Es wirkt verstörend, unpassend und regt auf: Die in Uniformen gekleideten Menschen, die auch auf diesjährigen Festivals das Bild nachhaltig prägen. Da werden Mäntel und Jacken mit militärischen Rangabzeichen, Militärmützen, Stiefeln und Gürteln zu einem undurchsichtigen Stil gemischt und ganze Uniformen erwecken den Anschein, dass man auf einer militärischen Parade gelandet ist. Manche Uniformen sehen denen des dritten Reichs sogar zum Verwechseln ähnlich oder sind tatsächlich Originale mit nur notdürftig abgedeckten Details. An den Ständen von X-traX warten unzählige uniform-ähnliche Bekleidungsstücke auf kaufwillige Kunden und Military-Shops gehören mittlerweile zum festen Bestandteil des kommerziellen Szeneangebots. Zahlreiche Bands und Musiker nutzen Uniformen und militärisches Auftreten, um sich und ihre Musik auf der Bühne zu präsentieren. Man wird das Gefühl nicht los, dass man vor der Bühne dieses Vorbild aufgreift und zum modischen Stil degradiert oder Soldaten-Kleidung als Kostüm benutzt, ohne sich mit den Hintergründen zu beschäftigen.
Warum also eine Uniform? Ist das Teil einer gewollten Provokation, das Ausleben einer sexuellen Neigung, die Nachahmung des Stils seiner Lieblingsband, Spieglung einer inneren Einstellung oder schlicht und einfach Dummheit? Ich versuche Quellen, Hintergründe und mögliche Vorbilder darzustellen, die für den neuen Trend verantwortlich sein könnten und ich will einen Anreiz geben, darüber zu diskutieren. Einige Leser haben mir bereits eine E-Mail geschickt, in der sie ihre Bedenken und Ängste gegenüber dieser Form der Verkleidung äußern. Es geht in diesem Artikel nicht um eine rechte Unterwanderung der Szene! Das ist ein Thema, das losgelöst von der Uniform-Ästhetik präsent ist und sich nicht nur durch eine faschistoide Ästhetik manifestiert. Dazu wird es, ebenfalls durch den Vorschlag eines Lesers, einen weitere Artikel geben, der sich auch mit fragwürdigen Inhalten auseinandersetzt und sich auf diesen Artikel und seine hoffentlich entstehende Diskussion stützt.
Ich fand es bestürzend neben einer Gestalt zu stehen, die rein optisch locker in einem Konzentrationslager die Aufsicht hätte führen können oder im Vorzimmer von Herrn Adolf persönlich sitzen könnte… ich halte mich eigentlich für recht aufgeschlossen, aber da zieht sich bei mir alles zusammen. Anleihen aus der NS-Symbolik und einem kriegerischem Kontext finde ich unmöglich! (Alva Katharina)
Die Uniform als Provokation
Aus dem Punk geboren ist auch „Gothic“ mit der Provokation herangewachsen, die immer ein Teil des ästhetischen und künstlerischen Schaffens vieler Bands und Musiker war. Siouxsie Sioux begann damit, Uniform-Ästhetik und Nazi-Symbole auf der Bühne zu präsentieren. Inspiriert durch skandalträchtige Filme wie Cabaret (1972) und Der Nachtportier (1974), die Nazi-Ästhetik in einen erotisch-dekadenten Zusammenhang brachten, kreierte Siouxsie ihren ganz eigenen „Nazi-Chic“. Wie sie zu Beginn oft genug betonte, ging es ihr dabei nicht um ein politisches Statement oder gezielte Provokation, sondern lediglich um das Spielen mit äußerlichen Merkmalen, die sie zuvor in den Filme als schön oder aufregend empfand. 1. Vermutlich als Mittel zur Aufmerksamkeitssteigerung, nicht etwa, um eine Botschaft zu übermitteln.
Ein Journalist des Melody Maker schrieb 1977 nach einem Konzertbesuch: „Es ist vermutlich Siouxsie gewesen, die mit dem Nazi-Chic begann und den Punk beschmutzte. Sie hatte immer schon einer Vorliebe für Hakenkreuze und schwarze T-Shirts. Bei Konzerten war ihre einzige Bewegung auf der Bühne der militärische Stechschritt. Sie wirft mit faschistischen Grüßen herum, trägt eine Nazi-Armbinde und singt sogar die Worte „Deutschland, Deutschland“. (…) Sie ist ein leidenschaftloses „Rheinmädchen“, eine kalte Marionette – sehr deprimierend.“ 2
Der Punk brachte dieses Tabu-Thema provokativ auf und vor die Bühne, nicht zuletzt, um das verhasste Establishment vor den Kopf zu stoßen. Man integrierte Symbole wie das Hakenkreuz in einen zerrissenen Stil und führte es damit ad absurdum. Doch es war ein Spiel mit dem Feuer. Siouxsie & The Banshees sahen sich mit zunehmender Popularität immer wieder Vorwürfen ausgesetzt, dem Nationalsozialismus nahezustehen. 1978 reagierte die Band auf die immer kritischeren Stimmen aus der Presse und veröffentlichte das Stück „Metal Postcard“ 3 und 1980 das Stück „Israel“, um den Vorwürfen entgegenzuwirken. Es war also nicht die erwünschte Provokation mit Hintergrund, sondern offensichtlich plumpes ästhetisches „Vor-den-Kopf-stoßen“, um Aufmerksamkeit zu erregen.
„Das ist Military-Fashion, kein politisches Statement – mit der rechten Szene hat so ein Outfit nichts zu tun, das wird leider oft missverstanden.“
Wer heute in einer kompletten Uniform herumläuft, führt damit nichts ad absurdum und drückt nicht damit aus, gegen etwas zu sein. Die Provokation liegt vielmehr darin, etwas darzustellen, was mittlerweile im Mainstream auf breite Ablehnung stößt. Kein Nazi-Aufmarsch ohne Gegendemonstranten, keine Kundgebung einer rechten Partei ohne wehrhafte Bürger. Ein Aufnäher mit „Nazis raus!“ provoziert niemanden mehr, eine Nazi-ähnliche Uniform provoziert viele. Doch Provokation ohne Standpunkte und Inhalte ist gefährlich und lässt viel Spielraum für Interpretationen.
Für die meisten ist es Mode, sie finden es cool so herumzulaufen. Das Spiel mit dem Feuer gibt womöglich den besonderen Kick und übt einen besonderen Reiz aus. In einem Artikel des Kölner Stadt-Anzeigers zum Amphi-Festival 2012 beschreibt Jan S. die Motivation zu seinem grünen Armee-Outfit mit Luftwaffen-Schiffchen: „Das ist Military-Fashion, kein politisches Statement – mit der rechten Szene hat so ein Outfit nichts zu tun, das wird leider oft missverstanden.“ 4 Für ihn ist es Fashion, kein Statement. Er verbindet nichts mit seiner Verkleidung als Soldat. Gibt es Vorbilder für diesen fragwürdigen Trend?
Das Vorbild auf der Bühne – Uniformen und kriegerische Thematiken
Vorbilder stehen häufig auf der Bühne. Seit EBM, Electro und Neofolk in der schwarzen Szene aufgingen, gehören militärische Outfits zum Repertoire vieler Bands und Musiker. Schon in den 80ern wurde EBM zum festen Bestandteil der Gothic-Szene, obwohl es sich immer schon um eigenständige Subkulturen handelte, die nur die kulturellen Wurzeln und die Farbe Schwarz gemeinsam hatten. Mit der EBM wuchs auch die Präsenz martialischer Outfits, die in Form von militärischen Haarschnitten, Tarnhosen, Feldkoppeln, Bomberjacken und Kampfstiefeln immer häufiger auf beiden Seiten der Bühne anzutreffen waren.
Relevante Bands wie Front 242, Nitzer Ebb oder die Krupps etablierten diese militärischen Outfits auf der Bühne. Front 242 sorgten bereits in ihren Anfängen durch paramilitärisches Auftreten, kugelsichere Westen und eine mit Tarnnetzen behangene Bühne für Diskussionsstoff. Für manche war das eine Reaktion auf die in den 80ern allgegenwärtigen Themen „Kalter Krieg“ und „Atomare Aufrüstung“. Für andere war es eine Einladung, die Bands in die faschistische Schublade zu räumen. Wieder einmal versäumten es viele Bands, ihren Standpunkt und die Beweggründe darzulegen. Die Fans übernahmen den Stil ohne einen entsprechenden Hintergrund.
Wenn ein Großteil des Publikums das faschistoide Gehabe keineswegs als Provokation begreift, sondern als schick, aufregend, männlich und mystisch, dann wäre es für diejenigen, die damit provozieren wollen, längst an der Zeit, über den Begriff der Provokation neu nachzudenken. Grufties gegen Rechts, Bremen 1998
Erst viel später distanzierten sich die meisten Künstler sehr deutlich von politischen Inhalten, so sagte Jürgen Engler von der Band die Krupps 1994: „Wir haben uns immer ganz bewusst gegen Rechts gestellt, weil der EBM-Generation dieser faschistoide Touch anhaftete und die tonangebenden Bands sich nie klar abgrenzten, sondern unbekümmert mit solcher Symbolik kokettierten, künstlerisch frei auslegbar bleiben wollten. Dabei musst du deinen Standpunkt klarmachen, denn die wenigsten verstehen doch die künstlerische Aussage oder Provokation.“ 5
Mitte der 90er Jahre wurden einige Künstler des Genre „Neofolk“ zum Stein des Anstoßes, da ästhetische und auch inhaltliche Randbereiche betreten wurden, die abermals unkommentiert dargeboten wurden. Einige Bands und Musiker bewegten sich dazu noch in einem deutlich rechten Umfeld oder kokettierten mit Künstlern des Dritten Reichs. Death in June, Forthcoming Fire (die im Zillo 2/1996 eine diskussionsauslösende Anzeige schalteten), von Thronstahl, Weissglut, Allerseelen und Der Blutharsch waren die zentralen Figuren dieser Diskussion, die vor allem von der Initiative „Grufties gegen Rechts“ geführt wurde. Zu grenzwertig ihre Texte, zu nebulös ihre Haltung und zu deutlich ihre ästhetische Darbietung.
Auf den Wave-Gotik-Treffen zwischen 1997-2002 fanden viele der fragwürdigen Bands eine Plattform, die an zahlreichen Veranstaltungsorten für eine bizarre und verstörende Atmosphäre sorgte. Immer extremer wurden die Outfits auf und vor der Bühne. Historische und detailgetreue Uniformen aus den unterschiedlichsten Epochen und militärische Rangabzeichen und Embleme wurden zum Stil dieser Szene. Altertümliche Symbole nordischer und germanischer Myhtologie, mit denen man sich auch zur Nazi-Zeit beschäftigte, wurden zum Erkennungsmerkmal.
Die Diskussionen um die rechte Unterwanderung und um strittige Bands sind weitgehend verstummt. Dafür sind Uniformen mehr denn je präsent – auf der Bühne und im Publikum. Vielleicht auch deshalb, weil die Schwarze Szene für Leute aus dem Fetisch-Bereich immer interessanter wird und sich die Untergruppen mischen. So passen sich Musik und Künstler-Outfits – meist fern jeder weltanschaulichen oder politischen Gesinnung – der neuen Zielgruppe an und bedienen den Fetisch-Markt.
Nachtmahr brachte beispielsweise 2010 ein Album mit dem Titel „Mädchen in Uniform“ heraus. Das Cover zeigt eine leicht bekleidete Dame im Soldaten-Outfit, die Charlotte Rampling aus dem Film „Der Nachtportier (1974)“ – den bereits, wie eingangs erwähnt, Siouxsie Sioux zur ihren stilbildenden Einflüssen zählte – zum Verwechseln ähnlich sieht. So macht Thomas Rainer von Nachtmahr in einem Interview auch keinen Hehl aus seiner Intention:
„Der Titel ist selbstredend, denke ich. Der Titeltrack ist einfach mal eine Auseinandersetzung mit einem kleinen Tabu der Gesellschaft, nämlich, dass Uniformen für uns nicht nur Autorität ausstrahlen, sondern auch eine starke sexuelle Anziehungskraft haben.“ 6
Uniformen als Fetisch – Symbol für Macht und Gewalt
In den frühen 90ern strömte eine ganz andere Szene zur schwarzen Gemeinde und griff die Thematik der erotischen Kompenente einer Uniform noch einmal auf, ganz ähnlich wie es schon Siouxsie Sioux gemacht hat. Immer mehr Menschen aus der S/M-Szene strömten in die schwarze Welt, weil sie als Refugium für ihre Neigungen ideal erschien. Offenheit nach allen Seiten, die Beschäftigung mit den dunklen Seiten menschlichen Daseins und eine weit verbreitete Toleranz gegenüber neuen Strömungen sorgten schnell für neue Ableger und einen bald undurchschaubaren Stilmix aus Gothic und Fetisch. Die Uniform ist dabei eine erotische Komponente, die Macht und Gewalt ausstrahlt, wie uns eine Uniformfetischistin erklärt:
Die sinnlich-stimulierenden Reize einer Uniform liegen meiner Ansicht nach in dem Umstand, daß eine Uniform erlaubt, bis zu einem gewissen Grad in eine Rolle zu schlüpfen und im Rahmen des Rollenspiels eine andere Identität anzunehmen. Gerade militärische Uniformen, aber auch z. B. Polizeiuniformen oder sonstige Kampfanzüge, die mit dem Normalberuf und Outfit des „Trägers“ nichts zu tun haben, bereichern diesen Impuls. Ein starker sexueller Reiz geht mit Sicherheit auch schlicht davon aus, daß wenn auch unterschwellig, eine Uniform immer auch etwas darstellt, das im eigenen Kontext Macht und Gewalt beinhaltet. Zum anderen ist es sehr reizvoll, sich selbst mitunter sehr vorteilhaft in einer Uniform zu präsentieren, somit wird die eigene erotische Ausstrahlung zum inspirativen Reiz. 7
Uniformen, so behauptete Thomas Rainer, hätten ein „starke sexuelle Anziehungskraft„, die Nähe zum Film „Der Nachtportier“ spricht dagegen für sadomasochistische Phantasien mit Nazi-Ästhetik. Fakt ist, dass der tatsächliche Fetisch für Macht und Gewalt nur auf einen sehr kleinen Teil der Menschen zutrifft, die sich in der Szene bewegen. Für mich ist das ein vorgeschobenes Tabu, um mit provokanter Ästhetik erhoffte Aufmerksamkeit zu erregen.
Lack und Latex, Corsagen, Halsbänder und Peitsche mischen sich mit historischen Uniformen und militärischen Accessoires zu einem undurchsichtigen Verkleidungs-Dschungel innerhalb der Gothic-Szene. Niemand ist mehr in der Lage, den Mix auseinanderzuhalten oder die Beweggründe nachzuvollziehen. Die meisten, die sich mit Fetisch-Elementen schmücken, haben mit der BDSM-Szene keine Gemeinsamkeiten und viele, die in einer Uniform herumlaufen, sind keine Neonazis. Das alles erweckt den Anschein, dass die Gesellschaft sich an die kleinen Provokationen der Vergangenheit gewöhnt hat und die Messlatte für wirksame Mittel deshalb immer höher gelegt wird. Der Reiz des Verbotenen und das Spiel mit dem ästhetischen und symbolischen Feuer scheint die einzige Motivation zu sein. Alles andere wäre doch irgendwie eine Form von Dummheit, oder?
Selbstdarstellung auf Kosten der Integrität – Pure Dummheit?
Gothic hat nichts mit Uniformen zu tun und Soldaten-Outfits mit Nazi-Ästhetik gehören nicht in die Szene. Gothics drücken mit ihrem Äußeren immer ein wenig von ihrem Innersten aus, ganz frei nach dem Motto „Lasst mich in Ruhe mit eurer lauten und bunten Welt!„. Was also drücken Menschen in Soldaten- und Naziuniformen aus? „Ich finde es toll, auf Befehl andere Menschen zu töten!“ oder „Ich bin ein Faschist und finde toll, was damals alles erreicht wurde!“ Sicherlich nicht. Es ist unreflektiertes Gehabe. Man möchte auffallen, angeschaut werden, sich verkleiden. Provokation würde nur gelten, wenn man sein Äußeres mit Inhalten füllt, mit einem Sinn, einer Botschaft. Ich würde gerne die Botschaft eines in Soldatenuniform gekleideten Festivalbesuchers hören. Es ist Dummheit, Uniformen und Naziästhetik (insofern man da überhaupt von Ästhetik sprechen kann), unreflektiert zu seinem Äußeren zu machen.
Aktualisierung (15.08.2012)
Von Dr. Marcus Stiglegger erhielt ich eine E-Mail, in der er mich darauf hinweist, dass er bereits ein Buch über das Thema veröffentlicht hat und sich auch in vielen anderen Medien zum Thema geäußert hat. Offensichtlich habe ich nicht ausreichend recherchiert ;) Als Herausgeber und Betreiber des Ikonenmagazin – aus dem auch der Auszug mit dem Interview eine Uniform-Fetischistin stammt – beschäftigt er sich schon eine ganze Weile mit „alternative Lebensmodellen“ um „komplexe künstlerische und kulturelle Zusammenhänge einem aufgeschlossenen Publikum verständlich zu vermitteln.“ Sein Buch „Nazi-Chic und Nazi-Trash„, dass im Oktober 2011 erschienen ist, beschäftigt sich eingehend mit der Thematik:
Nazis! … Man muss nicht Indiana Jones sein, um überall auf sie zu stoßen. Oder zumindest auf ihr mediales Bild. Ein Blick in die populäre Kultur der letzten Jahre genügt: Die Palette reicht vom »Nazi-Chic« der Modewelt über sexualisierte und trashige Bilder des Nationalsozialismus im Kino bis zur faschistischen Ästhetik in der Selbstinszenierung international bekannter Musiker. Der vorliegende Band diskutiert kritisch die mal subtilen, mal plakativen Zitate faschistischer Symbolik und fragt nach Funktion und Resonanz dieses popkulturellen Phänomens. Die behandelten Beispiele führen von Kriegsfilmen wie INGLOURIOUS BASTERDS über Comic-Verfilmungen (THE SPIRIT) hin zu pornografischen Inszenierungen, vom Manga-»Cosplay« in den Fetischclubs über die Rock-’n’-Roll-Posen eines Marilyn Manson bis zur kritischen Überaffirmation der slowenischen Band Laibach.
Weitere Informationsquellen und weiterführende Links:
- „Ares und das Band der Charis – Militärische Elemente in der Mode“ von Thomas Oláh – Ausführlich im Ikonenmagazin rezensiert.
- Über das Phänomen der Nazi-Ästhetik auf der Leinwand hat Marcus Stiglegger einen Vortrag aus dem Jahre 2001 veröffentlicht: „Sadiconazista – Stereotypisierung des Holocaust im Exploitationkino„.
- Auf Deketor.fm gibt es zudem ein Audio-Interview, indem er auf Nazi-Chic im Film und in der Musik eingeht. „Nazi Chic: Coole Provokation oder modisches Unding?„
Außerdem freue ich mich, ein Interview mit Marcus Stiglegger ankündigen zu dürfen, in dem ich ihn über genau dieses Thema befragen werden und das in Kürze auf Spontis.de erscheinen wird. Im Rahmen der Themen-Wochen „Nazi-Ästhetik und rechte Unterwanderung“ sicherlich eine Bereichnung.
Einzelnachweise
- Vergleiche dazu: „Goth – Vamp and Dandies“ von Gavon Baddeley, 2010 erschienen im Plexusverlag London, Seite 68f.[↩]
- Quelle: Ein Konzertbericht im englischen Melody Maker 1977, frei übersetzt aus dem englischen Original: „It may well have been Siouxsie who started the Nazi chic that polluted Punk, she was always partial to swastikas and black shirts. In concert, just about her only stage move is a goosestep. She throws fascist salutes around, wears a Nazi spreadeagle badge, and even sings the words „Deutschland, Deutschland“ (…) She’s a passionless Rheinmädchen, a cold clockwork doll – very depressing.„[↩]
- Ein Titel als antifaschistische Hommage an den Künstler John Heartfield. Vgl. dazu: Dave Thompson: Schattenwelt: Helden und Legenden des Gothic Rock. Hannibal Verlag 2004, S. 58.[↩]
- Quelle: „Schwarze Szene zu Gast am Rhein“ ein Artikel von Elisabeth Schanz im Kölner Stadt-Anzeiger vom 21.07.2012 – http://www.ksta.de/koeln/amphi-festival-schwarze-szene-zu-gast-am-rhein,15187530,16675918.html[↩]
- Quelle: Interview mit Jürgen Engler in Ausgabe 10/1994 des Szene-Magazins Zillo, Seite 12 – Zillo Archiv DVD 1989-2004[↩]
- Quelle: Interview mit Thomas Rainer von Nachtmahr auf der Internetseite Radio Mean Variation –
http://web.archive.org/web/20160920220454/http://www.radio-meanvariation.de/news/nachtmahr-interview-zu-maedchen-in-uniform[↩] - Aus einem Interview mit der Hamburger Uniformfetischistin „Susanne“ im Ikonenmagazin, einem Online-Magazin für Kunst, Kultur und Lebensart – http://www.ikonenmagazin.de/interview/Uniform.htm[↩]
Danke für diesen Artikel und auch die Darstellung der Hintergründe und Anfänge.
Ich glaube die meisten, die in Uniformen bzw. in Uniform/Fetisch Mixoutfits herumlaufen sind weder Neonazis noch Leute die bewusst Tabus thematisieren wollen, sondern bloß entweder Menschen, die einfach nachmachen was sie bei anderen sehen (etwa auf der Bühne oder auch im Publikum bei diversen Festivals, wo ja nicht nur einzelne Uniformträger auftreten sondern fast ganze Heere) und es „schick“ finden oder welche die glauben damit würden sie ach so böse wirken. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass sich der Großteil mehr Gedanken um das Outfit macht und reflektiert mit welcher Symbolik da gespielt wird oder gar warum. Hauptsache auffallen. Dann heißt es nicht mehr „Lass mich in Ruhe, laute, bunte Welt“, sondern: „Schau her, laute, bunte Welt.“
Früher reichten zur Provokation schon ein paar Nieten, heute muss mensch sich schon fast ein Hakenkreuz auf die Stirn tätowieren lassen.
Sehr schöne Gedanken zur Uniformitis der letzten Zeit.
Besonders das letzte Foto drückt deutlich die unreflektierte Beschränktheit mancher Uniformträger aus. Bei Militärmützen mit Totenschädel wird mir ganz anders. Vielleicht ist es vor allem dieses zur Schau tragen ohne auf die damit verbundene Symbolkraft zu achten, was mich besonders stört. Es ist denke ich auch kein Zufell, dass bei Uniformen fast ausschließlich an Militär gedacht wird. Zumindest habe ich auf meinen letzten Festivals nur die Wacken-Firefighters als musizierende Institution in einer Feuerwehruniform gesehen. Von Spielmannszuguniformen oder Cheerleadern ganz zu schweigen. Diese Uniformen scheinen also nicht zum angeblichen sexuellen Fetisch zu passen. Nun gut.
Uniformen waren schon immer Teil der Provokation, haben im Sinne der Militäruniformen wie im Artikel beschrieben aber leider den wichtigen Teil der Provokation, die Botschaft, oft verloren. Wenn es Leute gibt wie Herrn Jan S., die eine (ich vermute mal) komplette Soldatenuniform in grün als „Fashion“ betrachten, die mit einer Botschaft nichts zu tun hat, dann kriege ich ein wenig das ko….. Diese Art Uniformen tragen üblicherweise Leute, die andere Leute totschiessen. Da kann ich beim besten Willen keine „Fashion“ entdecken.
Nein, eine Uniform als Provokation muss diese so verunstalten, karrikieren oder mit einer deutlichen Botschaft versehen, dass es klar ist, wes Geistes Kind man ist. Alles andere ist in meinen Augen mindestens das Ende von Roberts Überschrift, nämlich Dummheit.
Lieber Robert, ich bin ja fast immer mit deinen Beiträgen einverstanden, aber diesmal wird hier sehr viel durcheinander geworfen.
1. Gothic hat nichts mit Uniform zu tun. Vollkommen richtig. Allerdings besteht die „schwarze Szene“ eben nicht nur aus Gothics/Goths oder wie man das auch immer nennen will. Im Industrial waren Uniformen von Anfang an vertreten. Das ist auch nicht verwunderlich mit dessen klarer Antihaltung. Ausserdem strahlt eine Uniform wohl die extremste ambivalente Wirkung aus, die man sich bei Kleidung vorstellen kann. Macht, Gewalt auf der einen Seite, Fetisch, Sex auf der anderen. Das zusammen mit dem Provokationsfaktor und der Trotzhaltung gegenüber der Gesellschaft machen sie zu einem sehm interessanten Kleidungsstück, welcher sehr gut in diesen Kontext passt. Wenn man Throbbing Gristle bei einer Suchmaschine eingibt, sind bereits die ersten Bandfotos die angezeigt werden durchaus mit militärischen Unterton (bezogen auf die Kleidung).
2. Mich wundert, dass du Joy Division gar nicht angesprochen hast. Sie hatten durchaus auch anfangs Probleme mit einem solchen Image. Siehe das Cover von „An Ideal for living“.
3. „Doch Provokation ohne Standpunkte und Inhalte sind gefährlich und lässt viel Spielraum für Interpretationen.“ Also wäre es doch in Ordnung eine alte SS-Uniform ohne Abzeichen zu tragen und dazu eine Armbinde mit einer weißen Rose und Abzeichen mit dem Lothringer Kreuz daraufnähen. Dann kann jeder mit ein wenig Wissen erkennen, dass es sich hier nicht um eine „rechte“ Positionierung handelt, oder?
4.Wieso soll eine Uniform eine Verkleidung sein. Das altertümliche Kleid und der einheitliche Batcave Look aber nicht?
5. Ich würde zwischen Uniform und paramilitärischen Look á la Front 242 auch deutlich trennen. Ein solcher Look passt sehr gut ins apokalyptische Bild solcher Bands. Aber eine Offiziersuniform oder ähnliches passt da eben nicht rein.
6. Death in June sowie der Blutharsch beweg(t)en sich NICHT in einem deutlich rechten Umfeld. Ich finde es etwas fragwürdig wenn man Albin Julius und Douglas Pearce in eine Reihe mit JK stellt, der ja mit Von Thronstahl durchaus deutlich „rechte“ Tendenzen hat. Ich erinnere mich hier an ein Konzertvideo bei dem die Menge „Heil“ schreite und den missbrauchten Gladiatorengruß machten. So etwas gab es bei DI6 und DB nie, ausserdem kann man wenn man Interviews und andere Aussagen der beiden liest sehr schnell darauf kommen, dass die damit nicht viel am Hut haben.
7. Was ist bei dem Foto ein undurchschaubarer Stilmix? Ich sehe hier überhaupt nichts anstößiges.
8. Wie kann man eine Uniform reflektiert nach außen tragen? Durch so etwas wie ich bereits beschrieben habe?
9. Man kann sicherlich streiten in wie weit man „Naziästhetik“ gut findet, aber ein generelles absprechen einer gewissen Ästhetik ist nicht haltbar
10. Wo sind Laibach?;)
Bei dem unteren Herrn finde ich es auch fragwürdig, da er den original SS-Totenkopf trägt. Auf der Bühne mag das zu einem Gesamtwerk gehören, aber so finde ich das auch nicht gut.
@Piet Noir: Es freut mich, dass du mit einigen Punkten nicht einverstanden bist :) Sonst gäbe es ja nichts zu diskutieren.
zu 1.) Gehört Industrial wirklich zur „schwarzen Szene“? Ganz ähnlich wie bei EBM bin ich mir hier nicht ganz sicher. Wie auch Gothic gehört Industrial auch zu den Musikrichtungen, die mit Punk populär geworden sind. Das Throbbing Gristle ebenfalls mit dieser Form der Darstellung spielten, ist mir bekannt, ich wollte jedoch nicht auf jede einzelne und kleine Subkultur eingehen, die sich mit der Thematik „Uniformen“ auseinandersetzen. Das hätte sonst den Rahmen gesprengt.
zu 2.) Interessant, dass du das ansprichst, in einem der ersten Entwürfe ware tatsächlich auch Joy Division vertreten. Da sie sich aber nie in ihrem Bekleidungsstil einer Uniform näherten halte ich sie diesbezüglich nicht für relevant. Darüber hinaus hätte ich die Liste der Bands, die mit kontroversen Symboliken spielten noch endlos erweitern können. Joy Division, Throbbing Gristle, Laibach, … Ich habe mir für Siouxsie and the Banshess entschieden, um sie als Beispiel zu nehmen. Joy Division (um nochmal darauf zurück zu kommen) verhielten sich aber ganz ähnlich. Allein der Bandname erschien manchen kontrovers, ebenso das von dir angesprochene Album. Auch hier fehlte jeglicher Standpunkt, leider kam Ian Curtis auch nie dazu, Vorwürfe auszuräumen. Du hast aber Recht, die Liste der Einflüsse könnte man beliebig erweitern.
zu 3.) Standpunkte sind meiner Meinung nach geäußerte Positionen, oder deutlichere Gegenüberstellungen. Das Spielen mit gegensätzlichen Symbolen ist ebenfalls nicht ganz unkritisch zu sehen, die weiße Rose zum Lothringer Kreuz, wie von Dir angesprochen, musste ich erstmal recherchieren. :-) Grundsätzlich hast du aber Recht, Symbole die sich in ihrer Wirkung aufheben lassen durchaus einen Standpunkt erkennen, auch wenn man sich damit beschäftigen muss. Auch das apokalyptische Bild dieser Band habe ich erwähnt, denn für mich war es tatsächlich eine Folge von kaltem Krieg, atomarer Aufrüstung und Industrialisierung, auch wenn hier untermauernde Hinweise fehlen. Ich habe dargestellt, dass man das ganze aber auch ganz woanders einsortieren kann, wenn man möchte. Alles Interpretation.
zu 4.) Sagen wir es anders: Ich HOFFE, dass Uniformen eine Verkleidung sind, alles andere würde mich noch mehr verstören und beängstigen. Verkleidete gibt es aber in allen Bereichen, doch manche in altertümlichen Kleid füllen ihr dasein ebenso mit Inhalt. Die Liebe zur Vergangenheit, zu Umgangsformen und Verhaltensweisen beispielsweise. Ich wünsche mir daher, dass alle in Uniform nur verkleidet sind.
zu 5.) Ich habe meiner Ansicht nach diese Look von den anderen getrennt. Es lässt sich aber nicht von der Hand weisen, dass auch mit Front 242 eine militarisierung der Outfits begann. Ich spekuliere daher, das dort die Wurzeln zu finden sind, die im Laufe der Zeit immer extremer wurden. Es ist und bleibt aber Spekulation, deshalb bin für Anregungen von Deiner Seite dankbar.
zu 6.) Stimmt, das Wort „und“ in diesem Zusammenhang muss durch ein „oder“ ersetzt werden – so stimmt es nicht ganz, ich werde das ändern. Douglas Pearce ist eine windige Gestalt, Interviews für Zeitschriften mit rechter Gesinnung, Beiträge für Sampler aus dem rechten Bereich und seine teilweise sehr fragwürdigen Äußerungen lassen aber den Schluss durchaus zu. Gerne kannst du Dich auf Wikipedia mit den Quellen vertraut machen https://de.wikipedia.org/wiki/Death_in_June Wie gesagt, nichts ist sicher, alles können Behauptungen sein. Die Fakten sprechen für beide Sichtweisen.
zu 7.) Wieder richtig, hier ist die Bildunterschrift auf ein andere Bild bezogen und unter dieses gerutscht, ich korrigiere das.
zu 8.) Die Reflektion fängt früher an, warum überhaupt eine Uniform? Möchte ich mir der Aussage des Künstlers anschliessen? Was fehlt ist dann der Status als Künstler, aber nun gut. Es wäre aber durchaus ein Mittel, sein Uniform-Stil wieder geschickt ad absurdum zu führen, auch wenn ich mir das manchmal noch etwas deutlicher wünschen würden. So kann eine Uniform-Mütze bei einem kalkweiß geschminkten Gruftie durchaus als reflektiert gelten. „Totgeschminkt“ trifft den symbolischen Tod einer Uniformmütze. Aber das ist ein breites Feld. Wie bereits geschrieben, führen jedoch ganze historische Uniformen nicht ad absurdum. Detailreicher Darstellungen übertreffen die nächste.
zu 9.) Für mich schon. Der letzte Teil des Artikels verlässt auch ganz bewusst die Objektivität und mischt sich mit meiner Meinung. Nazi und Ästhetik passt für mich nicht zusammen.
zu 10.) Siehe zu 2.)
@ Piet
Ich frage mich gerade, warum Du aufzählst, welche Bands fehlen (Laibach, Joy Division). Das ist doch kein Lexikon, sondern ein Artikel mit Beispielen. Es mag mir auch nicht deutlich werden, was „durcheinander geraten“ ist. Ich will es mal durchgehen:
1. Wo im Text steht das Gegenteil? Es wurde vielmehr kritisiert, dass die Bands, die Uniformen als Provokation nutzen, sich nicht erklären.
2.Auch Joy Division wären ein Beispiel – allein schon ihres Namens wegen. Richtig. Es gibt noch mehr Beispiele. Aber wie gesagt: kein Lexikon
3. Das wäre dann eine Aussage, ja. Ich habe solcherlei „Aussagen“ auf den Festivals jedoch vergebens gesucht.
4. Es ist wie bei jedem „Style“. Ohne „Aussage“ wird er zur Verkleidung.
5. Was wo wie warum reinpasst, ist immer persönliche Ansicht. Und auch hier kommt es sehr darauf an, ob ein „tieferer Sinn“ dahinter steckt. Für Bands bedeutet das: Bitte erklären oder so deutlich werden, dass es jeder Depp versteht. Alles andere halte ich für gefährlich.
6. Sehe ich anders, aber im Artikel wurde gebeten, die Diskussion um „rechte Unterwanderung“ noch ein wenig aufzusparen. Hier geht es ja erst einmal um den „Style“, der meist gänzlich ohne Gesinnung stattfindet – sogar ohne „Aussage“.
7. Ich sehe den Stilmix – Gothic-Klamotten und Accessoires + Uniform
8. Ja richtig. Durch sowas, wie du es unter Punkt 3 beschrieben hast – wenn man denn unbedingt möchte.
9. Auch persönliche Ansicht und nicht „Durcheinander“. Ich denke bei Uniformen und speziell bei Nazi-Uniformen an Gewalt, Tod, Gleichschaltung, Gleichschritt, Manipulation und an all das, wogegen ich mich – auch mit meinem „schwarzen Outfit“ – ausspreche. Außerdem ist es gegenüber den Menschen, die unvorstellbares Leid durch Krieg oder durch das Dritte Reich erfahren haben, absolut respektlos, in solchen Uniformen rumzulaufen, weil man es schick findet. Ästhetik ist für mich wahrlich was anderes. Aber sicher auch nur eine persönliche Meinung.
10. Kein Lexikon
Laibach und Joy Division habe ich nur genannt, weil diese für mich essentiell sind in Bezug auf dieses Thema. Gerade Laibach haben ja die SS-Unformen mehr als ad absurdum geführt.
Zu 1. Erste Zeile letzter Abschnitt;) Das bezog sich rein auf die „Gothic“ Schiene. Und ja Industrial gehört für mich eindeutig dazu. Mag sein, dass dies nicht von Anfang an der Fall war, doch spätestens als die Schwarze Szene mit World Serpent in den Neunzigern verschmolz und viele Grufties auf die Ähnlichkeit des Industrials aufmerksam wurden gehört es dazu. Doch gibt es schon viel frühere Verbindungen. Ian Curtis war auch mit Genesis P. Orridge befreundet und beide schätzten ihre verstörende düstere Musik, was für mich der Grundstein der schwarzen Szene ist. Auch „Einstürzende Neubauten“ gehörten bereits in den 80ern zum festen Repertoire vieler Grufties.
Zu 4. Wenn nun der „Style“ aber eben eine Aussage hat ist es eben keine Verkleidung. Doch wird das hier alles zusammengeworfen;)
Für mich ähnelt eine Uniform (mit anderen Einflüssen wie der genannten Symbole) sehr stark dem allgemeinen Gruftieoutfit mit ihren Eigenschaften:
Abgrenzung der Gesellschaft
Provokation (Darstellung von Gewalt, Macht, Tod, etc. bei vielen Gruftie-Outfits könnte man auch sage es ist unreflektiert, da man mit blassen Gesichtern und weiten Gewändern den Tod romantisiert.)
Erotisierung (bei so manch andrem schwarzen Outfit findet auch eine Erotisierung statt, damit meine ich nicht die LLL Fraktion. Auch der durchgestylte Batcave/Death Rock oder schwarzromatische Look kann auf viele sehr erotisch wirken)
Ästhetisierung (auch bei beiden Stilen vorhanden)
Also ist dieses „Outfit“ dem klassischen Gruftie-Outfit von dem Gesichtspunkt her nicht unähnlich
zu 6. Ich will auch gar nicht au das alte „rechte Unterwarunderungsthema“ eingehen. Ich wollte nur richtigstellen, dass diese beiden Künstler damit nichts zu tun haben. Ich habe mich schon – und das nicht zu knapp – mit DI6 beschäftigt und was bleibt ist für mich ein Freigeist, in manchen Bereichen sogar ein Anarchist und jemand der Menschen nicht nach Religion/Hautfarbe unterscheidet und manchmal Anspielungen in seine Texte einbaut die man vielleicht ekelhaft empfinden mag, aber keineswegs von einer politischen Ideologie durchzogen ist.
Achja und was mich immer etwas nervt ist die Verallgemeinerung: rechts (konservativ) = rechtsextrem = böse und links = gut. Ich weiß, dass ist zum Standard geworden aber in meinen Augen auch ziehmlicher Unsinn. Ich will jetzt hier nicht weiter darauf eingehen, findet sich bestimmt noch die Möglichkeit. (Bevor das jetzt jmd falsch versteht: Ich bin ausdrücklich sowas von unkonservativ und halte von linker Politik genausowenig;) )
Ich stimme euch aber zu, wenn ihr findet, dass viele Menschen dieses Kleidungsstück komplett ohne Hintergedanken tragen und ich das auch nicht sonderlich toll finde. Allerdings sollte man diese nicht unter Generalverdacht stellen (keine Unterstellung an euch). Und warum man sich nicht wohlfühlt wenn ein solcher Typ neben einem steht, weiß ich auch nicht. Man kennt die Person doch nicht.
Die Respektlosigkeit ist wieder ein philosophisches Thema. Ich denke nicht, dass das respektloser ist, als mit weißem Gesicht, umgedrehten Kreuzen und schwarzen Klamotten durch die Gegend zu spazieren.
Wenn die Nazis keine Ästhetik hätten, gebe es nicht so einen großen Zulauf- Gerade diese Verbindung aus – zu der Zeit – modernen Militär und Mystik machte sie doch für viele erst interessant. Ausserdem kann man durchaus auch blonde Frauen mit Zöpfen in schwarzen Uniformen attraktiv finden ohne auch nur irgendwas mit der Politik zu tun zu haben. Für mich ist das sehr wohl ästhetisch, genauso wie Runen, große Banner und Fackeln.
guter ansatz, interessanter artikel^^
ich möchte hier en detail gar nicht auf einzelne mehr oder weniger ausgeprägte facetten dieser symbolik eingehen, jedoch möchte ich anmerken, das das einzelne individuum, aus dem sich diese „szene“ entwickelt hat, natürlich auch einen persönlichen/individuellen geschmack im bezug auf ästhetik, musik und kleidungswahl hat.
als ich als kleiner grüner junge anfing, mich damit zu befassen, war es schwierig, überhaupt seinen geschmack zu bedienen.
heute bekomme ich alles an jeder ecke. die frage, die sich also stellt, ist nicht die facette des ausdrucks, sondern eher, ob noch individualismus vorherrscht. diese darstellung der persönlichkeit ist schon lange der profilierung gewichen. wenn ich in „normal“ schwarzen klamotten durch die strassen wandere, falle ich bei den extravagant aufgestylten mädels und jungs nicht auf, weiß jedoch für mich, das ich nicht nur drei bis fünf jahre zur selbstfindung in die „schwarze szene“ abtauche, weil ich mit meiner pubertät nicht klarkomme. das ssammelbecken, welches heute als gothic bezeichnet wird, ist schon lange nicht mehr das, was es einmal war.
nun, ich habe keine probleme mit veränderung und bin kein ewig gestriger, eben ein individualist.
deshalb stellt sich die frage, mit welchem recht ich mir erlaube, diese stilrichtung zu bewerten, da es nur in deutschland aufgrund der vergangenheit so verpönt ist. das hakenkreuz kommt in fast jeder religion dieser welt vor, ob bei den mayas oder den germanen. auch uniformen gibt es überall(selbst die fdj kleidung würde ich als uniform bezeichnen)
das heißt nicht, das ich diese entwicklung unterstütze, jedoch, und das sei erlaubt, fällt mir auf, egal ob auf amphi, wgt und demnächst bestimmt auch wieder dem m’era, das die träger in meinen augen unreife junge menschen sind, die sich weder gedanken darüber machen, noch wissen(aufgrund des geistigen horizonts) was sie damit in den köpfen der anderen hervorrufen.
jedoch mit sicherheit schon lange nicht mehr die provokation.
es ist vielmehr normal geworden, das ist das viel grössere problem dabei. dieses wird noch durch die kommerzialisierung unterstützt.
also wieder eine gruppe/szene, die ausgeblutet und ausgeschlachtet wird, bis es nichts mehr zu holen gibt.
carpe noctem…
Mensch Piet, bisschen viel mit den 10 Punkten auf einmal :-) Ich pick mir mal was raus.
Schwarze Kleidung richtet sich gegen Trends und den Mainstream (ganz blöd verallgemeinert). Damit verletzt man niemanden, weil niemand reale Erlebnisse damit verbindet. Man wirkt allenfalls abschreckend. Ein weißes Gesicht kann vieles symbolisieren, ist aber nicht mit „echten“ Symbolen verbunden, die ganz real für Gewalt, Krieg und Mord stehen. Ein umgedrehtes Kreuz ist – sofern nicht nur Mode-Gag, was ich ebenso verurteile – ein Statement gegen die Institution Kirche, die in dieser Welt schon viel angerichtet hat. Das Kreuz wird umgedreht – wohlgemerkt. Was wird an einer Uniform verfälscht, um eine Aussage zu schaffen? In den meisten Fällen nichts, weil es keine Aussage gibt. Damit meine ich die breite Masse, die so rumläuft, weil es bei X-Tra-X gerade Uniformen im Angebot gibt. Richtig ist allerdings, dass es dort auch umgedrehte Kreuze im Angebot gibt und viele andere Dinge, die gekauft werden, ohne dass der Käufer darüber nachdenkt. Damit wären wir dann bei der Kommerzialisierung, die Jörg anspricht.
Mattensan hat die entscheidene Kategorie angesprochen, die bei dieser Diskussion meines Erachtens weiterhilft: Es geht NICHT um irgendwelche Uniformen sondern um Militäruniformen! Denn bei Militäruniformen steht die Ideologie und/oder die nationalstaatliche Idee, die mit Waffengewalt verteidigt oder proaktiv verbreitet wird, auf dem Kragenspiegel oder am Ärmel.
Ob Hakenkreuz, Husaren-Totenkopf, roter Stern oder Hammer und Sichel, diese und andere Symbole sind bzw. waren Werkzeug einer staatlichen Ordnung und damit nicht deutungsfrei zu tragen. Egal ob auf einer Uniform oder auf einer veganen Hanfjacke.
Anders verhält es sich mit Fantasie-Uniformen und Fantasie-Symbolen. Ob bei Nachtmahr oder Laibach auf der Bühne, auf dem viktorianischen Picknick oder bei Steampunk-Treffen, hier wird nicht ein Regime oder eine Ideologie direkt vertreten sondern eine Fiktion dargestellt, die Emotionen auslösen soll. Dass viele Fantasie-Uniformen Anleihen bei Uniformschnitten der Wehrmacht oder SS nehmen, liegt daran, dass die Nazis ganz bewusst körperbetonte und auf machtvollen Ausdruck getrimmte Schnitte entwickelt haben (die Uniformen der Franzosen und Amerikaner hatten nicht diese Wirkung). Zudem gibt es ein weit verbreitetes kollektives Gedächtnis, dass schwarze und körperbetonte Uniformen mit weißen Nähten von den Bösen getragen werden. Manchmal reicht auch nur eine entsprechende Schirmmütze, um die Fantasie in eine Richtung zu lenken…oder drei Buchstaben in Frakturschrift…
Das hat zunächst nichts exklusiv mit der Schwarzen Szene zu tun. Bei Gruftis hat Kleidung als Ausdruck einer inneren Haltung aber stets einen gewichtigen Stellenwert eingenommen. Teile von Uniformen waren schon früh beliebte Kleidungsstücke. In den Anfängen, als noch körperverhüllende Outfits angesagt waren, wurde zu Uniformen von Totengräbern und Talaren von Geistlichen gegriffen. Der napolionische Waffenrock mit seiner doppelten Knopfreihe ist als Schnitt bis heute bei Gruftis sehr beliebt, ist aber bereits deutlich körperbetonter. Könnt ihr euch noch an die Schweizer-Armee-Jacken und Mäntel aus Wollfilz erinnern? Dazu schreibe ich mal einen separaten Blogbeitrag…
Und für die braven schwarzen Staatsbürger unter uns:
§ 132a StGB (Mißbrauch von Titeln, Berufsbezeichnungen und Abzeichen) verbietet unter Abs. 4 das unbefugte Tragen von Uniformen :-))
Tobi war jetzt schneller damit etwas anzusprechen, was mir auch eben durch den Kopf ging, aber jetzt hab ichs schon getippt, also poste ichs auch :)
Auch meiner Beobachtung nach tragen nicht grad wenige Leute uniform-ähnliches oder tatsächliche Uniformen rein aus Modegründen. Das ist ein Ansatz den ich auch für ziemlich oberflächlich und unreflektiert halte, da – gerade bei real existierenden Uniformen – ja eine gewisse Aussage mitschwingt.
Das ist aber ein recht weites Feld – ich finde es ebenfalls sehr grenzwertig mit authentischen Uniformen in der Gegend herumzulaufen, der Gipfel der Dummheit ist ohne Frage das Kokettieren mit NS-Symbolik – egal ob das aus Modegründen oder als Zurschaustellung einer tatsächlichen Einstellung gemacht wird. Abgesehen davon ist das öffentliche Tragen solcher Symbole/Abzeichen strafbar, da wärs auch angebracht die Polizei zu informieren – in Bezugnahme auf den Typen mit der SS-Mütze … andere tatsächlich existierende Uniformen mögen zwar nicht in dem Maße anstößig sein, finde ich aber dennoch ebenfalls nicht so prickelnd.
Reine Fantasy-„Uniformen“ stören mich meistens weniger, wie das was der Herr auf dem 5. Bild trägt – da seh ich jetzt auch nichts anstößiges dran, auch wenn die Gesamtwirkung gerade durch die Mütze schon sehr martialisch ist – wahrscheinlich würde es ohne die Mütze auch wieder ganz anders wirken. Die Jacke ist von einem schwarzen Klamottenhersteller – mein bester Kumpel hat die auch.
Kann man sowas strengenommen als „Uniform“ bezeichnen? Die Definition einer Uniform ist doch die, daß eine Gruppe von Menschen gleichartige Kleidung trägt um eine Zusammengehörigkeit oder Zugehörigkeit zu etwas zu zeigen. Gilt für militärische Uniformen genauso wie einheitliche Berufskleidung.
Stöpsel ich jetzt einige Kleidungsstücke zusammen die ein wenig martialisch aussehen, es aber ansonsten keinen zweiten Menschen gibt der die gleiche Kombination trägt – dann ist das doch eigentlich im Sinne der Definition keine Uniform?
Das eigentliche Problem an sowas ist dann eher die Aussenwirkung – martialische Elemente und die Farbe schwarz, weckt natürlich unschöne Assoziationen, selbst wenn es nur eine reine Fantasy-Uniform ist. Das ist auch ein recht schwieriger Punkt, gerade weil viele auch nicht zu wissen scheinen welche Symbole grenzwertig bis tatsächlich verboten sind, und wie die „echten“ Uniformen aussehen.
In dem Zusammenhang stellt sich dann die Frage ob hinter einer reinen Fantasy-„Uniform“ eine Aussage stecken kann oder zwangsweise immer nur Mode sein muss da die verwendeten Elemente oft eben keinen realen Bezug haben.
Und damit beißt sich die Schlange wieder in den Schwanz – wenns eh nur Mode sein kann, ist auch eine Fantasy-Uniform Blödsinnig, da keine Aussage dahinter stecken kann …
Ich kann diese Frage leider nicht beantworten, werde aber mal drüber nachsinnieren. Vielleicht ergeben sich ja noch Denkanstöße von anderen Kommentatoren dazu. Auch wenn ich zugeben muss selbst das eine oder andere Kleidungsstück zu besitzen daß pseudo-militärische Elemente hat (vor etwa 15-10 Jahren hüpfte ich auch noch im Tarnflecken-Mini durch die Landschaft, kann aber rückwirkend nicht behaupten, damit eine Aussage verbunden zu haben) – das geht dann aber auch eher in die Richtung Husarenjacke a la Adam Ant, der auch meine Inspiration für diese Kleidungsstücke gewesen ist. Man kann ihm aber kaum vorwerfen, mit Uniformen kokettiert zu haben, einfach weil das Gesamtkonzept ein völlig anderes war.
Ich sehe einen klaren Unterschied zwischen dem, was ein Musiker auf der Bühne treibt und dem was ein Gast im Publikum offenkundig blind aufgreift. Denn während die meisten Musiker doch offensichtlich eine Aussage treffen wollen, übernimmt der Besucher primär aus Fan-Gründen unbekümmert das Styling.
Dieser Totalitarismus-Scheiß hat in einer Jugendszene nichts verloren. Punkt. Ob die dabei herumrennen wie Ernst Thälmann oder Heinrich Himmler, ist dabei vollkommen Wurscht. Derartige Persönlichkeiten stehen für politische Radikalität und eine antidemokratische, „faschistische“ Haltung, für Krieg und Unterdrückung, so wie die meisten marxistisch geprägten Extremismen, die totale Gleichschaltung und Vernichtung von Minderheiten fordern (letzteres ganz im Sinne eines Friedrich Engels, der schon im 19. Jahrhundert von „Völkerabfall“ sprach, den es auszurotten gilt). Damit geh ich nicht spazieren, als handle es sich dabei um Pikes und Rüschenhemd.
Die Industrial-Szene definierte sich über kein Outfit. Tut sie auch heute nicht. Wenn man mal ein Genocide-Organ-Konzert unter die Lupe nimmt – dort gibt es die unterschiedlichsten Besucher, langhaarige Bombenleger inklusive.
Mal abgesehen davon, dass sich Di6 vom Nationalbolschewismus beeinflusst sahen, also ganz klar einer nationalistisch linken Ideologie, die sich vor allem in KPD- und SA-Kreisen wiederfindet, lässt sich diese Behauptung klar widerlegen. Ich erinnere mich da an einen Fanzine-Bericht zu einer Kleinveranstaltung in den neuen Bundesländern, das müsste ich einmal gezielt heraussuchen.
Die Frage, was man als Uniform bezeichnet ist in der Tat eine sehr schwierige, wie Rosa schon ausgeführt hat.
Die Frage ist doch auch immer, was ist NS-Symbolik? Ein Hakenkreuz? Ein Keltenkreuz? Runen? Nichts davon ist in meinen Augen ein Symbol, welches eindeutig auf eine politische Gesinnung zurückzuführen ist.
Und nochmal, warum sollte eine SS-Uniform (ohne Abzeichen!!!) böse und unverantwortlich sein? Ist das nicht eine Verharmlosung des Demozids der Nazis? Kann ein Kleidungsstück Menschen töten?
Zu dem Schnitt, den die Nazis extra betonten hat Tobi ja schon einiges geschrieben und das ist genau der Grund warum gerade diese Uniformen für viele so interessant sind.
Ich stehe auch für eine antidemorkratische Haltung. Warum sollte das von vornherein schlecht sein? Jede Staatsform steht für Krieg, Unterdrückung und Raub. Aber ich glaube, dass ist zu politisch für diese Diskussion;)
Ich habe nie behauptet, dass sich die Industrial Szene über ein Outfit defniniert hat, jedoch waren in dieser Szene schon immer auch Uniformen präsent. Es gibt viele Neofolk/Industrial Konzerte, auf dem die bunteste Mischung an Leuten überhaupt da ist. Aber da gibt es eben auch vermehrt Uniformen und sonstige Extremformen.
Ich bestreite nicht, dass sich DI6 auch davon beeinflusst sahen, aber eben nicht nur. Einseitigkeit kann fast jeder Band fast alles unterstellen. Man kann wahrscheinlich sogar bei Horrorpunk Bands Rassismus erkennen, wenn da einer von „weißer Haut“ singt ;) Natürlich provoziert man damit gezielt, aber es ist eben weit weniger eindeutig als gerne berichtet wird. Und nur weil politisch fragwürdige Seiten für ein Konzert oder ähnlich Werbung machen, heißt das noch lange nicht, dass diese Bands das wollten.
Eine Uniform hat nicht automatisch etwas mit Befehl und jagdwütigen Soldaten zu tun. Dieses sollte erst einmal bedacht werden. Eine Uniform ist in erster und neutraler Linie eine einheitliche Bekleidung, die bestimmte Personengruppen abgrenze bzw. nach außen hin als dem Zugehörig zu erkennen gibt. Somit ist auch der Anzug eines jeden Yuppies Uniform. Das Klicheegewand eines jeden punkhaften oder ökologisch abbaubaren Bundeswehrgegners war im Grunde auch eine Uniform.
In der Uniform sehe ich nicht das große Schreckgespenst, dessen Träger mir Angst machen will, sondern nur die letzte Konsequenz jener Uniformität innerhalb der Szene. Und Uniformität herrscht wohl für jeden gut sichtbar und unleugbar vor. Sonst würde man nicht auf den ersten Blick schon den klassischen Schwarzkittel herausfiltern oder den EBMer vom Batcaver unterscheiden können. Zudem zu allem Übel noch die Besucher anhand ihrer favorisierten Bands sortieren können. Sind doch Bandshirts auch nichts anderes als eine Uniform. Aber das nur zum Begriff alleine, kam mir dieses hier doch ein bisschen zu kurz und die Stimmgewalt gleich zu schlagartig auf das militärische Wesen.
Ich schätze, dass alles zutreffend sein kann. Je nach Träger in unterschiedlichen Dosierungen. Doch wie sollte es auch anders sein. Immerhin darf man den Vorwurf jener Vielseitigkeit nicht nur den Uniformen machen. Derartige argumentative Differenzen wird man überall finden. Vom Cyber bis Mittelaltlichen, vom Schwarzkittel bis Romantiker.
Und was die Angst mancher Leser betrifft…Bedenken kann ich nachvollziehen, aber was für Ängste denn? Dass die Szene damit neue SA-Aufmärsche provoziert? Oder ihr Gesicht verliert? Welches Gesicht denn?
Kontra. Gerade aufgrund des Argumentes der Überidentifizierung. Man bietet sich im Gewand der Anzuklagenden dar, um mit dem Mittel der Überspitzung deren Präsenz ins Lächerliche zu ziehen.
Mode wird bei vielen das Argument schlechthin sein. Aber für manche ist es ein zu schwaches Wort. Es ist vielmehr Ästhetik. Und was spricht dagegen wenn diese Ästhetik, gepaart mit der Persönlichkeit, ein authentisches Bild des Trägers abgibt.
Wer sagt, dass eine Uniform automatisch zur Assoziation des Faschismus nötigt? Doch im Grunde nur der Scheuklappenblick des Gutmenschentums. Gab es den Faschismus doch nur einige Jahrzehnte. Die Uniform im militärischen oder kämpferischen Kontext jedoch ein paar Jahrhunderte.
Somit erachte ich das Argument schon alleine aufgrund der Zeitspanne als Blödsinn. Eine Uniform symbolisiert kein Nazideutschland, egal in welchem Schnittmuster. Diese Macht besitzt allerhöchstens ein dort angebrachtes einschlägiges Symbol. Und symbolneutralisierte Uniformen haben das Recht, auf ihre Deutungsneutralität zu bestehen. Zumindest im gesellschaftspolitischen Kontext. Ob sie einem im Hinblick auf den Militarismus gefallen oder nicht, das pauschale Argumentieren mit der NS-Deutung ist fahrlässig.
Unreflektiertes Gehabe? Vielleicht möchte man mit dem Auftreten seiner inneren Schwäche entgegentreten. Womöglich entstand dieses Gefallen durch den ewigen Kampf mit sich, mit seinem Umfeld und mit seiner daraus resultierenden sozialen Integrität. Wenn man das Leben als fortwährenden Kampf mit sich und seiner eigenen Wahrnehmung versteht, so kann es nur legitim sein, dass auch nach außen zu tragen. Ist doch die Kleidung der Spiegel der Persönlichkeit.
Und wer schreibt zudem vor, dass Uniformen nur mit negativem Vokabular betitelt sein sollen? War jeder Uniformträger ein faschistischer Kindermörder der nach einer Versetzung nach Auschwitz gierte? Wohl kaum. Innerhalb dieser Kluft lebten auch Heldentaten, Mut und Widerstand gegen menschliche Widerwärtigkeiten. Der Kampf für Recht, Ethik, verteidigungswürdige Werte und Moral. Was trug man denn beispielsweise bei der Völkerschlacht zu Leipzig oder beim Sezessionskrieg? T-Shirts und Badelatschen?
Ehre (auch wenn der Begriff heutzutage viel von seiner Sittlichkeit und Ethik verloren hat), Werte, Tugenden und der positive Aspekt der Disziplin. All das steckt auch in einer Uniform. Klingt zwar alles pathetisch und theatralisch, aber definitiv nicht verwerflich.
Zudem braucht sich der Mensch nicht so zu echauffieren. Kam doch die Uniform nicht von ungefähr. In seiner Entwicklung wurde der Mensch immer von Macht angezogen. Macht sicherte das Überleben und wer kämpfte, erfolgreich kämpfte, der besaß Macht. Klingt nun wiederum verdammt grobschlächtig. Aber ohne dieses Denken hätte unsere Spezies nicht überlebt, sich nicht durchgesetzt sowie zum parasitären Gebilde industrialisiert. …vielleicht zeugt eine Uniform auch von der Kampfeslust gegen die heutzutage pervertierten Werte?
Und noch heute wird man von Macht, besonders das Weibchen von kämpfenden Männchen (und das sage ich, allen Feministinnen zum Schreck, ganz bewusst), angezogen. Woran der starke Kämpfer auch schon in frühster Zeit gefallen fand. Und begann, seine Stärke auch außerhalb des Schlachtfeldes zu präsentieren, permanent damit zu protzen. Das Gehabe des Alphatieres, das man überall in der Natur wiederfindet. Nur dass der Mensch nicht mehr gegen jeden Baum pinkelt, zumindest die wirklichen Alphatiere, oder mit dem Geweih droht. Sondern sich stattdessen in seine Kampfeskluft wirft.
Und noch heute zeigt es Wirkung. Der Soldat in seiner Uniform lässt noch immer viele Mädelsherzen glühen. Der starke Mann, für starken Nachwuchs, der Kämpfer, Beschützer, Ernährer.
Ein paar tausend Jahre Zivilisation und ein paar hundert Jahre mit Kühlschrank tilgen noch keine Jahrmillionen der tierischen Instinkte.
Und wer keinen Soldaten haben will, der steht auf seinen Bonzen. Der schwarze Anzug ist die Soldatenuniform der Neuzeit. Das Schlachtfeld wurde die Flipchart und die Waffe das Checkheft. Dennoch derselbe Effekt. Der edle Zwirn verspricht den starken Mann, für starken Nachwuchs, den Kämpfer, Beschützer, Ernährer. Das gleiche Spiel.
Somit ist es nicht verwunderlich, dass Uniformen, losgelöst von ihrer gesellschaftlichen Tragkraft, auch einen unterschwelligen Reiz besitzen. Macht, Ausstrahlung und damit natürlich auch reine Begierde wecken, ergo: sexuell anregend wirken können.
Was spricht dagegen, diese deutungsschweren Begriffe nach außen zu tragen. Über die Fönfrisur im Smoking entrüstet sich auch keiner. Auch wenn innerhalb von Anzügen ebenfalls nicht wenig Leid und Elend in die Welt getragen worden ist, als über eine militärische Uniform. Doch Anzüge, der Waffenrock des Schreibtischtäters, werden auf dem WGT auch nicht schief beäugt. Nicht einmal bei den Interpreten auf der Bühne als erörterungswürdig angesehen.
Ich selbst finde gut gemachte Uniformen reizvoll. Bin allerdings kein Träger derselben, da mir diese zu unpraktisch erscheinen. Sollte Kleidung doch in erster Linie pragmatisch bis praktisch sein.
Natürlich kann man dem Uniformträger schnell den gleichen Vorwurf an den Kopf werfen wie beispielsweise den Cybern. Nämlich ein Kostüm ohne jegliche Authentizität zu tragen. Auch wenn ein Hämpfling in einer Uniform zwar wieder im Zuge der Überidentifikation seine Aussage treffen kann, so wirkt ein Hämpfling in paramilitärischer Kluft zunehmend albern. Denn die Erscheinung des Trägers sollte die Ausstrahlung der Kleidung nicht auf unbeholfene Art parodieren.
Zudem sollten authentische Symbole aus inhumanen Zeiten auf der Bühne und im Rahmen von durchdachten Gesamtkonzepten bleiben und nicht nur als Coolheitsfaktor oder unreflektierter Zierte dienen. Wobei ich dem dennoch recht gleichgültig gegenüber stehe. Denn das Symbol, auch wenn es eine fragwürdige Bedeutung trägt, ist in erster Linie nur eine Form und erst in zweiter Instanz eine politische Aussage. Denn Aussagen können sich ändern, die Form hingegen bleibt immer gleich.
Post scriptum: Auch wenn ich Nachtmahr absolut nicht ausstehen kann, so hat er in einem Punkt Recht: Mädchen in Uniformen, bzw. in paramilitärischer Erscheinung, sind durchaus reizvoll.
Eine Uniform, angelehnt an jene, wie man sie zur Zeit des Dritten Reiches trug, ist bedeutungsschwanger. Da gibt es nichts zu rütteln und zu diskutieren. Ich frage mich ernsthaft, wie man geschichtlich und politisch nahezu einwandfrei zuzuordnende Uniformen mit der Uniformität von Jugendkulturen vergleichen kann. So heiß war es doch heute noch gar nicht!
Die Rede war nicht von irgendwelchen Uniformen. Das sollte doch eigentlich anhand der Bilder und Kommentare ersichtlich sein.
Das Tragen dieser Klamotten ist es. Die Assoziation resultiert doch nicht aus dem Nichts!
Hmm… Was ist mit den Sexpistols?^^ Gothic ist aus Punk entstanden, und Punk war von Anbeginn an war es eine reine Protestbewegung, die sich aus der Ablehnung an die britische Gesellschaft postitulierte. Da in den 70ern das Thema des kalten Krieges und das Naziregime noch sehr aktuell waren, (England=einer der 4 Siegermächte!) griffen die Sexpistols die NS-Symbolik (u.a.) als erstes auf, welches sind schlussendlich auf die ganze Punkbewegung auswirkte. Was im Umkehrschluss nicht hieß, dass das dritte Reich in irgendeiner Weise glorifiziert werden sollte, es war einfach die reine Provokation, die „Anti-Haltung“
Wo fangen wir jetzt an? Benötigen wir eine Szenepolizei zur „Selektion und Säuberung“ (vorsichtig, gefährliche Assoziation) Ich finde es beispielsweise genauso fragwürdig, wenn ich Jugendliche mit roten Stern (Stalin Regime Millionen Tote!!) oder Che Guevara-Shirt sehe… Das ist genauso unreflektiert, und wird genauso wie Uniformen von Fans übernommen (Rage Against the Machine) Genauso wie viele Außenstehende Gothics nach wie vor für Satanisten halten, die zu Vollmond eine Jungfrau opfern… Auch das kokettieren mit umgedrehten Kreuzen oder Pentagramen sollte hierbei nicht vergessen werden. Oder dass es als „chick“ gilt einen Rosenkranz zu tragen (da frage ich mich als-lediglich getaufte-Katholikin, wie bitte man so etwas AUSDRUCKSTARKES tragen kann ohne darüber zu reflektieren… Ich denke wir drehen uns da im Kreis, soll nun jedes einzelne Gothic Individuum *hust* beginnen sich für sein Outfit zu rechtfertigen? Natürlich, die Unterwanderung von Extremisten (egal ob links, rechts, religiös etc. pp.) ist stark zu verurteilen, stellen jedoch mE Ausnahmen dar… Vielmehr zeigt es mir, dass wir uns mit anderen Problematiken außeinandersetzen sollten… Gothic erfordert immer weitere „Tabubrüche“ die Szene entwickelt sich nunmal, genauso wie die Evolution des Punks zum Gothic (…) auch wenn es den „konservativen Goths“ (haha merkt ihr was?) nicht schmecken mag. Ich möchte hier keineswegs Dinge runterspielen, ABER vielleicht sollte jeder mal bei sich selbst anfangen und sein eigenes Verhalten zu hinterfragen. [sic!] Was bezweckt ihr in der Gothic Szene? Warum trägt die Mehrheit von euch Springerstiefel/Doc Martens? (Die ja auch hässliche Assoziationen dank Bildzeitung und Co. hervorrufen) Wenn man sich selbst mal hinterfragt, beginnt man vielleicht auch zu verstehen… Aber das wäre jetzt zu philosophisch und gehört in die Zeit der Aufklärung. Vielleicht sollte man wieder zum reinen Protest zurück kehren, schaut in die Welt, die Vergangenheit kann man nicht ändern, und was andere als „Kunst“ betrachten, sollte man lediglich metaphorisch interpretieren.
Das leidige Thema Uniformen… den Aufruf zur Diskussion nehme ich doch gerne an ;)
Vorweg: Ich persönlich halte nicht besonders viel von Uniformen. Da kann ich mich nur Sabrinas erstem Kommentar anschließen, Uniformen stehen so ziemlich für das Gegenteil meiner Anschauungen und Werte. Darum muss ich auch ganz ehrlich zugeben, dass Leute, die in Uniform umherlaufen, nicht gerade den besten ersten Eindruck auf mich machen. Das richtet sich nicht gegen ein etwas martialisches Auftreten wie auf Bild Nummer 5 in dem Artikel, sondern schon gegen „eindeutigere“, echte oder nachempfundene Uniformen. Man könnte sich natürlich die Frage stellen, wieso Leute Uniformen tragen und trotzdem versuchen, möglichst individuell auszusehen – da passt etwas nicht zusammen ;)
Wie Death Disco unterscheide ich zwischen Künstler und Fan – daher sehe ich das bei den Erstgenannten auch nicht so eng.
An dieser Stelle möchte ich Robert ein wenig widersprechen, was den Punkt der Erklärung des Äußeren bzw. die Darlegung der Beweggründe angeht. Das Thema, wer sich wie für was erklären muss oder sollte, halte ich für äußerst komplex. Denn wenn man sich überlegt, dass der Auftritt eines Künstlers ja durchaus zu seiner Kunst dazu gehört, muss man sich doch die Frage stellen, ob man Kunst erklären muss / sollte oder man das nicht eher gänzlich dem Betrachter bzw. Hörer überlässt. Ja, es kann provozieren, aber das tut Kunst nun mal.
Der andere Punkt ist die Frage, für was man sich erklären muss und für was nicht. Da sind die erwähnten Neofolk-Bands ein schöner Aufhänger: Auch wenn ich nicht ganz Piet Noirs Ausführungen zu Di6 und dem Blutharsch folgen möchte, so bin ich dennoch wie er der Meinung, dass die beiden nichts in einer Aufzählung mit von Thronstahl zu suchen haben. Gerade Herr Julius sollte sich zwar meiner Meinung nach überhaupt nicht darüber beklagen, „falsch verstanden“ zu werden – wer ein Album mit dem Titel „Der Sieg des Lichtes ist des Lebens Heil!“ veröffentlicht, ist dann irgendwie auch selbst schuld, wenn es entsprechend aufgefasst wird. Dennoch ist von Thronstahl für mich eine „eindeutigere“ Kategorie, weil die sich auch recht klar zu der Ideologie bekennen (und auch, wenn ich von Überführung durch Bekanntschaften nicht so viel halte, war die Zusammenarbeit mit Absurd wohl nicht ganz zufällig). Di6 und DB haben sich mehr oder weniger stark von Neonazi-Ideologie distanziert (für ihre Fans können sie ja nur bedingt was, dazu noch etwas weiter unten).
Die Frage ist: Mussten sie das? Müssen das Bands, die etwas weniger oder gar nicht provozieren wollen? Welche Art von Symbolik „verpflichtet“ zu Erklärungen? Das hat ja Piet Noir schon angedeutet, und wer nicht glaubt, dass selbst das Hakenkreuz auch in der „westlichen“ Kultur sogar bis weit nach dem zweiten Weltkrieg völlig ohne NS-Bezug verwendet wurde, dem zeige ich gerne das Gegenteil ;)
Das Problem ist eben, dass so nicht nur Bands wie Di6 und von Thronstahl vermischt werden, sondern auch :Of the Wand & the Moon: mal in die rechtsextreme Ecke gestellt wurde – böse Runen und so.
Und darum tue ich mich schwer damit, von Bands zu verlangen, dass sie ihr Auftreten erklären müssen. Muss Rudy Ratzinger sich erklären, wenn „Bunkertor 7“ in die Realität umgesetzt wird? Müssen Feindflug sich erklären? Ich meine, letztere haben sich sogar recht deutlich distanziert und dennoch gibt es Leute, die ihnen ihr Auftreten und die Thematik ihrer Lieder vorwerfen (und das, wo doch schon Titel wie „Grössenwahn“ eindeutig sein sollten).
Und hier ist mein Aufhänger, um wieder zum eigentlichen Uniform-Thema zu kommen: Ich schrieb ja schon mal zu einem anderen Thema, dass ich mir Neofolk-Konzerte ganz gerne im Ausland ansehe, weil es da deutlich „entspannter“ zugeht. Das meinte ich nicht nur in Bezug auf lächerliche Vorwürfe gegenüber den Bands, sondern durchaus auch in Bezug aufs Publikum. Witzigerweise führt diese Stigmatisierung nämlich offenbar auch dazu, dass sich mehr Uniformierte mit mehr oder weniger deutlicher politischer Aussage auf Konzerten in Deutschland herumtreiben, die man außerhalb kaum sieht. Und ja, das finde ich deutlich angenehmer. Ich weiß nur nicht, was hier Ursache und was Wirkung ist – vielleicht existiert diese Stigmatisierung ja nur aufgrund der gehäuften Anzahl Uniformierter hierzulande. Wobei natürlich nicht jeder in Uniform gleich politisch fragwürdig ist, aber sich vielleicht schon fragen sollte, was er in der Aufmachung bei einem Konzert will, bei dem über die Liebe oder die Natur gesungen wird…
PS: Noch kurz zum Thema Nazis und Ästhetik: Ich finde durchaus, dass das gut zusammenpasst. Es muss einem nicht unbedingt gefallen (wobei ich z. B. dem Baustil durchaus etwas abgewinnen kann), aber ästhetisch ist es für mich ohne Frage. Das macht ja auch einen Teil der Faszination aus.
Als sonst eher stiller Beobachter würde ich mich hierzu auch gerne zu Wort melden.. nicht zuletzt, weil mir das Thema Uniformen bereits (negativ, der Leser möge sich entsprechend positionieren) aufgefallen war..
Viele Punkte wurden bereits unter meinen Vorrednern diskutiert, und ich möchte nicht unnötig aufgreifen, ergo werfe ich direkt einen mehr oder minder neuwertigen Gedanken in den Raum…
Es geht um die Assoziation von (militärischen) Uniformen mit Krieg, Gewalt und Mord – und auch die von Guldhan aufgebrachten (das klingt schon wieder negativ..^^) positiven Aspekte, die wie bereits erwähnt pathetisch, meiner Meinung nach aber auch durchaus altruistisch daherkommen (können).. dann der wohl eher unbestreitbare Fakt der Punk-Wurzeln unserer Bewegung.. und letzlich meine ganz persönliche Haltung zu der Thematik.. Geht es euch nicht auch so, dass – völlig losgelöst jeglicher politischer, religiöser oder sonstweder Gesinnung – Gewalt und Krieg gänzlich verwerfliche Assoziationen darstellen? Die im Grundgeflecht unseres persönlichen moralischen Spinnennetzes rein gar nichts verloren haben, außer als schwerlich abänderlichen Makel menschlicher Existenz?
Unabhängig davon, ob man sich nun politisch in einem der Flügel oder im Zentrum orientieren mag, ob man nun Konflikten aus dem Weg geht, oder sich ihnen in der einen oder anderen Form stellt, ist denn der martialische Weg nicht der allerletzte Ausweg, bei dem man sich wenn man ihn denn begeht, nicht auch im Nachhinein fragt, ob es nicht doch noch eine andere Lösung gegeben hätte?
Und so ziemlich jeder mit mehr oder minder offensichtlich schwarzer Gesinnung dürfte doch zur Genüge Erfahrungen gesammelt haben (oder bei nächsten Freunden miterlebt), die einen von jeglicher aggressiver Grundhaltung schneller befreien dürften als sich unser letzter Bundespräsident befreit hat?
Warum um alles in der Welt sollte also jemand „von uns“ danach streben, diese martialische Komponente in sein nach außen getragenes Selbst zu integrieren? „Weil es Stärke und Macht verleiht“ kann ja wohl nicht irgendjemandes ernstgemeinte Antwort sein, oder?
Bei gewissen paramilitärischen Grundlagen kann ich die Sache ja selbst nachvollziehen.. wenn die Cargohose mal erst in den Rangers steckt, wird auch aus dem Hämpfling (etwaige Volljährigkeit mal lose vorausgesetzt) jemand, der eine gewisse Ausstrahlung nach außen gibt (bzw. diese in anderen unter der Bedienung von Klischees und Erwartungshaltungen erweckt), die dem Gegenüber mitteilt, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen sei. Ich sehe ein, dass für dich – Guldhan – diese Argumentation Naserümpfen hervorruft, aber das scheint mir eine ehrlich gesagt übliche Reaktion der höheren Gewichtsklasse (Brustumfang, nicht Bauchumfang) zu sein.. von meiner Warte aus ist der Effekt auf den generischen Mitbürger durchaus vorhanden – no offense here.
Aber muss denn dann die Uniform sein? Das Zeichen der Zugehörigkeit zu einem größeren Ganzen, die Verkörperung von Ehre und Macht durch physikalische Gewaltandrohung? Mal abgesehen davon, dass jegliche Form von Uniformierung ja dem schon beinahe zwanghaften Individualisten gehörig ränkeln müsste.. aber das ist wohl fraktionsübergreifend so..
Warum der Militarismus? Mich hatte das damals, als hier im beschaulichen Südwürttemberg der seltsame Onkel EBM angekommen war, schon irritiert.. und unaufgeklärt wie ich damals nunmal war, kam schon mal die Frage auf, warum denn in meinem kleinen Club hier auf einmal die Glatzen los sind, mit ihren bunten Schnürsenkeln und den Hosenträgern.. gut, Jahre der Erfahrung haben mich dann wieder einmal eines Besseren belehrt und erneut gezeigt, dass eben in der Regel nichts so einfach ist, wie es scheint.. aber falls mich damals jemand aktiv provozieren wollte, so hatte er das geschafft.. und heute hat sich das zugegebenermaßen ein wenig auf die (militärisch) Uniformierten verlagert.. Warum das Ganze?
Und noch während ich so vor mich hingrübelte, kam dann der Toleranzgimp wieder vorbei, gab mir einen freundlichen Nackenschlag, und sagte: Hey.. warst du nicht derjenige, der jahrelang nach Toleranz für deinen eigenen verdrehten Kleidungsstil schrie? – Ja, antwortete ich, und saß wieder in der gedanklichen Zwichmühle.
Und an dieser Stelle erinnere ich mich an den im letzten Jahr vermehrt aufgetretenen Ruf nach einer Rückkehr zur Intoleranz.. nicht jede Strömung, die auf irgendeiner Ebene mit dem Teil der Szene, mit dem ich mich identifiziere, freundlich aufzunehmen und mit Blumenkränzen aus Toleranz und Mitgefühl zu begrüßen. Nicht jedes Musikstückchen, das zwar irgendwie netten Beat hat, aber aussagetechnisch klar hinter dem generischen Billboard-orientierten Pseudo-Drugs-And-Pussies-Gansta-Rap zurückbleibt (nur ohne dessen in Marginalitäten restvorhandenen lyrischen Anspruch in Reimform), muss ich hören, drauf tanzen, es kaufen und kennen. Nachtmahr und Konsorten aus der Neuzeit-Elektronik-Richtung können mit ihrem – Verzeihung, jetzt wird’s etwas roh, ich komme in Rage – stupiden, dämlichen, inhaltsleeren, sexistischen und gleichermaßen dumm wie primitiv provokanten Geistesdurchfall bleiben, wo der Pfeffer wächst.
Und umgekehrt muss nicht jedermann (auf die es sich in der Regel beschränkt) gut Freund mit meinem persönlichen Stil sein, meine Musik nicht mögen, und darf mich sogar im Generellen ablehnen.. solange er sich halt an die Spielregeln hält..
Das, was meiner Meinung nach von Anfang an, über die Zeiten bis zum heutigen Tag die Schwarzen zu dem macht, was sie sind (und was sie auch nur schwer leugnen können), war die Abgrenzung von der normalen Gesellschaft ob derer völlig fehlenden, verdrehten oder anderweitig heuchlerischen Moral – schwarz ist es deshalb geworden, weil wir allesamt einen Hang zur Morbidität vielleicht sogar in die Wiege gelegt bekommen haben, Punk ist es nicht geblieben, weil es weniger um Politik ging, sondern um die Gesellschaft an sich – zum Glück, muss man sagen, wenn man sich ansieht, was der durchschnittliche „Punk“ von heute so zustande bringt..
Bleibt mir die ganz offene Frage an alle Uniformträger und -beführworter: Ist das moralisch? Oder nur provokativ? Ist es überhaupt provokativ? Und wann hat unerklärte Provokation zuletzt irgendwann irgendwem genützt, außer dem Provokateur?
Und ich würde unter obigen Gesichtspunkten noch nicht einmal eine Unterscheidung zwischen Künstler und Konsument machen – es mag da zwar Ausdrucksformen geben (und gegeben haben), die ihre Aussage in Uniform rüberbringen konnten, aber wie bereits zuvor genannt waren das stets Aspekte in einem Gesamtkonzept, und sogar dafür gab es streckenweise Risse.. wenn Uniform und kriegerisches Gemetzelgehabe die einzige Ausdrucksform ist und bleibt, wer soll da zu einem anderen Schluss kommen, als dem, dass der Akteur sich einfach zu gut darin gefällt, um die Unmenschlichkeit darin zu sehen?
Es freut mich sehr, dass über dieses Thema so zahlreich und ausführlich diskutiert wird. Ich denke, es ist wichtig, dass man sich damit auseinandersetzt, anstatt stillschweigend zu tolerieren, was um uns herum geschieht. Ich möchte zum Beitrag ergänzen, dass es tatsächlich und hauptsächlich um die kompletten militärischen Uniformen geht, die Verwendung von entsprechenden Symbolen und um die Frage, ob militärische Kleidung als „Mode“ angesehen werden sollte.
@zeroed: Sehr guter Kommentar, du solltest öfter aus dem Dunkel des Mitlesens hervortreten! Auch, wenn es fast schon heuchlerisch klingt *gg* stimme ich Dir 100% zu. Du hast klar und deutlich zum Ausdruck gebracht, was bei meiner diplomatischen Ader manchmal untergeht. Für mich widerspricht militärisches Auftreten der Grundintention der Gothic-Szene. Natürlich muss man sich die Frage stellen, inwieweit die besagten Szenen überhaupt miteinander harmonieren können.
EBM und Gothic haben meiner Ansicht nach nichts miteinander zu tun, das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Ich glaube, dieser Tatsache sind sich auch die meisten bewusst. Die Parallelen liegen – wie bereits im Beitrag erwähnt – in den Wurzeln, teilweise in den Farben und in musikalischen Überschneidungen (jedenfalls in den Randbereichen). Für mich spiegelt Gothic die Flucht in eine idealisierte Welt, die das Jetzt mit all seinen Auswüchsen ablehnt und ignoriert, Gothic steht auch für das Morbide, die Auseinandersetzung mit dem Tod und der Vergänglichkeit. Unser Outfit ist ein Teil des Ausdrucks dieser Überzeugung. Krieg, Gewalt und Macht haben darin nichts verloren, da wir den Tod in jeder Form hinterfragen.
EBM ist dagegen etwas anderes, ich kann nur eine Bedeutung hinein interpretieren, da ich nicht selbst Teil diese Szene bin. Hier geht es meiner Ansicht nach um die Konfrontation mit der Realität und eine Form der Gesellschaftskritik, die sich im Outfit darstellen kann. Die Musik bringt diese Kritik in einer gewissen Form auf die Bühne, sie zeigt: Du bist ein Teil des Ganzen, wehre Dich! Bewege Dich, um dem Trott zu entkommen, Dich zu befreien und Platz für Gedanken zu schaffen. Aber das sind nur meine Gedanken dazu.
Seit dem New Wave sind EBM und Gothic aber musikalisch vermischt worden, die allgegenwärtige Toleranz – von der Zeroed spricht – wurde zum Bumerang.
@Guldan:
Kontra? Re! Entschuldige meine deutlichen Worte, aber das halte ich für völligen Unsinn. Was wird damit ins Lächerliche gezogen, wenn man eine möglichst authentische Unfiform trägt und mitunter den Gestus übernimmt? Um etwas ins Lächerliche zu ziehen, muss man es ähnlich deutlich machen wie die Uniform selbst. Beispielsweise mit rosa Kampfstiefeln oder einer Plüschjacke :) – Frei nach dem Motto: „Bis einer heult.“
Genau das ist doch der Punkt! Wenn die Uniform die Persönlichkeit spiegelt und ein authentisches Bild des Trägers abgibt, so lässt das für mich den Schluss zu, dass sie der Träger mit Dingen wie Gewalt, Macht und Krieg identifiziert. Möglicherweise (Achtung, jetzt wird es provokant) sollte der Träger dann als Ausdruck seines Innersten Mitglied einer Armee werden oder sich als Söldner verpflichten. Oder nicht?
@Irmin:
Ich möchte deinen Kommentar nur in Kurzform wiedergeben, da er zwei wichtige Punkte enthält, auf die ich eingehen möchte: „Das leidige Thema“ und „ob man Kunst erklären muss / sollte oder man das nicht eher gänzlich dem Betrachter bzw. Hörer überlässt.“ Wichtig – Nichts davon ist persönlich gemeint!“
„Das leidige Thema“ spiegelt für mich die aktuelle Haltung vieler Szenegänger, Forenbesucher und Gesprächspartner. Man scheint genervt davon, immer wieder durchzukauen, was man sieht, sich damit zu beschäftigen und zu hinterfragen. Momentan scheint es mir so, als ob man lieber sein eigenes Süppchen kocht und stillschweigend ignoriert, was geschieht. Das finde ich nicht richtig, denn Provokation funktioniert nur mit Auseinandersetzung.
Ob sich die Kunst erklären muss? Nein, nicht immer. Wenn man aber als Künstler merkt, dass das der Hörer sich nicht in der gewünschten Form mit der Kunst beschäftigt, sondern es als Mode oder Style begreift, sollte man sich darüber Gedanken machen, die Form der Kunst und die Art des Ausdrucks zu ändern. Provokante Kunst funktioniert nur, wenn die meisten sie auch so verstehen. Kunst muss sich nicht erklären, sie muss aber zu verstehen sein. Und manche Kunstformen, gerade mit dieser Thematik, verstehe ich nicht.
@Jenny
Im Kontext zum übrigen Stil könnte das die gewünschte „Lächerlichmachung“ dessen sein, wofür „Springstiefel“ (besser gesagt Kampfstiefel) stehen. Doc Martens haben übrigens in diesem Zusammenhang keinen kriegerischen Hintergrund, denn das sind ehemals Schuhe der Arbeiterklasse, die in den Anfängen getragen wurden, um seine Herkunft deutlich zu machen (vor allem in England). Vielleicht auch eine Spiegelung der „Zwei-Klassen-Gesellschaft“. Und ja, die Vergangenheit kann man nicht ändern, man kann aber daran erinnern und das Bewusstsein schaffen, dass wir gelegentlich Gefahr laufen, dahin zurückzukehren.
@tobi und Rosa: Ich hoffe ihr verzeiht, dass ich nicht näher auf euch eingehe, aber ihr sprecht mir sowas von aus der Seele ;)
Zum Thema:
Ich denke, es sollte nicht um die Sezierung einzelner Künstler und Bands gehen, die ich im Beitrag erwähnt habe. Denn über DI6 könnte man seitenweise diskutieren. Dafür bietet ein Nachfolgeartikel – wie angekündigt – hoffentlich einer bessere Plattform. Ich finde die Entwicklung der Diskussion dennoch großartig, sie wirft viele Fragen auf, mit denen auch ich mich beschäftigen muss. Ich würde mich freuen, wenn wir weiterhin auf diesem Niveau miteinander schreiben, denn es zeigt mir, dass noch lange nicht alles zum Thema gesagt wurde.
Die „Docs“ wurde von nem Deutschen (hieß oh Wunder – Dr. Martens) erfunden und waren die ersten Schuhe mit Luftpolstersohle. Der Originaltyp der Docs hat auch keine Stahlkappe. Ansonsten dass der Erfinder ein Deutscher war hats mit extremer Denkweise nicht zu tun.
Später wurden die Schuh und auch Ranger anderer Hersteller (die berühmten 11 Loch halt) von den ersten rebellierenden Jugendgruppierungen in GB aufgegriffen da sie wegen ihrer Form durchaus respekteinflößend waren (Abwehrhaltung gegen die damalige politische Linie GB, „Boxhandschuhe für die Füße“).
Odeer wird jedem VW / Porsche Fahrer unterstellt er glorifiziere das Nazitum,, der Volkswagen (und später auf Basis des selbigen entstandene erste Porsche) ist schließlich definitiv eine Entwicklung aus der Zeit. Beinahe hätte aber Opel den Zuschlag bekommen, die Geschäftsführung von Opel machte aber den Fehler und sprach Hitler bei einem Treffen persönlich mit „mein Führer“ an was selbiger gar nicht leiden mochte – nur so kleine Info am Rande.
Ansonsten oh Wunder das ständige reinidentifiziere das einem Träger einer FANTASIE Uniform andauernd unterstellt wird er sei einer polititisch extremen Denkweise unterzuordnen was soll das? Der Fehler dass man sich andauernd nur an kriegerischen Thema festbeisst. Für mich ist die Uniform auch dass man sich auf entsprechenden Events genauso kleidet wie Carl McCOy auf dem Cover von „Dawnrazor“.
Wer natürlich – wie dieses Jahr aufm WGT – mit eindeutig erkennbarer Symbolik sich auch noch am Connewitzer Kreuz aufhält brauch sich nicht wundern das man – wie geschehen – unsanft(sic!) von dort heimischen Gruppierungen darauf hingewiesen wird (war vorm Nachtmahr Konzert).
Dann will ich mich auch mal durch die Aussagen wühlen, zu denen ich was sagen möchte:
Sorry mein Süßer, aber das halte ich für ausgemachten Blödsinn und der kausale Zusammenhang erschließt sich mir auch nicht. Wer das Jetzt ablehnt und lieber in eine idealisierte Welt flüchtet, der hat meiner Meinung nach nicht mehr alle Latten am Zaun. Das ist Realitätsflucht. Wenn das aber so ist in der Schwarzen Szene und nur ich mich irre, dann wäre das zumindest eine Erklärung dafür, dass man lieber tolerant den Kopf schüttelt, wenn man Nazi-Uniformen auf Festivals sieht und sich dann wieder in die innere Traumwelt von einer tiefsinnigen Szene zurückzieht. Den natürlichen Tod zu hinterfragen ist irgendwie nicht sehr sinnvoll, oder? Man sollte lieber Ursachen und Handlungsweisen hinterfragen, die einen gewaltsamen Tod zur Folge haben – sprich: Das menschliche Handeln sollte in vielerlei Hinsicht hinterfragt werden, nicht aber der Tod.
Nein, aber die Angst, dass ein Umfeld, das man für sich als Rückzugsort ansieht und in deren friedlichem Umfeld man sich wohlfühlt, mehr und mehr eine Atmosphäre erhält, in der man lieber kotzen als tanzen möchte. Es gibt genug Krieg und Elend auf der Welt. Wenn ich mir das ansehen will, schau ich mir Nachrichten im Fernsehen an.
Nein, eine Uniform zeugt genau von dem, was du beschrieben hast. Machtdenken! Und das ist die Wurzel vieler übler Geschehnisse auf dieser Welt. Ich will es mal einfach ausdrücken: Ich bin gegen Machtdenken und somit auch gegen Ausdrucksformen von Machtdenken. Dass die Menschheit wegen des Strebens nach Macht überlebt hat, ist wohl etwas kurz gedacht. Derjenige, der Macht hatte, hat vielleicht überlebt – auf Kosten vieler Schwächerer – mag sein. Positives oder Nachahmenswertes kann ich darin nicht erkennen.
Tierische Instinkte kann und sollte man nicht verleugnen. Aber der Mensch hat Verstand und kann eigene Entscheidungen treffen. Manche haben mehr Verstand, manche weniger. Diejenigen, die sich von Macht und Gehabe beeindrucken lassen, haben weniger oder nicht nachgedacht – das ist meine Meinung. Das wiederum bedeutet, dass ich mit denen auch nicht „spielen“ will. Schließlich kann man sich aussuchen, mit wem man sich umgeben möchte. Auch ein Grund dafür, dass ich Militäruniformen in der Schwarzen Szene nicht mag.
Richtig! Und genauso dämlich und ablehnenswert. Nur weil die von dir beschriebenen „schwarzen Anzüge“ mit negativen und ablehnenswerten Attributen verbunden sind, macht das Uniformen nicht besser. Wo ist der Zusammenhang?
Nein, aber wir benötigen immer wieder hinterfragende Beiträge und Diskussionen, um den einen der anderen zum Nachdenken zu bewegen.
Ja, das war der Kritipunkt, den viele angebracht haben. Reines Nachahmen eines Künstlers, ohne das Outfit zu hinterfragen. Wie mehrmals erwähnt wurde, geht es nicht um Fantasie-Uniformen, sondern um militärische Outfits. Wenn jemand in einer Matrosenuniform aufs Festival kommt und dazu schwarze Docs anzieht, fühle ich mich nicht unwohl, sondern amüsiere mich.
Es kommt auf die Räume an, hier ist es schon recht stickig. Bedeutungsschwanger womöglich. Aber eben erstmal nur schwanger. Dahingehend ging es mir auch nicht um geschichtlich oder politisch einwandfrei einzuordnende Uniformen. Diese Argumente legte ich erst später hinzu. Der Vergleich zur Uniformität bezog sich auf das Wort Uniform in seiner neutralen Bedeutung. Als einen identisch anzusehenden Kleidungsstil zum Zwecke der Wiederernennung und Abgrenzung. Und »Uniform« wurde oder wird dahingehend definitiv getragen.
Anhand der Bilder sehe ich einzig ein Hackenkreuz als Provokation einer Band und einen SS-Schädel auf der Schirmmütze eines Idioten. Und den SS-Schädel möchte ich auch nicht verklären. Zugegeben, auch eine billige plumpe Posterkopie von Nachtmahr und die Weste von diesem And One-Kerl habe ich selber, die gibt es in jedem größeren Outdoor-Versandhandel.
Die restlichen Dinge sind für mich einfach nur eine Uniform. Kann sein dass ich dahingehend schmerzfreier bin. Doch wie gesagt. Für mich zeugt das Symbol von einer Anlehnung an die Zeit und nicht die Uniform. Auch wenn das eine Meinung ist, die dem Tenor jener Debatte entgegenfährt.
Denn grundsätzlich gibt es so viele andere Uniformen, deren Weste auch nicht mehr so wahnsinnig weiß ist. Die römische Legionärsrüstung oder das Cowboykostüm. Ich gestehe, dass dieses Argument jetzt wissentlich überspitzt und demnach nicht zu wörtlich zu nehmen ist. Doch im Kern sind diese Kluften auch recht gewaltgeladen, werden aber als Faschingskostüm für Kinder verkauft. Darüber regt sich keiner auf. Nur dann, wenn der Verkaufsständer die Form des Hackenkreuzes aufweist.
Zudem war auch gerade das mein Anliegen. Aufzuzeigen, dass die Uniform nicht unbedingt nur zu 100% die Negation von Zivilisation, Menschrecht und Moral darstellen muss. Es sollte bei den Kommentaren auch ein anderes Bild anklingen.
Sagen wir es so. Wenn eine Uniform exakt dem zur NS-Zeit getragenen Schnitt gleicht, dann durchaus. Aber ich sah stellenweiße schon die Grundzüge einer Hexenjagd, die jede Fantasieuniform gleich in die faschistische Schiene deutete. Nur weil diese Schwarz ist, ist es nicht automatisch die Waffen SS, nur weil diese brau ist, nicht zwangsläufig die SA und ein Grau kann auch für mehr oder weniger stehen, als für die NVA-Grenztruppe.
Oder als anderer Gedanke. Auch authentische Uniformen können unterschiedlich wirken. Denn um beim Thema 3tes Reich zu bleiben, so trugen die Attentäter gegen Hitler in dessen Offiziersstab die gleiche Uniform wie des Führers Stiefellecker. Die einen sind zu würdigen, die anderen verachtenswert. Doch wie geht man dann mit der Uniform um, wenn diese auf die Tat des Menschen bzw. der Epoche gemünzt ist. Ein zu würdigender Mensch in einer verachtenswerten Uniform?
Zudem besticht diese Art Schuhwerk mit seinem Pragmatismus und dem Preis-Leistungs-Verhältnis. Ich beispielsweise war damals schweres Schuhwerk von dem Wirken auf dem Bau gewöhnt und sah sehr schnell dessen Vorteile im Rustikalen sowie in der Langlebigkeit. Und frei nach Bauhaus baute sich die Ästhetik und Schönheit des Dinges auf den Nutzen auf.
Davon mal abgesehen sehe ich den eigentlichen Springerstiefel so gut wie nie. Docs, Rangers, London Bondage, Shellys, Undergrounds, Black & White Boots zu Hauf. Oder diese hoffnungslos verkitschten New Rocks…bzw. Ledertreter mit Reißverschluss für die Dekadenz, die Ungeduldigen oder Altersschwachen. Aber wirkliche Springerstiefel, die muss man unter der Meute schon ernsthaft suchen.
Wobei die Pikes doch schon recht gewaltbereit anmuten. Ein Tritt mit denen oder mit Stahlkappen…ich wüsste nicht, was mehr schmerzen wird.
Nur etwas frage ich mich. Wenn Krieg, Gewalt und Macht abgelehnt wird. Warum dann die Verwendung von Kreuzen. Stellenweise sogar in einer Form, die dem Kruzifix nahe steht. Wenn dieses Symbol nicht auch die drei Begriffe der Ablehnung beinhaltet, dann weiß ich auch nicht.
Allzu idealistisch darf man sich selbst nicht ansehen. Gerade beim Umgang mit Symbolen darf sich auch deren Schattenseite eingestanden werden. Jede Hochkultur, aus der das Symbol stand, egal ob aus Ägypten, Griechenland oder Südamerika, trug auch Aspekte einer Unkultur in sich. Sonst hätte sie sich nicht zur Hochkultur entwickeln können. Somit ziehen sich Macht, Krieg und Gewalt wie ein roter Faden durch unsere Spezies, unser Schaffen und die Symbole. Mal mehr und mal weniger.
Man kann sich davon abwenden, dieses konsequent verbannen. Aber dafür müsste man sich wirklich komplett neu erfinden. Oder man gesteht sich ein, dass alles relativ ist.
Des Kontras Kontra… Es ist die Allgegenwärtigkeit, innerhalb jeder noch so banalen Situation. Damit wird der Status der Uniform, als prunkvolles Gewand der Festlichkeit, als Schmuckelement für Besonderheiten, allmählich aberkannt und ihr der Ernst entzogen. Sie wirkt gewöhnlich und je nach Kontext -an der Schlange vom Kölner Lidlmarkt oder der Wursttheke- lächerlich. Und dazu braucht man nicht einmal rosa Farbspray. Dazu reicht es schon, wenn man sich in Uniform mit Hitlergruß für das Wiener Würstchen oder das Zigeunerschnitzel bedankt und sich somit über die Überidentifikation der Satire bedient. Einmal außen vor gelassen, dass dann wohl die Strafanzeige schwerer wiegen wird, als das heimliche Schmunzeln diverser Nebenstehenden.
Ja, das fragte ich mich auch des Öfteren. Oder wurde es gefragt, da ich am Bahnhof oder im Zug nicht nur einmal für einen Soldaten im Urlaub gehalten wurde.
Dennoch gilt es hier zu trennen. Warum immer der Blick auf die Negation. Was hat das Wesen einer Kleidung mit deren Institution zu tun. Die Armee besteht aus mehr, als nur Flecktarnklamotten und Springerstiefel. Will denn jeder Goth, im Trauergewand sterben? Oder jedes viktorianische Fräulein auch zu dieser Zeit leben? Wohl eher nicht.
Debiler Drill, stumpfer Gehorsam und das Herhalten des eigenen Arsches für Dinge, die dieses Land nichts angehen. Darauf muss man nicht stehen, wenn man den Nutzen von Bundeswehrkleidung erkennt. Ich vermag es, das Ding in seiner Erscheinung von dessen Sinn zu trennen. Somit können das für mich zwei völlig autarke Gesichtspunkte sein. DEnn im lokalen Spektrum kann jedes Ding wieder eine komplett neue Bedeutung bekommen. Kommt es doch auf die Situation an.
Der Schluss ist definitiv legitim. Bei manchen wird es auch so sein. Aber nicht immer und überall.
So las ich beispielsweise ein Interview von einem Hilfstrupp in irgendeinem kriegsgebeutelten Land. Die Helfer trugen zur besseren Erkennung Uniform und einer davon war mächtig stolz drauf. Er sagte sinngemäß, dass er nie die Möglichkeit besessen hatte zu dienen und damit seine Uniform tragen zu können. Und nun stand er nicht einmal einen Kilometer hinter den feindlichen Linien und verteilte Hilfsgüter an die Bevölkerung. Liest sich hierbei das Wort Uniform auch nach Heroisierung von Gewalt, Krieg und Macht? Mitnichten, sie ist zwar davon Umgeben, aber steht im Widerstand dazu.
Ich weiß was du meinst. Aber damit werden dem Uniformträger automatisch kriegerische Gebaren unterstellt. Dass diese in Clubs einziehen, erst einmal ihre Kampfeslieder gegen die Boxen grölen und um sich ballern. Uniformen assoziieren Krieg, und das will man in seinem Umfeld nicht sehen. Das ist die allgemeine Aussage. Habe ich ja auch verstanden. Doch der Mensch muss das mit seinem Wesen auch erst einmal unterstreichen. Nur die Statur eines Schrankes, gepackt in eine Uniform, macht keinen Schläger aus. Und auch Kämpfer können unscheinbar sein. Zudem…soviel ich weiß, gehen diese Gestalten, ähnlich den Cybern, nur der Electro-Meute auf den Keks und nicht den Vollblutschwarzkitteln. Oder irre ich mich.
Dann nenne mir eine Hochkultur oder eine Menschheitsepoche, der es gelang, ohne kriegerische Selbstbehauptung und Macht zu überleben. Ich will das nicht schönreden. Aber es erscheint mir allzu naiv, zu denken, dass der Lebenslauf unsere Spezies auf „Gute Nachbarschaft“ begründet liegt. Der einzige soziale Akt innerhalb des Überlebens in der Natur ist die Symbiose. Der Rest basiert auf Durchsetzung. Und Durchsetzung ist ein Spiel von Macht.
Möglich. Ich sehe den Menschen mehr als Marionette seines Wesens. Der Verstand ist noch zu undurchsichtig. Und wirkt allzu seltsam, wenn man sich in die Thesen hineinliest, die besagen, dass man vom Gehirn her erst eine Handlung auszuführen beginnt und dann erst bewusst denkt, dass man diese ausführen wollte. Zwar handelt es sich in der zeitlichen Differenz nur um einen Bruchteil einer Sekunde. Und doch bringt es den Gedanken des bewussten Handels des Menschen ins wanken.
Der Mensch ist für Macht anfällig. Nicht immer in seiner offensichtlich gewalttätigen Form, sondern auch im unterschwelligen Bereich der Psychologie. Sozialer Status beinhaltet auch die Macht über Tun und Lassen. Zumindest wenn man das Wort radikal zerpflückt. Den einzigen, der nichts von Macht und Gehabe hielt, und dem ich das auch glauben möchten, war Diogenes. Auch wenn in dessen Entbehrung schon wieder das Bewusstsein der Macht, dieses Leben zu können und anderen das bewusst vorzuzeigen, lag.
Der Zusammenhang war das Gleichnis. Beides ist Uniform, beides symbolisiert Macht. Das eine über den strategischen Karten, das andere über den Berichten der Quartalszahlen. Hier wird gegen die militärische Uniform gewettert, als hätte sie das alleinige Recht darauf, Symbol für die Schlechtigkeit der Welt zu sein.
Das ist aber doch nicht der Punkt. Es geht um Uniformen im militärischen Sinn und deren tatsächliche Bedeutung und Ausstrahlung. Es geht nicht darum, ob Batcaver alle Leggings und Plateauschuhe tragen.
Doch, auch darüber rege ich mich auf. Allerdings geht es hier – wie du sagst – um Karneval und um Kostüme und nicht um ein Festival der Schwarzen Szene, auf dem man Leute vermutet, die mit ihrem Aussehen eine Geisteshaltung spiegeln. …sollten. Gegen das Wort „Kostüm“ lehnen sich ja dort immer alle auf, auch wenn eine Uniform meiner Meinung nach ein Kostüm a la Karneval ist, wenn man sie nur trägt, weil man sie toll findet. Wenn nicht, sind wir wieder bei der fragwürdigen Geisteshaltung.
Die Frage ist doch, warum man überhaupt eine militärische Uniform (und im genannten Fall sogar eine aus dem Dritten Reich) tragen muss und die Frage ist nicht, wer gut und wer böse und wer für oder gegen wen auch immer war. Krieg ist Krieg, Uniform ist Hierarchie, Macht und Gewalt. Ich kann die positiven Taten von Menschen im Krieg auch würdigen, ohne mir eine militärische Uniform überzustreifen. Und militärische Uniformen aus dem Dritten Reich wirken auf diejenigen, die sich nicht – wie du – ausgiebig mit Einzelheiten und Details beschäftigen – immer gleich. Ich bezweifele sogar, dass die Träger selber sich so detaillierte Gedanken machen wie Du in dieser Antwort.
Was soll ein solches Verhalten bewirken? Sowas erwarte ich von einem unreifen 14jährigen, aber nicht von einem erwachsenen Menschen.
Absolut richtig. Aber die Ausstrahlung ist ja nun einmal … sagen wir …. furchteinflößend durch die automatische Verbindung des Äußeren mit Macht und Gewalt. Und die Geistehaltung bleibt mir noch immer ein Rätsel. Nicht nachgedacht? Krieg ist toll! Ich bin ein Soldat, aber einer von den guten? Ich will kein Gesicht haben sondern einer unter vielen sein? (Wer die Uniform erfunden hat, wollte keine Gesichter mehr sehen.Thomas Niederreuther) Ich will stärker sein als ich bin. Ich will Macht, um die Welt zu retten? ?????
Was war zuerst da? Die Henne oder das Ei. Wenn es kein Machtdenken geben würde, würde auch niemand nur durch Machtdenken überleben können. Ich bin kein Hippie und auch kein Gutmensch, aber Gewalt erzeugt Gegengewalt und Machtdenken erzeugt Krieg und Elend – im Kleinen (auch im von Dir angesprochenen psychischen Bereich) und im Großen.
@Robert:
Oh, sorry, da habe ich mich wohl etwas unklar ausgedrückt, denn so meinte ich das nicht – dann hätte ich mich ja auch nicht zu diesem Thema geäußert ;)
Das „leidige Thema“ bezog sich mehr darauf, dass ich die Uniformen selbst leid bin, weil man ihnen so schwer ausweichen kann. Wie ich schon sagte, bei Neofolk-Konzerten laufen gerne mal Leute in Uniform rum, und ich finde das meist unpassend bis nervig. Klar, so lange die Uniformen nicht noch mit politisch eindeutiger Symbolik „geschmückt“ sind (was sie dann endgültig zum kotzen macht), gilt natürlich ein Stück weit „jedem das Seine“. Es gefällt mir nur nicht besonders.
Was das Erklären der Kunst angeht: Okay, ich verstehe deine Argumentation und teile sie auch ein Stück weit. Dennoch denke ich, gerade, wenn es um Provokation geht, ist die fehlende oder mehr oder weniger „versteckte“ Erklärung Teil des Konzepts. Wenn jeder weiß, woran er ist, gibt es ja nicht mehr so viel zu diskutieren und zu streiten ;)
Ich denke, bei dem Thema bin ich vielleicht auch etwas überempfindlich und denke immer gleich an Rechtfertigung – auch wenn du davon nichts geschrieben hast. Es ist nur so, dass meiner Meinung nach zu gerne die möglichst negative Interpretation einer Aussage als Grundlage genommen wird (das sorgt ja auch für Aufregung) und dann nach Rechtfertigung verlangt wird. Aber dazu gibt’s dann wohl beim nächsten Artikel mehr von mir ;)
@Robert
Dankesehr – und dabei hatte ich mir stets eingebildet, selbst permanentes Opfer der zwanghaften Verbaldiplomatie zu sein.. ^^
Nichtsdestotrotz (oder um so mehr) muss ich dir im Hinblick auf die gelieferte Definition widersprechen.. das mag darin begründet sein, dass ich dann doch aus einer anderen Generation stamme (erster wirklicher Szenekontakt erst etwa im Jahre 2000), in der die musikalische Bandbreite sogar in Süddeutschland bereits groß und sogar einigermaßen etabliert war.. aber während viele Charaktere, die ich im Zuge meines szenetechnischen Trabantenkurses kennenlernen durfte, zwar einen gewissen Hang zur Realitätsflucht in einigen ihrer Aktivitäten besaßen, so waren doch der Großteil in ihrer Identität eher auf einem Weg, die im Zuge eines moralischen oder ethischen Konflikts eher auf Konfrontationskurs gingen, anstelle passivere Ignoranz oder deprimierte Melancholie entgegenzustellen..
Und als aus dem Dunkel operierender Mitleser bilde ich mir sogar ein (The Nerve!), deine getätigte Aussage dahingehend zu korrigieren, dass du dies durchaus auch tust – wie sonst würde sich die langjährige Bemühung lohnen, ein Blog zu leiten, in dem aktiv an jeder Stelle zur Diskussion aufgerufen wird, wenn die einzig daraus entstandene Konsequenz die wäre, dass man die Möglichkeit besitzt, sich neues theoretisches (oder auch philosophisches) Wissen anzueignen, ohne dies in die Praxis umzusetzen?
Ich behaupte also:
Ablehnen? Ja, definitiv. In nahezu allen Facetten.
Ignorieren? Nein. Sondern für die persönliche Welt, die man um sich herum erschafft und andere damit beeinflusst, die Regeln ändern und nach den eigenen häufig wohlüberlegten Vorstellungen gestalten und damit auch in der Lage sein, die Entscheidungen zu begründen, zu belegen und damit durch Umgang (nicht Ignoranz) zu beeinflussen.
eztaKezrawhcs
Nach Roberts Antwort musste ich bei deiner dann doch schmunzeln.. oder auch mal kräftig lachen.. was für ein hervorragender Gegenpol! :)
Guldhan
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass du in vielen deiner Kommentare die Rolle des teuflischen Advokaten einnimmst.. und versteh‘ mich nicht falsch, ich kann sowohl den klassischen Sinn dieser Rolle wert schätzen als auch in der Inkarnation, in der du diese hier erfüllst, und möchte dir auch nicht unterstellen, dass diese Rolle in irgendeiner Form aufgesetzt ist..
Darüber hinaus kann ich auch deinen eigentlichen Argumenten nur selten widersprechen – so auch hier, und werde das auch nicht versuchen.
Eine Erweiterung oder Zusatzerklärung sei mir jedoch erlaubt: Wir debattieren hier ja im Kontext der Schwarzen.. und auch der Grufti an sich ist ja nicht vor Verallgemeinerungen gefeit, schon gar nicht, wenn sich visuell überlappende Bilder in schneller Abfolge vor der Feindbildkamera präsentieren.. und da ich ja nicht von mir pauschalisiert auf andere schließen soll, baue ich pädagogenzertifizierte Ich-Sätze:
Wenn ich in einer Stunde Leipzig diverse Dutzend Uniformträger im Bereich Fantasy bis Wehrmacht sehe, die ganz offensichtlich (Einspruch: Mutmaßung!) zu einer der verhassten „musikalischen“ Darbietungen pilgern, dann tritt die persönliche Fähigkeit zur Differenzierung oder Analyse der einzelnen Kostümierungen (Einspruch: Polemik!) in den Hintergrund, und der intensive Wunsch, dies in meiner persönlichen Wohlfühlumgebung mit Hackenschlag der roten Heels wegzuzaubern, _ganz_ weit nach vorne..
Besitzt eine Uniform weitere Assoziationen als die rein martialische? Ich stimme zu. Sind diese anderen Assoziationen erstrebenswert? Ich finde schon. Kann man militärische Uniformen unterscheiden und anhand der Zusammenstellung differenzieren? Sicherlich. Kann ich in meiner blühenden Phantasie Versionen der Welt erschaffen, in denen die Uniformträger (ebenfalls aus schwarzem Umfeld) zur Darstellung dieser altruistischen und ehrenhaften Merkmale zur Reiterhose und Uniformjacke greifen? ..subjektiv wie das sein mag, nein.. das kann ich leider nicht.
Davon abgesehen sind Rangers ebenfalls mein bevorzugtes Fußbekleidungsmittel in nahezu allen Fällen und Cargohosen sind praktisch, weil sie zusätzliche Taschen haben. So. ^^
Oh, eines noch.. Epoche ohne Krieg oder kriegerischen Konflikt? Schwer vorstellbar, mir fällt auf jeden Fall historisch keine ein. Dies jedoch als unabänderlich (im persönlichen, nicht zwingend im globalen Kontext.. wobei? Butterfly Effect?) hinzunehmen, platziert mich in dieser Gratwanderung zwischen fatalistischer Akzeptanz und sinnlos erscheinender Auflehnung auf der meiner Meinung nach falschen Seite..
Ruhig Blut. ;) Der Argumentationsbogen auch ein Versuch die Sichtweise zu erweitern. Denn vielleicht können, wenn man sich dem Begriff an sich bewusst wird, andere Schlüsse gezogen werden, als wenn man sich sofort auf die Schirmmütze mit SS-Grinseschädel wirft.
Und damit drehen wir uns argumentativ im Kreise. Und das nicht einmal zu stilistischen Pirouetten. Die fragwürdige Geisteshaltung ist Ansichtssache. Und für mich ist das bei der neutralen Uniform zu relativieren. Denn ich bleibe dabei, im Wesen der Uniform liegt nicht nur der Geist des blinden Gehorsams gegenüber den Machtversessenen zu Grunde.
Warum? Weil man es kann. Weil man es darf und weil man es will.
Krieg ist Krieg, durchaus. Aber eine Uniform ist nicht zwangsläufig einer Hierarchie unterworfen. Denn ohne jetzt zu argumentieren, dass eine gewisse Hierarchie ganz sinnvoll ist, stellt eine Uniform in erster Linie die Gemeinschaft darf. Ganz lapidar gesagt: Alle sehen gleich aus und damit sind alle auch gleich. Was man natürlich als negativ verstehen kann, aber nicht muss. Denn eine Gleichstellung und Gleichbehandlung ist nicht nur von Nachteil. Das, was in einer Uniform eine Hierarchie darstellen kann, ist das Rangabzeichen. Und natürlich die verschiedenen Varianten. Aber innerhalb der Varianten ist dieses wieder geeicht.
Ich sträube mich gegen diesen Macht-Gewalt-Gedanken in dieser radikalen Unterstellung. Würde hierbei fast den scheuklappigen Argumentationsaktionismus des Gutmenschentums unterstellen. Aber eben nur fast. Fakt ist, man bekommt das Gefühl, dass es den gesellschaftskonformen Sinn für Anstand und Moral brüsk kompromittiert, wenn man dem Militär nicht nur seine Rolle als Schlächter zugesteht.
Ich persönlich halte nicht viel vom Militär. Aus schon besagten Gründen diente ich damals im zivilen Sektor. Doch das Militär ist nicht nur Hierarchie, Macht und Gewalt. Und die Uniform ist nicht nur Militär, trotz ihrer militärischen Gestalt.
Man kann den Menschen nicht hinter die Stirn blicken. Und es wird genügen Clowns geben, die sich aus Gründen der »Coolness« in ihr Kostüm werfen oder sich dabei eben so unsagbar geil vorkommen und gedanklich neben ihrem reinrassigen Opa hermarschieren. Aber muss den jeder Uniformträge ein unreflektierter Hornochse sein?
Aber um nun einmal Stellung zu beziehen. Falls ich es noch nicht tat. Uniformen haben mit dem Gothtum ungefähr soviel gemeinsam wie die Cyber bzw. die Steampunks. Nämlich rein gar nichts. Ohne jetzt eine der drei Fraktionen diskreditieren zu wollen. Ob sie aber in den allgemein schwarzen Haufen passen? Ich schätze, so gut oder schlecht wie die Steampunks, Neofolker oder EBMer. Cyber lasse ich da einmal außen vor.
Faschistische Symbole, die irgendwo ohne klare Aussage am Revers hängen, haben dort selbstredend nicht verloren. Zumal es schier unmöglich ist, faschistische Symbole mit einer klar ersichtlichen Anti-Haltung zu platzieren.
Doch allgemein erachte ich gut gemachte Uniformen als ansehnlich. Als edel und ausdrucksstark. Ich habe kein Problem, diese zu sehen. Ebensowenig belästigen mich gut gemachte Abwandlungen faschistischer Symbole. Da ich das Symbol rein aus gestalterischer und weniger aus politischer Perspektive betrachte. Und wenn die damals etwas konnten, dann Symbole zu klauen bzw. zu kreieren, die eine nachhaltige Anziehungskraft besitzen.
Nein, von so einem erwartet man, dass er in Reichsuniform mit Armbinde dämlich auf einer Helloweenparty herumlungert.
Es geht um den Impuls. Der Funken der zum Nachdenken anregt. In welche Richtung dann gedacht wird, das ist natürlich nicht mehr Sache des Impulses. Das bleibt vielmehr jedem selbst überlassen. Aber dass darüber nachgedacht wird, und damit auch sinnvolle Gedankenanstöße provoziert werden können, das steht außer Frage.
Natürlich nicht speziell in diesem Beispiel, da ich mir den Blödsinn spontan ausdachte und ich freilich kein professioneller Satiriker bin.
Ein wenig am Thema vorbei:Wer die Uniform erfunden hat, wollte die Verbundenheit. Die Gesichter liegen bei einer Uniform, der hier betrachteten Varianten, noch immer frei; bleiben somit erkennbar und ausdrucksstark.
Natürlich. Gewalt erzeugt Gegengewalt. Es geht auch nichts gegen eine Utopie der Friedlichkeit und Machtlosigkeit. Doch dieses wird ewig eine Utopie bleiben. Innerhalb der Menschheit ist die Tendenz zur Macht maßgeblich; durch alle Entwicklungsstadien hindurch. Und das wollte ich sagen. Der Mensch lebt die Macht. Somit kann man diese für sich zwar bewusst ablehnen, wird aber unterbewusst dennoch ihr Leibeigener bleiben.
Und ich glaube nicht, dass sich der Mensch irgendwann davon lösen wird. Da der Gedanke des Fortstrebens noch immer einen Anreiz zur Macht bietet. Denn dort, wo noch ein Funken überspringen kann, dort lodert er früher oder später als Flächenbrand.
Vernunft und Moral sind nur Leitbegriffe. Erhalten durch Verhaltenskodexe, die durch den persönlichen Vorteil, der aus sämtlichen Kodexen gezogen werden kann, funktionieren. Das erhält den Sozialmenschen in uns. Mehr nicht. Während das Streben nach Macht und Eigennutz unterbewusst in uns ruht, da es unser Überleben sicherte, als wir das Wesen der Gemeinschaft gerade einmal zu erahnen begannen.
Ich persönlich wäre tief beeindruckt, wenn jeder in seliger Freiwilligkeit alles hergeben würde, damit alle das Gleiche von allem bekommen würden. Dann bin ich gewillt, den Menschen als vernunftbegabtes geistiges Positiv zu sehen und frei von jedem Machtgedanken zu sprechen. Aber eben erst dann.
Der Advocatus diaboli. Nein, aufgesetzt ist da nichts, zudem auch nicht bösartig. Eine Debatte lebt von ihrer Vielschichtigkeit. Wenn alle Parteien eine Meinung des Themas absegnen, so darf das Gespräch als eingesargt oder als hirntot betrachtet werden. Es zuckt nur noch, innerhalb der Umformulierungen des Sachverhaltes, von vermeintlichem Leben.
Doch darf eine Meinung, eine Aussage, als alleiniger Herrscher aus einer Debatte herausgehen? Als Sieger, durchaus. Aber diese sollte auch weiterhin von einer Antithese begleitet sein. Sonst darf es nicht Diskussion genannt werden.
Abgesehen vom Ende, das mit der Aussage bricht, und im Grunde auch nicht hätte wirklich gut ausgehen müssen …hätte doch der Schreck auf der Gartenparty das Mädchen negativ auf dem Lebensweg begleiten können… zeigte Butterfly-Effekt recht gut, dass man trotz der Allmacht der radikalen Änderung nichts an der Quintessenz des Resultates ändern kann.
Ob man es hinnimmt, oder ob man es zu ändern versucht, letztendlich wandelt sich nur das Bild des Lebens. Die darin steckende Tragik allerdings blieb unabänderlich. Man kann den Verlauf einzelner Aspekte zum Guten wenden. Muss aber akzeptieren, dass man im Gegenzug andere Perspektiven dem Untergang weiht. Ergo: Der Weg des Menschen bleibt in seiner Grundaussage unabänderlich.
Es gibt Züge im Menschen, die sind einfach menschlich. Die sind in unserem Wesen allgegenwärtig. Die universale Prägung die uns mitgegeben wurde. Scheinbar trivial und doch fundamental. So gibt es körperliche Prozesse und Ansprüche auf Unversehrtheit, die man im lebenden Menschen niemals tilgen kann. Ebenso auch psychische Dogmen, die in der Gattung Mensch stecken. In ihrer Ausprägung variieren, aber nicht in ihrem Dasein.
So auch das Konfliktverhalten. Der Mensch, wie das Tier, kennt nur zwei Alternativen. Flucht oder Angriff. Natürlich nicht einseitig ausgeprägt, denn wer nur flieht, der rennt sich tot. Und wer nur angreift, der stirbt früh im Kampfe. Mit anderen Worten, wo Menschen zusammen existieren, dort gedeiht der Konflikt. Und dort wird immer geflohen und eben angegriffen. Man bekommt den kriegerischen Konflikt nicht aus dem Menschen heraus. Er besitzt auf Dauer keine anderen Möglichkeiten. Das zu akzeptieren sehe ich mehr als Einsicht in die Natur der Dinge, denn als Fatalismus. Auch wenn man innerhalb des Kompromisses die Klingen wieder wegsteckt, so hatte man diese vorher noch im gegenseitigen Angriff kreuzt.
@ Sabrina: Wie mehrmals erwähnt wurde, geht es nicht um Fantasie-Uniformen, sondern um militärische Outfits.
Steht da in der Überschrift „Militäruniformen in der Szene – Zwischen Provokation, Fetisch und Dummheit“?
(und warum McCoy „so“ rumrennt und nicht anders weiß ich auch)
@ Northern Nephilim
Stichworte aus dem einleitenden, ersten Absatz des Artikels: militärischen Rangabzeichen, Militärmützen, militärischen Parade, Military-Shops, militärisches Auftreten, Soldaten-Kleidung
Aber richtig: In der Überschrift steht es nicht. Ich war davon ausgegangen, dass der Fließtext mit zum Artikel gehört. Mein Fehler!
Zuerst: Ich finde es toll, dass hier so lebendig und wortgewandt diskutiert wird. Dies ist, neben den eigentlichen Artikeln natürlich mit ein Grund warum ich diesen Blog so mag, weil er immer neue Denkanstöße gibt.
Das Problem hier ist, dass das Thema „Uniform“ recht weitläufig ist und obwohl es ursprünglich um militärische Uniformen bei schwarzen Events ging kommt man schnell vom hundersten ins tausendste (Stichwort Diskussion ob Streben nach Macht und Überleben der Gesellschaft unbedingt Hand in Hand gehen muss).
Diesen Trend, dass immer mehr zu ihrer Intoleranz stehen habe ich auch schon bemerkt. Wenn mensch dabei nicht übertreibt (soll heißen kein „Du hörst auch Band xy, du darfst nicht in diesen Club, du hattest letztens in der Arbeit eine Blue Jeans an, du bist ein Verräter, verschwinde aus der Szene!) finde ich das sogar begrüßenswert, denn diese übermäßige Toleranz, jede und jeden unter den schwarzen Schirm aufnehmen führt letztendlich dazu, dass die Szene immer mehr verwässert und viel zu groß und zu heterogen wird um noch von einer Subkultur sprechen zu können.
Andererseits, ohne radikale Toleranz oder Intoleranz (da wir uns ja an die Spielregeln halten), wie können wir dann mit weniger nicht „erwünschten“ Elementen (Uniformen oder auch Cyber) umgehen? Es läuft wohl auf ein nebeneinander her wurschten bzw. ignorieren mit latentem Konfliktpotential hinaus.
Ähnlich wie in dem von Sabrina beschriebenem Szenario:
Allerdings glaube ich schon, dass die Szene genau das für manche ist, das sie eine Möglichkeit zur temprären Flucht aus dem grauen (bunten) Alltag bietet, den dem wir meist notgedrungen partizipieren müssen (etwa im Berufsleben). Deshalb ist die Szene aber noch keine unwirkliche Traumwelt, sondern idealerweise ein Rückzugsort wo mensch sich endlich so kleiden und geben kann wie er_sie möchte.
Ist diese bevorzugte Kleidung nun eine Art Uniform wird es aber schon wieder problematisch., Ich gehe ja davon aus, dass die meisten derart Gekleideten das einfach nur schick finden, vielleicht ein bisschen Aufmerksamkeit wollen und sich über diverse Symboliken und geschichtlichen Hintergründe nicht wirklich Gedanken machen.
Natürlich macht sich lange nicht jede_r, egal ob jetzt Uniformträger, viktorianische Lady oder Batcaver immer Gedanken um all die Aussagen, die möglicherweise in das gewählte Outfit hineininterpretiert werden können. Das ist auch legitim, solange die Symbole (oder Uniformen) nicht derart stark (Hakenkreuz) oder unübersehbar sind(komplette Uniform), sodass ein Bemerken oder eine Reaktion des Gegenübers quasi unvermeidlich ist und meist ist diese ja auch gewünscht (Aufmerksamkeit, Provokation…). Wenn ich aber so offensichtlich Symbole und Kleidung trage von denen ich weiß, dass sie bei vielen Menschen (negative) Assoziationen hervorrufen sollte ich mir Gedanken um Hintergründe, Bedeutungen und Amivalenzen machen. (bei Künstlern sehe ich das noch einmal anders, da geht es teils sicher nur um Provokation und Verwirrung (keine klaren Statements abgeben, das hält die Spekulationen am Leben) zwecks Marketing).
Hier möchte ich anmerken, dass Konflikt zwar unvermeidlich ist aber nicht zwingend in einer kriegerischen (oder im kleineren Rahmen: handgreiflichen) Handlung enden oder darin begründet sein muss. Vielleicht sehe ich den Menschen zu optimistisch, aber ich denke schon, dass es, bestimmt nicht immer und überall, aber trotzdem andere Möglichkeiten gibt Konflikte beizulegen als anzugreifen.
Militärische Uniformen, die ich spontan mit Macht, gewalttätigem Konflikt, Gleichschaltung etc. assoziiere haben für mich mit Gothic im Grunde nichts zu tun. Auf der Bühne: wenn´s sein muss, abseits davon, bitte nur selbst kreierte oder interpretierte Fantasieuniformen (die Anleihen an echten Uniformen nehmen, wie etwa den Schnitt, aber mit anderen Farben, Accessoires oder Symbolen zu etwas eigenem werden und dann auch wieder dem Individualitäts- und DIY Denken der Szene Rechnung tragen).
Was ich mich bei dem Argument der „Provokation“ immer frage: Wer soll provoziert werden? Ich gehe jetzt einmal stark davon aus, dass die Uniformen außerhalb von Festivals oder schwarzen Partys kaum den Schrank verlassen. Mir ist jedenfalls im Alltag noch niemand begegnet, der so rumläuft. Also werden sie bei „Szene-Veranstaltungen“ getragen. Soll dadurch die Szene provoziert werden?
Kannst ja den danach fragen der damit anfing. Schließlich sinnierte Ian Curtis bei einem Konzert auch über Rudolf Hess.
Was den Alltag angeht: Nun ja, um fair zu sein, welcher Anteil der Leute auf dem WGT sieht denn dort genauso aus wie im Alltag, und zwar wirklich genauso? Selbst, wenn wir die Karnevalisten mal rausnehmen ;) Eine Uniform kann man entweder tragen oder nicht, und im Normalfall dürfte das dann im Wortsinne die „Ausgehuniform“ sein.
Wenn man damit dann tatsächlich provozieren möchte – tja, ich vermute mal, Provokation ist ein sicheres Mittel, um für Aufmerksamkeit zu sorgen. Im besten Fall möchte man dann sehen, wie weit man gehen kann und verlässt schon mal die Grenzen des guten Geschmacks (oder möchte, im noch besseren Fall, Diskussionen über genau diese Grenzen anstoßen), im schlimmsten Fall amüsiert man sich, wie offensichtlich man seine politische Einstellung zur Schau stellen kann.
Aber für Genaueres als mein bisschen Küchenpsychologie müsste wohl jemand antworten, der Uniformen auch aufgrund der Provokation trägt. Dass ich nicht verstehe, wie man bei so mancher Veranstaltung uniformiert herumlaufen kann, habe ich ja schon gesagt ;)
Die Ausgehuniform ist dahingehend wirklich das treffende Argument. Wer mit einem SS-Schädel am Wams protzt, dem unterstelle ich den Willen zur Provokation oder augenscheinliche Geistlosigkeit.
Doch mit einer einfachen Uniform provozieren zu wollen bzw. zu können…? Ich sehe es eher als schlichte Abgrenzung. Als Wille zu einer Ebene der Selbstdarstellung, die den Träger nicht als Gleicher unter seinesgleichen wirken lässt.
Es verschieben sich innerhalb einer Szene, bzw. innerhalb deren Freiheit des Auftretens, ohnehin die Grenzen der Wahrnehmung. Wer nur von optischen Radikalitäten umgeben ist, der nimmt sich auch dann noch als gediegen und unscheinbar wahr, wenn Außenstehende schon die Hände über den Kopf zusammenschlagen. Und so kann es auch bei manchen Uniformträgern sein. Jene, welche die Extreme vor Augen haben, werden mit vermeintlich schlichten Schnitten überhaupt nicht provozieren, sondern einfach nur schneidig und in ihrer Art edel auftreten wollen. Und was das Auftreten anbelangt, so gebiert sich selbst der vermeintlich introvertiert Goth aus Pfau.
Zudem, warum sieht man auf den Lichtbildaufnahmen in den Antiquariaten die Kerle zumeist in ihrer Uniform. Nicht weil sie allesamt preußische Kriegstreiber gewesen waren. Sondern weil die Uniform das beste Kleidungsstück war, das sie besessen hatten, und das mit einfach nur adrett wirkte. Natürlich auch, weil es damals zum gutbürgerlichen Ton gehörte, gedient zu haben. Aber wie viele Schwarze waren denn auch beim Bund? Nicht verhältnismäßig viele, aber sicherlich auch nicht unverhältnismäßig wenige.
Ich könnte mir denken, dass viele der Träger mit ihrer Uniform ebenso innerhalb in der Szene provozieren wollten, wie mit ihrer Musik. Nämlich gar nicht. All dieses Electro-Krach- oder Military-Pop-Gehabe, das in dieser Szene herumspukt, soll ja auch niemanden innerhalb der Szene aufstacheln. Auch wenn diese Klänge so manchen Schwarzromantiker die Haare zu Berge stehen oder die Pikes kräuseln lassen.
Ich verstehe dahingehend die Uniform als optische Auslegung der Musik. Als Sinnbild für die Wirkung der Musik. Und wer in solchen Klängen aufblüht, dessen Erscheinungsbild kann sich früher oder später zu dieser Ästhetik hin verschieben. Aber deshalb führen die keine Strichlisten und haken jeden verschreckten Schwarzkittel ab, den sie wieder schockieren konnten.
Wenn man es genau nimmt, so wird in der Szene ohnehin von jedem jeder provoziert, selbst unwillentlich. Die Kreuzverdreher provozieren die Christen. Die Lack-Haut-Gestalten provozieren die Victorians. Die Fleischfresser die Veganer, die Neofolker die Linksradikalen. Die »Electroheads« die Romantiker, die jungen die alten. Die Cyber überhaupt jeden. Und umgekehrt. Es gibt genügen, woran man Anstoß nehmen kann. Vor allem auch in seiner moralischen Hinterfragung. Doch irgendwie scheint die Szene auch davon zu leben. Vielleicht nicht das Gothtum, doch wohl die schwarze Meute insgesamt.
Das Beiseitelegen ist auch nur die Konsequenz. Dieses muss nicht kriegerisch gewesen sein, dass ist richtig. Der Kompromiss zeigt es. Eine Fähigkeit, die man wohl wirklich als »typisch menschlich« benennen könnte. Oder jene Win-Win-Situation, wie es so schön im Global-Player-Rotwelsch heißt. Doch das ändert nicht daran, dass dem Ganzen ein Konflikt vorausging. Und ein Konflikt ist »kriegerischer« Natur, sonst wäre es keiner.
Ich möchte versuchen, die vorhandenen Diskussionstränge zusammenzufassen, damit ich nicht den Überblick verliere:
Militärische und Phantasie-Uniformen: In der Tat geht es, anders als die Überschrift zunächst suggeriert, um militärische Uniformen, jedenfalls als Stein des Anstoßes. Uniformen können auch viel subtilere Dinge sein, wie zum Beispiel die Uniform von Bahnbeamten oder Flugbegleitern, um die geht es nicht. Die Überschrift ist daher nicht ganz glücklich gewählt, das gebe ich zu. Ich wollte bewusst verallgemeinern, um auch einzelne Elemente eines militärischen Outfits zu erfassen. Die Frage lautet: Bietet die Phantasieuniform die mit militärischen Elementen angereichert wurde tatsächlich die nötige Aussagekraft, die Dinge aus dem kriegerischen Kontext herauszuziehen? Beispiel: Kehrt jemand im knappen Lackoutfit, der dazu eine Nazi-Mütze trägt das Symbol ins Gegenteil oder ist das eine hintegründige Provokation?
Trennung zwischen Bühne und Publikum: „In der Kunst ist alles erlaubt.“ Kunst kann provizieren oder polarisieren, mitunter soll sie auch genau das tun. Tabus brechen, das ungesagte ansprechen und Mißstände anprangern. Doch was ist, wenn die Provokation nicht als solche wahrgenommen wird? Wenn man sich auf der Bühne inhaltlich mit faschistischen Themen auseinandersetzt ist das eine Sache, warum müssen es dann noch Uniformen als Bühnenoutfit sein? Dazu kommt noch, dass viele Künstler keine klare Stellung beziehen und sich lieber in ein undurchsichtiges Geflecht aus Meinungen hüllen. Die Provokation muss verstanden werden und dazu gehört für mich nicht unbedingt, ebenfalls eine Uniformen zu tragen. Spätestems wenn der Künstler merkt, dass seine Form der Provokation nicht als solche wahrgenommen wird, sollte er über die Form der Provokation nachdenken. Es kann nicht im Sinne der Künstler sein, dass man die „Kunst“ als Mode begreift. Eine Trennung zwischen Bühne und Publikum ist daher wichtig, man darf nur nicht vergessen, dass die Bühne auch immer ein Leitbild sein kann.
Macht, Krieg und Gewalt: Keine Frage, grundsätzliche Probleme der Menscheit deren Ausrottung utopisch erscheint. Demonstrieren Uniformen genau diese Dinge? Nicht immer, aber es geht, wie gesagt, um militärische Uniformen (oder Teile daraus). Und die strahlen für mich einfach Krieg und Gewalt aus, egal ob nun auf Befehl oder aus anderen merkwürdigen Gründen. Ich finde es dennoch spannend die Diskussion über diese drei Punkte zu verfolgen, auch wenn ich darauf nicht weiter eingehen möchte, um beim Thema bleiben zu können.
Toleranz/Intoleranz: Ich stimme zu, auch ich rufe zur Intoleranz auf. Es gibt Dinge, die haben in der Szene nichts verloren und durch eine immer größere Toleranz und immer höhere Messlatten der Provokation ist es mittlerweile schon fast aussichtlos seinen Bemühungen aufrecht zu erhalten. Und dennoch: Die Szene, wie sie in meinen Vorstellung existiert, findet nicht mehr auf einem Amphi oder einem Mera Luna statt, hier sind andere und zum Teil viel kleinere Veranstaltungen ein Rückzugsort. Wir dürfen dennoch nicht nachlassen zu zeigen, was uns an der schwarzen Oberfläche nicht passt, wie man es besser machen könnte. Ich finde es fatal dem geneigten Goth auf seiner Selbstfindung hilflos im Meer der schwarzen Oberflächlichkeiten treiben zu lassen.
Im einzelnen noch ein Paar Punkte auf die ich eingehen möchte:
eztaKezrawhcs Kirnapci:
Es geht nur um die Szene, nicht um das „echte“ Leben. Entweder habe ich mich unklar ausgedrückt, oder du hast mich falsch verstanden. Sagen wir es anders: Gothic symbolisiert die Flucht in eine ideale Welt. Für manche ist das ein Weg der unvermeidlichen Realität etwas entgegenzusetzen. Nehmen wir als Beispiel die oft angesprochene Höflichkeit, die die Szene austrahlt. In einer Welt, in der Ellbogen zum Instrument des Überlebens mutiert sind, ist das ein gelebtes Beispiel für den Idealzustand.
@Zeroed:
Gut erkannt. Die Szene war für mich immer etwas, um dem Alltag zu entkommen, eine Auszeit von der Realität zu nehmen. Ich wollte mich mit Menschen umgeben, die sich nicht nur an Oberflächlichkeiten aufhalten, sondern auch den Sinn für das tiefgründige haben, einen Hang zum morbiden und eine gewisse Form der Ästhetik, die ich auch sehr schätze. Die Realität geht dabei nicht verloren und wird auch mit Sicherheit nicht verdrängt. In gewisser Weise, versuche ich etwas aus der „Idealisierten Welt“ in die Realität zu spiegeln.
Doch leider ist das in den vielen Jahren der Szene immer weiter verloren gegangen, so dass ich beschloss, mit meinem Blog etwas von meiner Vorstellung in die Öffentlichkeit zu bringen um zu zeigen wie es vielleicht besser sein kann und denen eine Platform zu bieten, die sich – wie ich selbst – als Einzelkämpfer für verlorene Werte sehen.
Doch um das zu schützen, was mir wertvoll erscheint, muss ich mich der Realität in der Szene stellen. Militärische Uniformen – um auf das Thema zurückzukommen – sind etwas, was in meine „idealisierte Welt“ nicht hineingehört. Ich rufe daher zur Diskussion auf um manchen zu zeigen, dass sie mit ihrer Ansicht nicht allein sind und anderen wiederrum die Möglichkeit gebe, sich selbst zu reflektieren.
Guldhan:
Das ist der Punkt (wieder einmal). Du beziehst Stellung, füllst dein Dasein mit Hintergrund und Aussage. Vielleicht solltest du dazu sagen, das du selbst dein Outfit mit militärischen Elementen bereicherst. Für mich bist du sowas wie der Prototyp des reflektierten (bitte verzeih die Verallgemeinerung) Uniform-Trägers. Ich wünschte, das würden andere auch so handhaben und auf der Bühne wäre das ebenso eine Selbstverständlichkeit. Ist es leider nicht.
Ist es möglich faschistische Symbole mit klar ersichtlichen Anti-Haltung zu präsentieren? Schwierig. Daher sollten sie in meisten Formen nichts am Revers verloren haben, wie du bereits sagst. Faschistische Symbole rufen meist plumpe Assoziation hervor, die man nur ebenso plump in Gegenteil kehren kann (das Hakenkreuz in den Mülleimer).
Ja, das stimmt :-) Dennoch muss man Grenzen setzen und das in alle Richtungen. Bleiben wir dabei: Es sind alles (bis auf manche) eigenständige Subkulturen, die aufgrund von ähnlichem Musikgeschmack unter einem schwarzen Schirm Platz genommen haben. Hier gilt es die Grenze zu den Dingen zu ziehen, die zu keiner Subkultur passen. Und das sind für mich – bezogen auf diesen Artikel – Nazi-Uniformen und so wie ich das sehe, geht es den meisten so. Darüber hinaus hat Politik, egal in welche Richtung ebenfalls nichts in der Szene verloren. Das ist etwas für das „reale Leben“ ;)
@NorthernNephilim:
Es geht um die Provokation von militärischen Uniformen, in der ich Ian Curtis noch nie gesehen habe. Daher erschließt sich mir Dein Kommentar nicht ganz.
Blödsinniger Bericht xD Ist aber mal wieder typisch, es gibt leider auch in unserer Szene Leute die sich einfach über alles aufregen müssen, nicht mal selber ihren Kopf einschalten und immer schön brav der allgemeinen Politischen Massen verdummung hinterher laufen ;)
MfG
Blödsinniger Kommentar. Ist aber mal wieder typisch, es gibt leider auch in dieser Szene Leute, die sich einfach nur mit ihrer Schmalspurpolemik beachtet wissen lassen wollen. Nicht aber selber einmal den Anstand, Horizont oder Tiefgang besitzen, ihre Phrase argumentativ zu untermauern. Bravo. Hauptsache nicht mal selber den Kopf einschalten und immer schön brav der allgemeinen BILD-Niveau-Wortmeldung nacheifern.
@Phil
Jetzt hast Du mich neugierig gemacht. Was hat es mt den Uniformen in der Szene Deiner Meinung nach auf sich? Provokation vs. blödsinnige Aufregung? Politisches Statement vs. Dummheit?
Na zum Glück bin ich Grufti und schon daher nicht dem psychischen Modediktat unterworfen eine militärische Uniform tragen zu müssen. Das reden sich alle nur ein. Es gibt kein Gesetz, das dir vorschreibt, was du in der schwarzen Szene anziehen musst. Bin da mehr musikorientiert als mich der Inhaltslosigkeit dieser ganzen Neo-New-Romantics und Kostümierten zu unterwerfen. Ne SS-Uniform hat für mich heutzutage nicht mehr den Ausdruck von Provokation sondern von abstruser sexueller Selbstdarstellung. Und genausowenig wie Uniformen brauche ich nackte Ärsche und abgeklebte Nippel. Aber als Grufti war man ja schon immer in der Minderheit in der „Gothic“-Szene. Vielleicht einer der Gründe, lieber private Cliquen im kleinen Kreis zu pflegen. Meine Welt ist das jedenfalls nicht.
Mich hat es echt umgehauen, wie vielschichtig die Diskussion geworden
ist und es sind einige Punkte angesprochen worden, die für mich
wichtig waren, um meine Einstellung/Ansicht dazu reflektieren zu
könnenn(bes. das der Mensch nicht gleichzusetzen ist mit seiner
gewaltausstrahlenden Montur- klingt banal und vielleicht irgendwie naiv oder dumm, aber da musste ich echt lange drüber nachdenken, um das zu verinnerlichen). Ob ich das Bild, welches ich jetzt von den
Uniformis habe, aber „besser“ ist als vorher, muss ich anzweifeln…
der Konsens scheint ja zu sein, dass die Meisten schlichtweg
unbedacht mit ihrem Auftreten umgehen und diese Art Dummheit/Naivität finde ich bedenklich (mutmaße aber auch, dass unkritischer Umgang mit vielerlei Dingen ein gesamtgesellschaftliches Defizit ist).
Den Kommentar von Ian Luther finde ich interessant, da sich dein Empfinden von der Minderheit der Gruftis, die in der Subkultur „Gothic“-Szene eher eine überschaubare Anzahl ausmachen, mit meinen Eindrücken deckt. Meist tauchen Uniformierte in meinem Umfeld gar nicht auf, wenn ich unterwegs bin. Die krassen Uniformierungsfehltritte begegneten mir ausschließlich auf den großen Veranstaltungen, die eben auch die Menschen locken, die weniger/keine tiefergehende Verbindung zum Schwarztum haben und entsprechend als Profilierungsfläche/ Zirkus der Eitelkeiten genutzt werden. Mir fehlt aber auch schlicht das Wissen, um in manchen Fällen zwischen Fantasyuniform und historisch belegbarer Militäruniform zu unterscheiden (da bin ich selbst demnach in der Pflicht, mich besser zu informieren). Trotzdem bleibt die Empfindung, die solche Gestalten hervorrufen, gleich: ein echt flaues Gefühl im Magen. „Keine Sorge, der ist nicht so schlimm, wie er aussieht. Der will bloß spielen“… hm… toller erster Eindruck :/
Es ist für mich gut, mich mit dem Thema durch die in der Diskussion aufgetauchten Sichtweisen und Argumente auseinandersetzen zu können, aber ich habe dabei auch erkannt, wie froh ich darum bin, auf „meinen“ Veranstaltungen und in „meiner“ Szene (eine eher kleine, teilweise schon retromäßige Nischenkultur, die stark an den Anfängen orientiert ist- oder dem, was sie für die Anfänge hält ;)) dem nicht weiter zu begegnen.
Also zu dem Thema kann ich noch was einwerfen: Ich kenne einige, die in ihrem Alltag ganz „gewöhnliche“ Gruftis sind und auf Festivals für jeden Tag verschiedene „Outfits“ dabei haben. Ein Kumpel von mir fuhr am letzten Abend mit einer NVA-Mütze und Ledermantel heim. Die Kombination war sehr gewöhnungsbedürftig und obwohl ich ihn kenne und eigentlich schätze (so ein friedfertiger Kerl ist mir selten begegnet) musste ich mich fremdschämen, mit ihm im ICE nach Hause zu fahren. Ich als optischer Waver mit einem optisch kriegerischen Wesen unterwegs muss verstörend wirken und wirft sicherlich kein gutes Licht auf die „Szene“. Ich bin mir also sicher, dass der Hauptbestandteil der Uniformierten keine schlimmen Absischten haben, aber ihr „Outfit“ ist in meinen Augen ein No-Go. Denn keiner kann von jemandem, den er nicht kennt, davon ausgehen, dass er innerlich ein ganz lieber, knuffiger Mensch ist – der sicher auch seine Macken hat, ganz klar.
Was ist mit denen, die in einer bewusst nicht-faschistischen Uniform einfach nur ihren Stil ausleben wollen? Beispielsweise um eine gewisse Ordnung widerzugeben? Ehrlich gesagt finde ich Nazi-Uniformen genausowenig „angemessen“, wie halbnackte Cyberjungen oder -mädchen. Zumindest nach meiner Erfahrung geht es vielen Menschen in der Szene um Selbstdarstellung – mag es vielleicht für den Einen oder Anderen auch selbstdarstellend sein, in einem uniformartigen Aufzug über ein Festival zu gehen? Diese Diskussion, die ihr oben anstrebt, ist diskriminierend denen gegenüber, die sich der Gründe für ihre Entscheidung, eine Uniform anzuziehen, sehrwohl bewusst sind.
Das Problem liegt obendrein primär an anderer Stelle: Immer weniger Szenegänger machen sich Gedanken über die Dinge, die sie da tun. Immer weniger Szenegänger setzen sich mit der Szene als solches auseinander – deswegen kommt es mitunter zu ebendiesen Ausgeburten.
Ausserdem eine Gegenfrage … ist es nicht auch in einer gewissen Weise „uniform“, wenn der geneigte Nullachtfuffzehn-Grufti mit seinen X-TRA-X-Standards über den Festivalacker läuft? Sollte nicht ein liebevoll gestaltetes Outfit (wie auch immer es geartet ist) eher positiv betrachtet werden?
In einem stimme ich Euch – wenn auch in abgewandelter Form – zu: Politische Ansichten und Aussagen haben in der Szene nichts zu suchen. Faschistisches Gedankengut und Symbole haben genausowenig Daseinsberechtigung in der Szene, wie Inhalte des real existierenden Kommunismus aus der Zeit des kalten Krieges.
Ja… Gewisse Corsagen können auch uniformell wirken :-)
Das Gegenteil ist der Fall!
Mir persönlich sind viele Leute in der Szene viel zu desinteressiert an der Politik! Jeder in einer Demokratie hat meiner Ansicht nach die Pflicht sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen, immerhin hat man ja auch das Recht zu wählen oder selber politisch aktiv zu werden. Was passiert, wenn Menschen sich nicht im geringsten dafür interessieren, merkt man doch die letzten Jahre: Die Regierenden können ein undemokratisches Gesetz nach dem anderen durchwinken und die Bevölkerung interessiert es nicht. Das finde ich erschreckend und beängstigend zugleich!
Übrigens: Vom „real existierenden Kommunismus“ zu reden, ist das Vokabular des Kapitalismus im kalten Krieg! Wo haben wir denn heute noch Kommunismus außer in Nordkorea?
Was wohl daran liegt, dass sich die Szene noch immer für verhältnismäßig uninteressiert am politischen Zirkus hält. Und viele das auch offen zeigen, da das ein Aspekt ist, der ihnen die Szene so sympathisch macht.
In einer Demokratie von einer Pflicht zum politischen Interesse zu maßregeln, erachte ich als recht pathetisch. Eine Demokratie beruht auf die Herrschaft des Volkes. Das Volk besitzt die Wahl. Somit darf es auch entscheiden, dass es sich nicht dafür interessiert. Ein Maß an Nichtinteresse ist somit demokratisches Recht, jeder der dieses Recht streitig machen will, handelt, radikal gedacht, schon wieder diktatorisch.
Manch´ einer ist auch nur latent teilnehmend, gerade soweit, wie es sein Interesse bedingt. Und mehr ist Politik nicht. Es ist reines Interesse, so wie Kunst und Kultur. Nur dass es die Industrienationen zur Käseglocke der Gesellschaft aufgeblasen haben.
Davon einmal abgesehen sehe ich hier von den Grundprinzipien einer Demokratie recht wenig. Man darf zur Wahl traben und es verläuft demokratischer als in anderen Ländern, das ist wohl wahr. Aber eine beneidenswerte Demokratie? Volksbefragungen. Akzeptanz der Meinung des Volkes über das Kalkül der Politik hinaus. Offengelegte Handlungen des Politikapparates. Wahre Vertreter des Volkes…? Das möchte ich sehen.
Wie viel demokratische Entscheidungsgewalt wird dem Volke denn zugestanden. Man darf vor der Wahlurne niederknien, um die Rahmenbedingungen abzustecken und um, der Illusion der Macht wegen, seiner Stimme zu huldigen, doch mehr nicht.
In der DDR war es bekannt, dass die SED nur immer Wahl gespielt hatte. Doch damals wurde die Parteidiktatur recht »offen und ehrlich« gelebt, man durfte nur nicht zu laut darüber reden. Heute besitzen wir kaum etwas anderes. Zwar eine Steigerung zur Zwei-Parteien-Diktatur und man kann, darf und »soll« offen und ehrlich darüber meckern und nölen, doch von einer wirklichen Wahl zu reden, das wäre wohl naiv.
Nicht einmal dort. Wir hatten ihn noch nirgends auf der Welt. Höchstens als Selbstbetitelung innerhalb der verkappten Diktaturen diverser sozialistischer Länder. Der Kommunismus existiert seit jeher nur auf dem Papier, in Büchern, als Theorie und Utopie. Deren Prinzipien nicht für den Menschen geschaffen sind, denn er müsste dabei zuviel Macht einbüßen.
Wenn die Demokratie die Herrschaft des Volkes ist, dann leben wir definitiv in keiner. Wir leben im Kapitalismus, der Herrschaft des Geldes, des Besitzes, des Konsumes.
Mal ehrlich, das ist doch der Sinn des Lebens. Arbeiten bis zum in die Grube fahren, um schön brav konsumieren zu können (die erste Staatsbürgerpflicht), und somit einigen Auserwählten ein Leben in Saus und Braus ermöglichen.
Und da spielt es keine Rolle, ob’s nun um den tiefergelegten 3er BMW geht, den Malle-Urlaub, oder um Aderlass Klamotten oder die allerneueste Super-Limited-Edition irgendeines Grufti-Albums.
Tut mir Leid wegen dem eventuellen Off-Topic. Mea culpa.
Parteien sind doch nur Austauschkonstrukte zur Beschäftigung und Irreleitung der Wähler, des einfachen Volkes, dem Mitspracherecht vorgegaukelt wird. Heute mal CDU, morgen mal wieder SPD… Who cares? Wer glaubt denn allen Ernstes, er könne die Welt verändern, indem er Partei XY wählt? Die Macht besitzen doch ganz andere… Politik ist wie der Verkauf von Waschmittel… Eines ist mutmaßlich besser als das andere, aber hinter allen steht dieselbe Herstellerfirma.
Kommunismus wurde im Übrigen mehrfach in die Tat umgesetzt. Marxistischer Kommunismus ist genau das, was Lenin, Stalin, Pol Pot, und wie sie noch alle heißen mögen, verwirklicht hatten. Revolution, versuchte Gleichschaltung, Vernichtung von Minderheiten und zurückgebliebenen Gesellschaften, die als konterrevolutionär begriffen wurden. Das hatten Marx und Engels schon Mitte des 19. Jarhunderts thematisiert. Sogar die Nazis hatten daraus gelernt. Bei so manchen Engels-Zitaten könnte man meinen, sie entstammten der Hitler-/Goebbels-Ecke.
Urkomisch ist, dass die Verfasser des kommunistischen Manifests absolute Antislawisten waren. Für sie bestanden Russland und andere osteuropäische Gebiete nur aus Barbaren und Untermenschen. Ausgerechnet dort wurden ihre Ideen zuerst umgesetzt.
Dass Uniformen durch ihren Schnitt oftmals den Körper betonen und „angenehm“ formen/darstellen, ist wohl wirklich kaum zu leugnen.
Doch im Bereich Fetisch wollen mir da einige Dinge nicht wirklich klar werden.
Uniformen (ich gehe von militärisch geprägten Uniformen aus, habe bisher noch keinen „Fetischisten“ in Pfadfinderuniform gesehen)tragen normalerweise Menschen, die Macht über andere Menschen ausüben wollen/sollen. Sprich Soldaten (jeglichen Ranges). Wie wird diese Macht der Soldaten hergestellt? Üblicherweise durch (Waffen-) Gewalt, Androhung dieser und anderer Grausamkeiten, Einschüchterung.
Wie kann es also sein, dass Menschen auf genau diese Art von Macht abfahren und davon sexuell erregt werden? Ich möchte einen dieser Menschen sehen, wie er im realen Kriegsgeschehen seine Klamotten vom Leib reißt und sich den Soldaten, die seine Familie getötet haben, willentlich hingibt.
Das Macht (kontrollierte, mit vorher vereinbarte Grenzen und Absicherungen durch gesellschaftliche Konventionen (also eine unwillkürliche)) durchaus reizvoll sein kann, steht ebenfalls außer Frage. Mir erschließt sich jedoch nicht der Sinn einer Uniform in diesem Kontext, da sie keine sexuelle Macht, sondern … tödliche Macht verkörpert, die bestenfalls der Nekrophili auf eine perverse Art und Weise frönt. Und da auch nur durch den Uniformträger.
Kann mir jemand folgen?
Sogar die Heilsarmee und die Feuerwehr trägt Uniform. Haben diese jemals zu den Waffen gegriffen?
Was ich damit sagen möchte, ist folgendes: Eine Uniform kann auch den Ordnungsgedanken verfolgen. Wenn man sich beispielsweise die Bekleidungsvorschrift der Bundeswehr durchliest, so ist das korrekte Tragen des Dienstanzuges präziser formuliert als die Straßenverkehrsordnung.
Ich persönlich kann durchaus die Uniformträger verstehen. Vermutlich stehen die nicht beim Packen für ein Festival 5 Stunden vor dem Kleiderschrank und suchen sich ihre Kleider zusammen – Oberhemd, Schlips, Schiffchen und Cargohose, fertig ist es.
Aha. Weil man keinen Bock hat, sich für ein Festival aufwändig zu kleiden, greift man auf Uniform zurück? Ich suche gerade den logischen Faden… Doc Martens, Jeans und T-Shirt hätten’s dann wohl auch getan. Dann muss man nicht einmal ein Schiffchen mitschleppen.
Abweichend von der provokativen Überschrift dieses Beitrages möchte ich darauf hinweisen, dass es nicht um irgendwelche Uniformen geht, sondern ganz klar um solche mit kriegerischem oder faschistischen Hintergrund.
@Debitus: Ich schließe mich dem Kommentar von Death Disco uneingeschränkt an. Deine Argumentation erscheint mir auch unlogisch. Zumal es meiner Ansicht nach aufwendiger ist sich mit Krawatte, Oberhemd und Schiffchen zu schmücken als sich einfach ein T-Shirt überzuschmeißen und in eine schwarze Hose zu schlüpfen.
@Flauers: Ich kann Dir folgen. Im Prinzip ist das sogar eine sehr gute Argumentationsführung. Warum sind es denn kriegerische Uniformen und keine der Heilsarmee, Feuerwehr oder Flugzeugpiloten? Wie du schon sagst, es geht um Macht, Stärke, Gewalt und Einschüchterung. Und in gewisser Weise geht es auch um den Schnitt solcher Uniformen. Sie lassen das eigene Ich härter und stärker erscheinen.
Politik: Ich denke, wir dürfen Politik und Szene nicht zusammenwürfeln. JEDER sollte sich für Politik interessieren, Wählen gehen und versuchen dem vorherrschenden Kapitalismus entgegenzuwirken. Demokratie ist kein Zustand, der einfach so da ist, Demokratie muss erhalten und gepflegt werden. Das gilt meiner Ansicht nach auch für jeden innerhalb der schwarzen Szene.
Doch Politik selbst hat in der Szene NICHTS verloren. Weder von Links, noch von Rechts noch von irgendwo. Das gilt für die Piraten-Partei, die NPD oder sonst irgendeine Partei. „Unpolitisch“ ist für mich eine Definition der Szene, nicht des einzelnen Menschen.
Danke, Robert, Du hast meinen Kommentar sehr gut zusammengefasst! :D
Die Frage bleibt jetzt aber noch, was von solcher Zur-Schau-Stellung von (personalisierter) Macht zu halten ist, und lässt sich da ein gemeinsamer Tenor aus den Grundgedanken der Gothic-Szene finden, um die Frage zu klären, ob solche Uniformen auf schwarzen Veranstaltungen etwas zu suchen haben (diejenigen, die mit eindeutiger Symbolik geschmückt sind, mal außenvorgelassen). Mir geht es hier ein wenig zu sehr nur auf Nazi-Uniformen hinaus, die ich persönlich relativ selten sehe (um ehrlich zu sein, so gut wie nie).
Was ist zum Beispiel mit Tarnfleck-Kleidung? Modischer Gack oder doch subtile Gewaltandrohung? Und diverse Fantasy-Uniformen, die ja oftmals nicht sonderlich martialisch aussehen. Hat doch an sich alles erstmal mit Nazi-Ästhetik nichts zu tun!
Ich finde es immer wieder erstaunlich wie sich die Leute über Kleidung echauffieren.
Das die schwarze Szene sowiso schon immer Aufmerksamkeit auf sich zieht, sei es durch nicht mainstream konforme Kleidung, Make Up, Frisuren oder Schmuck ist wohl klar !
Warum also noch mit findenr auf Leute zeigen die Uniformen tragen ? Was ist hier der Unterschied zwischen einer an den 2.WK angelehnten Uniform oder einer Postapokalyptischen Cyber Uniform ? Was mir hier immer negativ Aufstößt ist die Tatsache, dass immer nur Personen scheinbar angegriffen werden die deutsche Uniformen tragen.
Was ist an einer deutschen Uniform anders als an einer russischen, englischen oder amerikanischen ? Läuft ein Festivalbesucher in einer US uniform rum findet es jeder „normal“, läuft jemand mit einer deutsch aussehnden Uniform rum besteht sofort der Verdacht des Nationalsozialismussymphatisanten ! Warum ? Der Deutsche, sowie der Amerikaner, sowie der Russe haben im Krieg alle Menschen umgebracht. Warum nur eine Seite davon verteufeln und nicht alle… Wenn man Uniformtragende darauf reduzieren will für was Uniformen zu irgendeiner Zeit vielleicht mal standen.
Ich würde es es eher so sehen, dass eine Uniform das ultimative Symbol ist alle Individuen gleichzuschalten – UNIFORM zu machen ! Warum nicht diese „Uniformität“ Mittels einer für „anstössig“ empfundenden Uniform ad absurdum führen ? Und eben mit dem tragen einer Uniform das Gegenteil von Uniformität auszudrücken ? Wofür steht das „schwarz“ seien sonst ?
Zumindest hat für mich Schwarzsein nix mit irgendwelchen Uniformen zu tun. Das ist für mich ne „Geisteshaltung“, ein wohliges Gefühl der Vertrautheit, wenn ich andere Schwarzkittel in ihren „Gewändern“ sehe – und Uniformen lösen dagegen bei mir eher Übelkeit aus. Ich denke da auch nicht zwangsläufig an irgendwelche rechts- oder linksradikale Kacke, sondern an sexuelle Zurschaustellung mancher Leute. Und die gehört für mich in den Privatbereich oder in den Swingerclub, aber nicht auf ein Festival oder in einen Club, wo noch Minderjährige sein könnten. Ich bin zwar auch nicht gerade aus dem Kloster, aber manche Dinge finde ich nich ganz so dolle. Ist aber nur meine Ansicht, darf gerne jeder anders drüber denken :-) Wünsch euch allen ein schönes verschneites Wochenende und packt euch gut ein, denn es wird kalt :-)
Wenn man so manche Leute sieht was sie tragen, vorallem auf Festivals könnte man sich wirklich wünschen: lieber in Uniform ! Das sieht wenigstens Stimmig aus, und solange keine politischen Symbole dran sind ist es doch kein Problem. Das Problem wie ich finde ist wo fängt man an und wo hört man auf abneigung gegen etwas zu empfinden. Jede Epoche hat siene Schattenseiten. Im Mittelalter wurden menschen gefoltert hingerichtet gesteinigt und verbrannt, vorzugsweise von der Kirche. Mahnt man deshalb die Medieval-Grufties an ? Oder welche die in Barockkleidern rumlaufen, die Menschen dieser Zeit waren ja auch nicht gerade zimperlich mit hinrichtungen oder Duellen oder spaßbringender Tierquälereien. Oder verurteilt man die Victorians weil es zu der Zeit noch Sklavenhaltung gab ? Ich glaube nicht. Es kommt einem auch so vor als ginge es immer nur um deutsche Uniformen, russische Uniformen hingegen sind wohl OK… vermutlich weil keiner daran denkt das die Russen auch Völkermord begangen haben. Nichtsdestotrotz hat ein Stück Stoff nichts mit diesen Ereignissen zu tun. Höchstens die Symbolik der politischen symbole aber ehrlich die verwendet ja wohl nur der braune Abschaum. Kurios: ich habe noch keinen Neonazi in Uniform gesehen !
Die Uniform selbst ist das Symbol. Eine SS-Uniform ist auch ohne Kragenspiegel und Ärmelstreifen eine SS-Uniform.
Dann scheinst Du ja nicht dem Planet Erde anzugehören. Oder hast die Zeit von FAP und Wiking-Jugend verschlafen.
HansWurst: Nur eine ganz doofe Frage: Was haben Grufties mit den Schattenseiten des Lebens zu tun? Es ist mir klar, dass viele zur Szene aus der Tatsache flüchten, dass ihnen die spießig, kommerzielle Gesellschaft auf den Sack geht. Aber weshalb muss man dann gleich in einer SS-Uniform durch die Gegend spazieren? Das ist mir unbegreiflich. Gab es in den 80ern jemals (mit Ausnahme von vielleicht Siouxsie und ihren Hakenkreuzen) irgendwelche Punks oder Waver, die in Uniform herum gestiefelt sind um zu provozieren? Mir sind da keine bekannt. Da war allein die schwarze Kleidung schon Zeichen genug für Abgrenzung. Und selbst die konnte man schon bei H&M bekommen. Das klonhafte Aussehen mancher Zeitgenossen in Puncto Frisur und Schuhwerk kann man ja schlecht mit einer Uniform vergleichen und ich verbitte mir, so wie es manche vielleicht sehen, den Undercut oder Pikes mit Nazi-Outfits in Verbindung zu bringen. Was kann denn die Szene dafür, dass sich irgendwelche Onkelz-Hörer im Laufe der Zeit in der Szene breit gemacht haben und schwarze Symboliken (!) übernahmen? By the way: Wieso existert noch kein Artikel zum Thema „Deutschrock“ innerhalb der schwarzen Szene? Das fände ich sehr interessant und wichtig, als Alternative zur optischen Uniform.
Achso wenn eine Uniform ohne Symbole DAS Symbol selbst ist dann darf man auch keine Springerstiefel oder schöne warme Fliegerjacken im Winter anziehen oder sonstige symbolträchtigen Kleidungsstücke, darf man also auch keine Fantasyuniformen anziehen ? Gadaffi trug ja auch oft Fantasieuniformen… Wo fängt man an und wo hört man auf sich über Dinge zu beschweren ? In Deutschlandt klagt man ja sowieso immer auf hohem Niveau und stellt sich selbst gerne in die Ecke des Tätervolks, dass bis in alle Ewigkeit den Bückling als Wiedergutmachung machen muss. Wenn man Toleranz fordert dann muss man selbst auch tolerant sein, dass zeichnet doch unser Land angeblich aus oder ? Andererseits ist es euch doch auch egal was die Stino Bevölkerung von eurem schwarzen Kleidungsstil hält, der jenachdem welcher Gruppierung man zugehörig ist, ob Cyber oder Fetish Gruftie,… ja auch schon sehr grenzwertig sein kann für das öffentliche Leben.
In keinem anderen Land kann man das beobachten was man in Deutschland beobachtet, dass ewige Schuldbewustsein, auch wenn die letzte generation die es miterlebt hat am aussterben ist und die die Verantwortlich waren schon lange Tod sind.
In Amerika ist man stolz darauf Amerikaner zu sein. Worauf ist man Stolz ? Das man vor 500 Jahren als Fremder in ein Land eingefallen ist, dass den Indianern gehört hat, dass man Völkermord an den Indianern begangen hat ? Alles vergessen… Amerika ist ein Land das auf Blut aufgebaut wurde. Deutschland ist das nicht. Deutschland hat verloren und wurde von Grund auf neu aufgebaut nach dem Ende des dritten Reiches.
Man dreht sich im immer wieder im Kreis weil jeder meint seine Meinung wäre die richtige.
Ich war erst vorgestern auf einer schwarzen Party im bayerischen Raum und hab dort mindestens drei Kerle in originalgetreuer SS-Uniform (Reichsadler mit immerhin überdecktem Hakenkreuz und rote Armbinde) gesehen.
Ich frag mich echt: Was soll das?
Finds verdammt respektlos (bzw. wenn es wirklich nur der reinen Provokation dienen sollte: extrem dumm und unkreativ).
Schade, dass die Gruftis ja wirklich alles an Abschaum in der Szene mit offenen Armen empfangen (meiner Erfahrung nach, ob Neonazi, Kinderschänder oder Tierf*cker – egal, komm rein, wir – die übertolerante Schwarze Szene nehmen alles und jeden auf, solang er nur Geld bringt und gut Party macht).
Kann natürlich auch ein regionales Problem sein, hier ist es echt die Härte.
Wird wohl ein regionales Phänomen sein, denn ich wüsste nicht, dass sich in einem Club jemals mit minderjährigen Schafen oder Schäferhunden vergnügt wurde oder ganze Sippengemeinschaften aufmarschierten. Allerdings kann ich dahingehend auch nur bis zum fränkischen Raum sprechen.
Vielleicht nicht grade vorort, aber das großmäulige Rumzeigen von selbst geschossenen Hundefickbildchen etc. würde für mich als Clubbesitzer schon bedeuten: Perversos rausschmeissen.
Ist aber halt leider nie der Fall.
Achja und die Sippengemeinschaften, schon oft gehabt. Nannten sich die Schwarze Front^^
„Schwarze Front“… bei der Namensgebung waren aber auch Kreative am Werk. Nun gut. Uniformen ja, sind diese entsymbolisiert und definiert sich deren Träger nicht mit Namen alter NS-Kampfgemeinschaften, so habe ich nichts dagegen und irgendwelche -meist postpubertäre- Vollprolls sind mir ja auch nicht fremd. Wenn auch weniger in Clubs, eher auf Festivals. Doch solches Getue würde auch mich stark, bis stärker, am geistigen Gehalt der Beteiligten zweifeln lassen.
Was meint man zu Sprüchen wie diesen hier? (Zufällig drauf gestoßen)
Wäre zu hinterfragen, wie sie „pervers und satanisch“ definieren. Auch ist es für die „seit den Zeiten Goethes und Byrons in ununterbrochener Linie“ stattfindende Mentalität ein wenig zu kindisch trotzig formuliert, doch ansonsten in der Grundhaltung recht sympathisch.
Wobei man wohl gut davon ausgehen kann, dass hinter den Sprüchen dennoch kaum bis keine Substanz zu finden sein wird.
Vor allem sollen die einem mal Grufties zeigen, die es vor 1980 gegeben haben soll. Das würde mich jetzt mal wirklich interessieren :)
Für jemanden, der offensichtlich im Industrial-Umfeld unterwegs ist (Esplendor Geométrico?), scheint Dich das ja wirklich sehr zu überraschen. Schon mal tieferen Einblick in die Szene gehabt? Bands, die Du dringend meiden solltest: Rozz Williams/Premature Ejaculation, Whitehouse, Die Form (Zoophilic Lolita etc.), Throbbing Gristle, Nicole 12…
Aber während Nationalsozialismus immer noch eine selbst gewählte „Ideologie“ ist, handelt es sich bei den anderen beiden um Paraphilien. Und sowas hat nichts mit Szenezugehörigkeit oder -grenzen zu tun.
Nein, im Industrial Umfeld bewege ich mich nicht (mehr). Mittlerweile auf „normale“ Gruft Discos umgestiegen…
Generell finde ich den Hang zu Uniformen nicht gut, weil es immer etwas mit Krieg und Gewalt zu tun hat bzw. die Assoziation Krieg/Leid hervorruft und damit dass Menschen verletzt und/oder getötet werden, Familien auseinander gerissen werden und das Bild von brennenden Städten taucht vor meinem Auge auf.
Wie man das als Fetisch nutzen kann oder im Rahmen vom dieser Richtung Neofolk absolut unverständlich und höchst bedenklich. Provokation ist was für Kinder und passt nicht mehr in die heutige Zeit. Die Menschen sind viel sensibler geworden und man sollte darauf achten dass man nicht „in die falsche Schublade“ gesteckt wird nur weil man „provozieren will“. Redet lieber über die Dinge die Euch bewegt! Provokation löst nur Wut aus. Und Wut erzeugt Gewalt und eine entsprechende Gegenreaktion!
Als ob es Uniformen ausschließlich im militärischen Kontext gäbe. Mir fällt schon seit längerem auf, dass auf diesem Blog bei vielen die Gleichung Uniform=Militär zu gelten scheint. Diese Gleichung ist aber falsch. Oder hast du genannte ‚Assoziation‘ etwa auch bei Bahn- oder Postangestellten?
Nach dem Motto würden bald alle nur noch in H&M rumlaufen. Und da mache ich nicht mit. Viel schlimmer als Uniformen finde ich nämlich Uniformität.
Nun, es ging ja hier um militärische Uninformen und nicht um die Post oder die Sanitäter. Warum fühlst Du Dich direkt persönlich angegriffen? *rhetorische Frage*
Uniformität ist noch einmal ein anderes Thema. Es ging mir um militärische Uniformen.
Soldaten, Generäle ect.
Die Gothic-Szene kennt keine Tabu-Themen. Sie beschäftigt sich mit den tiefsten Abgründen der menschlichen Seele, setzt sich damit auseinander und verleiht dem Ausdruck IN DER PHANTASIE – DAS IST EINE ART ROLLENSPIEL!
(das bezieht sich auch auf umstrittene Liedtexte)
Ich finde es sehr gut, dass Menschen ihre dunklen Phantasien/ Neigungen, die in Bereiche von strafbaren unmoralischen Dingen gehen, in Rollenspielen in der Phantasie ausleben – wie z.B. Uniformen tragen und dadurch ein Bedürfnis auszudrücken, Macht und Gewalt über andere ausüben zu wollen, mal überlegen zu sein usw. Denn würde das verdrängt, dann denke ich, dass dann die Gefahr größer wäre, dass soetwas in Realität umgesetzt wird und nicht in der Phantasie!!
Rollenspiele und über Tabu-Themen in Liedern singen tut niemandem weh!
@NeverendingwarGothic: Uniformen habe aber auch andere Bedeutung wie zum Beispiel Unterdrückung oder blinder Gehorsam. Außerdem gibt es sicherlich andere Formen, um diesen „Fetisch“ auszudrücken. Die Szene ist in der Tat für ihre Tabubrüche bekannt, aber meist nur in inhaltlicher Form. Aktive Rollenspiele hatte meiner Ansicht nach nie damit zu tun. Inhaltlich und in Liedern keine Frage, ich denke es geht mehr um die Beschäftigung mit Tabus, als sie aktiv zu brechen.
Davon abgesehen ist die Szene nie tolerant gewesen, sondern feige. Grufties sind immer schon lieber einem Konflikt aus dem Weg gegangen, anstatt sich ihm zu stellen. Das ist jetzt nichts schlechtes aber auch mit dafür verantwortlich, warum immer neue Strömungen in der Szene Fuß fassen. Der Einstieg ist immer der Gleiche: Die Musik. „Gothic“ ist so vielfältig, dass nahezu jede Musikrichtung dort Platz findet. Und hej, wenn die Cyber in unserem Stammladen kommen dann bitten wir sie nicht hinaus (rein musikalisch) sondern suchen uns eine neue Bleibe. So war das immer schon, soweit ich mich jedenfalls erinnern kann.
@Robert: Wenn Ästhetik und Musik große Teile des Mainstreams abschrecken und diese Leute draußen halten, dann bleibt auch das entsprechende Verhalten draußen. Dadurch entstehen Freiräume, ohne dass sich da jemand einen politischen Kopf darüber gemacht hätte.
Bevor irgendwann die ideologischen Diskussionen zum Thema Toleranz losgingen, hat sich da auch niemand einen Kopf drüber gemacht. Die praktische Erfahrung der Leute war eben, dass man in der Mainstreamgesellschaft tagtäglich überall aneckt, wenn man anders aussieht und denkt, und auf dem Hintergrund dieser Erfahrungen ist die Bereitschaft dann auch größer andere Leute in Ruhe zu lassen.
Kein Wunder, dass diese Freiräume auch andere Leute anziehen, die ursprünglich nix mit Szene zu tun haben. Transleute, die abends einfach mal ausgehen wollen ohne Theater zu haben, gehen eher nicht in die Großraumdisco, denke ich. Und Fetischleute, für die ihre Kleidung Teil der Identität ist, haben wohl auch nicht immer Bock auf sexualisierte Spezialveranstaltungen.
Problematisch wird’s halt dann, wenn irgendwann irgendwelche Kasper auftauchen, die glauben, dass ohne Rücksicht auf Verluste alles gehe und sich noch dadurch bestätigt sehen, dass kein Gegenwind aufkommt. Irgendwann werden es leider so viele, dass man sich bei sich selbst nicht mehr zu hause fühlt. Leider passen sich kommerzielle Veranstaltungen auch ihren Gästen an und nicht umgekehrt.
Die Frage ist halt auch, was man macht. Richtig finde ich, in einzelnen Situationen Leute darüber aufzuklären, was Respekt anderen Menschen gegenüber bedeutet. Falsch finde ich, auf eine rigide Türpolitik zu setzen. Weil die im Zweifel genau die Leute aussperrt, die nirgendwo anders hinkönnen, aber die Leute hineinlässt, die sich vorher informiert haben, welches T-Shirt man kaufen muss.
Der mühsame Weg ist vielleicht der richtige. Weiterziehen und lieber im kleineren Kreis so zu leben, wie man es mag, offen und neugierig auf andere Leute, die von ihrer inneren Grundausstattung her dazu passen.
Ja klar geht es nicht darum, die Tabus ohne Rücksicht der Grenzen anderer zu brechen. Falls etwas ausgelebt wird in einem Rollenspiel, dann natürlich nur mit gegenseitigem Einvernehmen!
Einer der Gründe für den Ausstieg von Patrick O’Kill, heute u.a. Six(th) Comm, bei Death in June war nach eigener Aussage unter anderem, daß DIJ in den 1980er Jahren bei einem Konzert in Italien öffentlich in SS-Uniformen auftraten und Patrick O’Kill von einer italienischen Mutter, die ihren Sohn in WW II verloren hatte, bespuckt und heftigst beschimpft wurde. Wer das Temperament italienischer Mütter kennt, kann sich ausmalen, wie das ausgesehen haben muß. :o) Bestimmt unangenehm, in diesem speziellen Fall aber offenbar eine heilsame Erfahrung.
Die Idealisierung und Romantisierung von Militär und im besonderen des zweiten Weltkriegs finde ich einfach nur bizarr und geschmacklos. Wer wie ich nahe Angehörige in dieser finsteren Ära verloren und Familienmitglieder hat, die bis heute unter den Folgen von Krieg, Gewalt und Vertreibung leiden, wird das verstehen können. Leute, die eine der grausamsten Diktaturen der Geschichte glorifizieren und deren Herrenrassen-Attribute gar als Sexfetisch pervertieren sollten die Klassiker „Im Westen nichts neues“ vom E.M. Remarque und „The Wars“ von Timothy Findley lesen und sich anschließend gut überlegen, ob sie sich nicht besser ein sinnvolles Hobby besorgen. Noch weniger kann ich heutige, rechte Unterströmungen in der schwarzen Szene nachvollziehen; wer in den 1980er Jahren zur Szene gehörte, mußte in den Großstädten aufgrund seines schwarzen Outfits und Stachelhaaren praktisch an jeder Ecke mit pöbelnden, prügelbereiten Glatzen rechnen. Und heute ist Military schick, provokant und salonfähig? Nö, danke. Ist mir zu destruktiv, zu dekadent, zu arrogant/ ignorant.
Der Artikel und die Kommentare hier sind ja schon einige Jahre alt, hier mal meine Gedanken im Jahr 2017.
Natürlich ist Europa und gerade die Deutschen von der Nazizeit immer noch traumatisiert. Eine ganze Generation durch das erleben des WWII und wir Nachkommen durch die Berichte. Uns ist anerzogen worden, alles was an die NS Symbolik erinnert, als anstößig und beleidigend zu bezeichnen, weil Menschen unter diesen Symbolen gestorben sind und gequält wurden und umso schlimmer ist es, wenn rechte Bewegungen diesen Geist forttragen wollen.
Ein Uniformträger auf einem Gothic Festival provoziert aber mMn genau diese Gedankengänge.
Wie gehen wir mit unserem Trauma um, heute?
Wo sind wir heute, und was haben wir gelernt nach ’45?
Wer waren „die Nazis“, die wenigen Strippenzieher des Holocaust, oder die ganze Nation, oder nur alle die der Propaganda verfallen sind?
Deutschland führt als Teil der NATO unter US-Flagge weiterhin Kriege, ob die völkerrechtlich okay sind, oder nicht… von Rammstein starten Drohnen, die auf der Straße unbewaffnete Menschen erschießen (aber das sind ja Terroristen), finden wir das okay, sind wir dafür?
Sind wir genauso wie unter Hitler von medialer Propaganda dazu erzogen worden, irgendwas scheiße zu finden, welche Feindbilder gibt es heute? Putin, Assad, Terroristen, IS, Moslems?
Ist Deutschland langsam soweit, sich selbst und die nächste Generation von dem Trauma zu heilen, oder hat man sich „festgeweint“ in Krampfstarre, wie schlimm die NS-Zeit war?
Meine Großmutter hat mir beigebracht, dass es irrelevant sein sollte, was jemand an hat, das jeder anziehen darf, was er will und man das tolerieren sollte, auch wenn es der eigenen Religion, Ethik usw. widerspricht. Viele finden auch Frauen mit Kopftüchern / Burkas nicht in Ordnung.
Ich persönlich habe eine ganz große Abneigung gegen Punks, ich bin als Teeni in Gruftikleidung sehr oft von Punks beschimpft, schikaniert und auch körperlich angegriffen worden und heute bekomme ich immer noch Beklemmungen, wenn mir auf der Straße Punks entgegen kommen oder ich auf einem Festival diesen bestimmten Stil sehe.
Und in diesem Gefühlsbad empfinde ich auch NS anmutende Uniformen, irgendwo zwischen ganz entsetzlich, interessant und hübsch.
Dennoch finde ich es einfach falsch die persönliche Ethik, Ängste und Moralvorstellungen als Projektion auf die Kleidung einer fremden Person zu legen.
Finden wir SS Uniformen aufm Festival scheiße, weil uns irgendwie anerzogen wurde, dass das ein moralisches NoGo ist? Widerspricht das nicht der Mentalität der Szene an sich?
In diesem Sinne, my 2cents…
@Sandra: unabhängig von Deiner Aussage finde ich Deine Wortwahl ziemlich daneben.
Auf derart polemische Leute kann ich gut verzichten.
Was geht denn hier ab?
Sehr geehrte Frau Walder, jetzt wischen Sie sich erst einmal den Schaum vor dem Munde ab, und bemühen sich bitte, den Beitrag und die dazu im Anschluß erfolgte Diskussion sachlich zu erfassen. Wer lesen kann (und will), ist klar im Vorteil…
Nun, Ihr Auftreten ist – gelinde ausgedrückt – das eines typischen fb (und Konsorten)-Herummeiners, d.h.: polemisch holzhacken, beleidigen, undifferenziert herumpöbeln (vielleicht auch, ohne überhaupt nur einen blassen Dunst von der – zugegeben – „schwierigen“ und in der Tat diskussionswürdigen Materie zu haben). Hintergrundwissen und das Beschäftigen mit dem Thema wären vielleicht hilfreich…
Bodenlos natürlich auch Ihr Verhalten gegenüber Tanzfledermaus. Falls (von Ihnen) nicht bemerkt, die Ihnen in der Sache ja offenbar nicht widerspricht, jedoch Ihren „Stil“ (vollkommen berechtigt) kritisiert. Vollkommen lächerlich, dann im Anschluß von Ihnen, den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen. D.h. – klar doch – wer nicht „für Sie“ ist, ist „gegen Sie“, hmmm? (und von daher befinden auch Sie darüber, wer in die „schwarze Szene gehört“ – und wer nicht…, oder was?) Und deswegen ist dieser ganze Blog sofort in Sack und Pack ein Nest von rechtstümelnden Verbindungsszenlern, nicht wahr? Aber Sie haben ja in der Kürze der Zeit, in der Sie sich hier aufhielten, den kompletten Blog gelesen, erfasst und haarklein seziert und analysiert, Sie Genie.
Von welch schlechtem Stil Ihr Verhalten geprägt ist, zeigt sich auch in Ihrer „Abschiedsrede“: vorher den Elefant im Porzellanladen geben und anschliessend feige verdünnisieren wollen. Na, da lach‘ ich aber mal…
(btw.: eine – wirkliche, und kein sarkastisches Getue, wie von Ihnen dargestellt… – Entschuldigung seitens Ihnen an Tanzfledermaus und den Betreiber des Blogs wäre das mindeste, mal sehen ob Sie immerhin diese Größe aufbringen…)
Und nur zum besseren Verständnis (falls hier wieder die „Nazikeule“ geschwungen werden will…): ich bin absoluter Antifaschist, mag auch keine – unreflektierten – Uniformträger, habe aber allerdings auch (oho!) Death In June-LPs im Regal stehen… (was ist die Welt doch so – enttäuschend – gar nicht schwarz-weiss, nicht wahr…?)
Agressives polemisches Herumstänkern und eine sachlich/vernünftig vorgetragene Meinungsäußerung sind zwei Paar Schuhe!
Ersteres ist übrigens auch ein gern gewähltes Stilmittel im von Dir verhassten politischen Lager.
Schon allein deshalb sollte man seine Worte überdenken, weil es sonst schnell ein Eigentor wird, man sich als Parolen nachbetendes, einfaches Gemüt darstellt – egal welcher politischer Couleur.
Dein Rückzug in den Schmollwinkel tut dazu ein übriges.
Im Übrigen wurde Dir Deine Meinung weder vorgehalten noch abgesprochen, sondern lediglich der Tonfall kritisiert. Auch wieder zwei Paar Schuhe.
(Danke. T.S., für Deine Zeilen, jetzt haben sich unsere Beiträge durch mein Editieren überschnitten )
Ernsthaft… Da taucht hier seit Zeitaltern endlich mal wieder meinungsbildender Aggressionszündstoff auf und dann verebbt dieser in einer Handvoll Einzeiler mit kitschig diplomatischem Unterton … das ist so verdammt öde.
Ich habe hier bestimmt schon meine Meinung niedergeschrieben; bin nur zu faul nachzusehen. Somit gebe ich kurz zu Protokoll, dass es mir so etwas von egal ist, ob ich im nächsten Goten-Schaulauf wieder Uniformen erblicke oder nicht. Bei Kerlen eh. Und Mädels können mit solch brachialer Strenge recht reizvoll wirken. Zumindest wenn es stilsicher sitzt. Und das ist für mich das einzige was zählt. Denn irgendwelche Aussagen, Differenzierungen und Reflektionen und Blah… wenn ich da vielleicht einst Wert drauf legte, so ist es mir diese Meinung längst abhandengekommen. Warum? Aufgrund von Gerechtigkeit und Gleichgültigkeit.
Dazu ein Beispiel der Kategorie: »Ach wie niedlich.«. Hierbei wird auch nicht reflektiert. Zumal es nichts Unreflektierteres gibt, als ein Wanst im Kostüm. Aber Legionäre zogen ja nur mit Brot und Liebe von Haus zu Haus und wurden höchstens mal von einem kleinen gallischen Dorfe heraus verdroschen; wenn diese wieder zuviel gebechert hatten. (Und man komme mir jetzt nicht mit der albernen Argumentation, dass es sich hierbei ja nicht um eine echte Uniform handle. Als ob der Volkssturm der Moralapostel bei der Diffamierung darauf Wert legt, ob der Schnitt des Festivaluniformierten nun authentisch oder paramilitärisch daherkommt.)
Aber darüber empört sich niemand. Weil unsere Entrüstung selektiv ist. Menschenverachtend willkürlich ermessen wir den Grad an emotionalem Widerstand anhand quantitativer Daten. Wie lange ist es her? Wieviel Tote gab es? Wie weit ist es von meiner Haustür entfernt gewesen? Was stand dazu alles im Fokus? Wie groß ist der Pegel gesellschaftlicher Duldung? Sowie die Aufarbeitung innerhalb des Klamauks? Da wird die Greul im gesellschaftlichen Gleichschritt verniedlicht. Damit man seine Kraft aufsparen kann, um inbrünstig die Gestalt in Breeches, mit Koppel und Bandelier, beschimpfen zu können.
O.k., bevor es Dir zu „öde“ wird, kannst Du dies hier haben ( was an jemandem, der den – auch irgendwie (bl)öden – Begriff „Gutmensch“ pflegt zu benutzen; bzw. Zeitgenossen, die Kritik an Militarismus laut werden lassen, abwertend als „ökologisch abbaubar“ abwatscht, höchstwahrscheinlich abbröckelt, aber so what… ), here we go:
Nein, ich war nicht so faul, und habe „nachgesehen“: Beitrag #13 ist’s (u.a.), aber der genügte mir schon vollkommen…
Und wie im nachfolgenden Diskussionsbeitrag (#14) schon ganz richtig gekontert wurde, sind (doch schon) eindeutige optische Annäherungen an den Stil von gewissen Uniformen aus dem „Dritten Reich“ nicht in Vergleich zu setzen mit einem arg bemühten Darstellungsversuch, bzw. einer Interpretationskrücke wie der Formulierung/Deutung einer Art „Uniformität einer Jugendkultur“ (inkl. den weiteren hanebüchenen Versuchen, diverse Kleidung als Uniformen analysieren zu wollen, um die Uniform, die für Militarismus steht, künstlich zu verharmlosen…).
Dies werte ich durchaus als relativ stilloses Ablenkungsmanöver.
Stillos auch vor allem deshalb, da uns die „Ästhetik“ eines Kleidungsstils als historische Vorlage weisgemacht wird, die uns die (gesellschaftlichen, soziokulturellen, etc.) „Machtverhältnisse“ verdeutlichen/erklären soll, und das sogar zwischen den Geschlechtern! (sic!) Na, da musste ich direkt zweimal hinsehen… (no further comment…)
Und weiter: sehr wohl ist z.B. eine SS-Uniform (wenn auch nur stilisiert, nachgemacht, etc.) sofort als eine solche „Verkleidung“ (wenn’s denn eine ist…) zu erkennen, auch wenn der Träger gnädigerweise auf die „Hoheitsabzeichen“ verzichtet (btw: manchmal denke ich: „verzichten muß“…). Und jetzt rein subjektiv: ich persönlich habe absolut etwas dagegen, wenn solch ein „Elite“-Grufti in absolutem Wichs, mit der Krönung einer relativ eindeutigen Schirmmütze auf dem (irgendwie auch so ganz zufälligen) Pimpfenhaarschnitt irgendwo bei einer VA um die Ecke biegt, und man im ersten Moment zusammenzuckt, weil man zunächst glaubt, hier kommt Heini Himmler höchstpersönlich, Stillgestanden!
Na, da frage ich mich allerdings, wo da die „Parodie“, „Ironie“, bzw. „Kritik“ sich versteckt hält. Und komme mir ja niemand mit der alten und abgedroschenen „Provokation“. Wer nach all den Jahren der Musik- und auch Szenehistorie, inkl. deren altehrwürdig gewordenem Verstörungspotenzial noch immer denkt, mit „Nazi“-„Ästhetik“ (sic!) „schocken“ zu können, der hat schlichtweg den Schuss nicht gehört!
Und jetzt kommt an der Stelle, was ich genau mit „unreflektiert“ meine: da wurde bei einigen musikalischen „Idolen“ irgendwas abgeguckt, als „cool“ empfunden, falsch interpretiert, und vielleicht auf billigen „Provo“-Faktor getestet – und zuletzt relativ unsensibel auf die Strasse/zum Event verfrachtet.
Aber Merke: die wenigsten von den Herrschaften „schwarze Szene“-Uniform-Uniformierten (oder gar ach-so-„Individualisten“… – muhahahaaa…) dürften wohl tatsächliche Mitglieder einer Art „Uniform-Fetish-Szene“ sein. Mit solchen melodramatischen Nebenbei-DIJ/Blutharsch/Nachtmahr-Fans und -Kaspern geben die sich höchstwahrscheinlich kaum ab…
Und wer denkt, so eine (militärisch konnotierte) Uniform würde an „Mädels“ besonders sexy, stylisch, wenn nicht gar „niedlich“ wirken, der kann sich ruhig mal – ganz allgemein – über sein Frauenbild Gedanken machen…
Jetzt habe ich im Bezug auf Schnitte, Stoffe, Farben, etc., die Militärkleidung, bzw. Uniformen entlehnt sind, keineswegs etwas zu kritisieren, wenn diese sinnvoll, mit Stil und/oder Funktionalität in die „zivile“ Mode eingehen. Kann wirklich chic ausschauen, bereichert manchmal vom Sinn her, ganz so wie es auch bei Arbeitskleidung-meets-Freizeitbekleidung anzutreffen ist.
Aber zum Schluß, ich musste ich mich über diesen Äpfel/Birnen-Vergleich bezüglich des Kinderkostüms doch noch mal schwer wundern. Nochmal, wir reden hier primär über Leute, die mit Klamotten in der Szene hausieren gehen, die eindeutig der „Nazi“-„Ästhetik“ entlehnt sind, was soll also dieses Ablenken und übereifrige Fingergezeige nach dem Motto „aber-die-da-dürfen-aber…“ So was kommt schon arg revanchistisch daher und hat nicht den besten Stil. Oder sind wir jetzt gar wieder einmal beim billigen Vergleichs-zwickzwack-Spielchen a la „die Kommunisten haben auch Millionen Leute hingerichtet“ oder gar „die Römer haben soooo viele Germanen hingemetzelt“ angelangt? Herrgott, aber o.k.o.k., ich werde dann auch mal darüber nachdenken, wenn der erste Julius-Caesar-Wiedergänger auf dem nächsten WGT auftaucht…
Hatte ich das einst geschrieben? Ist ja witzig…
Okay, es wird sich am Begriff des »Gutmenschen« gestört. Ich gebe zu, dass seit der Zusammenrottung des patriotisch abendländisch (geistigen) Prekariats -oder des Herumulkens einer AfD- dieses Wort ein wenig an Charme eingebüßt hat.
Zudem sprach ich hierbei vom »Scheuklappenblick des Gutmenschentums«. Ergo von Radikalisierung welche das Ganze wieder in Negativität kehrt. Und das darf man kritisieren. Denn wenn im blinden Eifer, immer die unbestreitbar moralische Instanz sein zu müssen, der Weitblick verloren geht… sorry, aber das ist etwas, das mir auf den Keks geht. Mich nervt solcher Scheuklappenblick am Sexismus, am Chauvinismus, am Rassismus und Speziesismus. Mich nervt das an Religionen, am Nationalismus, Faschismus und eben auch an Moralaposteln (aka »Gutmensch«)
Und »ökologisch abbaubaren Bundeswehrgegners«… ach komm´, das finde ich heute noch amüsant. Zudem ist der Mensch ökologisch abbaubar. Denn egal wie geistig verstrahlt, er wird zum Glück nicht so schnell Sondermüll werden.
Komme ich auch nicht. Ich komme mit dem Argument, dass es dem Träger womöglich egal ist. Er es nur als Stil ansieht. Vielleicht findet er es geil. Sieht sich als Übermensch und bedauert insgeheim, dass nicht mehr überall in der Stadt die Reichsflaggen hängen oder ihm Menschen mit gelben Aufnäher begegnen. Dann, und da bin ich wohl mit der Runde im Einklang, ist dieses ein Arschloch, das zu blöd ist Geschichtsbücher zu lesen.
Aber was ist, wenn dieser einfach Form von Inhalt trennt. Und ich habe sehr stark das Gefühl, dass dieses ein wunder Punkt ist, den niemand in Betracht ziehen will. Deshalb tue ich es. Vielleicht auch weil ich es kann. Und einfach, weil es dazu gehört, wenn man innerhalb einer Debatte einen Sachverhalt durchleuchtet.
Ich sehe einen beispielsweise SS-Schädel als nüchterne Form. Als Logo und Symbol. Der historische Kontext ist das eine. Die Form das andere. Ich würde ihn nie tragen, da mir dieser zu grenzdebil grinst und auch so von der Gestaltung her absolut plump gemacht ist. Der Reichsadler hingegen ist stilistisch reizvoll. Eleganter als der Bundesadler, schneidiger…
Und was ist passiert, während man das gelesen hat? Man unterstellt den Worten sofort auch die Sympathie mit der dazugehörigen Staatsform. Weil die gesellschaftspolitische Funktion der Symbole und deren Sinnbild in unseren Köpfen unüberwindbar miteinander verklebt sind. Ich habe in keiner Silbe das damalige Regime verehrt. Und doch wirkt es so. Aber genau das hinterfrage ich.
Der eine trägt es mit politischem, geschichtlichem Kalkül. Mit Begeisterung für das damalige System. Der andere ohne auch nur einen Gedanken daran; straft dieses quasi mit Ignoranz. Zwei verschiedene Sachverhalte. Verschiedene Mentalitäten, gar Weltbilder. Und dennoch sitzen beide auf der gleichen Anklagebank. Mit Recht? Ich weiß es nicht. Glaube es aber auch nicht.
Also bitte… soll diese Anklage jetzt als Projektion verstanden werden? Denn anders erschließt sich mir nicht der Zusammenhang. Eine stilistische Vorliebe ist gleich der Abwertung des anderen Geschlechts, mittels der selbstredend natürlichen Überlegenheit des Testosterons. Zum Glück schrieb ich nicht »Weibchen«.
Aber in Ordnung. Da ist wohl eine Evolutionsstufe an mir vorbeigerauscht. Welche den Partner rein durch intellektuelle Höhe als Gemeinschaftswürdig definiert. Und nicht in erster Instanz mittels Instinkt und Trieb erwählt. Was ja in solche Assoziationen wie attraktiv, adrett, süß, schön oder niedlich mündet.
Zudem gehe ich mal davon aus, dass Frauen, die gerne Uniform tragen, besser wissen warum sie dieses tun. Jedenfalls besser als alle anderen. Auch besser als ich. Aber wenn ich hierbei einmal meine Erfahrung mit einwerfe, so machen sie dieses definitiv nicht, um sich von ihrem Geschlecht loszusagen. Oder um sich in das Wesen des Unansehnlichen zu werfen. Sondern um ihr Geschlecht und ihre sexuelle Ausstrahlung, innerhalb jenes Kontrastes, besonders wirken zu lassen. Ergo: Um sexy zu sein.
Aber ich weiß, dass das im Goth ein Streitthema ist. Wenn nicht sogar ein Tabu. Kollidieren die vergeistlichen morbiden Welten jener Szene doch zu gerne mit dem animalischen Trieb. Wahrscheinlich sind hierbei Paare wirklich nur Interessensgruppen und Kinder werden von der Fledermaus in Rotweingläsern abgelegt.
Ja… Sarkasmus. Aber wer meint, meine leidenschaftliche Hingabe zum Trieb und dem aufreizenden Knistern zwischen den Geschlechtern mit irgendwelcher Abwertung der Frau in Einheit setzen zu wollen, diagnostiziert damit nur sein eigenes Unvermögen dieses in Einklang zu bringen. Und das war jetzt eine ebenso haltlose Unterstellung, da man nichts vom Leben und der Mentalität des anderen weiß.
Das erinnert mich an etwas von erzaehlmirnix.
Dessen bin ich mir schon bewusst… Und soll das jetzt bedeuten, dass es verboten ist, den hermetischen Raum dieser Szene zu verlassen und zu verallgemeinern. Wo bleibt denn da das argumentative Abenteuer des weiten Horizontes. Ja, Nazi-Klamotten auf dem WGT sind scheiße. Danke für die Sachlage, setzen, nächste Seite. Doch nur so weit zu denken ist doch bedauerlich. Man kann auch mal weiterschauen; über den Rand des Silbertellers hinaus.
Wer keinen Bock darauf hat, und jeden Gedanken zum einzigen Szeneknigge runterbrechen will, der darf dieses gerne tun. Aber ich hatte einst den Verdacht, dass sich hier auch gerne mal für die Unterhaltung unterhalten wird. Und nicht einzig dafür, dass sich jeder gegenseitig als exquisiter Szenekenner bauchpinselt.
Genau jene verächtliche Formulierung macht für mich die Selektion aus. Man fläzt sich auf ein Argument wie in den Fernsehsessel. Setzt seine Scheuklappen auf und bewertet die Sachlage unabhängig des weitreichenden Geschehens. Qualität und Quantität lichten aus. Man sitzt sinnbildlich erhaben auf dem Diskussionspodest und winkt querschlagende Einwürfe ab: »Was belästige er jetzt mit anderen Opfern. Erwähne er das gefällig wenn es als angebracht angesehen wird. Merkt er nicht, dass das jetzt nicht von Interesse ist.«
Klar ist dieses selektieren typisch menschlich. Würde man das nicht können, dann würde man ja wirklich depressiv werden und nicht nur innerhalb dieser Szene darüber palavern. Aber genau das war als Gegenargumentation gedacht. Wo sind die Grenzen des guten Geschmacks. Nazi oder Legionär. Kein Depp rennt als Legionär auf dem WGT herum. Wobei mich das nicht mehr wundern würde. Aber das ist nicht das Thema.
Auch die schwarze Szene brütet seine Nachkommen aus. Und Kinder sind Kinder. Die wollen sich nicht nur als Hexe, Teufel oder Vampire verkleiden. Das ist das Thema und damit hätte man einen billigen Bezug zur Szene. Oder wer rennt dort alles mit christlichen Symbolen herum. Mit kommunistischen. Klar, die Quantität derer Opfern kann nicht mithalten. Und das Christentum besitzt ja auch gutes. Aber im Kern werden die einen Leichen im Keller geduldet, die anderen ans Licht gezogen.
Man braucht sich nicht vormachen, dass alle Uniformträger nur auf Provokation aus sind. Ich kenne zugegebenermassen nicht extrem viele, aber die, die ich bisher kennengelernt habe, waren alle deutlich rechts (-aussen). Das soll von mir aus seinen Platz in der schwarzen Szene haben, aber Gruftie oder Gothic ist das ganz sicher nicht.
@Piet: Mich würde interessieren, woraus du schliesst, dass Death in June nicht rechts ist, da die sich nie deutlich vom rechten Rand distanziert haben. Eher im Gegenteil.
Ja, die Provokation. Seit einigen Jahren gehen den „Andersartigen“ offensichtlich die Provokationen aus, so dass man immer häufiger zu Extremen greifen muss, um absichtlich anzuecken. Warst du früher mit einem Tattoo schon ein Krimineller, müssen es heute schon künstliche Hörner, Vampirzähne, Elfenohren oder sonstige Eingriffe sein, die zum gewünschten Ergebnis führen. Uniformen sind da keine Ausnahme, mit einem Unterschied: Uniformen zeugen vom Macht und Unterwerfungs-Prinzip und das allein stört mich schon ausreichend um sie abzulehnen. Wogegen rebelliere ich denn mit dem Tragen einer Uniform?
Gegen die Individualität? Gegen die Selbstbestimmung?
Ich habe keine Ahnung. Ich will aber auch keine Ahnung haben. Mein Wissen reicht, um Uniformen und das, was sie symbolisieren, abzulehnen. Kleben auch noch Nazis-Insignien darauf, möchte ich mich darauf übergeben.
Ob jemand Rechts oder Links ist, spielt für mich eine untergeordnete Rolle, geht es doch zunächst nur um eine politische Positionierung. Die interessiert mich nicht. Und Politik, auch wenn es immer wieder anders propagiert wird, gehört für mich nicht zur Szene. Ebenso wenig wie Uniformen. Wenn aber aus Ansichten extreme Radikalisierungen entwickeln, hört für mich die Toleranz auf.