Wenn wir Frau Senftleben nicht hätten! Die hat einen Leserbrief an Antenne Brandenburg geschickt um der Redaktion der Sendung „VORgestellt“ die Familie Ruhbach nahezulegen. Eine Familie, „die etwas tolles bei ihr ausgelöst hat. Sämtliche spießige Vorurteile konnte sie einstecken und wurde eines besseren belehrt. ‚Wie Leute aussehen sagt nichts über ihr Wesen‘. Und weiter heißt es in ihrem Brief: Wendet euch am Besten direkt an Familie Ruhbach, ihr werdet begeistert sein!‘ Dem Rat sind wir glatt gefolgt.“ Präsentiert wird eine kleines aber feines Poträt über eine Brandenburgische Familie mit dem Mut ihre „Andersartigkeit“ auch in der Dorfgemeinschaft von Kathlow zu leben. Ist es ein Zufall, dass die nächst größere Stadt „Forst“ heißt? Ist es weiterhin ein Zufall, dass Dirk Ruhbach Forstwirt ist? Über diese Verbindung mit meinem Nachnamen muss ich einfach spekulieren.
Die Familie macht tatsächlich einen sehr sympathischen Eindruck und hat neben ein paar klaren Ansichten auch eine sehr Lebensbejahende Einstellungen: „Lebenseinstellung manifestiert sich in dunkler Kleidung und einer bestimmten Art an die Dinge heranzugehen. Ruhiger, sachlicher, toleranter. Und ein bisschen schwerere Musik und Literatur.“ Die obligatorische Schlussfrage, ob Grufties nun im Sarg schlafen beantwortet Dirk ganz souverän: „Nein. (lacht) Da müssen wir alle einmal hin, aber ich habe nicht das Bedürfnis im Sarg zu liegen oder Todessehnsucht, ich lebe gern.“ Dabei spielt er sich am Bändchen des letzten WGT. Vielleicht sieht man ja Teile der Ruhbachs auch auf dem diesjährigen WGT?
Offensichtlich bedeutet ein gruftiges Umfeld nicht eine zwangsläufig schwarze Entwicklung der Kinder, vielleicht trägt sich aber der „schwarze Gedanke“, der sich wie bei den Ruhbachs in einer bestimmten Lebenseinstellung manifestiert, weiter. Ich meine, es wäre auch vollkommener Quatsch anzunehmen, dass Jugendliche beim Eintritt ins Erwachsenenalter die Leidenschaft ihrer Eltern annehmen. Passend dazu kann ich den Artikel „Wünschen sich Gothic Eltern eigentlich Gothic Kinder?“ von Gothmum empfehlen, der diese Fragestellung noch einmal aufgreift und ein wenig ausführliche schildert, was Eltern sich für ihre Kindern nun wünschen, obwohl das eigentlich auf der Hand liegt. Kurzzeitige, unempirische und undokumentierte Studie meinerseits belegen: Nach einem anfänglichen „Mitlaufen“ folgt die Differenzierung, häufig sogar eine „Gegenteilige“ Entwicklung. Da hilft auch keine frühkindliche musikalische Prägung mit einfachen, schwarzen Kinderliedern, lieber Tobi von Werturteilsfrei. Ob sich diese Prägung einmal in der weiteren Entwicklung niederschlägt, ist noch unerforscht. Wir werden sehen und beobachten.
Tolle Familie! Und nicht nur, weil sie Grufties sind, sondern weil sie durchweg sympathisch und ausgeglichen erscheinen und sich ein kreatives, individuelles Leben gebastelt haben, sofern man das nach diesem kurzen Einblick beurteilen kann.