Im Death Cafe gibt es vier Regeln. Ein Death Cafe kostet kein Geld, es ist keine Verkaufsveranstaltung, es wird keine Trauerarbeit geleistet und es gibt immer Tee und Kuchen. Vor ein paar Jahren lud Jon Underwood Menschen in sein Haus ein, um sich mit ihnen über den Tod zu unterhalten. Tee und Kuchen waren Pflicht, denn „wenn man über den Tod spricht, hilft es etwas zu essen und zu trinken, um keine Angst zu haben. Die süßen Sachen erleichtern das Gespräch, weil du noch spürst, dass du am Leben bist.“, so Jon, der mittlerweile über 400 Death Cafes auf der ganzen Welt über seine Internetseite betreut.
Die Idee folgt seiner Vision, den Tod aus der dunkle Ecke zu holen und ihn ins pralle Leben zu integrieren. Mit Tee und Kuchen. Der Mensch sucht immer wieder nach neuen Möglichkeiten, mit seiner Angst vor dem Tod umzugehen. Heute ist es notwendiger, das Thema offensiv in der Vordergrund zu drängen, denn Tod findet immer mehr im Verborgenen statt. Irgendwo habe ich gelesen, dass in Deutschland rund 90% aller Menschen im Krankenhaus sterben, Bestatter kümmern sich um die sterblichen Überresten, die meisten Särge sind geschlossen. Im Kreis der Familie zu sterben, war früher selbstverständlich, heute fast schon eine Besonderheit.
In der britischen Hauptstadt London, in der Jon das Death Cafe einst ins Leben rief, fehlt ein ernsthafter Austausch mit der eigenen Vergänglichkeit. Die Stadt pulsiert, ist anonym und schläft niemals. In der Woche hat man im Job zu funktionieren um am Wochenende das Leben in vollen Zügen zu genießen. Tod? Das Leben ist zu kurz, um darüber nachzudenken. Dass es in Deutschland noch keine Nachahmer von Jons Idee gibt, liegt naturgemäß in der Skepsis, mit der viele Deutschen neuen Strömungen begegnen.
Das aktuelle Jahr neigt sich dem Ende zu, viele reflektieren die schlimmen und stressigen Ereignisse und fassen gute Vorsätze, die sich meist um die eigene Gesundheit drehen. Vielleicht nimmt man sich auch mal ein wenig Zeit, nicht über die eigenen Wehwehchen zum jammern, sondern über den Tod zu reden. Ganz natürlich, ganz offen, vielleicht bei Kaffee & Kuchen? Ich kann mich nicht ganz entscheiden, ob ich das ganze eher belächeln soll, oder ob die Idee tatsächlich Zukunft haben könnte. „Nur wenn du Dich mit dem Tod beschäftigst, kapierst du erst das Leben.“
Ich finde es schrecklich. Vorallem wenn man solche Cafés AUF dem Friedhof errichtet! Mittlerweile gibt es das ja auch in Deutschland:
Für mich wird hier die kleine aber feine Grenze überschritten. Warum muss man sowas AUF dem Friedhof machen? Man kann doch wohl auch VOR dem Friedhof genausogut „über den Tod reden“. Und seien wir mal ehrlich: wird es wirklich bei kleinen Cafés bleiben? Wann wittern hier große Ketten das große Geschäft?
Für Menschen, die sich gerne über das Thema Tod austauschen möchten, aber niemanden kennen, der dazu bereit wäre, ist die Idee „Death Café“ doch eine überaus interessante Sache. Ich könnte mir vorstellen, dass es viele Menschen gibt, die bei diesem Thema auf Widerstand im Bekanntenkreis stoßen und hiermit eine Möglichkeit erhalten, sich der Materie zu öffnen.
Die von Axel angesprochenen Friedhofscafés sind eine ganz andere Sache und haben – wie kleine Eule bereits angemerkt hat – rein gar nichts mit den Death Cafés zu tun. Aber wenn es schon angesprochen wurde: Ich habe kürzlich das Café in Berlin-Kreuzberg besucht und sehe hier keine Gefahr für die Atmosphäre des Friedhofs. Welche großen Ketten sollten hier ein Geschäft wittern? Aus betriebswirtschaftlicher Sicht – und aus einer anderen wird das wohl kaum betrachtet, sind schließlich keine Idealisten – dürfte dies doch vollkommen reizlos sein. Allein die Öffnungszeiten der Friedhöfe oder die nicht vorhandene Laufkundschaft. Da gibt es rentablere Orte. Und nun wieder zurück zum eigentlichen Thema…
Asche über mein Haupt. Ihr habt Recht. :-)
Ja, wenn es unkommerziell ist, ist da wohl wirklich nix einzuwenden. :-)
Dass ich das noch erleben darf… Axel hat nix einzuwenden.
Solange es kein Geld einbringt :-)