Aus einer Aktuellen Stunde vom Oktober 2008: „Mit einer Welt, mit einer Heimat, die viele Außenstehende erschreckt, die viele abstoßend finden und unheimlich. Aber Außenstehende haben meistens gar nicht die Chance, da mal reinzugucken in diese Szene.“ Wie gut, dass es den WDR gibt, dessen Moderatorin Anna Planken uns diese „fantastische“ (in Gänsefüßchen) Reportage ankündigt. Wagemutig und unerschrocken wagen sich tapfere Journalisten in die Höhle des Löwen, das Shadow in Leverkusen, um einige Szenegänger bei der Veranstaltung „Schattentanz“ nach ihren Beweggründen zu fragen.
Doch schon hier liegt der Hase im Pfeffer vergraben, denn offenbar scheinen der Schnitt oder die Anwesenden für ein merkwürdiges Bild verantwortlich zu sein, das dieses rund 4 Minuten lange Stück Film abgibt. So definiert Clubbesitzerin Claudia im spontanen Gespräch, dass „gruftig“ ausehen aus Lack, Leder und zerrissenen Strumpfhosen über den Armen besteht – was ich persönlich bezweifle, aber der Tatsache entnehme, das man hier zwischen Tür und Angel keine ausschweifende Definition erwarten kann. So viel kann ich zu ihrer Verteidigung beisteuern. Immerhin sei „schwarz“ das Gebot der Stunde und damit hat sie völlig recht.
„Was macht die Szene aus für Dich?“, fragt man die anwesende Nicole: „Einfach nicht mit der Mode gehen, einfach immer ein bisschen gegen den Strich aber trotzdem einfach noch liberal und tolerant zu sein.“ Der Berufskraftfahrer, der von seinem Chef gesteinigt wird, wenn er so rumläuft, betont damit, dass es wohl schwierig ist, das Styling mit dem Alltag in Verbindung zu bringen. Auf die Nachfrage, was den Gothic für Musik sei, antwortet der DJ wie aus der Pistole geschossen: „Dunkle, melancholische Musik“ – So ist es. Hätte er bloß nicht von der Lebenseinstellung angefangen. Journalisten springen nämlich auf solch spannenden Fragen knallhart an: „Was ist das denn für eine Lebenseinstellung?“ – „Das ist schwer zu sagen, da fragen sie besser mal den einen oder anderen Gast.“
Aha. Gute Idee, ich propagiere ja auch immer, dass die Szene vor der Bühne stattfindet.
Ein Gast meint: „Das ist halt ’ne Lebenseinstellung irgendwie.“ Auf der journalistischen Suche nach dem Kern dieser Lebenseinstellung antwortet er: „Ein bisschen gegen die Bunten zu sein. (Floskeln) Ist schwer zu erklären.“ Der junge Mann daneben nimmt immerhin die Worte Depressiv und Rebellion in den Mund, immerhin, wenn auch ein bisschen weit ausgeholt.
„Gothic – Modephase – Anders Sein – Samstag Abend Fun“ fasst die Sprecherin zusammen und hat die Suche nach „Gothic“ fast aufgegeben, bis ihr Szeneurgestein Friedrich in die Hände fällt, der die Gothic Szene seit 12 Jahren als Heimat betrachtet und das Ruder wenigsten inhaltlich wieder ins Lot bringt, auch wenn ich davon ausgehe, dass man ihn nur aufgrund seiner Erscheinung oder seines fortgeschrittenen Alters angesprochen hat. Wer weiß?De Dem Bericht ist zu Gute zu halten, dass er aus den vorliegenden Tatsachen das Beste gemacht hat.
Wizard of Goth – sanft, diplomatisch, optimistisch! Der perfekte Moderator. Außerdem großer “Depeche Mode”-Fan und überzeugter Pikes-Träger. Beschäftigt sich eigentlich mit allen Facetten der schwarzen Szene, mögen sie auch noch so absurd erscheinen. Er interessiert sich für allen Formen von Jugend- und Subkultur. Heiße Eisen sind seine Leidenschaft und als Ideen-Finder hat er immer neue Sachen im Kopf.
Ich bin dafür, dass Medienberichte über Gothics verboten werden. :-) Oder ich muss mir endlich mal ein paar Depressionen zulegen und im arg fortgeschrittenen Alter damit anfangen, gegen meine Elter zu rebellieren. Vielleicht sollte ich mir bei der Gelegenheit auch endlich Lack und Leder zulegen und mir überlegen, was ich gegen „Bunte“ haben könnte.
Ich nicht, finde die immer sehr unterhaltsam.;)
Wenn ich mir dort die Statements der „Gothics“ anhöre, ausgenommen Friedrich, was das denn nun für eine Lebenseinstellung wäre, fühle ich mich einfach zu alt für sowas.:-P
(Ja ok, vielleicht sollte ich mich doch mal dem Gothic Friday anschließen und ein bischen was über mich erzählen ;) )
Für mich stellt sich da immer die Frage nach den Ursachen für die nicht zufriedenstellenden Berichte. Liegt es an der journalistischen Betrachtungsweise von außen? Oder daran, dass ein Großteil der denkenden Menschen die Kamera eines Fernsehsenders verständlicherweise meidet wie der Teufel das Weihwasser? Vielleicht liegt es auch daran, dass vieles sozusagen zwischen Tür und Angel gemacht wird? Sicherlich sind die schrecklichen Darstellungen aber auch darin begründet, dass Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen werden. Ich kann mich da dunkel erinnern, dass einige Mädels für einen Beitrag über das WGT interviewt wurden, wobei hierbei über Gott und die Welt gesprochen wurde. Im Beitrag selbst tauchte dann aber nur der kleine Teil auf, in welchem Klamotten thematisiert wurden. So kann man leicht jeden Gesprächspartner oberflächlich und zuweilen auch dumm wirken lassen.
So ein Schmu :D
Naja, was will man auch von zusammengeschnittenen 4 min Berichterstattung erwarten. Nicht gerade ein leuchtendes Beispiel für guten Journalismus, aber auch nicht so, dass ich mich darüber aufregen müsste – ich halte es dabei wie Pixella. Da geht es noch einige Nummern schlechter – mit maßloser „Klischeeüberspitzung“. Mir fällt aber auch auf, dass bis jetzt noch nie etwas Tiefgründiges über die Gothic-Szene berichtet wurde und noch nicht einmal aus den 80ern kenne ich einen wirklich guten Bericht darüber. Oder habe ich da etwas übersehen? Gibt es nur mäßig bis schlechte Reports? Kann man dem entgegenwirken? Ach, Fragen über Fragen…
Zum Bericht:
[…]Dunkle melancholische Musik, überwiegend[…]
Sprach der Blondschopf, nachdem die Kamera über Agonoizes Album »Sieben«, Blutengels irgendwas und der »Embyodead« von :wumpscut: gefahren war. Ich mag diese Ironie, die sich bei solchen Berichten immer in den Details verbirgt.
Der Sache mit dem Dresscode stehe ich noch immer skeptisch gegenüber. Bin ich doch kein Freund von solchem Blödsinn.
Wer die Musik mag und wer mit seinem geistigen Wesen in solche Clubs passt, der sollte da auch hinein dürfen. Und nicht in die verzweifelte Lage gebracht werden, nun auf Krampf die schwarzen Sachen innerhalb der Familie zusammenzuklauen.
Für mich steckt das mit meiner heißgeliebten Maskenball-Mentalität unter einer Decke. Zwar passen sich Auftreten und Musikgeschmack schon gegenseitig an, aber nicht automatisch und nicht immer. Manche mögen zwar die Musik, doch der »Dresscode« ist denen zu albern.
Zu Marcus:
[…]Liegt es an der journalistischen Betrachtungsweise von außen? Oder daran, dass ein Großteil der denkenden Menschen die Kamera eines Fernsehsenders verständlicherweise meidet wie der Teufel das Weihwasser? […]
Ich hoffe einmal, dass dieses der Grund ist, weshalb sich nur Gestalten zu Kommentaren genötigt sehen, die im Grunde nicht viel auszusagen haben. Ansonsten sehe ich schwarz…
Ich wäre ja dahingehend für einen Kompromiss oder ein Quid-pro-quo-Spielchen. Wenn mir die Dame hinter dem Mikrophon eindringlich erklären kann, warum sie so ist wie sie ist und was ihr Anderssein ausmacht, so werde auch ich es versuchen. Ohne dabei solche Phrasen zu dreschen, die man in jeder Regenbogenpresse nachlesen kann. Allerdings ohne laufende Kamera.
„[…]Dunkle melancholische Musik, überwiegend[…]
Sprach der Blondschopf, nachdem die Kamera über Agonoizes Album »Sieben«, Blutengels irgendwas und der »Embyodead« von :wumpscut: gefahren war.“
Genau DAS habe ich mir auch gedacht
„Ich bin dafür, dass Medienberichte über Gothics verboten werden. :-)“
Kann ich nur so unterschreiben. :)
Nee mal ehrlich, gibts überhaupt einigermaßen gute Reportagen bzw. Berichte über die Szene? Ich hab das Gefühl, das in den allermeisten Fällen nur die Leute vor die Kamera geholt werden, die außer Blödsinn oder Gestammel nix konstruktives von sich geben können
Ich bin mittlerweile abgehärtet, was solche Berichte betrifft.
Qualitativ war er sicher nicht gut.
Von der Tatsache, dass die gezeigten Musik CD’s mich zum schmunzeln brachten, seh‘ ich mal ab.
Ich denke, dass viel mehr Leute interviewt wurden und sicher auch intelligentere Dinge gesagt wurden, aber damit macht man keine Quote.
Wenn man eine gute Doku darüber will, muss man sie wohl selber drehen und auf Youtube uploaden.
Zum Thema Dresscode: Es kommt auch sicher drauf an, welche Erfahrungen man im Club selber gemacht hat. Ich kenne kleinere Clubs die wirklich Probleme mit Gaffern und Pöblern hatten und das durch den Dresscode eindämmen konnten…
Aaaah, endlich kann ich mal meinen Frust übers „Shadow“ loswerden. Diesen oft in der Szene gehörten, „legendären“, alteingesessenen Club hab ich zusammen mit r@zorbla.de & Friends im Februar besucht und es war genauso wie hier im Bericht gezeigt: Panne!!
Es war zwar bei unserem Abend dort nicht der DJ, der hier im Beitrag spricht, sondern irgendjemand Langhaariges, die Musik war einfach nur schlecht, die hatten da eine wilde Mischung aus Songs, die irgendwie alle nicht aneinander passten (nach Dead Can Dance – was einer der wenigen positiven Lichtblicke war – kam sozusagen Spetsnatz), viel utz utz wie man es auch im Beitrag hört, und die Leute… nuja. Komisch schon irgendwie. Also nicht so das, was ich aus dem Rhein-Main-Gebiet gewohnt bin. Wenig Eigenständiges, viele Feierabend-Gothics (sag ich mal so), viele sahen aus wie reingeborgt. Außerdem ein ziemlicher Alk-Pegel in dem Laden. Es blieb einem aber auch nicht viel anderes übrig, denn die Musik war wirklich sooooo schlecht. Hinzukam, dass man in einen Raucherclub einwilligen muss. Mir ist das ja wurst, aber einige meiner Freunde sind ziemlich strikte Nichtraucher, die waren nicht so begeistert.
Aber diese Musik – echt, mein Freund ist 2x zum DJ und hat mehrere Sachen auf den „Wunschzettel“ geschrieben, ich 1x, r@zorbla.de auch, ein Freund noch was – alles in die selbe Richtung (aber nix Extravagantes), damit der DJ auch merkt, es ist Publikum für so Musik da. Beim 2. Mal ging mein Freund dann hin, fragt nach Grauzone „Film 2“, der DJ zückt die CD (er hatte sie immerhin!!), nickt. Das Lied oder irgendwas von Grauzone kam nicht – noch irgendwas von den Oldschool-EBM-Sachen, die wir uns nach Absprache „im Kollektiv“ gewünscht hatten. Ein deprimierender ABend. Im Shadow war ich genau 2x: zum ersten und zum letzten Mal.
Der einzige Pluspunkt an dem Laden: von der Deko und Ausstattung her sowie den GEtränkepreisen ist er ganz gut.
Die Reportage: ich würde sagen, dass da nicht so viel rauszuholen ist aus dem Laden. Auch den Friedrich habe ich an dem Abend gesehen. Überzeugt hat er mich nicht. Und sicher gibt es da auch Leute mit „akzeptablen Meinungen“, die aber kamerascheu waren. Ich würde mich auch definitiv nie für eine Reportage für/von einem Fernsehsender hergeben. Man weiß wirklich nicht, was am Ende raus- oder zusammengeschnitten wird. Und alles folgt immer nur einem Motiv: es muss Schlagzeilen machen! Schockierend sein! Irgendwie extrem – auch in nicht-vorhandenen Ansichten!
Wenn ich das von shan_dark so lese, dann fühle ich mich bestätigt in dem Gedanken der mir beim anschauen kam:
Das ist nicht meine Welt. Das ist fremd, obwohl es doch gleich heißt.
@shan dark
Ich muss hier – obwohl der Fernsehbeitrag so schlecht ist – mal die Kollegen in Schutz nehmen. Es geht ihnen nicht unbedingt darum, Schlagzeilen zu machen oder zu schockieren. Viele wollen tatsächlich einfach nur einen interessanten Beitrag machen.
Das Problem ist, dass sowohl im Radio als auch im Fernsehen die Beiträge auf wenige Minten zusammengestrichen werden. Beschreibe mal in vier Minuten eine Szene oder gar eine Lebenseinstellung. Selbst mir würde das schwer fallen. Wenn dann auch noch die Interviewpartner wenig aussagekräftige O-Töne liefern, dann war es das.
Nur mal so aus Neugier. Das war nicht zufällig dieser DJ hier? (Bild links in der Mitte und unten):
Orphi: Ich weiß nicht, ob es dieser DJ war. Es war dunkel und ich hab meine Wünsche auf nen Zettel geschrieben. An das Gesicht kann ich mich nicht erinnern. Pete Steele war es jedenfalls nicht ;o).
Oh ha dann verschweige ich mal besser, dass ich früher regelmäßig im Shadow war *hust* Aber das mit dem Dresscode finde ich persönlich gut. Gaffer gab es an Abenden ohne genügend. Und Gaffer gibts in Clubs ohne Dresscode immer.
Gefallen hats mir eigentlich immer. Es ist irgendwie entspannend aus dem Alltag raus zu kommen und dann im Club immer die gleichen Gesichter zu sehen. Irgendwie ein „nach Hause kommen“. Ich war nun aber schon seit Jahren nicht mehr da, weil ich nicht mehr in der Gegend wohne.
Mir geht es ähnlich wie dem Konsens der Kommentierenden. Ich bin mir nicht sicher ob man wirklich keine Aussagestärkeren und zum Interview bereiten Menschen findet, oder es wird bewusst oberflächlich gehalten in dem man die, die wirklich was zu sagen haben rausschneidet. So ist die Zusammenfassung die ich bereits oben (Stichwort Party) zitiert habe wohl die Botschaft, die man dem Publikum vermitteln will oder kann, das lassen wir mal dahingestellt.
Darüber hinaus scheitert die Erklärung tatsächlich im Kern der Sache, denn es gibt einfach keine allgemeingültige sondern viele individuelle. Das ist auch ein Bild, das die Teilnehmer des Gothic Friday vermitteln. Bleibt die Frage nach einheitlichen Grundelementen auf die man sich berufen kann, ich kann mich immer noch nicht auf eindeutige Begrifflichkeiten stürzen.
Dresscode finde ich auch nicht verkehrt, das muss ich ehrlich zugeben. „Bunte“ stören einfach das Gesamtbild und sind oft tatsächlich nur Gaffer oder Grabscher die ein paar Mädels in Lack-Minis sehen wollen. Natürlich darf Dresscode aber nicht heißen, das andere entsprechende Gestalten (Olivgrün @ Guldhan) nicht mehr reinkommen, das wäre Quatsch. Wer gerne mal die „Welt“ betreten möchte, ist herzlich dazu eingeladen, schwarze Klamotten (haben die meisten) sind einfach nur höflich.