Für diesen Herbst gibt es beim schwedischen Textilriesen H&M wieder eine neue Modelinie, die sich von unserer liebsten Subkultur inspiriert zeigt. Unter dem Trend „Dunkle Romantik“ findet man Damenkleidung, um so ähnlich wie die Models auf dem Foto des Beitrags auszusehen. Und nein, dies ist keine Werbebeitrag für diese Marke, sondern der Artikel soll vielmehr in einer Frage münden: „Grufti, wo kaufst du ein?“
Wahrheiten des schwarzen Alltags
Gruftis tragen hauptsächlich schwarz, soviel ist klar. Klar ist auch, dass Klamotten von „Szene-Marken“, die dann unsere Vorstellungen von „Fashion“ eher entsprechen, das Mode-Budget schnell ausreizen. Selbermachen, aufwerten oder umarbeiten ist natürlich eine Alternative, kommt allerdings für die meisten textil-talentfreien Gruftis wie mich nicht in Frage. Die Schneiderin um die Ecke wäre eine Möglichkeit, allerdings arbeitet natürlich auch nicht umsonst. Und überhaupt, was ist denn die „Basics“ für den DIY-Trend? Es näht sich doch keiner ein T-Shirt, um es dann an den richtigen Stellen zu zerschneiden.
Letztendlich wirft das dann natürlich auch die Frage auf, was man im schwarzen Alltag trägt, wenn man weder im sündhaft teuren Rüschenrock, noch in den kunstvoll zerrissenen Strumpfhosen oder den gezielt durchlöcherten Pullis Getränke holen will oder die Kinder zur Oma bringt.
Also Hand aufs schwarze Herz, wir alle kaufen bei H&M, C&A oder Primark die Basis unseres schwarz-gekleideten Daseins.
Männer sind nicht romantisch
Umso dankbarer ist man dann natürlich, wenn die großen Modelabels dann auch noch auf die speziellen Bedürfnisse unseres Kleidungsstils eingehen und es so ermöglichen, für „kleines“ Geld ansprechende Outfits zu ermöglichen, die nicht erst noch aufwendig „aufgewertet“ werden müssen, sondern unserem Stil ähneln. So kannst du dir – gewürzt mit ein Paar Pikes – auch ein Samstag-Abend-Dress zusammenstellen.
H&M wirbt gerade mit dem „Gothic-Herbst“ und bringt unter dem Label „Dunkle Romantik“ zahlreiche Kleidungsstücke heraus, die „Barock und Neo-Noir, mit romantischen, opulenten Silhouetten, die sich mit Kunstleder-Looks und Denim mischen – inspiriert von den späten 1990ern.“
Ernüchternd ist allerdings die Tatsache, dass H&M Männer für nicht romantisch zu halten scheint, denn dieser „Trend“ findet sich lediglich in der Damenkollektion. Die gehen diesen Herbst leer aus. Kluge Männer vergreifen sich natürlich schamlos an der Auswahl für Frauen, wenn denn der biologisch geprägte Körperbau entsprechendes „Cross-Dressing“ dann auch ermöglicht. Meine breiteren Schultern beenden die Kompatibilität leider am Hosenbund.
Es ist nicht alles schwarz, was glänzt!
Trotz steter Kritik an der zusammenhanglosen Verwendung von Bandlogos oder der Aneignung subkultureller Kleidungsstile wird niemand an beispielsweise dieser Jacke mit Joy Division Druck vorbeigelaufen sein.
Ein Blick in die schwarze Bekleidungsvergangenheit zeigt ja auch deutlich, dass Gruftis sich stets im Regal der etablierten Modemarken bedient haben, um einen schwarzen Style zu kreieren. Da wurde noch ein bisschen in Omas Kleiderschrank gewildert, um schwere Samtfummel zu finden, übertriebene Rüschenhemden oder Oberteile mit Spitze dazu kombiniert und fertig war die Subkultur. Erst zum Ende der 80er Jahre etablierten sich Szenemarken wie „Bogeys„, die dann verstärkt Kleidung auf den Markt brachte, die in Gothic-Kreise besonders gut ankam.
Vergessen wir für einen Augenblick exklusive Szene-Klamotten, eigene Nähkreationen oder dekorativ veränderte Basics. Für den untalentierten Grufti mit schmalem Geldbeutel bleibt das Forschen in Online-Katalogen der großen, mittelständischen und auch kleinen Kleidungshersteller ein Abenteuer. Da freut man sich immer ein bisschen, wenn man mit Mainstream-Kollektionen wie dieser, sein Repertoire aufbessern kann.
Mir ist bewusst, dass alles in einer solchen Werbeanzeige nach Verurteilung schreit. Aber darum soll es dieses Mal nicht gehen. Vielleicht schaffen wir es ja.
Mit welchen Basics bestreitet ihr den schwarzen Styling-Alltag? Bei welchen großen Marken und Versandhäusern findet ihr „Dunkelromatische“ Schätze? Mit welcher Strategie meistert ihr den Spagat zwischen Szene-Kleidung und schwarzes von der Stange? Bei welchen Kleidungsstücken stöberst Du auch schon mal beim anderen Geschlecht?
Hosen, Hemden, Anzüge & Co kaufe ich meist bei C&A. Die haben Sachen für Menschen mit normalen Körperformen. Dazu schöne, alte Sachen wie Cuts aus dem Second Hand Shop. Dann einfach Buttons dran gesteckt und Pikes vom schwatten Fachhändler an den Füßen. Und das wichtigste: gestylte Haare! Und schon ist der olle Grufti fertig. ☺️ Mit dem ganzen überteurtem Schnallen-Ösen-Plastezeug vom Gothic Shop kann ich eher weniger anfangen.
Find ich ne gute Strategie (auch wenn ich selbst jetzt keine Anzüge trage). 😎👍
Das einzige was ich an Klamotten in Szene-Shops (im weiteren Sinne) kaufe sind Pikes (oder wenigstens Pikes-ähnliche Schuhe), Puffhosen/Pluderhosen und gelegentlich Mäntel. Der Rest sind schwarze Klamotten aus dem normalen Handel (und Band-Shirts).
Ich wollte C&A auch schon ins Spiel bringen, aber irgendwie fand ich es etwas peinlich. Beruhigt mich, daß ich nicht der Einzige bin… 😉
Seit 1984 ist C&A mein Standartausrüster :-)
Ich geh nur noch ausgesprochen selten Kleidung kaufen, weil mein Schrank sehr voll ist und ich nur unrettbar kaputt gegangenes ersetzen müsste. Selbst beim WGT hab ich immer nur wenig Kleidung erstanden. Sonst stöber(te) ich gerne auf Flohmärkten und in Second-Hand-Kaufhäusern.
Wo ich in den letzten Jahren immer erstaunlich viel Szene-kompatibles gefunden habe, ist Bonprix (gibts nur online, soweit ich weiß, früher hatten die auch mal Kataloge) sowie beim Second-Hand-Anbieter Resales. C&A hatte auch manchmal brauchbare Sachen. Bei H&M schau ich kaum rein, die treffen selten meinen Geschmack. Diese „Dunkle Romantik“-Kollektion finde ich absolut grauenhaft, von den Schnitten her und dieses glänzende Plaste-Zeug erst recht. Von der gesamten Kollektion gefällt mit gerade mal ein Spitzen-Minirock.
Das ist mir vor kurzen bei Bonprix auch aufgefallen. Ein Blick lohnt sich definitiv. Die „Dunkle-Romantik“ Kollektion von H&M finde ich ebenfalls etwas fragwürdig – mit Romantik hat einiges davon nichts mit zu tun. :)
Ach, wie schön. Ich dachte immer, ich wäre die Einzige, die „heimlich“ bei BonPrix einkauft. Ich werde so oft angesprochen auf meine Spitzenoberteile. Ich sag dann immer: „Ist aus’m Lieblingsversandhandel meiner Mudder.“ :-D
Für meine Bekleidung, sowohl Basics im Sinne von schlichter schwarzer Kleidung als auch Kleidung mit „Grufttouch“, habe ich keinen festen Anlaufpunkt. Bisher bin ich überall fündig geworden, gerade auch was Kleidung aus Samt, Netz, Spitze oder durchsichtigen Stoffen betrifft. Zum Glück benötigt man für ein Outfit noch nicht mal die überteuerten Gothic-Shops. Stöbern tue ich gerne mal vermehrt bei Primark oder wie Tanzfledermaus bei Bonprix. Letzteres war zuletzt vorallem in Sachen Tailliengürtel mein Lieferant. Für Dinge wie Netzstrumpfhosen oder Spitzenhandschuhe suche ich auch gerne mal Woolworth, Claires oder zu Halloween Läden wie Tedi auf. Über die Jahre bin ich immer mehr weg vom Versandhandel, hinzu zum stationären Handel, da ich vorallem in Sachen Hosen, die Dinge einfach anprobieren muß. Ansonsten wird auch hier und da mal mit Buttons gepimpt, Löcher rein geschnitten oder bemalt. Meine neuste „Macke“ ist Upcycling, sprich ich bastel mir aus alten Hosen Westen.
Ich kaufe auch bei C & A, H + M, etc., oder Second Hand. Aber beim Durchscrollen der neuen Kollektion habe ich mich gegruselt. Auf den ersten Blick war nix dabei.
Ging mir auch gestern so. Da war die Kollektion von Stella McKartney oder Karl Lagerfeld tragbar grufteliger.
H&M, Primark oder C&A kommen mir schon aus Überzeugung nicht in die Tüte. Ich kaufe seit mehreren Jahrzehnten (auch aus ökolog. Überzeugung) nur noch Second Hand in diversen Shops vor ort oder auch auf online-Marktplätzen wie Kleinanzeigen & Co. Mit der Zeit bekommt man auch ein Feeling für gute Marken, die qualitativ hochwertig und langlebig sind. Der Style generiert sich dadurch sehr individuell, die Sache ist nachhaltiger als billige Wegwerfmode aus Kinderfabriken und es ist trotzdem bezahlbar. Das Geld, das ich damit einspare, darf dann bei Unterwäsche und Socken auch mal in was Teureres fließen (was dann auch deutlich länger hält – ich hab hier BHs, die ich vor 15 Jahren gekauft habe und die immer noch perfekt aussehen), bzw in einzelne Ausnahmestücke kleiner Independentlabels wie z.B. das ukrainische Label mdnt45. Ich werde immer wieder auf meine Klamotten positiv angesprochen und, auch wenn es mir nicht übermäßig wichtig ist, macht es trotzdem Spaß ein wenig mit den Styles zu spielen. Gruftimarken hab ich tatsächlich noch nie benötigt. Samt, Spitze und Co finden sich durch alle zurückliegenden Jahrzehnte 😃
Offenbar hast du da andere Erfahrungen gemacht, ich werde Second-Hand eigentlich nie fündig. Ich bin da allerdings auch ein Stück weit pingelig, was Kleidung angeht und ziere mich sowieso, schonmal getragene Kleidung anzuziehen.
Darüber hinaus sehe ich oft genug Kleidung auf Szene-Märkten, die einfach durchgerockt ist, wie zum Beispiel Hosen oder T-Shirts. Das wiederum mag daran liegen, dass die Qualität der Bekleidung grundsätzlich abgenommen hat und auch auf Szene-Märkten dann Billig-Klamotten von oben genannten Labels landen. Auch Szene-Kleidung von entsprechenden Szene-Marken fällt nicht positiver auf, was die Langlebigkeit angeht. Ich fürchte, das ist nichts für mich.
Ich würde allerdings gerne von Deinen Erfahrungen profitieren und fragen, wo man denn nachhaltig und ökologisch einkaufen kann? Woher bekomme ich schwarze Basics wie Unterwäsche, Unterhemden, Strümpfe und T-Shirts die unter den von Dir genannten Kriterien entstanden sind. Tipps sind immer willkommen!
Ich such´s mir zusammen ;-).
Alltagskleidung ist bei mir überwiegend gebraucht erworben u.a. Ebay,Kleinanzeigen, Kontakteladen ( https://www.kontaktladen-kassel.de/ )
oder stammt noch (kaufe nicht mehr dort) von H&M (Sakkos), C&A (Hemden) oder Adler (bekannt?).
Ja, Adler, der Laden für „reifere“ Leute.
Führt super Hemden, besser als C&A.
Auch habe ich Maßkleidung (Anzüge,Frack usw.) vom Schneider bzw. Schneiderin.
Solche Sachen schlepp ich allerdings auch 20 Jahre und länger.
Vor ein paar Monaten hatte ich aliexpress entdeckt, welches ich empfehlen kann, wenn man auf der Suche nach ausgefallenen Kleidungsstücken ist.
Auch Pikes gibt´s dort etliche. Leider sind die meisten davon allerdings nur bis Größe 41 zu bestellen.
In den üblichen Szeneläden finde ich meistens nichts oder ich find´s für die mäßige Qualität überteuert.
Aktuelles Beispiel, ich habe ein Hemd über aliexpress für ca 15€ bestellt (H&M Qualität), dieses hatte ich bei zwei deutschen Onlineshops entdeckt für 80 und 130€
Aliexpress kam mir immer wenig vertrauenswürdig vor, deshalb habe ich dort noch nie einen großen Blick erhascht.
Aber nach Deinem Beitrag schau ich mir das mal näher an.
Dazu schaut man sich Bewertungen und die Foto´s genau an und vergleicht seine Maße mit den Maßtabellen.
Viele Händler dort bieten oft die gleichen Sachen an, dann heißt es Preise vergleichen (Versandkosten auch).
Man kann sich aber sicher sein, es wird geliefert.
Läuft auch mit Käuferschutz u. Bezahlung mit PayPal.
Ich mag Männerhemden von wo ist relativ egal, schwarz oder Grau mit Karos wenn ich das irgendwo sehe und es bezahlen kann her damit. Ansonsten vieles second hand oder vom Gruft oder Punk Flohmarkt und wenn der Geldbeutel es zulässt auch mal teure Szeneklamotten aber da eigentlich nur Springerstiefel oder Mäntel. Hosen ja C&A oder ähnliches wird dann bevorzugt. Primarkt allerdings meide ich dann doch. Zu H&M geh ich eigentlich überhaupt nicht, hab auch kein in der Nähe. Und würde ich das Zeug kaufen fände ich mich an jeder Ecke wieder weil dann sehr viele sowas tragen, nö abgelehnt.
Ein wirklich sehr interessanter Beitrag in Bezug auf unsere schwatte Klamotte, vielen Dank! Und das Timing ist perfekt, da ich mir eine Nähmaschine zugelegt habe. :)
Gern möchte ich meine Erfahrung kurz erläutern. Als ich vor zwanzig Jahren die Szene entdeckte, war natürlich als Neuling der erste Weg in die Szeneshops. Doch ich fand kaum etwas, was mir irgendwie zusagte. Mit der Zeit lernte ich jemanden kennen, der schon ein altes Eisen in der Szene war und mir in Sachen Kleidung vieles beibrachte. Er sah mit seinen Outfits auch immer sehr ausgefallen aus, was mich sehr inspiriert hat. Die Wege führten vor allem in große Second-Hand Shops, wo es zum Glück regional eine große Kette gab. Dort wurde nicht nur in der Herren-Abteilung gewühlt, sondern man fand auch viel schwarzes mit Rüschen, Spitze oder Netz in der Frauenabteilung. Wir sind oft Säckeweise gefüllt mit alten Strickpullis, Shirts, Blusen oder Hosen aus den Läden gegangen. Zuhause wurde dann probiert, gebastelt und kombiniert, bis es dem Geschmack entsprach. Ich muss sagen, diese Erfahrung weiß ich selbst heute noch sehr zu schätzen.
Leider ist es in meiner derzeitigen Region in Sachen Second-Hand Shops etwas schwierig geworden. Doch auch mein Weg führt gern zu C&A, H&M und Co oder eben online bei Plattformen wie ebay. Ein Blick bei den bekannten Szenemarken wie Killstar wage ich auch, wobei ich dort eher zur Deko greife – da die Kleidungen mir oft nicht zusagen und wenn dann gestalte ich sie mir zurecht.
Meine persönliche Meinung, auch mit Kleidung aus den großen Läden für jedermann oder Second-Hand, lässt sich mit kleiner kreativer Handarbeit (Patches, Löcher, etc…) auch etwas ausgefallenes zaubern.
Wahrscheinlich bin ich in der Unterzahl wenn ich sage – so schlimm finde ich diese Kollektion von Hansi und Mausi garnichtmal, vieles erinnert mich an die 90er, mit dem (Kunst)-Leder und auch von den Schnitten her – auch wenn das natürlich schon damals nicht spezifisch Goth war.
So vor 10-15 Jahren hätte – und habe ich auch – mich in den „wie können die nur“-Tenor eingereiht, aber jetzt mal ehrlich – seit Dekaden passiert das immer wieder daß die Mainstream-Mode sich „schwarz“ als Trend rauspickt, wir Grufties haben da keine Exclusivrechte dran, natürlich kann man der Meinung sein daß das Ergebnis davon dann nicht dem eigenen Geschmack entspricht, aber jede/r sucht sich am Ende ja dann doch das schwarz raus, das ihm/ihr am besten gefällt.
Ich bin ja beruflich im Klamottenbereich unterwegs, hatte nach der Modeschule auch ein Angebot auf eine Designer-Stelle, die ich hab saußen lassen weil das in der Realität eben nicht so toll und glamourös ist und mit Kreativität wenig zu tun hat – es gibt in der Mainstream-Mode zweimal Jährlich sogenannte „Trend-Bücher“ in denen vorgestellt wird, was in der nächsten Saison dann „in“ sein wird – die holen sich die Modefirmen, und der Designer muss sich im Wesentlichen daran halten – und dabei noch die Zielgruppe berücksichtigen die die Firma ansprechen will.
In den Büchern sind neben Farben auch oft Materialien und Schnittformen schon beschrieben was heißt – als Designer in der Industrie reproduziert man das eigentlich nur noch, ich empfand den Spielraum für wirklich kreativ werden ziemlich eng.
Die „Trends“ haben dann manchmal total bescheuerte Namen … ich müsste mal meine alten Entwürfe aus der Modeschule ausgraben, ich erinnere mich daß es zu der Zeit auch so einen schwarz-Trend gab, der irgendwie was mit „Rebel Chic“ oder so benamst wurde – paar Jahre später zieht man das als Trend dann wieder raus und nennt es halt „Schwarze Romantik“.
Ich gehe also davon aus daß H&M nicht die einzige Firma bleiben wird die gerade sowas raushaut, da kommen sicher noch einige nach – wahrscheinlich war H&M nur grad am schnellsten – von den Mainstream-Massenproduzenten. Einen Alleingang bei solchen „Modetrends“ traut sich ein solches Massen-Hersteller eher nicht – also im Sinne von „wir ignorieren die kommenden Trends und machen unser Ding“
Und da ja noch die Frage der eigenen Klamotten-Quelle im Raum steht – lange Zeit hab ich tatsächlich fast alles selbst genäht, abgesehen vom schwarzen Basic-T-Shirt und Vergleichbares, versteht sich. Seit ich hauptberuflich nähe geht das nicht mehr so – da fällt nur ab und an mal was für den eigenen Kleiderschrank aus der Nähmaschine.
Bin dann auch – wieder – vermehrt in die Mainstream-Läden gegangen, oder jage auf Kleiderkreisel und Ebay – da gabs mal einen britischen Händler der ausgemusterte Sachen von einem Anzug-Verleih verkauft hat – die sind aber alle in neuwertigem Zustand gewesen und waren auch professionell gereinigt und aufbereitet, hab da nie Tragespuren gefunden – von dem hab ich einen wirklich tollen Gehrock aus Wolltuch.
Scheint nicht mehr in die EU zu verkaufen seit dem Brexit – was schade ist, die Sachen waren handwerklich wirklich extrem gut genäht, und dafür fast geschenkt.
Von den einschlägigen Szene-Klamottenläden hab ich in meinem ganzen Leben noch nie auch nur ein einziges Teil gehabt (Schuhe ausgenommen), ich schau immer mal gern rein, finde dann aber meistens eh nicht was ich grade suche.
Nachtrag: inzwischen kauf ich auch gern mal in Army-Shops ein, die Ideal-Standard-Cargohose von da kann man immer anziehen, sind mir zwar meistens viel zu groß :D – aber das krieg ich dann schon hin.
Bin hier eben sehr viel mit dem Rad unterwegs, da ist das Zeug für mich praktischer als die Sport-Funktionspelle, grad wenn ich unterwegs Dinge erledige und nicht nur für den Sport bisschen rumfahre.
Und wenn ich mal länger mit dem Zug unterwegs bin, haben viele Hosentaschen auch ihre Vorteile.
Glaube, wenn einige die mein jüngeres Rüschen-Ich noch gut kennen, das heute sehen würden – da würds einigen den Korken raushauen :D – ich hab irgendwann mal – scherzhaft versteht sich – den Begriff „Astro-Goth“ für mich erfunden, so mit Pilotenhosen und meiner schwarzen Bomberjacke, die ich mit NASA-Patches dekoriert hab fand ich das einfach passend.
Ich vermisse aber die Gelegenheiten, es alltags auch mal wieder heillos zu übertreiben, trotzdem sehr, da ich meine Werkstatt daheim habe, und meistens untertags nur wegen den üblichen Notwendigkeiten vor die Türe komme – da wird man dann doch „nachlässiger“ mit der Zeit.
Das was Du von den Vorgaben „von oben“ für den angeblich so kreativen Designer-Job beschreibst, erinnert mich nur zu gut an meine Erfahrungen. Ich hab nach der Schule eine Ausbildung zur Schauwerbegestalterin/Dekorateurin gemacht und dachte, damit hätte ich einen tollen kreativen Beruf. Pustekuchen. Hab damals unter anderem auch kurz mal bei H&M gearbeitet, aber das bestand den ganzen Tag nur aus Bügeln und neue Klamotten auf Figuren ziehen, ohne dass man da kreativ werden konnte. Es galt fast überall wo ich in dem Beruf gearbeitet habe, das umzusetzen, was von oben befohlen wurde. In Kaufhäusern gab es eine Zentrale, die die Dekos vorgab. Von meinen Mit-Azubis in der Berufsschule erfuhr ich, dass es dort ähnlich lief. Davon mal abgesehen, dass der Beruf inzwischen eh so gut wie ausgestorben ist, war ich ganz schnell sehr ernüchtert und hab mich nach was Neuem umgesehen.
Oh das glaub ich Dir aufs Wort!
Je größer der Konzern dahinter, umso festgelegter sind diese Design-Konzepte, sei es Laden-Gestaltung, Werbung und alles was damit zusammenhängt. Einerseits macht es für den Konzern den Sinn daß die aus Identifikationsgründen wert auf Corporate Design legen – da steckt auch ein Wiedererkennungswert für die Kundschaft drin, aber wenn man bei sowas arbeitet und eigentlich selbst gerne kreativ sein will und sich etwas einbringen, dann beißt man da natürlich hart auf Granit, und das kann ich total gut nachvollziehen wie frustrierend das sein kann.
Meine Ausbildung war auch sehr Mode-Industrie-zentriert, ich habs aber dann vorgezogen mich eben in die Selbstständigkeit zu stürzen, weil mir das „eigene Ding“ wichtiger war. Ich hatte weder Bock auf ebend en genannten Design-Job, und noch weniger, in China oder sonstwo Billigproduktionen zu planen und zu überwachen …
Ist aber auch eine Gratwanderung denn man bezahlt es mit viel zu viel Arbeit an der Backe und wenig Geld, das am Ende in der eigenen Tasche drinbleiben darf.
Und meckernden Kunden, die nicht verstehen daß „Hierzulande in Einzelfertigung Handgemacht“ sehr viel teurer ist als der Schina-Schrott aus der Billigproduktion – sofern der dumme kleine Designer noch paar Kröten fürs simple Leben übrig behalten will.
Klingt auch frustriert – geb ich zu, seit Corona ist einiges für so Winzlinge wie mich auch viel schwieriger geworden.
Hmm, vielleicht sollte ich es doch nochmal mit einer Goth-Kollektion versuchen, ich hab mehrmals angesetzt, verlief aber immer im Sande – meiner ernüchternde Erfahrung war da oft daß meine eigene Szene die schlimmste, meist sogar meckerigste Kundschaft ist … meine andere Szene – die SciFi Fans, sind interessanterweise angenehmer … hätte ich anfangs auch nicht gedacht …
Oha, also ich habe echt viele Sachen von H+M, in letzter Zeit nicht mehr so wirklich da gekauft, weil sie keinen Sale mehr online haben….aber auch einige meiner Lieblingssachen sind vom H+M, und Bon Prix hat auch sehr coole Sachen….man muss nur wissen die Klamotten zu kombinieren
muss nicht sein dass h&m etc. kleidung aus unserer szene aufgreift, jetzt wird es noch mehr mainstream und massentauglich, na vielen dank auch, kaufe fast ausschliesslich meine klamotten in szene läden, ab und zu auch mal bei emp.
Ich glaube noch mehr verwaschen kann man die Szene gar nicht mehr. Persönlich stelle ich mir mein Outfit lieber aus Sachen von Stinoläden zusammen, als aus überteuerter Kleidung von Szene-Labels, deren Qualität teilweise schlecht ist, und die jeder dritte hat. Wo ist da Individualität? 🤷🏼♀️
Ende der 9oer / Anfang 2000 waren die Sachen, die z.b. Teufelsküche oder Xtrax verkaufte noch ansehnlich, aber was man heute gezeigt bekommt, würde mich persönlich nicht hinter dem Ofen hervor holen.
Vorab möchte ich niemanden kritisieren, der seine Klamotte aus dem Szeneladen kauft. Ich selber schau auch mal gern vorbei und die Shops haben es in heutiger Zeit auch nicht besonders leicht. Diese Entscheidung muss jeder selber wissen, was für den einzelnen am einfachsten ist.
Mit den Anfängen der schwarzen Szene, wo Szeneshops und Kataloge noch recht selten waren, führte der Weg ebenfalls in Läden wie C&A oder sogar Sexshops.
Ich persönlich bin nicht der Meinung, das dadurch unsere Szene noch mehr Massentauglich ist. Wenn man den Punkt kritisieren möchte, so machen es eben Marken wie Killstar oder Punk Rave für die Masse einfacher, sich ein entsprechendes Gothic Gewand anzulegen. Während man damals das passende suchen und zusammenstellen musste, reicht heute ein Besuch im Onlineshop und mit ein paar Klicks hat man sein fertiges Outfit.
In meinen Augen geht damit auch etwas die persönliche Individualität verloren und teilweise sieht die Masse mit der Kleidung von Stange, wie ein Einheitsbrei aus.
Selber möchte ich auch nicht leugnen, dass ich zum Beispiel auf dem WGT durch die Verkaufshalle schlendern oder bei Emp aus Neugier schaue was sie dort haben. Die Shirts, sei es nun meine Sisters Shirts oder Film-Shirts, die ich dort gekauft habe, sind von guter Qualität, aber was „richtige“ Szenekleidung betrifft, hat Auswahl und Qualität sehr nachgelassen. Habe ich vor zwanzig… dreiundzwanzig Jahren noch schöne Samtsachen von Alcatraz Clothing bekommen, wo das Material gut war und der Preis gerechtfertigt, bekommt man heute dünne Stoffe, vielmals Marke „Eigenbau“ wo man sich fragt, wie der Preis dafür gerechtfertigt wird. Ich hatte letztes oder Anfang des Jahres mir dort Mal ein Samtkleidchen bestellt gehabt, wo ich einfach nur entsetzt über die Stoffqualität und den verlangten Preis war. Ich hatte das Gefühl einen Artikel aus dem Karnevalsladen in der Hand zu halten, so dünn war der Stoff. Und dafür dann 30 Euro und mehr zahlen sehe ich nicht ein. Wenn ich da zum Vergleich Bonprix heranziehe, wo ich mir vor Jahren mal eine Samtleggins und Bustier gekauft habe, da habe ich für weniger Geld eine wesentlich bessere Qualität gehabt.
Was ich aber noch zur Massentauglichkeit sagen möchte, welche auch im Anfangspost angesprochen wurde, der Mainstream hat sich schon immer gerne mal an der Szene bedient. Ich denke da an die 90er und die Eurodance-Phase. Wer es nicht kennt und keine empfindlichen Ohren hat, braucht nur mal „Magic Affair – Omen“ googlen und sich die Sängerin im Clip ansehen. Genauso Mark Oh, der Ende der 90er seine dunkle Seite entdeckte und Wolfsheims „Sparrows and Nightingales“ coverte. Der Clip spielt stilecht mit schwarzem Kajal und Ledermantel in der U-Bahn.
Aber ich bin da ganz der gleichen Meinung, unterm Strich muss jeder selber wissen, von wo er seine „Szenekleidung“ bezieht.
Das „es“ noch mainstreamiger wird, lässt sich leider nicht vermeiden. Ich kaufe natürlich auch in Szene-Läden ein, doch für meine Alltags-Kleidung ist mir das definitiv zu teuer. Außerdem stellt sich die Frage: Wo kaufst du Unterhemden/BHs/Unterhosen und Strümpfe?
Ich suche mir schon seit Jahren meine Sachen überall zusammen. Für die Arbeit brauche ich immer schlichte schwarze Shirts, die ich früher bei H&M gekauft habe. Die bestelle ich mittlerweile bei Grundstoff, meine Kapuzenpullis für die Arbeit kaufe ich immer noch bei H&M. Die halten ewig und wenn mal ein Brand- oder Säureloch rein kommt muss ich nicht gleich durchdrehen. Habe auch schon Businesshosen bei Hallhuber im Outlet gekauft, die passen zum schlichten Outfit, weil ich auch Kundenkontakt habe. Privat trage ich unheimlich gern Bandshirts und schlichte Hosen, diese ganzen „Szene“ Klamotten mit Schnallen, Ketten und Gedöns gehen mir auf den Nerv. Die Shirts kaufe ich auf Konzerten, bei EMP oder auf dem Flohmarkt. Secondhand Läden sind hier mittlerweile eher rar, da hab ich immer gern gestöbert, aber ich habe schon irre Teile vom Flohmarkt weggeschleppt. Habe früher ein paar Teile von Queen of Darkness gekauft bis ich gemerkt habe, dass Preis und Qualität nicht ganz zusammen passen. Als ich dann eine Nähmaschine geschenkt bekommen habe, habe ich mir zwei Röcke noch mal in robust nachgenäht… Dem Holländischen Stoffmarkt sei Dank auch für schmales Geld.
Mein Kleiderschrank ist wirklich voll mit einem Sammelsurium aus ganz unterschiedlichen Teilen, zum Teil uralt. Mein Schlafshirt zum Beispiel ist ein fast 30 Jahre altes Deine Lakaien T-Shirt, dass ich mit 17 von meinem damaligen Freund geschenkt bekommen habe. Das Ticket zum Konzert in Hamburg hatte er mir zum Geburtstag geschenkt und nach dem Konzert noch das Shirt gekauft. Das kann man draußen seit Jahren nicht mehr tragen, weil ich es unzählige Male nähen musste und schwarz ist es auch nicht mehr so richtig…
Fazit :ich bin weder Zielgruppe der neuen H&M Kollektion noch der vielen Szenelabel, die meist viel zu viel Klimbim an die Klamotte bamseln. Ich mag es schlicht, aber speziell und das ist nicht einfach. Deshalb schätze und liebe ich fast jedes Teil, das den Weg in meinen Schrank gefunden hat und kombiniere immer wieder neu… Oder trage jedes Mal das Gleiche, wenn ich mal tanzen gehe 😉
Gefällt mir Deine Einstellung. Besonders das 30 Jahre alte Deine Lakaien T-Shirt hat mich sehr erfreut – das ist fast wie Antik. Was genau befindet sich auf dem Shirt?
Ich hab auch noch ein T-Shirt von love like blood von deren 1992er tour hier… Das ist auch schon sehr ausgeblichen… Meine Band Shirts von cure und sisters die ich Ende der 80er, Anfang der 90er trug, hab ich alle verschenkt, weil ich irgendwie nicht so der Typ für Band Shirts bin.
Wie schade, dass Du die anderen Shirts nicht mehr hast. Andererseits hatte noch jemand Freude daran. Mich erinnern meine Shirts immer an die Konzerte, bei denen ich sie gekauft habe. Das ist ein angenehmer Nachhall.
Ja, genau, das Shirt erinnert mich an eines meiner ersten Konzerte einer meiner damaligen Lieblingsbands… Die anderen Shirts hatte ich in einem Laden in Berlin gekauft, da hing weniger Erinnerung dran. Ein paar selbst bemalte Shirts und Jacken aus der Zeit von 1990-95 hab ich noch hier, hier sind sie zu sehen:
https://www.spontis.de/schwarze-szene/gothic-friday/gothic-friday-do-goth-yourself-2/
Wow, den Artikel hatte ich noch gar nicht gesehen. Ich fühle mich spontan an meine Jugend erinnert… Inklusive der Zimmerdeko.
Aber meine bemalten T-Shirts sahen bei weitem nicht so fein aus und ich habe davon auch keines mehr. Respekt, die sehen richtig gut aus 😊
Danke *rotwerd* :-D
Ja, die Jugendzimmer der Gruftis… ich guck immer wieder gern alte Fotos an, eigene und die von anderen. Bin halt Nostalgiker durch und durch…
Ich habe mir den Artikel auch gleich durchlesen müssen, als ich die Verlinkung sah 😁.
Bilder von damals schaue ich mir auch total gerne an, da ich die Zeit selber leider nicht miterlebt habe. Als ich Ende der 90er mit der Szene in Berührung kam, war diese Welle schon sehr abgeflacht, zumindest mein Eindruck, soweit ich mich erinnern kann. Und als ich in den frühen 2000ern anfing auch mal in Clubs zu gehen, trug keiner mehr wirklich Samt und hatte toupierte Haare. 🤔
Vorallem sieht man anhand der alten Bilder, dass die Szene nie rein Schwarz trug, weil hier und da ja gerne mal Aussagen auftauchen, dass ein Grufti bzw. Goth ausschließlich Schwarz trägt.
Also Deine alten Berichte und die Bilder sind ja wieder mega interessant. Echt schööön Dein Outfits und die viele Deko. ;)
Danke😉Antik trifft es, es löst sich langsam überall auf. Auf dem Shirt ist das Cover der Debüt LP. Das habe ich damals rauf und runter gehört.
Hoffentlich zerfällt es nicht irgendwann zu staub. Halte es in Ehren. :)
Oh ja, das mache ich…. Es ist bereit für die nächste Flickerei😉Aber so langsam zerfällt es wirklich😣Demnächst kann ich nur noch den Druck ausscheiden und auf eine Tasche nähen.
Oder Du hängst es in einem Bilderrahmen hinter Glas auf…
Das ist auch eine super Idee😊
Als Modedesigner im Gothic und Fetish Bereich, mache ich mir circa 75% meiner Kleidung selber. @Vampyrgrey
Interessanter Beitrag. Ich versuche mal meine eigenen Erfahrungen etwas einzubauen.
Zu meinem Szeneeinstieg habe ich selbst noch das ein oder andere Teil aus diversen Szeneshops eingekauft. Am häufigsten aus dem lokalen Szenegeschäft. Hier in Bielefeld gibt es einen kleinen Szeneladen, dem ich (eher aus nostalgischen Gründen) auch heute noch den ein oder anderen Besuch abstatte. Damals kauften mein kleiner Klüngel und ich dort sogar noch Klamotten, heute nehme ich dagegen eigentlich nur noch gelegentlich etwas Schmuck mit, oder um einen kaputten Nietengürtel/ ein Armband zu ersetzen.
Inzwischen halte ich es bereits seit vielen Jahren ganz ähnlich wie einige andere Leute hier. Das meiste Ausgangsmaterial kaufe ich bei C&A, H&M, New Yorker und wie diese Ketten alle heißen und daheim werden sie dann bei Bedarf mit Buttons, Patches und sonstigen Sachen aufgehübscht. Band- und T-shirts kaufe ich mir auf Konzerten, bei Bandcamp oder gelegentlich bei Ebay und bearbeite sie dann zu Hause nach. Meine Lederjacke habe ich günstig bei Ebay geschossen und daheim mit Buttons, Edding und jeder Menge Acrylfarbe aufgehübscht. Gelegentlich gehe besuche ich auch gern mal Second Hand Läden und schaue dort dann auch mal in der Damenabteilung nach, da eng anliegende Hosen wie ich sie eben gern trage bei Herren jetzt nicht sooo oft im Second Hand zu finden sind. Zumindest nicht bei mir in der Gegend.
An Klamotten besitze ich mit Ausnahme meines alten Baumwollmantels aktuell praktisch gar nichts mehr aus irgendwelche Szeneshops. Aktuell nicht einmal Schuhe, da vernünftige Pikes in passender Größe in etwa so selten sind wie frei lebende Flamingos im Bielefelder Stadtpark. Ich besitze 1 Paar vernünftige Pikes + 1 Paar Pseudopikes (Die Dinger die eher Cowboystiefeln mit Schnallen ähneln) Meine Erfahrungen mit den Ersatzpikes waren leider nicht so pralle, sodass ich nach dem ersten Versuch bereits keine Lust mehr hatte und stattdessen lieber bei meinen Docs bleibe. Docs braucht man dann aber auch nicht in Szeneshops kaufen, die gibt es auch woanders. ;)
Da ist wirklich eine interessante Entwicklung in den letzten 20 Jahren passiert: das Schwarzvolk kauft bei den großen Ketten und die Stinos in den Szeneläden, so es sie denn noch gibt.
Selbstverständlich geht das auch umgekehrt.
Ich arbeite im Dark Ages in Essen und muss sagen: ohne die Stinos und Fetisch-Leute könnten wir nicht die horrenden Unkosten stemmen, die ein eigenes Ladenlokal mit sich bringt. Da bin ich dann auch Mal dankbar, wenn andere sich verkleiden wollen.
Trotzdem: irgendwie sind wir auch eine schwarze Anlaufstelle/Treffpunkt, seit 25 Jahren.
Irgendwie vermisse ich hier ein klitzekleines bisschen Solidarität mit schwarzen Einrichtungen..
Und Achtung: wir verkaufen nicht nur Klamotten mit Klimperkram dran.
An der fürchterlichen Pike-Situation arbeiten wir noch…;)
Katrin : Ich kann Euch meine volle Solidarität zusichern, die in dem Tenor dieses Artikels ein wenig unterzugehen scheint. Und um dieses Ansinnen zu untermalen, werde ich mir ein paar Sachen überlegen, um Euren (und andere) Laden einmal näher vorzustellen.
Fatalerweise stützen sich auch Szenediscotheken auf „Stino-Publikum“, weil die Szene einfach keine Hallen mehr füllt und nicht mehr allein die Miete eines Ladenlokales einbringt. Dein Eindruck, dass sich in den letzten 20 Jahren etwas verändert hat, stimmt also durchaus.
Die Entwicklung, einen Szene-Laden kaum noch mit Gruftis führen zu können, liegt meiner Ansicht nach nicht allein daran, dass wir nun zu den Klamottenketten laufen. Ich selbst kaufe meine Klamotten immer schon „gemischt“ und würze den Kleiderschrank gerne mit ein paar Klamotten von einschlägigen Läden.
Das Geschäft ist allgemein schwieriger geworden, oder? Ich meine, früher wart „ihr“ der einzige Ort, an dem man „Szene-Klamotten“ bekommen konnte, heutzutage kauft man alles das, was ihr anbieten könnt, im Internet. Überhaupt ist das Leben „online“ geworden. Dieser Beitrag (und seine Kommentare) bilden die Realität ab. Irgendwie schade, das stimmt.
Schön, dass sich jemand zu Wort meldet, der in einem der entsprechenden Läden arbeitet! Ich denke es ist ganz gut die jeweiligen Standpunkte und Blickwinkel Mal zu hören.
Wie Robert bereits erwähnte macht der Onlinehandel den stationären Stück für Stück kaputt. Aber nicht nur das, man darf nicht aus dem Auge verlieren, dass die Kaufkraft der Menschen nachgelassen hat. Selber arbeite ich auch im Handel und ich bekomme mit, wie sich die Zahlen nach der Coronakrise nicht wirklich erholen.
Aus der Sicht des Konsumenten kann ich es auch nachvollziehen, dass die Leute abwägen, was sie wirklich benötigen und schauen wo es günstigere Alternativen gibt. Mache ich genauso und natürlich überlege ich nicht lange, wenn ich bei Primark einen Nietengürtel für 8 Euro bekommen kann, während ich in Szeneläden 20 Euro und mehr dafür bezahlen soll.
Dass die Qualität der Szeneware, wie hier auch schon erwähnt wurde, nicht immer die Beste ist, kommt leider dazu.
Zudem ist mein persönlicher Eindruck, dass es in den Shops keine große Auswahl gibt. Ich kann nun nur die Onlineshops vergleichen und was sich die Jahre zuvor mir zeigte, war überall die gleiche Ware. Eine zeitlang führte jeder Queen of Darkness, nun scheint es vermehrt Killstar zu sein. Wie bereits schon erwähnt, spricht mich die heutige Szenemode auch einfach nicht mehr an.
In dieser Hinsicht ist der Szenehandel natürlich auch der Leidtragende, weil der gleiche Artikel an vielen anderen Stellen auch angeboten wird. Ins blaue vermutet, wäre es vll. nicht schlecht, wenn da mehr Vielfalt da wäre.
Aber wie gesagt, alles nur meine Eindrücke.
Aktuell interessieren mich tatsächlich eher nur kleine Selfmade-Anbieter aus der Szene wie man sie z.B vereinzelt auf Festivals und Veranstaltung findet und dann auch nur Accessoire wie Haarschmuck, Buttons und Patches, die zu meinem Stil passen.
Oh, bei euch hab ich vor zwei – oder drei? – Jahren Stiefel bestellt, und fand euren Service wirklich ganz toll, da ich das erste Paar umtauschen musste und beim anderen dann erstmal wegen der Größen rumlöchern.
Ich weiß nicht mehr mit wem ich da geschrieben hatte, aber die Konversation war sehr nett und – ja fast schon freundschaftlich, wenn man das so sagen kann.
Tut mir aber natürlich ebenfalls leid zu hören daß sich das nur mit der Szene allein nicht (mehr) so trägt – wie schon bemerkt wurde – das ist leider ein großflächigeres und komplexeres Problem, ich bin, wie auch schon gesagt, selbst „Produzent“, aber eben Einzelanfertigungen, hauptsächlich Theater/Film und Cosplay für Privatkunden.
Abgesehen davon daß es in dem Bereich jetzt auch zurückgegangen ist – als ich angefangen habe (das ist jetzt 10 Jahre her) – dachte ich mal, mein Hauptkundenkreis kommt dann ganz sicher aus meiner Szene – am Ende ging meine Erfahrung damit aber mehr in die Richtung daß von der Seite am meisten Gemecker bis Ablehnung kam – klar daß das im Grunde auch nur ein Teil der Szene ist aber – es frustriert schon.
Ich hab dann einen weitaus verträglicheren Kundenkreis eben bei den SciFi Cosplayern gefunden. Allerdings habe ich keinen physischen Laden und somit sind zumindest meine Unkosten drumrum nicht ganz so schlimm.
China tut sein übriges – ich schau mich zumindest immer mal um – weil am Ball bleiben und so – und – zugegeben, designtechnisch hats da wirklich teilweise interessantes Zeug, aber die Dumpingpreise und der ganze Schwanz Probleme der da dranhängt ist natürlich – Mist und schadet solchen textilen Nischen wie unseren dann auch mit.
Vonwegen Qualität – die hat leider auch bei den „Rohstoffen“ massiv abgenommen, seit Corona bin ich stellenweise mehr mit Reklamieren von Stofflieferungen beschäftigt, als mit dem Vernähen selbiger … trotzdem werden auch Stoffe natürlich teurer, ist also insgesamt ein ziemlicher Teufelskreis bei dem natürlich auch die knappen Kassen der Leute dann mit reinspielen.
*kopfkratz* Ich überlege gerade, wann ich das letzte Mal in einem der obengenannten Läden auf der Suche nach Oberbekleidung war… C&A glaub ich, so vor 10 oder 15 Jahren…? Die hatten damals zumindest noch die beste Qualität… diese wirklich billig zusammengekloppten Sachen von H&M und Co. mag ich nicht.
Ich hab für mich die Erfahrung gemacht, daß ich besser und langfristig auch billiger fahre, wenn ich nur Zeug kaufe, wo man nicht schon im Laden durch den Stoff durchgucken oder das Kleidungsstück bereits am Bügel völlig verziehen kann. Und wenn ein T-Shirt dann neu nicht fünf Euro kostet, sondern 25, dann ist das halt so. Dafür habe ich dann auch jahrelang was davon (gelegentliches Nachfärben vorausgesetzt).
Von Unterwäsche und ähnlichem mal abgesehen, kaufe ich daher falls immer möglich entweder hochwertige gebrauchte Sachen, nähe selbst oder belämmere mein Weibchen deswegen ;-)
Ich mach es mir da recht einfach: Hosen aller Längen in Ausdauerqualität gibts in der Berufsbekleidung (z.B. schwarze Zimmermannshosen, glatt, kein Cord), schwarze/dunkle Hemden kaufe ich beim Herrenausstatter. Mein letztes im August in Bukarest.
Gute Qualität kostet Geld, aber die Sachen halten ewig und bleiben in Form. Ansonsten habe ich auch kein Problem mit bereits getragenen Sachen, wenn ich zu ihnen und sie zu mir passen.
Ich trage einfach klassisch schwarzes Hemd, Schwarzes T-Shirt und schwarze Cargo-Hosen weil sie einfach schön luftig sind also für den Alltag, und zum ausgehen ganz Dekadenz Herrenrock schlicht, Hemd (in dunklen Farbtöne), Weste und Krawatte (angepasst an das Hemd)🦇🌚🦇🖤
Ich kaufe überall, habe keine festgelegten Labels und/oder Modeketten. Ich kann überhaupt nicht nähen, damit fallen Eigenkreationen komplett weg. Verschönern, etwas aufnähen oder zerreißen, whatever, das war´s dann auch schon. Schneidern kann ich null. Viele Sachen habe ich in Karlsruhe gekauft, da gab es vor vielen Jahren das X-Trax was aber schweineteuer war. Um die Ecke gab´s nen Gothic Second-Hand-Store wo ich viele coole Sachen fand und das für einen tollen Preis. Die besitze ich heute noch und trage sie auch (wenn ich noch reinpasse). Schwarze Jeans kaufe ich wo sie mir gerade gefallen, Stoffhosen mag ich nicht. Unterwäsche bei H&M und ansonsten besteht mein Arsenal aus Band-Shirts und Hoodies, zum Teil recht abgeranzt und fertig aber ich schaffe es nicht mich davon zu trennen. Zuviele Erinnerungen ;-)
Ich habe leider immer das Problem, dass ich selbst in den „normalen“ Kollektionen der Bekleidungshändler selten etwas finde, das mir auch nur annähernd passt *hust*zu klein, zu fett*hust*.
Hosen z.B. müssen immer gekürzt werden und sitzen dann trotzdem oft nicht so wirklich richtig, weil der Schnitt einfach für längere Personen gemacht ist. Hemden … ach, reden wir nicht drüber.
Dazu kommt, dass es für Männer an Auswahl fehlt, die über T-Shirt mit oder ohne Druck, Hemd, Hose mit oder ohne Löcher und Pulli mit oder ohne Druck hinausgeht. Kurz: es ist laaaaangweilig.
Leider finde ich meisten Klamotten aus Szene-Shops auch eher weniger attraktiv, da dort oft für meinen Geschmack zuviel unnötiges Gebimsel („Noch eine Schnalle hier, dort noch eine Niete mehr, auch ein Riemen muss noch her!“) dran ist, das zudem oft einfach nur billig wirkt.
Klamotten shoppen ist mir daher generell ein Graus, weshalb ich dazu übergegangen bin, eher hochwertigere und dadurch oft langlebigere Basics zu kaufen (was nicht unbedingt viel teurer sein muss und sich langfristig in jedem Fall auszahlt), mit denen ich halbwegs leben kann.
Primark boykottiere ich generell, Hager&Mager ist i.d.R. von Schnitt unpassend und hat eine besch… Qualität, C&A ist akzeptabel und qualitativ noch nicht ganz so schlecht (zumindest bei den Hosen) und hat den Vorteil, dass dort eher für ein älteres Publikum geschnitten wird, das von der Körperform her nicht mehr ganz so filigran ist.
T-Shirts kaufe ich als Basics gern mal im 5er-Pack wenn ich die Qualität vorher getestet habe, oder bei der Marke des Herrn Grupp (die Qualität ist tatsächlich recht gut und im „Test-Shop“ nur halb so teuer wie im normalen Laden), T-Shirts mit Druck nur direkt von Bands. Eventuell werden die dann auch gekürzt oder angepasst, kleinere Löcher (v.A. an Nähten) selbst geflickt. Ausgediente T-Shirts gehen immer noch als Nachtwäsche :D Auf diese Weise hatte ich T-Shirts teilweise schon 15, 20 Jahre in Gebrauch, bis sie auseinandergefallen sind.
Hemden lasse ich mir von entsprechenden Online-Schneidern als Maßkonfektion schneidern: man gibt seine Maße an, und bekommt einen Standard-Schnitt entsprechend angepasst. Wenn man weiß, worauf man beim jeweiligen Schneider achten muss, bekommt man echt gut sitzende Ergebnisse, was für mich einen großen Unterschied macht (nämlich den zwischen „Hemd“ und „Zelt“).
Hosen kürze ich selbst und nähe dann in der Regel gleich noch zusätzliche Gimmicks ein (Schlaufe, um den Schlüssel am Karabiner in die Tasche einzuhängen, zusätzliche Taschen/Fächer, versetzte Knöpfe, zusätzliche Gürtelschlaufen usw.).
Jacken kaufe ich dann beim Szene-Shop oder Online-Versand und bringe sie zum Änderungsschneider, um z.B. Ärmel kürzen zu lassen. Oder ich lasse es einfach…
Da grundsätzlich alles Schwarz ist, wirkt es meist in der Kombination angemessen „gruftig“, auch wenn es eigentlich eher Standard ist. Und je besser der Sitz ist, desto eher schaut es auch gut aus.
Zufriedenstellend individuell ist das natürlich insgesamt nicht wirklich, aber es hat zumindest den Vorteil, dass ich recht selten in die Verlegenheit komme, neue Klamotten kaufen zu müssen. Nebenbei rede ich mir ein, dass mein geringer Konsum die Umwelt schont und Müll vermeidet.