Gothic Schminktipps für Frauen – Oder so ähnlich

Frauen, oder besser gesagt Mädchen, bekommen das Schminken in die frühkindliche Wiege gelegt. Folgen sie der straffen gesellschaftlichen Norm, so spielen sie mit Puppen, kochen mit Plastikgeschirr und beginnen schon früh damit, die Schmink-Ausrüstung ihrer Mütter für sich zu entdecken. Wird aus dem Mädchen, womöglich durch eine abnormale Laune der Natur oder einen genetischen Defekt (so munkelt man), ein Grufti, steigt der Bedarf an schwarzem Kajal, Lidschatten und hellem Make-Up explosionsartig an. Erreichen sie dann im Laufe ihrer düsteren Entwicklung eine der schwarzen Szene-Ausprägungen, wie zum Beispiel das romantische Grufti-Mädchen, die Gothic-Punk-Batcaverin, die schwarz-bunte Cyberbraut oder die kindlich-laszive Gothic-Lolita, verfeinern die mittlerweile jungen Erwachsenen ihre Techniken auf beachtliche Weise.

Die Grenzen zwischen Kunst, Stil und Kitsch sind dabei fließend und äußerst schwer zu definieren. Michelle Phan, Fashionbloggerin aus den USA, hat sich mit ihren Schminkvideos bei Youtube mittlerweile eine ganz beachtliche Fan-Gemeinde geschaffen. Was sie auf ihr Gesicht zaubert, ist eindrucksvoll oder verstörend, je nach Sichtweise. Nehmen wir zum Beispiel ihren Gothic-Lolita-Look, der mit Gothic aus meiner Sichtweise nicht viel zu tun hat, bei dem es sich aber um einen sehr beliebten Stil asiatischer „Gothics“ handelt. Hier geht es mir weniger um die Tatsache so auszusehen wie eine Manga-Vorlage, sondern eher um einen Blick hinter die Kulissen, den ich äußerst spannend finde. Oder auch verstörend, da bin ich mir noch nicht ganz so sicher. Aber es hilft ja nichts, wer wissen will, muss neugierig sein.

Es gibt auch noch ein Tim Burton inspiriertes Styling, dass dem Gothic-Gedanken vielleicht ein bisschen näher kommt:

(via Gothic Tea Society)

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Guldhan
Guldhan(@guldhan)
Vor 12 Jahre

Im Grunde fällt es mir schwer, mich für derartiges zu begeistern. Und das nicht nur, weil ich mit Kaja, Lippenstift und Nagellack mehr als lächerlich aussehen würde. Meine dahingehende Begeisterungslosigkeit bezieht sich auch auf das schöne Geschlecht.

Das zweite Video ist schon faszinierend, zumindest was die Augen betrifft, der Rest ist auch Spielzeug. Aber im ersten gibt sie sich wirklich Mühe, ihre Ausstrahlung zu untergraben.

Ich möchte nicht leugnen, dass diese Form des Schminkens schon recht kunstvoll ist, aber es wirkt zu aufgesetzt. Zu bemalt. Vor allem, wenn es dann in Richtung Püppchengesicht geht.
Für mich sollte das Make-up das Antlitz des Weibchens unterstreichen und kein komplett neues Wesen darüber malen. Modifizierte Natürlichkeit, das sind hierbei die Worte der Wahl. Und keine exzessive Gesichtsbemalung.

Post scriptum:
Was mich als alten McGee-Alice-Liebhaber dennoch beeindruckte, waren die Make-up-Nachahmungen jener Figur. Denn zugegeben, ich bin mit dunklem Lidschatten immer zu ködern. Und was jener Teeny dahingehend anstellt, muss auch erst einmal nachgemacht werden.

Hikari
Hikari (@guest_20115)
Vor 12 Jahre

Gothic Lolita hat nichts Laszives an sich. Der Name ist irreführend – mit der Kindsfrau nach Nabokov hat der Modestil „Lolita“ keine Gemeinsamkeiten. Kindlich kann es durchaus wirken, aber insbesondere der Gothic-Unterstil der Lolita Mode zielt eher auf eine nostalgische Eleganz ab. Michelle Phans MakeUp-Tutorial ist da nicht wirklich repräsentativ, es wäre eine extreme Interpretation des Lolita-Stils, die sich eher an gängigen Darstellungen von Lolitas in Mangas und Animes orientiert.

Guldhan
Guldhan(@guldhan)
Vor 12 Jahre

So gesehen scheint ohnehin kaum etwas dem Begriff der Lolita gerecht zu werden.
Diese japanischen Kindfrau-Zerrbilder ohnehin nicht, da jene Mädels eher die Begierde und Unzucht hiesiger Porzellanpüppchen besitzen, die mit Kleidchen und überdrehten Kindchengesicht auf den Kleiderschränken einstauben.
Und wenn sich die europäische Adaption eher in Richtung »nostalgische Eleganz« bewegt, dann wüsste ich auch nicht, was hierbei die gefährlich verführende Ausstrahlung einer Lolita widerspiegeln sollte. Zumindest für mich ist eine sichtlich erwachsene Frau in einem kindlich-naiven Kleid weit von dieser Definition entfernt.

Somit ist anzunehmen, dass der Begriff Lolita ohnehin nicht bewusst gegeben worden war, sondern sich mit der Zeit derart verselbstständigt hatte, dass er letztendlich offiziell etabliert wurde. Oder man hatte schlichtweg keine Ahnung und dachte nur an den schönen Klang…

Was die Verbindung von Laszivität und Lolita angeht, so ist diese Mischung in der westlichen Welt ohnehin nicht ganz gesellschaftstauglich. Zumindest wenn man die beiden Bedeutungen in ihrer Radikalität bedenkt. Denn unternimmt man das, so landet man inhaltlich in den Sektionen der Lolicon bzw. Nymphophilie.

Death Disco
Death Disco (@guest_20152)
Vor 12 Jahre

In der westlichen Welt war das wohl eher ein Ding der 70er, als Filme wie „Pretty Baby“ und „Die blaue Lagune“ (mit Brooke Shields, die ohnehin der damaligen Männerwelt den Kopf verdrehte) oder „Maladolescenza“ (mit Eva Ionesco, die u. a. auch von ihrer Mutter Irina nackt fotografiert wurde) das Licht der Welt erblickten, David Hamilton stapelweise Fotobücher auf den Markt schmiss, in denen die Körper junger Mädchen und Kindfrauen auf eine eher „romantische“ Weise glorifiziert wurden (u. a. unterlegt mit Versen von Oscar Wilde und Co.), oder Starfotograf Will McBride Aufklärungslektüren wie „Zeig mal!“ veröffentlichte.

Die Rockband Scorpions schob mit dem Cover des 76er Albums „Virgin Killer“ noch mal ’ne kleine Skandalnummer hinterher.

Damals heiß umstritten, heute zum Teil gnadenlos verboten. Die 70er waren halt deutlich freizügiger. :D

Asti
Asti(@lorraine)
Vor 12 Jahre

Um mal wieder zurück zum Thema zu kommen: Mir ist das zu künstlich.
Schminken in allen Ehren, aber wenn es zu unnatürlich wirkt ist das nichts für mich.
Gut, aber ich als gruftigs Weibchen wage mich auch völlig ungeschminkt aus dem Haus, vielleicht liegt es daran dass mir das das „Etwas“ fehlt…

Rosa Chalybeia
Rosa Chalybeia (@guest_20263)
Vor 12 Jahre

So wie ich das verstanden habe, ist der japanische Begriff von „Lolita“ – wie schon erwähnt wurde – tatsächlich ein ganz anderer als der wie er bei uns durch besagtes Buch und seine Verfilmung besetzt ist. Man orientiere sich mehr an victorianischer Kinderbekleidung und das porzellanpuppenhafte ist wohl erwünschtes Idealbild, damit einhergehend sogar eher eine gewisse „Unberührbarkeit“ statt erotischer Ausstrahlung. Wieso das dann ausgerechnet auch „Lolita“ genannt wird – zumindest ich hab da keinen Blassen …

Nein, ich kann mit Lolita auch nichts anfangen – und zwar weder im westlichen Kontext noch im japanischen. Eine Freundin hat sich mal mit Lolita als Modeform auseinandergesetzt, einige Kleider genäht und auch alltags so rumgelaufen – nicht so krass-übertrieben allerdings – und es passte zu ihr auch in dem Fall recht gut. Jedenfalls, dadurch hab ich ein wenig was aufgeschnappt, kenn mich aber auch nicht weiter damit aus. Ich würd gern mal so ein Kleidchen nähen – aus rein technischem Interesse – logischerweise aber auf keinen Fall für meinen eigenen Kleiderschrank ;)

Wie bei Vielem – man kann davon halten was man will, ich kann mit den meisten modernen Strömungen die aus Japan zu uns rübergeschwappt sind null bis garnix anfangen (das traditionelle Japan reizt mich da schon weit mehr). Aber man muss denen zumindest lassen, daß da durchaus einiges an kreativer Energie dahinter steht – egal ob mans jetzt selbst mag oder eben nicht.

Die Tutorials sind vom schmink-handwerklichen auf jeden fall gut, ich selbst würds aber so auch nicht rumlaufen – ich bleib besser bei meinem Kalk-Topf ;)

Ricarda
Ricarda (@guest_21679)
Vor 12 Jahre

Ich muss zugeben, dass ich die Tutorials von Michelle Phan sehr bewundere. Ich schaue sie mir gerne an und gucke mir ab und zu etwas ab. Klar, sie ist weder Grufti, Gothic noch sonstwas, aber sie zaubert schon den ein oder anderen hübschen Look.

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