In einem fensterlosen, nur spärlich beleuchteten Gewölbe irgendwo in Paris wartet die Fashion Haute Vaulet auf die Präsentation der Herbst-/Winterkollektion 2022/23, als plötzlich ein düsterer Beat aus den Boxen scheppert. Es sind die ersten Takte von „Lights„, einem Frühwerk der Sisters of Mercy. Die Gothic-Rocker liefern den Soundtrack für die apokalyptischen Kreationen des Modedesigners Rick Owens. Zufall ist die Musikauswahl ganz sicher nicht. Es folgt ein Spektakel für Augen und Ohren. Und damit herzlich willkommen in der dunklen Welt der schwarzen Avantgarde.
Schwarze Avantgarde
Dass sich die Modeindustrie immer wieder gerne in der Gothic-Szene bedient, weiß man ja. Die Creepers des in London ansässigen Modelabels All Saints vor einigen Jahren waren aber auch wirklich nicht schlecht kopiert. Und Modeketten wie H&M oder Urban Outfitters drucken regelmäßig die Kultlogos von Bands wie Joy Division auf ihre T-Shirts. Mit der schwarzen Avantgarde hat das alles nichts zu tun.
Diese modische Strömung zieht ihre Inspirationen auch aus dem Underground, aus Punk und Goth. Doch anders als die oben genannten Beispiele geht es ihr nicht um schnelllebige Trends oder um modische Gefälligkeiten. Die Mode von Rick Owens, Ann Demeulemeester und Yohji Yamamoto hat ihre eigenen Gesetze, und sie ist so kompromisslos, dass hier von Anbiederung an Trends oder Geschmäcker eher nicht die Rede sein kann.
Rick Owens: Prinz der Dunkelheit
Rick Owens wurde 1961 in Kalifornien geboren und lebt inzwischen in Paris. Seine Models hüllt er zumeist in Schwarz. Asymmetrische Schnitte, der demonstrative Einsatz von Leder, unifarbene Stoffe und androgyne Looks sind kennzeichnend für seine Kreationen. Elemente aus Goth, Punk und Grunge tauchen in fast jeder seiner Kollektionen auf. Es gibt Modenschauen von Rick Owens, die aussehen, als würden die Models geradewegs aus einem Mad-Max-Film heraus auf den Catwalk gesprungen sein. Dort laufen sie dann zum Beat der Sisters of Mercy (Men FW 2022), Siouxsie & the Banshees (Women SS 2023), oder Peaches (Women FW 2023) am – natürlich – schwarz gewandeten Publikum vorbei.
Dass um Rick Owens inzwischen einen regelrechten Kult existiert, liegt nicht nur an seinem zweifellos qualitativ hochwertigem Oeuvre. Der „Meister der schwarzen Avantgarde“ oder „Prince of Darkness“, wie er gerne genannt wird, beherrscht die Inszenierung seiner Person und seiner Mode wie kaum ein anderer. Dankenswerterweise nimmt er sich dabei selbst nicht zu ernst. In den wenigen auf der Welt zerstreuten Rick-Owens-Boutiquen stehen in den Umkleidekabinen Rick-Owens-Figuren aus Kunststoff, die den Kunden als Hocker dienen. Der Mann hat also zweifellos Humor und kann über sich selbst lachen.
Seine Kollaborationen mit Kultmarken wie Dr. Martens und Converse waren vermutlich auch nicht die schlechtesten Schachzüge, um sich einem breiten Publikum bekannt zu machen. Zu den Bewunderern des Designers gehören der Londoner Goth-It-Boy Parma Ham und die meist kalkbleich gepuderten Performance-Künstler Fecal Matter. Ein ganz schön schräges Volk also.
Ann Demeulemeester: Mode des Trostlosen
Geht es um Avantgarde-Mode, die Bezüge zum Gothic hat, darf der Name Ann Demeulemeester nicht fehlen. Die belgische Designerin gehört zu den Antwerp Six, einer Designer-Gruppe, die in Antwerpen zusammen Modedesign studiert und Anfang der 1980er Jahre der flämischen Mode einen echten Popularitätsschub gegeben hat. Wer einen ersten Eindruck von ihrer Mode gewinnen möchte, sollte sich an dieser Stelle das bekannte Schwarz-weiß-Foto von Patti Smith in Erinnerung rufen, das ihr Album „Horse“ ziert. Es zeigt die „Mother of Punk“ in einem weißen Hemd mit schwarzen Hosenträgern. Über ihre Schulter hat Smith ein schwarzes Jacket geworfen. Ann Demeulemeester hat dieses Foto einmal als Inspirationsquelle genannt. Bis heute lassen sich Bezüge darauf in ihren Kollektionen erkennen, die in der Regel nur zwei Farben kennen: weiß und schwarz.
Eine Journalistin schrieb einmal, Ann Demeulemeester würde mit ihrer Mode des Trostlosen schocken. Nun, das kann man auch als Kompliment verstehen. Wobei die Bohème-inspirierten Kollektionen eher durch elegante Schnitte und eine glamouröse Ästhetik auffallen und weniger durch Schockeffekte. Vielleicht ist man da aus der Goth-Perspektive aber auch einfach schon zu abgestumpft.
Das Modelabel gehört inzwischen zur italienischen Antonioli-Gruppe. Ann Demeulemeester ist nur noch beratend für die Marke tätig. Ob von ihr die Empfehlung kam, für den aktuellen Behind-the-Scenes-Film der Herbst-/Winterkollektion ausgerechnet das düstere „Afterhours“ der Sisters of Mercy zu wählen, ist nicht bekannt. Dass Musiker aus dem dunklen Underground die Marke schätzen, lässt sich hingegen schnell belegen. Robert Alfons von TR/ST, die Band Pol, PJ Harvey, und Ian Astbury von The Cult lieben den Ann-Demeulemeester-Look.
Yohji Yamamoto: Ein 83-jähriger Finsterling
Fließende Stoffe (in Schwarz, na klar), weite Roben und reichlich Totenkopf-Klimbim kennzeichnen die Entwürfe eines weiteren prominenten Übervaters der schwarzen Avantgarde: Yohji Yamamoto. In seinen Kollektionen kombiniert der japanische Modedesigner Traditionsbekleidung seiner Heimat mit Uniformen und Viktorianischer Couture zu einem postmodernen Avantgarde-Look. Populär ist Yamamoto auch mit seiner sportiven Zweitlinie Y-3, einer Kooperation mit dem Sportartikel-Hersteller Adidas. Ähnlich wie bei Rick Owens spielen auch bei Yamamotos Entwürfen asymmetrische Schnitte und dekonstruierte Stoffe eine wichtige Rolle.
Yamamotos Modenschauen sind düster-melancholische Inszenierungen, die gerne unter ausladenden Kronleuchtern und vor an Gotik-Kathedrahlen angelehnte Bühnenbildern stattfinden. Weltuntergangsstimmung de Luxe sozusagen. Mit seinen Kreationen könnte der inzwischen 83-jährige Finsterling unter den Modedesignern mühelos jeden Vampir-Film ausstatten. Zu den Bewunderern des Japaners gehört offenbar auch Warren Ellis. Der Musiker von den Bad Seeds (Nick Cave) gab einen Gastauftritt bei Yamamotos Show für die Herbst-/Winterkollektion 2024/25. Nicht als Musiker, sondern als Model.
Aktuell gibt es eine Schmuckkollektion, die unter dem Label „Gothic Yohji Yamamoto“ vermarktet wird. Darunter Kettenanhänger in Totenkopf- und Gargoyle-Design. Zum Fürchten sind nicht nur die Schmuckstücke, sondern leider auch die Preise, die für das Geschmeide aufgerufen werden. Den Piratenring gibts mal eben für knapp 2.000 Euro.
Ähnlich wie Rick Owens und Ann Demeulemeester genießt auch Yohji Yamamoto unter seinen Fans Kultstatus. Auf Instagram gibt es etliche Accounts, in denen die Looks der entsprechenden Designer gefeiert und zur Schau getragen werden. Auf Insta-Kanälen wie „streetgothfits“ und „iconiaavantgarde“ zeigen User ihre düsteren Outfits. Und hier lässt sich auch beobachten, dass alle drei Modeschöpfer bis heute viele ihrer Kolleginnen und Kollegen überall auf der Welt inspirieren. Was sie noch gemeinsam haben? Erkundigt man sich aus Versehen bei Owens, Demeulemeester und Yamamoto danach, welche Farben denn wohl in der nächsten Saison Trend sein wird, dürfte ihre Antwort wenig überraschend gleich ausfallen.
Hmmm… sieht für mich alles nicht wirklich nach „Gothic“ aus.
Spricht mich auch alles nicht an, vor allem Rick Owens Klamotten finde ich regelrecht hässlich. Typische Modenschau-Sachen halt, seltsame Schnitte, kaum vernünftig zu tragen oder kombinieren. Brauch ich nicht.
Würden im ersten Video nicht die Sisters als Musik laufen, gäbe es eigentlich gar keinen Gothic-Bezug.
Dem kann ich nur zustimmen. Ich glaube auch nicht das dieser Kommerz der Szene damit wirklich einen Gefallen tut. Ich hatte auch letztens beim Schwarz Gesagt Podcast auch wieder eine interessante Diskussion mitbekommen. „Die Kommerzialisierung der Szene“, wo dann alle auf einmal die gleichen Sachen tragen, von den gleichen Marken und es damit immer weniger Kreativität gibt.
Eines der Gründe warum die Interviewte Person sich dann für eine gewisse Zeit aus der Szene zurückgezogen hat…
Ich selber hatte auch eher wenig gute Erfahrungen mit „Goth Klamotten“ gemacht. Zu teuer, oftmals fragwürdige Qualität und Größen und ganz ehrlich mir fehlt dann auch so ein bisschen der kreative und individuelle Aspekt…. Außerdem frage ich mich da schon teilweise wer da überhaupt reinpassen und das anziehen soll. Selbst mit meinen damaligen 15 Jahren, wo ich noch regelmäßig ins Fitti ging und sehr schlank und athletisch war konnte ich fast nichts tragen, außer die guten alten Heavy Metal T-Shirts…
Also ich bleibe lieber bei meinen eigenen dunklen Klamotten. Ich werde auch bald endlich mal wider meine Textilprojekte anfangen und damit meine Sachen etwas aufpeppen ;)
So kann ich dann endlich wieder so rumlaufen wie ICH es mir vorstelle.
Robert, mich würde mal deine Intention interessieren, warum du uns das hier gezeigt hast. Findest du wirklich das seien Szene Klamotten oder willst du nur zeigen was wieder von außen als angeblich „gothic“ betitelt wurde?
Robert will ja auch immer etwas provozieren, im Sinne von, eine Diskussion vom Zaun brechen. ;) Und es funktioniert ja auch. Über den Tellerrand gucken hat ja noch nie geschadet, aber bei all dem Tinnef, der heutzutage mit Goth betitelt wird, fällt es schwer, daran noch etwas Gutes zu finden. Ich glaube, es treibt immer mehr Szeneleute, zumindest die älteren, aus der Szene, weil die kommerzielle Ausschlachtung eben dieser ungeahnten Ausmaße annimmt. Aber seien wir mal ehrlich, wäre die Szene mehr Underground geblieben und man hätte sich mehr abgeschottet von diesen ganzen unzuträglichen Einflüssen… vielleicht wäre diese heute noch in seiner ursprünglichen Form besser erhalten geblieben. Ist zwar nur eine Hypothese, aber durch das stete Toleranzgeschwafel hat sich die Szene ihr eigenes Grab geschaufelt. Insofern wundert es mich nicht, dass sich kaum noch einer mit der heutigen „Szene“ und dem ganzen Brimborium identifizieren kann. Ist leider so.
Erstmal: Der Artikel stammt nicht von mir, sondern ist ein Gastbeitrag von „Franky Future“, der auch in der Vergangenheit schon einige Artikel geschrieben hat. Ich sollte das wohl mal deutlicher kennzeichnen und wieder eine Autorenbox einfügen.
Zum Thema: Prinzipiell geht es mir immer um ALLE Facetten der Gothic-Szene, also alles, was aus der Szene kommt und alles, was von außen der Szene angedichtet wird, wie sie wahrgenommen wird oder interpretiert wird. Ich finde es einfach wichtig, den Blick offenzuhalten, auch wenn wir manchmal lieber die Augen zuhalten würden. Ich finde es gut darzustellen, wie eine über 30 Jahre alte Subkultur im Mainstream diffundiert, sich darin auflöst, sich widerspiegelt und wie sie reflektiert wird. Ich glaube, „Goth“ ist ja neben Punk eine der ältesten Jugendkulturen.
Das mag im Einzelfall mal nicht Gothic nach meinem Geschmack oder Deinem Geschmack sein, wird aber von anderen so wahrgenommen. Franky Future, der Autor dieses Beitrags, hat beispielsweise eine andere Wahrnehmung.
Es bleibt mir immer wichtig, möglichst unterschiedliche Sichtweisen zu zeigen.
Liebe Tanzfledermaus, liebe Phönix,
ich hoffe, Ihr habt Euch inzwischen von meinem Artikel einigermaßen erholt.
Mein Text soll einfach nur aufzeigen, welchen großen Einfluss Subkulturen auf die Mode haben. Ich finde das mega spannend und kann mich an einer neuen Kollektion eines Designers genau so erfreuen wie an dem Album einer Band.
Alle drei von mir vorgestellten Designer sind älter als ich. Deshalb würde ich mir nie anmaßen, denen zu erklären, was Gothic sein darf und was nicht. Nebenbei bemerkt: Das Label „Gothic“ habe ich ihnen für den Artikel aufgeklebt.
Aber man erkennt halt sehr deutlich, wie intensiv sie sich mit dieser Subkultur auseinandersetzen. Ich finde das total charmant, wenn Rick Owens oder Ann Demeulemeester in ihren Kollektionen Goth-Elemente einsetzen und auf ihren Fashion-Shows Sisters oder Siouxsie als Musik wählen. In meinen Augen ist das eine ästhetische Verbeugung vor der Szene. Und mir ist das allemal lieber, als Fast-Fashion-Produzenten, die einfach ein Cure-Logo auf ihr Shirt drucken, weil das gerade gut in den Businessplan passt.
Die These von Phönix teile ich nicht. Ich glaube eher, dass dieses „Früher war alles besser“-Gejammer viele junge Leute abschreckt. Instagram-Accounts wie „Streetgothfits“ zeigen ja, dass die längst ihr eigenes Ding machen und auch ohne Original-Pikes aus den 80ern ganz gut klar kommen.
Oh sorry… natürlich. Man sollte tatsächlich mehr darauf achten, wer die Artikel schreibt. ;)
Das angebliche „Früher war alles besser“-„Gejammer“ kommt ja nicht von ungefähr und die Leute bilden sich da auch nichts ein, sondern es ist schlichtweg ein subjektives Gefühl, was Leute nicht selten teilen. Das einfach negativ abzustempeln finde ich nun auch nicht gerade fein. Im Gegensatz dazu, dass dann sovieles Neues hochgejubelt wird, ohne auch nur ansatzweise zu differenzieren oder gar zu kritisieren. Das „Neue“ muss doch alles gut sein und „man darf doch nicht stehen bleiben“. Diese Sprüche sind genauso überflüssig, wie eben sovieles, wo man den Aufkleber Goth/Gothic drauf klebt. Im Übrigen hatte ich nie was mit Pikes und Rüschenhemden zu tun… habe die Szene aber immer sehr genau beobachtet und zu was sie sich entwickelt hat. Es ist keine Jugendkultur für die heutigen jungen Leute, sondern es war eine Jugendkultur der Leute der vergangenen 30 bis 40 Jahre. Das hat sich mittlerweile ziemlich verlaufen und liegt m.M.n. im Sterben. Viele „jammern“ berechtigt, weil der Flair, das Lebensgefühl und die Ästhetik einfach nicht mehr vorhanden sind. Da nützen auch keine Modedesigner, die krampfhaft einen Trend schaffen wollen für etwas, was nur noch vor sich hinröchelt. Im Übrigen habe ich Mode, gerade im Sinne von Modedesign, nie gemocht. Aber das ist mein persönliches Empfinden. Etwas zusammen zu schneidern, was absolut alltagsuntauglich ist, kann auch weg. Wer braucht sowas? Da kann ich Kunst in anderer Form deutlich mehr abgewinnen.
Sehr spannend zu sehen, wie Einflüsse der Schwarzen Szene in der Modewelt interpretiert werden – in der (nicht immer leicht zugänglichen) Ästhetik der Kleidung, in der Musik bei der Schau, insbesondere bei Yohyi Yamamoto bis in den getragenen Gang der Models. Unabhängig davon, ob die gezeigte Mode den eigenen Geschmack trifft, finde ich diese Interpretationen/Transformationen faszinierend. Danke für den Artikel!
Hallo Franky,
ich hab gar nicht gesehen, dass der Artikel von Dir ist (der Autorenvermerk ist sehr klein und nicht in der Einleitung erwähnt worden). Von Robert ist man es ja eigentlich auch gewohnt, dass er immer wieder Diskussionsthemen herauspickt ;-)
Ich hatte mich nur gewundert, dass sonst eher bemängelt wird, wenn einer eigentlich szenefremden Angelegenheit der Stempel „Gothic“ aufgedrückt wird, nur weil die Farbe Schwarz darin vorkommt. Und diesmal erschien es mir, hätte man hier auf einer Szeneplattform selbst so etwas nicht wirklich gothic-likes als szenezugehörig bezeichnet… Das hatte mich irritiert, dass auf einmal die Stilblüten von innen heraus zugefügt werden als andersherum. Daher meiner Frage an Robert, warum er das hier so präsentiert.
Ich finde auch nicht pauschal alles Neue doof oder dass früher alles besser war. Trotzdem sehe ich es kritisch, wenn das Label „Gothic“ so inflationär verwendet wird, dass es zum einen auf Mode/Aussehen reduziert wird und zum anderen ohne dass wirklich ein Bezug auf die Szene erkennbar ist (außer dem kleinsten gemeinsamen Nenner, der Farbe Schwarz). Da rollen sich bei mir die Pikes auf.
Ich kann Phoenix zustimmen, dass so die Szene kaputt gemacht wird, wenn sich nicht mal mehr die Mühe gemacht wird, auf Kernthemen einzugehen, so dass eine Verwässerung/Auswaschung stattfindet, wenn zuviel mit einbezogen wird.
Franky Future Danke für den tollen Artikel!
Das scheint ja ein sehr kontroverses Thema zu sein, also muss ich wohl auch mal ein paar Gedanken äußern :D
Wie ich schon mehrfach argumentiert habe, ist „Gothic“ ja eigentlich kein eng umrissener und daher sehr interpretationsfreudiger Begriff. Was zur „Szene“ gehört und was nicht, ist fließend und dem Zeitgeist unterworfen, und das trifft auch besonders auf die Kleidung zu. Wer läuft denn heute noch herum, wie die Proto-Goths aus den frühen 80ern? Ich glaube, der größte Teil der Szene hat eben keine Krähennester auf dem Kopf und trägt keine Pikes oder Samtkleider (mehr). Niemand sieht heute noch exakt so aus, wie anno 1984.
Was dabei auch immer gern vergessen wird: die frühen Goths haben ihren Stil auch nicht aus dem Nichts erschaffen, sie waren ebenso beeinflusst von der aktuellen (High) Fashion, von Filmen, Musikvideos etc. Und das ging schon immer in beide Richtungen. Daher finde ich die Ablehnung des Themas umso unverständlicher, denn gerade die Kreativität, die sich bei diesen Designern ausdrückt, war doch auch immer eines Kernattribute der Szene.
Man muss nicht alles mögen, was die Designer machen, aber es mag auch niemand alles, was so in der Szene herum geht. Meine eigene Wahrnehmung von (schwarzer) Ästhetik haben auf jeden Fall auch die Mode-Designer stark geprägt (ich hatte sogar mehrere Blogs auf Tumblr, in denen ich Inspirationen gesammelt habe).
Über die Verbindungen zwischen Schwarzer Szene und Mode(-Designern) gibt es auch ein empfehlenswertes Buch: Gothic: Dark Glamour von Valery Steele (die ich übrigens auch als Goth wahrnehme) und Jennifer Park.
Und falls jemand ein paar weitere Anregungen und Inspirationen möchte, hier noch ein paar Namen (Designer und Labels): Alexander McQueen, Boris Bidjan Saberi, Gareth Pugh, Rei Kawakubo (COMME des GARÇONS), Vivienne Westwood (die von der Punk-Seite her kommt, einen der ersten Szene-Shops in London eröffnete und so den Style der frühen Szene stark mit beeinflußt haben dürfte), Florian Wowretzko, Thamanyah, Devoa, Obscur, Odeur, Alexandre Plokhov, …
Mode war und ist nicht mein Ding egal ob es schwarz ist oder zur Szene paßt. Mode ist meistens ein kurzer Trend dem viele sich anpassen. Ich hab mir noch nie vorschreiben lassen wie ich rumzulaufen habe. Nicht von meinen Eltern,nicht von der Szene und schon gar nicht von Mode. Ich denke das jeder so rumlaufen sollte wie sie/er sich am wohlsten fühlt. Ich habe früher versucht niedlich Gothic rum zulaufen,sogar im Rock ^_^ Nein war nicht meins ich fühlte mich nicht wohl. Ich finde Pikes toll aber kann tatsächlich nicht gut drin laufen (peinlich) Ich bin Springerstiefel Liebhaberin und eben mehr Punk was die Klamotten betrifft, hauptsache in schwarz oder auch Lila. Aber wer auf Mode abfährt büdde und viel Spaß. :)
Ich muss gestehen, mich mit dem Artikel jetzt nicht genauer befasst zu haben – ich hab da im Moment irgendwie keinen großen Kopf für, habe aber Gruftfledermaus ihren Kommentar gelesen, wo ich zwei drei Worte mit einfließen lassen möchte.
Ich persönlich habe die Szene auch nie mit Mode in Verbindung gebracht. Sicherlich definieren wir uns über Kleidung und auch jede Zeitdekate hat seinen eigenen Stil hervor gebracht, aber dass ein wirkliches Interesse an Mode bestand, was ja auch durchaus Trends betrifft, wie Gruftfledermaus erwähnt, habe ich so nie gesehen. Dieser ganze Modekram, hat vorallem erst durch die ganzen Influencer, welche einen auf YouTube zum fröhlichen shoppen mitnehmen oder ihre Klamottenpakete vor der Kamera öffnen, an Fahrtwind bekommen.