Mitte September läuft „Moonage Daydream„, der erste genehmigte Dokumentarfilm über David Bowie, erstmals in den Kinos. Ein erster Trailer beeindruckt mit einer bombastisches Atmosphäre, einem gewaltigen Sound und furiosen Schnitt, der atemlos macht. Die Möglichkeit des Filmemachers Brett Morgen, aus dem umfangreichen Bowie-Archiv zu schöpfen, hinterließ ein Meisterwerk, wenn man den bisher erschienenen Kritiken Glauben schenken darf.
David Robert Jones, der sich irgendwann für den Namen David Bowie entschied, hat in seinem Leben unzählige Charaktere verkörpert. Ziggy Stardust, Major Tom oder auch der Thin White Duke sind die bekanntesten Verkörperungen, die Bowie zum künstlerischen Chamäleon gemacht haben. Für mich bleibt er ein Künstler von einem anderen Stern, der im Stande war, in jeder musikalischen Dekade tiefe Fußspuren im kollektiven popkulturellen Gedächtnis zu hinterlassen. Sein Leben erscheint wie ein riesiges Mosaik, das beim näheren Betrachten immer neue, spannende Details offenbart.
Was du im Leben machst, ist wichtig, nicht wie viel Zeit du darin verbringst oder was Du Dir gewünscht hättest zu tun.
Anders als beim biografischen Film „Stardust“, der 2020 erschienen ist und David Bowies Musik NICHT verwenden durfte, ist Filmemacher Morgen für seine Dokumentation mit dem gesamten Nachlass des Künstler gesegnet worden. Der Pressemitteilung zufolge habe er „ungefilterten Zugang zu Bowies persönlichen Archiven erhalten, einschließlich aller Master-Aufnahmen, um einen kunstvollen und lebensbejahenden Film zu schaffen, der den Zuschauer auf eine Reise durch Bowies kreatives Leben mitnimmt.“
Auf das gesamte Archiv, das aus über 5 Millionen Dokumenten bestehen soll, zurückgreifen zu können, ist eine gewaltige Möglichkeit, das künstlerische Leben von David Bowie nachzuzeichnen. Es kann aber auch eine erdrückende Last sein, so einem produktiven Künstler gerecht zu werden, der mit seinen Darbietungen stets Maßstäbe setzte.
Fünf Jahre hat sich Brett Morgen durch das Material gearbeitet, um auf 140 Minuten zu komprimieren, was Bowie ausmachte. Dabei legt der Film nicht wert auf schnöde biografische Fakten, sondern: „die emotionale Entwicklung Bowies, sein Wachsen als Künstler und vor allem als Mensch, seine Wandlung von einem tatsächlich schüchternen Mann, der sich auf der Bühne auslebte, zu einem in sich ruhenden Menschen, der mit Mitte 40 durch seine Ehe mit dem Model Iman endgültig zu sich selbst fand.“
Einen langweiligen Film über Bowie zu machen scheint aufgrund seines Lebens und dem gewaltigen Nachlass an Material sowie nicht möglich zu sein. Es wird allerdings spannend, ob der Film die Erwartungen der Fans, einer der musikalisch einflussreichsten Menschen des 20. Jahrhunderts, gerecht werden kann. Im Prinzip muss er das aber auch nicht, denn jeder kann den Charakter aus David Bowie Karriere nehmen, mit dem er sich am meisten identifiziert.