Die WGT Erinnerungspinnwand: Wie war Dein erstes Mal in Leipzig?

In wenigen Tagen findet das 27. Wave-Gotik-Treffen in Leipzig statt. Für Szenegänger ist das immer wieder Anlass zur Vorfreude, Aufregung und viel Hibbelei. Packlisten werden erstellt, Outfits zusammengesucht und wieder verworfen, verzweifelt die letzten Bestellungen getätigt, in der Hoffnung es würde doch noch alles rechtzeitig ankommen.
Viele sind schon alte Hasen und seit Jahren dabei. Mit den Jahren schleicht sich eine gewisse Routine ein, es erwartet einen immerhin immer wieder das Selbe, das doch jedes Mal anders und aufregend ist. Wer ein Mal die ganzen Tage durchgeplant und festgestellt hat, dass das nicht, oder nur mit Hängen und Würgen funktioniert, hat sich schnell eines besseren besonnen und erwartet die Dinge, die da kommen mögen gelassen. Wer einmal berauscht in einer in der Musik gefangenen Menge eines Konzertes stand und dann beseelt durch den Nebel der Party in den Morgengrauen getanzt hat kommt immer wieder. Sehnt und träumt. Wartet auf die Tage außerhalb dieser Welt, in einer anderen Zeit, in einem anderen Raum.
Für andere wiederum wird es das erste Mal sein, dass sie die Veranstaltung besuchen. In der größten WGT Facebook-Gruppe häufen sich die Fragen. Wo kann man die Tickets abholen oder kaufen? Wann gibt es denn Spielplan? Wo kann man parken? Was darf man mit in die Veranstaltunsgräume nehmen? Und nicht zu Vergessen die Dauerbrennerfrage nach Tageskarten…Aufregung und Vorfreude sind hier besonders groß, aber auch die Ungewissheit. Was erwartet einen? Wie wird es sein? Was wird man erleben? Wird man sich angekommen fühlen?
Daher wollen wir von euch wissen: Wie war euer erstes WGT? Was habt ihr erlebt? Was ist ganz gründlich schiefgegangen? Was war ein besonderes Erlebnis für euch? Was hättet ihr lieber vorher gewusst? Teilt eure Gedanken und Erfahrungen hier oder bei Facebook. Wir werden sie überall einsammeln und in den nächsten Tagen immer wieder anhängen.

Erinnerungspinnwand (3)

Tanja: „Mein erstes WGT war vor 12 Jahren. Ich war unfassbar aufgeregt, weil ich endlich nach 4 Jahren Warten mit dabei sein konnte und ich weiß noch, wie ich schon allein beim Gang vom Parkplatz zum Campingbereich geflasht war von all den Eindrücken. Es war auch furchtbar kalt, so dass ich nur mit Pulli und Schal rumlief und mir geschworen habe, danach nicht noch mal zu zelten…naja wers glaubt. 

Patrick: „Vom Täubchenthal in’s Stadtbad? Das schaff ich bis zum nächsten Act! Viel zu viele Acts parallel eingeplant und mir zu wenig Zeit fürs drum herum genommen. Mehr Kultur statt bloß Konzerte…

Aristides: „Mein erstes WGT muss 2006 gewesen sein, auch hier wünschte ich mir schon einige Jahre vorher, endlich mal dorthin zu kommen. In dem Jahr dann sah es endlich so aus als würde es hinhauen, Studienkollegen von mir waren im Jahr davor schon, und hielten mir einen Platz in Zelt und Auto frei, also setzte ich mich auf den Hosenboden um für den Anlass ein relativ aufwendiges schwarzes Tournürenkleid zu nähen. Die sah man damals noch nicht so häufig und generell würde ich sagen – das „Wettrüsten“ mit Klamotten und möglichst dickem Kopfgerödel a la Pfingstochse war da noch lange nicht so ausgeprägt, auch wenn es natürlich schon Rudelknippser und dergleichen gab, doch soweit ich es noch weiß, noch in erträglichem Maße…Mehr dazu in seinem Blog!

Ronny: „Mein erstes WGT war 1994 und 1995 mit Tageskarte. Mein erstes gesamt WGT war 1996.
Da es damals ja noch recht überschaubar war , war ich meist im Werk II oder in der MB oder bei der Parkbühne. 1996 – habe ich das erste und einzige mal gezeltet . Nie wieder… danach entweder Hotel oder bei Freunden. So richtig kann ich mich daran gar nicht mehr erinnern, ich weiß nur noch das ich sehr aufgeregt war und noch mehr Haare hatte als jetzt…“ Mehr dazu in den Kommentaren unter diesem Artikel.

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Wiener Blut
Wiener Blut (@guest_56941)
Vor 6 Jahre

1.WGT 20…..05. Ferienwohnung in Mockau war angenehm und preiswert, 2+. Die Eintrittskarte war schön gestaltet, 2. Direkt Agra und Heidnisches Dorf bekamen beim ersten mal, wie auch beim zweiten mal 2007, nur ne 4-. Zum einkaufen ok, ansonsten naaajaaa… voll, unhübsch… Beste Orte: Moritzbastei 2-, und mit Abstand 1 war der Spiegel?…Kristall?…Palast mit dem gezeigten Stummfilm mit Klavierbegleitung. Das Mozart Requiem im Völkerschlachtsdenkmal fand ich auch gut, 2. Ansonsten waren Konzerte und Disco mehr Nebensache, sowas hat man ja auch daheim. Das gesamte Ambiente in der Stadt und den Öffis waren viel besser, 2+. Bei Kaffee oder Pils sitzen iner Gastro, mit anderen Schwatten, und Schwatte kucken, und gekuckt werden war herrlich, 1. Die Christian von Aster Lesung war auch toll, damals noch in kleinerem Rahmen, 2. Darkflower Disco war zu voll und Musik lala, 4+. Der Südfriedhof war ganz nett, nicht so schön wie zB der Wiener Zentral, aber 3+. Wichtigstes Ereignis? Duftjasmin und Perückenstrauch haben grade geblüt. Wieder zuhause gabs die sofort für den Garten, eine schöne Erinnerung an Leipzig, 1. Zwischen dem 2ten, und 2018 3ten WGT, sind jetzt über 10 Jahre Zeit vergangen. Wir haben uns wieder wenig „schwatte“ Konzerte ausgesucht, dafür Lesungen, Klassik im Völkerschlachtsdenkmal usw. Das Heidnische Dorf werden wir wohl ganz meiden, durch die/an der Agra nur einmal durchhuschen. Wir werden uns wieder viel Zeit zum sitzen und kucken nehmen. Ansonsten erwarten wir nicht mehr wie bei allen Gruft Festivals und Konzerten: Endlich mal wieder angenehme, optische ansprechende Menschen, in einem angenehmen, ansprechend kulturellen Rahmen. Grade von der Jugend von heute erwarte ich Neues, von ein paar echten „Freaks“ auch… ach, von den Alten auch ;-), und freue mich schon darauf… entweder aufs positiv Staunen, oder negativ Lästern, oder beides. Alles liegt bereit, Freitag Morgen geht die Reise los. Also, schaun ma mal, dann sehn ma scho.

Aristides Steele
Aristides Steele (@guest_56944)
Vor 6 Jahre

Auch wenn ich heuer mal woanders hinfahre, so merkt man wohl daß mans das WGT doch vermissen wird, wenn man bei solchen Aufrufen erstmal alles stehen und liegen lässt, um sich zu beteiligen :)

Mein „erstes Mal“ ist 12 Jahre her, mit einigen Planänderungen und vor allem – sehr viel Verwirrung ob der vielen Eindrücke und dergleichen.
Es war arschkalt, eigentlich hätte ich zelten sollen, aber dann kam alles anders …

Hier die ausführlichere Version auf meinem eigenen Blog: https://aristidessteele.wordpress.com/2018/05/14/die-wgt-erinnerungspinnwand-wie-war-dein-erstes-mal-in-leipzig/

Die die es nicht lesen, denen wünsche ich hier nochmal viel Spaß in Leipzig heuer, bringt schöne Erinnerungsbilder mit, vor allem vom Spontis-Treffen!

Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Vor 6 Jahre

Ich hab mich ja schon vor einiger Zeit mal dazu geäußert, in diesem Beitrag ging es zwar um das WGT allgemein, aber über meinen ersten WGT-Besuch 1993 habe ich auch einiges geschrieben (HILFE! Ist das jetzt tatsächlich schon 25 Jahre her??? Ich fühl mich schlagartig uralt…) :

https://www.spontis.de/schwarze-szene/gothic-friday/gothic-friday-juni-wgt-erinnerungen-und-ein-zwiespaeltiger-blick-aus-der-ferne-caro/

Ronny Rabe
Ronny Rabe (@guest_56946)
Vor 6 Jahre

Mein erstes WGT war 1994 und 1995 mit Tageskarte . Mein erstes gesamt WGT war 1996 .
Da es damals ja noch recht überschaubar war , war ich meist im WerkII oder in der MB oder bei der Parkbühne.
1996 – habe ich das erste und einzigste Mal gezeltet . Nie wieder ;-) .. danach entweder Hotel oder bei Freunden.
So richtig kann ich mich daran gar nicht mehr erinnern ,ich weiß nur noch das ich sehr aufgeregt war und noch mehr Haare hatte als jetzt :-)
Mein persönlichstes WGT – war 2011 – das letzte mit meinem Mann – wenige Monate später ist er eingeschlafen.
Danach dachte ich das ich nie wieder zum WGT gehen werde … was aber nur ein Gedanke blieb.
Für mich bleibt das WGT , das wichtigste Festival .Nicht wegen den Konzerten , eher wegen den Partys und den zwischenmenschlichen Beziehungen. Da man ja leider viele lieb gewordene Menschen nur zum WGT sieht .
Eigentlich könnte ich noch viel mehr schreiben – habe aber keinen Bock mehr ^^V^^

Prinzessin
Prinzessin (@guest_56948)
Vor 6 Jahre

Das erste WGT war 2010. Mit meinem Exfreund, der nur mit Auto von Konzert zu Konzert hetzte, sich mit seinen Freunden traf und wenig mit mir unterwegs war. Also fuhr ich alleine durch Leipzig, sah unglaublich tolle Bands, verliebte mich in die Stadt und ging zu Twitter-Treffen, auf denen ich so tolle Menschen kennengelernt habe! Ich machte einfach das Beste daraus und bin seitdem infiziert vom Virus WGT.

Kathi
Kathi(@kathi)
Vor 6 Jahre

Mein erstes WGT ist nun auch schon fünf Jahre her.
2013 bin ich dank der Spontisfamily gut vorbereitet hingefahren und habe mit Freunden gezeltet (, die ich kaum zu Gesicht bekam zu unterschiedlich die Geschmäcker und zu Darkwood kamen se nich rein). Dort bin ich seeeeehr viel auf der Agra versumpft nicht zuletzt wegen Nadja und Vigdis.
Die Konzerte, die ich gesehen habe waren wunderbar und ich habe mich sehr gefreut mal mehr von Leipzig zu sehen, als nur die neue Messehalle und den Hauptbahnhof.
Was ich nie wieder machen werde ist das viktorianische Picknick viel zu voll und so viel Karnevalskram.

Meine schönsten Erlebnisse: Tatsächlich Skeletal Family 2013, jedes Spontistreffen ( ich hab euch einfach tierisch gern um mich) , der Spaziergang nach der When we where young zum Hotel in die aufgehende Sonne 2014 und diverse kleine Momente mit den Lieblingswesen ich danke euch Spontis sehr ohne euch würde etwas fehlen (anderen auch sehr).

Marco
Marco (@guest_56951)
Vor 6 Jahre

1992 – Mit der Schwalbe (Moped) von Chemnitz nach Leipzig

Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Antwort an  Marco
Vor 6 Jahre

Ein bisschen dürftig, dein Bericht – mehr berichtenswerte Erinnerungen gibt es nicht?

Victor von Void
Victor von Void(@vivovo)
Vor 6 Jahre

Mein erstes (und für die nächsten 10 Jahre einziges) WGT war 2001. Ich erinnere mich kaum, welche Bands ich wann und wo gesehen habe, prägender waren da schon die langen Fahrten in der Bahn durch Leipzig, der Campingplatz an der Agra, der Regen, der irgendwann und meine in der Folge dauerklammen Klamotten. Ich war mit Freunden in einem Camping-Bulli dort, was sich als Glücksfall erwies, denn als wir Montagmorgen aus dem Bully sprangen, standen gegenüber einige Zelte 15cm tief im Wasser. Unvergesslich waren auch die langen Schlangen vor den Duschcontainern, eiskalte Duschen in denselben, die schon morgens kurz nach dem Austausch total versifften Dixiklos und unsere Platznachbarn in einem dunkelroten Transporter, die den halben Tag lang den Campingplatz in unglaublicher Lautstärke mit immer der selben Scheibe von Dimmu Borgir auf Repeat beschallten. Dummerweise wurde die Mordsanlage aus der Batterie des Transporters gespeist, mit der Folge, dass diese am Montag irgendwann leer war und sich die Abreise der nun wegen des lauten Fluchens nicht wesentlich leiseren Nachbarn verzögerte, bis diese ein Starthilfekabel organisiert hatten. Das war dann auch das letzte mal, dass ich bei einem Festival nicht in einem Hotel oder einer Ferienwohnung abgestiegen bin. Aber trotzdem hat es mich dann später doch wieder zum WGT gezogen, denn die einzigartige Atmosphäre, die vielen Veranstaltungen und Aktivitäten abseits der Konzerte waren ebenso unvergesslich…

T.S.
T.S. (@guest_56954)
Vor 6 Jahre

Das ist jetzt mittlerweile gut 25 Jahre her, und verursacht mir beim Rückblick immer noch Verwunderung, ziemlich gemischte Gefühle und die Erkenntnis, daß auch früher nicht alles besser, gut oder verklärungswürdig war. Besonders wenn man das Ganze rein nüchtern und sachlich Revue passieren lässt und analysiert.
Ich könnte einen Film darüber machen, der irgendwo zwischen Roadmovie, gesellschaftspolitischer Studie und soziokulturellem Drama, angereichert mit humoresk-absurden Zügen, angesiedelt wäre.
Prägend für mich (und meine Mitreisenden – u.a. meine jetzige Ehefrau) war, mit diversen damaligen Auswüchsen der deutschen „Wiedervereinigung“ hautnah konfrontiert zu sein. So sahen wir uns plötzlich und unvermittelt in motorisierte Hetzen eingebunden, in der uns örtliche (ostdeutsche) Neonazis mit ihren hochmotorisierten, aber eigentlich schrottreifen Autos westdeutscher Produktion (bei allem damaligen „Wessi-Hass“ ist das schon bemerkenswert, oder?) in innerstädtische nächtliche Verfolgungsjagden involvierten (Zeltplatz ist/war nicht unser Ding, deswegen mussten wir nach täglichem Veranstaltungsende zu unserem Quartier irgendwo in der Stadt fahren). Was zu unser aller Glück und ein wenig fahrerischem Geschick meinerseits glimpflich endete – danach kam ich mir tatsächlich ein wenig wie Steve McQueen vor…
Zumal die Atmosphäre in der Stadt damals uns immer noch so vorkam, die man auf Trennung, kalten Krieg, Sozialneid und vermeintliche Benachteiligung des Ostens, mit allen Klischees, Ressentiments und Vorurteilen zurückführen konnte. Unfreundlichkeit, Vorbehalte gegenüber „Andersartigen“ und Nichtwillkommensein schlugen uns entgegen, sobald wir uns zum Einkaufen, in Restaurants/Cafes, oder auch ansonsten zum „Herumbummeln“ aufmachten. Dabei stellten wir (bis auf eine Ausnahme einer Mitreisenden in unserem Kreise) keine protzigen „Paradegruftis“ selbstdarstellerischer Prägung dar, sondern wollten einfach Festival, Stadt und Begebenheiten erkunden und – soweit machbar – geniessen.
Wobei auch dies, im Hinblick auf das WGT an sich, ziemlich zwiespältig war. Eine z.T. haarsträubende und hanebüchene Planung im line-up, sorgte u.a. dafür, daß z.B. eine (von uns favorisierte) Band wie Clair Obscur direkt vor den crowdpleasern und Event-rampensauartig abgefeierten Project Pitchfork platziert wurden. Unsensibler und unpassender geht wohl kaum! Da muß der Veranstalter wohl nicht richtig das kulturelle Händchen gehabt haben…
Jedenfalls kam es wie es kommen musste, die mehrheitlich eher regional verortbare Project Pitchfork-Fanschar in der deutlichen Überzahl, konnte ihre Abneigung und vorurteilsbehaftete (z.T. sexistische und rassistische) Beschimpfung gegenüber der französischen Band sich nicht verkneifen. Was auch immer an Gekeife und Geprolle gegenüber der Band während deren Auftritts mir zu Ohren kam, erspare ich mir jetzt lieber wiederzugeben. Auf alle Fälle eine unwürdige Dar- und Vorstellung von Leuten, die sich doch eher ach-so „undergroundig“, „alternativ“ und „anders“ verstanden. Da war es von wegen „Gruftigemeinde“ und „Szene“ nicht weit her. Dafür könnte man sich noch heute fremdschämen. Und nicht nur deswegen.
So war auch zu jenen Zeiten bereits ein kaum zu bändigender und irrationaler Drang einiger Szeneinvolvierten (auch aus unserem Umfeld) bereits feststellbar, die ihre egotripartigen Selbstdarstellungsgelüste voll auslebten, auf Kosten einer relaxten, entspannten und (relativ) harmonischen Allgemeinstimmung (soll auch Leute geben, die zu einem Festival wegen der Musik und einem gewissen Unterhaltungsfaktor dadurch gehen…). Stundenlanges Suchen und Zusammentrommeln der Mitreisenden vor Abfahrt, weil eine gewisse Dame vor Ort die Gothqueen vom WGT 1994 (oder war das schon 1993?) vor ausgewähltem heischenden Publikum geben wollte und Hof halten musste…
Wie auch immer, danach war ich noch zweimal (noch in den Neunzigern) zum WGT in Leipzig, und der Bohei wurde mir von Mal zu Mal nerviger.
Was darin endete, daß ich Festivals ab einer gewissen Größenordnung nichts mehr abgewinnen kann, eine gewisse „Szeneauthentizität“ finde ich seither nur noch bei kleinen, aber feinen ausgesuchten – mehr oder weniger – („Underground“-)Veranstaltungen.

Allen anderen wünsche ich dennoch Viel Spaß beim hiesigen WGT – bei was auch immer…

Rene
Rene (@guest_56973)
Vor 6 Jahre

Vorab der Text wird vermutlich etwas länger ;)

Mein erstes WGT ist nun 8 Jahre her, nachdem ich den Winter zuvor 4 Monate in Uruguay verbracht habe und dort meinen ersten tatsächlichen Kontakt mit der dort ansässigen klitzekleinen Szene hatte. Aber der Reihe nach.
Ich hatte online eine junge Gruftine kennengelernt, die in ihrem Profil als Wohnort Montevideo Uruguay eingetragen hatte, man verstand sich auf Anhieb sehr gut und ich konnte es mir zum damaligen Zeitpunkt gut leisten einen längeren Aufenthalt zu bewerkstelligen. Was dann alles so in den Monaten geschah kann ich vllt. mal an anderer Stelle ausführlicher beschreiben sofern das überhaupt Irgendjemanden interessiert ;)
Abgekürzt lernte ich dort Leute aus der lokalen Szene kennen, die mich genau an die Gruftis erinnerten, welche ich als Kind in den 80ern (Jahrgang 79) immer so bewundert habe. Wenn man mal in Bochum oder Herne mit Mamma durch die Einkaufsstraße tingelte, um mal wieder was neues Buntes kaufen zu müssen, statt der tollen schwarzen Klamotten welche die Coolen („toten Vögel“ O-Ton Vatta) so trugen oder wenigstens zumindest irgendwas Schwarzes.
Wir trafen uns in Montevideo, nachdem sowohl die anderen als auch ich erst mal herausbekommen hatten das wir uns auch auf englisch unterhalten könnten (Ich hatte in Vorbereitung versucht mir in 3 Monaten zumindest einen Grundstock Spanisch beizubringen), regelmäßig und völlig inoffiziell vor der National Bibliothek. Dort verkauften zwei der anwesenden Gruftinen selbstgemachte Korsagen, Stulpen, Röcke, was auch immer. Das hatte sehr viel DIY Charakter. Wir sind dann Tagelang durch die Straßen von Montevideo marschiert, wo mir alles mögliche zur reichen Architektur und Geschichte der Stadt erklärt wurde. Auf Parties wurde ich von mir völlig fremden Menschen angesprochen, ob ich der Deutsche sei…!? (Äh ja und wer bist du?)
Ich habe mich dort schnell sehr gut aufgenommen gefühlt (vllt. war auch der Exotenstatus ausschlaggebend… ich weiß es nicht) auch was die Ansichten betraf. Natürlich bin ich dann auch zu Gruftis in Deutschland befragt worden, über die ich jetzt nicht so super viel wusste, weil ich mich zu dem Zeitpunkt mehr in der Indie-Szene rumgedrückt habe und zuvor bei den Punks… bzw. etwas Metal etc. aber ich habe mich nie irgendwo wirklich heimisch gefühlt.
Natürlich betraf auch eine der Fragen das WGT… über das mich die Uruguayer erst mal aufklären mussten. Obwohl ich doch schon zig Festivals anderer Musikrichtung in Deutschland besucht hatte (Schande über mich).
Zum Ende hin hatte ich für mich beschlossen: „Wenn du zurück in Deutschland bist, suchste Kontakt zu Grufties…“ was in der Absicht dann erst mal etwas einfacher war als in der Realität. Denn ich hatte mich wie gesagt ja schon als Kind eigentlich dafür interessiert… aber irgendwie war die Szene aus meinem Dunstkreis verschwunden bzw. für mich unsichtbar.
Den Uruguayern jedenfalls hatte ich versprochen für sie zum WGT zu fahren Fotos zu machen… meine Erfahrungen zu schildern und und und…

Gesagt getan ich war also wieder in Deutschland, orderte mir ein Ticket fürs WGT.
Packte mein Zelt und Sachen in meinen Tatonka und fuhr über Nacht per Nahverkehr nach Leipzig. Beim Umstieg in Berlin, traf ich auf eine Gruftine (Irgendwie fällt mir der Kontakt zu Frauen immer wesentlich leichter… keine Ahnung warum) aus den USA, welche auch das erste mal zum WGT fuhr und so taten wir uns zusammen.
Ich half ihr mit der Sprachbarriere… sie war wesentlich organisierter was das Programm anging. Wir haben dann dort gezeltet, wo ich auch dieses Jahr wieder Stellung bezogen habe. Direkt der erste Zeltplatz, wenn man reinkommt zur Agra gleich am Anfang rechts.
Nach dem langweiligen Prozedere des Bändchen holens und Programmplanens im Pfingstboten (Das mich aufgrund der Masse ziemlich erschlug), schlug mir die Amerikanerin vor zum Treffen englischsprachiger Ausländer mitzukommen (Ich hatte zwar aufgrund meines schlechten Englisch arge bedenken aber bin dann doch mitgegangen… ist halt was anderes mit Engländern und Amerikanern, als Uruguayern die selbst kaum Englisch können)
Ich habe dann die nächsten Tage sehr viel, für mich, neue Musik kennengelernt die ich mochte.
Eine kleine Gruppe von Amerikanern mit denen ich umhergezogen bin und im eigenen Land eigentlich nur noch Englisch gesprochen habe.
Ich habe so um die 2000-3000 Fotos und einige Videos gemacht… das hatte ich ja meinen Freunden in Uruguay versprochen die sich auch riesig gefreut haben.
Wie alles schöne war das Festival dann auch irgendwann leider vorbei und ich bin wieder nach Hause mit dem Versprechen unter den Amis, daß man sich bald hoffentlich wieder sieht (die Amerikanerin besuchte mich dann auch später und wir sind zusammen mit Freunden von mir aus Bochum, welche ich mittlerweile bei regelmäßigen Discobesuchen kennengelernt hatte in die Matrix gegangen)

Stichwortartige Eindrücke zum WGT damals:
-Internationale Veranstaltung, bei der man sich gut mit den internationalen Gästen zusammentun kann, die sofern sie das erste mal da sind, da sie noch unsicherer als man selbst sind.
-Was schwarz ist darüber gibt es offenbar viele Meinungen… aber anders als in anderen Szenen gibt es deswegen nicht unbedingt Streit… eher einen regen Meinungsaustausch… keinen Trueness-Zwang
-Die externen Fotografen sind nervig und werden auch von nicht wenigen Festivalbesuchern durch das Schaulaufen mehr oder minder animiert (Muss ja jeder selber wissen und ich gönne jedem seinen Spass)… haben mich aber zum Glück in Ruhe gelassen, ich bin offenbar nicht auffällig genug und bin auch viel zu sehr mit meinem Programm beschäftigt als das irgendwer überhaupt die Chance hätte mich abzuknipsen.
-Am Bahnhof fragte mich ein Durchreisender was denn hier los ist ? -WGT -mit so komischen Leuten? *ich an mir runterschau* ähm ja… wir sind alle eigentlich ganz nett und friedlich.
-Die Security hat auch wirklich so gar nix zu tun ausser Mädels angraben und sich zu sonnen ;)
-Man kann nicht alles schaffen.
-Das im vergleich zu anderen Veranstaltungen günstigste Festival vom Preis Leistungs-Verhältnis.
-Die Atmosphäre ist friedlich, freundlich, sauber, kaum Alkoholleichen die Ärger machen.

Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Antwort an  Rene
Vor 6 Jahre

Hallo René, waren Deine Freunde aus Uruguay denn inzwischen auch mal auf dem WGT?

Rene
Rene (@guest_56979)
Antwort an  Tanzfledermaus
Vor 6 Jahre

Hallo Tanzfledermaus, nein leider nicht. Es ist einfach zu teuer. Nichtmal das WGT an sich, sondern allein der Flug. Ich habe damals 800 EU pro Strecke gezahlt und das war das günstigste. Normalpreise lagen damals bei 1200 EU. Heute bekommt man zwar immerhin nen Hin und Rückflug. Auch für 1400 EU aber das ist für normale Uruguayer, die aufgrund der finanziellen Lage auch gern noch bis über 30 bei den Eltern leben, einfach illusorisch.

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