Düstere Nachricht für alle Fans und Kartenbesitzer des Dark Munich Festival (DMF) 2016. Wie der Veranstalter Mucky Ramovic am 5. Januar mitteilte, wird das Festival ersatzlos abgesagt. Man könne seinen finanziellen Verpflichtungen aufgrund des schlechten Vorverkaufs nicht nachkommen, hat Insolvenz angemeldet und sieht sich daher auch nicht in der Lage, den Kaufpreis bereits verkaufter Tickets zurückzuerstatten. Nachdem der Veranstalter die schlechte Nachricht dann auch auf Facebook verkündete, ließ der verbale „Shitstorm“ nicht lange auf sich warten. Ein weiterer Erklärungsversuch seitens des Veranstalters fruchtete leider nicht im erhofften Verständnis. Ein paar sehr erboste Fans haben sich dann offensichtlich aufgemacht, den Veranstalter zu Hause zu besuchen, um ihr Geld zurückzuverlangen. So schrieb Ramovic gestern: „Also Leute, vor unser Tür zu stehen und wie verrückt zu klingen, das geht gar nicht! Muss ich mir jetzt um mein Leben wegen 89,- € sorgen machen???“
Doch auch in aller Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit scheint noch ein Lichtblick zu sein. Nach jüngsten Aussagen des Veranstalters auf der FB-Seite hat „eine ernstzunehmende Firma mit eigene Location und viel mehr Ressourcen […] uns angeschrieben und den Wünsch geäußert das DMF unter gewissen Umständen zu übernehmen, stattfinden zu lassen und bereits verkaufte Tickets zu akzeptieren.“
Riskobereitschaft und Teufelskreis
Es ist ein immenses Risiko, ein solches Festival auf die Beine zu stellen. Die Planungen für ein solches Event beginnen bereits mit dem Ende der vorangegangenen Veranstaltung. Bands, Location, Technik, Sicherheit wollen gebucht werden, man muss sich bereits lange im Vorfeld um Verpflegung und Unterbringung internationaler Künstler bemühen, Behörden müssen notwendige Genehmigungen ausstellen und letztendlich muss natürlich auch Werbung für ein solches Event gemacht werden. „Die Kosten für ein solches Festival liegen in 6-stelliger Höhe“ schreibt der Veranstalter in seiner Stellungnahme. Der Ticketverkauf lief allerdings sehr schleppend an, erst etwa 150 der 1500 zur Verfügung stehenden Karten seien verkauft worden. Nicht genug um offene Forderungen und anstehende Rechnungen zu begleichen. Als privater Veranstalter ohne einen starken finanziellen Background ein hohes Risiko, denn auch wenn die letzten Jahre sehr erfolgreich gewesen sind, ist das kein Garant für einen ähnlichen Abverkauf. Nachdem man den sonst so verkaufsstarken Dezember abgewartet hatte, der ebenfalls enttäuschend verlief, zog man die Notbremse und veröffentlichte diese Stellungnahme und sagte das Festival ab.
Von außen betrachtet ein Teufelskreis. Denn durch eine solche Absage bleiben natürlich die Fans auf der Strecke, die rund 90€ für ein Wochenend-Ticket bereits investiert haben. Die werden es sich in Zukunft sicher noch intensiver überlegen, ob sie für ein nicht so populäres und weniger professionell organisiertes Festival nochmal so viel Geld ausgeben. Somit sinken die Ticketverkäufe weiter, weil jeder wartet, ob das Festival nun auch wirklich stattfindet oder wieder abgesagt wird. Unter der Pleite leiden also nicht nur die Veranstalter des DMF und seine Fans, sondern auch die zahlreichen anderen ambitionierten Festivals, die sich eben nicht auf potente Schultern und große Firmen stützen können.
Enttäuschung und Hoffnung
Es ist nachzuvollziehen, dass sich die rund 150 Ticketbesitzer ärgern. Im Augenblick gibt es für sie keine Möglichkeit, ihr Geld wieder zurückzubekommen. Die einzige Möglichkeit wäre es, sich als Gläubiger beim entsprechenden Insolvenzverwalter zu melden und darauf zu hoffen, dass eventuelle Rückerstattungen bereits bezahlter Gagen oder Mietgebühren ausreichen, um die Gläubiger zu bedienen. Dem privaten Veranstalter einen Hausbesuch abzustatten ist ebenfalls keine Lösung, sondern ziemlich bescheuert. Lebt mit dem Verlust oder wendet euch an den Insolvenzverwalter!
Der Veranstalter hat sich sein 5-jähriges Jubiläum sicher auch anders vorgestellt. Aus dem ambitionierten Projekt, den Fans der Szene auch in München etwas zu bieten, ist offenbar ein Desaster geworden. Für den Veranstalter, die Fans und nicht zuletzt für den DIY-Gedanken innerhalb der Szene. Woran es gelegen hat, lässt sich im Augenblick nur spekulieren. Vorwürfe, das Festival zu kommerziell ausgerichtet zu haben, machen im Facebook-Profil des Veranstalters die Runde, auch die Band-Auswahl wird kritisiert, ebenso wie die ungünstige Aufteilung der Location. Erstaunlich unkritisch gehen dabei einige Fans mit sich selbst um, denn während sie sich über die „Kommerzialisierung“ des Festivals und der Szene echauffieren, verlangen sie ihr Geld mit allen verbalen Mitteln zurück, drohen mit Anwälten oder statten sogar Hausbesuche ab.
Doch ein Lichtstreif am Horizont scheint die Sicht der Dinge wieder zu erhellen. Denn offensichtlich gibt es jemanden, der das DMF übernehmen möchte. So verkündete man gestern:
Eine ernstzunehmende Firma mit eigene Location und viel mehr Ressourcen, hat uns angeschrieben und den Wünsch geäußert das DMF unter gewissen Umständen zu übernehmen, statt finden zu lassen und bereits verkaufte Tickets zu akzeptieren. Die möchten sich demnächst mit den Bands/Agenturen in Verbindung setzen und schauen ob die gemeinsames Wort finden. Wenn ja, dann sind wir raus und das DMF findet wie gewohnt statt und wenn nicht dann bleibt es leider bei der Insolvenz. Wir hoffen für euch alle das es funktioniert und halten Euch auf dem Laufenden. Es kann schon eine bis zwei Wochen dauern bis wir es tatsächlich wissen…
Ende gut alles gut? Bleibt abzuwarten, ob es wirklich so kommt wie angekündigt. Für die DIY-Kultur leider wieder ein herber Rückschlag, denn wieder ein paar mehr Leute überlegen es sich nun, ambitionierte Projekte finanziell zu unterstützen. Dann lieber doch wieder auf etablierte Festivals mit professionellen Background und im Anschluss daran über das immer gleiche Line-Up und die Kommerzialisierung meckern, oder?
Meiner Meinung nach ist die Pleite ein Stück weit hausgemacht. 2014 war ich von der Veranstaltung schwer beeindruckt. Ein spitzenmäßige Open Air Bühne, ein Markt, Außenbar, 2 Indoorlocations. Dazu ein gut gemischtes Programm, wenn auch zu stressig (siehe Artikel dazu auf Spontis).
2015 hab ich mich, gelinde gesagt, verarscht gefühlt. Karten gab es nur über die VVK Stelle mit 10% Aufschlag. Der Preis war also schlicht falsch ausgeschrieben. Das Programm gab es recht früh, benannt mit „Stage 1“ und „Stage 2“. Genau wie 2014. Nur war Stage 1 nicht die große Open Air Bühne, sondern die vorjährige Stage 2 in der Halle. Es gab keinen Aussenbereich, noch nicht mal schnöde Biertischgarnituren. Draußen ging nur stehen. Stage 2 war die Garage, ein klitzekleiner Club, in den (so wie ich gehört habe), gerade 200 Leute passen. Das hieß in der Praxis: entweder während eines Konzerts in der Halle los, sich im strömenden Regen an der Garage anstellen um dann unter Umständen schon gar nicht mehr reinzukommen. Drinnen war es brechend voll, die Klos neben der Bühne hab ich nur von weitem gesehen, weil ich weiter vorn einfach nur Platzangst bekommen hab. Es gab nur einen Ein- und Ausgang.
Das alles wäre irgendwie ok gewesen, hätte man es vorher gewusst. Es gab aber keine Info! Nachher schrieb Mucki ne Entschuldigung auf Facebook. Für mich zu spät. Ich persönlich bin nachhaltig sauer und wäre dieses Jahr maximal einen Tag hin gegangen. Das Lineup ist aber leider so gar nicht meins. Es ist nicht nur sehr schade um die Veranstaltung, sondern hier hat der Veranstalter meiner Meinung nach versagt. Schade drum. (Und übers Wetter maule ich ja gar nicht, da kann keiner was für.) Und mit dieser Vorgeschichte kann ich sogar ein klein wenig die Leute verstehen, die jetzt richtig sauer sind, weil sie mindestens 100 Euro verlieren. Abgesehen natürlich von Drohungen und an-der-Haustür-klingeln.
Ich entschuldige mich schon jetzt für Logik- und Rechtschreibfehler mit der Ausrede, dass ein fünf Monate altes Baby einem das Hirn ziemlich zermatscht.
So traurig das alles ist und so sehr ich der charmanten Idee von DIY auch anhänge: Viele solcher Idealisten kalkulieren einfach zu sehr mit einem nicht gerechtfertigten Bonus. Damit, das andere ihre Fehler ausbügeln. Von den Bands wird dann oft verlangt, die Gage runterzusetzen, und die Besucher müssen mit massiven Einschränkungen leben. Und: Zum Veranstalten gehört eben auch ein Risiko, dass man abfedern können muss. DIY ist kein Wert ansich.
Der Vorteil des Szene-Selbermachens greift, wenn dadurch ein schöneres Umfeld entsteht. Ein besseres Programm. Anspruchsvollere Inhalte. Irgendwas Besseres halt. Aber wenn DIY nur eine schlechte Kopie des Mainstreams hervorbringt, dann ist das sinnfrei – und muss auf der Nase landen.
Oft wird behauptet, man wolle ja kein Geld verdienen. Die Wahrheit istaber, dass man es nicht KANN. (Die Freiheit, „unliebsamme“ Gewinne nach einer Top-Veranstaltung einem guten Zweck zuzuführen, hat ja jeder.) Das ist leider auch ein Grund, warum viele solcher DIY-Veranstaltungen als „Benefiz“ laufen: Man kalkukliert so mies, dass man gar keine Gagen zahlen könnte, selbst wenn man wöllte. Da werden dann krebskranken Kinder o.ä. als eine Art Druckmittel benutzt, damit jemand Veranstalter spielen kann – und unterm Strich bleiben 100 Euro von 200 Besuchern hängen …
Ich will das ideelle Ansinnen solcher Leute ja nicht in Abrede stellen, aber das Gegenteil von Gut ist eben oftmals leider „gut gemeint“. Als „Risikopuffer“ Publikum. Helfer und Künstler zu entfremden ist auch alles andere als toll: Schließlich sind das die, für die man das angeblich macht. Ganz schlechter Stil ist dann auch die beleidigte Leberwurst: „Da hab ich mir so eine Mühe gegeben, und dann sind die Leute auch noch undankbar, weil ihnen 89 Euro fehlen.“ Klar, dass dann das Klingeln an der Wohnungstür zur Todesdrohung umgedeutet wird :-/
moin moin
zu 2015
Die Open Air Bühne und der restliche Außenbereich, wurden durch Anwohner die mit Anwälten anrückten verhindert -> keine Genehmigung!
Kurzfristig wurde dann notdürftig die Garage angemietet!
Eine vorab Info hätte ich mir auch erwünscht, ich war ebenfalls enttäuscht!
Das Risiko das 2015 abgesagt werden hätte müssen war auch ziemlich groß, da die Genehmigung der Stadt München für das noch übriggebliebene Festival, gerade mal 3 Tage vorher beim Veranstalter eingetroffen ist!
salve
Homehunter
Vielleicht könnte Crowdfunding solcher Festivals das im Artikel angesprochene Vertrauensproblem lösen. Das Festival findet nur statt, wenn eine Mindestmenge an Tickets hinreichend lange vorher verkauft wurde. Bis zu einem Stichtag lagert die Ticket-Kohle bei einem Treuhänder und dieser bringt dann wenn genug Geld zusammen ist die Ticketerlöse zum Veranstalter oder gibt sie halt den Kunden zurück.
Die Idee mit dem Crowdfunding klingt gut!
Crowdfunding funktioniert aber nur bis zu dem Moment, bis Bands, Agenturen, Lichtfuzzis, Soundfuzzis, Bühnenfuzzis, Locationbetreiber, Werbeleute, Helping Hands und die Putzkolonne entweder a) einen fest terminierten Vertrag oder b) einen Vorschuss haben möchten. Dann heisst es sich festlegen.
Ich weiss wie schwer es schon mit kleineren Konzerten und kleineren“ Szenebands sein kann, und auch was das kosten kann. Glaubt man manchmal gar nicht. War teilweise ziemlich erschreckend das mal zu sehen.
Auch glaube ich, wenn man rein nach VVK Zahlen geht, würde jeder vernünftige Mensch so um die 50% der Konzerte/Festivals im Vorfeld lieber absagen. Manche Veranstaltungen zieht man einfach nur noch in der Hoffnung von +/- Null durch. Für den guten Ruf. Oder Konventionalstrafen. Auch bei kleinen Club Konzerten teilweise. Erschreckend, aber leider auch Realität.
Crowdfunding würde tatsächlich nur funktionieren, wenn die Veranstaltung bereits vor der Planung und Organisation vollständig vorfinanziert ist. Das setzt natürlich sehr viel Know-How voraus um abzuschätzen, wie hoch die tatsächlichen Kosten sein werden. Würde bedeuteten: Du musst 90€ je Ticket vorstrecken und müsstest dann solange warten bis die VVK-Zahlen Punkt X überschritten haben und das gesamte Festival finanziert ist. Erst jetzt beginnst du damit entsprechend zu buchen und zu planen. Ich weiß nicht, ob sich das lohnt und überhaupt zeitlich umzusetzen ist. Möglich ist es aber. Das würde voraussetzen, dass genug Fans die notwendige Geduld haben.
Ich denke, die Last einer solchen Veranstaltung muss auf mehrere Schulter gelegt werden, was nicht immer einfach ist, da dann jeder ein Wörtchen mitreden möchte und das Festival möglicherweise an internen Querelen scheitert. Sobald jedes ambitionierte Festival den privaten und kleinen Rahmen verlässt, steigen die Risiken enorm an. In deiner Stammdisco kannst du das vielleicht regeln, aber wenn du Hallen oder ein Gelände mietest, geht es richtig los.
Darüber hinaus möchte ich anmerken, dass das Line-Up extrem ambitionert gewesen ist und vielleicht mit dazu beigetragen hat, dass man so hoch kalkulieren musste. Und wenn sich das Line-Up dann nicht mal mehr von denen populärerer und „professionelleren“ Festivals unterscheidet, muss man zwangsläufig eine Bruchlandung machen. Erstaunlicherweise gedeihen viele „Mini-Festivals“ die in Discotheken oder einzelnen Veranstaltungsorten stattfinden offenbar ganz gut. Im aktuellen Underground-Festival-Kalender, der demnächst veröffentlicht wird, sind vielen „alt bekannte“ wieder mit dabei.
Vielleicht liest ja jemand mit und kann hier ein „so machen wir das“ Statement abgeben?
Zur Crowdfunding Geschichte: Belest euch mal mit dem Dilemma des „Alt-Fest“ ein. Crowdfunding schützt vor Überheblichen Veranstaltern nicht …
„Zitat Robert: Dann lieber doch wieder auf etablierte Festivals mit professionellen Background und im Anschluss daran über das immer gleiche Line-Up und die Kommerzialisierung meckern, oder?“
Als ob sich das angekündeigte Lineup vom DMF 2016 so großartig von den „großen“ Festivals unterschieden hat. Wenn man die Anezichen von 2015 wahrgenommen und evtl das Festival auf 1 Veranstaltungsort reduzieren würde, mit nem Lineup wie es beim Darkspring, beim Melting Sounds oder Gotham Sounds Festival zu finden ist und nicht immer die selbe Leier von SPV – Out Of Line und Co Kg zu buchen da mit man wirklich mal wieder nen Anreiz hat auf so ein größeres Festival zu fahren.
Für jemanden wie mich ists ja mit dem Ticket noch nicht „gegessen“ kämen ja noch ordentliche Reisekosten und in Großraum München ja die nicht gerade als günstig bekannten Unterkünfte dazu. Ein Faktor der wiederum auch beim Veranstalter aufschlägt ist klar. Ne Masse an Bands buchen dazu ne Anne Clark die sicher auch nicht günstig zu buchen ist und diese Bands anschließend irgendwo unterzubekommen.
Also auch hier: Gesundschrumpfen tut gut deswegen von mir offen und ehrlich und geradeaus: Leid tuts mir nicht fürs DMF…
Aktuelle Infos aus Facebook:
Update
Aufruf zur Anmeldung von Forderungen
Wie bereits befürchtet und mehrfach mitgeteilt müssen wir nunmehr tatsächlich leider die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragen. Es hat sich trotz anfänglichem Interesse kein anderer Veranstalter gefunden der die Durchführung des DMF Festivals übernehmen kann. Auch die zwei Firmen aus Straßkirchen, die sehr grosse Interesse gezeigt haben, sind wegen dem Zeitdruck zurückgetretten.
Nach dem deutschen Insolvenzrecht müssen wir zum Insolvenzantrag alle bekannten Gläubiger mitteilen.
Diese Gläubiger sind auch alle Ticketkäufer, da eine Rückzahlung aufgrund der Vielzahl der geleisteten Kosten für das Festival nicht mehr möglich ist und kurz vor der Insolvenz auch nicht erlaubt ist.
Da ihr uns als Ticketkäufer überwiegend nicht namentlich bekannt seid, müsstet ihr uns eure Namen, Adresse und den bezahlten Betrag für die Tickets mitteilen, am besten per E-Mail an folgende Adresse: muselinko1@yahoo.de
Berücksichtigt werden können alle Ticketkäufer, die ihre Daten spätestens bis zum 05.02.2016 an uns übermitteln.
Mit der Mitteilung eurer Daten ist gewährleistet, dass ihr vom Insolvenzverwalter später schriftlich über das weitere Verfahren informiert werden und bei diesem eure Forderungen verbindlich anmelden könnt.
Wir werden nach Eröffnung des Verfahrens hier auch noch das entsprechende Aktenzeichen des Insolvenzgerichts sowie die Adresse des Insolvenzverwalters mitteilen, auch dort kann die Forderung dann angemeldet werden, ihr werdet allerdings nicht mehr separat informiert.
Wir bedauern sehr, dass das Festival trotz des Einsatzes so vieler Freunde und Helfer, sowie unseres gesamten eigenen Geldes nicht mehr auf die Beine zu stellen war und hoffen, dass euch der (mögliche) Verlust des Ticketpreises nicht zu hart trifft.
Mit freundlichen Grüßen,
M. Ramovic
Den schwarzen Peter den Menschen zuzuschieben, die sich kein Ticket gekauft haben, halte ich für falsch. Soweit ich mich erinnern kann, ist man angetreten, um Künstler abseits der üblichen Line-ups zu präsentieren. Dieses Ziel wurde aber scheinbar schnell aus den Augen verloren. Zumindest fehlte aus meiner Sicht die klare Abgrenzung zu den großen Festivals mit den gefühlt immer gleichen, von Printmagazinen geförderten Namen und eine interessantere musikalische Ausrichtung (was natürlich im Auge des Betrachters liegen mag).
Es gibt sicherlich bessere Beispiele, an denen das Verhalten des „Konsumenten“, der Forderungen stellt, aber letztendlich bei entsprechenden Angeboten seinen Hintern nicht hochbekommt, kritisiert werden kann.
@Marcus: Ich wollte den schwarzen Peter niemandem zuschieben, den diese Karte tragen viele Schultern. Selbstverständlich muss sich der Veranstalter diese Kritik auf die Fahnen schreiben lassen. Abseits der Mainstreams war das Line-Up sicherlich nicht mehr, eine klare Abgrenzung zu den etablierten Festivals fehlte. Deine Kritik ist sehr berechtigt und sollte jedem ambitionierten Veranstalter eine Warnung sein. Für mich funktionieren kleine Festivals nur noch in einem geschützten Umfeld, sei es in der Stammdisco, einem Veranstaltungsort zu dem man persönliche Beziehung hat, bei dem man die Betreiber und die Gegebenheiten kennt. Wie beispielsweise das Young & Cold in Augsburg. Kleine Location, 150 Leute für eine Nische der schwarzen Musik hat prima funktioniert. Ein Wachstum auf 800 Leute in einer anderen Location und einem anderen Rahmen ist gescheitert.
Vielleicht sollte man das Wachstum in Frage stellen. Vielleicht sind Festival und die schwarze Szene einfach ausgewachsen. Der Markt gesättigt.
Und ja, ein bisschen hat auch der Konsument seine Schuld, denn „konsumieren“ geht in dem Fall eben nicht so leicht. Ein Teil einer Subkultur zu sein bedeutet eben auch, seinen Teil beizutragen. In welcher Form das auch immer sein mag. Eigenständig Werbung machen, Freunde motivieren und einladen und dem Veranstalter das Leben leichter machen.
@Robert: „Gesättigt“ trifft es auf den Punkt. Wir haben seit Jahren das Problem, dass die etablierten Festivals immer die gleichen Headliner buchen – oder besser: mangels Alternativen buchen müssen. „Mainstream“ ist dabei ein populärer wie billiger Vorwurf. Kann man die wenigen guten Headliner wie Diary Of Dreams, ASP oder Deine Lakaien so nennen? Darf man der Szenemenge vorwerfen, dass sie offenkundig nunmal, warum auch immer, auf Bands wie Saltatio Mortis oder Schandmaul abfährt? Man braucht diese Handvoll Bands schlicht, um die nötige Zuschauermenge anzulocken, die dan via Kartenkauf die Logistik abdeckt.
Davor spielen auf diesen Festivals immer auch kleine Bands, weil die meisten Veranstalter a) durchaus Szene-affin sind und b) schon aus Veranstalter-Interesse sehr, sehr gern neue, spannende Künstler aufbauen würden. Die Frage ist nur: Wo sind diese? Die allermeisten guten Szenekünstler schon halbwegs bekannt, weil von den herkömmlichen Festivals (aus nacktewr Not heraus!) entdeckt. Unbekannte Künstler sind dagegen fast immer zu Recht dort, wo sie sind.
Die Idee eines kleinen, spannenden, unabhängigen Festivals setzt ja auf der einen Seite einen Pool von in irgend einer Weise hochwertigen unentdeckten, „geschnittenen“, „vergessenen“ Künstlern voraus – und auf der anderen ein Publikum, das genau nach diesen Künstlern Sehnsucht hat. Diese Konstellation ist m.E. zurzeit einfach nicht da.
Und noch ein Missverständnis: Publikum ist nie Schuld. Publikum hat auch keine anderen „Aufgaben“, als zu konsumieren (vor allem im intellektuellen Sinn), zu bewerten und mit den Füßen abzustimmen: Gefällt dem Publikum etwas, get es wieder hin. Wenn nicht, dann nicht. Wobei Publikum gleichermaßen gnädig wie gnadenlos sein kann. Aber Es ist nunmal der einzieg Gradmesser…
Mich wundert die Absage wenig.
Ich war im letzten Jahr dort und was da geboten wurde, war mehr als mau. Miese, unpassende Location, total beengt, keine Stände, einfach nix.
Und dafür ein derart hoher Preis (gesalzene Münchener Preise im MVV und Hotelbereich noch dazuzurechnen) ? Ich bin kein Fan von von WGT, Mera Luna und Co., aber dort bekommt man für in etwa dasselbe Geld, SO viel mehr geboten.
Das Line Up war aufm DMF auch nichts besonderes, überwiegend typisches Electro Bumm Bumm eben.
Traurig für die Fans, aber irgendwie konnte man es kommen sehen…
IMHO is der Ausstieg einer der langjährigen Macher sicher nicht ganz .. unerheblich gewesen. Aus mir nicht verständlichem / erkennbaren Grund „musste“ er „back to the USA“. Und ist seitdem MIA.
Denke, den DMF-Leuten is damit der „vital part“ der ganzen Planungs- und Orgasache flöten gegangen. Zumindest wie ich das am Rande mitbekommen hab.
Allerdings hat München schon seit einigen Jahren eher einen Geist von „ICH BIN ALT UND UND FETT UND IHR BLÖDEN KINDER MÜSST EUCH GEFÄLLIGST VERPISSEN – besonders weil meine Immobilie!!!“. Titanic City tot, das Nox kurz vorm Exitus, viele kleine und mittlere Veranstaltungen auch tot .. ja.
Natürlich mag es sein, dass ein weniger durchgemischtes Line-Up dem DMF eher geholfen hätte – aber möchte man die Besucher der Vorjahre wirklich vor den Kopf stoßen? Und damit in einer finanziellen Zwangslage noch mehr riskieren, als man eh bereits tut? Schwierig. Aus der Ferne bzw. von außen betrachtet, ohne involviert zu sein, lassen sich Urteile leicht fällen.
.. aber ICH weiß durchaus, warum ich mir sowas nich antu. Stammtische / Treffs jeglicher Art reichen völlig aus ^_^
cu, w0lf.