubauen, verlorenes zu suchen und ihr persönliches Hab und Gut zum Auto zu schleppen. Trotz des Abreisestresses mache ich erstmal einen Kaffee auf dem mittlerweile geliebten Gaskocher, der immer noch mit der ersten Kartusche brennt, was mache ich bloß mit den anderen drei?
Die Nacht war relativ ereignislos, das liegt wohl daran, das viele auf den Alkohol verzichteten um am morgen nicht noch volltrunken von der Polizei angehalten zu werden, die hatte die Nächte zuvor viele Zufahrtsstrassen in ihre Gewalt gebracht um die Festivalheimfahrer zu kontrollieren. Unsere Zeltnachbarn Edith & Lars mussten überstürzt abreisen, schade eigentlich, irgendwie haben wir die beiden ins Herz geschlossen.
10:00
Auch wir haben unsere Sachen gepackt und das Zelt von mein-zelt-steht-schon abnehmen lassen, toll das wir uns nicht damit rumärgern müssen. Eins wird klar, die besten Klamotten sollten man nicht mitnehmen, alles, aber auch wirklich alles ist von einer dünnen Staub und Sandschicht bedeckt und bedarf nach der Rückkehr einer intensiven Reinigung. Die Müllrückgabe der vollen Säcke klappt problemlos, auch die 5€ Pfand bekommen wir wie versprochen ausgezahlt. Ein letzter Blick zurück, dann setzen wir uns in das ebenfalls staubige Auto und fahren los.
15:00
Der Verkehr hielt sich in Grenzen, viele waren wohl schon in der Nacht abgereist und die übrigen sind ja nach und nach losgefahren, so daß keine großen Staus zu erwarten waren. Witzig war die Dichte der schwarz gekleideten Fahrer auf der Autobahn, die mit steigender Entfernung immer dünner wurde. War einer der ersten Rastplätze noch ganz mit Gothics bevölkert, so haben wir auf dem letzten vor der Heimat nur noch einen einzigen gesehen.
Fazit
Das Mera Luna ist auf jeden Fall einen weiteren Besuch wert. Das Flughafengelände in Hildesheim eignet sie prima für solche Events, genug Platz und nichts weiter in der Nähe. Neben dem Festival haben die Veranstalter aber noch einige andere Highlights angeboten, die ich so nicht erwartet hätte. Der Mittelaltermarkt beispielsweise war echt klasse, viele verschiedene Buden, orientalische Cafes und ein Platz zum grillen wurde hier angeboten und das zu deutlich günstigeren Preisen als innerhalb des Festival-Geländes. Die Getränkemärkte haben mit ihrem o,5l Bier zu 1€ ein Zeichen für günstige Preise gesetzt und so manchem Besucher einen Kater verschafft. Die Hygienezone mit ihren Möglichkeiten zum Duschen, Waschen und dem Besuch der Toilette war großartig. Ein Team von Reinigungskräften hat ihr Möglichstes versucht, für ausreichende Sauberkeit und Toilettenpapier zu sorgen. Lediglich Klobürsten haben gefehlt und ein weiterer Container hätte wohl nicht geschadet. (Luftaufnahme rechts vom Mera Luna 2005 bei Wikipedia)
Die Dixies waren dagegen wirklich eklig. Die meisten hatten keinen Deckel so das man schon beim Eintreten die Geschäfte vieler anderer Besucher bewundern durfte, hatte man keine andere Möglichkeit so musste man tatsächlich mit seinem Würgereiz kämpfen. Die Einkaufsmeile war bestens bestückt und besucht. Riesige Zelte, viel Raum, Umkleidekabinen und die Möglichkeit das ein oder andere Schnäppchen zu machen haben viele Anhänger gefunden. Die Modenschau habe ich leider nicht mitbekommen, ich bin mir aber sicher ich wäre enttäuscht gewesen.
Die Musik? Nun ja, rein technisch einwandfrei, alles andere ist subjektiv. Ich fand die Auswahl gut, für meinen Geschmack etwas zu Metal lastig und ein Hauch zuwenig klassischer Gothrock oder Wave. Bands wie Welle:Erdball gehören meiner Meinung nach auf die Hauptbühne, obwohl die konzeptionelle Trennung von Industrial, Noise und Elektro in den Hangarbereich schon sehr gut war. Ich habe einige Bands gehört, die ich mir öfter anhören könnte und einige von denen ich Live nicht so begeistert war (Nightwish). Der Typ der sein Nightwish T-Shirt verbrannte wurde übrigens vom Festival entsorgt. Wenn das ein Wunschkonzert gewesen wäre, also dann… Wie auch immer. Das Mera Luna hat sich nach der Trennung vom Zillo zu einem beachtlichen Festival entwickelt, das über die Jahre hinweg eine treue Anhängerschaft gefunden hat.
Einen kleinen Blick hinter die Kulissen geben die Jungs von Faderhead bei YouTube. Liegestühle, Catering und Sonnenbrand – nächstes Jahr werde ich auch Künstler.
Weitere Berichte und Presseinformationen:
- Reflections of Darkness mit einem tollen Bericht und kompletten Setlisten (englisch)
- Die Polizei Hildesheim mit ihrem Abschlussbericht
- Der kleine Tod mit einer Menge schöner Bilder
Mein Mera Luna Tagebuch:
hey ich wollte nachfragen wieso würdest du schon von der Modenschau enttäuscht,wenn du sie nicht gesehen hast?Oder habe ich es falsch verstanden?gruß Zora
Ich bin von der Modenschau nicht enttäuscht gewesen, da ich gar nicht da gewesen bin, da stimme ich mit Dir überein. Ich schrieb aber, das ich bestimmt enttäuscht gewesen wäre.
Damit wollte ich meiner Meinung Ausdruck verleihen, das sich die meisten Modenschauen auf einen gemeinsamen Nenner herunterbrechen lassen. Viel nackte Haut. Was sich mit meiner Vorstellung von Ästhetik nicht viel gemeinsam hat.
Selbstverständlich hast du recht, in einen objektiven Bericht hätte das nicht hinein gehört, wie ich aber bereits Eingangs der Serie erwähnt habe, ist der Bericht rein subjektiv. Ich entschuldige mich für die Polemik und das Vorurteil.
Nachtrag: Ich habe mir jetzt Bilder auf angeschaut. Ich gehe davon aus, das es sich bei Dir um eines der Models handelt.
Abgesehen davon, das sich die Show durch offenbar gute Inszenierung von anderen abhebt und das Viktorianische der Jahrhundertwende eine angenehme Neuentwicklung ist, finde ich immer noch: Zu viel nackte Haut. Kleine Hütchen auf den Brustwarzen? Soldatenuniformen? Nein, das entspricht nicht MEINER Vorstellung einer guten Modenschau.
Falls weiterer Diskussionsbedarf besteht (deine Meinung wäre interessant) würde ich mich freuen, wenn du wieder schreibst.