Über die Ausstellung „Leipzig in Schwarz„, die anlässlich des 25. Wave-Gotik-Treffens im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig stattgefunden hat, wurde bereits in zahlreichen Zusammenhängen berichtet. Das zur Ausstellung herausgebrachte Buch, fand bei den meisten Lesern großen Anklang. Dennoch gab es auch einige kritische Stimmen zur Ausstellung. Für manche war es ein intensiver Einblick in die schwarze Welt, für andere ein Ausverkauf ihres Refugiums. (An dieser Stelle sei auf die aktuelle Ausgabe des Pfingstgeflüsters hingewiesen, in dem Sabrina genau von diesem Gefühl erzählt.) Während man die Ausstellung auf der einen Seite für seine zahlreichen authentischen Ausstellungsstücke lobte, wurde sie andererseits für so manch ausgestellte Unmöglichkeit zerrissen. Nicht jeder mag eben einen Rundgang durch sein Wohnzimmer. Leider hatten auch manche Spontis-Leser nicht die Möglichkeit nach Leipzig zu kommen, um sich ein eigenes Bild zu machen. So bleibt oft genug nur das Buch oder die Impressionen der Besucher, die in sozialen Netzwerken geteilt werden.
Im Rahmen der Ausstellung wurden einige Videos gezeigt, für die Macher, Besucher und Beteiligte des Wave-Gotik-Treffen interviewt wurden. Es ging um Leben und Tod, Provokationen, Mode und Körperstyling, die Musik der Szene, die Krise nach dem Chaos-WGT 2000 und auch um das Gefühl „Nach Hause zu kommen“. Leider waren die Multimedia-Plätze rar und nicht jeder hatte im Gewühl die Möglichkeit die Videobeiträge in Ruhe anzuschauen. Ich habe dem Museum also den Vorschlag gemacht, die Videos doch bei YouTube hochzuladen, damit man sich in der heimischen Höhle nochmal in Ruhe die Meinungen der anderen anhören kann und den Menschen, die es nicht zur Ausstellung geschafft haben, einen weiteren Einblick zu ermöglichen.
Man ist auf meinen Vorschlag eingegangen, hat alle Beteiligten gefragt und hat darüber hinaus auch alle Video mit englischen Untertiteln versehen. Sehr schön! Die Interviewten: Alexander Nym (Kulturwissenschaftler und Autor), Marko Meyer (DJ und Clubbesitzer des Leipziger „Darkflower“), Artemisia, Jennifer Hoffert-Karas (Fotografin und Autorin), Heike und Uwe Naumann, Holger Karas (Chemiker), Frank Herrmann (Clubbesitzer der Leipziger „Sixtina“), Michael Brunner (Einer der WGT-Gründer), Barbara Trettner (Bibliothekarin) und Uwe Franz (Taxifahrer)
Findet Ihr Euch wieder? Viele der dort gestellten Fragen wurden auch im Rahmen des Gothic Friday auch schon 2011 und 2016 gestellt, es ist wirklich sehr interessant, die Ansichten zu vergleichen. Zum Beispiel: Welche Bedeutung hat Musik für die Szene? (Gothic Friday Februar 2011) Welche Rolle spielen Mode und Körperstyling? (Gothic Friday Mai 2016) Die Frage nach den Provokationen der Szene, wird Thema in einem der nächsten Gothic-Fridays sein. Ich bedanke mich bei Museum und den Interviewten für die Möglichkeit, die Videos zu diskutieren und die Interviews noch einmal anschauen zu können.
Na das ist doch eine schöne Sache! Ich war im April ja selbst bei der Ausstellung, nun kann ich mir die Videos nochmal in aller Ruhe ansehen. Danke dafür.
Auch wenn ich jünger bin als die Interviewten, finde ich mich in weiten Teilen wieder. Persönlich hab ich auch eher einen Draht zur „älteren“ Generation und Musik, als zur „jüngeren“ Generation. Man(n) steckt halt dazwischen. Das „normal“, „breit“, und „lukrativ“ werden der Szene, fühlt sich bei mir persönlich, irgendwie seltsam an. Die Szene war für mich immer was besonders, und normal, breit und lukrativ steht nunmal irgendwie für das Gegenteil von besonders. Klar machts das „gruftige sein“ auch leichter, aber leicht ist auch nunmal irgendwie das Gegenteil von besonders. Ich weiß aber nicht obs überhaupt ein (großes) Thema ist, und obs überhaupt eine relevante Menge Leute iner Szene ähnlich damit geht.
@Wiener Blut: Was genau macht das „gruftige“ denn leichter? Meinst du das Zusammenspiel der verschiedenen Generationen?