Das 21. Wave-Gotik-Treffen ist Geschichte und bevor die Klamotten in die Wäsche kommen, die Pikes geputzt werden und die Bilder im Kopf verblassen, werden noch schnell Erinnerungen, Eindrücke und Erlebnisse in Worte gepackt. Wie jeder persönliche Rückblick ist auch dieser hochgradig subjektiv und garantiert nicht vollständig. Dafür aber vielleicht etwas differenzierter als die Berichte in den – gefühlt – 3 Millionen Zeitungen, die vom größten Kostümfest Deutschlands sprechen und Fotos von Cybers mit der Bildunterschrift „Medusa-Outfit“ versehen.
Ich war in diesem Jahr – bei meinem zweiten WGT-Besuch – nicht mehr so schockiert wegen der Möchtegerns und Geschmacklosigkeiten, die zum WGT durch Leipzigs Straßen schlendern. Ich wusste ja schon, was mich erwartet, und habe das Augenmerk auf diejenigen gerichtet, die meiner Meinung nach zum WGT gekommen sind, weil es IHR Treffen ist. Besonders am Freitag und am Montag waren davon viele zu sehen, während das Wochenende teilweise durch Fotografen und die dazugehörigen Poser grenzwertig war. Ich möchte keineswegs nur meckern, doch beim Herunterschreiben sind doch einige Kritikpunkte aufgetaucht, die den Beitrag zu lang machen würden. Deswegen gibt es jetzt erst den Hexenfluch mit großen und kleinen Kritikpunkten und in einem zweiten Beitrag dann die schönen Erlebnisse. Hier also das Gemotze.
Ganz große Kritik
Ich kann es schon nicht verstehen, wenn man Besuchern, die den ganzen Tag bei 30 Grad im Schatten durch die Stadt laufen, halbvolle Plastik-Wasserflaschen am Eingang wegnimmt, weil sonst angeblich die Getränke-Dealer auf dem Gelände Konkurs anmelden müssen. Das ist lächerlich und gegenüber denjenigen, die nicht genug Geld haben, um ihre Getränke ständig in Mülleimer zu werfen, eine Frechheit. Mein Verständnis hört aber vollends auf, wenn einem am Eingang LEERE Plastikflaschen weggenommen werden. Was soll das? Ist das eine prima Einnahmequelle, die sich die Veranstalter nicht entgehen lassen wollen? Einen anderen Grund sehe ich nicht. Jede Erklärung klingt wie ein Vorwand und ist definitiv an den Haaren herbeigezogen. Wenn du rein willst, musst du uns das Pfandgeld schenken. Kleine Rechnung: Wenn man davon ausgeht, dass man mit einer Pfandflasche 25 Cent verschenkt und wenn jeder Besucher nur zwei Flaschen pro Tag abgibt (wahrscheinlich sind es mehr), weil er sonst nicht durch den Eingang kommt, dann sind das bei vier Tagen pro Besucher 2 Euro. Macht bei etwa 20.000 Besuchern stolze 40.000 Euro. Rein theoretisch natürlich. Einfach nur geldgeil und ätzend, um mal einen altertümlichen Ausdruck zu benutzen.
Agra – Kameras, Karneval und Komasaufen
Wenn wir gerade beim Thema „Gefällt mir nicht“ angekommen sind, kann ich gleich das Agra-Gelände auch noch mit Schimpf und Schande überschütten. Es wäre es ganz hervorragend, wenn die Veranstalter dafür sorgen könnten, dass die kostenlosen Toiletten ab und zu mal geputzt werden. Allerdings würden dann weniger Leute auf die kostenpflichtigen Toiletten gehen, die einigermaßen erträglich sind. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Außerdem würde es der ganzen Veranstaltung verdammt gut tun, wenn man die Pressefotografen nicht aufs Gelände lassen würde. Zum Schaulaufen ist in der Innenstadt genug Platz. Da sitzt dann auch gleich noch das passende Publikum, das sensationslüstern auf die Halbnackten und Gruseligen wartet, weil es das WGT für so was wie eine Karnevalsveranstaltung hält. Ich weiß, dass vielen Besuchern die Gruppe auf die Nerven gegangen ist, die den Agra-Catwalk mit Schlagermusik beschallt hat und mit Bonbons geworfen hat. Dennoch fand ich das irgendwie passend. Das war aktiver Protest nach Punk-Manier. Man kann darüber streiten, ob das durchdachter Protest war oder nur sauf-fröhliches Gehabe. Das kann man aber bei den Punks von früher auch diskutieren. Protest ist Protest und Protest stört die Ordnung – auch wenn es die Ordnung einer Subkultur ist, deren Mitglieder sich bislang nicht gerade mit großem Engagement gegen die Kommerzialisierung und Verwurstung der Szene gewehrt haben. Die Agra war der richtige Ort, um lauthals und deutlich mit Schausaufen, Kamelle und Kirmes-Ansagen auf dem Saufsteg Krach zu machen. Egal, ob durchdacht oder dämlich. Besser als ständig schweigen und alles hinnehmen!
Moritzbastei – Slalomlauf um die Fotografen
Letzter Kritikpunkt, bevor es mit Erfreulichem weitergeht. Am Wochenende ist der Weg zur Moritzbastei der reinste Hindernislauf. Wer nicht fotografiert werden möchte, muss hochkonzentriert den Fantastilliarden von Hobby- und Profiknipsern ausweichen, die an allen Ecken und Enden lauern und denen schon von Weitem zu verstehen geben, dass das Knipsen nicht erwünscht ist. Manche WGT-Touristen fragen nicht einmal mehr, ob sie fotografieren dürfen, sondern halten einfach munter drauf. Im schlimmsten Fall reagieren sie sogar beleidigt, wenn man sie freundlich darauf hinweist, dass man das nicht möchte. Im Laufe der Zeit scheinen schwarze und bunte WGT-Besucher generell mit dem Label „fotogeil“ gebrandmarkt worden zu sein. Wer nicht fotografiert werden möchte, kann nur Schminke und Toupierkamm im Koffer lassen und in schlichtem Schwarz auftauchen. Dann bleibt das Blitzlichtgewitter aus. Kann ja auch nicht der Sinn der Sache sein. Ansonsten an dieser Stelle aber noch einmal ein herzliches Dankeschön an die Leipziger. Ich weiß, dass das WGT viel Geld in die Kassen spült und dass auch deshalb die Gruftis nett empfangen werden… ABER: Ich habe schon unter vielen Artikeln im Netz, in denen Gruftis nicht so gut wegkamen, Kommentare von Leipzigern gelesen, die uns mit großem Einsatz in Schutz nehmen und verteidigen. Müssen sie ja nicht und deshalb rührt es mich sehr, schließlich kann einem die schwarze Meute ja auch auf die Nerven gehen, wenn man damit nichts anzufangen weiß. Vor allem, wenn man mit Kindern unterwegs ist und denen erklären muss, warum „die Frau nichts anhat und von einem Mann mit Maske und Hörnern am Halsband durch die Stadt geschleift wird“. Ich bin in Leipzig bislang nur freundlichen, zuvorkommenden Einheimischen begegnet. Die herzliche Begrüßung an der Tram per Lautsprecherdurchsage finde ich auch sehr nett. Danke, Leipzig!
Der zweite Teil mit den positiven Seiten des WGT folgt…
Die Meckerei nach dem WGT gehört zum WGT selbst einfach dazu :D
Das mit den Pfandflaschen ist mir nicht passiert, dafür aber das andere, nämlich dass man (halb)volle Becher nicht mit aus der Location nehmen durfte, was im Felsenkeller der sehr schnell sehr sehr heiß wird einfach ein totales Dilemma für die Besucher ist. Bleibt man drin,kann man trinken, muss aber total schwitzen, geht man an die frische Luft kann man selbige genießen muss aber mit dem Durst löschen warten. Ich habe die Securities gefragt, warum das so ist. Die Begründung war, dass man ja seinen Becher draußen auffüllen lassen könnte. Srsly, das finde ich irgendwie total albern und paranoid.
Die Sache mit dem Schausaufen ist mir persönlich ja ganz schön gegen den Strich gegangen. Nicht, weil es mich betroffen hat, sondern weil ich die Art und Weise einfach unglaublich aggressiv und unfair fand.
Das alljährliche Schaulaufen, welches auch die nervigen Fotografen anzieht, ist zu Recht immer wieder in der Kritik. Ich finde aber, dass es einfach mehr als daneben ist, sich mit Lautsprechern und Mikro vor die Agra zu hocken und einzelne Personen vor der ganzen Masse an Menschen zu diffamieren. Nicht jeder teilt diesen Sinn für Humor und ich kann mir vorstellen, dass es dem ein oder anderen zumindest kurzweilig das WGT ein wenig vermiest hat.
Dass es in den eigenen Reihen nicht immer fair und nett zu geht, liegt in der Natur der Sache, wenn viele unterschiedliche Menschen auf einem Haufen sind. Dass man sich aber nun auch von Menschen aus den eigenen Reihen, im „eigenen Territorium“ nun auch noch laut anpöbeln lassen muss, finde ich total bedenklich.
Selbst die Sache mit den Bonbons hat für mich persönlich einen bitteren Nachgeschmack, auch wenn ich das trotzdem harmloser finde und zumindest bei dieser Aktion mitgelacht hätte, hätte sie mich betroffen. (Einige Bekannte meinten, dass der ein oder andere Betroffene sich für die Süßigkeiten scherzhaft bedankt hat). Zumindest aber hätte man die Bonbons ein wegräumen können, die sind im Laufe des Tages geschmolzen und haben sich auf dem Boden verbreitet.
Wie gesagt: Kritik und auch etwas Protest: Ja. Gefühle anderer Menschen verletzen und ihnen dann im schlimmsten Falle noch vorwerfen, humorlos zu sein: Klares Nein!
Hätte ein großes Schild am AGRA-Eingang mit der Aufschrift: „Freakshow“ oder „Gruselzoo“ nicht auch etwas ausgesagt? Oder etwas anderes in die Richtung? Hätte man nicht zumindest das Mikro weglassen können und die Leute, die man für Kostümierte hält einfach mit unangenehmen Fragen bombardieren können, aber eben so, dass man sich nicht vor endlos vielen Leuten bloßgestellt fühlt? Ich denke nämlich, dass für viele das WGT einfach auch nur ein Ausbruch aus dem Alltag ist, welchen man auch in der äußeren Erscheinung sehen kann. Das Thema „Schaulaufen“ und „Selbstdarstellung“ ist aber m.E. sowieso ein riesiges Thema für sich alleine, was man auch Außerhalb des WGT-Meckerns ausführlich besprechen kann.
Eng verknüpft mit dem Schaulaufen sind aber auch die Fotografen. Da ich 2010 ausgesetzt habe, habe ich gar nicht mehr daran gedacht, wie nervig die sein können. Ich weiß nur, dass durch die Stadt laufen bedingt Spaß macht. Zwar habe ich mich zu Beginn noch kurz über das fotografieren gefreut (mein Fotoapparat lag nämlich clevererweise zu Hause :D), aber es wurde recht schnell lästig.
Eine andere, bizarre Beobachtung war aber, dass sich anscheinend Stinos mal voll goff angezogen haben, um in der Stadt zwischen den „echten“ Grufties zu flanieren – das war schon irgendwie panne
Eine Denkschrift ist er geworden, Dein Kritik-Text.
Hier meine Gedanken dazu:
– Karneval hat seinen gesellschaftlichen Sinn und das WGT ist auch eine inszenierte Ausnahmesituation, eben für Gruftis und Gruftiartige.
– Es gibt Bezahl-Toiletten auf dem WGT? habe ich nicht gewusst. Ich dachte, Frauen, die ein sauberes Klo suchen, kommen beim WGT einfach aufs Herren-WC.
– Als Fotograf nehme ich die an vielen Stellen lauter werdende Kritik sehr ernst. Wie könnte ein adäquates Verhalten von Fotografen für die Szene aussehen? Oder soll diese Form der Dokumentation verschwinden? Ich habe keine Antwort darauf. Es gibt Gruftis, die mich böse anschauen, wenn ich sie nicht ablichte…
– ElisaDay: Mir sind auch dieses Jahr eine Reihe von Menschen aufgefallen, die sich mit schwarzen Tüll und Samt unter die Teilnehmer des WGT gemischt haben. Auch der Satz „Mal schaun, villeicht mach ich da nächstes Jahr auch mal mit“ kam an meine Ohren. Das würde unsere mühsame Selbstausgrenzung ad absurdum führen…
Deine ganz große Kritik und das was ASRi noch dazu schreibt kann ich nur doppelt und dreifach als absolut unverständlich unterschreiben. Irgendwann hab ich auch mal gefragt und da wurde mir gesagt, man könne ja die leeren Flaschen als Wurfgeschosse für die Band auf der Bühne nutzen. Hääääää???? Genauso schwachsinnig wie, dass man sich seinen Becher draußen auffüllen könnte. Selbst wenn das so wäre, hätte der Veranstalter ja immerhin mit dem ersten Becher Umsatz gemacht. Ich ralle das einfach nicht, diese hirnentleerten Vorschriften. Wiederum kann ich mir auch nicht vorstellen, dass die sich an Plastikflaschen bereichern wollen…
Mich haben die vielen Drag Queens dieses Jahr genervt. Die haben nun wirklich ihre eigene Szene und müssen nicht bei uns aufkreuzen. Wohlgemerkt: ich hab nix gegen, wenn jemand transsexuell ist, aber sich zur Szene gehörig fühlt, sich mit bestimmten Facetten von ihr identifiziert und sich in ihr ausleben kann. Da haben wir auch 1-2 Leute gesehen, das ist für mich ok. Aber die offensichtlichen Drag Queens können mit der schwarzen Szene gar nix anfangen, die begreifen das als Kostümanlass mit Fotoappeal und sitzen dann bei so einer Ur-Wave-Band wie The Invincible Spirit mit langen Gesichtern am Rande rum… Da hat bei mir die Toleranz echt ein Ende. Die haben wirklich ihre eigenen Veranstaltungen, Events und Festivals – warum hier bei uns? Oder waren die alle wegen Sigue Sigue Sputnik da (hoffe ich ja nicht)?
Zum Glück bin ich dieses Jahr kein einziges mal an der Agra gewesen, war sogar im doppeltem Sinne positiv: Da ich nicht in der Shoppinghalle war waren am Ende des WGT noch 100 Euro über :)
Das mit dem Felsenkeller wurmt schon gewaltig. Ne Lüftungsanlage zu installieren geht wohl nicht da denkmalgeschützt, aber sollte man wenigstens probieren da wenigstens über WGT eine Garderobe einzurichten. Über einen läufts Wasser und man kann nur sein Plünn in die Ecke oder auf den Boden schmeißen (mit Risiko das was wegkommt) oder muss Freunde den Kleiderständer spielen lassen während man z.B. bei den Lorries abhottet und das wiederum den Kleiderständer spielenden Freunden nicht gefällt.
Das mit den Fotografen wurmt mich nicht so da ich eh nicht fotoaffin rumlaufe…
@tobi Vielleicht halte ich zu sehr an dem ursprünglichen Gedanken des WGT fest – ein Treffen eben und keine inszenierte Ausnahmesituation. Zur letzteren wird es doch nur durch die ganzen Karnevalisten und durch Leute, die „auch mal mitmachen“. Und daran sind die Fotografen nicht ganz unschuldig. Wie man das mit den Fotografen regeln könnte, ist eine sehr schwierige Frage. Vielleicht könnte man Bereiche abtrennen, in denen fotografiert werden kann und andere, in denen es nicht erlaubt ist. Dann kann sich jeder selber aussuchen, wo er lang läuft. Ich würde zumindest gerne in die Moritzbastei gehen können, ohne hinterher auf den Kameras mir unbekannter Leute verewigt zu sein oder sogar noch in die Zeitung zu kommen.
Ich kann der „Ganz großen Kritik“ auch nur zustimmen. Und das von @shan_dark erwähnte Argument mit dem Werfen ist ganz klar eine Schutzbehauptung der Veranstalter. Meinen Stock konnte ich auch fast überall mit rein nehmen, nachdem geprüft wurde, dass man darin keine Getränke transportieren kann.
Der Stock hätte jedenfalls einen deutlich besseren Wurfgeschosseffekt (Speer!)
Oder die Glasflaschen die man in manchen Locations direkt neben der Bühne kaufen konnte.
Oder die stabilen Becher im Heidnischen Dorf.
Oder …
An den Fotografen stört mich häufig mehr der Mist, den die zu den Bildern später dazugedichtet bekommen (oder selber dazudichten).
Dies dürfte allerhöchstens funktionieren, wenn das WGT auf einem abgeschlossenen Areal stattfinden würde. Aber wollen wir das? Ich eigentlich nicht. Allerdings werde ich auch nicht fotografiert. Aber ich schäme mich für das respektlose Verhalten so manches „Kollegen“ mit Kamera um den Hals. Selbst fotografiere ich ja nur Besucher, mit denen ich im Vorfeld des WGT einen Termin vereinbart habe. Allerdings sind Aufnahmen im öffentlichen Raum – zumindest mit auffällig gekleideten oder geschminkten Besuchern – extrem nervig. Man muss sich da wirklich Plätze suchen, an denen keine anderen Fotografen „herumlungern“. Ansonsten hat man gleich eine Meute im Schlepptau, die Höflichkeit und Anstand in weiten Teilen zuhause gelassen hat. Die meisten machen sich da scheinbar keine Gedanken, dass dies sowohl für die Abgelichteten als auch für den eigentlichen Fotografen unangenehm ist. Zumindest mir geht es gewaltig auf den Geist, wenn beispielsweise diverse eigene Bilder für die Tonne sind, weil andere Fotografen meine Aufnahmen kaputt blitzen. Ebenso wird man aus Gesprächen herausgerissen, weil Fotowünsche erfüllt werden sollen. Für mich ist dieses Verhalten unverständlich und erinnert mich an diese Paparazzo, die Prominente auf Schritt und Tritt verfolgen.
Bei so einer so riesigen Veranstaltung wird es natürlich immer wieder Kritikpunkte geben, und nicht wenige sind jedes jahr die gleichen – sollte man aber durchaus auch aussprechen was einem mißfallen ist, von daher empfinde ich obiges nicht als „Gemotze“ sondern gerechtfertigt.
Das Knippser-Aufgebot fand ich heuer nicht ganz so nervtötend wie noch 2-3 jahre zuvor, kann aber auch daran liegen daß wir doch eher spät erst immer an der Agra waren, in der Stadt wars da durchaus schlimmer, meistens warens aber Privatpersonen mit Digiknippsen, die zur Bildermach-Frage auch erstaunlich oft dazugesetzt hatten – vorausgesetzt wir wären nicht bereits schon zu genervt dafür. Kann mich nicht erinnern in den Vorjahren die Frage so formuliert gehört zu haben … und wenns uns wirklich zu viel wurde und wir um Ruhe baten, hat sich diesmal auch jeder davon betroffene höflich dran gehalten.
Tatsächlich nervig war nur als wir an der Moritzbastei auf dem Mittelaltermarkt was essen wollten (ich *liebe* diese Hanf-Fladen) und uns extra etwas versteckt zwischen zwei Zelte auf die Mauer verzogen hatten, einige Besucher ohne zu fragen mit der Kamera drauf halten wollten – mir ist zwar wurscht wenn von mir Bilder gemacht werden die deutlich zu erkennen geben daß da trotzdem ein Mensch unter den Stoffbergen sitzt, weil aufgerüscht oder in Alltagssituationen bin ich so oder so einfach blos *ich* – ich finde es nur befremdlich daß man Kalkleisten bei der Nahrungsaufnahme für so sensationell halten muss oO – und da ich auch Essen in Gesellschaft soweit möglich vermeide, da ich dafür Ruhe brauche, und schon ganz froh war überhaupt mal Hunger bekommen zu haben … da stört es mich zugegeben massiv wenn mir wer ne Kamera ins Essen hält, da es mir den Appetit, den ich in der Aufregung eh meistens wie die Stecknadel im Heuhaufen suchen muss, dann auch ganz schnell wieder aus den Augen verliere … wohlgemerkt waren die Knippser selbst WGT Besucher mit Bändl – wir haben das Problem dann geschickt gelöst indem ein aufgespannter Sonnenschirm in die Sichtlinie gestreckt wurde. Von denen hat zumindest keiner gefragt und einfach die Knippse aus der Tasche gezogen – oder das Eier-Fon oO
Ist natürlich klar daß die fotophile Fraktion auch entsprechende Knippser anlockt und das alles zu einem Teufelskreis wird. Ich habe generell nichts gegen Photographen, gerade weil ich einige kenne die aus der Szene stammen und die im Lauf der Zeit gute Bekannte bis hin zu Freunden geworden sind – nicht weil sie gute Bilder machen können, sondern weil man sich auf zwischenmenschlicher Ebene versteht und gern hat und es toll ist auch die beim WGT wiederzutreffen und ein bissl zu plauschen – da entsteht dann auch das Eine oder Andere Bild, und das ist auch völlig OK so. Immerhin, von der Photographenseite die ich zu von mir genannter Sparte zähle, sind ja auch ein paar hier in Roberts Blog kommentarmässig vertreten, und die meisten meiner andernweitig photoaktiven Bekannten haben auch echt ein Problem damit, in den Topf zusammen mit den unfreundlichen und nervtötenden „Photographen“ gesteckt zu werden – da viele selbst eher unauffällig aussehen wird ein genervter Besucher die auch schnell in den Photogeier-Sack stecken auch wenns eben nicht immer zutrifft. Aber es gibt eben auf beiden Seiten Stinkstiefel sowie nette und tolle Leute.
Einen persönlichen Aufreger hab ich grad eben auch noch gefunden – da hüpfte Sonntags ein Typ mit Kamera um uns rum und wollte ein Bild – naja, kommt vor – bitte mit einer weiteren Dame – und da sprang eine angemalte Nacktschnecke vor uns und warf sich in „sexy Posen“ – bei mir blinkten erstmal alle verfügbaren imaginären „WTF“-Schilder im Hirn auf, und danach ganz leichter Ekel als ich realisierte daß die Dame tatsächlich noch nicht mal Unterwäsche trug … nix gegen das Mädel als Person, ich kenn sie ja nicht, aber die Aktion war meiner Meinung nach daneben – der Photograph hatte zwar gefragt, aber nicht gesagt wofür die Bilder sind, auf den Trichter nachzufragen bin ich in dem Moment nicht gekommen da ich das Objektiv als nicht dicke genug empfand für nen Profi (klar, kann täuschen … muss ne Festbrennweite gewesen sein und die sind ja nicht so wuchtig) – und dann ist man schwupps schon wieder in der BILD … wenn man nicht genug Sex vor die Linse bekommt, schleppt man was entsprechendes mit sich mit *grunz*
Zu den Aktionen auf der Agra – das mit den „Interviews“ via Lautsprecher hab ich nicht mitbekommen, find ich aber auch ebenfalls daneben weils auch für mein Empfinden einen Schritt zu weit geht – auch für offensichtlich kostümierte Leute. Im Gegensatz dazu fand ich die Bonbon-Aktion durchaus noch OK – die Leut machen das seit 3-4 Jahren jetzt und erstaunlicherweise hat mir Chris noch gesteckt daß ein gemeinsamer Kumpel sogar zu den Mit-Initiatoren gehört oO – Protest an sich gegen gewisse Auswüchse finde ich auch völlig OK, statt still hinnehmen, aber wenn es in persönliche Blosstellung ausartet, geht das eindeutig einen Schritt zu weit.
Ach, was lange Gesichter bei Konzerten angeht – ich fands auch äusserst amüsant daß bei Empusae (wirklich massiv geile Musik!) etliche Cybers regungslos an der Seite Bier in sich reinspülten weil man offenbar auf Nachtmahr gewartet hat, die man mir unverständlicherweise in einen Industrial-Abend dazwischengeklemmt hatte – ein Schelm wer böses dabei denkt und mutmaßt, daß die Gartenschlauchträger da womöglich das erste mal echten Industrial zu Gehör bekommen hatten, und sich der Tatsache vielleicht nicht mal bewusst waren *g*
Berechtigte Kritik an einigen „Zuständen“, die sich in 21 Jahren auf dem WGT eingeschlichen haben. Die Frage ist, wie man diese negativen Erscheinungen bei einem Treffen dieser Größe, welches in einer kompletten Stadt stattfindet vermeiden will. Das „Andersartige“ fasziniert das „Normale“ und dient letzterem als Attraktion. Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wäre mein Outfit für die „Normalen“ fotogen genug und ich müßte mich ständiger Klickattacken erwehren. Aber wahr ist es, dass wohl auf keinem anderen Festival (um vergleichbare Veranstaltungsgrößen heranzuziehen) so viele professionelle und amateurhafte Kameras am Start sind.
Die Agra-Meile war für mich als Erstbesucher in der Tat eine Flaniermeile mit Jahrmarktcharakter. Muss man einmal gesehen haben, im nächsten Jahr dürfen es aber auch gerne mehr andere Locations sein. Was das Schausaufen angeht kann ich mich der ASRianerin nur anschließen. Protest ist immer gut, die Form dabei aber sehr wichtig.
Vielleicht hat das WGT aber auch mittlerweile eine Dimension erreicht, die einen Scheideweg darstellt. Im Metalbereich ist dies mit Wacken passiert: zu groß, zu medial, zu viel Kirmes, zu viel Anbiederung an den Mainstream. Vielleicht schafft es das WGT ja, diesen Schritt zu vermeiden und ein Treffen für Anhänger der schwarzen Szene zu bleiben
Die einzigen 2 Proteste die bisher wohl in der Szene existierten, waren die Rozz/Valor Schlammschlacht und das Neofolk=Hardcore Nazis Thema. Beides hat sich mittlerweile gelegt und da die Cyber ja gerade eh am aussterben sind finde ich es fast schon überflüssig. Vor 5 Jahren war das noch richtig heftig aber heute? Im Kirmes-Techno Bereich scheint es auch nicht mehr viel neues zu geben.
Das Problem am Schaulaufen ist doch, dass das WGT über die ganze Stadt verteilt ist und somit für solche Menschen die beste Voraussetzung bietet. Wird wohl nie ganz weggehen. Die einzigen Maßnahmen die man dagegen unternehmen kann sind: Weniger Opern-zeug (Schwarze Szene?), Grunzmetal (Schwarze Szene?), Dudelsack-Terror (Schwarze Szene?) und Kirmes Techno (Schwarze Szene?). Wenn die Masse an oberflächlicher, schlechter Musik/“Mode“ abnimmt, hätte es auch die Ballermann-Fraktion schwerer. Aber das Thema gibts ja auch schon seit das Werk II zum WGT gehört;)
@Rosa: Ob man Sonar als Industrial bezeichnen kann ist für mich schwer fragwürdig, aber Empusae klingt wirklich gut
ups zum Opernthema wollte ich eigentlich noch was anderes schreiben. Natürlich ist eine Oper meist kein oberflächlicher Quatsch. Dennoch finde ich es unpassend. Gerade durch Verbindung Oper und Kleider, habe ich den Eindruck, dass da (auch dieses Jahr wieder) ganz viele Normalos sich mal ein paar Tage alte Kostüme anziehen und nur solche Veranstaltungen besuchen. Warum braucht man sowas auf einem Szenefestival?
@Rosa Oje – CLAUDIAS GEMALTE UNTERWÄSCHE – ich hab es gefunden. Das nimmt ja Auswüchse an… ich bin wirklich nicht prüde, aber dieses BILD-Niveau geht mir auf einem Szenetreffen wirklich gegen den Strich. Wahrscheinlich haben wir nächstes Jahr die nächste Splittergruppe auf dem Gelände: Bodypainter mit nix an. Immer hereinspaziert – hier kann sich jeder zum Affen machen!
@mattensan Fürs „Vermeiden“ ist es wohl beinahe zu spät. Aber vielleicht bekommt man das Ruder wieder rumgerissen, wenn der Gothic-Hype verfliegt – was natürlich dazu führen kann, dass das WGT kleiner wird, weil es sich auch finanziell weniger für die Veranstalter lohnt. Und ich bin noch immer dafür, den Fotografen nur bestimmte Teile der Veranstaltungsorte freizugeben. Die Bands fotografieren ist okay… und die Leute, die einverstanden sind, können dann in den ausgewiesenen Teilbereichen flanieren. Dann hätten die anderen ihre Ruhe vor Karneval und unerwünschtem Blitzlicht. Man sollte doch als Besucher zumindest hinter den Absperrungen die Wahl haben. Ist natürlich nicht ganz einfach, auszumachen, wer privat die Leute fotografiert, mit denen er dort ist, und wer offiziell fotografiert. Schwierig irgendwie…. aber Ruhezonen ohne Geknipse und Verkleidete fände ich schon gut.
Ich persönlich halte Ruhezonen für ein durchaus praktikables Mittel. Zunächst einmal finde ich es interessant, dass auf der Rückseite der Eintrittskarte das benutzen von Kameras grundsätzlich verboten erscheint. „…Ton-, Foto-, Film und Videoaufnahmen, auch für den privaten Gebrauch, sind grundsätzlich untersagt.“ Faktisch hält sich aber niemand daran, doch damit räumt sich der Veranstalter eine Menge Möglichkeiten ein. Ich finde, das Foto-Akkreditierungen besser geprüft werden sollten, um so die Spreu vom Weizen zu trennen und das man für Fotografen eine Art von Verhaltenskodex festlegt.
Wie kann es sein, dass sich Hobbyfotografen mit durchaus kostspieliger Ausrüstung und einem normalen Tagesbändchen auf dem Gelände wild umherknipsen können? Der komische Kauz, der mit Tennissocken und Sandalen auf dem Gelände umherwanderte und eigentlich nur auf Hintern und Busen aus war, der hat mich mächtig gestört. Da sollten sich fotografierte sogar noch umdrehen, damit er sie von hinten knipsen konnte. Widerlich!
Ich finde, es sollte gemütliche Bereiche geben, an denen das sowieso schon bestehende Fotografierverbot durchgesetzt wird. Auf für die mit Presseakkreditierung. Das ist für Menschen wie Rosa sicherlich auf mal eine Wohltat. Ich bin mir sicher, dass dieser Bereich rege genutzt werden würde.
Der Kameraslalom an der Moritzbastei und in der Innenstadt ist unausweichlich, der gehört einfach dazu, wenn man sich „auffällig“ im öffentlich Raum bewegt. Es liegt an jedem selbst, freundlich oder bestimmt darauf hinzuweisen, dass man keine Bilder wünscht, schließlich hat jeder das Recht am eigenen Bild, insofern der Fotograf darüber nachdenkt, es in irgendeiner Form zu verbreiten.
Interessant war in diesem Zusammenhang eine Art Selbstexperiment. Nahezu ähnlich gekleidet und geschminkt bewegte ich mich einen Tag mit „normalen Haaren“ und einen Tag mit „hochgestellten Haaren“ entlang der Moritzbastei und zum Cinestar. Offensichtlich reichen Haarspray und Kamm aus, um aus einem „uninteressanten“ einen „interessanten“ Menschen zu machen. Interessant :)
Ich wäre ja noch immer dafür, dass wir uns mit Kameras bewaffnen und den Spieß mal umdrehen, und jeden Fotografen zu texten:
„Wow du siehst so interessant aus mit deinem modernen Krimskrams…darf ich ein Bild von dir machen?“
Was mich auch voll angenervt hat, waren die Fotografen am Pallmallstand. Also nicht die Fotografen, VOM Pallmallstand, sondern einfach irgendwelche alten Säcke, die einfach mal mitknipsten, wenn man nur ein nettes Erinnerungsbild mit seinen Freunden schießen wollte. Das war wirklich zu viel. Die wollten sogar, dass wir uns neu posieren sollten…also echt. Und als ob das nicht schlimm genug gewesen wäre, knipsten diese hirnamputierten (Hobby-) Knipser einfach weiter, nachdem wir sie höflichst aufgefordert hatten, dies zu unterlassen. Und Was ich auch als störend empfand, waren diese supernarzisstischen, pseudo-gruftigestylten Barbies mit Anhang, die die Pallmall Location einfach mal mit diesen mitgebrachten Fotophilen für sich beanspruchten. Als ob sie 1. nicht schon genug Fotos für ihr Ego geschossen hätten und als ob 2. es zu wenig Locations für ihre Selbstinszenierung geben würde. Uff, das musste jetzt mal sein.
… und was noch dazu kommt ist daß das Bodypaintig-Schneggerl wohl auch noch als „typische“ WGT-Besucherin wahrgenommen wird, da sie ja an der MB zwischen allen anderen „schrillen“ Besuchern rumgehüpft ist .. da ich ja selbst auch photographiere (wenn auch nicht auf dem Niveau manch anderer hier :) ) fand ich den Photographen der da mit dem Mädl rumrannte auch nicht grade gut – eigentlich hat der nur abgedrückt, von Leuten die sowas können bin ich gewohnt daß mehr Sorgfalt reingesteckt wird – deswegen schlepp ich meine große Kamera auch nicht zum WGT mit, mir ist das zu viel, wenn ich Leute vor der Linse hab, dann brauch ich auch Ruhe dafür da ich keine Motive haben mag, sondern authentische Menschen, und die schießt man nicht im Vorbeilaufen mal so ab. Vielleicht hab ich auch deswegen den Typen so garnicht in die Profi-Ecke geschoben und eben auch nicht nachgehakt ….
Also, ich hab zumindest mit meiner Digiknippse zurückgeschossen, als am Samstag beim NuS Treffen wieder Phototypen anwesend waren. Der eine dem ich direkt die Linse ins Gesicht geschoben habe, hat sich auch etwas von irritieren lassen, an der MB war ich auch schwer versucht zurückzuschießen, aber meine kleine Backup-Knippse ist ziemlich alt und braucht ein wenig Zeit bis sie einsatzbereit ist, das hätte mir die Pointe dann doch versaut … sollte ich nächstes jahr vielleicht doch mal intensiver tun und Visitenkarten rumreichen damit die Herrschaften die Bilder von sich dann bei mir einsammeln können *dreckig grins* – wär mal ne geile Maßnahme :D – wie schon mehrfach gesagt hab ich ja nichts gegen Bildermachen grundsätzlich, aber bei vielen scheint das Verständnis dafür zu fehlen wie man sich als „Motiv“ manchmal fühlt, wenn ich zB Leute vor der Linse habe, profitieren meine eigenen Bilder meiner Meinung nach durchaus von den Erfahrungen „vor der Linse“, und beim WGT-Knippsvolk spürt man meistens auch *wie* da Bilder gemacht werden.
@Robert: zum Selbstexperiment: ich find das auch immer wieder ganz spannend zu sehen wo bei „Normalos“ die Grenze zum exotischen Hingucker gezogen werden, wenn man selbst ganz selbstverständlich eben abweichend von der gesellschaftliche Norm rumläuft, verliert man schnell den Bezug dazu was die Masse als sensationell empfindet und was noch als eher unspektakulär wahrgenommen wird. Ich bin ja ganz an meinen Szene-Anfängen auch noch in Lacksachen rumgerannt, für mich ist das heute an sich auch nichts was ich als allzu ungewöhnlich empfinde (meine alte Lackhose ist inzwischen auch mal Teil der Alltagsgarderobe geworden) – aber man merkt dann wieder daß sowas was für einen eher schon langweilig ist (weils auch stark in der Szene vertreten ist, als Mode halt, von Fetischleuten will ja garnicht reden) – aber „Bunte“ finden das gleich voll skandalös wenn man mal Lack oder Leder am Hintern hängen hat – dazu muss auch nicht der Großteil der Epidermis irgendwo raushängen oO – irgendwie klar daß 08/15 Medien auf den Zug aufspringen den die Bunties schon sehnlichst erwarten.
@Piet: okeeeh, Sonar ist grenzwertig, das muss ich schon auch zugeben, aber gibt bei Weitem schlimmeres :D
Fotografenfreie Ruhezonen?
Armes WGT – so weit ist es mit dir schon gekommen.
„Da sollten sich Fotografierte sogar noch umdrehen, damit er sie von hinten knipsen konnte. Widerlich!“
Sicher widerlich ja, aber wenn sie es machen, sind sie selbst dran schuld. Ehrlich.
Wenn ich gerade nicht fotografiert werden will und sehe da so einen Paparazzi, dann halte ich die Hand vor mich oder eben einen Schirm wie Rosa oder ich sage, dass ich jetzt nicht fotografiert werden möchte – notfalls mit Nachdruck. Man ist ja mündig und kein Objekt, was sich von einem Fotografen hin und herkommandieren lässt, oder? Natürlich klappt das nicht immer und hilft nicht gegen renitente oder ‚heimliche‘ Fotografen. ABer das ist wohl auch nicht die Mehrheit.
Ich finde Roberts Vorschlag, das Foto-Akkreditierungen besser geprüft werden sollten, um so die Spreu vom Weizen zu trennen und das man für Fotografen eine Art von Verhaltenskodex festlegt. gut, aber das wird sicher vom VEranstalter nicht angestoßen sondern muss aus der Szene getriggert werden.
ABer ich hab auch leicht reden, weil keinen Stress mit Fotografen gehabt…
Sind es denn die akkreditierten Fotografen, die in der Masse durch ein unhöfliches und aufdringliches Verhalten auffallen? Dem könnte man vielleicht Herr werden. Wobei dies massenhaft Arbeit bedeuten würde. Bei der Vergabe der Akkreditierungen wird ja kein Journalist durchleuchtet. Oft ist für die Beantragung ja auch eine Redaktion zuständig, die dann die jeweiligen Namen an die Pressestelle weitergibt. Hier sollte man dem Veranstalter keinen Vorwurf machen.
Ich denke aber sowieso, dass mehrheitlich unakkreditierte Fotografen negative Eindrücke hinterlassen. Zumindest gehe ich davon aus, dass es sich bei den vor dem Agra-Gelände lauernden Fotografen um Menschen ohne Fotoberechtigung in den jeweiligen Locations handelt. Ebenso um die bei der Moritzbastei herumschleichenden Individuen.
Ruhezonen gibt es ja. Beispielsweise das Agra-Treffen-Café (wegen der Lichtverhältnisse sind dort eher kaum Fotografen anzutreffen). Dies ändert an der Gesamtsituation aber nichts. Ich denke, dass man dem Phänomen „Paparazzi“ einzig durch ein resolutes Auftreten ansatzweise Herr werden kann. Wer mehrmals energisch zurechtgewiesen wurde, muss schon hartgesotten sein, um weiterhin Spaß am Ablichten fotografierunwilliger Besucher zu haben. Aber vielleicht sind die Damen und Herren vor der Agra schon so abgestumpft, dass ihnen auch die eine oder andere Rüge nichts ausmacht.
Also meiner Erfahrung nach sind in der Tat keineswegs die Photographen mit Akkreditierung das Problem – mit denen hab ich eher psoitive Erfahrungen gemacht, besonders wenn man sich mehrmals über den Weg lief – das lief dann eher auf Konversation raus denn auf Knippswut. Die sind meistens auch mehr dahinter die Bands für diverse Artikel und Magazine abzulichten statt auf Besucherjagd zu gehen.
Die nervigste Fraktion sind die Gebüsch-Hocker mit eher kleinen DSLRs und wenig vorhandenem Sinn für Photographie. Weil wie gesagt schießen die nur wild um sich und nicht wenige gehen grundsätzlich wohl davon aus daß *wir* nur für die Kamera rumlaufen. Dann gibts noch die Typen mit kilometerlanger Brennweite die ebenfalls im Gebüsch sitzen weil die einen mit dem Mörderobjektiv so geschickt abschießen können daß es aussieht als wären die neben einem gestanden und man wäre mit dem Bild einverstanden gewesen – dabei haben die wieder genug Sachverstand um den richtigen Augeblick zu erwischen – aber mit Presse-Bändchen hab ich davon noch fast keinen gesehen, die treiben sich in der Stadt oder beim VicPic rum. Heuer hat das erste mal ein Typ der für den dpa geknippst hat gefragt, und von sich aus gesagt daß das Bild in dem Pool landen wird – da er aber eh nur mein weiß belinstes und ummaltes Auge wollte, und er echt freundlich war, hab ich ihn gewähren lassen.
Ansonsten sind mir dpa-Leut eher als besagte Gebüschhocker im Gedächtnis die nicht immer fragen, und wenn sies tun, dann auch nicht sagen in welchem Auftrag die unterwegs sind – es sei denn man wird aufgrund des Penisneid-Objektivs im fünfstelligen Wertbereich stutzig und hakt mal nach. Solche Eumel tragen Hobbyknippser nur eher selten mit sich rum.
Darf ich mich dem Motz-Reigen anschließen?
Ich hab mir in den letzten Tagen die bereits vorhandenen Bildergalerien im Netz angesehen, und war halbwegs entsetzt, wie sehr das WGT für manche – oder eher viele – zum quietschebunten Karneval verkommen ist. Das schlimme ist, das es einem eben erst nachher auffällt, da die Masse der Normalschwarzgekleideten immer noch am größten ist.
Den eher kleinen Zirkel der ich sag mal „üblichen Verdächtigen“, die sich mit ihren Outfits wirklich große Mühe geben, meine ich damit auch nicht. Ich kenne einen Gutteil jener mittlerweile persönlich, und auch wenn die Kleider sehr opulent ausfallen, so wird auf einen deutlich erkennbaren Schwarzanstrich dennoch nicht vergessen. Wenn da jedes Jahr eine Handvoll an Leutchens dazukommt – prima.
Aber was haben bitte weiß-rosa-Tüllplüschpuschel mit Gothic zu tun? Oder die Vertreter der Mehr-ist-mehr-Fraktion? Hier noch ein Federungetüm, dort noch ein paar Schleifen und dann bestreuen wir das ganze noch mit Glitzerpulver. Schwarz? Fehlanzeige. Oder die aus der zu-wenig-ist-mehr-Ecke. Leute, das will ich auch nicht sehen. Da geh ich dann lieber im Sommer an den FKK-Strand, da sind dann alle wenigstens wirklich nackig, vom Baby bis zur Oma, da ist das dann auch voll in Ordnung und auch nicht grauslich anzusehen. Aber genau jene Pöhse-Karnevalisten sind es halt, die dann en Masse in den Bildergalerien auftauchen und das Image des Treffens verfälschen. Aktionisten wie die protestierenden Punks auf der Agra sind da nur allzu verständlich.
Ich bin ja schwer dafür, daß nächstes Jahr zumindest ein Fotograf sich mal auf die Suche nach echtem Schwarzvolk macht und die Bilder in einer eigenen Galerie zusammenstellt. Es gibt sie ja noch und die klassischen Goten mit Türmchen, Vogelnest und Pikes werden auch wieder mehr, aber es interessiert sich halt keiner dafür.
@alwa Wenn es hier einen „Gefällt mir“-Button gäbe, würde ich den bei deinem Kommentar 100 Mal drücken. Ich finde die Idee mit der Gegen-Galerie wirklich toll. Den Vorschlag könnten doch die hauseigenen Spontis-Fotografen mal fürs nächste Jahr aufgreifen. Tobi? Marcus?
:D :D :D
Also wenn wir nicht vor lauter optischer Überforderung die Fotoausrüstung wieder freiwillig im Hotel lassen, können wir da auch gern mitmachen. The more the merrier würd ich mal behaupten.
Ich schliesse mich der Idee ebenfalls an. Ich bin sogar dafür, die Bilder dann (sofern das „Motiv“ einverstanden ist) unter eine CC-Linzenz frei verfügbar zu machen, um den Leute eine vernünftige Quelle ansprechender Fotos bereit zu stellen, die soweit von Karneval entfernt sind, wie der Mond von der Erde. (Meinetwegen auch Sonne)
Denn letztendlich wird man gegen das Geknipse von „Mehr-ist-mehr“ und „weniger-ist-mehr“ nicht abstellen können, schon gar nicht vor und um die Moritzbastei. Ein Spur mehr Intoleranz der Besucher gegen „wildes“ Fotografieren und eine lebendige Gegenbewegung mit wirklich schönen Bildern sorgen langfristig dafür. Irgendwann werden die Damen mit Uhren oder Kartenspielen im Haar ganz alleine da stehen und mit traurigen Augen feststellen, nur einer von vielen im ersten Leipziger Karnevalszug zu sein, während sich die „Szene“ an neuen Orten trifft. Unspektakulär, bekleidet und … schwarz.
Für das Pfingstgeflüster versuche ich schon, entsprechende Menschen vor meine Kamera zu bekommen, hinter deren Fassade auch Gehaltvolles steckt. Und deren Fassade dies auch widerspiegelt. Einfach ist dies allerdings nicht, da ich keine Aufnahmen mag, die im vorbeigehen erstellt werden. Außerdem widerstrebt es mir, dass ich auch noch zu den nervigen Fotografen zähle, die WGT-Besuchern spontan ein Fotoshooting aufzwingen wollen. Somit suche ich mir meine „Opfer“ im Vorfeld des Treffens. Batcaver und Co. sind hier aber gar nicht so leicht zu finden.
Jaa, das frag ich mich auch jedes Mal. Was ist daran so spannend oder faszinierend, wenn man eine Kalkleiste oder jemand einen aufwendigen Outfit zu fotografieren? Drei Bekannte hats erwischt und mich am Montag in der Innnestadt, als ich mich über meinen Eisbecher hergemacht habe, und selbst auf der Hinfahrt (im relativ schlichten Outfit) wurde ich auf dem Parkplatz „begafft“, wie ich eine Bifi esse. Wie du schon treffend gesagt hast, man ist unter all den Stofflagen und Rüschen auch nur ein Mensch, der auch mal Hunger und Durst hat.
Fürs nächste Jahr habe ich mir wirklich vorgenommen, die Stadt am Sonntag zu meiden- ASRianerin und ich sind nach dem Treffen im Park, durch die Stadt gelaufen, weil wir nur zum Bahnhof wollten und…kamen nicht wirklich weit, bzw. zügig voran. Aber das ist es nicht mal, was mich so sehr stört, weil man kann ja einfach schnell weitergehen, dann werden die Bilder eh nix ;D was mich viel mehr aufregt sind die Massen an Leuten, die sich verkleidet haben und denken „Wow, jetzt bin ich Gossick“. Sorry, wenn das verdammt oberflächlich klingt, aber denen sieht man echt an, dass sie außerhalb des WGTs wahrscheinlich die graue Maus sind, und sich dann an Pfingsten vornehmen mal einen auf „grande dame“ oder Prinzessin zu machen.
Und irgendwie tut mir das persönlich doch weh, denn für mich ist das kein Fasching. Aber gerade diese Leute werden dann gerne mit Vorliebe in den Zeitungen abgelichtet und dem Otto-normalverbraucher als Gothic verkauft- äh ja, ich bin dann mal weg zum fremdschämen.
Ansonsten bleibt mir noch zu sagen, dass ich das Spontistreffen super fand. Ich mag euch alle und freue mich schon auf ein Wiedersehen. :)
@alwa: Suuuper Vorschlag!!! Die einzig wahre Bildergalerie gibt es dann hier bei Spontis.de – prima. Einige Bilder vom Spontis-Treffen und von unseren beiden Fotografen Tobi + Marcus passen dafür auch dieses Jahr schon gut, finde ich.
@Grabesmond: Du hast recht, dieses Verkleiden „um mal mitzumachen“ nervt voll. Ich wurde jetzt im Nachhinein von einem Nicht-Szenarier auch schon gefragt, als was ich mich beim WGT so präsentiere. Da sackt mir der Kiefer, echt.
Glaube ideeller wer es dem Übel an der Wurzel zu packen und mal einen gewissen Dresscode aufs Ticket zu packen, um halt „Nacktschnecken“, Pferde und wasweisich „untruen“ Dress zu vermeiden, dann wird sich ein Großteil der Gaffer Knipser selber verflüchten + die die nur zu Pfingsten mal das Schwarze ausn Kleiderschrank holen.
Hatte auch die SLR mit aber nur für bewusste Fotografie auf dem Südfriedhof (keine menschlichen Motive) ansonsten blieb das Teil in der Unterkunft.
Anonsten gingen mir die Fotografen nicht auf den Nerv, nagut ich war nicht wie Kaiser Franz gekleidet bzw. war auch nie auf der Agra dieses Jahr. Und an der MB war ich mal höchstens Abends wo es mit den Fotografen nicht mehr so schlimm war.
Das mit dem „Verkleiden“ ist ja auch der Pinkt, der mich am meisten nervt. Für jemanden wie Rosa (oder auch mich selber) ist es ganz normal, 365 Tage im Jahr mehr oder weniger so auszusehen und das auch wirklich zu leben. (OK, ich bin vom klassischen Goten ungefähr so weit weg wie die Erde vom Mond, bin aber doch denk ich mal in allem was ich bin recht authentisch ich selber. Ich verkleide mich nicht). Aber bei vielen ist das scheinbar einmal im Jahr ein kostümierter Ausflug in eine andere Welt und das fühlt man den Leuten dann schon deutlich an.
Nuja, durch die Verkleidungskünstler und deren Medienpräsens kommt ja auch genau das Image bei den anderen Leuten entsprechend an, ist wieder das Phänomen das schon oft entsprechend kommentiert wurde – thematisiert werden schrille Outfits und die inzwischen gut eingelaufenen „Catwalks“ wo man selbige besonders gut bestaunen kann. Wenn die Substanz hinter dem schwarz an sich ausgelassen wird, kann man manchen Leuten die auch nur deswegen kommen, vielleicht nicht mal wirklich ans Bein pinkeln – die kriegen das Bild so vermittelt und denken sich daß man sich den „Spaß“ ja auch mal gönnen kann weil mehr als ein Vampir-Kostüm ist ja scheinbar nicht dran an der Sache.
Bei den Boulevard-Sensationsberichten wird sich da sicher nichts machen lassen, aber auch ich wünsche mir oftmals die netten alten Klischees wieder zurück weil man damit wirklich einfach noch seine Ruhe hatte und man sich als optischer Extremist trotzdem auch noch wohler unter den ganzen – im Herzen, da kommts ja drauf an – gleichgesinnten Krähen gefühlt hat – da kam noch keiner auf die Idee, es wäre ne Verkleidung, jetzt muss man sich ja teilweise schon sehr inflationär gegen diese Wort wehren.
Vonwegen Einheimische in schwarzer Pelle: einerseits hat das ja schon nen sehr niedlichen Zug an sich, aber wenns ausartet: liebe Leipziger: ich seid wirklich toll, jedes Jahr wieder, aber es gibt von uns noch genug die das nicht als Kostümtreffen ansehen. Wenn ihr schwarze Sachen aus eurer Garderobe rauskramt in denen ihr euch als ihr selbst wohl fühlt: warum nicht! Aber nehmt bitte Abstand von Goth-Karnevalsklamotten. Man sieht es euch an daß das nicht authentisch ist und es ist dann auch kein freundlicher Zug mehr – es bewirkt eher daß *wir* und noch mehr wie auf einr Karnevals-Sitzung fühlen.
Auch anzuwenden auf Leute die extra anreisen für das ganze Spektakel.
Man müsste irgendwie einen weg finden, zu verdeutlichen daß Klamottage allein eben nicht des Grufties Kern definiert sondern doch weit mehr – viele sind dann doch erstaunt bis hin zu erschrocken, wenn man bei Kontaktaufnahme zu verstehen gibt, daß „Goth“ für einen dann doch nicht beim Kleiderschrank aufhört. Daß die Auftakel-Orgie nicht allein fest geplant und durchdacht nur am WGT ausgepackt wird, sondern normales Ausgeh-Prozedere (und fast immer Chaos pur ist) für einen selbst ist. Daß die Alltagsgarderobe konsequent monochrom schwarz ist … und schrecklicher noch: ein musikalisches Genre irgendwann mal Verantwortlich für den ganzen Kram war … und nicht selten kommt ein sehr überforderter Ausdruck wenn man auch zufällig bissl über die Geschichte dieser inzwischen ja doch langlebigen schwarzen Sache Bescheid weiß und damit auch rausrückt – so viel Hintergrund erwarten tatsächlich die wenigsten – traurigerweise sogar Leute die selbst in schwarz bei solchen veranstaltungen rumhoppsen.
Ich hab gerade in den letzten Monaten einige Gespräche in der Richtung geführt, beim letzten Ausgeh-Abend kamen auch zwei Studenten auf mich zu die für eine Radiosendung Kurzinterviews zusammengesammelt hatten – eine der zwei Fragen war dann auch, ob das Ganze für mich denn nur Wochenend-bedingt sei und ich alltags ganz „normal“ rumlaufen würde -,- (die zwei waren ganz niedlich, also keine persönliche Kritik sondern lediglich inhaltlicher Natur) – es fällt eben allgemein vermehrt auf daß das mediale Bild sich extrem in die Richtung verlagert hat, ergo auch der Zulauf von der Seite her kommt.
… ich würd ja gern den ersten der endlich mal wieder die Strassenseite wechselt im Alltag, dafür knuddeln, ich fürchte aber daß ich denjenigen nicht erwischen werde wenn der dann die Beine in die Hand nähme – und es wär auch irgendwo wieder Rufschädigend *feix* :D
Ich schicke vorweg, dass sich Folgendes nicht gegen Dich persönlich richtet, ich kenne Dich schließlich nicht. Von der Tendenz her gehen mir aber Kommentare wie Deiner ziemlich auf die Nerven. Es ist doch vollkommen wurscht, ob Du nun jeden Tag so rum rennst, wie auf dem WGT, oder eben nur zum WGT in ne stylische Klamotte hüpfst. Weißt Du, wo genau der Pudel begraben liegt? Schau mal in Deinen Klammersatz, da steht die Antwort. Dass sich da nämlich Massen von Leuten tummeln, die vom klassischen Goten ungefähr so weit weg sind wie die Erde vom Mond. Und ob die nun nackig, berüscht oder mit nem Fotoapparat und Sensationslust da rumeiern, ist jedenfalls mir ziemlich wurscht. Das Phänomen ist doch dasselbe wie beim Christopher Street Day zum Beispiel. Da klemmt sich Omma auch gern mal ne bunte Feder an den Hintern und dackelt da mit, ohne tiefgründige Motive zu haben. Es ist halt ne Riesenparty, wo sich jeder ausleben kann, wie er es eben mag. Ob nun WGT, CSD oder weiß der Geier. Wenn Dich verkleidete Menschen stören, dann meide derartige Events. Immerhin wären wir dann schon zu Zweit.
@Katrin: Derartige Events haben immer zwei Seiten. Sicher, eine Verweigerungshaltung schützt vor verkleideten Leuten, führt aber unweigerlich zur völligen Isolation, weil man außer im privaten und lokalen Freundeskreis der gleichgesinnten niemand mehr trifft, zu dem man im Internet oder sonstwo Kontakt hat. Auch das kann durchaus etwas gewolltes in sich tragen, jeder nach seinem Geschmack.
Für mich (und ich unterstelle auch für Alwa) sind aber solche Events, Treffen und Festivals essentiell. Wie sonst hätte ich die Möglichkeit alle Bekanntschaften, Freunde und Mitstreiter wiederzusehen? Wo sonst hätte ich die Möglichkeit ein breites Rahmenprogramm zu nutzen, das so zentral auf einem Punkt konzentriert ist?
Solche Events haben eben zwei Seiten. Den Hexenfluch und den Lobgesang. Und darüber zu meckern ist erlaubt, wenn man das Loben der schönen Seiten nicht vergisst. Ich glaube, dass sich die meisten darüber im klaren sind, das „Verkleidete“ einfach dazugehören. Das war so, das ist so und das wird sich auch vielleicht nie ändern. Wenn man aber zu Hause sitzt und sich isoliert, kann man nichts ändern, der Protest verhallt ungehört in den eigenen vier Wänden. Mitmachen, mitgestalten und vorleben. Nur so kann sich langfristig die echte „Szene“ vor ihrer völligen Auflösung schützen.
@ Robert: Ich denke, allein der Mangel an Alternativen und auch ein über die Jahre lieb gewordenes Ritual läßt Grufties Jahr für Jahr dort antreten (neben denen, die, du weißt schon… Erde und Mond ;-) ). Dass man sich dann quasi zwangsläufig dort trifft, ist ein sicher angenehmer Effekt, klar. Ob es nun allerdings einen Protest darstellt, sich dem Ganzen Trubel nicht zu entziehen? Ich bezweifle es. Das ist es wahrscheinlich genauso wenig, wie es einen Protest darstellt, sich dem WGT zu verweigern. Es ist wohl vielmehr wie mit Vielem eine Frage des persönlichen Geschmacks. Vermutlich bin ich da einfach misantropher. ;-)
Ganz ehrlich, ich habe oft mal Momente, in denen ich überlege auf das WGT zu pfeifen oder mich sogar ganz zurück zuziehen (was auch kurzweilig einmal passiert ist), weil mich die Masse an Sachen, die mich stören, tierisch nerven:
Leute, die das WGT oder besser gesagt Gothic mit einem Karnevalsverein verwechseln, Leute die noch nie ein Buch angefasst haben bzw. lesen generell doof finden (ja, so was solls geben), die HIM, Unheilig und The Rasmus für gossick halten usw.
Aber dann bin ich in mich gegangen und habe mich gefragt, was genau mich stört. Und letztendlich waren und sind es das, was die Presse insbesondere beim WGT, über die „Szene“ berichtet, bzw. was für ein Bild sie Außenstehenden zeigt. Und das ist in den allermeisten Fällen für mich nur Fremdschämen pur. Bei vielen Leuten kommt zwar bei mir auch das Gefühl von Fremdschämen hoch und besonders ASRianerin weiß, wie oft mich heute immer noch so viele Dinge nerven- aber!
auch wenn ich mich manchmal allein fühle, weiß ich dass da draußen -über ganz Deutschland verteilt- es Menschen gibt, die ähnlich ticken wie ich und meine Meinung teilen. Und darum freue ich mich jedes Jahr aufs WGT- um all diese Menschen zu treffen, kennen zulernen usw.
Abschließend muss ich sagen- sicherlich hat nicht jeder dieselbe Auffassung bzw. das selbe Verständnis von Gothic wie ich, aber erinnert ihr euch, was ich in meinem allerersten Beitrag für den Gothic Friday geschrieben habe? Es ist für angekommen-sein, Zuhause, Zuflucht usw. Und notfalls geht das auch „Szene“.
Was ich so indirekt aus deinem Statement herauslesen kann: das wichtige ist was man daraus macht!
Wer das WGT nur um den Zirkus umd die Agra reduziert hat verloren, aber rein „Treffen“ technisch (und das ich halt gar net an der Agra war dieses Jahr) wars eins meiner besten.
Dem muss ich zustimmen! Für mich war es vom Aspekt des Treffens her, auch eins der besten. :)
Ich bin auch ganz klar dafür, dass die Presse nicht direkt auf die Agra darf. Wie du schon sagtest – für’s Schaulaufen und Interviews etc. gibt’s die Innenstadt…
@Bänn: Mal abgesehen davon, dass ich dies nicht für praktikabel und Berichterstattern gegenüber, die die Gesamtheit des Treffens im Blick haben, für nicht fair halte: Was würde dies ändern? Kamerageile Besucher würden sich dann eben nicht mehr auf dem Agra-Gelände aufhalten, sondern sich außerhalb einen Platz suchen, wo sich vor die Objektive der Boulevard- und auch anderer Medien geworfen werden kann. Die Berichterstattung würde sich also wohl kaum ändern. Außer natürlich, dass von Konzerten und Ausstellungen, die auf dem Agra-Gelände stattfinden, nicht berichtet wird. Wobei: Was würde einen Pressevertreter davon abhalten, sich eine normale Eintrittskarte zu kaufen?
Leider werden wir mit dem medialen Zerrbild leben müssen. Letztendlich sollte dies aber nicht so wichtig sein. Früher waren Gruftis alle Satanisten, heutzutage eben feierwütige Verkleidungskünstler. Ich denke, mal sollte einfach versuchen, einer kompletten Vereinnahmung durch Karnevalisten entgegenzuwirken. Orte schaffen und erhalten, an denen man sich wohl fühlen kann. Wie im Alltag auch. Glücklicherweise scheinen diese WGT-Gäste, deren Bild uns so ärgert, keine Lesungen, Ausstellungen und sonstige Veranstaltungen mit einem gewissen Grad an gehaltvollem Inhalt zu besuchen. Wohlfühlzonen sind somit schon jetzt reichlich vorhanden.
Ich weiß nicht genau ,ob das schon erwähnt wurde…aber wenn der Veranstalter den Pfand der Flaschen einlöst oder die Security Firma ist das unter Umständen eine Straftat.
Mein Mann arbeitet bei der Security Firma,die fürs Mera Luna unter anderem arbeitet.Diese Pfandflaschen müssen per Vertrag entsorgt werden ,als normaler Öko Müll.Je nachdem was für eine Vertag der Veranstalter mit der Stadt hat ,muss er das auch tun.Manchmal haben die Veranstalter einen Vertrag ,das der Pfand eingelöst werden darf ,aber das Geld gespendet werden muss.Mich würde das mal interessieren.
Das ist eben so mit dem Pfand aus Mülleimern .Je nach Vorgaben der Stadt machen sich Pfandsammler ,mit dem Pfand aus den Mülleimern ,strafbar wegen Diebstahl,den der Müll gehört der Stadt.Hier in Hamburg gab es deswegen schon wilde Diskussion mit der Regierung.
Er macht sich nur dann nicht strafbar ,wenn er den Pfand direkt bekommt oder aus so genannten öffentlichen anlagen sammelt ,denn damit tut er noch einen guten Dienst ,nach Aussage der Politiker.
Auf den Gelände des Veranstaltungortes und dem Gelände vor den Eingängen ,obliegt es der Security Firma ,die für den Eingang zuständig ist ,oder dem Veranstalter wie er das handelt.
Ich möchte hier keinen in Schutz nehmen,zumal ich nicht weiß wie das in Leipzig geregelt ist ,aber 30 grad hin oder her ,ich glaube das steht auch auf den Eintrittskarten das Plastikflaschen nicht erlaubt sind und wir sind dann mit Tetra Packs immer ganz gut gefahren
Wenn ihr mal darauf achtet,ob da eine blaue Tonne am Eingang steht ,wo die dann alles reinwerfen,dann kannich Euch sogar sagen ,wie das dann weiter geht.Diese Tonne wird ,wenn sie voll ist ,vom Einsatzleiter der Security versiegelt und direkt entsorgt.
@Kerstin: Das gehört zu Diskussion, die ich für sowas von überflüssig halte. Offenbar ist es aber nicht anders möglich. Das Müllgeschäft ist sowieso ein Phänomen der Neuzeit, seitdem es soviele Müllverbrennungsanlagen gibt, dass Müll zu deren Betrieb aus anderen Kommunen eingekauft werden muss. Wie dem auch sei. Wenn sich meine Heimatstadt einst dazu entscheidet den öffentlichen Müll – besonders die Pfandflaschen – für sich zu beanspruchen, werde ich wohl den Platz neben der Mülltonne wählen. Auch wenn das nicht Sinn und Zweck der Sache ist. In einigen Städten gibt es ja bereits Initiativen, die Pfandsammelbehälter neben die Mülltonnen installieren.
Zum WGT: Nur weil es auf der Eintrittskarte vermerkt ist, muss man es noch lange nicht gut finden ;) Ich verstehe dass die Verkäufer vor Ort ihren Schnitt machen wollen, aber das rechtfertigt noch lange nicht die Abgabe von LEEREN Plastikflaschen. Auf dem Amphi beispielsweise wurde der Veranstalter dazu verdonnert, Trinkwasserstellen einzurichten, an denen man kostenloses Wasser beziehen kann und damit musste er auch leere Plastikflaschen als Vorratsbehälter dulden. Ich weiß jetzt nicht ob das jemandem geschadet hat, schließlich gibt es das Amphi immer noch und in diesem Jahr sind die Getränke sogar günstiger ;)