Seit nahezu 2000 Folgen ermitteln die „K11 – Kommissare im Einsatz“ im Programm von Sat.1 für den Vorabend in geeigneten Kriminalfällen. Im vorliegenden Fall, über den wir dringend sprechen müssen, finden Touristen, die sich auf einer geführten Grusel-Tour über den Friedhof befinden, die Leiche einer jungen Frau. Ein mysteriöser schwarzer Geistermann soll die Tote auf einem Grab abgelegt haben.
Es dauert nur Sekunden, bis den Zuschauer die aufdrängende Nähe zur Gothic-Szene erdrückt. Langsam schnürt sich die Kehle zu, während ich mit einer Mischung aus Schockstarre und Sensationslust gebannt auf den Monitor starre. Ich kann vor Spannung kaum noch atmen! Es könnte natürlich auch am viel zu engen Halsband liegen, das ich umgeschnallt habe, um diese Folge des K11 aus der authentischen Sicht eines Gruftis zu gucken.
Fein säuberlich drapiert liegt ein toter Grufti auf dem Grab von einem gewissen Ralf Schwarz. Eine aus dem Leben gegriffenen Gruppe Touristen, die sich auf einer Grusel-Tour befinden, haben sie entdeckt. Kommissarin Alex vermutet, die Frau stammt aus der Grufti- oder Gothic-Szene. Ihre Kollegin Dani kennt sich aber leider auch nicht aus. Praktischerweise haben die Touristen das dunkle Ritual der Leichenablegung gefilmt, auf der auch zu sehen ist wie der Geistermann verschwindet und anschließend Schreie zu hören sind. Sofort nehmen die beiden Kommissarinnen die Spur auf, den das Video ist ja erst 20 Minuten alt. Und natürlich ist in keiner Weise fraglich, dass seit der Tat und bis zur Befragung der Touristen erst 20 Minuten vergangen sind.
An einer anderen Stelle des Friedhofs – so stellt sich heraus – wurde eine junge Frau vergewaltigt. Doch der Geistermann hatte damit nichts zu tun, der hat nur die Leiche der jungen Frau – die eines natürlichen Todes gestorben ist – auf das Grab gelegt, so die Ermittler. Der Pfarrer, der sich in der Totenhalle des Friedhofs herumtreibt, bringt wenig Licht ins Dunkel, obwohl er fleißig Kerzen anzündet. Der Friedhof – so erzählt er – sei ein beliebter Treffpunkt für schräge Gestalten der Esoterik- und Gothic-Szene. Von der Leiche oder den Hintergründen hat er allerdings keine Ahnung, während die Kommissarinnen ein „okkultes Ritual“ vermuten. Wer kennt sie nicht? Die mysteriösen Leichenablegungsritualen bei Tageslicht! Ein uralters okkultes Ritual.
Masha, eine Gelehrte aus Esoterikkreisen mit eigenem Laden ist die nächste dunkle Spur in diesem nervenzerfetzenden Thriller.
Masha kennt leider auch keinen Zugang zur schwarzen Szene. Hätten sie mal mich gefragt. Für solche Fälle haben wir doch immer Test-Zugänge. „dunkleSeele666“ lautet das Passwort, wenn jemand fragt. Im zweiten Teil des Thrillers tauchen Alex und Dani also tiefer in die Gothic Szene. Erst die betroffene Mutter, die ihre brave Tochter an die Szene verloren hat und dann noch mal ein Nachschlag von Masha in Sachen Mythologie, denn schließlich heißt der vermeintliche Bösewicht, der Leichen auf Gräber legt, Orpheus. Eine Runde Tarot-Karten später fällt es dann Kommissarin Dani wie Schuppen von den Augen. „Das ist es!“ Heureka! Okay, das sagt sie jetzt nicht. Ich hatte nur ein Bedürfnis, Heureka zu schreiben.
Jetzt lauern die beiden Nachts auf dem Friedhof und hoffen das Orpheus auftaucht, um nach der Leiche Ausschau zu halten. Und klar, der üble Grufti taucht auf und will gerade Grabkerzen drapieren, als die beiden aus ihrer Tarnung heraus zuschnappen. Zwei Schnitte später finden wir uns im Verhörraum. Oh Goth, mir stockt schon wieder der Atem. Wer zur Hölle guckt sich sowas ernsthaft an? Also ehrlich. Hier ist alles so absurd, dass sich Spitzen der Pikes nach oben kringeln. Unfassbar talentlose Schauspieler gepaart mit einer lustlosen Geschichte und einer Inszenierung aus den Untiefen von Dantes Inferno.
Innerhalb der letzten 3 Videominuten (jetzt aber flott) löst sich alles auf und der Vergewaltiger wird Dingfest gemacht. Was das alles jetzt mit Gothic zu tun gehabt haben soll ist mir schleierhaft. Ich stell mir gerade die Drehbuchautorin vor, wie sie freudestrahlend von ihrer Idee berichtet. Ein Grufti, der eine Leiche auf dem Friedhof ablegt ist der wichtigste Zeuge in einem Vergewaltigungsfall und kennt den Täter zufällig aus seiner Schulzeit. Das ist der Stoff, aus dem die Träume sind.
Ist das Ablegen eines Leichnams auf dem Friedhof eigentlich verboten? Immerhin bleibt die Friedhofspflicht gewahrt, allerdings verstößt Orpheus gegen die Sargpflicht, die in Bayern noch gilt.
(Danke an Wiener Blut für die E-Mail)
Oh mein Goth… wer schaut sich sowas freiwillig an? Diese Sendung ist ja schon ohne Bezug auf die schwarze Szene nicht zu ertragen, aber diese Ausgabe ist mal wieder ein Knüller. Danke Robert, für das drauf aufmerksam machen. Ich wusste zeitweise echt nicht, ob ich mich für die Darstellung (inklusive fast aller Klischees) der schwarzen Protagonisten fremdschämen, oder über den Quark einfach nur lachen sollte. Ich hab mal beides gemacht.
Wenigstens wird bei dem ganzen Quatsch in regelmäßigen Abständen das geheime Hauptthema genannt: „Wir haben keine Ahnung!“ Danke, liebes K11 Team. Haben wir gemerkt. :D
Mein persönliches Highlight war übrigens die Idee, dass man am besten Esoterikläden aufsucht um Kontakt mit der schwarzen Szene aufnehmen zu können. Wie jeder Grufti weiß kennt man sich dort natürlich am besten mit dem Thema aus. :D Nicht das ich Begegnungen mit Gruftis dort gänzlich ausschließen möchte, aber die Chance dafür dürfte im Vergleich zu Diskotheken oder Festivals doch eher geringfügig ausfallen. Naja wenigstens haben die Karten nicht gelogen. xD
Als das vor ein paar Tagen bei Sat. 1 lief habe ich zufällig drüber geschaltet und das dann auch angeschaut. Vor allem: Eine Gruseltour auf einem langweilig modernen Vorstadtfriedhof..😑.
Sei gegrüßt,
ich frage mich was Du machst am Tage, schläft da der schwarze Geist nicht und erträumt neue Deko-Ideen inspiriert durch Hartz aber Herzlich ? Das ist doch un-*hust* Scheinbar scheinst Du Robert, diesem herrlich erfrischenden geistigen Tiefgang gesehen zuhaben, aber, Du hast ihm den letzten Spatenstich gegeben.
Es fehlen nur zwei Taler auf den Augen. *schmunzel* Doch darüber lache ich erst in meiner nächsten Inkarnation, gleich nach der Geburt.
Mit dunklen Gruß, Lox
Na da hab ich ja eine echte Perle durch Zufall gefunden… wenn auch eine extrem schäbige. Ich konnte das Zeug nur zwischen Entsetzen und Erheiterung schauen, und es hinterließ einen Hauch von Lochfraß im Hirn. Echte Qualitätsarbeit des deutschen Privatfernsehens.
Unglaublich – wer guckt sich so etwas an?
Krude Story und schlecht gespielt….