Ich bin von Natur aus skeptisch und wirklich nicht leicht zu begeistern, das entwickelt sich meist aus der Sache heraus. Vor einiger Zeit schon habe ich das Crawling Tunes Magazine entdeckt und mit der fünften Ausgabe, die im September 2008 bereits erschienen ist, eingedeckt. Zunächst fällt auf, das Magazin kommt optisch sehr ansprechend in meinem Briefkasten an und gibt ein gutes Lesegefühl. Das Design und die Aufmachung ist Düster-Bunt, das Cover finde ich äußerst gelungen.
Im großen und ganzen entspricht der Inhalt auf den ersten Blick dem üblichen. Rezensionen, Interviews und Kunst. Das muss natürlich nicht schlecht sein, bei Crawling Tunes kommen aber einige positive Punkte zum tragen. Zum einen beschränkt sich das Magazin auf die eigentlich Gruftigen Klänge und nimmt demnach auch hauptsächlich Bands aus dem Dark-Wave, Trad Goth, Deathrock, Dark Ambient, Shoegaze, Postpunk, New Wave, Folk und Mittelalterbereich unter die Lupe. Die üblichen rein elektronischen Musikstile EBM, Pseudo-Industrial und Blacktechno mit denen die Auflagenstarken Magazine werben, entfallen hier vollständig. Goth sei Dank!
Als Einleitung zieht es mir direkt die Pikes aus, ein Interview mit Mick „Grandfather of Goth“ Mercer erwartet mich, der über sich, sein Schaffen und die Goth-Kultur mit Verleger, Autor und Redakteur des CTM Tyves_Oben unterhält. Grandios nicht nur die Thematische Auswahl der Fragen, sondern auch der Inhalt der Antworten. Für mich hat sich die Anschaffung schon auf Seite 10 bereits gelohnt. Im weiteren zeigt sich das Magazin sehr Facettenreich und vermag das ein auf’s andere Mal dem Auge des Betrachters zu schmeicheln. Die Mischung mag zunächst verwirren, ist aber sehr abwechslungsreich und langweilt nicht mit Seitenlangen Rezensionen.
Es ist schon erstaunlich wieviel Idealismus und Leidenschaft (und nicht zuletzt Geld) Tyves investiert um in Zeiten von Online-Magazinen und Webzines diese Nische zu füllen. Untermauert, oder auch gekrönt wird das Magazin durch die beigelegte und prall gefüllte DVD, die neben neuen Musikstücken auch Videos aktueller und im Heft vorgestellter Künstler enthält. Auch ein rares Video von „Das Ich“ ist besonders zu erwähnen.
45 Songs und 20 Videos machen insgesamt 300min Material, das seinesgleichen sucht. Wer Gruftiges sucht und nicht nur in alten Zeiten schwelgen möchte, ist hier genau richtig, vergesst die namhaften Magazine, in denen findet kaum eine dieser Band überhaupt Erwähnung.
Neben Mick Mercer gibt es eine ganze weitere Reihe von Künstlern und Bands: Tommy Genest, Batzz in the Belfry, Violet Tears, C’est la Mort, Bohémien, Stone 588, Sean Bowley (Eden), Reactive Black, Murder at the Registry, The Beautiful Disease, Descentdants of Cain, Lysart, Das Ich, Andreas Gross, This Gentle Horror, Zeit-Bild, Alexej Makeew, Valerie Etchina, George Tsolis, Natalia Pierandrei, Soul in Isolation und Cybersaint. Dazu gibt es noch einen kurzen Rückblick auf das WGT 2008
Die nächste Ausgabe steht übrigens in den Startlöchern und wird wahrscheinlich am 25. Oktober 2009 erscheinen. Ein Pflichtkauf für alle die Neugierig auf das sind, was hinter dem Mainstream steckt. Für rund 2,80€ ist das Magazin geschenkt und sicherlich einen Blick wert. Es kann direkt auf der Homepage www.crawlingtunes.com bezogen werden.