Das Journal der Jugendkulturen ist eine Fachzeitschrift des Archivs der Jugendkulturen von dem ich bereits in einem älteren Artikel berichtet habe. Das Journal erscheint mittlerweile jährlich und ist eigentlich mehr als der spießige Titel zunächst vermuten lässt. Nennen wir es eine jugendkulturelle Rückblende und Aussicht auf das, was in Jahren vielleicht einmal legendär erscheint.
Niemand kann wirklich erfassen, was in einer Jugendbewegung vorgeht, wohin sie führt und woraus sie sich entwickelt, es mag vermessen klingen eine Bewegung in Wort und Schrift zu fassen, denn im Sinne des Wortes ist sie damit bereits zum Stillstand gekommen. Wenn jedoch einen ernst gemeinten Versuch gibt das zu erfassen, muss man in einem Atemzug vom Archiv der Jugendkulturen sprechen. Für die Konservierung von Jugendszenen aller Art ist es bereits jetzt schon eine Institution.
Die Ausgabe Nummer 14 vom Dezember 2009 beschäftigt sich im Schwerpunkt mit Jugendszenen im Ausland und bietet in 4 Artikel einen Querschnitt durch lateinamerikanische Kulturen und zeigt eine wärmere Interpretation bereits bekannter Kulturen. In seinem Artikel „¡Patria o muerte! oder No Future!? – Beobachtungen zu Jugend und Staat in Kuba“ gibt Thorsten Eßer einen Eindruck von einem Land, in dem sich zwischen Kommunismus, Bürgerkrieg, Reformen und Zensur eine Jugendkultur formt die nicht müde wird den Kampf für ihre Rechte voranzutreiben.
So wundert es nicht, das der Artikel mit einem Zitat von Che Guevara eröffnet wird: „Von besonderer Bedeutung ist die Jugend, denn sie ist die formbare Tonerde, aus der man den neuen Menschen erschaffen kann, der frei ist von den Erblasten der Vergangenheit.“ Leider konnte die kubanische Jugend den Zielen nicht folgen und so schließt sein Artikel: „Che Guevaras „Neuer Mensch“ hingegen, der sich selbstlos und ohne materielle Interessen für das Gemeinwohl engagiert und sich sogar opfert, wenn es sein muss, bleibt auch auf Kuba eine Utopie.“
Matthias Jung erzählt in seinem Artikel „Grafite Carioca – ein Überblick über die Graffiti-Kultur in Rio de Janeiro, Brasilien“ von der Umsetzung der künstlerischen Bewegung durch die Brasilianische Jugend. Graffiti drückt immer die Wünsche und Ängste einer Jugend aus und steht daher in Brasilien fest im Zeichen einer Jugend steht, die zwischen Armut und Reichtum Gewalt und Prostitution einer ungewissen Zukunft begegnet. „Rio de Janeiro war und ist, trotz der Furcht vor Kriminalität, eine Stadt mit hoher touristischer Attraktivität, was sich auch auf den weltweiten Graffiti-Tourismus bezieht, der in den letzten Jahrzehnten beständig angewachsen ist. Zuckerhut, Copacabana und Caipirinha, Samba, exotische Frauen und die Leichtigkeit des Urlauber-Seins – dazu ein scheinbar endloses Angebot an Wänden mit authentischer Ghetto-Kulisse und ein U- und S-Bahn-System.“ Auch ein Mekka für Graffiti-Touristen auf der Suche nach wahrer Authentizität, der sie leider nicht immer reflektiert begegnen.
Die deutsche Fanzine-Szene gehört nicht zu den aktivsten der Welt, doch auch hierzulande verleihen nach wie vor viele Jugendlichen ihrer Szene Ausdruck und das auch noch in gedruckter Form. Ein Interview mit dem Macher des deutsch Fanzine Treffens in Mülheim gibt ein wenig mehr Aufschluss über die von Erwachsenen gänzlich igonrierte Form der Darstellung. Im Copyshop mit Fabian [PDF] ist daher auch auf die Ursprünge zurückzuführen, indem man kleine Hefte zusammenstellte um diese im Copyshop zu vervielfältigen.
Der umfangreiche Rezensionsblock beschäftigt sich wieder eingehend mit unzähligen Veröffentlichungen im Sachbuch- und Fanzinebereich und ist für jeden jugendkulturell interessierten eine Pflichtecke, denn die vorgestellten Werke beschreiben Kulturen der Vergangenheit und Gegenwart nicht selten schlecht als recht. Auch wissenschaftliche Arbeiten, aktuelle Ausgabe einige Fanzines sowie Bild- und Tonträger werden rezensiert.
Das Journal der Jugendkulturen gibt es auf der Internetseite des Archivs kostenlos, da wieder einmal das Geld für den Druck in Papierform fehlt. Mitglieder des Archivs würden das ebenfalls kostenlos erhalten und darüber hinaus 2 weitere Publikationen des Archivs.