Im Luddite-Club nutzen sie Klapphandys und keine Smartphones, wollen lieber telefonieren anstatt zu schreiben. Sie verabreden sich zu wöchentlichen Treffen, bei denen man keine Selfies macht, keine Meinung bei Facebook teilt und kein Video für TikTok dreht. Sie wollen sich unterhalten, austauschen, Musik machen und Zeichnen ganz ohne Technik. Für einige dieser Kids, so ein Artikel in der New York Times (Paywall), ist die Langeweile, die ohne den imaginären Zwang ständig durch Videos, Tweets und Bilder zu „Scrollen“, eine ganz neue Erfahrung.
Die Teenager des Clubs sind in einem Alter, in denen sie kein „Damals“ kennen und nicht wissen, wie man sich ohne Smartphones, Internet und Bildschirm sozialisiert hat. Auch für die Eltern sind Bildschirme ein allgegenwärtiges Instrument der Vernetzung. Manche Jugendliche stellen diesen Alltag in Frage: „Technologie ist eine ständige Realitätsflucht„, so eine der Teilnehmerinnen des Clubs. Während der Pandemie ist die durchschnittliche Bildschirmzeit in Deutschland um zwei Stunden auf rund 10 Stunden pro Tag angewachsen.
Die Idee der „Luddites“ ist es, sich dem Druck der sozialen Netzwerke zu entziehen. Instagram, TikTok und Twitter haben sie gestresst, nicht bereichert. Der gefühlte Zwang, immer etwas posten zu müssen und dabei die Realität des eigenen Ichs zu verzerren, ist Alltag in den sozialen Medien.
Lola Shub, die sich den Luddite-Club ausgedacht hat, fühlte sich seit geraumer Zeit als „Screenager“, wie sie es in einem Artikel auf businessinsider.com schreibt: „Der Luddite Club wurde 2021 gegründet und wird von Logan geleitet. Sie war die erste, die ihr Smartphone bereits im Jahr 2020 komplett aufgegeben hat. Anfangs glaubte ich nicht, dass ihr Experiment von Dauer sein würde oder überhaupt möglich wäre. Wie könnte ein moderner Teenager ohne Social Media überleben? Aber seitdem hat sie nie wieder ein Smartphone gehabt und hat uns alle stark beeinflusst. Laut Logan ist Luddismus ein Lebensstil: eine Reise, auf die sich alle Teenager begeben können und sollten.“
„Luddismus“ ist übrigens eine Bewegung innerhalb der englischen Arbeiterklasse des 19. Jahrhunderts, die sich gegen die drohende soziale Verelendung durch die Industrialisierung auflehnte. Zwischen 1811 und 1812 probte man den Aufstand, sabotierte Woll- und Baumwollspinnereien und ging auch gegen Lebensmittelhändler vor, die zu hohe Preise für ihre Waren forderten.
Lola Shub betont, dass niemand sein Smartphone wegwerfen müsse, um dem Club beizutreten, Regel ist allerdings, es während der Treffen nicht zu benutzen. Die meisten, so Shub, benutzen allerdings ein Klapphandy. Um zu telefonieren.
Für „alte Hasen“ wie mich, die ohne Smartphone aufgewachsen sind, eine interessante Entwicklung. Ich kenne die Vorgänge, sich auf alt hergrebrachte Weise zu sozialisieren. „Als Verabredungen noch verbindlich waren“ könnten der Titel eines trockenen Romans sein, in dem ich darüber fabuliere, wie toll alles gewesen ist. Ohne soziale Medien, Smartphones und der Allgegenwärtigkeit von Bildschirmen. War es aber nicht, ich finde es jetzt deutlich besser.
Allerdings sehe ich die Gefahr der sozialen Medien und spüre die giftige Atmosphäre in Kommentarspalten und Meinungsäußerungen. Ich bemerke die verzerrte Realität, die uns die tägliche Bilderflut vorgaukelt und die Filter, die uns automatisch in diese Realität katapultieren können. Allerdings spüre ich persönlich auch keinen Zwang, mich bei Instagram, TikTok oder sonstwo in „Szene“ zu setzen. Ob das an meiner Jugend ohne Smartphone liegt? Ich weiß es nicht.
Ist der Luddisten-Club eine Möglichkeit, sich diesem Zwang zu entziehen? Möglicherweise. Ein bewussterer Umgang mit der Technik und freie Tage vom Zwang etwas zu posten, zu teilen oder hochzuladen schaden wohl niemandem. Auch ich könnte mir sicherlich eine Scheibe davon abschneiden, trotz aller Liebe für die Technik.
Ich finde die Idee gut, dass sich Jugendliche selbst um neue Formen des Umgangs mit der „schönen Neuen Welt“ kümmern. Ich zweifle allerdings daran, dass dieses Phänomen Verbreitung erfährt, denn OHNE die Technik und ihre Möglichkeiten bleiben solche Ideen heutzutage unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung.
Ich bin der Überzeugung, dass die Sozialisierung und Lebenserfahrung den Umgang mit der Technik erheblich beeinflusst. Die mittlerweile verschiedenen jungen Generationen lassen mich ab und zu überraschen. Vor 10 Jahren unterhielten sich in meiner Gegenwart 2 Mädchen von einem Gymnasium darüber, dass sie Facebook nicht mehr machen, weil da nur noch *piep* geschrieben wird. Oder als das letzte David Bowie Album kam, haben Teenager dies als CD gekauft.
Ich freue mich immer, wenn ich solche Beobachtungen mache und bin mir sicher, dass sich der Umgang mit den aktuellen Plattformen und technischen Möglichkeiten einpegeln wird.
Die Erfahrungen von Jugendlichen, die in einem Luddite-Club gemacht werden, sind sicherlich nicht von der Masse zu erwarten, jedoch werden sie in die Gesellschaft mit einfließen.
Und…Für den trockenen Roman kannst du ja mal ChatGPT fragen. ;-)
Ich bin gespannt, wie sich das einpegeln wird. Ich bin sowieso neugierig, wie sich Jugendliche entwickeln und welche Möglichkeiten der Abgrenzung sie für sich nutzen. Letztendlich geht es dann doch genau darum, wie ich finde, den jugendlichen Wunsch, sich von allem anderen, den „Erwachsenen“ und den „Anderen“ abzugrenzen. Spannend, dass wir Anfang der 90er genau dasselbe Gefühl MIT dem Internet hatten, nämlich etwas zu habe, in das man sich zurückziehen konnte und dessen Funktionsweise und Regeln den „Erwachsenen“ völlig fremd waren.
Heute findet die Abgrenzung digital statt. Die Kids sind bei Snapchat und TikTok, die Erwachsenen bei Facebook und Twitter. Einige dazwischen noch bei Insta. Und zusammen trifft man sich dann mal nebenbei auf Whats-App oder anderen Messengern.
Das Gefühl mit dem Internet war sicher noch um einiges stärker, weil es bis damals völlig neu war.
Die komplette kulturelle Abgrenzung in einer Art Szene, sehe ich derzeit bei den Kids nicht.
…aber das ist halt wie du schon sagst nur eine einfache Generationen-Abgrenzung (die wohl seit hunderten(?) von Jahren in jeder Generation stattfindet), keine Abgrenzung von der „Gesamtgesellschaft“ oder der Mehrheit der Altersgenossen.
Ich sehe Subkulturen/Szenen langfristig in sehr kleinen Nischen verschwinden (leider).
Interessante Namenswahl hat der Club, moderne „Maschinenstürmer“ also (wenn auch weniger aggressiv natürlich ;) )…
Interessante Gruppierung, und – auch wenn ich selbst als Kind und Teenager ein totaler Techie war und fast nur vor meinem (Röhren-)Monitor saß – im TikTok-Zeitalter wirklich nicht unsympathisch. Aber gesellschaftlichen Einfluss haben solche winzigkleinen „Anti“-Gruppen meiner Meinung nach nie (selbst wenn einige der Protagonisten das langfristig durchziehen sollten).
Zitat Robert: „Allerdings spüre ich persönlich auch keinen Zwang, mich bei Instagram, TikTok oder sonstwo in „Szene“ zu setzen.“ -> Diesen Zwang scheinen leider viele jüngere durchaus zu spüren. Und da ist reine oberflächliche Selbstdarstellung noch die harmlosere Variante (auch wenn diese natürlich Magersucht usw. fördern kann, ich weiß). Ich bin mir nämlich absolut sicher dass wir gegenwärtig weniger öffentliche Gewalttaten (bestimmter Art) z.B. und mehr Hilfe (unter Fremden) bei brenzligen Situationen, Unfällen usw. hätten, wenn nicht immer „Das könnte ich filmen und posten, das gibt bestimmt viele Likes!“ etwas wäre dass so manche Teenager permanent im Hinterkopf haben (nicht alle natürlich).
Wie dem auch sei, man kann jedenfalls auch die großen kommerziellen auf Suchteffekte-zielenden Datenkranken äh „Social Media-Plattformen“ ignorieren/boykottieren OHNE auf ein Smartphone zu verzichten ;) … man muss sich nicht zwangsweise durch ein Klapphandy die Möglichkeit nehmen unterwegs online z.B. Wetter oder Zugfahrpläne usw. checken zu können. Aber der Weg der „Luddites“ ist natürlich radikaler und eigent sich besser zur Abrenzung (und man kommt – als Teenager – so gar nicht in Versuchung „rückfällig“ zu werden ;) ).
Bei mir mag der fehlende Zwang zur Selbstinszenierung am Alter liegen oder einfach daran, dass ich mich nie mit Äußerlichkeiten gemessen habe, sondern mit Fähigkeiten.
„Weniger Gewalttaten, wenn weniger gefilmt würde“ – Jein. Durch das ständige Filmen, verbreiten und teilen entsteht allerdings auch ein unfassbarer „Ãœberwachungsapparat“ der viele Täter überführt, Situationen aufklärt und Fehlverhalten bestraft. Das bedeutet zwar, dass die Zivilcourage leidet, aber im Gegenzug die Aufklärungsrate steigt, wie ich finde.
Allerdings entstehen auch viele Gewalttaten erst DURCH die Tatsache sie filmen und verbreiten zu können. Es ist also gar nicht so leicht, da zu differenzieren.
Wie dem auch sei. An eine Verbreitung glaube ich auch nicht, es wird eine Randgruppen-Erscheinung oder eine „Szene“ bleiben. Dafür sind Smartphone und Co einfach zu einladend, zeitraubend, unterhaltend und spannend. Technischer Fortschritt eben. Daran scheitern die radikalsten Luddisten. Weil die schieren Masse derer, die den Fortschritt leben wollen, immer größer sein wird.
Ich verstehe schon was du meinst, aber zu verhindern dass jemand zusammengeschlagen wird wäre halt sinnvoller als es zu filmen, zu posten und danach evtl. indirekt/unbewusst mitzuhelfen die Täter vielleicht zu überführen…
Und ja, nicht jeder kann/will sich einmischen wenn es brenzlig wird, und ja, da kann filmen evtl. sinnvoll sein wenn man es nicht Facebook & Co. sondern gleich der Polizei übergibt – Aber dass dreißig Leute rumstehen und filmen ist halt trotzdem nicht notwendig/sinvoll. :(
Und bei einem gerade passiertem Unfall z.B. gibt es gar keine „Täter“ die man filmen müsste, trotzdem tun die Leute es weil sie selbst sich durch viele generierte Klicks/Likes halt mal für ein paar Minuten wichtiger/besser fühlen…
@Robert:
„Dafür sind Smartphone und Co einfach zu einladend, zeitraubend, unterhaltend und spannend.“
Na ja, meine Erfahrung mit Smartphones (wobei ich den Ausdruck „Wischwanzen“ passender finde!) sind ziemlich ernüchternd – winziger Bildschirm, unpräzises Geschmiere mit Fingern statt richtiges Tippen und akkurate Mausplatzierung – das Konzept „Computer für die Hosentasche“ haut ergonomisch einfach nicht hin, kleiner als ein Laptop sollte ein Computer mit grafischer Oberfläche nicht sein! Schon Netbooks sind mir zu fipsig, von Tablets gar nicht zu reden…
Ich benutze meine Wischwanze eigentlich nur zum Telefonieren und als Universal-Straßenatlas bei Fahrradtouren… aber ich bin ja auch schon ein graubärtiger langmähniger Neo-Althippie, Jahrgang anno Woodstock!
Und was das „und Co“ angeht (ich vermute mal, du meinst das Internet schlechthin) – als ich 1995 meine erste Begegnung mit dem Internet hatte, war ich auch euphorisch, in einem wahren Datenrausch, aber im Laufe der folgenden Jahr(zehnt)e stellte ich fest, dass das Netz die utopischen Erwartungen vieler Online-Aktivisten nicht erfüllen konnte: das Internet ist nicht etwa die größte Bibliothek der Menschheitsgeschichte, sondern größtenteils nichts anderes als eine chaotische Datenmüllhalde, die hauptsächlich aus hyperverlinkten Content-Schnipseln, Foren- und Blog-Geplapper, Propaganda für alle möglichen extremen Ideologien, strukturlosem Bilder- und Videomatsch besteht, wo man aber kaum jemals etwas findet, was die Bezeichnung „Literatur“ verdient.
Das ist auch kein Wunder, denn Menschen, die Bücher schreiben, leben in der Regel davon, was natürlich nicht funktioniert, wenn Texte mühelos mit ein paar Klicks beliebig oft kopier- und verbreitbar sind (einige wenige Ausnahmen, hauptsächlich auf den Gebieten der angewandten Infomatik, vulgo Programmierhandbücher, und Naturwissenschaften bestätigen die Regel).
Und auch der Online-Journalismus verdient kaum diese hehre Bezeichnung – viel zu vielen Texten auf den großen Zeitungsportalen sieht man an, dass ihr Hauptzweck darin besteht, das Publikum zu Kommentaren zu provozieren und nicht etwa, Information über das Weltgeschehen zu übermitteln. Da finden sich ständig Rechtschreib-, stilistische und sachliche Fehler (sehr beliebt: Arktis und Antarktis oder West und Ost zu verwechseln!) in einem Ausmaß, dass ich nicht mehr an Zufall glauben mag. Oder es werden völlig überdrehte Thesen rausgehauen wie etwa der pandemische Ausnahmezustand als zukunftsträchtige Utopie, die uns auch die Klimakatastrophe bewältigen lässt („Neue Normalität“). Auch das ständige Herumreiten auf Modethemen wie Gender, Wokeness, Veganismus, E-Bikes, Berlinberlinberlin dürfte weniger mit echten Ãœberzeugungen der Reakteure zu tun haben als vielmehr mit dem ökonomischen Zwang, soviel Publikumsresonanz in den Leserkommentarspalten (durchaus auch in Form von Shitstorms!) zu erzeugen – viele Leserkommentare ergeben viele Artikelklicks, viele Artikelklicks ergeben hohe Werbeeinnahmen. Von Journalismus kann da keine Rede mehr sein – es ist schlicht Massentrolling!
Uff, ein ausführlicher Kommentar. Vielen Dank dafür. Ich will auf einige Deiner Punkte eingehen, die ich interessant finde.
Internet: Natürlich hast du objektiv recht, das Internet ist eine riesige Datenmüllhalde, allerdings muss ich folgendes Wort hinzufügen: geworden. Ich bin der Meinung, dass all die Dinge, die du in deiner Euphorie von damals erwartet hast, noch immer zu finden sind. Es gibt auch guten Online-Journalismus, Wissensdatenbanken, Subkultur und Aktivismus. Leider geht der immer mehr in dem Müll unter, den Menschen über die Jahre hinterlassen haben. Er geht in einem neuen Zeitgeist unter, bei dem es ums Meinung haben geht, nicht ums Meinungsbilden.
Machen wir uns nichts vor, Yadgar : das Internet wird bleiben, es ist nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken und bestimmt immer mehr Bereiche unseres Lebens. Jetzt können wir uns natürlich hinsetzen und uns altersgerecht in das geistige „Schneckenhaus“ zurückziehen und im Kopf die wohlverdiente stiften. Wir lesen alte Bücher, hören alte Songs, legen Platten auf und lieben es, wenn Filme körnig erscheinen. Vielleicht bin ich Idealist, aber ich glaube, man kann im Internet immer noch Plätze finden, die deiner 1995er Euphorie gerecht werden. Sie müssen nur kuratiert werden.
Computer: Ja, auch für mich muss es ein „richtiger“ Computer sein, den ich dem Handy vorziehe, allerdings hat sich das Handy unverzichtbar gemacht, weil mein Informationskonsum mit der Zeit gegangen ist und da reicht es mir nicht mehr, „Abends mal am PC zu schauen, was so los war“. Darüber hinaus schätze ich die Dinge, die es bietet, Musik und Unterhaltung, überall wo ich will. Bezahlen ohne Bargeld, Orientierung, Kommunikation. Immer wenn es eben nicht am heimischen PC ist, sonst ziehe ich den vor.
@Robert
Ja, es gibt diese Plätze noch, das weiß ich auch aus meiner eigenen Erfahrung – entsprechend meiner Interessengebiete sind das z. B. diverse Astronomie- und Raumfahrt-Foren (z. B. astronews.com, raumfahrer.net, unmannedspaceflight.com), den Newsserver news.povray.org, wo es um den großartigen (eine komplette Programmiersprache!) Raytracer POV-Ray geht (seit über 20 Jahren praktisch spam- und trollfrei – davon kann das übrige Usenet nur träumen), liebenswert ist auch das den Tardigraden, mikroskopisch kleinen Vielzellern gewidmete Bärtierchen-Journal (www.baertierchen.de)…
…aber leider habe ich mir in den vergangenen 20 Jahren angewöhnt, das Internet als Standard-Informationsquelle für allgemeine Nachrichten zum Weltgeschehen zu verwenden – und das war keine gute Idee. Leider geht Lesen auf einer Webseite viel schneller, als einer Radiosendung zuzuhören, es ist leider so verflucht bequem… und dann die Leserkommentare! Aufgrund meiner Persönlichkeitsstruktur bin ich schlicht süchtig, immer wieder in diesen Sumpf aus künstlich hochgepushter Empörung, Dummheit, Niedertracht und offener Menschenverachtung einzutauchen, um mich dann selbst in selbstzerstörerischem Hass auf diese kaputte Welt, das Leben schlechthin und mich selbst zu suhlen… die Gedanken, die mir dabei durch den Kopf rasen, äußere ich lieber nicht öffentlich, sie erfüllen ganze Bündel von Straftatbeständen!
Bei dem Thema fällt mir ein, das ich tatsächlich die aller, -aller, allerletzte in meinem Bekanntenkreis war, die statt eines Smartphones ein altes Klapphandy hatte. Ich wurde zwar nie deswegen belächelt, aber teilweise war es mir fast schon peinlich wenn ich damit in den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs war…aber ich habe es geliebt!!! Es konnte alles was ich brauchte und es lag so gut in der Hand. Es hat mir absolut nicht gefehlt unterwegs Zugriff aufs Internet, etc. zu haben. Das Handy war echt seeehr alt, wurde von mir äußerst pfleglich behandelt, weshalb es überduchscnkittkich lange hielt; irgendwann hat es trotzdem nicht mehr so verlässlich funktioniert. Wirklich schweren Herzens habe ich mich dann zu einem Smartphone durchgerungen. Nach einer Woche war ich total angefixt :D
Heute möchte ich darauf nicht mehr verzichten, also nicht langfristig. Aber hin und wieder, so ein Treffen wie beim Luditte Club, find ich nicht schlecht. Für diese Generation hat der Verzicht, evtl. noch eine andere Bedeutung als für unsereins, die ein Leben ohne digitale Gerätschaften in der Tasche noch sehr gut kennen. Vielleicht steckt da auch ein bisschen Romantisierung eine Rolle. War eine Welt ohne Smartphones eine bessere? Schwer zu sagen, vermutlich nicht, natürlich birgt die digitale Welt Gefahren, die es früher nicht gab, dafür auf der anderen Seite auch mehr Möglichkeiten. Ist wie bei allem eine Frage der Balance.
Ps. Neo-Luditten kommen in der Serie „Beforeigners“ vor, die ich sehr empfehlen kann. Zumindest die erste Staffel und teilweise auch die zweite.
„War eine Welt ohne Smartphones eine bessere? Schwer zu sagen, vermutlich nicht, natürlich birgt die digitale Welt Gefahren, die es früher nicht gab, dafür auf der anderen Seite auch mehr Möglichkeiten. Ist wie bei allem eine Frage der Balance.“
Ich bin ja, wie ich schrieb, selbst technikbegeistert. Immer schon gewesen und habe jede Entwicklung seit den 80ern verfolgt. Aus meiner Sicht – die sicher eingefärbt ist – ist die Welt deutlich besser geworden. Kleiner, direkter, unmittelbarer. Natürlich auch bequemer, unterhaltsamer und möglicherweise zeitraubender.
Aus mir wird kein „Luddite“, allerdings entziehe ich mich persönlich auch jeglichem Inszenierungszwang in Videos, Bildern und privaten Posts. Das fällt mir verhältnismäßig leicht, vielleicht bin ich auch einfach aus dem Alter raus, in dem man sich mit „seinesgleichen“ gemessen und verglichen hat. Das ist für Kids von heute natürlich sehr Omnipräsent. Die Vielzahl der Möglichkeiten und die ständige Flut ist schon Wahnsinn.
Früher war die „Balance“ völlig natürlich. Das Fernsehen hörte auf zu senden, die Zeitschriften war leer gelesen und einen direkten Rückkanal gab es nicht. Fotos vom letzten Treffen mit den Freunden musste man erst entwickeln lassen, bezahlen und per Post verschicken.
Heute muss man sich die Balance auferlegen, weil du sonst in der Flut der Informationen und Angebote ertrinkst. Das ist vielleicht die „Gefahr“ von der Du sprichst.
Vom sozialen Aspekt her, sich mit einer Gruppe in der freien Natur zu treffen, kreativ sein, sich austauschen und inspirieren zu lassen, finde ich persönlich besonders für die junge Generation eine erstrebenswerte Entwicklung.
Mit dem wachsenden Internetkonsum über Smartphones und anderen technischen Mitteln, bleibt doch teilweise die persönliche Kommunikation langsam auf der Strecke.
Wie schwierig ist es mittlerweile, sich mit Leuten an einem Ort zu verabreden und gemeinsam etwas anzustellen. Stattdessen wird heute vor dem heimischen Bildschirm oder am Scrollbalken des Smartphones aufgehalten. Wie oft begegnet man dieses Bild auf dem Bahnhof, Innenstadt oder im Restaurant.
Ich gehöre auch noch zur Generation, wo das Handy ein halber Totschläger war und das erste Gerät im Alter von ca. 17-18 Jahren in der Hand hielt. Davor ist man als junger Mensch gut ohne Handy ausgekommen, was wohl heute kaum noch vorstellbar ist.
Aber natürlich möchte ich den technischen Fortschritt nicht komplett als negativ abstempeln, denn tatsächlich bietet das Smartphone samt Internet viele Vorteile und auch meiner Wenigkeit ginge ohne kaum noch.
Vielleicht wichtig bei der ganzen Entwicklung, wäre die eigene Selbstbeherrschung im Bezug auf den Konsum mit diesen Gerätschaften. Hier ist besonders der Luddisten-Club eine tolle Inspiration. Wie im Bericht erwähnt, der ständige Zwang immer einen Beitrag auf den bekannten Kanälen zu leisten und den Algorithmus zu befriedigen, kann auf Dauer zur innerlichen Unruhe und Stress führen.
Ich denke eine gesunde Mischung aus beiden, auch mal das geliebte Smartphone beiseite zu legen und einfach die reale Welt mehr zu schätzen, ein Buch zu lesen oder ein Sparziergang im Wald bzw. Friedhof, hat noch niemanden geschadet.
Persönlich denke ich auch nicht, das der Luddisten-Club ein Massenphänomen wird. Aber wenn sich dieses Phänomen auch in Europa verbreitet und die Kids sich dazu verleiten lassen, wäre das mit Sicherheit eine tolle Bereicherung. Insgesamt ein wirklich interessanter Beitrag, danke Robert.
In diesem Sinne…. Und du scrollst und du denkst, dass du liest
Aber eigentlich nur scrollst …..
„Und du scrollst und du denkst, dass du liest
Aber eigentlich nur scrollst …..“
Bester Song überhaupt zu dem Thema (auch wenn ihn leider sogar manche Konzertbesucher offenbar nicht raffen)… :) <3
Danke, das dachte ich mir auch gerade. Ich finde es sagt schon eine ganze Menge aus, wenn man auf youtube Livemitschnitte des Songs findet, bei denen neben dem Handy des Filmers noch reichlich andere Geräte zu sehen sind: Botschaft offensichtlich nicht verstanden.
Schade Schokolade, wie mein aktueller Klient immer zu sagen pflegt.
Hab ich bei dem Song auch schon selbst live erlebt… ;)
(Ich finde es wohlgemerkt nicht schlimm wenn man als Fan während eines kompletten Konzerts einmal das Smartphone rausholt, 2-3 Fotos macht und/oder 30 Sekunden filmt, und ich kenne auch Leute die das so machen (und wenn das PinePhone ne bessere Kamera hätte würde ich vielleicht auch am ganz Anfang mal schnell 2 Fotos einer Lieblingsband machen, kann schon sein) – ABER wenn man mehr oder weniger DURCHGEHEND das Ding hochhält (ins Gesichtfeld seiner Mitmenschen wohlgemerkt!) und NUR aufs leuchtende Display statt auf die reale Bühne dahinter schaut, finde ich das echt nur noch bizarr… oO
Ist aber wohl auch wieder die alte Selbstdarstellungsdebatte: Viele wollen das Bild-/Videomaterial wohl gar nicht (nur) für sich, sondern um online auf Social Media zeigen zu können wo man gerade ist oder kürzlich war… quasi so ein bisschen wie das lächerliche Fotografieren des eigenen Essens im Restaurant, damit jeder im Bekanntenkreis sieht dass man gerade wieder mal „gut essen“ oder „schön frühstücken“ ist…)
Ich war meinerseits vor Kauf des letzten Smartphones in Versuchung, mir wieder ein klassisches Handy „mit ohne Smart“ zuzulegen. Jedoch weniger aus der damit resultierenden Abstinenz in sozialen Medien – die ich ohnehin nicht benutze oder überhaupt auf meinem Gerät installiert habe – sondern vielmehr aus der Beobachtung heraus, daß Smartphones immer teurer werden, gleichzeitig aber technisch immer unzulänglicher und anfälliger. Eines der besten Geräte, die ich je besessen habe, war das Samsung SGH-X 830, ein winziges Flip-Handy mit integriertem mp3-Player. Könnte das Gerät zusätzlich die für mich unverzichtbare e-Mail, ich würde den Schritt zurück machen.
Einen proklamierten „gesellschaftlichen Zwang“ zu Smartphonenutzung und vor allem Social Media sehe ich nicht. Wer so etwas beklagt, hat die Verantwortung für das eigene Handeln und seine Autonomie längst abgegeben und der Industrie übertragen. Wie bei fast allem im Leben hat User/ Nutzer eine freie Wahl und unterliegt wohl eher einem Herdenzwang und der sich permanent neu erfindenden Verführungskunst modernen Marketings als einem gesellschaftlichen Zwang…
Letztes Jahr im Sommer saß ich mit drei schwarzen Freunden im Biergarten und wir unterhielten uns über Waschmaschinen (spießig,gell).
Die anderen drei hatten ihre Smartphones dabei, die dann Werbung für Waschmaschinen anzeigten. Telefone die mich abhören finde ich gruselig.
Hätte ich es nicht erlebt, ich würde es selbst nicht glauben.
Laut einer Studie scheint es unter jungen Leuten nicht nur in Sachen Mediennutzung einen gegenläufigen Trend zu geben, sondern inzwischen auch beim Thema Alkoholkonsum:
https://web.de/magazine/gesundheit/generation-z-alkohol-37914668
Endlich mal eine tolle Tendenz in unserer Gesellschaft :-) Den Kontrollverlust habe ich schon mit 20 nicht gut gefunden und ich glaube, deswegen habe ich dann auch einfach nie wieder Alkohol getrunken. Und irgendwann da wächst auch einfach eine Überzeugung,
Für mich ist Alkohol nicht das eigentliche Problem, sondern dass erschreckend viele Leute ihr Leben lang mit ihm nicht halbwegs verantwortungsvoll/erwachsen umgehen können (genauso wie mit diversen anderen Drogen, oder mit Kraftfahrzeugen, oder…).
Mich wundert es nicht, das für Dich als „Oberbayer“ der Alkohol nicht das eigentliche Problem ist. :) :) :) :P
Tja… gelernt ist gelernt! XD
….ist das nicht sogar angeboren?
So ähnlich geht es mir – einmal hab ich mich versucht zu betrinken, als ich mit Anfang 20 dollen Liebeskummer hatte. Dabei mochte ich den Geschmack von Alkohol noch nie… das duselige Gefühl fand ich dann auch total doof, erinnerte mich an unschöne Kreislaufprobleme.
Warum sich viele das immer wieder geben, kann ich nicht nachvollziehen.
Und da mein Vater sich kaputtgesoffen hat und meine Mutter auf demselben Weg gerade noch rechtzeitig die Kurve bekam, hatte ich zwei Beispiele vor Augen wo das hinführen kann…
Früher gab es im Freundes- und Bekanntenkreis etliche, die mich immer wieder zum (Mit-)Trinken überreden wollten, was mich echt angekotzt hat. Einfach mal zu akzeptieren, wenn jemand etwas nicht konsumieren möchte, fällt offenbar einigen sehr schwer. Vor allem sind ja Leute, die nicht trinken, nicht automatisch Spaßbremsen. Man kann auch ohne Suff einen tollen Abend und Spaß haben.
…oft ist es sog. „Selbstmedikation“, z.B. um sich einfach mal ausnahmsweise für EINEN Abend gut zu fühlen (anstatt wie sonst depressiv/frustriert/gestresst/ängstlich/…whatever). Ist das vernünftig/gesund? Hilft es langfristig? Natürlich nicht. Aber psychologisch ist es für mich nachvollziehbar.
Würde wohl auch mit anderen Drogen gehen, aber Alkohol ist halt am einfachsten verfügbar (und natürlich kann aus „gelegentlicher Selbstmedikation“ dann eine Sucht werden, da warnen nicht umsonst alle zu Recht davor).
Unabhängig davon: Andere immer „zum Trinken überreden“ zu wollen ist echt VÖLLIG daneben, also manche Leute… oO
PS: Das mit deinem Vater tut mir leid. :(
Ui, was hinter „…Verhöhnung von Alkohol in einer multikulturellen Gesellschaft“ steckt, sind vermutlich religiöse Überzeugungen. Und das finde ich dann doch eher kritisch zu betrachten. Aber da hat sich die Person, die das formuliert hat, auch echt blöd ausgedrückt, muss man mal sagen.
Nunja, die wissenschaftlichen Fakten, das Alkohol je nach Dosis und Häufigkeit gefährlich ist, sollten eigentlich als Argumente ausreichen und mehr wiegen als irgendwelche religiösen Ansichten.
Auch „verankerte Traditionen zu hinterfragen und verändern zu dürfen“ und Selbstfürsorge sind mir da schon sympathischere Gründe für den Trend zum Alkoholverzicht.
Das ist wirklich spannend und deckt sich zum Teil auch mit meinen Erfahrungen in dieser Altersklasse. Für viele sind Alkohol und Zigaretten einfach nur spiessig und langweilig. Die Tradition des Feierabend Bierchens, Aperoelchen oder Weissweinschörlchen etc. finden machen Kids die jetzt um die 20 sind befremdlich. Vollkommen zurecht!
Wobei ich nichts dagegen habe wenn man gelegentlich trinkt, ich finde das unreflektierte und gewohnheitsmäßige so problemetisch und ganz persönlich irgendwie auch abstoßend. Ich kenne leider genug Alkoholiker zwischen 30 und Mitte 50, die sich entweder selbst nicht so betrachten (wollen) oder bei denen es nicht auffällt, wenn man nicht genau hinguckt, weil hoch funktional im Job.
Doch nichts gegen einen gelegentlichen Rausch. Das muss nichts schlechtes sein. Bei einigen der Gen Z sind statt Alkohol, Pilze, LSD und DMT eher attraktiv. Allerdings wird das nicht gewohnheitsmäßig, sondern nur zu bestimmten Zwecken und in ganz speziellen Settings konsumiert. Wäre jetzt auch nix für mich, aber diese Entwicklung ist interessant. Eine Studie hab ich dazu allerdings nicht, das ist nur was ich so mitbekomme im Austausch mit diesen jungen Leuten.
Den Trend gibt es durchaus aber man sollte wsl. nicht den Fehler machen es zu sehr zu verallgemeinern. Allein Stadtjugend vs. Landjugend dürfte da z.B. schon wieder einen Unterschied machen denke ich.
Würde da eigendlich gerne mitmachen aber es ist für mich als unter 18 Jährige schon schwer genug andere in der Szene zu finden:/