Seit einigen Jahren ist Streaming in allen Formen und Variationen in unseren Alltag gesickert, nicht nur durch Filme und Fernsehprogramme, sondern auch durch Gaming und auch Musik. Heute werfen ein Ohr auf Thorsten und Michael, die bereits zahlreiche Streams ihrer Musiksendung „Gothic Disco Inferno“ und „Dunkle Echos“ erfolgreich absolviert haben. Seit 25 bzw. 60 Sendungen streamen sie auf Mixcloud Sendungen mit verschiedenen Schwerpunkten und den unterschiedlichsten Genres. Ich habe den Beiden ein paar Fragen geschickt, damit sie sich und ihre Sendungen näher vorstellen können.
Hallo Michael, hallo Thorsten! Mögt ihr euch den Lesern kurz vorstellen?

Michael: Ich bin Michael, ich mache seit mehr als einem Jahr das GothDiscoInferno in der aktuellen Form. Angefangen hat es schon viel früher bei Twitter, als ich beim Hashtag #fridaydisco mitgemacht habe.
Damals habe ich die Songs noch als YouTube-Links getweetet, die ich vorher in eine Playlist gespeichert habe. Ich bin dann vor 3 Jahren zu Mastodon gewechselt und habe das fortgeführt. Anfang letzten Jahres hat mich dann Stefan angeschrieben, der zu der Zeit ein Gothic-Radio bei Mixcloud aufbauen wollte.
Er hat mich dann technisch unterstützt und so hat es seinen Lauf genommen. Stefan ist jetzt nur noch im Hintergrund dabei, ohne eigene Sendung. Vorher habe ich selbst Musik gemacht und mich als Musikblogger betätigt. Das baue ich nebenbei unter „VeGaNGoTH“ wieder auf.

Thorsten: Ich bin Thorsten, komme aus Kiel, bin Anfang 50, und streame seit Ende November 2024 regelmäßig meine Sendung „Dunkle Echos“ und unregelmäßig die Spezialsendungen „Kleine Echos“ bei Mixcloud.
Ich höre schwarze Musik, seit ich 15 bin, und gehe gern zu Konzerten wie beispielsweise ACTORS, Traitrs oder Grundeis, meist in Hamburg. Ein bis zweimal im Monat bin ich in Kiel als Besucher auf Partys unterwegs, meist bei der „Nightcreatures“ in der Pumpe mit DJ Würfel, seltener bei der „Lost Souls“ in der Traumfabrik mit DJ Schnee.
Ihr findet mich bei Mixcloud, bei Mastodon unter und auf der Webseite zu den Dunklen Echos und Kleinen Echos.
Wie kam es überhaupt dazu, zusammen etwas zu machen?
Thorsten: Ich hab bei Mastodon immer mal wieder entsprechende Videolinks zu Songs
gepostet, Michael ja auch, woraufhin wir in Kontakt kamen. Freitags haben wir dann beide dunkle Musik gepostet, bis Michael auf Mixcloud umstieg. Eine Weile später bin ich auch dahin gewechselt, sodass wir in der Regel zwei Sendungen pro Woche auf die Leute loslassen – ich meist mittwochs ab 21:00 Uhr, Michael wie ein Uhrwerk freitags ab 22:00 Uhr. Es gibt musikalische Überschneidungen, keine Frage, wir fahren aber beide schon einen distinkt eigenen Stil. Ich beispielsweise habe einen Hang zu weiblichem Gesang, der relativ häufig in meinen Sendungen zu finden ist. Faith And The Muse, Kalte Nacht, Saigon Blue Rain, Rue
Oberkampf und ähnliche Bands sind regelmäßig in meiner Playlist zu finden.
Michael: Stimmt, wir haben schon jeder unsere Eigenheiten. Mein Fokus liegt auf
neuen und unbekannten Bands, von denen es erstaunlich viele gibt. Gleichzeitig
haben wir auch ein paar gemeinsame Favoriten.
Während ihr streamt, seid ihr im Chat anwesend, wo ihr mit den Zuhörern interagiert. Worum geht es in den Gesprächen und welche Fragen stellt man Euch am häufigsten?
Michael: Da die Musik quasi von allein spielt, habe ich die Möglichkeit, im Chat mit den Zuhörenden zu schreiben. Ich poste dort auch Bandcamp-Links und ergänzende Infos zu den gespielten Titeln. Da wir mittlerweile schon ein kleines Stammpublikum haben, das sich auch untereinander von Mastodon kennt, geht es oft auch privat zu. Und „Running Gags“ gibt es auch.
Thorsten: Es gibt manchmal auch Anekdoten zu Liedern oder Bands, die jemandem einfallen. Und manchmal ist es im Chat auch einfach still, weil alle der Musik lauschen oder nebenher noch was anderes machen. Letztlich ist der Livestream doch eine Musiksendung wie im Radio, nur ohne Moderation.
Sind die Sets fest geplant oder reagiert ihr auch auf eure Zuhörer, was Stimmung oder Musikwünsche angeht?
Thorsten: Wir erstellen für die jeweilige Sendung Sets, die wir abspielen. Ich hab ein paar Mal auf Mastodon beim Stammklientel angefragt, ob sich wer was wünschen möchte, das wurde tatsächlich nur ein oder zweimal genutzt. Da scheint es kein Interesse zu geben. Ich kann für mich aber sagen, dass ich meine Pappenheimer ein bisschen kenne und schon manchmal die ein oder andere Band mit hineinnehme, weil ich weiß, dass es die Person sehr freut. Und dann freue ich mich mit. Faith And The Muse oder Chameleons sind Beispiele dafür und ein Hörer findet eine kleine Metalstrecke immer gut. Aus eigener Erfahrung als regelmäßiger Partygänger weiß ich aber auch, dass sich ein gewisser Teil der Musikauswahl bei jeder Party wiederholt, was ich für meine Sendung ein bisschen langweilig fände.
Ich drücke mich mit meinen Sendungen auch aus. Ich erstelle meine Sets fast immer erst am Tag der Sendung und gehe da viel nach Gefühl und aktueller Stimmung bei mir vor. Ich feile nicht stundenlang an der Reihenfolge oder so, das hätte für mich etwas von Hausaufgaben, ich möchte selbst an der Sendung auch Spaß haben und das funktioniert für mich nicht, wenn ich da zu viel plane oder die Sendung schon zig Mal durchgehört habe.
Was mir sehr gefällt: Seit ich die Sendung mache, schaue ich viel aufmerksamer nach neuen Bands und Liedern, mein Interesse hat sich da ziemlich erweitert. Ich bin regelmäßig auf postpunk.com unterwegs, bei discogs.com, bei den Neuerscheinungen bei YT Music und schaue auch bei spontis.de ab und zu rein.
Michael: Das stimmt, die Playlist steht vorher fest, dadurch kann ich leider nicht auf spontane Wünsche reagieren. Wenn Vorschläge kommen, versuche ich die in die nächste Sendung einzubauen. Manchmal bekomme ich vorher Musiktipps, die können dann ins Set kommen. Ich spiele viel neue und weniger bekannte Musik, das gefällt den Hörenden gut. Wenn eine Band gut ankommt, höre ich tiefer rein und spiele künftig mehr davon.
Ihr stellt Sets ohne Moderation zur Verfügung, dabei wäre es doch vielleicht ganz cool, wenn ihr Bandspecials mit entsprechenden Inhalten unterlegt. Wie seht ihr das?
Michael: Tatsächlich denke ich oft darüber nach, moderierte Sendungen zu machen. Allerdings sehe ich das GothDiscoInferno mehr als Gothic-Party denn als Musik-Podcast.
Thorsten: Wir witzeln ab und zu, dass wir vielleicht mal zusammen eine echte
Party in Person veranstalten könnten, ein bisschen so wie Gildentreffen bei
Onlinecomputerspielen, aber an Moderation während meiner Sendungen denke
ich nicht.
Im Internet gibt es unzählige Möglichkeiten zu streamen, ihr könntet beispielsweise auch auf Twitch etwas machen. Warum habt ihr euch für Mixcloud entschieden?
Michael: Twitch hat zudem den Nachteil, dass es soweit ich weiß im Grunde nicht erlaubt ist, dort Musik zu streamen, an denen man nicht die Rechte hat. Es ist sozusagen ein Graubereich, da es viele Streamer gibt, die sich nicht daran halten.
Thorsten: Mir war es auch wichtig, dass die Angelegenheit rechtlich in Ordnung ist. Das ist bei Mixcloud der Fall. Neulich stieß ich auf einen Artikel über Youtube, wo es auch Zahlungen und Abmachungen der Plattform mit den Vergütungsgesellschaften gibt. Ich überlege, ob ich meine Sendungen auch dort hochlade, da das rechtlich abgesichert ist.
Mixcloud gibt an, mit Plattenlabels und den Rechteinhabern der abgespielten Musik zusammenarbeiten. Wie habt ihr euch im Vorfeld darauf vorbereitet?
Michael: Mixcloud erlaubt im Gegensatz zu Twitch ausdrücklich, Musik zu streamen, weil sie wie du sagst, Vereinbarungen mit verschiedenen Verwertungsgesellschaften abgeschlossen haben, so dass auch die gespielten Künstler vergütet werden können. Diese Rechtssicherheit war für Stefan das entscheidende Argument, Mixcloud als Plattform zu wählen.
Thorsten: Mir war und ist es total wichtig, dass da nicht irgendwann eine Unterlassungsklage mit Kostennote ins Haus flattert, deshalb kommt etwas anderes als Hobbyprojekt für mich aktuell nicht in Frage. Mixcloud hält darüber hinaus noch einige Regeln vor, was die Anzahl der Bands und Alben innerhalb einer Sendung betrifft. Das macht es ein bisschen schwierig, Bandspecials zu konzipieren, in denen nur eine Band im Fokus steht. Deshalb hab ich mich bei den „Kleinen Echos“ auf Tributes-Sendungen spezialisiert, wo ich nicht so stark gebunden bin. Bisher hatte ich Tributes-Sendungen zu The Cure, DCD, NIN, Depeche Mode und Siouxsie.
Könnt ihr euch vorstellen auch mal „in Echt“ aufzulegen und gemeinsam
auf einer Party oder eine Clubnacht aufzulegen?
Michael: Ich auf jeden Fall, allerdings sind die Gothic-Partys, die ich so kenne, schon versorgt.
Thorsten: Wie schon angedeutet, steht so eine Party als kleines Communitytreffen als kleine Spinnerei vielleicht in den Sternen – zumindest träume ich manchmal davon, unsere Leute mal live zu unterhalten und sie persönlich kennenzulernen. Bis dahin freue ich mich, wenn ab und zu Leute in den Livestream reinschauen und sich an den Aufnahmen später bei Mixcloud erfreuen.
Und natürlich, wie könnte es anders sein. Eure Top 5 Goth-Forever-Songs?
Thorsten: Oh fuck, das ist schwierig! Es folgt ausdrücklich eine Momentaufnahme in willkürlicher Reihenfolge:
- „Anwynn, Beneath the Waves“ – Faith And The Muse
- „Hope And Fear“ – Rue Oberkampf
- „Killing Time“ – Anne Clark
- „Condemnation“ – IKON
- „Black Sun“ – DCD
Michael: Ja, 5 sind wirklich wenig. Auf jeden Fall gehören dazu:
- „She’s In Parties“ von Bauhaus
- „Play For Today“ von The Cure
- „Moonchild“ von Fields Of The Nephilim
- „Polarlicht“ von Xmal Deutschland
- „Blåvand“ von The Caves
Vielleicht nehmt ihr euch in den Kommentaren ein bisschen Zeit, eure Erfahrungen mit Streaming zu teilen. Was findet ihr an Streaming gut, was gefällt euch nicht so? Wie und wo konsumiert ihr solchen Sendungen.
Wizard of Goth – sanft, diplomatisch, optimistisch! Der perfekte Moderator. Außerdem großer “Depeche Mode”-Fan und überzeugter Pikes-Träger. Beschäftigt sich eigentlich mit allen Facetten der schwarzen Szene, mögen sie auch noch so absurd erscheinen. Er interessiert sich für allen Formen von Jugend- und Subkultur. Heiße Eisen sind seine Leidenschaft und als Ideen-Finder hat er immer neue Sachen im Kopf.
Ich bin vor ein paar Jahren als Hörer bei Mixcloud gelandet und habe mir dort einige Sendungen angehört. Mein Favorit war „Dazed And Confused“ vom australischen DJ Andrew Pettit. Leider macht er die Sendung nicht mehr, ich mochte immer seine Mischung aus neuen und alten Songs.